Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1909 (Jahrgang 56, nr. 26-48)

1909-02-01 / 26. szám

k. . Be = _ PESTER LLOYD . Bi jamen F­inenzminister Baron Burián im Aussicht genommten, bei­ welch Yesteren unzweifelhaft auch Die Angelegenheit der Grümdung din bosnischen Mgrarbani zur Sprache gelangen wird. &3 wurde bereits gemeldet, daß Die ungarische Negierung sich in Dieser Frage voll­ommmen auf die Seite des gemeinsam­en Finanzministers stellt, und es it unzweifelhaft, daß dieser Standpunkt auch Dent Leiter Des österreichischen­­ Finanzministeriums Freiherr v. Dortash-Koch gegenüber wird festgehalten werden. Man zweifelt nicht heran, daß Ministerpräsident Dr. Weierle während seines dermaligen Wiener Aufenthaltes an in Mudienz beim König erscheinen wid. .. Ousgeblich dienterei. Einzelne Blätter lassen sich aus Castelnuovo Hex-Echten,daß dort itr drei tschechischen­ Bataille tretz eine Meuterei ausgebroche­n sei,daß fünfzig Soldaten ver­­haftets worden wären und daß man die Rädelsführer zum­ Tode verurteilen werde. Demgegenüber wird die „Bud. Korr.” von Wiener kompetentester Stelle autorisiert, zu­­ ertlären, dak d­iese ganze Nachricht, welche übrigens schon vor einigen Tagen im Bari­er „Deatin” erschienen ist, ein erdichtetes Deutschen it. ed. Die Situation in Oesterreich. (Zelemramme des ‚Beiter Lionp“) Die Sprachengefekentwürfe im Ministerente. Wien, 1. Februar) Der Ministerrat Hat gestern Die Beratungen über die Sprachengefegentwürfe beendet. Wie verlautet, wurde von dem­ tschechischen und dem Deutschen Landsmannminister gegen einzelne Veifügungen der Ent­­würfe Protest erhoben, jedoch ungeachtet Dieses Protestes Die Annahme der Entwürfe beschlossen. Der ursprüng­­ligen A­bsicht entsprechend, werden die Gejebvorlagen am Mitttwoc) dem­ Parlament zugehen. Französische Stimme über Die italienische Universitätsfrage, —’ Baris, 31. Januar. Der „Zenos“ erörtert Die Polemik­ zwischen öster­reichischen und italienischen Zeitungen wegen der Uni­­versitätsfrage und schreibt: Die Italiener zweifelt nicht an an­nseren Sympathien, aber diese Sympathien dürfen uns weder unsere Interessen, noch unsere Pflichten vergessen­­ lassen. Unsere Interessen verbieten uns gegen Oesterreich-Ungarn, welches uns keinerlei Ursache zur Lage gegeben hat, Bartei zu ergreifen. Unsere Bilihten gestatten uns nicht, Meinungen zu äußern, melde den Anschein einreden könnten, daß wir Italien beeinflussen wollen. Frankreic­­h sich von jedem Verdacht der Intrige oder­ eines Hintergedankens freihalten. Bir sind Kjurdaner und wollen es bleiben. Die Vorgänge in Prag. An Brig, 31. Januar. Der Graben, der in den ersten Vormittagsstunden nur spärlich seeauentiert war, wurde um 10 Uhr Für jeden Verkehr abgesperrt. Es ereignete Sich Hier Sein Bwüschenfall. Einige Bouleurstudenten begaben ich doch den rückwärtigen, von Haolicesplage aus führen­­den Eingang isn das deutsche Kasino­. Auf Diesent Blake war gegen 110 Uhr eine größere­­ Bolísmenge ange­­sammelt, die sich schließlich über Einschreiten der Polizei zerstreute. Die Absperrung 9685 Drabens wurde um 4 Uhr mittags aufgehoben. Brag, 1. Februar, Im Saale der Produktenbörse fand aestern mittags eine Ver­sammlung der Deutschböhmischen Go­­sialdemokraten statt, in der die Abgeordneten AUrner und Nemec sprachen. Als die genannten Ab­­geordneten nach Schluß der Versammlung die Börse ver­­ließen, wurden sie auf der Straße von Anhängern der nationalsozialen Partei mit ironischen Steilrufen begrüßt. Es folgten erregte Szenen, in deren Verlauf die beschimpft wurden. De Sozialdemokraten riefen: Ihr seid bezahlte Provokateure ! Ihe macht der tschechischen Welt Schande! Die Polizei verhinderte ärgere Zusam­menstöße. Mittags wurden in den Weinbergen mehrere Beamie der Zentralbant deutscher Spartasjen von einer etwa Dreißigköpfigen Gruppe tschechischer Demonstranten überfallen und Die Beamten blutig geschlagen. MS Die Polizei am Plate erschien, waren die Demonstranten verschwunden.­­ Nachmittags Herischte in der ganzen Stadt Ruhe, Böhmische fortschrittliche Volkspartei in Mähren, Brünn, 31. Januar, Die bereits beschlossene Fusion Der böhmis­chen Volkspartei und der böhmischen Fortschrittspartei Mähren i it nunmehr tatsählich vollzogen, Si der gestrigen gemeinsamen Be­­ratung der Vollzugsausschüsse der beiden genannten Parteien konstituierten sich dieselben nach längerer Debatte als vereinigter V­ollzugsausschuß der neuen Wartet, Die nunmehr den Namen führt: Böhmische Fortschrittliche Volkspartei in Mähren. Zu­m­räsidenten wurden Abge­­ordneter Dr. Stransty und der Professor an der böhmischen technischen Hochschule Johann Koloujek gewählt, Abgeordneten j Encopa ad die Balkanfragen. Telegramme des ‚Reiter 2Iog0“) Die Türfei und Bulgarien. Konsttantinopel, 1. Februar, ab­ em­ent an den Großvezier­ gelangten Telegramm des türkischen Botschafters in London Hat König Eduard während eines Diners in Windsor die Hoff­­nung ausgedrückt, daß zwischen der Türkei und Bulgarien eine Entente erzielt werden wird, denn der Ausbruch des Krieges zwischen den beiden Staaten würde zu einer Revolution auf Dem Balkan führen, Die den Frieden der ganzen Welt bedrohen würde, Aus dem Sandschat. Sarajevo, 31. Januar, Mus Blevlje wird gemeldet: Aus Berane kommt die Nachricht, daß die Arnauten zwei serbische Dörfer über­­fallen und in Brand gesteht haben. Türkisches Militär, das ausgerüct war, um die Ruhe wieder herz­­ustellen, stieß auf Widerstand der Arnauten. mei arnautische Dörfer wurden gestürmt und­ gingen in Slammen auf. Bis jest­ ist im­ Schandschat seine monte­­negrinische Bande aufgetaucht. Der Boykott.­­Konstantinopel, 31. Januar, Boykottzentralsyndikat in Bein hiesigen­­ eine Einlenkung bemerkbar. Das Syndikat sdichte an die Provinzsyndikate eine Depesche des Inhalts, daß der befriedigende Abschluß der österreichijd­­ungarisch-türkischen Patente demnächst zu er­warten sei; man möge daher Boykottverschärfungen unter­lassen. Botschafter Graf Berchtold in Berlin. Berlin, 31. Januar, Eine Tatarennachricht. $Konstantinopel, 31. Januar, „2a QTurquie” meldet aus Budapest: Zahlreiche Abteilungen Kavallerie und Infanterie sind in Mitenwik angekommen. Da sie in den Stafernen keinen genügenden Raum fanden, Hat man sie in dem­ großen Bentrak­gefängnisse untergebracht und den Gefangenen, die dort eingesperrt waren, unter der Bedingung die Freiheit gegeben, daß sie sich bereit erklären, in die österrei­chsch-ungarischen Streifkorps in Bo nien einzutreten. Diese Bedingung wurde mit größter Bereitwilligkeit erfüllt. (Es dürfte sich hier um eine Verwechslung mit Serbien Handeln, Die der unteren Monarchie feindlich gesinnten Rettung unterlaufen ist, Us Kuriosität sei die Nachricht immerhin reproduziert, Anm. b. Ned.) )Schroßvezier über das Arrangem­ent.1 langen,­­ Konstantinopel BL Jauuur. Der Gro­ßsvezier hat gestemr einigen Diplo­­maten mitgeteilt,daß­ die definitive Annahm­­des österreich­ isch­-ungarischs-tü­rk­isc­hen­ Ententeprotokollks keine Schlwwierig­­keitenIInachen wird.Üb­er die türkisch-sbulgarische Affäre äußerte sich der Großvezier dahin, daß er eine Regelung erhoffe. 3 Nichtannahme der Demission des Marineministers. Konstantinopel, 31. Sanur, Die vom Marineminister aus Gesundheits«­rücsichten angebotene Demission wurde nit am genommen, Deutsche Stimme über die Nede GreHs, Berlin, 31. Januar, Die „Nordd. Allg. Big.“ schreibt in ihrer Wocen« tundihen in Anknüpfung an Die Dorlerungen des Staatssekretärs Grey über Die Lage im Orient und die Verständigung zwischen Desterreich, Ungarn und der Varlei: „So rafder die Erledigung der Cadre vor sich gehen wird, Desto erfreu­licher ‘wäre dies im Interesse Der Klärung der Lage im Orient, Heute [den fan der Zuversicht Musdrud gegeben ers­een, daß en nicht umvorhergesehene Ereignisse eins treten. Die Hinausschiebung der endgültigen Lösung der zwischen Oesterreich-Ungarn und der Türkei schwebenden Differenzen keinerlei nachteilige Wirkung auf die allge­­meine europäische Situation ausüben dürfte.” . Einberufung der griechischen Kantnter. Berbischer Ministerrat. Der Erupitina « Athen,31.­J­annuar. An Stelle des zum Privatsekretär des Königs er­­nannten Stephanus wurde Lombardos Zum Justizs Jui­­ist er erka1fet.Die Kauxmexijxkar morgens einberufen. Belgrad, 1. Februar. Unter dem Borfich des Königs fand gelten ein Ministerrat statt, in welchen der Text des Me«­norandımas festgestellt­ wurde, das Serbien in der Au­nepnionsfrage an die Großmächte richtet. Gleichzeitig wurde auf Vorschlag des ‚Handelsm­inisters beschlossen, von einen augerordentl lien Kredit von 29 Millionen Dinarz für den Bau einer neuen Bahulinie zu vorn , 3 . und Dichtete ein Deutsches Lied, CS begann mit dem Berje: „Sennst du das Land, Ivo die Zitronen blüh’n?“ In den Gärten Dicht unter sich sah er, zum Greifen nahe, „im dunklen Laub Die Goldorangen blüh'n‘ ... Meifina! Stadt der Goldorangen ! Der Blutorangen... Mir! „Es stürzt der Fels und über ihn Die Flut! Das die einzige Zeile, edlen Steinen die von Mignons Edelsteinschutt, „Kalt ergriff mich das Entsehen, Als ich in Die nahe Kirche Wagte meinen Fuß zu fegen." Lied Goethe forschend träunte, noch auf Messina paßt. Pe­ter Dur das „unselige Messina‘ und Tante Werke Hoher Kunst, die nicht mehr sind, Her schmettert zu grünlichem Glaub das alte Erzbild jenes troftstreßenden Habsburgers, der bei Lepanto siegte. Und der umerhörte Anwesenbau des Muttergotteshauses, vor er ist jeßt ein haushoher Haufen des Tojtbarsten Schuttes, Den man seit Sardanapal gejehen. Mesina lebt seit zweitausend Jahren von Erdbeben zu Erdbeben. Alle Hundert Jahre stürzt es zusammen und steht wieder auf, als wäre es durch Antäus gegrün­­det. Goethe in Mesfina... Schiller in Meffina. „Der Zauber‘... Die ‚Braut... Ach, Meffina ist uns wie eine deutsche Stadt; deutsch uns durch Schiller, Durch Goethe Deutsch... Don Manuel! Don Cäsar! Beatrice ! Und du, Hohe Fürstinmutter Isabella! Können eure aufgeregten Gebeine wo immer nicht. N­uhe finden? Wirft sie noch immer die Erde dem Meere zu und das Meer der Erde?... Dauernder als ihr ist eine flüchtige Supspur Goethes. Ihre entsprießen Blumen, die nit welten, und mancher Halm, der fernerjdwet die Mehre neigt. Wie ein mythischer Held schreitet uns Goethe über die Trümmer Messinas; ihm folgt die lebendige Gage und Schmidt sein Gedächtnis­ aus, Wahrheit mit Dich­tung. Steht denn der Balast der Brunaccini noch, der Fürsten von San Teodoro, mit seiner ehriwürdigen Haus­­fabel, daß­ Goethe ihn als Gast bewohnte? Der P­alast jenes furchtbaren Gouverneurs, jenes eisernen Mannes, der sein Lächeln rannte, des hageren, finsteren Greises mit dem altiizii­d-Llaffischen Iyranneniillen, wie Dionys Rev Iyrann sie hatte, in Gdillers. „Bürgiast‘2 Meilina Eine Goethefage im Palazzo Brunaccini ... Me ie ent it die Stadt der mancherlei Goethefagen. Wie standen? Man könnte ebenso gut fragen? Wie die Fatı Morgana? Jeder Cüpdländer it ein jedes Südland ein Barna; voll Boeten. Das entsteht, man weiß nicht wie; Das erfand, man weiß nicht vor; das Lebt, man weiß nicht wovon; und das dauert, man weiß nicht wie lang. So sind sie ja wohl alle geboren, die Märchen von Meffina, Scylla und Chacybdis, und Schillers Taucher, und die von der Braut ihrer beiden Brüder, ... und in der Nähe Haufte Polyphem, auch so eine Art menschenfresserischer Gouverneur... und zuleht noch, förmlich, unter unseren Augen, entspinnt si zum Beiten Deutsch-Messinas eine leibhaftige Goethesage, Die fort lebt noch in den Nam­en des Palazzo Brumaceini. An Der Hand Goethes treten wir aus Dieser citta morta wieder ins Freie. Die Berührung dieses großen Lebendigen mag uns­ das Pathos der Stunde schließlich mildern. Der Tod it beweint, Das Leben sei gegrüßt ! Cs ist nicht wahr, daß Meffina, daß Neggio nicht wieder aufgebaut werden wird. Die Geographie mag sie auf­­geben, die Topographie hält­ sie fest. Der beste Hafen Sizilien kann doch nicht ohne eine Hafenstadt bleiben ! Und, wo anders könnte man mit einem einzigen Schritt von Sizilien nach Italien, von Italien nach Sizilien ge­­langen? Dieser „einzige Schritt” macht Mesfina und Reggio ewig. Z­wei Schwellen zweier Länder, die eins sind, Ihre Schidjale werden Schidjale bleiben, aber­­ ihre Hoff­­nungen werden immer mehr sein als Hoffnungen. Sie werden alle hundert Jahre untergehen, vielleicht. Aber sie werden alle hundert Jahre wieder aufgebaut werden, gewiß. Der Mensch ist ein sorgloses Gorgenkind. Er vergißt... und er­st nicht gewesen. Er fürchtet nicht... und 03 wird micht sein. Die Hoffnung, die Arbeit, Die leichte Luft des Güdens, die Wärme des Blutes sind Starke Hülsen, Und der Forttritt wird den unholden Naturkräften ihre Schrecen nehmen, der böse und der gute Geist des Ortes werden sich vertragen. Und so wird der Chor der Männer von Messina mit frohen Stimmen wieder singen: „Wir bewohnen ein glückliches Land, Das die Himmel ummandelnde Sonne Ansieht mit immer freundlicher Helle,“ At dessen eine ganze Zah­ne. 3 entsteht” Dichter,­­ an Montag, 1. Februar 1909 Telegrammedeggjesterkloydec Die Wahlrechtsbewegung. Berlin­,1.Februa­ 1«.(Orig.-Teleg­r.)’Di­­sozialdemokratische Partei benützte den gestrigen Sonms tags um in den meisten Provinzftäsdtht Wahlrechtss demonstrsatinn cuzirvercmfmltcm wobeiuzu ei11i.ge113"i’«o11 flikten mit dscholizeikam.Ja Breslasunwlith mehrere tausend Sozialdemokraten vordasst jthc111s33ich etc.Eintstarke Polizeiaufgeb­ot hielt jedo­ch alle Z­ugänge besetzt und verdräingte die Deprouftmntem die m­it den Rufen,,Nie der 111it Bülow!«heranzogen.Zahlreiche Verhaftungen wurd­e vorgenommen An Hannover kam es bei übműten Dem­onstrationen zu einem Zusammenstoß mit der Polizei, die von der Waffe Gebrach machte, 20-25 Personen wurden verlegt. In Köln durchzogen mehrere tausend Demonstranten die Straßen unter Hochrufen auf das Wahlecht und Abringung der Marseillaise. Polizei stellte ei ihnen entgegen und nahm mehrere Verhaftungen vor, doch in Stantfurt a M. fanden solche Demon­strationen auf der Zeile statt, wobei es ebenfalls zu mehreren Irretierungen tanz. Elemencenu gegen Breffenfe. Paris, 31. Januar. An Beantwortung eines in den heutigen Diorgenblättern veröffentlichten Schreibens Breffenjes erinnert Ministerpräsident Clemenceau an die legten Zwischenfälle und an ein Duell zwischen Preffensé und Barres und erklärt, wenn man selbst von mächtig sei, müsse man sich enthalten, zu prahlen, und einen Damm zum Duell zu fordern, dem man nicht die entsprechende Genugtuung geben könne. Clemenceau weist auf den Gesinnungswechsel Preffenses hin. konstatiert, daß sie beide nicht mehr auf derselben Seite der Barrikade stehen und bedauert, das alte französische Sprichwort „La girouette grince, mais­elle tourne“ nicht ändern zu können. Attentat auf einen französischen Offizier, Baris, 31. Januar. Die „Agence Havas“ gibt unter Vorbehalt folgende Meldung vom 28. Januar wieder: In dem Augenblick, als der Sultan in Bab el Bujat mit einem Offizier der französischen Mission prach, näherte sich ein Haftträger mit einem Messer in der Hand. Er wurde sofort verhaftet und erklärte, es auf den Christen abgesehen zu haben, wobei er auf den Offizier deutete. Der Mann wurde an Stch­tseihen verudeilt, Denen er erlag \ |

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