Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. március (79. évfolyam, 49-72. szám)

1932-03-01 / 49. szám

Einzelnummer an Wochentagen 16, an Sonntagen 38 Heller. Ahouuement: Für Budapest mit täglich zweiauliger Zustellung und fiir dos Inland Morgen­und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich MO P. Für dar ■oroenblatt alle!« vierteljJlbrUeb II P, monatlich 4 P. FBr da» Abendblatt allein vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend­blattes nach der Provinz ist viertel­jährlich I Pengő zu entrichten. Für Wie« auch durch Herrn. fietdechiM». Für das Ausland mit direkter Kreuzband- Sendung vierteljährlich: Für Oesterreich und Polen 20 Pengő, f*r alle ibriaen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei aiaitllcben ausländischen Paat­­a«item entgegengenonraien. Manuskripte werden nicht zsrfickgeatdKi Tetankon dar Redahtlas: 848-30.PESTER LLOYD MOBGENBLATTB mseratenautnatune t m Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, . Blookner ..Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri A Hagy, Haasenstein ft Vogler, Ludwig Hegyi, Simon Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, Hagy. hirdető-iroda, Julius Tenser, Uray. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M« Dukes Nacht. A.-G«, Wien, Wollzeile 16; für das sonstige gesamte Ausland: Rudolf Mosse A.-O. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt lo Heller. — Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt SO Gr. Redaktion «. Ad«.: V., «ária Valórfa-Boea 13« Telephon dor Administration: 849-09 79» Jahrgang. Budapest, Dienstag, 1. März 1932. Nr. 49 Die Generaldebatte der Abrüstungs­konferenz. Von WILLIAM MARTIN, Redakteur des Journal de Génévé. Genf, Februar. Die allgemeine Aussprache über die Abrüstung ist beendet Sie ließ in allen Zuhörern einen günsti­gen Eindruck zurück, der sich zum Teil durch die Befürchtungen erklärt, die sie ilinen im vorhinein eingeflößt hatte. Es wäre übertrieben, zu behaupten, cs wäre jetzt schon eine Einigung über die Grund­lagen des künftigen Abkommens erzielt; aber unter den gegenwärtigen Verhältnisseal ist es bereits ein großes Ergebnis, daß die Konferenz nicht sofort fehlschlug und die erste Fühlungnahme zwischen den Delegierten eine Übereinstimmung der Ansich­ten über das zu erreichende Ziel, nämlich die Ab­rüstung, sowie über die zu wählende Prozedur ergab. In dieser Hinsicht hat Graf Apponyi, dessen Reden immer eine Sensation Genfs sind und der .sich diesmal noch brillanter zeigte als sonst, die Arbeiten der Konferenz durch zwei positive Anregungen ge­fördert. Die erste dieser Anregungen hal den Anstrich einer glücklichen verbalen Eingebung; in Wirklich­keit hat sie es der Konferenz ermöglicht, eine der Klippen zu umschi fTen, die sie gleich anfangs mit dem Untergang bedrohten. Der schwedische Außen­minister Baron Ramel batte in seiner Rede erklärt, er könne den Abkommensentwurf der vorbereitenden Abrüstungskouimisskm nicht als Grundlage der Ver­handlungen der Konferenz, wohl aber als deren ..Rah­men“ annehmen- Diese Formel hat Gráf Apponyi in seiner Rede wieder aufgenommen und unter­strichen. Man weiß, daß mehrere StaaleA den Ab­kommensentwurf teils Wegen seines Inhalts, teils wegen seiner Unzulänglichkeiten radikal ablehnen. Hätte man über den Entwurf gleich anfangs um jeden Preis eine prinzipielle Abstimmung herbei­führen wollen, so wäre die Konferenz gesprengt, oder c.s wären zumindest mehrere Delegationen beiseite­geschoben worden. Aber andererseits würde die Konferenz, wollte man den Abkommensentwurf ganz ausschalten, ohne jeglichen Leitfäden dastehen. Sie würde alle Arbeiten des vorbereitenden Ausschusses wieder von vorn anfangen müssen, wodurch sie sich großem Zeit­verlust aussetzen würde, sowie auch der Gefahr, sich völlig in den Verwicklungen eines Problems zu ver­lieren, das seit mehr als zehn Jahren den Gegen­stand eifrigen Studiums bildet. Wie Tardieu gesagt hat: man erwartet von dieser Konferenz praktische Leistungen; praktische Leistungen erfordern aber Kontinuität. Die deutsche Delegation begrifl dies so sehr, daß sie, obwohl sie den Ab kommen sen twur f der vorbreitenden Abrüstungskommission von Grund auf verwarf, ihre eigenen Vorschläge dennoch in einer Reihenfolge vorbrachte, die den Kapiteln des Vot­­entwurfs angepaßt war. So ist es dann dem Grafen Apponyi und den deutschen Delegierten möglich ge­worden, sich der Anregung des Barons Ramel anzu­schließen und den Abkominensentwurf nicht als Grundlage, wohl aber als Rahmen der Verhandlun­gen anzunehmen. Graf Apponyi ging aber noch weiter, ln den schriftlichen Vorschlägen, die er auf Wunsch des Präsidenten der Konferenz ebenso wie die übrigen Hauptdelegierten unterbreitete, unterstrich er die Forderung, vor allem die konkreten Probleme, nicht aber die prinzipiellen Fragen zu behandeln; und in Übereinstimmung mit dieser Forderung beschloß dann der Hauptausschuß, gleich eingangs eine Ab­stimmung über die allgemeinen Grundsätze des Ent­wurfs zu vermeiden und sich sofort der Prüfung der praktischen Modalitäten zu widmen. Dieser Beschluß war wohl begründet. Er war sogar notwendig, da innerhalb der Konferenz zwei widerstreitende Auffassungen einander gegenüber­stehen; die Frankreichs und der mit ihm befreun­deten Staaten, nämlich die Sicherheitsthese; und die der durch die Friedensverträge abgerüsteten Staaten, ferner Italiens, Rußlands und der Türkei, nämlich die Gleichhcilsthe.se. Wenn nun jedoch die Sicherheitsthese zu zahl­reichen Mißverständnissen führen kann, so kann dies von der Gleichheitsthese in noch höherem Maße be­hauptet werden. Was Deutschland und die übrigen einseitig abgerüsteten Staaten fordern, ist die Rechts­gleichheit, die Gleichheit in den Abrüstungsmethoden und das gleiche Maß an Sicherheit. Dies sind die von Reichskanzler Brüning vorgebrachlen Thesen, denen kein Redner der gleichen Staatengruppe widersprach. Diese Länder erkennen sogar an, glauben wir, daß eine faktische Gleichheit für den Augenblick nicht durch die Jahre, durch die Jahrzehnte immer gehalt­voller, immer reifer wurde, ist auch Madame Simone ständig gewachsen. Einen ihrer allergrößten Erfolge hat sie erst im vergangenen Jahre, im Pariser „Oeuvre“, in Stfcve Passeurs „L’Acheteuse“ erzielt, mit der Darstellung einer alten Jungfer, die vermeint, sich den Mann ihrer späten Wahl mit blankem Gelde kaufen zu können und an diesem tragischen Irrtum verblutet. Nichts ist denn auch von Bekenntnis, von Theater und Schauspielerei >in Madame Simones Roman. Keine Dilettantin der Literatur hat dieses Buch geschrieben, das vielmehr gerade durch seine reife technische Meisterscliaft verblüfft. Ein objek­tiver Liebesroman ist es, durchaus modern, gar nicht sentimental, unerbittlich in seiner Psychologie, grau­sam zuweilen, und da und dort durchsetzt von einem wilden, grotesken Humor. Das Problem? Der Kampf einer reinen Seele gegen die Versuchungen, die Ab­gefeimtheit, die Unordnung einer depravierten äußeren Welt. Die Geschichte eines ernsten, un­schuldigen, schüchternen, leichtgläubigen, unbedeu­tenden jungen Mädchens, das, wie Ibsens „Nora“, das Wunderbare dort sucht, wo es nicht zu finden ist. Madame Simone spricht es einmal geradezu aus: „Sie rief das Wunder, aber sie winkte es nur mit einer mutlosen, zaghaften Gebärde heran.“ Ja, diese kleine, unschöne Lehrerin Emma Collínét gehört zu jenen, die in der Liebe stets auf die falsche Karte setzen. Gleich ihrem von ihr angebeteten Vater, dem stillen Professor, der an der lauten, lachenden, leicht­sinnigen Mutter so früh zerbrach, gibt sie ihr Herz an ein Wesen dahin, das ihrer unwert ist. Genau wie er, hat sie „eine anspruchsvolle Seele, deren Ver­liebtsein Trauer bedeutet und die von den Körpern Treue fordert“. Wie er, trägt sie die Liebe als ein Kreuz, das ihr auferlegt wurde. Welch eine aussichtslose, demütigende Leiden­schaft, welch eine „armselige Liebe!“ Emma liebt, ohne selbst geliebt zu werden, sie weiß es, sie schöpft das volle Maß solcher Tragik aus, und kommt doch von dem Manne, der sie behext hat, nicht los. Wer aber ist dieser Angebetete? Niemand anders als zu erreichen ist; sie ist weder in der Natur der Dinge, noch in der juridischen Sachlage begründet. Sie ist imvereinbar mit der Natur der Dinge, da man von einem kleinen Staat mit beschränkten Möglichkeiten nicht verlangen kann, eine ebenso große Armee zu unterhalten, wie ein größerer Staat. Sie läuft auch der juridischen Sachlage zuwider, wie es aus Artikel 8 der Völkerbundsatzung erhellt, die ausdrücklich bestimmt, die Abrüstung müsse den geographischen und politischen Verschiedenheiten Rechnung tragen. Die Länder, die die Rechtsgleichheit fordern, die sich also auf Grund des Artikels 8 zu stellen beabsich­tigen, können unmöglich in einem Atem diejenigen Teile dieses Artikels .ablehnen, die ihnen mißfallen. Es ist daher vollkommen klar, daß eine Rechtsgleich­heit, nicht notwendig mit einer quantitativen Gleich­heit der Rüstungen aller Staaten gleichbedeutend ist Unglücklicherweise ist dieser Gedankengang, so einleuchtend er auch sei, nicht allgemein bekannt, so daß alle Franzosen, denen man von Gleichheit spricht, dies in dem Sinne auffassen, Gleichheit be­deute so viel, daß sie künftig keinen Mann oder keine Kanone mehr besitzen dürften, als irgendeiner ihrer Nachbarn. Vergebens verwies man ;ie darauf, daß Reichskanzler Brüning sich in seiner Rede gegen eine derartige Auffassung direkt verwahrt hat; es ist un­möglich, dieser Wahrheit bis in die Massen Eingang zu verschaffen. Hätte also die Konferenz heute die Gleichheits­frage theoretisch zu entscheiden, so würde sie auf ein beinahe unüberwindliches volkstümliches Vor­urteil stoßen. Wenn man aber im Gegenteil zunächst die Bestimmungen des Abkommensentwurfs im Konkreten behandelt, mit allen Abänderungsanträ­­gen, die durch verschiedene Delegationen dann ge­knüpft werden, so wird sieh dieses fundamentale Mißverständnis nach und nach zerstreuen und das Gleichheitsprinzip wird im wahren Licht erscheinen. Nachdem man erst gesehen haben wird, daß die Rechtsgleichheit und die Gleichheit der Methoden nicht notwendig auch die gleiche Quantität von ma­teriellen Mitteln für alle Staaten statuiert, nach Ab­schluß der praktischen Arbeit also wird es imend­lich leichter sein, das heikle Problem anzuschneiden, das durch Artikel 53 des Abkommensentwurfs aufge­worfen ist. Die Frage der theoretischen Gleichheit und der Aufrechtenhaltung der Friedensverträge muß not­wendigerweise aufgerollt werden; aber sie wird in Guérin, — Marcel Guérin, ein fanierter, interessier­ter, geldgieriger Schwätzer, dessen äußeres Porträt Madame Simone wie folgt entwirft: „Seine schmale Stirn trat ein wenig zurück; weiße Fäden durch­zogen wie Staub sein kastanienbraunes Haar; seine lustigen Augen hatten zu viele Nächte durchwacht, um noch schön zu sein. Der Mund ? Er schien nützlich, geheimnislos, betriebsam, gewitzt, und gehörte weit eher dem Bereich des Leibes als dem des Antlitzes an.“ Aber Emma liebt in diesem Guérin, der nicht sie, solidem nur ihre magere Erbschaft begehrt, im Grunde gar nicht ihn selbst, sondern das Bild, das sie sich von ihm gemacht hat, ihr eigenes Gefühl, womit sie ihn so reich beschenkt, kurzum die Liebe. Denn die Liebe gleicht jenem, der s.;e empfindet, er­klärt sehr schön und richtig die Verfasserin, nicht jenem, der sie bewirkt. Um dieser großen Liebe willen erduldet Emma Unordnung aller Art und frühes Leid, das sie bis hart an den Abgrund und das Ende führt, und wenn sie sich dann, im allerletzten Mo­ment, doch zurückreißt, wenn sic, zu schwach für den Kampf, endgültig verzichtet und entsagt, wenn sie nichts mehr vom Leben erwartet, bricht sie, trä­nenden Auges zum letzten Mal Guérins gedenkend, m die erschütternde Klage aus: „Verzeih, daß ich dich im Stich lasse, vergib, daß ich nicht länger um dich leiden kann.“ Ein solcher Schrei allein beweist tiefstes Wissen um die Grausamkeit des Lebens und um alle Qual der gemarterten Kreatur. Eis ist etwas Fatalistisches in diesem Roman, wie in den Büchern des im Pester Lloyd schon wiederholt gerühmten Julien Green: ein Unerbittli­ches waltet über diesen Menschen, dem sie nicht entgehen. Auch die große Angst vor der Einsamkeit die alle Bücher Greens durchweht, ist da, und das Nachtwandlerische, womit die Figuren durch ihr Dasein wie durch einen Angsttraum gleiten. Schließ­lich auch etwas von der grandiosen Fähigkeit dieses jungen Dichters, den Leser brennend für das Schicksal Mittelmäßiger zu interessieren. Nur daß Green seine Farben behutsamer und pastoser hin­­setzt, während Madame Simone klar und keck gleichsam mit bunten Stiften malt. Prachtvoll, wie » Feuilleton« Der Roman einer Schauspielerin. Von ERWIN RIGGER (Paris). Schauspielerinnen beginnen meist dann erst, sich der Literatur zu besinnen, wenn sich ihnen auf der Bühne der Erfolg versagt. Zurücktreten müssen hin­ter den anderen, den Heraufkoipmenden einer neuen Generation, abtreten müssen vielleicht sogar von dem Schauplatz, jenseits dessen das Leben für sie kein Leben mehr ist: in keiner Kunst wird der Ver­zicht grausamer spürbar, als gerade in dieser. Und so sind die Bücher von Theaterleuten, zumal von Schauspielerinnen in den allermeisten Fällen Er­­innerungsbüc-her, in denen alles um das geliebte, das vergötterte Ich während der versunkenen Jahre des Aufstieges, des Erfolges, des Ruhmes kreist Ja, cs ist entsetzlich schwer, von diesen hellen, leuchtenden Dingen des Daseins Abschied zu nehmen. Wenig­stens will man sich noch ein Weilchen an berichten­den, bewahrenden, vergoldenden Worten sonnen. Bei Madame Simone aber, die vor kurzem ihren ersten Roman „Le Désordre“ veröffentlicht hat, liegt der Fall freilich wesentlich anders. Allerdings, auch sie spielt jetzt schon beinahe dreißig Jahre lang in Paris Theater: Ihr Name ist mit den großen Erfolgen des jungen Henri Bernstein, Edmond Rostands, Curels, Porto-Riches und vieler anderen unlöslich verknüpft. In der Tat, dreißig Jahre lang kennt und schätzt man sie nun schon als eine der interessante­sten Denkschauspielerinnen Frankreichs, und sie hat ihre Kunst oft genug auch im Ausland zur Geltung gebracht. Auch Simone ist älter geworden Ln all die­sen Jahren, gewiß, aber nicht alt, und vor allem nicht veraltet. Denn ihr ist die größte künstlerische Gnade gewährt: sie kann sich verwandeln. Nicht wie Cécile Soréi oder MLstinguett, die Vielverspotteten, hat sie sich auf ewige Jugend festgelegt, die der Ka­lender Lügen straft. Sie ist aus anderem Holz. Wie Yvette Guilbert, deren Kunst, deren Menschentum

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