Pester Lloyd - esti kiadás, 1930. március (77. évfolyam, 50-73. szám)

1930-03-01 / 50. szám

PESTER LLOYD Samstag, 1. März 1930 ° ^ ° Unter imposanten Äußerlichkeiten ging der Fest­gottesdienst der Pester israelitischen Kultusgemeinde vor sich. Die große Synagoge in der Dohány-ucca war ge­drängt voll; auf den Galerien sind die Mitglieder und Abordnungen sämtlicher Fraüenvereine erschienen; die oberste Galerie war für die Schuljugend der höheren Klassen reserviert. Auf der Aftarestrade nahmen die Vor­standsmitglieder der Kultusgemeinde unter der Führung des Präsidenten Hofrats Samuel Sfecji _ P,latz, und zwar die stellvertretenden Präsidenten Oberhausmitglied Dr. Samuel Gliicksthcil und Dr. Marzeil Hajdú, ferner die Vorsteher Koloman Frey, Dr. Leo Buday-Goldberger, Dr. Wilhelm Grauer, Dr. Adolf Kecskeméti, Baron Adolf Kohner, Andreas A'agy, Oberhausmitglied Eugen Vida, Dr. Adolf Wilheim und Dr. Emil Zahler. Außer ihnen nahmen ebendaselbst die Vertreter der staatlichen und militärischen Behörden Platz: in Vertretung des Abge­ordnetenhauses ist Dr. Géza Dési erschienen, der Kultus­minister ließ sich durch den stellvertretenden Staats­sekretär Dr. Stefan Tóth vertreten; das Finanzministe­rium war durch den Staatssekretär Balázsy; der Honvéd­­minister war durch den General Havas; das Brigade­­komniando durch den Oberst Epcrjessy; das Honvéd- Oberkommando, das Platzkommando durch eine Offi­­ziersjibordnung vertreten; auch die Staatspolizei, die Hauptstadt, die Bezirksvorstehung hatten Vertreter ent­sandt. Der Gottesdienst wurde durch den Psalmvortrag des Oberkantors Lineczky eröffnet, nach dem Großrabbiner Dr. Simon Hevesi seine Festrede hielt. Er ging von den Worten des PSalmisten • aus, der Gott als Spender der Macht und der Weisheit preist. Dann fuhr er fort: Das ungarische Judentum feiert den heutigen Tag mit der ganzen Nation, deren organischer Teil es ist. Die vergan­genen zehn Jahre sind dem Zeitwandel in der Natur ver­gleichbar, der aus der Nacht den Morgen hervorgehen läßt. Die Regierungszeit des Reichs Verwesers Nikolaus v. Horthy ist im Leben der Nation eine Zeit des Sieges der Morgenröte über die Nacht. Das ungarische Juden­tum fühlt am heutigen Tage, daß den Leistungen dieser zehn Jahre Dank und Anerkennung gebührt, denn sie bedeuten den Schutz der auf der Offenbarung vom Berge Sinai begründeten Weltordnung, der religiösen Idee, der Sicherheit der Gesellschaft. Mit dankbarer Erinnerung blickt das ungarische Judentum auf diese Periode zu­rück, in der es seine Vertretung im Oberhause erhielt. Für all dies huldigt das ungarische Judentum vor der hohen Person des ungarischen Reichsverwesers und bit­tet auf ihn Gottes Segen herab. In diesen Gefühlen hul­digen wir den Verdiensten des Reichsverwesers um die Vergangenheit und beglaubigen wir die Hoffnung der Zukunft, der ungarischen Zukunft, die mit Gottes Hilfe der ungarischen Nation und dem heißgeliebten Vater­lande die Erfüllung der von allen ungarischen Herzen ge­hegten Wünschen bringen möge, auf daß Frieden, Segen und Einheit uns allen und zu unser aller Gedeihen er­blühen mögen. Großrabbiner Hevesi schloß seine ergreifende Rede, die das Publikum zum Teil stehend anhörte, mit den Worten des ungarischen Glaubensbekentnisses, das der Chor der Synagoge wiederholte. Nachher stellten sich die Vorstandsmitglieder unter Führung des Präsidenten Sa­muel Stern vor der offenen Bundeslade auf, wo Gfoß­­rabbiner Hevesi für das Land und den Reichsverweser ein Gebet sagte. "Nach dem Gebet nahm der Festgottes­dienst unter den Klängen der Nationalhymne seinen Abschluß.* Bisher sind aus folgenden Provinzstädten und -Ort­schaften Berichte» über das Abhalten von Dankgottes­diensten eingelaufen: Kiskőrös, Szentendre, Szécsény, Szckszárd, Szombathely, Nyíregyháza. Die Aufwartungen. Im Laufe des Vormittags empfing der Reichs­verweser die Erzherzoge, die Präsidenten beider Häuser des Reichstages, die Mitglieder der Regie­rung unter Führung des stellvertretenden Minister­präsidenten Dr. Vass, eine Abordnung der Honvéd­­ormee, den Präsidenten des Staatsrechnungshofes Dr. Alfred Zawadowski, den Präsidenten der kön. Kurie Dr. Andor Juhász, ferner den Kardinal-Fiirst­­primäs Dr. Serédi, die Vertreter der reformierten Kirche Öberhausmitglied Ernst Dókus und Bischof Ravasz, die Vertreter der evangelischen Kirche .Ge­neralinspektor Baron Béla Radvánszlcg und Bischof Geduly, den Vertreter der ungarischen Kirche bischöflichen Vikar Nikolaus Józan, in Vertretung jdef griechisch-orientalischen Kirchen den Bischof Dr. Georg Zsupkovics, in Vertretung der israeliti­schen Glaubensgemeinschaft den Präsidenten der i Landeskanzlei Baron Adolf Kohner und den Präsi­denten der Pester israelitischen Religionsgemeinde Hofrat Samuel Stern, sowie die Präsidenten Adolf Frankl und Abraham Freudiger v. Óbuda. Mittags 12 Uhr empfing der Reichsverweser die Aufwartung der hier akkreditierten Gesandten und Geschäftsträger, bei welcher Gelegenheit er die Be­grüßungsansprache des päpstlichen Nunzius Orsenigo mit folgenden Worten beantwortet: — Herr apostolischer Nunzius! Tief ergriffen hat mich die zärtliche Aufmerksamkeit des diplomati­schen Korps, die es mir gegenüber zu bekunden die Güte hatte, indem es anläßlich der zehnten Jahres­wende meiner Wahl zum Reichsverweser Ungarns seinen freundlichen Glückwünschen Ausdruck gab. — Die wertvollen Worte, die Eure Exzellenz an mich richteten, erfüllen mich mit aufrichtiger Freude, weil ich in ihnen nicht bloß die Wertung meines festen Strebens erblicke, womit ich meinem Vaterlande zu dienen trachte, sondern auch die An­­nerkennung jener kritischen Arbeit, in der die un­garische Nation alles aufbietet, um sich von den Übeln zu erholen, die durch die schweren Ereig­nisse jüngstvergangener Zeiten über sie hereinge­brochen sind, und in wrelcher sie ihre wirtschaft­liche Erstarkung und die Möglichkeiten ihrer künftigen Entwicklung zu gewährleisten trachtet. — Durchdrungén von diesem Gefühl, bitte ich Sie, meine Herren, meinen innigen Dank für ihre freundlichen Glückwünsche zu genehmigen und I íren Staatsoberhäuptern zur Kenntnis bringen z i wollen. Die Neubenennung der Truppenkörper. Aus Anlaß des zehnjährigen Regentschaftsjubi- 1e ums hat der Reichsverweser die Truppenkörper der k in. ung. Honvéd nach historischen Persönlichkei­ten benannt. < Die einzelnen Truppenkörper erhalten die fol­genden Namen: Kön. ung. 1. Honvédinfanterieregi­­m:nt: Kön. ung. 1. Honvédinfanterieregiment Maria Tiicresia; kön. ung. 2. Honvédinfanterieregiment: ki n. ung. 2. Honvédinfanterieregiment Palatin Josef; kin. ung. 3. Honvédinfanterieregiment: kön. ung. 3 Honvédinfanterieregiment Sankt Stefan; kön. ung. 4. Honvédinfanterieregiment: kön. ung. 4. Honvéd­in. anterieregiment. Sankt Ladislaus; kön. ung. 5. He nvédinfanterieregiment: kön. ung: 5. Honvéd­ini anterieregiment König Matthias; kön. ung. 6. He nvédinfanterieregiment :. kön. ung. 6. Honvédin­­fai iterieregiment König Llidwig der Große; kön. ung. 7. Honvédinfanterieregiment: kön. ung. 7. Honvéd­­inf mterieregiment Nikolaus Zrínyi; kon. ung. 8. HoavédintanterieregiiUent: kön. ung. 8. Honvédin­fariterieregiment König Béla; kön. ung. 9. Honvéd­­inf mterieregiment: kön. ung. 9. Honvédinfanterie­­reg.inent Johann Hunyadi; kön, ung. 10. Honvéd­infanterieregiment: kön. ung. 10. Honvédinfanterie­­reg ment Gabriel Bethléh; kön. ung. 11. Honvéd­­infs nterieregiment: kön. ung. 11. Honvédinfanteriere­­gin ent Stefan Bocskay; kön. ung. 12. Honvédinfan­­trie regiment: kön. ung: 12. Honvédinfanterieregi­regiment: kön. ung. 13. Honvédinfanterieregiment regiment: kön. míg. 13. Honvédinfanteriéregiment Artír Görgey; kön; ung. 14. Honvédinfanterieregi­­mert: kön. ung. 14. Honvédinfanterieregiment Stefan Dobó. — Radfahrerbataillone. Kön. ung. 1. Honvéd­­radlahrerbataillon: kön. ung. 1. Honvédradfahrer­­bata illőn Johann Damjanich; kön. ung. 2. Honvéd­­radi ihrerbataillon: kön. ung. 2. Honvédradfalsrer­­bata illőn Adam Balogh; kön. ung. 3. Honvédrad­­fahr;rbataillon: kön. ung. 3. Hondvédradfahrer­batallon Bottyán dßr Blinde; kön. ung. 4. Honvéd­­radf ihrerbataillon: kön, ung. 4. Honvédradfahrer­­bata.llon Johann Kapisztrán; kön. ung. 5. Honvéd­­radf ihrerbataillon: kön, ung. 5. Honvédradfahrer­­bat? .Ilon FML. Ernst Kiss; kön. ung. 6. Honvéd­­radi ihrerbataillon: kön. ung. 6. Honvédradíahrer­­bata Ilon Karl Leitungen; kön. ung. 7. Honvédrad­­fahi ubataillon: kön. ung. 7. Ilonvédradfahrerbatail­­lon Stefan Báthory. — Husarenregimenter: Kon. ung. 1. Honvédhusarénregiirient: kpn. ung. jazy­giscl -kumanisches 1. Honvédhusarenregiment Franz Jose, /.; kön. ung. 2. Honvédhusarenregiment: kön. ung.2. Honvédhusarenregiment Fürst Árpád-, kön. ung, 3. Honvédhusarenregiment: kön. ung. Honvéd­husarenregiment Franz Nádasdy, kön. ung. 4. Hon­védhusarenregiment: kön. ung. 4. Honvédhusaren­regiment Andreas Hadik. —- Artilleriedivisionen. Kön. ung. 1. Honvédartilleriedivision: kön. ung, 1. Honvédartilleriedivision Nikolaus Bercsényi; kön. ung. 2. Honvédartilleriedivision: kön. ung. 2. Hon­védartilleriedivision Georg Klapka; kön. ung. 3. Honvédartilleriedivision: kön. ung. 3: Honvéd­­artilleridivision Nikolaus Jurisics; kön. ung. 4. Honvédartilleriedivision: kön. ung. 4. Honvéd­artilleriedivision Paul Kinizsi; kön. ung. 5. Honvéd­artilleriedivision: kön. ung, 5. Honvédartillerie­division Stefan Losoncig; kön. ung. 6. Honvéd­artilleriedivision : kön. ung, 6. Honvédartillerie­division Áron Gábor; kön. ung. -7. Honvédartillerie­­divisioh: kön. ung. 7. Honvédartilleriedivision Georg Szondi. Kön. ung. 1. berittene Honvédartillerie­division: kön. urig, 1. berittene Honvédartillerie­division Josef Bem. Pionierbataillone. Kön. ung. 1. Honvédpionierbataillpn: kön. ung. 1. Honvéd­­pionierbataillon Gregor Bornemissza; kön. ung. 2. Honvédpionierbataillon:- kön. ung. 2. Honvéd­­pionierbalaillon Ignaz Török; kön. ung. 3. Honvéd­pionierbataillon: kön. ung. 3. Honvédpionierbataillon Zothmund. Der Fcstgruß des Amtsblattes. I Im nichtamtlichen Teile des Amtsblattes Budapesti Közlöny findet sich heute der folgende Festgruß: „Ungarn begeht heule ein nationales Fest. Äußerer Glanz, schimmernder irdischer Prunk gehen diesem Feste ab, weil dies der entschiedene Wunsch des Staals­­chel's dieses gegen Armut und mannigfache sonstige Übel­stände ankämpfenden Landes war. Keinerlei Befehl kann jedoch den strahlenden Schimmer und den Prunk verbieten, oder auch nur einschränken, der aus den warmen und treuen Gefühlen der Herzen hervorbricht. Das Fest gilt der zehnten Jahreswende des Tages, an dem das allgemeine Verirauen und der allgemeine Wille Ren Oberbefehlshaber der nationalen Armee in die hohe Würde des Staatsoberhauptes als Reichsverweser Ungarns berufen hat. Im Verlaufe der seit damals ver­flossenen zehn Jahre hat es sich erwiesen, daß unser Reichsverweser diese Würde nicht als bloßes Ornament, sondern als schweres, wenngleich prachtvolles Joch der opferwilligen Pflichterfüllung betrachtet hat. Wenn wir daran zurückdenken, was für Zustände in unserem zer­trümmerten Lande die vaterlandsfeindliche Revolution und nach ihr die Schreckensherrschaft der Kommunisten nach dem Weltkrieg, der so schwere Heimsuchungen über uns heraufbeschwor, geschaffen — und wenn wir uns daneben die Gegenwart vor Augen halten, in der wir zwar noch immer die Bürden des Elends tragen und schwere- Schicksalsschläge erdulden, in der aber im Rahmen eines weise geregelten staatlichen Lebens sowohl die Regierung, wie alle Schichten der nationalen Gesell­schaft der besseren Zukunft zu dienen trachten, müssen wir in tiefster Dankbarkeit für die göttliche Vorsehung feststellen, daß die erzielten Ergebnisse eng und organisch mit der erhabenen Persönlichkeit und dem unermüdlichen patriotischen’ Walten unseres Reichs­verwesers Zusammenhängen. Gesegnet sei das Andenken des Tages, der unseren durchlauchtigen Reichsverweser auf das hohe Piedestal des Staatsoberhauptes gestellt hat. Gesegnet seien das Herz und die Hand, die in den verflossenen zehn Jahren die Arbeit des Staatsoberhauptes gelenkt und verrichtet haben. Und gesegnet sei die Zukunft, in die unser Reichs Ver­weser das zerrissene Vaterland nach vielen Kämpfen und zäher Ausdauer mit Hilfe der Vorsehung führen wird — zum Ruhme Gottes und zum Heil des Vater­landes.“ Festversammlung des hauptstädtischen Munizipalausschusses. Der hauptstädtische Munizipalausschuß beging heute das Reichsverweserjubiläum mit einer Festsitzung, die sich zu einer imposanten Kundgebung der Verehrung der Hauptstadt für den Reichsverweser gestaltete. Dieser be­geisterten Manifestation des Munizipalausschusses ver­mochte selbst die Eigenbrötelei der sozialdemokratischen Fraktion keinen Eintrag zu tun. Die Sozialdemokraten hatten nämlich, von ihrer ursprünglichen Absicht abweichend, beschlossen, zu der Festsitzung zu erscheinen, ihrer Unzufriedenheit über die ’ Amnestieverordnung Ausdruck zu verleihen und gleich­zeitig gegen eine ihr amtlichen Organ der Hauptstadt ent­haltene Bemerkung über die Urheber der Revolutionen, welche Bemerkung sie auf sich bezogen, Verwahrung ein­zulegen. Ihr Redner war Karl Beyer, nach dessen Aus­führungen sich die Mitglieder der Fraktion ruhig aus dem Saale entfernten; dann störte nichts mehr den würdigen Verlauf der Festsitzung. Der Beginn der Festsitzung war für 11 Uhr anbe­raumt, doch konnte sie erst drei Viertelstunden später eröffnet werden. Die Verzögerung wurde durch die Kon­ferenz verursacht, die infolge der Anmeldung der Sozial­demokraten, ihren Standpunkt in der Sitzung darzulegen, beim Oberbürgermeister stattfand und deren Zweck war, stürmischen Szenen vorzubeugen. In der Konferenz, an der auch die Führer der Mehrheitsparteien teilnahmen, wurde beschlossen, daß sobald Peyer sich zum Worte er­hebt, diese Parteien den Saal verlassen. Es war bereits %12 Uhr, als das Präsidium den Saal betrat. Dieser bot einen prächtigen Anblick, er prangte in reichem Flaggen- und Blumenschmuck. Von den mächtigen Lüstern hingen zahlreiche kleine National­­fahrien herab, rechts und links am Erker der bis zum letzten Plätzchen besetzten Galerie war das Wappen der Hauptstadt angebracht, umgeben von roten, weißen und grünen Glühlampen. Die Präsidentenestrade und der Referententisch waren mit Blumen geschmückt. Zu bei­den Seiten der Präsidentenestrade hatten hauptstädtische Heiducken in Gala, im Hintergründe des Saales sowie an allen Türen Knappen in mittelalterlicher Tracht, Standarten mit den Wappen des Landes und der Haupt­stadt haltend, Aufstellung genommen. Die Stadtrepräsentanten waren fast vollzählig er­schienen, so daß der Beratungssaal dicht besetzt war. Von den schwarzen Röcken der Anwesenden hob sich die ungarische Gala des Oberstadthauptmanns prächtig ab. Als das Präsidium die Estrade betrat, erhoben sich die Anwesenden — auch die Sozialdemokraten — und die Klänge des Hymnus brausten durch den Saal. Nachdem der Gesang verklungen war, eröffnete Oberbürgermeister Dr. Franz Ripka die Festsitzung, worauf Kati Peyer sich zum Worte meldete. In diesem Augenblick erhoben sich die Mitglieder der rechtsstehenden Parteien von ihren Sitzen und zogen in die Nebenräume. Im Saale blieben außer den Sozialdemokraten nur die Mitglieder der Demokraten- und der Nationalliberalen Partei. Die Enunziation der Sozialdemokraten. Karl Peyer führte aus, die sozialdemokratische Fraktion sei aus zwei Gründen erschienen; als den ersten Grund bezeichilete er eine im Fővárosi Közlöny ent­haltene, auf die Revolutionen bezügliche, „des heutigen Tages unwürdige“ Bemerkung, durch die die Fraktion sich verletzt fühle. Nachdem er die betreffende Bemer­kung verlesen hatte, führte er als zweiten Grund des Erscheinens der Sozialdemokraten ihre Unzufriedenheit mit der Amnestieverordnung an. Durch diese Verordnung sähen die Sozialdemokraten sich bitter enttäuscht, um so ' mClir, als der Ministerpräsident vor kurzem erklärt habe, die Amnestieverordnung werde im ganzen Lande mit Beruhigung aufgenommen' werden. Die Sozialdemokraten fühlten sich hintergangen . . . Vorsitzender Dr. Ripka ersuchte Peyer, sich der­artiger Ausdrücke zu enthalten, widrigenfalls er ihn zur Ordnung rufen müßte. Peyer forderte sodann im Namen seiner Partei, daß allen, die wegen ihrer politischen Handlungen das Land verlassen mußten, gestattet werde, in das Land zurückzu­kehren, daß ferner die Regierung die wegen ebensolcher Handlungen zu Freiheitsstrafen Verurteilten auf freien Fuß setzen lasse. Wir fordern alle auf — schloß der Redner -—, die wünschen, daß im Lande Ruhe herrsche, . uns in unseren Bestrebungen zur Wiederherstellung des Landesfriedens zu unterstützen. Nach diesen Worten entfernte sich Peyer, gefolgt von seinen Gesinnungsgenossen, während von der an­deren Seite die Mitglieder der Mehrheitsparteien wieder in den Saal strömten. Als die letzteren ihre Plätze ein­genommen hatten, erhob sich Oberbürgermeister Dr. Ripka und hielt folgende Rede, die alle Anwesenden stehend anhörten: Samstag im Rundfunks Übertragung der Jubiläums- Fesfvorslellung aus dem kön. Opernhaus

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