Pester Lloyd - esti kiadás, 1930. december (77. évfolyam, 273-296. szám)

1930-12-01 / 273. szám

iSíontag, 1. Dezenáber 1930 •* -1 -----­ Az egész kulturvilágon elismert koncentráltan tartalmazza a prima ökörhus tápláló és hatékony tulajdonságait. Élvezhető mint Bouillon (egy kávéskanálnyit egy csésze forróvizben), mint izesitő, táperő növelő. Gyártja: Bovril Ltd. London, az angol király udvari szállítója, „Grand Prix“ 1930. .Kapható: Horváth Nándor, IV., Türr István-ucca 7 és a jobb csemegeüzletekben. 6572 ___________________________________ BULGARIEN. Besuch Tewfik Ruschdi Beis. Rom, 30. November. (Stefani.) Der türkische Außenminister Tewfik Huschdi Bei ist heute nach Venedig abgereist. Zu seiner ^Verabschiedung waren im Bahnhof der italienische Außenminister Grandi, der türkische Botschafter, der bulgarische Gesandte und mehrere hochgestellte Beamte des italienischen Außenministeriums erschienen. Venedig, 1. Dezember. (Stefani.) Tewfik Ruschdi Bei ist heute morgen hier eingetroffen; heute nachmittag setzt er seine Reise fort. Sophia, 30. November. (U. T.-K.-B.) Tewfik Ruschdi Bei reist ám 1. De­zember auf Einladung der bulgarischen Regierung nach 'Sophia, wo er bis 3. Dezember verbleibt. In seiner Be­gleitung' werden sich befinden: der gewesene Moskauer (Botschafter der Türkei Subhi Zias, der jetzt als Sekretär ides Präsidenten der türkischen Republik füngiert, ferner ider Sektionsrät im Außenministerium Kemal Aris Bei, der Privatsökretär des Ministers und drei Journalisten. Dienstag wird Außenminister Burow zu Ehren seines türkischen Kollegen einen Lunch geben, am gleichen Abend findet ein Diner auf der türkischen Gesandtschaft, im Anschluß hieran ein großer Empfang statt, zu dem die 'Mitglieder der bulgarischen Regierung, das diplomatische Korps und die Vertreter der Presse geladen sind. Der Empfang wird in den Räumlichkeiten der Türkisch-Bul­­garischen Gesellschaft veranstaltet. Für den 3. Dezember konnte das Programm noch nicht endgültig festgelegt werden, da der türkische Außenminister möalicherweise auch vo'm König empfangen werden wird. Derzeit weilt der König in Bania, im iBalkangebirge, zur Erholung, doch wird er vielleicht seinen dortigen Aufenthalt unter­brechen, um den türkischen »Außenminister empfangen zu können. Die bulgarische Presse begrüßt Tewfik Ruschdi Bei in warm gehaltenen Artikeln. Zaria bemerkt, das Verhal­ten der nicht slawischen Türkei sei Bulgarien gegenüber stets großmütiger gewesen als das des slawischen Serbiens öder des ebenfalls zur orthodoxen Kirche ge­hörigen Rumänien oder Griechenland. JUGOSLAWIEN. Außenminister Marinkovics über die Kriegsgerüchte. (Telegramm des Pester Lloyd.) Belgrad, 1. Dezember. Außenminister Marinkovics hielt gestern bei einem Festbankett eine bemerkenswerte Rede, in der er sich mit den Kriegsgerüchten und den Revisionsbestrebungen befaßte. Marinkovich erklärte, es sei eine bedauernswerte Erscheinung, daß in der letzten Zeit sich eine wahre Kriegspsychose in Europa zu verbreiten scheine, und daß man allzuviel über den kommenden Krieg spreche. Eine Gefahr bestehe jedenfalls, doch sei sie nach der Meinung des Ministers nicht allzu groß. Am wenigsten sei es gebo­ten, diese Gefahr durch grundlose Gerüchte noch mehr zu vergrößern. Über den Krieg sprächen heute stets die­jenigen, die mit der heutigen Lage in Europa unzufrieden seien und eine Änderung anstreben. Nun sei aber die Gruppe der Zufriedenen jener der Unzufriedenen militä­risch entschieden überlegen, und cs wäre verfehlt, die Propaganda der letzteren mit unsinnigen Gerüchten zu unterstützen. Es sei kaum wahrscheinlich, daß es in ab­sehbarer Zeit zu einem Krieg kommen könnte, weil es keinen verantwortlichen europäischen Staatsmann gebe, der den Wahnsinn beginge, den Frieden Europas aufs Spiel zu setzen. Im allgemeinen erklärte der Minister, sei die Lage beiweitem nicht so gefährlich, wie sie in diesem Jahr stets dargestellt wurde. RUMÄNIEN. Eine Demonstration der Kaui’lcute. Bukarest, 1. Dezember. (Orient , Radio.) Die Bukarcster Kaufleute be­schlossen, zum Zeichen ihres Protestes gegen die neuen Steuern, von denen der Handel betroffen worden ist, ihre Geschäfte bis Montag mittag zu schließen. RUSSLAND. Der Prozeß gegen die Industriepartei. (Telegramm des Pester Lloyd.) Moskau, 1. Dezember. In der Sonntagsverhandlung des großen Sabotage­prozesses verlas Oberstaatsanwalt Krylenko das Manifest der russischen Eniigration, das seinerzeit in der Welt­presse bereits verbreitet worden ist und worin die Emigranten erklären, die Angeklagten des Ingenieur­prozesses überhaupt nicht zu kennen, mit ihnen niemals in Berührung gestanden zu sein, ferner, daß alle auf sie bezughabenden Erklärungen der Angeklagten unwahre Behauptungen seien. Nach der Verlesung dieses Mani­festes richtete der Oberstaatsanwalt an die Angeklagten die Frage, wie es eigentlich um die Wahrheit stehe. Der Hauptangeklagte Ramsin erklärte hierauf im Namen aller Angeklagten, daß sie ihre Behauptungen weiter aufrecht­erhielten. • 3 * PESTER LLOYD Moskau, 1. Dezember. (Telegr. der Bud. Korr.) In der Hauptverhandlung des Industrieprozesses wird das größte Gewicht auf die Hervorkehrung der gegen die Sowjets gerichteten fran­zösischen Politik gelegt. Mehrere Angeklagte sagen aus,. sie hätten 1927 an Paris mehrfach mit dem Prinzen Metscherski und mit Rjebuschinski, den Leitern der zaristischen Fabriksvereinigung, Verhandlungen gepflo­gen, und es sei ihnen mitgeteilt worden, daß die Teil­nahme Frankreichs am antibolschewistischen Block eine beschlossene Sache sei; es sei eine eigene Stabsabteilung für die Wahrnehmung der hierauf bezüglichen militäri­schen Interessen gebildet worden. Loucheur hübe sich persönlich interessiert, was die Kosten einer militärischen Unternehmung betragen würden. Aufsehen erregte das Verhör mit dem gewesenen Mitglied des Exekutivaussobusses der Sowjetunion Ossadschi, der im Schachty-Prozeß noch Staatsanwalt war. Ossadschi schloß sich 1929 der Industriepartei an, nachdem er erfahren 'hatte, daß Frankreich eine Militär­expedition gegen Sowjetrußland plane. Im Intervcntions­­heer würden auch polnische und rumänische Truppen operieren. Auch die englische Flotte würde die Interven­tion unterstützen. Die für 1930 geplant gewesene Aktion sei deshalb aufgeschoben worden, weil es Frankreich nicht gelang, den antisowjetistischen europäischen Block zu organisieren, und weil die Hoffnung auf eine Aktivität der Bauernschaft in Sowjetrußland sich nicht erfüllte. Professor Ossadschi machte sodann Mitteilungen über seine Begegnungen mit den dortigen gegenrevolutionären 'Exponenten. Denisow beklagte sich, daß die Industrie­partei schon sehr viel Geld gekostet habe, ohne daß sie irgendwelche Erfolge aufzuweiseii hätte. Ossadschi habe gesagt, der Moment sei ungünstig für Aktionen. Er sei dann nach Moskau zurückgekehrt. OssadsChi schloß seine Aussage mit der Beteuerung, daß er, falls man ihm am Leben lasse, sich aufrichtig der Sache der Sowjets widmen werde. Militärparade vor dem Großfürsten ZyrilL (Telegramm des Pester Lloyd.) Paris, 1. Dezember. Großfürst Zyrill, der von einem Teil der russischen Emigration vor einigen Jahren zum Zaren ausgerufen worden ist, nahm gestern eine Parade der militärisch organisiertn und monarchistisch gesinnten russischen Jugend in Marly ab. In Begleitung des Großfürsten be­fanden sich seine Gattin, der 13 Jahre alte „Thron­folger“ Wladimir, Großfürst Andreas und der deutsche Prinz Leiningen, der Gatte der Tochter des großfürst­lichen Paares. Das Orchester spielte die Zarenhymne; neben dem Großfürsten waren die Kaiserflagge und die Thronfolgerstandarte ausgesteckt; mehrere hundert junge Russen zogen in militärischer Formation vor dem „Zaren“ vorbei. Sonntag nacht' fand sodann zu Ehren des jun­gen Thronfolgers ein Festessen statt, an dem ungefähr 200 Mitglieder des ehemaligen russischen Hofadels teil­­. genommen -haben. Verhaftete Gegenrevolutionäre Moskau, 1. Dezember. (U. T.-K.-B.) In Weißrußland sind gegenrevolutio­näre'Verschwörer verhaftet worden. PERSIEN. Aufdeckung einer russischen Kommunisten­­organisation. (Telegramm des Pest er Lloyd.) London, 1. Dezember. Aus Teheran wird gemeldet, daß die persische Po­lizei eine weitverzweigte Organisation der in Persien le­benden Russen aufgedeckt habe. Die Polizei hat bisher 500 kommunistische Agenten verhaftet, und zwar 300 in Teheran und Mesched, die übrigen in Täbris und den kaukasischen Provinzen. Mehrere Kommunisten waren im Besitze amerikanischer Pässe. Man glaubt, daß die Orga­nisation hauptsächlich gegen England gerichtet war. AMERIKA. Schluß der Kongreßsession. (Telegramm des Pester Lloyd.) Washington, 1. Dezember. Heute tritt der Kongreß zu seiner 71., letzten, Session zusammen, die bis zum 4. März 1931 dauern wird. Von den 531 Mitgliedern der Gesetzgebung — Abgeordneten und Senatoren — nehmen sechzig, die bei den letzten Wahlen nicht wiedergewählt worden sind, nur noch wäh­rend dieser Session an der gesetzgeberischen Arbeit teil, wenn nicht Präsident Hoover den Kongreß zu einer nach­träglichen Session einberuft. Im nächsten Jahre beginnt dann die 72. Periode der neugewählten gesetzgebenden Körperschaft, die hauptsächlich mit drei großen Proble­men sich beschäftigen wird: 1. Kampf gegen die Arbeits­losigkeit; 2. Genehmigung großer Bauprojekte, die neue Arbeitsgelegenheiten schaffen sollen, und schließlich 3. die Ratifizierung des Anschlusses der Vereinigten Staaten an den Haager Internationalen Schiedsgerichtshof mit den sogenannten Rootschen Vorbehalten. Eine Milliardenanleihe für Bauprojekte. (Telegramm des Pester Lloyd.) Washington, 1.- Dezember. Die hauptsächlich aus Finanzleuten bestehende Wirt­schaftskommission des Kongresses bereitet einen Gesetz­entwurf über eine sogenannte Prosperity-Anleihe in der Höhe von 1 Milliarde Dollar vor. Zweck dieser Anleihe ist die Durchführung großer Bauprojekte und Schaffung neuer Arbeitsgelegenheiten für Hunderttausende von Ar­beitslosen. An den Entwurf knüpft man auch die Hoff­nung, einen Teil der bisher brachliegenden amerikani­schen Kapitalien in den Dienst der nationalen Produktion stellen zu können. Lesen Sie täglich die Kleinen Anzeigen im Pester Lloyd (Morgen blatt), Bie (finden da in den verschiedenen Rubriken wichtige Anzeigen, die Sie interessieren werden. HAS VLMM EEfilMA saifÉt Ill T agesneuigkeiten. Das Befinden des Volkswohlfahrlministcrs. Über das Befinden des Volkswohlfahrtministers Dr. Alexander Ernßt ist gestern abends 9 Uhr das folgende Bulletin aus­gegeben wurden: „Allgemeinbefinden gut, Temperatur 37-1, Puls 80; im Krankheilsverlauf keinerlei Unregel­mäßigkeiten.“ Reise Einsteins nach Amerika. Aus Berlin berichtet man uns von gestern: Prof, Albert Einstein hat heute abend eine Reise nach Kalifornien angetreten, deren Ziel Pasadena ist. Sein Besuch gilt dem dortigen California Institute of Technology, sowie dem von dort unweit liegenden Mount Wilson Observatorium. Er wird sich u. a. auch mit Professor Michelson von der Universität Chicago» treffen, der seine Forschungen der Relativitätsfrage widmet. Prof. Einstein fährt zunächst nach Antwerpen, wo er am 4. Dezember die Überfahrt an Bord de» Dampfers „Belgeniand“ antritt. Collegium Hungaricum in Bologna. In Bologna wird das dort seinerzeit bestandene Collegium Hungaricum neuerdings eröffnet. Für die an der Bolognaer Universität studierenden ungarischen Adeligen und Geistlichen hatte» schon im Jahre 1552 ein Agramer Domherr ein Heim er« richtet. Dieses Collegium siedelte 1700 in sein eigenes Heim über, das zahlreiche Motive aus der ungarischen: Geschichte schmücken. Kaiser Josef II. ließ dieses Heins, 1781 schließen. Nun soll es seiner eigentlichen Bestim­mung wiedergegeben werden. Das Kolleg Ferreros, Aus Genf wird uns geschrieben! Der italienische Geschichtsphilosoph Guiklmo Ferrero ist nach einer an Wendungen und Sprüngen reichen Gelehr­tenlaufbahn an der hiesigen Universität gelandet und! seine Vorlesungen bieten derzeit die große Attraktion ‘nicht nur der Studentenweit, sondern zugleich auch aller mon-i dänen Schichten, die sich in diesem Emporium der inter­nationalen Politik vereinigen. Ferrero hat eine überaus buhte wissenschaftliche und politische Vergangenheit, er wechselte wiederholt die Töne und die Couleurs, aber un­verändert blieb sein blendender, von plastischen Bilcfcm und packenden Symbolen strotzender Stil und seine Vir­tuosität in der Konstruktion großer, fesselnder, kultur«: geschichtlicher Zusammenhänge. Diesen Eigenschaften und nicht seinen Forschungsergebnissen vermochte Fer-t rero die Popularität zu verdanken, die ihm im Dienst der gegensätzlichsten Weltanschauungen stets sicher war. In seinem noch vor der Jahrhundertwende erschienenen Erstlingswerke „Das junge Europa“ nahm Ferrero im Ein­klang mit H. St. Chamberlain emphatisch für die Superio­­rität der deutschen Kultur inmitten der nationalen Rivali­täten unseres Kontinents Stellung. Im Weltkrieg änderte er seine bezüglichen Ansichten gründlich und trat nun in seinem Buche „Der lateinische Genius“ in Wirklichkeit gar nicht so sehr für die kulturelle Überlegenheit der romanischen Völker als vielmehr für die Kriegspolitik der Entente ein. Nach dem Krieg betätigte sich allerdings I’errero — dies sei ihm zu Ehren gesagt — als einer der ersten und eifrigsten Fürsprecher der Friedensrevision. In politischem Belange hat jedoch sein revisionistischer Standpunkt wenig Gewicht, denn er verkündet ihn in schroffem Gegensätze zu Mussolini, zu dessen faszisti­schen Staat er sich wiederholt in die schärfste Opposition versetzt hat. Als Emigrant doziert er jetzt in der Schweiz. Aber auf dem Katheder beherrscht er nach wie vor die Lage. Seit Bergson hat kaum noch ein Hochschullehrer einen derartigen Zuzug gehabt. Auch in Ferreros Kolle­gien dominiert, wie einst bei den Sorbonnevorlesungen Henri Bergsons, die holde Weiblichkeit. Der Hörsaal gleicht mit seinen rauschenden Toiletten und allen Requisiten der Mondänität dem Zuschauerraum einer be­vorzugten Weltstadtbühne. Und wenn der italienische Professor mit seiner Hornbrille und seinem charakteristi­schen Spitzbart den Lehrsaal betritt, braust ein Sturm los» der, wenn schon nicht dem Beifallstosen in einer spani­schen Kampfarena, so doch ganz sicher den Triumphen eines gefeierten Operndirigenten vergleichbar ist. Goethals oder das unbekannte Genie. Aus London wird uns geschrieben: Wäre der Eröffnungstag des Paniamakanals nicht auf den 3. August 1914 gefallen, der Name Goethals wäre heute der Mehrzahl aller zivilisierten Menschen nicht unbekannt. Die Eröffnung des Panama­­kanals wurde aber von dem Waffengeklirr des anbrechen­­den Weltkrieges übertönt, und so kam es, daß die Namen zweitrangiger Unternehmer von New York und Chicago dem Durcbschnittseuropäer geläufiger sind, als der Name von Goethals, dieses genialen Organisators. Goethals war einer der fähigsten Ingenieure, die die Vereinigten Staaten bisher hervorgebracht haben. In der Militärakademie von Westpoint erzogen, wandte er sich von seiner frühesten J-ugend an Kanalbauten zu, baute eine Reihe von Wasser­wegen in den Vereinigten Staaten, behielt aber seinen militärischen Rang und wurde als Oberst des amerikani­schen Generalstabes sieben Jahre vor dem Kriege mit der Organisierung der Kanalbauten von Panama betraut. Hier leistete der ausgezeichnete Ingenieur Hervorragendes, nicht nur auf rein technischem, sondern eher auf orga­nisatorischem Gebiete. Die Kanalzone wurde unter mili­tärische Kontrolle gestellt, sanitäre und administra­tive Leitung wurden amerikanischen Generalstabsoffi­zieren übertragen und erst nachdem man für die weißen. Arbeiter, Ingenieure und Beamten erträgliche Wohn- und Lebensverhältnisse geschaffen hatte, ging man an die eigentlichen Bauarbeiten. Goethals war hier auf der Höhe, wie ein sozialistischer Diktator leitete er die Arbeiten, duldete keinen Widerspruch, alle Anregungen und Ein­wendungen der Washingtoner Obrigkeit beantwortete er mit heftigen und kurzen Briefen, ließ sich in seine Abbéit nicht dreinreden und führte die ihm anverlraute große Aufgabe zum siegreichen Ende. Der Panamakanal wurde

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