Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1927. április (74. évfolyam, 74-97. szám)

1927-04-01 / 74. szám

èkftâch?, 1. ÄM 1S27 » 3 » KI'Lir novn Abgeordneter Dr. Drüdy sVcremigte Linkspartei): .Der i-unbekannte Steuerzahler" aber soll tzah-lenl Mbgeor^duLier Dr. Szilágyi Meindürgerpiartei): Schade, sdatz kein einziges Mitglied der Z^giermrg zugegen ist! Mgeordnâr Dr. Raflay sVereiirigte Linkspartei): Würde das eine Aktiengesellschaft tun, ihre Direktoren waren Won längst iMt er Schl oh und Riegel! Abgeordneter. Gaston Gaal: Ärs ist also die Äogß, bei ^er der Steurt 18 Milliardeir Kronen verloren liat, die Kogß, !dic nach den Erklärungen des .Herrn s^-inanzininister-. kreier: 'worden ist, um den armen Beamten unter die Arme zu grei­fen, die Koqsz, die unter der Kontrolle eines hohen )^:mkti»­­uärs des NnanMinisteriunls stand- Wie komntt es, dah bei ^einer Genossenschaft, die vollständig ztigrundc gegangen ist, chicr Direktoren außer ihrem Gektalt und.lurter dein Titel von jPrvvisicmen 600 bis 700 Millionetr Kronen erhalteir ,konnten? Abgeordneter Dr. Szilä.qhi: Sie dürfte 'daran zugrmrde ltzegangen sein! Abgeordneter Gaston Gaal: Es ist nicht meine Sache, danach M forschen, da ich sa nicht der Kontrollor bin, der dort Die I-nteressm des Staates vertrat. Wäre ich der Kontrollor «gewesen, so kömrie ich auf diese Frage wohl an'tworten. Ich glaube, 'daß die Gearossenschaft zugrunde gegangen ist, weil die Herren Direktoren, nur um möglichst viel Provision nach dem Brutwverkehr zu erhalten, mit beiden Häirden nach sedem Geschäft griffen, da es fa für sie vollständig irrelevant war, ob die linternchmuug nutzbringend war oder nicht. Die Hauptsache war die Provision. sBetoLgung.) Aber das ist noch nicht alles. Als es schon offenkundig tvar, daß die .Kogß vor dem Zusammenbruch stand, tour-de die Kartelluuter­­nehmung der ungarischen Textilfabrikanten vom Staate ge­radezu Mzwu-ttgen, die Geschäfte der Kogß .zu übernehmen. Darüber' wurde ein Vertrag aufgesetzt, diesen Vertrag aber schlossen nicht die Juristen des Staates ab, der an der Sache uiit 18 Milliarden intereMertwar,sondernzwe.s Rechts­­-anwältc, die für diese Arbeit 129 Millionen lKronen erhielten. Abgeordneter Gcza Farkas (Einheit): Unerhört! Abjseorinnter Gaston Gaal: Unter den Beamten des Staates, Der einen ganz kolossalen Zentralapparat unterhält, fand sich kein >inzigcr,' der diesen Vertrag von Amts wegen aufgesetzt hätte. Wozu auch? Vom Gclde, das zur Unterstützung der armen Beam^ ten hätte verwendet werden sollen, mußten auch noch Riesen­honorare an Rechtsanwälte gezahlt werden. Es tväre viel­leicht eine lrichte Aufgabe, die Regierung zu fst ürzc n, doch will ich lieber alles aufbieten, um ihr sedes .Hin­dernis aus dem Weg« zu räimren, damit sie die Arbeit der Kon­­solidterung zu Ende führen lrönn«. Abgeordneter Dr. Rassay: Dann Klagen Sie nicht über diese iZusrände! Abgeordneter Gaston Gaal: Das ober darf ich wohl fordern, idaß die Regierung diesem Skandal ein Ende mache. Irn weite­ren Verlauf feiner AuSführumzen urgierte der Redner die Re­­wifi on des I n k o m p a t i b i l i t ä t s g e fe tze s, wobei er sich gegen die Auffassung des Abgeordireten Dr. Källay rvandte, 'wonach die Betätigung in wirtschaftlichen Unternehmungen mit .dem Mandat des Abgeordneten schon darinn nicht unvereinbar 'sti, weil sie ihm zu materieller Unabhängigkeit verhelfe. Schließ­lich befaßte sich der Redner rnit dem Z o l l g e s e tz, dessen ein­zelne Beftimmung'en er ausfülzrlich erörterte, indem er erklärte, 'daß dieses Gesetz eines der größten Verbrechen sei, bie gegen die heimische Volkswirtschaft ver­­ftr b t worden seien. Dieses Gesetz sei seinerzeit von der Rationalver­­sanrmlung in Abwefcirheit des Redners geschaffeir und ohne jede Kritik durchgelassen worden und verfolge offensichtlich kein an­deres Ziel, als die Taschen von 200 oder 800 Großindustriellen zum Schaden der Gesamtheit der Konsumenten zu füllen. Vor der .Schaffimg dieses Oäesetzes habe unter Einbeziehung der inter­essierten- .Kreise eine Enquete stattgefunden, deren Teil­nehmer in ziemlich inrverhüllter Weise ftir das Zollgesetz Propaganda wachten, das, wie erwähnt, die Konsumenten der Großindustrie auf Leben und Töd auslieferc. Einen Beweis für diöse Rehaupturrgou bilde eine Reihe von Artikeln aus der Feder unserer hcivorragenidsten Vvlkswirtschastler, die sich alle gegen die Bestilunrimgen dieses Gesetzes aussprechcn und scharfe Kritik daran üben. 'Das Zvllgssctz schädige die wnga­­rifche Landwirtschaft in gemdegn inivevantwortlicher Weises d-Lnn abgeschen datwir, d,:ß es in keiucr Weise geeignet sei-, die Produktion AU erhöhen, stelle es sich einer Erhöhung der Pro­duktion gewissenwrßen entgegen. Die Anhänger dieses Gesetzes können für ihre Stellmignahme keine anderen Argumente Vor­bringen, als die Passivität unserer .Handelsbilanz. Nur unsere .Großindustrie wäre imstande, die schweren Lasten zu tragwr, die das Gesetz den Konsumienten und der Landivirtschost mif­­erlege. Ungarn könne nur durch die Pflege seines Bodons wie­­deraufgcrichtct werden und es sei geradezu unverantwortlich, daß d'.e Regierung gerade deni Boden die schwersteca Lasten aufevl gc. Dieser Zustand könne nicht -länger oufrechterhalten werde . Werde nicht bald Mhilfe geischchst, ^dann wcr-de auch die L- -.tdwirtschast ziugrimde gehen. Die Rentabilität des ungarischen Bodens dürfe nicht vermin­dert, sondern muß mit allen Mitteln geför­dert wc-.r-den. Leider verfolge der Ackcrbauminister eine gogenteilige Politik. Zur giückkehr sei es mich immer nicht zu spät. -Die -Regierung befinde sich Wohl in einer sehr scliwierigcn Lage, doch könne sie noch immer -das Versäumte gutnrachen. Der Redner schloß seine vom glanzen Hause mit lebl)astem Beifall aufgenonmienen Ausführungen mit der Erckläruirg, es sei :hm ferngelegen, der Regierung Unannehmlichkeiten zu be­reiten. Er sei auch in .Hinkunft bereit, die Regierung in allen .Handlun-gen zu unterstützen, die daraus ebzielen, das Land wicidera-uMr:chten. Die Vorlage nahm er an. Der letzte Redner des heutigen Tages war Abgeordneter Malasits sSoz.), der Müichst an der Tätigkeit der'Erspa­­rungskommission Kritik übte und dafür eintrat, daß der Wirknngs- und Rechtskreis dieser Konamission crtveitert werde, da sonst chre Tätigkeit nur problematischsn Wert habe. -Dann tvawdte er sich der Eröterung von Lohn fragen zu und verwies -daraus, es sei ein Irrtum, zu glai öen, daß durch niedrige Löhne billigere Jndustrieartikel hergestellt werden könncir. Das nächste Thema war der Klassenkaanpf, wobei er auch <mf die Wirren im Fernen Osten zu sprechen kam und erklärte, -daß Ungarn die Ereignisse, die sich jetzt iir Ehina abspi-elen, mit gsbührcnder Aupnerksanrke-it verfolgen müsse, derur Ehiira -befinde sich jetzt in einer Ähnliö^n Lage wie lingarn, das tüer Jahrhunderte unter der Herrfchaft der .Habsburger geftandeir hat, von der cs sich allerdings nur um den Preis des verlorenen Krieges zu befreien vermochte. Der chinefifch-e Bürgerkrieg sei eigentlich durch die llebergriffc des englischen Kachtalismus hervovgerufen worden. Die unga­rische Presse bofasse sich viel zu wenig mit den Erscheinungett im Fernen Osten und rücke die Dinge, die sich dort abspielen, in ein völlig falsches Licht. 'Die vom Kabinett Bethlen befolgte Außenpolitik, ftchr der Redner dann fort, ist nicht geeignet, allgeineine Beruhiigung zu wecken. Was wollen wir eigentlich von Italien? Italien Mussolinis trer­­tnag uns überhaupt nichts zu bieten, denn die italienische Landivirtschaft ^t sich nantLn-tlich in den letzten Jahren hoch entwickelt. Die Sozialdemokratischc Partei hält nur eine Außenpolitik für zweckentsprechend, die in erster Reihe mit den Nachbarstaaten freundschaftliche Bezie­hungen anknüpsetr will. Namentlich gilt dies ftir Jugo­slawien, mit dem wir uns besonders eng ver­bünden müsse n. Wir dürfen uits l)eute in keine Aben­­tenrerpolitik niehr einlassen. -Schließlich zog der Redner gegen den Legitimismus zu F-elde, ietd-em er cs bemängelte, -daß, währmrd die Regierung trotz des Entthroimngsgesetzes die legi-timistische Propagmida gestatte, die republikanische Agitation vcrlwten sei. Die vor eini-gen Wochen in Györ von der Ungarischen Lcgiiünistenpartci ein-berufcne Ber­­sainmlung sm eine charaktmistische Erscheinung dieser Pro­­pagan-dca. Mcrktvürdig sei jcidensaUâ, daß die legitimistische Agitation von densclbèn Politikern geduldet werde, die seiner­zeit auf den verstorbenen König K a r l feuern ließen, der im Tataer Schloß beinahe dem Atteirtat eines Schirrken zum -Opfer gefallen wäre. Die Borl-age l e h n t e der Redicer a b. Nach Feststellung der Tagesordnung der morgigen Sitzung wurde -die hentigc um 6 Uhr abmr-ds geschlossen. H. Oberlpus. Mch der Pause, bis zu der unser Bericht im Abendblatt gediehen war, ergriff Dr. Franz Nagy La-s Wort, um auf die Argumente des Grasen .Hadik zu reflektieren. Er gab zunächst seiner UeberzmuMng Ausdruck, daß Graf Hadik sich uach Aichörcn feiner Änsftchrungen nicht mehr darüber wundern werde, daß Redner den Gssetzentwin-f ve-cteidige. Er bsschäs-tigte. sich sodcmn in längeren Erörkerungei-i mit. dem VarsicherungÄvesen vom juristischen StcmLpunkte mrs­­und gab MIM liistori-schmr Rüâlick über -die RechtspraZ-is, die sich seit dem .Kri-ege iic Ungarn herausgebil-det Hai. Ich vertrete den Stmrdpintkt — führte er n. a. ans —, daß, d>r. das Verficherungsiüefen aus einem privcitrechtlicheir und einem adininistirâtiven Teil besteht, der privatrechtliche Teil nicht kodifiziert werden kann, bevor der administrative völlig geregelt ist. Ich habe schon vor dreißig Jahren eine illesorm des Berslcherun-gsivesens für notwon.dig gehirltM. Wenn Graf .Hadik die ciiglische Ansfassung a-uf dem Gebiete des Ver­­sicherungstveseirs verteidigt, so muß ich darairf Hinweisen, daß seit Kriegsende auf dem ganzen Kontinent ein einheit­licher S--.wrdpniiikt zur Geltung gekomnien ist, so daß ivir uns davon nicht absoirdern können. Wir scheu, daß da-s Versicheriingswesen m eine Lebens- und eine S^den­­verstcherimg geschieden tvinvcn ist. Für das eine gilt. Las Prinzip, daß nian niemand zum Sparen zwingen kann; er lnuß, tvenn es seine Vermögsnst>erhä tirisse erfordern, auch von dem .Kontrakt zurücktreteir kön.n>.!i. Bei der Sc^dcn­­versicheriing dagegen gilt der Grundsatz: Uueku sunt 8ervrun1n; niemaird ist ja gezivnngen, einen Kontrakt auf. inchrerc Jcchre abzuschließen. Er kaum sich beispielstveise imr auf ein Jahr verpflichten Was di-' englische Auffassung­­betrifft, die sich Gras .Hcidik zu cig^.r macht, so nmß inan bedenken, daß die englische Men-iialstät ganz cmders geartet ist. Wir können uns von der Auffassung des .Konüirent-Z un-nwglich freiumchen, tvie dies bereits uusère Zcachbarstaatsn getan haben. Gras Jolsann Hadik: In der Tschecho-Slowakei sind die Gebühren um 40 bis 50 Prozei-lt gestiegen ! Dr. Franz Nagy: Ich spreche hier nur voin juristischen -Standpunkt. Bei uns sind die Verhältirisse auf dem Gebi-èts des VersichernngswLsen.s so ciitartet, d<rß wir keine andere Möglichkeft haben. Bei uns ist iiämlich das Versicherungs­­verfahreli nichts weiter als sine Agentennianipulatioii. Ich möchte die Tätigkeit der Agenten n-icht herabwürdigen. Äir köiinen chnen dankbar sein, wcnii sie das Versichsrnngswesen propagieren iiird es volkstümlich zu nnichen trachten; ivei-ii-l sie sich jedoch nur darcnlf cinstellen, anstatt neue Bersiche­­rungeii äbzuschließen, die Partaieir von der andern Ver­­sickfermrgâgssellfchast abspenstig zn macken, gewissermaßen einen Taihchhandel M stisternatisieren, so darf dies nmnöglich unterstützt iverden. -Gr-cft Joilfa-m-« Hadik: Aber der freie Wettbewerb muß -gewahrt wevden ! -Dr. Frantz Nagy: Ein svl-chec' Wet-t-bsir-erb kaum uns nicht cwwünscht fvi-n. Ter Rkidn-er -bes-chcjstigte sich dann -mit der Ver­­tr-a-gs-treuo und wies daratzf -hin, daß nr-air sich nicht an den Buchstaben Les Gesetze-s klEni-ern düvfe, svndern eine höhere ethische Anssassustg hegen müsse. Es sei sa allgemein bekannt, daß das Gesetz nicht iMiner auf absalu-ter Ger^tig-keit beruhe. Gc-sstzc süien -oft durch Len Eiiiftuß äußerer Umstände -ins Leben geri-M worden-; -man -brauche nnr an die KriegsgLsetze, â den -Vertrag -von Trianon -und an die Bestimm-u«-gèu -l»Z BödenreforlM-gesetzcs in Lei: -besetzten Gebietsn .zri dâken. Man k-öune die JnterPreit-at-ion der Km-i-e trn-möglich im all­gemeinen annahmen. Der kleine LcMLiwirt sei übr-igens so k-onsenvatio gssiiMt, daß er, wenn er einen Vertrag auf sechs Jähre eiirgehe, die moralische Verpflichinn-g fühle, den Ko,st­­träkt a-nch ein.zuhalten. Ta -konrme aber der Agen-t, der chii aitfkl'äre, A-.-rß er ja noch dem Bicchistân de-s -Gesetzes zurüct­­tretei-c -und ein-e neue Versicheru-na ein-gch-en könne. Und e-l>en durch diese Borgangs'weise Ägent-en- werde, das Rechts­­encstfiuden wriergrän un!d das VLr-sicherun!.gswc.scn innnec -inchr dem-ora-lisiert. Der Redner wies dann darauf lfin, daß auch er gâisse Aendc-ruirgen i'^ ter Stilisierung -i!->rd Forinu- Il-ier-ung gern bill-ige, aber Lvm Wesen Nach müsse er schon voic s-öinsm berüflichen. -Standpu-nkie aus den Eirtwirrf so ann-ch­­-men, wie er derzeit vorliege. Was nu-r die rückwirkende Krast betreffe, so best-cht ja -überhaupt kein fwinzipieller U-irterschied zwischen ilM Ultd dem Gr-oifen -Hadik. 'Die Engländer, sagte e-c in diesem Z-us-alirmenhan-gc, hüteir sich davor, allgemeine Gesetze zir schaff-an, -pn-deru rstfen irnm-er -nur den aktuellen Bs- Äirfniissen eittsprechsn-Le -Verordnun-gsir ins Leben. Die iir Rede stehc-itde Reform kan-n in -ihren Airswirkun-geu garnicht berechnet werden; wemr wir aber die Problcine auf den novellärischcn Weg bringen, so geschieht dies einzig und allem darum, weil die Entartung auf dem Gebiete des Verfiche­­rungslvcsens nicht inehr länger geduldet werden kaiui. Die freie Konkurrenz wird durch Ten Entwurf keineswegs Lcciu­­trächtigt, im Gegenteil, wenic die Versicherungsunternehmun­­geir davor gesichert find, daß ihre Parteien, für die sie ciic jo großes Risiko zn üliernehmen haben, schon nach dem ersten Jahr abspenstig gemacht werden, wird daS ganze Versichc­­rungswesen in ein normales Geleise kommen und, ivas das wichtigste ist, die Stärkung der Jnstitnte möglich sein. Der Redner wies dann darauf hin, daß cs jetzt in Rumpsungarn 80 bis 85 Bersichcrungsgefellschaften gebe, Ivährend vor dem Kriege in Großungarii kaum mehr als die - Hälfte bestand. Solle man nun znlassen, daß das Ausland, insbesondere eng­lische Untcrnebmungen, sich scharenweise im Lande nieder­­lassen und durch eine ivcchrhaft schmutzige .Konkurrenz die un­garischen Unternehmungen zugrunde richten? Am i^chlusse seiner Ausführungen kam der Redner auf eme Fachberatung zu sprechen, die sich mit der .Hagelversicherung der Landwirte beschäftigte. Es handelte sich darum, das; die Landwirte bei einem Schaden bis zu 5 Prozent auf die Entschädigung ver­­zichtcn sollen, weil nachweisbar die Kosten der Abschätznirg des -Schadens viel höher seile würden, als der Schaden selbst. Die Landwirte haben dies eingesehen und diese Klausel an­genommen. Graf Johanie Hadik: Es handelt sich hier nicht nur uiu die Landwirte allein! Dr. Franz Nagy: Ich habe dies deswegeir zur Sprach­gebracht, weil gerade im Kreise der Landwi-rte die Agenteir ihre schädliche Tätigkeit ausüben. Den vorliegenden Gesetz­­cntivnrf nehme ich an. Gr-af Ladislous Somssich, der Präsident -des Lan-des« Agrik-ulturvere-ins, erklärte, die Vorlüge schon dcshTb^ ab­­lc-hncn zu nmssen, weil er prinzipiell dagegen sei, Laß ein­zelne hcrausgegrifscne Verfügungen irgendeines Gesetzes in novell-arischem Woge abgeän-dert wevdeic sollen. Die Idee, dcir vorliegenden Entwurf zii jchaffcn, staiii-me schließlich ilicht von gestern, dos Problem schwebe schon feit einem Jahre, inid dieser Zeitraum -hätte .genügt, den ganzcüi Kompler der Ver­­sicher-ilngsfragc neu zu regeln. Uni-.-nnchiilbar fand der Redner den vor^liegeii-den Entivurf auch deshalb, weil er für eine der beteiligten^ Parteien ein Mono-Pol fchaffc. Tie Betoniiirg der Vertragstreue sei eine große Phras-e; daß aber demjenigen, der seiuein bestchcnidcn schlcchtau Versichcrungsvertr.ag ent­rinnen tvolle, bloß eins Fr->ft voic 30 Tagen g-ävä-lfrt werde, fei eine geradezu zynische Bestiminung. llNa'n pcirifizicre die I Verträge; w.:s werde aber geschehen, wsmr der Versicherte idem rcglvA Dalicgeüdert Zuriick. Aster wie hatten sie es wagen können, dem Bösen gegemrbcrzutreten? Und war es wirklich dieser, der. über den .Haufeir geschossen, halag? Siche, der schwarze Rock . . .! Der Kandidat tnlg ihn so, geschlitzt und mit einer Eiirfassnng an den Aermeln. Der K.andiida.k! „Mein .Herr und Gott!" briillten sie. vom Schuld­ahnen gâiüttclt. „Wir haben den .Kandidaten erschossen!" Mehrere begannen zu weinen. Eini.fle Müdchm . Ivarén der Ohnmacht nahe und muszten von den Gefähr­tinnen gestützt werden. Bis..., sa, bis unnermiltelt- eine üiö.crschnappende Stimme, schluchzend, hilfesuchend in die Betvcgung kreischte: „Der Herr April kommt!" und dieser, gleich einem unheimlichen Nachtgespenste im weißen Schlaf­gewand, lebensgroß, nur bleich, entschlich bleich in der Tür erschieit und in den Hof heraustrat. Die ihre Fassung bewahrt hatterr u'nd iricht davon­­.gelaufen waren, sahen ihir iir völliger Verstörung, Schamn vor dem Ntundc und nach allen Seiten wüste Drohungen ausstoßend, in den Garten taumeln und — seinen einzigen Anzug von der Strohpuppe lö'en, der er tn der Nacht ivon argen Händen angelegt worden war. Die Nächststehenden streiften Trutzmn mit einem jcheuen Blick. „Hast das du getan?" Gr lachte keck: „Der Herr April ist tot!" Jöm folgenden -Augenblick war alles Kleiiwolk zer­stoben. Mer die Nachbarschaft sammelrc sich an, uul die Ursache des Waffengctöscs zu erforschen. Und die Nachbarn lvnn­­-derten sich nicht wenig, als sich ihnen bald darauf der Kandidat mit hundert Löchern im .Kleide, aus denen die Wäsche hervorschimmerte, doch völlig unNrsehrt, zeigte. Wäretr sie abergläübdsch gewesen, hätten sie einen Spuk erkannt, und in Verfolgung des Gödairkens über den rasch verbreiteten grobkörnigen Aprilscherz der Kinser an ein wirkliches istiedeLschinettc,rn des -^atans aus ,H'.m­­mclshöhen gedacht. Weil sic über, in diesenr Belange weniclstcns, -der WirkLichkeit lebten, stanDeir sie bloß zn­­sammen tmb sprachen: „Der -Herr Kandidat iaugt nicht für ultscre Schule." Danach beglichmr sie seine Ansprüche aufs restsichc Jahr unld verüvschi-od-eten ihn. Seilt Abllang Ivar ein Sieg auf ^der Gruit!>la-.ge: Hier unten liegt, wovon ihr nur das Ende sci-d, — der An­­fan-g aller Weisheit! Dèciu Dot-f hat dann in Achtung Les ehrbaren Lehr­standes den Fortgewandert-en, lr'enu auf ihn -daim und irann noch -die lliöde fiel, lric niehr anders genannt als den Herrir April. Ich glaube nicht, baß nur irgendwer noch s-eineir stcaatren kelmt. Auch ich habe ihn vergessen. Der sra-gend aüs-geivovfeneir Bohauptling bietet sich aber auch die zweite Hauptgcistalt dieses tneines Schul­­erlcbnisies zur Bestätigung an. Wie lautete nur die Frage: Was weiß -die Welt von der Dorlfschule, was von ihrenr vi-elgesralti-gen Innenleben, -dein stzeigcnd-eir uird fallenden Maße in ihr und Leír Ansätzen zur lpeslügelten Großtar, die voir -der -dörfisckicn Enge iin .Keime erstickt werden? ... Ja, auch der Bauernsunge inir der kichn-en geffölgeit Vcranlagurig ist dieser niiüberwiüdlichcn - Enge zrun Opfer gefall'eit. Jnr ewtggleichen Waiidel zwisckien Hof und Feld erftaitb -der: Drang zur allmenschlichen Führechühe irr ihm, scilr Gang wirrde schleppend, sein Sinnen trag, und als er seine zcrschelltcir Hosfnuirgen, ein Frühgobrochen-er, init sich iir die Grübe nahin. blieb nichts -hinter iihm als das bißchen stkantn für ein nachfolgendes graues Männlein. Wcnir ich mir mitunter, zur Zeit, in der rnan zu­gängliche Sael-cu: unt Mückengift in die Apotheke odcr itln eiir Psli-nd scligeir Schlaf .zmit Nachüvächter schickt, die Geschichte vonr Hcrrii April vergegenwärtige, erscheint mir iminer auch die Gestalt des früh erloschcneit Kraters -Trutzum. Ich nenne -diesen noch immer so. Ein schmiede­eisernes Kreuz auf einsamer Grabstätte bessert mich aus init dem vorgcstr-cckten Täfelchen und dem Nameir darauf: Thomas Pfung.

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