Pester Lloyd, Dezember 1908 (Jahrgang 55, nr. 287-299)

1908-12-01 / nr. 287

a De Bi: - - - BESTER LLOYD . ' rs > fe .2. .­­Dienstag, 1. Dezember 1908 die Angelegenheit zu äußern. Er sagte einem unserer Mit­­arbeiter folgendes: 1 „68 ist eine Taktlosigkeit der Volkspartei, mit solchen Dingen zu komm­en. Ich fasse die Geschichte als eine bloße Demonstration gegen die Kurie auf. Mitglieder des Klerus, die Sache gesprochen habe, mit denen ich heute über­­nahmen keinen Anstand, zu erklären, daß sie den Aufruf mißbilligen, zumindest aber für überflüssig halten.“ . Wie man sieht, enthielt sich aber auch Barabás eines jeden Kommentars über die politische Seite der Frage. Der geschäftsführende Vizepräsident der Unabhängig­­ken wir gleichfalls befragten,­­ Festspartei Paul Hoitsy, Wie sich in diplomatisches Schweigen, das er damit be­­gründete, er „ienne den Tatbestand noch nicht“. Ein dritter Vizepräsident der Partei, Julius Säghy, ist „mit­­ dem Sachverhalt gleichfalls nicht vertraut“, erklärt aber, wenn es sich blos um Kleinigkeiten handle, so sei ihm der Fortbestand der Koalition das Wichtigste, sofern die Volks­­partei nur bereit ist, die Vorlagen der Regierung zu unter­­stoßen. Eine Fortsetung der Umfrage ergab die Feststellung, daß man in der Unabhängigkeitspartei den­­ „Sachverhalt nicht zu kennen wünsche. "Auch in den Kreisen der Verfassungspartei war die größtmögliche Reserve zu konstatieren. Ein Mit­­­­glied dieser Partei gab dafür folgende Erklärung: „Die fortgelegten Vorstöße der Volkspartei, deren jeder ohne Retorsion geblieben ist, ertragen wir mit stumpfer Resignation. Vormittags hieß es noch, der neueste Vor­stoß­ solle­ vor eine Konferenz der koalier­­ten Barkeien gebracht werden; auch war da von Die Rede, daß man die Unterfertiger des Aufrufes gerichtlich belangen solle. Vom ersteren scheint man bereits abgekommen zu sein und das Lettere ist zweifelhaft geworden. Die Passivität, die auf der ganzen Linie zu beobachten ist, kann darauf zurück­geführt werden, daß man zu den zahllosen Sorgen des­­ Augenblies nicht moch eine neue hinzufügen möchte. " Eine neue Sorge würde aber daraus entstehen, wollte mman die Dinge auf die Spike treiben, die Sorge, daß all das,­­was in Vorbereitung oder bereits reif ist, vernichtet würde. " Bis Die großen Fragen, die uns jezt in Atem halten, nicht zur Entscheidung gebracht sind, muß alles vermieden werden, was im Endergebnisse zum Zusammenbruche der­­ Koalition führen müßte. Das Aufwerfen der Frage, libe­­ral oder reaktionär, würde ein sehr trauriges Resultat zeitigen. Schon bisher hat jede reaktionäre Rede, die im Sikungssaal verklungen war, die Unrilfe einer neuen­­ Koalition gezeigt: es bedarf nur einer offenen Frage an das Parlament und es ralliiert sich eine rein­e reaktionäre Koalition, die unsere Bemühungen um das B Zustandelonmen einer einheitlichen liberalen­­ Regierungspartei zufhanden macht.» Darum ist es besser, ‘die Sache für sehr nur anzukerben und erst bei der­­ großen Abrechnung zu schlichten.“ „Ein Teil der Mitglieder der Bolfspartei ist bemüht, dem­ Aufruf als einen vereinzelten Schritt darzustellen, berechnet, um das Urteil gegen Koczurek zu „rächen“. Der andere Teil gibt offen zw Daß die Bollspartei gegen den Geist des Paktes gehandelt Habe, erklärt aber, das von der Unab­­­hängigkeitspartei gelernt zu haben, die mit der Forde­­­­rung nach der selbständigen Bank gleichfalls über die " Abmachungen des Paktes hinausgegangen sei. Domherr­­ Gießwein, der den Aufruf gleichfalls nicht unter­­­fertigt hat, erklärte einem unserer Mitarbeiter folgendes: „Wenn man die Matrikel nicht unterschreibt, so vergeht man sich nicht gegen das Gese. Wenn man sie unter­­schreibt, begeht man seine Gewissensfünde. Das und auch der Ton des Aufrufes ist der Grund, weshalb ich den Aufruf nicht unterfertigt habe.“ Ministerpräsident Dr. Weikerle hatte nachmittags­fassungspartei Koloman v. S­zell und dem Vizepräsi­­­denten des Abgeordnetenhauses Ludwig v. Navay. Es verlautet, daß der Aufruf zunächst keine poli­tischen Weiterungen haben werde. In maß­­gebenden Kreisen scheint man abwarten zu wollen, ob es sich wieder nur um einen Scritt zur Sicherung der Katholikenautonomie oder um weitergehende Pläne der­ Volkspartei Handle,­­ auf die die angekündigten Interpellationen über die auswärtige Lage hindeuten. Vom Tage. Budapest, 30. November. Der neune Botschafter in Tokio. Der erste Sektionschef im Ministerium des Ausmärz­tigen Freiherr v. Call wurde, wie uns aus Wien tele­­graphiert wird, zum Botschafter in Tokio ernannt. Angebliches Verbot des Waffentragens in Bosnien. Aus Sarajevo wird berichtet: Entgegen der Meldung, wonach die Landesregierung angeordnet hätte, daß die Bevölkerung Bosniens und der Herzegovina sämtliche landesüblichen Waffen abzuliefern habe, wird kompetenten Orts erklärt, daß eine solche Verfügung nicht ergangen ist. Wie überall in der Monarchie, ist auch hierzulande das Waffentragen jedem gestattet, der einen Waffenpaß besißt. Rechenschaftsberichte. Wie aus Brasil gemeldet wird, hielten dort gestern die Reichstageabgeordneten Traugott Copony und Karl Schmidt vor zahlreichen Kann Wählern ihren Rechenschaftsbericht. Die Abgeordneten erklärten, den Gesäßentwurf über das Wahl­­recht in seinem ganzen Umfange zu billigen. Staatssekretär Josef Szterenyi, der Abgeordnete des Brüsiser II. Wahlbezirkes, hat seine Wähler telegraphisch verständigt, daß er binnen kurzem En eintreffen werde, um­­ seinen Nechenschaftsbericht zu halten. Die Pachtung des Volkstheaters. Der Finanzau38stoß des Abgeordneten­­hauses hat heute nachmittags unter dem Präsidium Koloman Szelle eine Geltung gehalten, in welcher der Bericht des Kultur- und Unterrichtsministers Grafen Albert Apponyi Über die Pachtung des Volkstheaters in Ver­handlung gezogen wurde. Der Ausschuß beschloß, dem Hause folgenden Bericht zu unterbreiten: Der Finanzausschuß des Abgeordnetenhauses hat in seiner am 30. November gehaltenen Situng den Bericht des Herrn Kultus- und Unterrichtsministers über die Pachtung des Volkstheaters für die Zwecke des Nationaltheaters in Verhand­­lung gezogen und die Ueberzeugung gewonnen, daß die Be­­dachung und die Plafonds des Nationaltheaters mit dem Ein­­sturze drohen, so daß im Falle einer Feuersgefahr die Rettung von dort unmöglich wäre. Dieser Gefahr gegenüber kann nie­­mand die Verantwortung übernehmen. Aus diesem Grunde hat die hauptstädtische Behörde die Lizenz, zu den Vorstellun­­gen nicht erteilen können. Unter den gegebenen­ Verhältnissen hat für die Uebergangszeit im Hinblick auf die große Dringlich­­keit eine besser geeignete und­ wohlfeilere Unterbringung des Nationaltheaters,­­als wie sie durch die Pachtung des Volks­­theaters zu erzielen war, nicht abgewartet, weshalb der Finanz­­ausschuß seinerseits diesen Bericht des­ Herrn Kultus-­­und Unterrichtsministers dem Hause zu genehmigender Kenntnis­­nahme empfiehlt. Alegander v. Mocsonpi über den politischen Kampf der Rumä­nen. Ein Bukarester Journalist wollte die Ansicht Alexander Mocsonyis über die politische Lage einholen. Auf die Fragen, die der Journalist ihm einsandte, äußerte sich Herr v. Mocesonyi in einem in Lugos erscheinenden rumänischen Blatte. Diese Ä­ußerung wird den Leitern der extremen Nationalitätenpolitik wenig Freude machen. Von der Wahlreform erwartet Herr K. Mocsonyi nicht viel. Dieselbe würde nach seiner Ansicht an der Lage der Bürger rumänischer Zunge selbst dann nichts ändern, wenn diese überhaupt kein Stimmrecht bekämen. Die Rumänen können nur zur Geltung kommen, wenn­ sie durch zielbewußte und systematische Arbeit und dem Botschafter für die während Dreier schöner Jahre empfangene Förderung zu danken, hielt er zum ersten Male eine vielbemerkte Ansprache. Er komme sich vor, sagte er, wie Odysseus. Indem er von Rom gehe, ver­­lasse er, wie einst der homerische Seefahrer, friedliche und glückliche Gestade, um sich zu stürmischer Fahrt auf dem weiten Meere einzuschiffen. Wohl wisse er, daß die See ihre Untiefen und Klippen habe; er finde jedoch Mut in dem Entschlusse, was immer kommen möge, an zwei Vorsäßen festzuhalten: zunächst seine verfluchte Pflicht und Schuldigkeit im Sinne des kategorischen Imperativs zu tun, auf dem der preußische Staat aufgebaut sei, und dies, ohne viel Aufhebens davon zu machen, aber auch ohne jede Schonung seiner Person; zu weitens wolle er stets die Gebote der Gerechtigkeit, Billigkeit und wahren Menschlichkeit gegenüber anderen befolgen. Diese Worte machten auf alle Anwesenden tiefen Eindruck. Seither hat der Staatssekretär des Reußern und Reichskanzler oft genug eindrucksvoll ge­­sprochen und zeitweilig auch geschrieben. Als ihm der erste Sekretär des Deutschen Archäologischen Instituts in Athen Professor Dörpfeld sein Werk „Troja und Alton" zusandte, sprach Bülow in seinem Dankschreiben von seiner Jugend, die sich an den Idealen des klassi­­schen Altertums begeistert hätte, und von den homeri­­schen Gestalten als vertrauten Gebilden einer heiteren Welt des Schönen und Herrischen. An homerische Figuren und Begebenheiten knüpft er gern seine anmutsvollen Redewendungen, V­ergleiche und Sentenzen. Doch bei aller Milde würzt nationales Selbstbewußtsein seine politischen Kundgebungen. Hernfaler Redner hat einmal im Reichstag bemerkt, Faktor“ werden. Das ist nicht zu verwechseln mit dem Begriff des „staatsrechtlichen gatters"; ein solcher könnten sie nur im Rahmen eines Föderativstaates werden. Die Rumänen müssen auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiete ihre Kräfte ent­­wickln, nicht aber sie auf politischem Gebiete un­üß versplittern. Die Idee des von den Ultras geplanten­ „Nationalkongresses" verurteilt Herr v. Mocsonyi. Unter den heutigen Verhältnissen wäre ein solcher Kongreß eine leere Demonstration, die nieman­­dem imponieren und nur den ohnmächtigen Groll der Nationa­­litäten beweisen würde. Schließlich perhorresziert Herr v. Mo­­csonyi die Einmischung Rumäniens. Mit bloßen Reden ist eine Aenderung der Lage nicht zu erreichen, wollte er aber seinen Worten durc Taten Nachdrug verleihen, so wäre das ein schwerer politischer Fehler, für den es seine eigenen Le­­bensinteressen gefährden könnte. Die Wünsche der Stadt Mako. Eine aus hundert Mitgliedern bestehende Deputation der Stadt Maks und des Csanáder Komitats erschien heute mit­­tags im Abgeordnetenhause, um der Regierung die Erfüllung einiger langjähriger Wünsche der Stadt und des Komitats ans Herz zu legen. Zunächst machte die Deputation bei dem Prä­­sidenten­­ des Abgeordnetenhauses Julius­­ Justic, als dem Reichstagsabgeordneten der Stadt Maks, ihre Aufwartung, der sie sodann in den Empfangssaal des Ministerpräsidenten führte, wo bereits Ministerpräsident Dr. Alexander Wekerle, Unterrichtsminister Graf Albert Ap­pon­yi, Justizminister Anton Günther und der Staatssekretär im Landesverteidigungs­­ministerium­­ Franz Bolgár der Deputation harrten. Der Bürgermeister von Maks Dr. Ignaz Galambo9s5 verdolmetschte in längerer Nede die folgenden Wünsche der Stadt und de­s Komitats: 1. Restituierung des­ königlichen Gerichtshofes mit dem Sitz in Maks; 2. Dislozierung entsprechender Militärtruppen in Maks; 3. Befreiung­ der Stadt von dem Beitrage zur Erhaltung des Gymnasiums. Ministerpräsident Dr. Alexander Wekerle hob in seiner Antwort hervor, es sei eines der Kardinalprinzipien der Regierung, die Entwick­­lung der Provinzzentren zu fördern; besonderes Interesse aber hege die Regierung für die Stadt Mako, die sich stets als treue Pflegerin der nationalen Gefühle und Aspirationen er­wiesen hat. Sodann beschäftigte sich der Ministerpräsident mit den geäußerten Wünschen. Was den Gerichtshof betrifft — sagte er —, so habe die Regierung die Errichtung mehrerer Gerichts­­höfe für die nächste Zeit in Aussicht genommen. Diesbezüglich werde der Wunsch Makss sicherlich berücsichtigt werden. Auch zur Frage der Dislozierung von Militär in Maks habe die­ Regierung­­ bereits­­ Stellung genommen, und sie werde dafür sorgen, daß bei der nächsten Dislokationsverhandlung der Wunsch der Stadt Mako erfüllt werde. Der dritte Wunsch, Befreiung von dem Beitrag zur Erhaltung des Gymnasiums, sei bereits ein Teil des Beitrages in dem in Verhandlung stehenden Budget gestrichen worden, der andere Teil werde in der nächsten Zukunft gestrichen werden. Die Deputation nahm die Antwort des Ministerpräsidenten mit großer Befriedigung zur Kenntnis. Die Wahlreform. Im hauptstädtischen Redoutensaale fand gestern vormittags eine Versammlung von Privatbeamten und Handelsangestellten statt, in welcher der Wahlgefäßentwurf erörtert wurde. Die Sitzung eröffnete Armin Fazekas, der ausführte, es sei not­­wendig, daß die Privatbeamten und Handelsangestellten sich gegen die Einführung des Pluralstimmrechtes­ und die Oeffentlichkeit der Abstimmung verwahren, so lange es noch­ nicht zu spät ist. Auf Vorschlag des Vorsizenden wurden zu­ Präsidenten der Versammlung Arpád Fischer, Eugen Bánó, Adolf Jahoda, Paula Pogány, Ignaz­­ Scherer und Wilhelm Taubner gewählt. Nachdem Arpád Fischer die Leitung der Beratung übernommen hatte, hielt Dr. Leopold Kreußer einen Vortrag über die Wahlreform. Er bemängelte, daß der Entwurf das Hauptgewicht auf das Vermögen legt und die Pluralität einführen will. Wenn das aber schon geschieht, müsse beschlossen werden, daß all diejenigen, die bisher ein Stimmrecht hatten, in Hinkunft drei Stimmen besaßen werden. Die öffentliche Abstimmung bedeute die Stabilisierung der Korruption,­­ sie müsse­ Daher durch die geheime Abstimmung ersöht werden. Ferner müsse das Wahlrecht auch den Frau­en eingeräumt werden. Nachdem Dr. Kreußer einen in diesem Sinne gehaltenen Antrag unterbreitet hatte, verlangte Alexander Pfeifer, die­ Privat­­beamten und Handelsangestellten mögen sich im Kampfe um das Wahlrecht mit der organisierten Arbeiterschaft verbünden. „selbst wenn so viel Haß und Abneigung gegen uns be­­stünde, so ist meines Erachtens in der Politik Haß und Neid — und der Haß geht ja gewöhnlich aus Neid hervor — immer noch süßer als Mitleid. Halten wir unser Pulver trocken und zanken wir uns nicht zu viel untereinander ,­ und niemand wird uns an den Wagen fahren.“ Er will nicht, daß der Bürgerkrieg unter den Deutschen herrsche. Darum aber wünscht er noch nicht die Uniformierung des deutschen Geistes. Nur solle­­ der Gegner den Gegner mit Anstand behandeln. Am aller­­artigsten aber sollte sich der Deutsche im wohlverstandenen eigenen Interesse fremden Nationen gegenüber benehmen, wenn er in Wort und Schrift auf sie zu sprechen kommt. „Jeder Kaufmann wird Ihnen sagen können, daß Ge­schäfte nicht notwendig mit schlechter Manier geführt zu werden brauchen. Grobheit ist noch nicht Würde und Kraßbürstigkeit ist nicht Festigkeit; ein ewiges Greifen, Schelten und Schimpfen über das Ausland, wie es hie und da in deutschen Blättern zu sehen ist, ist noch kein Beweis von richtigem deutschen Nationalbewußtsein. Chauvinismus und B Vaterlandsliebe sind nicht identische Begriffe. Wenn die Kunst eines Ministers, des­­ Auswär­­tigen darin bestünde, von Zeit zu Zeit mit der­ Faust auf den Tisch zu schlagen, dann könnte mancher Minister des Aeußern werden.“ Allerdings will Bülow andererseits nicht, daß der Deutsche im Auslande und gegenüber dem Auslande zu bescheiden auftrete. „Die Zeiten,“ sagt er, „sind Gott sei Dank vorüber.“ Ein sozialdemokratischer Abgeordneter "helfe mit Nachsicht auf die kurz vorher erfolgte Entsen­­dung eines deutschen Geschwaders nach Kiavtjdan ae er die Expedition nach China zeuge. Da erwiderte Bülow, de | „Wir werden unsere Finger nicht in jeden Topf stehen. Allerdings darf Deutschland nicht von­ vornherein in zu­­kunftsreichen Ländern sich vom Mitbewerb ausschließen. Die Zeiten sind vorbei, da der Deutsche dem einen seiner Nachbarn die Erde, dem anderen das­ Meer überließ und sich selber den Himmel reservierte, wo die reine Doktrin zu einem „politischen eine längere Besprechung mit dem Präsidenten der Ver-­and mahnende Gestalt des unvergleichlichen Staats­­mannes“ gerichtet sein würden. Freilich müßte er sich " selbst dagegen auflehnen, heute, da er erst Hoffnungen erfüllen soll, im entferntesten so hoch eingeschäßt zu wer­­­den wie sein unvergleichlicher Vorgänger, der Gründer des Reiches. Ist ihm aber Bismarc als Staatsmann Vorbild, so lehnt sich der deutsche Geistesmensch in ihm an Goethe,­­ und dieser Genius schwebt auch über vielen seiner Re­­­­den. Doch er weiß, daß es dem Staatsmanne nicht ge­­gönnt sein kann, in so reinem Aether zu leben wie dem­­ Dichter. " Eh "Fürst Bülow verbrachte einmal seinen Osterurlaub in Sorrent. Er wird dort auch ein wenig den Erinnerun­­gen an Tasso, noch mehr aber denen an Richard Wag­­ner, dessen feurige Verehrerin seine Gemahlin stets war, “und an den deutschen Philosophen Nietzsche nachgegangen ‘ sein, dessen mütterliche Freundin, die nun dahingegan­­gene Malwida von Meysenbug, in Rom­atic zu den Intimsten des Hauses Bülow zählte. Sie hatte­ einst in Sorrent den kranken Miebiche vergeblich zu heilen ver­­sucht.­­Bülow hat­­ weder von dem kranken Tasso noch von dem noch ‚Tranferen Niebiche etwas an sich. Er­­­­ gleicht­ mehr dem Antonio als dem Tasso in Goethes­­­ „Torquato Tasso“. Und was Niebiche anbelangt, so mag der Glanz seiner Sprache nicht ohne Einfluß auf Bülow geblieben sein. „Fürst Bülow war längst ein ausgezeichneter Causeur, von dessen­ Lippen die Sprache in geradezu gallischer Leichtigkeit quoll, bevor er als Redner in die Deffent­­die­­ Johannes Benzler veranstaltet hat, datiert vom Novem­­ber 1897. Mit dieser kurzen Ansprache nimmt der dama­­­lige Botschafter am Quirinal Abschied von der diplo­­matischen Laufbahn. Bülow hat, solange er im diplo­­matischen Dienste war, für die Oeffentlichkeit geschwiegen und seinen Geist nur einem intimen Kreise offenbart. "Als er sich jedoch­ im Herbst 189% von der deutschen­­ Kolonie in Rom verabschiedete, die sich im Botschafter­­­­­lichkeit traf. Seine erste Rede in der Sammlung, palast, dem Palazzo Caffarelli, eingefunden hatte, "später der bak für Deutschland mehr Haß als Liebe in der Welt stünde. Da meinte der Kanzler, er glaube sag können, daß die Welt sich den Strahlen des Genius De deutschen Volkes nicht verschlossen halte . Maeterling habe nicht mit Unrecht das deutsche Volk das moralische Gewissen der Welt genannt. „Aber,“ fuhr Bülow fort, , in­­ romantische Abenteurerpolitik angegriffen, von 7 |

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