Pester Lloyd, November 1910 (Jahrgang 57, nr. 260-271)
1910-11-02 / nr. 260
; - .»L VERTRETEN 57% P ETET ep y FR Mr ee ira Ra « N tet . Zis 1 Nr ailfragen nunmehrvonden en Des mee Én nú ‚Beratungen Bien teilen, beginnen Yadrefe ungarifhen und: des österreichischen Finanzministeriums in Ber sollen Dies übermorgen; sie werden in Wien gealten werden, weil die Leiter Der Bauf, mit denen die ‚sachreferenten gleichfalls in Berührung treten müssen, in . gezogen werden .«.’ d « CIe2e ’ «.ki-«- NE - — — memenmitemznne "«." Safonow in Berlin. Telegramm des ‚Beiter 21oyo”, Berlin, 1. November, Der Berireter des rufsischen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten Sajonoiw, der bekanntlich als Nachfolger des Hexen v. Siwolssi. für diese Stelle im russischen Miswärtigen Amt in Aussicht genommen ist, traf heute früh, auf der Durcreife, nach Darmstadt hier ein und hatte Gelegenheit, sich bei einer gesellschaftlichen Veranstaltung des russischen Botschafters mit dem Reichskanzler Herrn v. Bethmann- Hollweg und dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes , Herrn a 9: ‚Kiderlen-Wächter bekannt zu machen. Zur Charakteristik dieses kommenden Mannes sind in: Der ‚Tagespfeife so, viel Notizen aufgesammelt, da witwerlich ‚etwas Neunes hinzuzufügen ist. ‚Herr, Safonotv t werde alsbald in Darmstadt formell gun Minister der auswärtigen Angelegenheiten vom Kaiser von Rußland ‚ernannt werden und sich schon in dieser Eigenschaft ‚im Gefolge, des Kaisers Nikolaus an der bevorstehenden Monachenbegegnung im Wildpark beteiligen. Unter diesen Umständen ist er nicht ohne Interesse, die Muftassungen festzustellen, die im hiesigen politischen Kreisen mit Dieser Ernennung fs verknüpfen. Daß im mahre Zeit eine durchgreifende Aenderung An der internationalen Politik Rußlands zu erwarten sei, Wird hier nicht geglaubt. Die alten französischen Ber- Bindungen und in neuerer Zeit die Entente‘ mit England haben nach beiden beteiligten Seiten so viel Zusammenhänge geschaffen, daß eine Loderung dieser Beziehungen anders als doch einen förmlichen politischen mut, gar nicht möglich erscheint. Daran haben aber ‚ europäischen ‚Mächte, woran natürlich Rußland selbt, innerlich ‚ein ernsthaftes Interesse. Namentlich, vom deutsen Standpunkt aus it ein solches direkt in Abrede zu stellen ,s macht für die Wahrnehmung „der Deutschen Interessen nichts aus, daß Rußland um seinige ‚Nuancen mit England freundschaftlicer oder so weniger freundschaftlich it. Immer wieder wird, daran erinnert,, Daß die Zeit lange vorbei ist, wo ‚eine nüchterne. “auf Die eigenen Interessen begründete Politik “mit der ‚Rivalität zweier anderer, Mächte als einem feststehenden ‚Sektor, Hätte rechnen können. Dies vorausgeseßt, bleibt genug übrig, namentlich nach den Erfahrungen, die währete der lebten großen Baltanfampagne nicht mur in ‚Desterreif- Ungarn, sondern au; in Deutschland gemacht worden sind, um Die rehr eintretende Veränderung im Hotel des russischen Ministeriums,des Yeußern als eine nicht unerfreuliche zu begrüßen. . .·Unleugbar hat sichttchtbkop.i11 der russischen Presse Während der besten Jahre vielfach eine Unsicherheit, eine — Unruhe und manchmal auch eine Ankonsequenz üt der en der zuRuHand·ustdin«—sb·"eso1id"e«112s«ez·"auch"der« scutfchen Politisk zum"russij«sche—·11Reiche vertrauensvollser werden und bleiben. Es ist bekannt,dass die bevorstehende Zusammenkunft der beiden Monarchen in Wildpark einsen ganz intimem persönlichen Charakter trägt.Auch die voraussichtliche Anwesenheit des neuen russischen Ministers des Reußems anf kaiserliche Hoflager bei dieser Gelegenheit wird mehr als eitte Liebenswürdigkeit von russischer Seite demt als ein politisch bedeutsamer Umstand auszulegen sein.Wiederholt kann versichert werden,daß auf keiner Seite die Absicht besteht,bei dieser Gelegenheit weitesrgreifende politische Unternehmungen 1i11 die Wege zu leiten.Man findet vielmehr allseitig volle Genüge daran,daß der Besuch des Kaisers Nikolaus beim Kaiser Wilhelm einen erneuten Ausdruck des Fortbestehens der durchI aire Ueberlieferung bewahrtest guten persönlichen und dynastischen Beziehungen bildet.Unbedingt ist es aber mit großer Befriedigung aka Nach daß gerade mit diesem Dreignis so bedeutungsvolle persönliche Veränderungen in Petersburg zusammenfallen, . Her wid angenommen, -------. Vom Gage Budapest,1.November, Die Bewegung unter den Mittelschulprofessoren. , „Das vor einigen Tagen herausgegebene amtliche Communique über Die Gehaltsregelung der Mittelschulprofesoren hat In den beteiligten Kreisen tiefgehende Bewegung und Erregung hervorgerufen. Einmütig ging die Auffassung dahin, daß ich durch die Möglichkeit einer friedlichen Verständigung noch weiter hinausgerückt wurde. Allgemein herrschte die Ueberzeugung, daß, die ömtliche Darstellung dringend eine Antwort erheite, um die öffentliche Meinung nach Gebühr aufzuklären. Zu diesem Zweckk versammelte sich heute die Direktion des Landesvereins der Mittelschulprofessoren unter Vorsib ihres Präsidenten Dr. Ladislaus Negyessy zu einer außerordentlichen Eisung, die drei Stunden währte und deren einziger Gegenstand die Besprechung des amtlichen Communiques bildete. Magnatenhausmitglied Dr. Zsolt Beöthy erklärte, daß er mit der größten Heberraschung und dem tiefsten Schmerz dieses Schriftstüd gelesen habe, das in der Geschichte des uneinen Unterrichtswesens ein Novum sei, da eine solche Herablegung und Diskreditierung des Profesorenkörpers von feiten seiner eigenen Behörde beispiellos dastehe. Nachdem er auf die rechtlichen Motive hingewiesen, erörterte er eingehend die um gleich wichtigeren moralischen. Das Communique liefert den traurigen Beweis, daß dessen Verfasser seinen Sinn und seinen „Begriff von dem hohen kulturellen und sozialen Hintergrund des Lehrberufes habe, dessen Träger gleichsam das Rüdgrat Stellungnahme sei unerläßlich. In gleichem Sinne äußerte sie Universitätsprofessor Dr. Emanuel B etc. " · Gaulund:«Professors Moritz Balog suchten nachzuweisen, daß die bemängelte amtliche Mitteilung von·sachlichenhrtümern und Entstellungen strotzt,den zu verurteilenden Zweck verfolgt,das Publikum irrezuführen und nebst demselben auch «die übrige 11 Berufsarten gegen die,Mittelschulprofessoren zu stimmen, der ganzen nationalen Kultur seien.Eine energische würdige« Die Direktor mi Josef Müller«,"Franz,Ries,Moses. « . Noch sprachms Professor Benedikt Jancsó,Direktor Franz Kemány und Generalsekretär Stefan Szöké cly, woran der Vorsitzende Professor Nagyesfy den Entwurf einer Antws v erortet,worin die Behauptungen des amtlichen Communiqués punktweise auf ihre1 wahren Sachverhalt geprüft und gründlich besichtigt werden.Ein engeres Komitee wird noch im Laufe des heutigen Tages die endgültige Textierung dieses"E11k1v-1171cs vornehmen,das der betreffenden Behörde,sowiesesjentliche 11 Jonntmlpu 1171 verzüglich zugestellt werden soll. .Zahlreiche ausdchrovn 11;eingelangte Nachrichten bestätige 1,daß die Aufregung und Unzufriedenheit auch dort durch das erwähnte Communiqué gesteigert wurde;man kann diesbezüglich der energischesten Abtvclr vonseiten des zweiten Landeskongresses gewärtig sein. SET IE us 4 IE ERTL WRELE sp.,sz Mittwoch, 2. ! .»«.J«».Die Vollszähluts.« Luftigminister Dr. Stanz Szétely hat Hinsichtlich der Durchführung der nächsten Volkszählung in den Gefängnissen, Straf- und Korrektionsanstalten im Interesse der Einheitlichkeit des Verfahrens Berordnungen erlassen, in welchen den bes treffenden Anstalten die entsprechenden Instruftionen erteilt werden. — . Krise im Kabinett Briand. Telegramme Paris,1.November.».s« Der Ministerpräsident Briands empfinthathas tags die Minister Miller andxdemanyUsewa er dem Präsidenten Fakkäre seine ansucht abstattete. " » Paris.1-November.s;.Js·fs,"Der moxgigeMin·"ifter·ratwirdvott"f außerordentlicher Wichtigkeit sein-Acker-»k« bauminister R-11au ist gegenwärtig der einzige Minster,«kder seine Demission gegeben hat"Doch ist die Deko mission des Arbeitsministers Vi·viant sehr wahrscheinlich,da dieser sich jeder Einschwan»« kufig«des Streikrechtes,sowie jeder Abänderung des Syndikatsgesetzes widersetzt.Die durch die doppelte Demisions aufgeworfenen Fragen sind zwar ziemlich letchsz ldskn,. —doch ist es möglich,daß iålministerpräsident Briandts11.»..--s— die Notwendigkeit gefett wird, eine Rezonstruktion des Kabinetts vorzunehmen. In parlamentarischen Kreisen scheint man am liebsten sich an Diese Sypothese zu halten. In diesem Falle würde das Kabinett demissionieren. Wenn die Krise morgen zum Ausbruche käme, würde sie von kurzer Dauer sein. President Sallieres wird offenbar Briand, dem eine beträchtliche Mehrheit der Kammer das Vertrauen votiert hat, beauftragen, das neue Kabinett zu bilden, das fm Donnerstag der Sammer vorstellen könnte, da die Verhandlungen bezüglich, der Kabinettskleidung ohne Zweifel weder lang, noch rechtgierig wären. („Havaz.“) Die Schwierigkeiten in den deutsc-tshechischen Ausgleichsverhandlungen. (Telegramme des „Beiter Lloyd“) Der Sprachengebrauch bei den autonomen Behörden. Wien, 1. November. eittmütige Ablehnung, welche diejebige des über den Aussweg Hinsichtlich der Minoritätsschulen finden, indem versucht wird, eine Vereinbarung über Die gleichzeitige Erledigung des Sprachengefeges mit dem Gejebe über Die Minoritätsschulen zu treffen, Das gegen die Haren Amachungen jegt plöslich von den Tichechen in den Heinen Ausshur gezogen wird. Die Deutschen Prags veranstalten Donnerstag abends "eine Protestversammlung gegen das Spraschengesetz,zu der«sämtl — =: Eine gekauft worden waren „Und ich will Ihnen etwas sagen, das sie außer sie bringen wird; Hätte die Regierung im Gesete nicht Das brauchte, was sie Here über die Eisenbahnen werden lieh,über Yes unentbehrliche Werkzeug Der Landesverteidigung, ·Briand bestieg die Tribüne;zwischen den feindlichen Brüdern begann der berühmte Löwenkampf,bei dem kaum mehr als die Schwänze übrig bliebe 11.Zunächst versuchte Bria11d,Jaurås durch eine kaum merkliche Umformung seiner ehrenwörtlichen Versihheru11 ge11 zu disqualifizieren.Die Feindseligkeit der Kammer gegen den Sozialistenführer stieg auf den Siedepn1kt.Biviani,der während des letzten"1-«Teiles der Jauräsfchet Rede nicht zugegen war,kam und unterbrach Briand mit einigen furzeuz prachtvoll einschlagenden Erklärungen.Der Arbeitsminister bestritt,daßierje seine Ministerkollegen in den.ehrenrührigen Verdacht gestellt habe,.Von Finanznnächsten abhängig zu sein.Er versicherte,daß wenit er seine Freiheit niedererlange, er auch die Arbeiter wieder verteidigen werde, daß er aber nicht zu jenem Sozialismus gezählt werden wolle, der den Antipatriotismus und den Antimilitarismus übernommen habe. Zentrum und Nechte, solche Madifale zollten stürmisce Anerkennung; die gesamte äußerste Linke erhob sich aber wie ein Mann, Deutete mit auszgestrebtem Arm auf den auf der Rednertribüne stehenden Ministerpräsidenten und rief: „Hier it der Lehrer des Antipatriotismus und des Antimilitarismus !” Das Bild war [chon äußert, eindrucksvoll — Beland krenzze Die Arme und lächelte boshaft und verächtlich. Aber der Groll in ihm mußte mächtig wählen. Mit Ctentorstimme verkündete er, man rede immer von den Vereinigungsrechten und nie von den Rechten der Gesellschaft. Barbieren, müßten sich alle Sonderrechte beugen. Und dann Fam bat Stapitalitüd seiner Rede, der Cab, der nach dem Forzigierten' offiziellen , Stenogramm. , heute so gelautet hat ben solt: » « · « :Nötige gehunden,tvas"sie zur Sicherung der Lantdesgrenzennun, wenn sie hätte zur Ungefeglichkeit greifen müssen — sie hätte dazu gegriffen.“ »Do·ch der11 war kaum das Wort entfahren,Mödick«ers, im Bixfett gern bewahren.«...Briaudi»st;kein improvisies·Y—s«« render Redner.Seine Freunde wollten es bitter beklagen, daß er über die erste»Dumm·heit««für«eumjisse.s.Sie sprachen von einer ganz ähnlichen „Entgleisung“, wie sie Glemenceau passierte, als er unerwartet: ‘Demissionieren mußte. Doch es handelte ich bei Briand nur um ein Bonmot.Es handelte sich um einens Satz,»der»auf di’1 9 Rechten gefallen sollte, weil Herr Briand nun einmal um die Gunst der Rechten buhlt. Er beabsichtigte, durch nachfolgende Phrasen den Staatsstreich nur als eine Eventualität hinzustellen, vor der er nicht zurückgeschreht wäre, Die aber nicht in Betracht kam. Leider hatte er den unrechten Moment gewählt. Es lag Gewitterschmvale über dem Parlament. Da er die Worte mit Falter Entschlossenheit den Sozialisten entgegengeschleudert hatte, empfanden sie ganz die Tragweite; sie flogen nur so von ihren Plägen in die Höhe. Auf die Radikalen wirkte der Sat wie ein Falter B Wafferstrahl. Aber sie würden ihre Ruhe betrachrt haben, wenn nicht der Jubel im reaktionären Lager alle Grenzen überschritten hätte. Gin Radau erhob fi, wie man ihn seit vierunddreißig Jahren nicht im Palais Bourbon gerannt hat. Die 75 Sozialisten schienen ein ganzer Stamm Seofefen zu sein. Sie heulten für mlich vor Wut, Genoffe Colty, ein starfgebauter Mann, wollte absolut Briand zureibe. Zwanzig Mann hielten ihn zurück, Dlaures tief ihm zu: Wenn Du ihn Haust, zettest Du ihn!“ Da sank Colly, ei früherer Freund Briands, auf seinen Git zurück und weint wie ein Kind! Im Nu hatten Die Huiffiers die Tribüne nicht umstellt. Die Abgeordneten Der Rechten stiegen aus dem Amphitheater nieder, verdrängten die Stenographen und brachten Briand eine nicht ender wollende Huldigung dar. Das Zentrum Llatschte schüchterner seinen Beifall. Das Gros‘ dev steclte die Köpfe zu lebhafter Diskussion a 7 a