Pester Lloyd, Dezember 1904 (Jahrgang 51, nr. 292-318)

1904-12-01 / 292. szám

— — — — — — — — « 7138 -i. . st Fig 3 Budapest, 30. November. %* Mit einem Fadelzuge zu Ehren der Nestoren wollen Die Hörer der Budapester Hochschulen die jüngsten Ereignisse an der Universität der Vergessenheit anheimgeben oder vielleicht im Gegentheile zur Quelle erhebender Erinnerungen machen. Preudigen Herzens wide auch das legtere jeder. Freund der Jugend begrüßen, wenn diese für die Zukunft hieraus die Lehre ziehen würde, daß ihr Pla in den Lehrsälen, am Studirtische, doch durchaus nicht auf der Straße it. Die akademische Jugend könnte ihren eigenen sönt­reffen und auch dem Vaterlande nicht besser dienen, als indem­ sie ihren Beruf, ihre Stellung im öffentlichen Leben erkennt. Sie muß ja dann geradezu überwältigt werden von der Erhabenheit, von der Wichtigkeit der Mission, die ihrer Haft, denn sie soll auf den verschiedensten Gebieten die Stüße und das fordernde Element aller nationalen und kulturellen Bestrebungen werden. Deshalb darf sie die ohnehin nicht gar zu reichlich bemessene Lehr­­zeit ausschließlich dazu verwenden, die wissenschaftliche Grundlage für ihre künftige Thätigkeit sich zu erwerben, den Hafen Elie für die ihrer Harcenden Aufgaben zu ver­­schaffen. Vor Allem aber muß­te von dem Selbstbewußtsein durchdrungen sein, daß sie viel zu gut und werthvoll ist, als daß sie sich zu den Sweden aktionsbedürftiger P­arteimänner Dürfte mißbrauchen lassen. Das müßte die Hochschuljugend aus eigener Erfahrung willen, daß bei jeder Demonstration in erster Reihe an sie appellirt wird, daß man immer in ihrem reife ein Beuer anzufachen sucht, von welchem sie am wenigsten weiß, wo und wen es Schaden verursachen wird. So versuchten auch diesmal einige Jahre der vereinigten Opposition, exit die Universitätshörer für ihre Pläne zu gewinnen. Eine Zeit lang wurde ihnen anerkennenswert der­­­ Widerstand geleistet, doch wer kann von der Jugend ver­langen, daß sie weiflichere Niederlegung befinden solle, als­­ Männer, welchen die Aufgabe übertragen worden, Die höc­heiten I­nteressen des Landes zu wahren, die Gesete zu­­ schaffen, die bestimmt sind, Freiheit und Ordmung zu erhalten, das allgemeine Wohl zu sichern und zu fordern ? So kam es, daß der außerhalb des Parlaments fortgelegte­­ Kampf der­ Obstruktion auch die akademische Jugend in ihre Kreise zog, was unmittelbar die heillosen Vorgänge an der Universität und die zeitmeilige Schließung aller Hochschulen der Hauptstadt zur Folge hatte. Man find "die Thore Dieser Stätten der Wissenschaft wieder geöffnet. Wenn die Jugend feßt zu ihrem Berufe zurückehrt und die weitere Sorge für die Ent­wirrung, den hiezu berufenen Faktoren überläßt, dann wird man ihr auch das diesmalige Ueberschäumen der Gefühle gern verzeihen, umso lieber, wenn die Lehren der jüngsten Tage nicht wir­­kungslos verhallen, wenn die jungen Leite endlich zu der Einsicht gelangen, daß nicht Diejenigen ihre Freunde sind, welche sie bei jedem Anlasse in den Strudel der Tages­­— — ereignisse Hineinreißen, ohne sich um die Folgen zu kümmern und ohne sich viel mit der Frage abzugeben, ob unter irgend­einem politischen Gesichtspunkte die Theilnahme der Jugend an Agitationen und­­ Demonstrationen zu ver­antworten­­­. Allerdings suchen zuweilen auch Meinister und Die an der Regierung befindliche Partei den Ver­eht mit der Jugend, aber immer ohne jede selbstliche Absicht und einzig und allein von ehrlichem­nteresse für diese geleitet. So hat auch Minister- Präsident Graf Tiga­yer jede Gelegen­­heit ergriffen, um im Kreise der akademischen­­ Jugend zu erscheinen. Doch hütete er sich wohl, von Anderem zu sprechen, als von der fünfzigen Bestimmu­ng der ugend, welche er nie dazur aneiferte, die nothwendigen Kräfte zu sammeln, um dereinst das Vaterland fchügen und stärken zu können. Haben and­ Diejenigen, welche die Universitäts­­che sie so leicht beh­ören konnten hörer zu Richtern über das Parlament anriefen, dieses Biel vor Augen gehabt? Nein, ihnen war es ausschließlich darum zu thun, in die Menffen, uud die sicher nicht im Stande sind, Die Natur der Hausord­­nuung von jener der Berfassung zu unterscheiden, ein intellis­gentes Element Hineinzubringen, welches der Bewegung einen sympathischeren Charakter geben sol. Da sie in der nüchternen Bürgerschaft seinen Anhang finden, nehmen sie Br Zuflucht zur tudirenden Jugend, die von pathetischen Worten leicht angezogen wird, ir jet und Die bösen Folgen der Ngitation wieder einmal abgewendet, doch läßt ich in feinem alle eine Entschuldigung für das gemissenlose Treiben der geistigen Urheber dieser Vorgänge finden, welche die Jugend durch Unwahrheiten irreleiten, um Die Komparterte der politischen Komödie auf den Glanz auszu­­statten. Die Anarchie der Begriffe, fan a unter Umpftänden die solcherweise erzeugt wird, gefährlich werden. Wie­­ folgen die Beamten, Advoluten, Seh später einmal & Ingenieure ır.­ei den Anordnungen ihrer­­ Vorgerechten fügen, wie sollen sie lernen, ihre Interessen denen der MI­gemeinheit unterzuordnen, wenn sie an der Hochschule ge­­wöhnt werden, selbst dann ihren Willen zu behaupten, wenn sie­ sie in eklatanter Weise gegen die Anstaltsgelege ver­­gangen haben? All dies ist der Opposition ganz gleich­­giltig, wenn sie mu über einige S Hundert Nehlen mehr verfügt, Die ihr­ zujubeln und das Koffuth­­lied singen.“ Wenn aber das Schidsal des Landes und das der Jugend am Herzen liegt, der wird Die Sache nicht so Leicht nehmen. Der Sugend kann man ‚an schwer einen Vorwurf machen. Sie war, wie bei jedem solchen Anlasse, auch jegt mir das Opfer ihres Temperaments, das — man braucht sich darü­ber gar nicht zu grämen — in der Jugend gewöhnlich stärker ist, als die leidenschaftslose Erwägung. BVBerdammenswerth u­­mm das Vorgehen Der­­jenigen, welche trog der Erfahrungen der vertroffenen Jahre die Studenten wieder verhegt und auf die Straße gelobt haben. Besonders hart man aber die Haltung jenes Professors der Kolozsvarer Universität beurtheilt werden, der das in ihn gelegte Vertragen der Unterrichtsverwaltung und der Jugend so arg mißbraucht und enttäuscht hat. Seit einer im Gebäude der erwähnten Universität statt­­gehabten Studentenversammlung hat d­ieser Professor einfach ertremne­n Parteipolizik­ getrieben — und das ist ater seinen Gesichtspunkte zu entschuldigen. Es geht nicht an, daß ein Mann, der die Aufgabe über­­nommen hat, die Jugend in Die Wisssenschaft einzuführen, ihr die für den künftigen Beruf nothwendigen Qualitäten und Kenntnisse beizubringen, an der Stätte seiner ihm vom Staate übertragenen Thätigkeit die Leidenschaften erregt und die Studenten zu Handlungen aufreizt, von denen er sie ab­­halten müßte. Wohl ermahnt er Sie, ihren Studien auch weiter abzuliegen­, doch teilt er dies nur als eine Aufgabe zweiten Ranges hin, die erst Fortzufehen sei, wenn Die Studenten Alles gethan haben, um für Die der Budapester Universitäts­­jugend angeblich zugefügte Beleidigung Satisfaktion zu erlangen. Dabei versuchte Herr Dr. Stefan Apathy, Dessen Tach­ die Zoologie ist, das Staatsrecht seiner vergleichenden Anatomie zu unterwerfen, was aber weder ihm, noch dem Staatsrechte gut bekommen ist. Denn er stellt Lehrtäge auf, die jenem Kollegen für Staatsrecht nicht wenig Mühe machen werden. Da dieser Hoffentlich trachten wird, seine Hörer wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Um jedem Sale it genug demonstrirt worden; es it nun hoch an der Zeit, daß nicht nur die Schüler, sondern auch manche Lehrer zu ihrem Berufe zurückkehren. & = ; Die Inne. Aus dem Klub der liberalen Partei. Der Klub der liberalen Partei hatte sie Heute wieder guten Besuches zu erfreuen. Unter den Anwesenden­ befanden sich auch der Präsident des Abgeordnetenhauses Desidver Berczel und Duastor Glävosijy. Herr v. P­erczel hat heute Abends die Hauptstadt ver­­lassen, doch wird er Montag wieder nach Budapest zur­­ckkehren, da die Mitglieder des Präsidiums an diesen Tage zur Besprechung des weiteren modus procedendi im Abgeordnetenhause eine Konferenz halten werden. Diese Berathung erscheint umso nöthiger, als nunmehr der Termin der Eröffnung der vierten Session des Reichstages immer näher heranrüdt. Der Zeitpunkt, wann der Reichstag, wieder zu­­sammentreten wird, ist derzeit noch nicht festgestellt, doch dürfte nach den bisherigen Dispositionen die Eröffnung der nächsten Session am 9. oder 10. Dezember erfolgen. Nebst Herrn v. Berczel war heute auch Herr v. E3ävofjy Gegenstand lebhaften Interesses im Klub. Ein ungarisches Abendblatt hatte nämlich gemeldet, daß Herr v. Csävofiy bei der von der Negierung eingeleiteten Aktion nicht mehr mitthun wolle und entschlossen sei, eine Wiederwahl zum Duästor des­ Hauses abzulehnen. Das betreffende Blatt wußte auch schon seinen Nachfolger in der Verson des Abgeordneten Alexander J Onyay zu nennen. An der ganzen Nachricht it jedoch kein wahres Wort. Weder denkt Herr v. Cs­avoffy daran, eine voraussichtliche Wiederwahl abzulehnen, noch kommt es dem Abgeordneten Alexander $ónyan in den Sinn, sich um die Stelle eines Duäftors zu bewerben. Beide Herren dementirten Das in Nede stehende falsche Gerücht auf das entschiedenste. Die Abgeordneten bestürmten den Duäftor um Auskunft über die angebliche Parlamentsmache, die­ er organisirt haben soll. Here v. ESávofjy­­ erklärte jedoch, daß es sich seines­­wegs um eine Parlamentsmache handle, sondern daß er im Ein­­vernehmen mit dem Präsidenten blos das Dienerpersonal des Hauses vermehrt habe. Laut der neuen Hausordnung obliegt nämlich die Durchführung jener Verfügungen, welche der Präsident im Interesse der Aufrechthaltung der Ordnung und der Würde des Hauses im eigenen Wirkungskreise und im Sinne eines Beschlusses des Hauses treffen wird, dem Duastor.. Laut dem 314 de3. ©.­W. IV : 1848 aber erfolgt die Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung im Parlament durch Saallommisfäre und das Gejek fügt Hinzu, „im Bedarfsfalle auch Inanspruchnahme der Nationalgarde”. Von der Verwendung der letteren kann wohl derzeit nicht die Nede sein, da es eine Nationalgarde nicht mehr gibt. Um jede dem Duäftor, wie den Saalfommisfären die Möglichkeit zu bieten, die Ruhe und Ordnung aufrechtzuhalten, erwies sich eine Vermehrung des unter ihren Befehlen stehenden Dienerpersonals als nothwendig. Deshalb wurden provisorisch 40 neue Saaldiener angestellt, die im Saale selbst, in den Wandelgängen und eventuell auf den Galerien zur Aufrecht­­haltung der Ruhe und Krenung verwendet werden sollen. Diese 40 Diener bekommen eine von der Uniform­­ des übrigen Dienst­­personals abweichende dunkle Kleidung mit einem trifoloren Bande. Ihr unmittelbarer Chef wird der Obersaallommisfer Sarlas sein. Im Uebrigen ist ihr Wirkungskreis noch nicht genau umschrieben ; man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß sich Die für Montag anberaumte Besprechung der Mitglieder des Präsidial­­bureaus auch mit dieser Frage beschäftigen wird. Dem Präsidium­ der liberalen Wartet sind heute wieder zahlreiche Begrüßungsdepeichen zugenommen, unter anderen eine aus dem Wahl­­bezirk­ des Barons vor Kaas. Von den Mitgliedern der Regierung waren heute Abends Minister-präsident Graf Tip­a, sowie die Minis­ter Hierony­mi Berzevicezy, Talliarnr und BIHR im Klub erschienen. Graf Tip­a begibt sich morgen Früh bekanntlich in Begleitung zahlreicher Mitglieder der liberalen Partei zur Versammlung nach Győr. Doch wird er am Abend wieder nach der Hauptstadt zurückkehren. Wie verlautet, wird die nächste Stadt, in welcher der Minister-Präsident sprechen wird, Szolnof fein. Dort hält nämlich die liberale Partei am 8. Dezember eine Versammlung und es ist sehr unwahrscheinlich, daß an derselben auch Graf­ Tiba theil­­nehmen wich. Aus oppositionellen Kreisen. In den oppositionellen Parteillubs bildet die vom Präsidenten des Abgeordnetenhauses angeblich angeordnete Organisirung einer neuen Parlamentsmache nahezu den ausschließlichen Gespräch­­gegenstand. Die Opposition erblickt hierin einen weiteren Schritt auf dem­ von der Regierung eingeschlagenen Wege. Da die Hoffnungen der Minorität auf eine Dek­omposition der liberalen Partei oder auf die Erzielung einer imposanten Kundgebung des Landes zu Gunsten der O­pposition fehlgeschlagen sind, erwartet die vereinigte Opposition, daß das Magnatenhaus ihr zu Hilfe eilen werde. Wie verlautet, soll in der heutigen Konferenz des leitenden Ausschusses der Opposition die Stage ventilirt worden sein, ob es nicht möglich wäre, dab im Falle der expeditiven Erledigung der Indemnitätsvorlage im Abgeordneten­­hause die Opposition im Magnatenhause die Acceptirung der Vorlage doch Obstruktionsreden verhindere. «. Der Abgeordnete Julius Gul­erer«hielt heu­te al­s Täpid- Szentmárton ein von mehreren Wählern unterfertigtes Begrüßungs­­telegramm. Gestern Abends hielten die in Wien wohnenden oppositionell gesinnten Ungarn eine V­ersammlung, um gegen den Plan zu demon­striren, daß Graf Tipa seitens Der Wiener Ungarn in Györ begrüßt werde. Es wurde eine Resolution angenommen, in der die „unabhängigen“ Wiener Ungarn auf das entschiedenste dagegen protestiren, daß die erwähnte Deputation den Grafen Tia im Namen der „Wiener Ungarn“ begrüße. Er wurde ferner beschlossen, an den Grafen fika eine Protestdepeiche zu richten. Zustimmungsfundgebungen. Minister-Präsident Graf Stefan Tipa erhält noch fort­während zahlreiche Begrüßungen. So kamen ihm heute unter anderen wieder Depeschen und Zuschriften zu: von den liberalen Wählern der Wahlbezirke Bonyhád, Kissend, Ujverbát, Magytapolcsány, Grjef­­ujvár, von der Györer Lloydgesellschaft, von der Györer Handels­­und Gewerbekammer, von der liberalen Partei des Komitats Udvar­­hely, der jön. Freistadt Komárom, den Kommunen NagyBöllös, Esenger, Zalatna, vom Redakteur des in Temesvár erscheinenden „Deutsch-ungarischen Volksfreund“, ferner von den Repräsentanten der Gemeinden Szabadfalı, Temesujfalı, Csárova, Yapenova, Makovecz, Germán, Meffics, Magyarkalos, Oppova, Sizdia, Gizellafalva, Szillas, Rukarecz, Mofinca und Medves. Raul Sandor gegen die Obstruktion. An anderer Stelle berichten, wir über die Generalversammlung des durch die Fusion der Landes-Handels- und Gewerbehalle und des Bürgerklubs des V. Bezirkes entstandenen Vereinigten Leopoldstädter Bürgerklubs. Nach der Generalversammlung fand ein Bantet statt, bei dem aktuelle politische Neben gehalten wurden. Den Reigen der XToarte eröffnete Dr. Bernhard Fried­mann. Er knüpft Reflexionen an­ die alten Zeiten, wo die Abge­­ordneten von ihren Wählern mit Instruktionen versehen in den Reichstag geschieft wurden. Diese Zeiten sind vorü­ber. Doch wie gut wäre es, wenn dieses System zum Theile noch bestehen wü­rde, denn dann wü­rde sich der Willen der Nationen gegen jene Störenfriede richten, die nicht das Heil, sondern nur den Nurm der Nation bez­­weden. Wir besigen in Paul Sándor einen Abgeordneten, der der Jsnsteaktionen nicht bedarf und mit richtiger Auffassung die Interessen seiner Wähler vertritt. Auf das Wohl Paul Sandor’s erhebt er sein Slos. (Lebhafte Gljenrufe.) " 0 z weil wir im Interesse des Landes so handeln mußten. 34 mußte mehl, daß auch 0 Hierauf erhob sich Paul Sándor und jagter Geehrte Herren! Ich schulde Ihnen um endlichen Dank dafür daß Sie Die Fusion der zwei magaban Bere dieses Berg ermöglichten, wie auch dafür, daß Sie mich zu den Präsidenten wählten. ch weiß wohl, welcher s­chweren Probe ich mich unter­­werfe. Es wird eine schwierige Arbeit sein, , unseren Verein voll­­kommen , einheitlich zu gestalten, doch flößt mir der Umstand Ver­­trauen ein, daß in ‚uns Allen in dieser Beziehung der gute Wille vorhanden it. Für mich hat diese Fusion­ noch eine wichtige Be­­deutung. Zu einer Zeit, mo ein großer Theil der Abgeordneten nicht weiß, die er handeln soll, mo vielen ihre Mandate Sorgen verursachen, beweist mir ihre Fusion, daß ich den richtigen Weg wandle. Ich gestehe, seitdem e3 zur Sprache Fam, e3 müsse gegenüber dem parlamentarischen Zustande im Interesse des Landes etwas geschehen, fand ich in der ersten Linie, und forderte auf das energiischerte Die Bie zu geeignetsten Maßnahmen. ch sah die Wirkung der Obstruktion gegen Bánffy, ich sah die Erfolglosigkeit der passiven Resistenz und ich sah, daß nichts Anderes übrig blieb, als daß beide Parteien des Parlaments auf normalem Wege sich miteinander meffen, oder wenn Dies zu seinem Resultate führt, mit Verlegung der Form Ordnung geschaffen werde. Betrübten Herzens ließen wir uns in die Lormverlegung ein, aber nicht benebelten Hauptes, sondern mit entgeprossenem Willen. Und wenn mir heute vor derselben Situation stünden, so miürden wir dasselbe thun, in meinem Bezirke Einige entgegengeseßter Ansicht sind; ich nahm dennoch für die Regierung Stellung, obwohl ich an mußte, daß ich dadurch meine einstimmige Wiederwahl aufs Spiel fege. Denn ich stelle das Interesse des Landes über alle Mandate und mein Staudenzbekenntniß, ist, man müsse die Popularität in die Waag­­schale merfen, wenn das öffentliche Interesse es eb­en­chi­­­ebt, da Sie mich einstimmig zu Ihrem Präsidenten gemählt haben, it es meine Pflicht, über die Beweggründe meines Borz­gehens mich ganz aufrichtig zu äußern. Darüber, dab die Abänderung der Hausordnung unbedingt nothi­endig it, bericht unter den ver­­schiedenen politischen Parteien, seine Meinungsverschiedenheit. Wir glaubten, durch die Revision im Jahre 1898 der technischen Ob­­struktion ein Ende gefecht zu haben, doch hat sich die Si­tuation nur verschlimmert und die Ausmachte der Obstruktion nahmen immer mehr zu. Selbst die ertreffte oppositionelle Partei fand Die Revistion für nothwendig, nur sollte sie die Reform in einer interparteilichen Konferenz, also gleichsam in privatem Wege schaffen, während die liberale Partet­ei diesem Umwede einen Ausschuß entsenden lassen wollte. Die Opposition wollte aber nicht nur diesen Ausschuß nicht besceiden, sondern auch dessen Wahl unmöglich machen. ch gebe zu, daß ihr Bedenken berechtigt war, in dem Ansschuffe würde das geschehen, was die Majorität mils. Deshalb hätte sie aber dennoch ihre Vertreter in den Ausschuß ent­­senden können, Denen es ge freigestanden wäre, wieder aufzutreten, wenn die Regierung die Redefreiheit angegriffen hätte. Die Oppo­­sition hätte daher nicht abstrai­en müssen als es so nur um die Wahl Dieter Ausschusses handelte. Ich glaube, in Ungarn könnte man es von­­ seiner Partei voraussehen,­­ daß die Die Medefreiheit beschränken mole. Ja ib halte es sogar für nothwendig, daß bis zu einem geilen Maße­ die Möglichkeit der Obstruktion aufrechterhalten werde. Es muß jedoch ausgeschlossen werden, daß zehn bis fünfzehn Abgeordnete bis in die Einigteit Obstruftion treiben können. Sonderbar it die Haltung der Opposition fest, wo die Regierung duch das Volksschulgefeg die Maayarisirung des Landes um einen mächtigen Schritt vorwärts bringen wils, und wo es leicht geschehen Fan, daß die Nationalitäten, die jeßt aus ihrer Rassivität herausgetreten sind, durch ihre in das Parlament entsendeten Vertreter gegen die im Interesse des Ungar­­thums zu schaffenden Gehege die technische Obstruktion anmenden. Man sagt ung an der Fälschung des nationalen Willens an. Davon kann jedoch schon deshalb seine Rede sein, weil ja nicht das Abgeordnetenhaus allein, sondern mit diesem auch das Magnaten­­haus und der König den nationalen Willen repräsentiren. Das autonome Recht des Abgeordnetenhauses, eine Hausordnung­­ fest­­zustellen, kann nicht bestritten werden und die beabsichtigte N Revision ist ja eben die Geltendmachung des nationalen Willens ermöglichen. ‚Wenn mir die Reihen der Opposition überblicen, sehen mir unter ihnen: die Appongianer, die aus der Liberalen Partei aus­­getreten sind, weil sie in dieser ihre Konservative Politik nicht voll verwirklichen konnten ; die Volfspartei, die immer schwarzgelb mar und fest in patriotischen Aufflammen das Kossuth-Lied singt. Dort sehen mir ferner die Grbfeinde des Liberalism­us, die Agronisten, die Snappen des R­eligions- und Klassenhaises und schließlich Die Unabhängigkeits- und Achtundvierziger-Bartei, in der aber nicht die Jäger der idealen Prinzipien eines Helfy und Sranyi das Wort führen, sondern jene sogenannten K­ampfelemente, die jenen geriissen Zon in den Berathungssaal des Landes eingeführt haben, den vormals selbst die ertrennte Opposition nicht gefannt hat. Die Unabhängigkeits-­partei länpft recht nicht für 1848, sondern für 1847, mas gleichbedeutend it mit Konservativismus und Desterreichertrum! Was kann Die foalirte Opposition erreichen ? Nehmen mir den gü­nstigsten Fall. Es tönnte an in dem Falle, wenn, sagen wir z. B., ein neuer Herrscher auf den Thron gelangt, die jenige Opposition zur Regierung kommen. Das Ministerpräsidium fällt Nakovsky zu. Dann werden wieder die achtundvierziger und siebenundsechziger Liberalen Schulter an Schulter an dem Sturze der konservativen Negierung arbeiten. Die liberale Partei wird mit derartigen Erentualitäten rechnen und sie wird deshalb sicherlich fest nicht eine solche Hausordnung propo­­niren, welche ihr dann Die Vertheidigung der­nteressen der Nation und des Liberalismus unmöglich machen, eventuell ihre eigene Thätigkeit lähmen könnte. Ich muß auch noch darauf hinweisen, daß jest Diejenigen " am lautesten nach der Revolution fehreien, die das Wolf in blutige Straßenkämpfe geführt haben und dann vom sicheren DVerstel aus den Ereignissen ansahen, die aufgeregte Menge ihrem Schiesale über­­lasfend. Diese Elemente sind es, die den Bürgermeister Darüber interpellirt­­ haben, mit welchem Rechte er in jener gemissen Volks­­versammlung erschienen sei, aber seine Antwort nicht anhören wollten und es nicht zuließen, daß er erkläre, er habe als Bürger das Recht gehabt, seine Meinung zum Ausdruck zu bringen. 68 it also klar, daß gerade Diese Clemente am wenigsten das Mehr Haben, als Bartisane der Redefreiheit aufzutreten, denn sie sind es Feuilleton. Ca­mar. — Schluß der Weltausstellung zu St. Louis. — . Habent sua fata expositiones... Auch diese Weltausstellung hat das Schifaf ihrer Vorgängerinen ereilt: ihre legte Stunde hat geschlagen, heute beginnt Die große Leichenfeier. An wenigen Stunden dürfte Das Kabel das große Ereigniß vermelden. Und da ehme in mein Ausstellungs-Bortefeuille wieder zur Hand und durchblättere, gleichsam zum Abschied, nochmals den reichillustrirten Oficial Guide, die verschiedenen Albums und prächtigen Rhoto­­aphien. Die mit einer Vignette des heiligen Ludwig geschmütckte intrittefarte fällt mie in den Schoß, die Worte: April 30 bis ezember 1 deuten fühl das Entstehen und Vergehen eines bedeutsamen Werkes an. Fern vom Schauplage werden zahllose Erinnerungen in mir wach und ziehen schweigend einer drahtlosen Gedankentelegraphie gleich an mir vorbei. Im Jahre lao gab LaSalle dem ganzen,westlich vom "­Mississippi liegenden­ Gebiet,zu Ehren desroissoleil,Ludwig XIV., en Namen Louisianm Am­ 30.April 1803 etwa er räside1­t esserson diesen 1,172.000 Quadratmeilen«umfassenden Länder­­­richmnIe »Millionen Dollm­s von Napoleon und am 0.Dezember 19012 hat Präsident Franzis den ersten Spatenstichsz ein Ju­biläum.-Untern­ehmen.Die Louisimm Purchase Exposition hätte zum Andenken an den vor 100 Jahren erfolgten Ankauf dieses­ritoriums am 30. April 1903 eröffnet werden sollen. Doch selbst m Jahr später trat sie noch unfertig vor die Welt, um nach sieben Monaten halbreifen Daseins wieder zu vergeben. World’ Fair, b. hb. Weltjahrmarkt war die rer charakteristisch u­nd an Barity Fair erinnernde Bezeichnung dieser dritten amerikani­­schen Weltausstellung, die den Stempel des Gigantischen trug. Denn die Amerikaner haben einen eigenen Sinn für das Kolossale (the big thing), und dieser großartige Zug offenbarte sich vor Allem in der Anlage und Architektur, deren zahllose, beispiellos überwältigende ü­blide Federn ununvergeßlich bleiben. Ein Nierenfächer von hin­reißender Wirkung, diese Festhalle mit der Wölferterrasse, verschwen­­ert geschmückt mit den Fühnften Erzeugnissen schöpferischer Grulptur: Statuen berühmter Männer, R­eiterstandbilder der Helden und allegorische Gruppen stellten sich auf Schritt und Tritt den Be­­­sucher entgegen. Man nehme hiezu alle Künste des Wassers und einer feenhaften Beleuchtung: allabendlich erhellten 200.000 Glühlichter die intagspaläste, deren Licht umfaßte architek­onische Linien sich zauber­­aft vom dunklen Hintergrunde abhoben. Von den Terrassen fiel der Ei zunächst auf die brückenumsponnenen Lagunen, wo mit Anbruch der Dämmerung echt venetisches Leben wagte, mit Gondeln und „Sambos“, die stets ein fröhliches, beifalls lustiges Bolt anlodten. Hieran schloß fi Die sonnenreiche , Blaza" mit dem Hundert Fuß hohen Louisiana-Monument, an dessen Spike die Allegorie des Frie­­­dens mit Befriedigung auf das zu ihren Füßen st tummelnde Bolt­erabjehaute und ausnehmendes Gefallen sogar an den military drills fand, die dort bei Musikbegleitung Morgens und Abends stattfanden. Zahllos waren die neuen aud neuesten Automaten: ein Glas erstartes Duellwaffer 1 Cent, Souvenirs mit Namen und Moment- Selbstphotographien je 5 Cents, dann die unzähligen Verkäufer ein­­heimischer Lerlerchiffen : pea-nuts, sugar-candy, pop-corn, unter mit Zuder aufgelassener gerösteter Mais (pattogatott kukorica), wovon in den Vereinigten Staaten ganz bedeutende Mengen verzehrt wer­­den. Das Naschen ist dort überhaupt eine verbreitete, wenig ästhetische Untugend; man kann nie wissen, ob die rhythmisch sich bewegenden Kiefer von Männlein und Weiblein Kautabat oder Füßen Gummi bearbeiten. a MWeitwärts schlendernd, erbliden wir am Abhange vor dem Landwirtsschaftsgebäude die floral clock, eine Riesenblumenuhr mit einem Zeigerblatt von 100 Fuß Durchmesser und 15 Fuß großen Ziffern, beide aus Blumen gewoben, die je nach der ahreszeit stets aufgefrischt wurden. Eine Nierenglocke ergänzt diese von einer eigenen Maschine bewegte Schöpfung, in welcher sich Natur und Technik zu einem barocen Gemisch vereinigen. Wenige Schritte davon befand sich die Kolonie der halbnachten Philippinos, etwas weiter das Indianer­­dorf mit Schule und bronzefarbenen Ureinwohnern. Am entgegen­­geießten Ende, im Südo­sten, das stodhohe D Vogelbauer der Smith­­sonian Institution, eine mit Draht umflochtene Riesen-Eisenkonstruk­­tion, in deren Mitte man bequem huftwandelte. Es war die that­­sächlich die größte Voliere der Welt, in der man einige Mammuthe unterbringen könnte. Lauter Riesenspielzeuge, gleichsam für die Familie Gulliver berechnet. Einen Giffelthurm hat aber St. Louis nicht her­­vorgebracht, auch nichts annähernd Monstruoses. Den praktischen Sinn des Yankee scheint hier die Sucht nach Ungeheuerlichem, aber Unproduktiven eingedämmt zu haben. Was sollen wir von der Bike (sprich: peik) erzählen, einer Straße mit nationalen Schaustellungen und internationalen Ver­­gnügungslokalen, die berufen gewesen wäre, das zerstreuende und unterhaltende Element der Weltausstellung abzugeben, in Wirklichkeit aber nur eine aufdringliche Reihe von Leimrutben für Gimpel­mar. Der weitaus interessanteste Typus dieser Gegend waren die Ausrufer (eh­er), eine Vollkommenheit dieser Spezies, deren Gratisgenuß sich wohl lohnte. Förmlich bewundern mußte ich die Neden und Stimme mittel, die Geberden und unerschöpflichen originellen Trids Dieser Leute, deren umnerschütterlicher Ausdauer es schließlich gelang, selbst die Standhaftesten an den Schalter zu laden. Ein Amerikaner hat berechnet, daß die Besichtigung Dieser Buden insgesammt Die Kleinigkeit von 25 Dollars foltete. Doch in ihm dabei ein kleiner Irrthum unterlaufen. Hatte man nämlich den ersten Eintritt mittels gewöhnlich „herabgefegter“ Vreife ersauft und sich biederlich vor­­gefegt, Alles recht gefindlich anzuschauen, so trat im­m­enraun alsbald der zweite Ausrufer mit Der Versicherung­­ heran, da das „Eigentliche“ in einem besonderen Abtheil zu sehen und darir ein abermaliges Entree zu entrichten sei. Doch selbst was man hier zu sehen bekam, besonders die abgetragenen show-girls, blieb entschieden hinter den Ansprücen und Erwartungen des Europäer zurück. Und was die vollsthümlichen Belustigungen betrifft, so verschwand die Bike fürmich vor der New-York benachbarten Coneg­aland,­­ die mit Recht als der größte Murftelprater der Welt bezeichnet wird. Das Inventar der Weltausstellung ließ sich lange zuvor fest­­stellen. Als geschäftliches Unternehmen schlug die World's Fair fehl; vergebens machte die Ausstellungsleitung die verz­weifeltesten Versuche, der Zotalpatriotismus der biederen Louisianer die Löblichsten An­­strengungen, um alle bisherigen Besuchsziffern zu schlagen und einen neuen Nelord aufzustellen, zu einem gefährlichen Gedränge it es auf dem Nierenterrain nie gekommen. Um den Mißerfolg fie und der Welt gegenüber zu beschönigen, holte man nachträglich mildernde Umstände hervor, die für den Denkenden lange vorher sein Geheimniß waren, Amerifa sei für den Europäer zu entlegen, St. Louis für den Amerikaner nicht nahe genug, und für beide Theile zu marm und zu theuer. Der russisch-japanische­ Krieg und die Präsidentenwahl in Sicht hätten gleichfalls hemmend mitgewirkt. Der Wahrheit die Ehre: die Hipe war in der haute saison in der That unerträglich, die Thenerung jedoch durchaus nicht übermäßig. An der Stadt standen Tausende von furnished rooms ein Dollar pro Tag leer, auf dem­­ Ausstellungsgebiete aber waren billigere und billige Speisestätten reichlich vorhanden; freilich auch solche, wo man für ein fresh corn, d. i. einen Kolben Kukurız 25 Cents (125 Heller) anrechnete. Da Tobte ich mir die praftischen Louisianer, die mit Kind und Kegel auszogen und ihre wohlfeilen und appetitlichen Iunch­boxes mit faltem Auf­­schnitt und Früchten hübsch mitschleppten. Mein Eindruck war, als ob die Amerikaner sich in den Amerikanern selbst getäuscht hätten: in Nem-Mark wenigstens sprach man in halb geringschägigem, halb mitleidigem Tone von der Aus­­stelung, und ein Millionen-Kaufherr von der Broadway sagte mir im August: „Fällt mir nicht ein, hinzugeben und mich braten zu lassen, vielleicht im Oktober.“ Bezeichnend hiefür­st auch der Umstand, daß Präsident Roosevelt seinen Besuch knapp vor Thor- Schluß abstattete und daß die großen amerikanischen Blätter sich für die Ausstellung nie besonders erwärmten. Die Amerikaner sind also um eine Erfahrung reicher und­ um etliche Millionen ärmer geworden; derlei nimmt sich aber der echte und rechte Nankee nicht zu Herzen. Die für europäische Gemüther so gruseligen Worte „Defizit“ und „Krach“ werden drüben mit beneidens= und bewundernsm werthem Gleichmuthe Hingenommen. Mit der größten Erwerbsfähigkeit verbinden sie färtliche Opferwilligkeit ; Geld macht ihnen seine Sorgen und auf Fein Geld bereitet ihnen wenig Kummer; sie verdienen es, um es auszugeben, un selbst zu genießen oder Andere genießen zu lassen. Si aufs Geld zu seßen, wie der europäische Bruder, der Privatier, das erscheint ihnen ver­­ächtlich und lächerlich. Wie sehr sich die Amerikaner diesen Lurus gestatten können und wie wenig er sie abschiedt, erhellt auch daraus, daß sie sich bereits zu einem neuen großen Jahrmarkte rüften. Dieser, die panamerikanische Ausstellung, wird im nord­west­­lichsten Staate der Union, in Oregon, in einer blühenden und binnen wenigen Jahren aus dem Erdboden förmlich hervorgezauberten Stadt (Bortland) im nächsten Jahre stattfinden.­­ Das negative „Soll” des­nventars wird aber durch manches positive „Haben“ aufgezwogen. Vor Allem die Aussteller, fremde und einheimische, sind auf ihre Rechnung gekommen. Einen Ordensregen rennt Die Union zwar nicht, aber Medaillen und Diplome — was sie wollten — hat man reichlich über sie ausgeschüttet, und sind dieselben auch etwas theuer zu stehen genommen, neue Geschäfte und Verbin­­­­dungen, Ausfuhr und Märkte werden dafür entschädigen. Auch den Gimmohnern von Stadt und Umgebung ermachen­­ ideale und reale Vortheile. Dem Lokalpatriotismus wird es schmeicheln, daß der vor 100 (richtiger 101) Jahren erfolgte Ankauf des Nierenterritoriums der ganzen Welt verkündet und daß die Stadt bis meilenweit hinaus in unmirthliche Gegend mit einem Met von elektrischen Bahnen um­sponnen wurde, was die MWreife jener Gründe gewaltig in die Höhe trieb. Das weitaus werthvollste V­ermähhtung der Ausstellung, das moralisch-nationale, wird in der Folge langsam zu Die Weltausstellung hat viel Druderschmärze über Tage treten. Amerika in Fluß gebracht: die Weltpresse hat sich des zeitgemäßen und dankbaren Gegenstandes bemächtigt, und nur die Pforten werden geschlossen, die Alten nicht. Daß den neueren Ausstellungs- Historiograp­ien etliche Tiffotiaden mit unterlaufen werden, das dürfte die Amerikaner tro& ihres enorm entwickelten Selbstgefühls wenig geniven. St ja je mancher zimperliche und Hyperempfindliche Euro­­päer ausgezogen, um im Zuge den neuen Welttheil wieder einmal zu entdecken, und nach den ersten 24 Stunden war er mit seinen Urtheile fre und fertig. Frühmorgens fand er sein Schuhwerk in unberührten Zustände vor der Simmerthür (vielleicht hat es sogar Beine bekommen) und als es ihm beim Mittagstische unter tausend Dualen gelang, sich dem­ Kellner verständlich zu machen, erhielt er nach einer halben Stunde ein anderes Menu. Alles auf einmal und schön fühl aufgetragen. Das geht denn doch über den Spaß! Die Amerikaner sind also ein auf Neinlichkeit wenig bedachtes, unhöfliches, egoistisches Bolt und führen eine schlechte Küche ! Auch ich gestehe ohne Umschweife, daß mir drüben so Manches mißfallen hat und daß ich weit entfernt bin, einer blinden Amerika­­manie zu tröhnen. Die soeben getadelten und noch manch andere Sonderheiten und Heußerlichkeiten, bei denen die Mißachtung der Form das Wesen umso schärfer hervortreten läßt. Das Dienstboten- und Negerproblem seigt sich drüben zu einer Krise zu, mit deren Lösung wir ung wahrlich nicht zu befasfen brauchen. Was jedoch den Durchschnittseuropäer am meisten befreimdet, ist die an Hochmuth und Dünkel streifende Art, womit Europa, und jene schroffe, wenig entgegenkommende Weise, womit der Fremde im Allgemeinen behandelt wird. Die Durchschnitts­­höflichkeit des Amerikaners läßt sich in den Gab zusammenfassen: „Sill Dir selbst, denn ich werde dir nicht Helfen!“ Durch die Gegenüberstellung der dortigen Großzügigkeit und der Kleinlichkeit des europäischen Kontinents, der ganz auf sich gestellten Individualität des Amerikaner und des an Bevormundung und Leitung ge­wöhnten Europäer wird diese Disharmonie wohl verständlich, aber keines­­wegs versöhnt. Ein Import europäischer Bolitur műre gelegentlich anzurathen.­­ Eines aber werden die verstummtesten Ausflügler Amerika nicht versagen können, daß dort Arbeit um Neidthbum, und nach beiden Richtungen ein förmlicher Fanatismus und enorme Kraftfülle Hegeb­en, und daß der Selbstbethätigung und Selbst­­behauptung des Individuums Feine Schranken geregt werden.» Das it das Charakteristikon der neuen und zugleich die merthod­iche Moral für die alte­ Welt. Mi diesen Schlagworten haben sie ihren eigenen Kontinent erobert, dürften sie Dereinst noch eigentlich num "landesgebräuchliche Sitten und . 7

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