Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1932. június (79. évfolyam, 119-143. szám)

1932-06-01 / 119. szám

Einzelnummer an Wochentagen tC, an Sonntagen 38 Heller. Abonnement: Für Budapest: mit täglich zweimaliger Zosteiking und für das Inland Morgen­­irad Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Föi* das Börsenblatt allein vierteljährlich II P, monatlich 4 P. Für das Abendblatt artet» vierteljährlich 8 P, monatlich 3 P. Für die separate Zusendung des Abend­blattes nach der Provinz ist viertel* jährlich 1 Pengő zu entrichten. Für Wien auch durch Herrn. Goldschmidt Für das Ausland mit direkter Kreuzband­sendung vierteljährlich: Für Oesterreich und Polen 20 Pengő, für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auch bei sämtlichen ausländischen Post­ämtern entgegengenommen. Manuskripte werden nicht znrückgestellt. Telephon der Redaktion: 848-20.FESTER LLOYD MORGENBLATT B I tiseratenaufnalime: fn Budapest, in der Administration des Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, i. Blockner, 1. Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Győri & Nagy, Haase.isteln & Vogler, Ludwig Hegyi, Simon Klein, Comel Leopold, Julius Leopold, Nagy. hirdető-iroda, Julius Tenzer, Uray. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M. Dukes Hachf. A.-G- Wien, Wollzefle 16. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblattan Wochentagen X6 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt lo Heller. — Für Oesterreioh: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gn Redaktion u. Adm.: Y.f Hária Valória-uoca 12« Telephon «1er Administration: 840-09 79. Jahrgang. Budapest, Mittwoch, 1* Juni 1932. Nr. 119 Regierungskrise in Rumänien. Budapest, 31. Mal. Aus der rumänischen Hauptstadt kommt die Nachricht, daß das Ministerium Jorga seinen Rück­tritt beschlossen und König Carol die Demission angenommen hat. Die seit Monaten schleichende Re­gierungskrise ist damit zum offenen Ausbruch ge­langt Eigentlich handelt es sich aber um weit mehr als eine bloße Regierungskrise. In Wirklichkeit war Rumänien selber schon seit Monaten von einer schleichenden Staatskrise erfaßt, hervorgerufen durch Mißwirtschaft und eine finanzielle Zerrüttung, die nachgerade unhaltbar geworden war. Man er­innert sich, daß Herr Auboin, der dem rumänischen Notenimtitut beigegebene französische Fachbera­ter, vor einiger Zeit Bukarest plötzlich ver­lassen hat, weil seine Ratschläge und An­regungen keine Berücksichtigung gefunden hat­ten, und daß Herr Charles Rist, der Ver­trauensmann der französischen Regierung und der Pariser Hochfinanz, in einer Denkschrift, die er der rumänischen Regierung durch den Gesandten Frank­reichs in Bukarest überreichen Heß, ein energisches Aufräumen mit der bisherigen Schlendrianwirtschaft und einen schonungslosen Kampf gegen die Korruption in der Finanzverwaltung dringend nahe­gelegt hat. Überdies hat es überall in der Welt das größte Aufsehen erregt, daß auch die diplomatischen Vertreter der übrigen Gläubigermächte — nämlich Englands, Italiens, der Schweiz, Belgiens, Schwedens und sogar der Vereinigten Staaten — sich diesem Schritte des französischen Gesandten angeschlossen haben. Schon damals schien es unausweichlich, daß die Regierung des Herrn Jorga zum Rücktritt ge­zwungen sein würde. Doch erhob sich schon damals die Frage und auch heute fragt es, sich noch, ob ein bloßer Regierungswechsel die Lösung der rumäni­schen Krise zu bringen vermag. Denn die dortigen Staatsfinanzen sind in einem Maße zerrüttet, daß nicht abzusehen ist, wie lediglich die Ernennung eines neuen Ministeriums das imminent drohende Unheil eines totalen finanziellen Zusammenbruchs afa-wenden könnte. Der rumänische Staatssäckel ist leer. Die Steuern fließen nicht ein, weil die überwiegende Mehrheit der Steuerträger zahlungsunfähig ist, und die relativ un­erheblichen Beträge, die an den Kassen der Steuer­ämter dennoch eingezahlt werden, an den Staat nicht abgeführt, sondern von den Steuer­beamten, die seit Monaten nicht zu ihren Gehalts­bezügen kommen, einfach zum eigenen Gebrauch zuriickbehalten werden. Die Finanzbeamten be­friedigen also sich selbst auf solchem Wege, während die Beamtenschaft der übrigen Verwaltungszweige und dazu auch noch das staatliche Unterrichtsperso­nal und sogar die Offiziere und Mannschaften der Wehnnacht seit Monaten vergeblich auch nur auf eine Ratenzahlung auf ihre ausständigen Bezüge warten, weil diese infolge der Dauerebbe im Staats­fiskus nicht flüssig gemacht werden können. So ist Rumänien schon seit geraumer Zeit auch seinen eigenen öffentlichen Angestellten gegenüber insolvent. Das gleiche Schicksal erleiden die rumäni­schen Staatsbürger, die als . Lieferanten des Staates oder der öffentlichen Betriebe For­derungen an die öffentliche Hand haben. Ihre Rechnungen bleiben unbeglichen, und das hat zur Folge, daß, wenn der Staat für seine Eisen­bahnen oder sonstige Zwecke Lieferungen aus­schreibt, entweder überhaupt keine Offerten ein­­laufen oder wenn doch, so nur mit der Klausel, daß der Auftrag lediglich gegen vorhergängige Bar­zahlung ausgeführt wird. Erstaunt muß man sich fragen, wie es so weit kommen konnte, in einem Land, das so reich an fruchtbarem Boden und son­stigen Naturschätzen — wie Kohle, Salz, Petroleum, Waldungen usw. — ist, wie kaum ein zweites in Europa? Wenn man die Erklärung etwa in der For­mel sucht, daß man es hier eben mit halkanischen Zuständen zu tun habe, so ist das keine stichhaltige Auskunft. Auch Jugoslawien und Bulgarien liegen ja im Balkangebiet, und auch in diesen beiden Ländern wirkt sich die allgemeine Wirtschaftskrise, von der namentlich die Agrarstaaten betroffen sind, in zu­nehmender Armut und finanziellem Niedergang aus. Aber das Balkanhafte im Falle Rumäniens besteht eben darin, daß hier sich der Geist der Korruption in die ganze Verwaltung hineingefressen hat. Wir haben kürzlich in Besprechung der rumänischen Ver­hältnisse an dieser Stelle gesagt, daß die für die Staatskassen bestimmten Gelder sich auf dem Weg nach ihrem gesetzlichen Bestimmungsort irgendwie „verflüchtigen“. Wir haben diesen schonenden Aus­druck- gewählt, weil wir den Anschein vermeiden wollten, als ob uns in Beurteilung der in diesem Nachbarlande herrschenden öffentlichen Zustände nationale Voreingenommenheit leitete. Aber solcher Rücksicht dürfen wir uns nunmehr enthoben fühlen, da zwei hochangesehene französische Persönlich­keiten, die Herren Auboin und Rist, mittlerweile so­zusagen unter den Augen der internationalen Öffent­lichkeit in so drastischer Weise den Stab über das administrativ-technische Chaos und die sittliche Fäulnis in der rumänischen Finanzverwaltung ge­brochen haben. Die Folge von alldem aber ist, daß Rumänien, nach innen bereits seit geraumer Zeit in­„ ... Mit dem Aufkommen der künstlichen Nah­rung, der Lehensmittelsynthese trat ein beispielloser allgemeiner Umschwung ein. Es erfolgte eine Ver­änderung aller Lebensverhältnisse. Die führenden Senate hatten die Arbeiten betreiben lassen, ihr Fort­schritt stürzte sie in Verwirrung. Als dann die ersten glücklichen Resultate Vorlagen, erschraken sie. Sie ließen die Arbeiten unterbrechen, sie hielten die Re­sultate zurück. Die Erfindungen durften nicht her­aus, die Erfinder saßen in ihren eigenen Reihen. Jahrzehntelang lagen in den Laboratorien von Chi­cago und Edinburg die Versuchsanordnungen fertig, deren Ausführung, wie alle wußten, katastrophale Wirkungen auf das Zusammenleben der Menschen üben mußte. Man war nicht den Weg der einfachen anorga­nischen Zusammenstellung gegangen. Man hatte sich Schritt um Schritt vom Organischen her durch­gearbeitet. Die ultramikroskopische Beobachtung und Feinregistrierung an überlebenden Organen hatte nach ungeheueren Schwierigkeiten, bei uner­müdlicher Arbeit ganzer Bataillone von Chemikern, Physikern, Physiologen schließlich Klarheit ge­schaffen über die Umseizungsvorgänge im lebenden Körper. Es hatte der größten Fortschritte in der Physik, im Bau der Ultramikroskope, der elektrischen Meßapparate bedurft. Die Physiker und Chemiker machten sich frei vom Tier- und Pflanzenkörper. Man dachte längst mit Widerwillen und halbem Lachen an die Hun­gersnöte, die ein einziger dürrer Sommer über ganze Landstriche bringen konnte. Diese absurde Abhän­gigkeit der Menschen von Hitze und Trockenheit! Diese Chemiker und Physiker haßten nichts so wie grüne Saatfelder und Wiesen, die Ansammlung von Viehherden. Wie aus früheren Erdperioden, fanden sie, ragten noch in diese Zeit Schlachthöfe, Wurst­läden, Bäckereien hinein. Bäckereien: das kam solvent, nunmehr das äußerste aufbi-eten muß, um nach außen hin seine Kreditfähigkeit zu retten.. Einem Lande, das zwar unerhört reich ist an Natur­schätzen, das aber keine Ordnung im eigenen Hause zu halten weiß, und dessen Staatseinkünfte, statt in die Taschen des Fiskus zu fließen, in den Taschen der eigenen öffentlichen Angestellten stecken bleiben, einem solchen Lande wird das Ausland nicht borgen.. Vor einigen Wochen erschien in der rumänischen Presse ein Regierungskommunique, das den Beamten ankündigte, am 1. Juni werde ihnen keine Zahlung auf die rückständigen Gehaltsbezüge geleistet und auch ihr fälliges Monatsgehalt nur zur Hälfte aus­gezahlt werden. Daß darob in der ganzen Beamten­schaft und im Heer leidenschaftliche Unzufriedenheit sich regte, ist begreiflich. Es scheint aber, daß auch das halbe Junigehalt nicht ausgezahlt werden kann, weil die Hoffnung auf eine französische finanzielle Augenblickshilfe inzwischen hinfällig geworden ist Daß unter solchen Umständen auch die Ausland­­gläubiger Rumäniens leer ausgehen müssen, liegt auf der Hand. So ist also der rumänische Staatshankrott auf allen Linien eingetreten. Das Kabinett Jorga mußte demissionieren, und mm steht Rumänien vor der Schicksalsfrage, ob es überhaupt noch einen ret­tenden Ausweg aus dieser trostlosen Lage gibt. König Carol hat Herrn Titulescu, seinen Ge­sandten in London, telegraphisch nach Bukarest be­rufen. Diesem ist anscheinend die Aufgabe zuge­dacht, ein Konzentrationskabinett zu bilden, dais die Bestimmung hätte, die durchgreifenden Reformen zu verwirklichen, die das auf eine Sandbank gera­tene Staatsschiff wieder flottmachen sollen. Die Auf­gabe ist aber sehr schwer, und sie wird im günstig­sten Falle eine Reihe von Jahren beanspruchen. Denn es gilt ja, nicht bloß den ganzen Verwaltungs­­apparat umzukneten, sondern auch den öffentlichen Geist und die politische Gesittung von ihren alther­gebrachten Schlacken zu befreien und alles in Haupt und Gliedern neuzugestalten. Wie aber soll Rumä­nien die lange Spanne Zeit, die ein solches Reform­werk erheischt, überdauern? Heute und noch auf Jahre hinaus kann der rumänische Staat nur existie­ren, wenn ihm der internationale Geldmarkt die finanziellen Mittel dazu bietet. Nun ist ja Herr Titu­lescu gewiß ein Mann von außerordentlicher Redner­gabe. An schönen Worten und klug gedrechselten Formeln wird er es in seiner Fühlungnahme mit den ausländischen Geldgebern nicht fehlen lassen. Aber die Geldgeber sind heute überhaupt gegen alle Welt mißtrauisch, und zumal einem Lande gegenüber, dessen öffentliche Gesittung so stark zerrüttet ist, und wo die Finanzmoral auf so unerhört schwachen; Füßen steht, wird sich dieses Mißtrauen nicht so. ihnen vor, wie Dinge, die man auf altassyrischen ; Tontafeln liest. Es war der große Meki, von dem zu melden; ist. Der große Meki in der Stadtlandschaft Edinburgh hatte das führende Laboratorium. In ihm arbeiteten zweihundert ausgewählte Menschen. Wer nicht mit; belangloser Teilarbeit beschäftigt war, verließ das; Gebiet jahrlang nicht. Meki, der dem Edinburger Senat angehörte, war vom Senat gehalten, die Be­wachung seiner Gehilfen streng durchzuführen und bei Verdacht auch nicht vor Einsperrung sich zu scheuen. Man erzählte viel von der Tafelrunde1 Mekis. Grüne Kleider trugen die Männer und Frauen; Mekis. Sie saßen, zweihundert, an ihren Tischen in dem großen Wohngebäude hinter den Instituten. Im: selben Raum aber standen noch, in dem Hufeisen-i förmigen Zwischenraum ihrer Tische, kleine Tafeln, an denen in violetten Kostümen Menschen aßen und tranken, die man Gäste nannte. Sagte man „Gäste“,; so zog man, wenn man frisch in das Institut kam, leicht die Oberlippe zum Lächeln an. Ältere runzel­ten die Stirn. Es waren — die Menschenopfer, die man für die Versuche brauchte, sobald sie in ein ge­wisses Stadium getreten waren. Sie sahen aus wie die anderen. Allmählich aber veränderten sie sich. Dann wurden sie durch neue ersetzt. Der Senat schickte sie aus der Stadt, unter dem Schein der gewünschten Mithilfe oder der Ein­weihung in die Geheimnisse. Aber man weihte sie' nicht ein, diese hundert Menschen, die sich wun­derten, wie man sie täglich wog, ihre Körperwärmei maß, sie in Gaszimmer tat. Sie nahmen keinen An­stoß daran, denn sie sahen, dies war hier allgemei­ner Brauch, auch die Grünen untereinander wogenj und kontrollierten sich. Sie gingen in den Wäldern mit den anderen, sie liefen, trieben Sport, aber im­mer wieder — verschwanden weiche. Sie kannten zuerst noch nicht das weit zurückliegende riesige Feuilleton» Maschine contra Mensch. Der neue Roman Alfred Döblins: „Giganten“. Zu den hervorragendsten Schriftstellern Deutsch­lands gehört zweifellos Alfred Döblin, der mit jedem neuen literarischen Werk, das er schafft, dem Lese­publikum eine Überraschung, zumeist eine ange­nehme Überraschung bereitet. Kaum einer der Mei­ster der Feder unserer Gegenwart ist so vielseitig wie er und von den „Drei Sprüngen des Wang- Lun“ über „Wadzeks Kampf“ und „Wallenstein“ bis zu „Berlin, Alexanderplatz“ führt ein so weiter, so seltsamer, so erstaunlicher, ja bewunderungswür­diger Weg, daß selbst der konservativste Kritiker, der begreiflicherweise manche allzu weitgehende Kühnheit des Dichters mißbilligt, dem großen Talent des Dichters dennoch volle Anerkennung gewähren muß. Wir haben wiederholt über Döblins Schaffen berichtet und brauchen daher seinen neuen merk­würdigen Roman: „Giganten“ (Verlag S. Fischer, Berlin), mit keiner Schilderung der literarischen Originalität Döblins zu begleiten. Erwähnt sei nur, daß dieser neue Roman eine Neugestaltung des Werkes: „Berge, Meere und Giganten“, ist, aber durch den Schwung der Phantasie das genannte Buch hoch überflügelt. Döblin gilbt ein düsteres, er­schreckendes Bild der Zukunft der Menschheit, die in ihrem Machthunger die Maschine zu einem alles vertilgenden Moloch emporwachsen läßt, um schließ­lich doch zur Natur und zu sich selbst zurückzu­­finden. Döblins apokalyptische Visionen und seine ge­radezu unheimliche Darstellungskunst zeigt das fol­gende, das neue Werk kennzeichnende Kapitel in deutlichster Weise:

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