Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1918. október (65. évfolyam, 229-255. szám)

1918-10-01 / 229. szám

Italienischer Bericht aus Makedonien. 2 9. September. Nach ergänzenden Nachrichten gelang es unseren Truppen im schwierigen Gelände, den hartnäckigen feindlichen Widerstand zu brechen, der vom Feind in der Gegend von Krusev 0 versucht wurde. Der Rücktritt des Grsferr HertLiirg genehmigt. Der Kaiser wünscht die Parlamentarisierung des Rei^s. Berlin, 30. September. Das Wolff-Bureau meldet: Se. Majestät der Kaiser hat an den Grafen v. Hertling folgenden Erlaß Michtet: Ew. Exzellenz haben mir vorgetragen, daß Sie sich nicht mehr in der Lage glauben, an der Spitze der Regierung zu verbleiben. Ich will mich Ihren Gründen nicht verschließen imd muß mit schwerem Herzen Ihrer weiteren Mitarbeit ent­sagen. Der Dank des Vaierlandes für das von Ihnerr durch Uebernahine des Reichskanzleramtes in ernster Zeit gebrachte Opfer und die von Ihnen ge­leisteten Dienste bleibt Ihnen sicher. Ich wünsche, daß das deutsche Volk wirksamer als bisher an der Bestim­mung der Geschicke des Vaterlandes mitarbeite. Es ist daher mein Wildle, daß Männer, die vom Vertrauen des Volkes getragen sind, in weitern Um­fange teilnchmen an deir It echten rrnd Pflichten der Regierung. Ich bilte Sie, Ihr Werk damit abzuschüeßen, daß Sie die Ge­schäfte weiterführen und die von rrrir gewollten Maßnahrneir in di: Wege leiten, bis ich den Nach­folger fiir Sie gefunden habe. Ihren Vorschlägen hiefür sehe ich entgegen. Großes Hauptquartier, bO. Sep­­lember 1918. acz.: Wilhelm I. ir. Graf v. Herr!: n g. Die Auffassung in Wiener diplomatischen Kreisen. — Telegramm iiiisercS Korrespondenten. — Wien, 30. Septoinber. Die in deur Schreiben des Dculschen Kaisers an den Grafen Hertling angekündigten Veränderungen in der deutschen Regierung werden hier als ein dankens­werter Fortschritt aus dem Wege der großen Reform betrachtet, die dem deutschen Volke ,m Laufe dieses Krieges Gelegenheit geben soll, nachdem es seit vier Kriegsjahren die Fülle der vom Vaierlande chm auferlegten Pflichten mit beispiellosem HeroisnwL getragen, nuninehr auch durch Nèänner seines Vertrauens den Rechten der Regierung und an der Gestaltung feines Schicksals unniittelbarer teilzunehmen. Vön der Entschließung Kaiser Wilhelms darf man eine t i es­­gehende Wirkuirg und eine Befestigung der ganzen Situation erwarten. Die Zusammen­fassung aller Kräfte und ihre möglichft konzentrierte Orga­­nisatioir wird es dein Deutschen Reiche ermöglichen, mit großer Aussicht auf gutes Gelingerr iir dein riesigeir Kampf gegen seine zahlreicheii mächtigen Feiiide seirr historisches Erbe zrr verteidigen. Gewaltig ist der Eiirdruck des über­aus bedeutenden geschichtlicherr Ereignisses ilr Oesterreich- Ungarn, das den treueit Verbündetcir zu deni voit ihm Leschritteneir iieiren Wege aufrichtig beglückwünscht. Der Nachfolger Hertlings. ' Bcrlin, 30. Scptiimbsr. , pürlaincntarischeit Kreisen beschäftigt niait sich vielfach mir der Frage, wer d e r k o in :ii e ii d e R.e: ch s- j kanzler sein werde. Eirw Reihe'vop tlcamen wird gè­­nannt, darunter, der gewesene Reichskanzler Dr. v. B e t h- . in a n it .Holl iv e a, der Staatssetretär für die Kólóméit Dr. Solf, der 'sü-äfident des t.leichstager' Fehreii-^ b a ch, der Gesaitdu? ii> openpagen Graf P r ockdorff - Rantzau uild der Vizekanzler Dr. v. V a q e r. Doch beruhen alle diese 8camensnennuilgen vorläufig auf. K o m b : nationë u, da erst il achvöl 1 igcrEi it i­­guna der Vat. teieit auf eiit Pro g r a lit ni die Eriteitnuitg des Reichskanzlers erfolgen dürfte. Als Ä r it Itdlage für d le V erha it d l u it g e it zwischeit dein Vérurauensinaitit der. Krone und deit Parteien werden die vor kurzem veröffentlichteit Prvgramine der NationaNiberalen und der Sozia! demo - k r areit angcieheit. I-^cicgrnmm dcZ Pest er Lloyd.) , Berlin, 30. Septân^bcr. Ais Äaitdidal für d c it Reichskanzler­­posteit wird in erster Reihe Vizekanzler v. Payer ge­nannt und nach ihiit der bisherige Reichsschatzsekretär Graf R ö d c r it und Prinz M a. xvonBade rn Sitzung des Hauptausschusses. -Berlin, .30. Srpiember. Ter Haupt aus schuß des Reichstages ist heute nachmitlag zu einer kurzen Sitzung zusammen­getreten. Vor Eii'ckritt iit die Tagesordnung nahm zunächst der Präsident des Reichstages Fehrenbach Stellung zu einer heutigen Meldung des Berliner Tage­blattes, nach der er vor der Abreise desReichskanz­le r â in das Hauptquartier diesein imAuftrageder Mehrheitsparteien Unerfreuliches mit­geteilt habe. Diese Meldung, erklärte der Präsident, ! üeriihrt meine Stellung als Präsident. Ich fungiere nicht als Vertreter der Mehrheitspartsien, sondern als solcher des Reichstages, und habe an den Besprechungen der Mehrheits partéié «mich nicht betei­ligt. Entsprechend einer Einladung des Reichskanzlers habe ich diesen vor seiner Abreise besucht. Hierauf nahm der Stellvertreter des Reichskairzlers ! v. Payer das Wort und verlas den kaiserlichen Erlaß an den Reichskanzler. Sodann führte j der Vizekanzler aus: Für diesen Erlaß, durch den f Se. Majestät der Kaiser dem ernstlicheir Wille.n Ausdruck z gibt, daß dem Wunsche des nuir schoir seit Jahreir so Ge­waltiges leistendeil und crtrageirden deutschen Volkes nach einer verstärkten Mitwirkung bei der! Leitung der Geschäfte des Deuts cheni Reiches weitgehende Rechnung getragen werde, gebichrt ihm unser aufrichtiger Dank. Im Auftrage s des Herum Reichskanzlers iverden lvir heute rwch in Be - s ratungen mit den Führern der einzelnen P ar te i e n ü b e r d e n b e st e n W e g, zu diesem Ziele zu gelangen, eintreten, und haben die sichere Hoffnung, daß es uns gelingen wird, in kürzester Frist die für die Zukunst unieres Vaterlandes höchst bedeutsame Ent­wicklung zu einer unsere Einigkeit und Kraft stärkenden Lösung zu bringen. Die Verlesung des Erlasses wurde rnit Bravorufen ausgenommen. Der Vorsitzende des Ausschusses Abgeordneter Ebert schlug nun vor, nacki diesen Mitteilungen ssich zu vertagen. Die unabhängigen Sozial-! demokratenLedebour und Cohn erhoben gegen diesen Vorschlag Einspruch, da ein Grund, sich jetzt zu vertagen, nickck vorliege. Nicht einunkontrollier­bares Kollegium solle über die Bildung der neuen Regierung Beschluß fassen, sondern die Vollver­sammlung des Reichstages. Der Präsident des Reichstages Fehrenbach ver­wies demgegenüber auf seine Unterredung mit dem Reichskanzler, in der er sich auf den Standpunkt gestellt habe, daß der Reichstag einberufen werden solle- jedenfalls dann, wenn die geaenwärtige Regierungs­krise ihren Abschluss gefunden habe. Jetzt den Reichstag einzuberufen, halte er nicht fiir zweckmäßig. Der Vorschlag des Präsidenten wurde nach wiederholtem Einspruch der unab­hängigen Sozialdemokraten schließlich äu­ge no in men und die Sitzung auf unbestimmte Zeit vertagt. tTclcqramm des Pest er Lloyd.1 Berlin, 30. Septeinber. Der Erlaß des Kaisers, der heute vom Vizekanzler Payer im Hauptausschuß des Reichstages verlesen wurde, rief starken Eindr u ck in der Versammlung i hervor. Nach der Vertagung versammelte sich der .Hauptaus­­schuf; nochmals zu einer^ vertraulichen Bespre­ch n n a, UNI von der Regierung Mitteilungen^ ü b' erdieLage inB u lgarie n entgegenzunehmen. Zu der Besprechung, die heute abends 7 lihr beim Vizekanzler v. Patzer stattfindet und in der die Neubildung der Regierung beraten werden soll, Haven die F ü b re r s ä NI tl i ch er Fr a kti o n c n, auch die u n a b h ä n g i g e n S o z i a l d c m v kr a - teu und die Polen, Einladungen erhalten. Die Demission Hintzes nicht genehmigt. Bcriiu, 30. September. Die Vossische Zeitung nennt als Ver­trauensmann der Krone, der nach dem kaiser­lichen Erlaß m i t d en R ci chst a g s p arr e i e n v er­­handeln solle, den Staatssekretär des Ausivärtigen Amtes tz. H i n tz e. Das Blatr erfährt, daß das Rück- ! trittsgefuch v. Hintzes n i ch t genehmigt wor- i den sei, sondern daß der Ltaatsselretär dem Kaiser sein Amt zur Verfügung gestellt habe für den Fall, daß! im Interesfe der parlamentarischen Lage > w e i t e r e p e r s ö n l i ch e V e r ä n d e r. u n g e n w ü n-! schens lv ert iv ürdc n. Nach dem gleichen Blatte wünschen die Mehrheitsparteien, daß als Reichskanzler. und als Staatssekretär des Auslvärligen Berufs- ! diploniaten eingesetzt würden, die eine progr-am-! matische ll e b e r e i n st i m mu n g mit den Reichstagspastteien erzielen. Berliner Pressekommentare. Berlin, 30. S>.fitember Der Rüâitt des Reichskanzlers. Grafen Hertling wird vorläufig nur von vereinzelten Blät­tern besprochen. Die rechtsstehende und die alldeutsche Presie unterlassen jeden Kom­mentar. Nur vereinzelte linksstehende Blätter lasten ihre Genugtuung über diese Jimugu­­rierung des neuen Systems durchblicken. Das BerlinerTagcblatt schreibt: Graf Hert­ling war der Repräsentant eines alten Systems und einer alten Zeit. Die große Mehrheit des Volkes hat angefangen, einzusehen, daß es so nicht weitergeht. Graf Hertling und Herr v. Hintze brauchen nicht zu fallen, wenn das System nicht fällt. Der linksnationalliberale Berliner Börse n­­kurier schreibt: Schnell, wie es Notwendigkeit und Pflicht geboten, hat der Mann, der ein H emmnis der deutschen Aufraffung war, aus den Tatsachen die Schlußfolgemng seines Rücktrittes gezogen. Das Blatt betont, daß ein Kanzler nötig ist, der fähig und gewillt .4. visQstAA, 1. Oktober 1918 ist, der Volkskanzler des in dem Willen z^u äußerer und innerer Freiheit einigen Deutschland zu sein. Die Rede des Urastden-e« Wiiso« Lbev den Uolkerdnnd. Budapest, 30. September. Die jüngste Rede des Präjrdenten der Vereinigten Staaten fällt in Tage voll Spannung, da alle Welt nach Anzeichen für eine Annäherung der feindlichen Mächte-, gruppen ausspäht. Graf Hertling hat vor einigen Tagen im deutschen Reichstag die Idee des Völkerbundes in den , Mittelpunkt seiner Ausführungen gestellt. Wollte Prä­­! sident Wilson auf diese Rede antworten, als er , in seiner j New-Aorker Ansprache den Völkerbundgedanken zum ! Angelpunkt des gesamten künftigen Friedcnswerkeâ ! machte? Die Anregungen Wilsons haben bisher immer ! auf feiten der Mittelmächte größeres Verständnis gefun» j den als bei seinen Ententefieunden. Die feindlichen ! Minister führen freilich das Lob des Präsidenten stets im Munde, aber ihre Pläne und Drohungen sind im Wider-, ! spruch mit den Grundsätzen, auf denen nach Wilson der filnftige Völkerfriede aufgebaut werden soll. So stimmt denn auch die jüngste Rede Wilsons in ihrem Geiste und in ihren Einzelheiten viel enger mit den von den Staats^ männern der Mittelmächte vorgeschlagenen Friedens« grundlagen überein als mit den hochmütigen und von Haß erfüllten Absichten der Enienteminister. Präsident Wilson hat in New Uork gesprochen, als wollte er gegen gewisse Reden und Handlungen der euro. päischen Entente polemisieren. Er verwahrt sich gegen einen Völkerbund, der beschränkt wäre auf die gegen l Deutschland verbündeten Nationen. Das ist eine deutliche ! Spitze gegen Lloyd George, der in der letzten Zeit immer wieder erklärt hat, der Völkerbund, den alle Welt ersehne, bestehe bereits in dem Bunde der Alliierten gegen Deutsch­land. Präsident Wilson formuliert neuerlich eine Reihe von allgemeinen Grundsätzen, die gleichsam den Geist im künftigen Völkerleben kennzeichnen sollen. Diese Gmnd­­sätze widersprechen strikt den bösartigen Plänen von einer wirtschaftlichen Erdrosselung der Mittelmächte. Wilson sagt, innerhalb des Völkerbundes dars es keine besonderen, selbstischen wirtschaftlichen Kombinationen geben, keine Anwendung wirtschaftlichen Boykotts; besondere Bünd­­niste, besondere Verträge oder Vereinbarungen, wirtschaft, lichc .Rivalitäten müssen im künftigen Friedenszustande ausgeschlossen sein. Diese Sätze richten sich deutlich gegen den Plan der englischen Imperialisten, die Mittel- Mächte auch nach dem Kriege wirtschaftlich als Länder minderen Rechtes zu behändem, sie wenden sich gegen die Beschlüsse in der Pariser Wirtschaftskonferenz, die ein verwickeltes System von Vorzugszöllen und Rohstoff. Versorgung inr Sinne haben, je nachdem es sich um Emtenteländer, um unterwürfige Neutrale oder um die Mittelmächte handelt. Auffallend ist auch die außerordentliche Schärfe, mit der Wilson die Vereinigten Staate» der europäischen En- i tente gegeiiüberstellt. Diese ist durch eine Kette von Ver­trägen aneinander gebunden. Die Vereinigten Staaten, erkkärt Wilson, schließen keine besonderen Verträge uird- Abmachungen mit einer einzelnen Nation. Das Oberhaupt der nordamerikanischen Union berief sich hiebei mit Pathos auf den ersten Präsidenten Washington und seine Mah­nung an das amerikanische Volh, sich durch Verträge nicht in die europäischen Verwicklungm hineinziehen zir lassem Nur an einem allgemeinen Bündnis, erklärt Prä­sident Wilson, wolle Amerika rilnchmen. Einen noch schärferen Trennungsstrich zivisckcn sich und den Entente­staatsmännern zieht Präsident Wilson, wenn er erklärt, das; die nationalen Ziele mehr lnd mehr in den Hinter­­gründ getreten seien gegenüber den gemeinsamen Zielen einer erleuchteten Menschheit. Tie nationalen Ziele, das sind doch wohl die im Namen d« s Nationalismus geltend geinachten Eroberungsziele der Entente. Wilsom spricht von Staatsmännern, die noch iyimer der.Meinung seierr, daß sie das Mächtespiel spielen; «' stellt ihnen die einfachen Arbeitsleute gegenüber, die in ihren Versaminlungen eiw­­fache Ratschläge geben und von »len Leitern ihrer.Regie­rungen Erklärungen darüber vt rlangen, wo der'Krieg! eigentlich hinauswolle. Der Piäsident der Vereiniigten Staaten spielt hier ersichtlich auf die ftiedensfreundlichen Beschlüsse der englischen und ftaniösischen Arbeiter an, und wie ein Tadel der Minister dieses Länder klingt es, wenn er bemerkt, daß ihre Antworten die Arbeiter noch nicht zufriedengestellt haben. Vielleichi, sagt er, haben diese Staatsmänner das veränderte l Aussehen der ganzen Welt noch imnier nicht richtig erkannt. Lloyd George und Clemenceau mögen sich diesen Wilsonschen Tert gewissenhaft ans chen. Und als ob er diese Herren persönlich apostrophieren wollte, sagt Präsident Wilson, er glaube, die Leiter der Regierungen, mit denen Amerika assoziiert ist, würden 8ci gegebener Gelegenheit ebenso deutlich sprechen wie er; ershoffe, daß sie dabei offen sagen werden, ob sie mit seiner Auslegung der Ziele dieses Krieges und der Mittel zu einer befriedigenden Lösung einverstanden sind. Die Rede >es Präsidenten Wilson wird in Paris, London und Run, wo man, berauscht von augenblicklichen militärischei^ Erfolgen, wieder die radikalsten Kriegsziele, wie die Eiertrümmerung Deutsch­lands und Oesterreich-Ungarns, Lerkundet, wie ein kalter Wasserstrahl wirken. Wenn der Pnsidcnt der Vereinigten Staaten auf der Verwirklichung der Grundsätze, die cr in New Uork verkündet hat, ernstlics und mit Tatkraft be­stehen will, so könnte sein« Rede der Ausgangspunkt einer großen Wendung zum Frieden se<n. rjondos!, 30, September. (Reuter.) In seiner bereits^ im Auszug verössent­­lichten Rede führte Präsident Wilson noch aus: Der Völkerbund kannnicht jetzt gc formtwerden. Wenn erjetzt geformt würde, würde

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