Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1933. január (80. évfolyam, 1-25. szám)
1933-01-01 / 1. szám
PESTER LLOYD • 2 * ^ Nützlich isis zu wissen, sv für alle, die mehr Vertrauen zu den unschädlichen und rein natürlichen laxativen Mineralwässern haben, dass ^ SthmitHhauerS Bitterwasser das an wirksamen Quellensalzen reichhaltigste derartige Mineralwasser in «Cj? ganz Europa ist In der Kegel genügt schon eine kleine Dosis: ein viertel * oder ein halbes Glas. Der Verbrauch von grösseren Mengen ist daher überflüssig ' und so ist Schmidthauers Igmändi das wirtschaftlichste und das relativ billigste. scheinen die Akteure des Augenblicks, Demagogen und Generale, Advokaten und politische Schieber, Schöngeister und Fanatiker, wie Schachfiguren der Weltvernunft, die wenn auch aid' verschlungenen, dem menschlichen Geiste sich oft erst nachträglich enthüllenden Pfaden das Völkerschicksal bestimmen. Die Schachfiguren freilich glauben immer, zu schieben, wenn sie schon längst geschoben werden, glauben an ihre großen „Aktionen“, „Bewegungen“, „Konferenzen’*, und merken nicht, können auch gar nicht ei ns eh en, daß ihre Bahn durch die Regel des Spiels fest vorgezeichnet ist. Wie kaleidoskopartig verändern sich in diesem aufgewühlten und leidenschaftlichen Jahr die geschichtliche Bühne und wechseln ihre Akteure: Tardieu und Herriot, Brüning und Papén, Hoover und seine Partei werden durch die amerikanischen Wahlen fortgeschwemml, Mussolini reorganisiert den Großteil, seiner Regierung, von den osteuropäischen Änderungen ganz zu schweigen. Aber in diesem chaotischen, hastenden Jagen von Gestalten und Ereignissen kristallisieren sich immer klarer einige große, unwiderlegbare Forderungen der Weltsanierung heraus, die immer mehr zum Gemeingut der gesamten Menschheit werden: Reparationen und Kriegsschulden müssen verschwinden, die Rüstungen der Welt müssen wesentlich herabgesetzt, die Zollmauern allmählich abgetragen werden. Inmitten der schärfsten Zuspitzung aller historischen Gegensätze, der -Absperrung und nationalen Selbstisolierung erfolgt auch der dialektische Umschlag zur Vernunft, die Einsicht, daß dieser Weg die Welt unrettbar in eine .Sackgasse führt. Das Aufkommen eines neuen, weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Liberalismus: das ist die Bilanz des vergangenen Jahres. Lausanne und die Sehuldenfragc. Wenn dieses scheidende Jahr auch keine epochalen Entscheidungen brachte, werden die Konferenzen und Wahlen, die 1932 abgehalten wurden, dennoch Marksteine der Weltpolitik bleiben. Das rasche Tempo und die konkreten Resultate der großen internationalen Konferenzen des Jahres waren nicht zuletzt gerade durch den Umstand gehemmt, daß die Konferenzmächte bis zu Ende des Jahres nicht wissen konnten, wie sich das innenpolitische Regime ihrer Partner gestalten, namentlich ob nicht ein grundstürzender Systemwechsél alle einmal gewährten Konzessionen über den Haufen werfen werde. So hemmte die Unsicherheit der deutschen inneren Lage sicherlich den Fortgang der Abrüslungsverhandluiigcn ebenso wie die Monate des amerikanischen Regimewechsels die Ratifizierung des Lausanner Abkommens, die Lösung der Kriegsschuldfragc und die Zusammenberufung der Weltwirtschaftskonferenz hinderten. Nichtsdestoweniger kann man eine klare welthistorische Dynamik des Jahres feststellen: eine Entwicklungskurse, die ungefähr bis zur Mitte des Jahres noch sinkt, um vom erfolgreichen Abschluß der Lausanner Konferenz an in der zweiten Hälfte des Jahres mit einigen Unterbrechungen bis zum Genfer Fünftmächteprotokoll in der Abrüstungskonferenz zu steigen. Wenn wir nun den Verlauf der zwei größten Problemkomplese, der Reparations- und Abrüstungskonferenzen, in ihren Hauptstadien erfassen wollen, so müssen wir daran erinnern, daß zu Beginn des Jahres selbst der Zusammentritt der beiden Konferenzen mit Skepsis betrachtet wurde. Die Lausanner Konferenz mußte auch infolge einer Erklärung Brünings, daß „Deutschland keine Reparationen mehr zahlen könne,“ aufgeschoben werden, da Tardieu inmitten der französischen Wahlkampagne nicht das Odium eines Reparationsnachlasses übernehmen wollte. Als die Lausanner Konferenz endlich am 16. Juni zusammentreten konnte, waren schon die innenpolitischen Positionen in Deutschland wie in Frankreich grundlegend verändert: an Stelle Tardies erschien Herriot, an Stelle Brünings Papén in Lausanne. Nach zweiwöchigem unfruchtbarem Vorgeplänkel konzentrierte sich endlich die Konferenz auf die Frage einer deutschen Endabfindung, und nach hartem Ringen einigte man sich auf die Summe von drei Milliarden deutscher Schatzbons, die vom Jahre 1935 an auf den internationalen Kapitalmärkten zu einem Kurse von mindestens 90 Prozent aufgelegt, mit 5 Prozent verzinst und mit 1 Prozent getilgt werden sollen. Diese Lösung, die nicht zuletzt der zähen Intervention Macdonalds zu verdanken war, stellte praktisch eine Streichung der Reparationsforderung, also die erste großzügige Geste Frankreichs seif der Rheinlandräumung und einen großen Erfolg der deutschen Außenpolitik. dar.. Zwar ließen sich die Gläubigermächte eine formal juristische Hintertür offen, indem Großbritannien, Frankreich, Italien und Belgien iu einem Protokoll vereinbarten, das Abkommen mit Deutschland nur dann zu ratifizieren, wenn eine zufriedenstellende Regelung der interalliierten Sehuldenfragc mit Amerika erzielt wird. Aber faktisch ist mit dem Abkommen von Lausanne ein Strich unter die Reparationsfrage gezogen, und kein Mensch mit gesunden Sinnen kann nunmehr anuehmen, daß man zu den astronomischen Zahlen der Vergangenheit nochmals zurückkehren könnte. Das schließt freilich nicht aus, daß tun die Lösung der interalliierten Schuldenfrage noch harte Kämpfe zwischen den ehemaligen Verbündeten, namentlich zwischen den Vereinigten Staaten*und Frankreich ausgefachten werden. Am 15. Dezember, dem Fälligkeitstage der interalliierten Kriegsschuld an Amerika, haben bekanntlich England, Italien, die Tschecho-Slowakei, Finnland, Lettland und Litauen ihre Fälligkeiten — wenn auch unter juristischen Vorbehalten — beglichen, während Frankreich wie auch Belgien, Polen, Ungarn und Estland, die Rate schuldig geblieí ben sind und sämtliche europäischen Mächte auf ■ eine Revision der Kriegsschulden drängen. i Eine endgültige Regelung der Kriegsschulden- i frage kann nun vor dem Amtsantritt des neuen ame- I likanischen Präsidenten (4. März, 1933) nicht statt! finden, da unter Hoover schon der Versuch, die | Schuldenfundierungskommission des Kongresses wie| darauf leben zu lassen, gescheitert ist Qje Aussichten ! einer grundsätzlichen Streichung sind freilich schon j deshalb gering, weil diese auch von Roosevelt bisher ! ausdrücklich abgelehnt wurde, weil er im Augenblicke, als das amerikanische Budget mit einem Milliardehdefizif kämpft, dem amerikanischen Steuerzahler nicht zuzumuten wagt, dep europäischen Schuldnern eine Kapitalsumme von ungefähr 7.5 Milliarden Dollar nachzulassen. Immerhin kann die amerikanische Forderung von zwei Gesichtspunkten aus als ein wichtiges Element der weltpolitischen Dynamik des kommenden Jahres angesehen werden: einmal stellt sie das stärkste Druckmittel Amerikas zur Weitertreibung der Abrüstungskonferenz dar, und andererseits kann die Zahlungsverweigerung der europäischen Schuldner Roosevelt dazu bewegen, den ganzen Fragenkomplex mit dem Problem der internationalen, vor allem auch der amerikanischen Zolltarifsenkung zu verkoppeln, wozu er sich bereits in wiederholten Äußerungen geneigt gezeigt hat. - Ein Jahr Abrüstungspolitik. Für Europa ist zunächst der Aspekt der Abrüstung entscheidend. Die Abrüstungskonferenz, die am 2. Februar programmgemäß eröffnet wurde, verlor sich in der ersten Jahreshälfte m endlosen technischen und- politischen Diskussionen- Zunächst wirkte die Taktik Tardie.us dilatorisch, später wollte Herriot vor Lausanne sich auf keinerlei Abrüstungp I konzessionen festlegen, nachdem er solche in der Reparationsfrage hatte gewähren müssen. Mitten im zähesten Kuhhandel der Lausanner Konferenz ergriff jedoch Präsident Hoover in der Abrüstungsfrage eine Initiative, die vielleicht dazu beitrug, Herriot in den Reparationsverhandlungen nachgiebiger zu stimmen, um dem amerikanischen Druck hiedurch auszuweichen. Die Vorschläge Hoovers, die man französischerseils als WahlmanÖvor einstellen wollte, wurden am 221 Juni veröffentlicht und sahen eine Herabsetzung des aktuellen Rüstungsstandes um ein Drittel, Verbot jener Angriffswaffen, zu deren Vernichtung Deutschland im Versailler Vertrag verpflichtet wurde, sowie die Annahme des Londoner Flottenabkommens durch Frankreich und Italien vor. Die Vorschläge Hoovers schlugen in Genf wie eine Bombe ein. Dennoch gelang es der Gewandtheit der französischen Diplomatie, die Abrüstungsverhandlungen nach Annahme des Lausaulöhner bei Dobber ich sen es so schlimm haben mußte. Sollte es denn keine Hoffnung für ihn geben? Wenn er nicht bereuen und sich nicht bekehren konnte, so konnte er doch auf andere Weise die Seligkeit erlangen. Er hätte vielleicht einen Menschen vom Ertrinken erretten oder jemand aus einem brennenden Hause tragen können. Aber so etwas, das waren doch gute Werke und Taten, und das durfte nicht gelten. Manchmal dachte ich mir aus, daß er vielleicht eine Tochter hatte, die sich reich verheiratete, und daß er auf seine alten Tage zu ihr kam und es gut hatte. Ich konnte es nicht ertragen, daß ein Menschenleben so arm und freudlos verlaufen sollte, in dieser Welt und in der künftigen. Aber wie ich mich auch mühte, ich konnte mit dem Mann nicht fertig werden. Ihm ein paar Glückstage hier auf Erden zu geben, war nicht genug. Und wie ich ihn in die Seligkeit hineinbringen sollte, das konnte ich nicht begreifen. Es war doch nicht gerecht, daß er in die Hölle kommen sollte. Dahin gehören nur die großen Missetäter, aber nicht brave, harmlose Leute wie er. Nun ja, wie dem auch sein mochte, ich kam in der Sache nie zu rechter Klarheit. Und wie die Jahre gingen, hatten sich meine Gedanken mit anderem zu beschäftigen. Aber ich vergaß den Tagelöhner bei Dobberichsen dennoch nicht ganz. Bis in die letzte Zeit konnte ich mich dabei ertappen, daß ich dasaß und nachgrübelte, ob er nicht doch auf irgendeine Weise die Seligkeit erlangen könnte. Nun, heuer in der letzten Nacht des Jahres, träumte mir von ihm. Ich träumte, daß ich über eine breite Landstraße wanderte, und neben mir ging ein hagerer langer Mann- Und im selben Augenblick, in dem ich den Mann sah, wußte ich, daß es der Tagelöhner bei Dobberichsen war. Ich wußte auch, daß er in derselben Nacht gestorben war und nun auf dem Weg in den Himmel war, um vor dem lieben Gott zu stehen und den Uvteilsspruch: Seligkeit oder Unseligkeit, zu hören. Da wurde ich ganz unbändig froh, daß ich ihn getroffen hatte. Und endlich sollte ich erfahren, wie es ihm in der anderen Welt ergehen würde. Freilich nahm es mich ein wenig wunder, daß er bis jetzt auf Erden gelebt hatte, aber das focht mich weiter nicht an. Die Hauptsache war doch, daß ich jetzt ordentlichen Bescheid bekommen würde. Gleich darauf waren wir an der Pforte des Himmelreiches. Eigentlich war es gar kein Himmelreich, sondern es war das große einstöckige Pfarrhaus in Sunne, das wir vor uns sahen. Aber das störte uns nicht im geringsten; der Tagelöhner und ich, wir fanden beide, daß es ganz so war, wie es sein sollte. Wir brauchten nicht lange zu warten, im nächsten Augenblick standen wir vor dem lieben Gott. Das heißt, es war nicht gerade der liebe Gott, sondern es war der Propst Werner in Sunne, der an seinem großen Schreibtisch saß und uns musterte. Ich erkannte sein großes, breites Gesicht mit dem schwarzen Backenbart, der es noch breiter machte, aber das bedeutete nichts, denn es war auf alle Fälle doch der liebe Gott. Gerade rechts vom Schreibtisch war eine Tür, und ich wußte, daß man durch sie in den großen Pfarrhofsakm kam. Und zugleich begriff ich, daß sich dort drinnen jene aufhieiten, denen die Seligkeit zugesprochen war. Während ich noch stand und die Tür anstarrte, hatte der liebe Gott den Mann gefragt, wie er heiße und wo er zuständig sei, und dann schlug er in dem großen Buch nach. Er sah nach, was da über ihn vermerkt stand, und dann wies er, ohne eine einzige Frage zu stellen, auf die Salontüre. „Bitte sehr,“ sagte er zu dem Mann, der Tagelöhntr bt?i Dobberichsen gewesen war. Der Maism näherte sich ganz gemächlich der Türe, aber pun konnte ich nicht länger an mich halten. „Es wird doch wohl kein Irrtum sein,“ sagte ich gerade im selben Augenblick, in dem der Tagelöhner die Hand auf die Türklinke legte. „Wie das?“ sagte der liebe Gott und blinzelte mit den Augen. Genau so pflegte Propst Werner dazusitzen und zu blinzeln, wenn er darauf wartete, daß man ihm mit einer dummen Frage kommen würde. „Nun ja,“ sagte ich, „ich meine nur, ob er sich denn die Seligkeit recht verdient hat.“ „Ach du liebe Zeit,“ sagte unser Herrgott, „er sollte sich die Seligkeit nicht verdient haben? Hat er doch den ganzen Tag gearbeitet von der frühesten Kindheit bis ins hohe Alter.“ „Aber darf man denn das zählen/* frage ich, denn das war mir nie eingefallen. „Gewiß darf man das zählen,“ sagte der liebe Gott. „Das zählt mehr als alles andere.“ Und damit stand er selbst auf und öffnete dom Manne, der Tagelöhner beim Gutsherrn Dobberichsen gewesen war, die Türe. Aber ich, ich wurde so froh, daß ich erwachte. Während ich so halhwach dalag, spürte ich, wie eine große . Freude mein ganzes Wesen erfüllte, und einmal ums anderemal sagte ich zu mir selbst:. Nein, daß das zählen darf! Nein, daß dies, daß man gearbeitet hat, einem die Pforten der Seligkeit aufschüeßt. Das war etwas so Großes, das erölTnete unendliche Weiten der Hoffnung. „Nein, daß es etwas Heiliges war, zu arbeiten! Richtige Grobarbeit wurde bei unserem Herrgott in Ehren gehalten, und andere Arbeit vielleicht auch.“ Im selben Augenblick fiel mir ein, daß es Neujahrsmorgen war. „Jetzt habe ich so geträumt, daß ich den ganzen Tag froh sein kann, ja das ganze Jahr,“ flüsterte ich für mich selbst, während das Glück, das unbeschreibliche Glück, eine Arbeit zu haben, die ich vollbringen und lieben konnte, mich erfüllte. ^ SZÁJVIZTABLETTA » ideális torok’ és * szájfertőtlenitő ihrt bmujtag, 1. Jamjar 1933