Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1933. február (80. évfolyam, 26-48. szám)

1933-02-01 / 26. szám

Mittwoch, 1- Februar 1933 • 8 • PESTER I t«YB wichtigste Element dieser Stabilität ist die Stabilität der 'Währung. Die Stabilität der Währung hat aber das Gleichgewicht des Staatshaushaltes zur Voraus­setzung. Dies ist der Punkt, wo das Wirtschafts­problem sich wieder mit dem Finanzproblem ver­knüpft. Das • wohlerwogene Interesse der ^Produk­tion erheischt das Gleichgewicht des Staatshaushal­tes, das wir unter allen Umständen sichern müssen, sonst können wir das wirtschaftliche Ziel, das wir uns gesteckt haben, niemals erreichen. Der Rückgang unseres Nationaleinkommens verdient auch noch von einem anderen .Standpunkt nähere Beachtung. Es ist ja bekannt, daß Berech­nungen auf gestellt wurden, in denen man das Natio nalednkommen mit der Höhe der öffentlichen Lasten vergleicht - und aus diesem Verhältnis auszurechnen trachtet, wie hoch die Steuerlasten in einem Staate sind, ,ob sie. tragbar oder untragbar sind. Wenn wir davon ausgehen,, wie hoch der Endbetrag des staatlichen Budgets für das Jahr 1932/33 und der Finanzbedarf der öffentlichen Haushaltungen für das Jahr 1932 war, so gelangen wir zu dem Ergebnis, daß etwa 1.2 Milliarden Pengő, d. h. 800 + 400 Millionen Pengő der Betrag ist, der für öffentliche Ausgaben aus dem Nationaleinkommen von 3 Milliarden Pengő geschöpft werden muß. Wir gelangen demnach zweifellos zu , einer Verhält­­hiszahi, die bedeutend .höher gewesen ist, als die vernünftiger- und normalerweise von der wirtschaft­lichen Praxis bestimmte Grenze der Besteuerung. Ich erlaube mir jedoch die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Umstand zu lenken, daß wir diese Verhältniswahl nicht starr behandeln dürfen, denn viel hängt von der Eigentümlichkeit der staatlichen ünd sozialen. Einrichtungen ab, die eigentlich die Höhe der Belastung des Nationaleinkommens be­stimmen, bzw. jenen Teil des nationalen Einkom­mens determinieren, der durch die öffentlichen Kas­sen fließt Ich habe absichtlich den Ausdruck „durchfließt'4 gebraucht, da der Teil des Natio­naleinkommens, dem wir den privaten Wirtschaften entziehen und in die öffentlichen Kassen leiten, eigentlich nicht versickert, sondern durch die Ka­näle des Wirtschaftslebens, entweder durch die' Be­züge der staatlichen Angestellten, oder aber im Wege der sogenannten Sachausgaben wieder zu den pro­duzierenden Schichten der Gesellschaft zurückfließt. Auch läßt sich nicht vorweg behaupten, daß ein Bruchteil des Nationaleinkommens in der Privat­wirtschaft besser verwendet • werden kann, als im Staatshaushalt. Um ein extremes Beispiel Zusagen: Wenn wir im Wege der Besteuerung einem wohl­habenden Mann 5000 Pengő entziehen und diese 5000 Pengő dazu verwenden, uni das Elektrifizie­rungsprogramm der Staatsbahnen verwirklichen zu helfen, so haben wir diesen Betrag unbedingt besser verwendet, als wenn der Steuerzahler diese 5000- Pengő zu einer Auslandreise verwendet hätte. Es besteht aber kein Zweifel darüber, daß trotz Be­rücksichtigung dieser Korrektiven das Verhältnis des Nationaleinkommens zu den öffentliehen Lasten sich bei.uns. in einer unrichtigen Linie verschoben hat. Dsie Ursache» dieser Erscheinung ist jedoch in erster Reihe kn Rückgang unseres Nationalein­kommens, also in den Ergebnissen unserer Produk­tion zu suchen. Wir müssen demnach aus diesem Umstande die notwendige Folgerung ziehen, daß wir die Höbe der staatlichen und im allgemeinen; der Öffentlichen Ausgaben nach Möglichkeit ein­­schranken müssen; Da wir es jedoch mit einem lebenden, abgeschlossenen Organismus zu tun haben, so ist die Verringerung der Ausgaben auf gewaltsamem Wege nicht möglich. Würden wir auch von einem Tage auf den anderen die Personal­ausgaben oder sogar die sachlichen Ausgaben herab setzen, so verlöre dadurch eine ganze Gruppe von produzierenden Gewerbetreibenden und Kauf­­leutert ihren Kundenkreis. Wir müssen unter allen Umständen zu verhindern trachten, daß sich Gleich­gewichtsstörungen im wirtschaftlichen Leben ein­stellen. Aus dem niedrigen Niveau des Nationaleinkom­mens müssen ,vir noch eine dritte Folgerung ziehen. Wir sind heute vorübergehend ein passives Wirt­schaftsgebiet; das, was wir produzieren, deckt unsere Bedürfnisse nicht. Dieser Umstand darf uns nicht er­schrecken. In der gegenwärtigen Krise befindet sich eine ganze Reihe von Staaten, und nicht bloß die Agrarstaaten, in der gleichen Lage. Diese Übergangs­lage müssen wir indessen ändern. Prinzipiell gibt es zwei Arten von Hilfe. Die eine besteht in der In­anspruchnahme des Rentenkapitals zur Deckung der Ausfälle. Dieser Weg .ist jedoch mehr oder weniger für uns verschlossen. Die zweite Möglichkeit besteht darin, daß inländisches Kapital zur Deckung des Übergangsdefizits in Anspruch genommen wird. Das Problem, das dadurch entsteht, daß wir aus den eigenen Vorräten leben müssen, da wir auf die Hilfe des Auslandes derzeit nicht rechnen dürfen,. kann durch keinerlei Künste gelöst werden. Die verschie­denartigen finanziellen Pläne, die in der Inflation, in der Devalvierung und weiß Gott noch welchen Ope­rationen eine Lösung suchen, sind fehlerhaft, irrig und führen auf den wirtschaftlichen Holzweg. Wir würden mit diesen Maßnahmen nichts anderes er­reichen, als die gewaltsame Beeinflussung der Ver­teilung des Nationaleinkommens und des National-. Vermögens in einer systemlosen, unrichtigen und un­kontrollierbaren Richtung, Wir würden nichts an­deres erreichen, als eine Enteignung der Fixbesol­deten und der auf Goldwährung lautenden Vermögen nicht bloß zugunsten der Gemeinschaft, sondern zu­gunsten derjenigen, die unter solchen Umständen am geschicktesten zu manövrieren verstehen. Aus dem niedrigen Niveau des Nationaleinkom­mens können wir drei Schlußfolgerungen ziehen. Erstens müssen, wir unsere Produktion erhöhen, denn die Ausbreitung der Produktion ist bloß unter sta­bilen Verhältnissen möglich, und die grundlegende Bedingung der Stabilität ist die Sicherung des Gleich­gewichts im Staatshaushalt. Die zweite Folgerung lautet, daß wir bei der gegenwärtigen Höhe des Na­tionaleinkommens die Ausgaben der Zenfralverwal­­tung nach Möglichkeit senken müssen. Die dritte Folgerung ist aber die, daß wir heute ein Passivgebiet sind und daher vorübergehend das inländische Ka­pital zur Deckung des Budgetdefizits heranziehen müssen. Es versteht sich von selbst, daß welche Maß­nahmen wir auch ergreifen mögen, deren Wirkung sich Ln der Verteilung des inneren Einkommens un­bedingt zeigen wird. Aus diesem Grunde sind dje Maßnahmen, die ich nun beleuchten werde, auf die­ser Erkenntnis aufgebavit und darauf gerichtet, die Verteilung des Nationaleinkommens in der Richtung zu beeinflussenv daß die von der Wirtschaftskrise am schwersten betroffene Produktionsschichte, die Landwirtschaft, geschont und den schwächeren wirtschaftlichen Existenzen ein entsprechender Schutz gewährt werde. Zur Deckung des Defizits im Staatshaushalte stehen drei Wege offen. Der erste ist die Erhöhung der Einnahmen, der zweite die Senkung der Aus­gaben, und der dritte der Weg zur Anleihe. Wenn wir mit einem verhältnismäßig'hohen Defizit rech­nen müssen, das innerhalb einiger Monate gedeckt werden muß, so dürfen wir nicht alles auf eine Karte setzen, sondern wir müssen alle Arten der Deckung in unseren Dienst stellen, wobei wir darauf bedacht sein müssen, zwischen den einzelnen Operationen das richtige Maß zu bewahren, denn die wirtschaft­lichen Auswirkungen derselben sind ja sehr ver­schieden. Wir müssen trachten, daß diese wirt­schaftlichen Auswirkungen, sofern sie schädlichen Charakters wären, sich gegenseitig paralysieren. Dabei muß ich vor allem darauf hinweisen, daß die Finanzkommission des Völkerbundes, als ich mich in meinem Vortrag mit den Möglichkeiten der Wie­derherstellung des Gleichgewichts im Staatshaushalt befaßte, sich auf den Standpunkt gestellt, hat, dem sie in ihrem Bericht auch Ausdruck verlieh, daß unter den gegebenen Umständen das Problem des staatlichen’ Defizits mit der Erhöhung der Einkünfte und der Senkung der Ausgaben allein nicht gelöst werden kann, sondern überdies auch noch andere Operationen durchgeführt werden müssen. Die Finanzkommission hat aus diesem Grunde in ihrem Berichte die Überzeugung zum Ausdruck gebracht, daß es den Interessen der ausländischen Gläubiger des ungarischen Staates nicht widerspräche, wenn die Beträge, die zur Deckung des Schuldendienstes in den Trrmsferfonds bei der Ungarischen National­­bank zugunsten der Auslandgläubiger einzuzahlen sind, gegen Kassenscheine und bis zur Maximalhöhe von 50 Millionen Pengő in Anspruch genommen würden. Wenn wir diese Operation durchführen, so verringert sich das diesjährige Defizit um rund 50 Millionen Pengő, so daß wir bloß 100 Millionen zu decken haben. Die Inanspruchnahme dieser 50 Millionen stellt sich als eine Anleiheoperation dar, die wir in verhüllter Form dem Auslande gegenüber abwickeln. Zur Deckung des verbleibenden Defizits von 100 Millionen Pengő habe ich das folgende Pro­­gramm ausgearbeitet'­Gegenüber dem Präliminare führen wir im Aus­gabenetat eine Reduktion von 30 Millionen durch. Bei den Einnahmen, deren Steigerung sich nicht ver­meiden läßt, wünsche ich nach Tunlichkeit gemäßigt vorzugehen. Unter diesem Titel habe ich ein Plus von 25 Millionen in Aussicht genommen, was bloß 3.5 Prozent der präliminierten Lasten äusjiiacht. Dä wir zwecks Beschaffung weiterer erforderlicher Mit­tel zu einer Ivreditoperation Zuflucht nehmen müs­sen, habe ich den Plan einer inneren Anleihe von 45 Millionen ausgearbeitet. (Stürmische Rufe links und äußerstlin'ks: Von wem? Wovon? Großer Lärm rechts und in der Mitte.) Von dieser Anleihe würde die Industrie 25 Millionen übernehmen. Weitere 20 Millionen aber würden die Landwirtschaft und sonstige Industriezweige zeichnen. (Rufe links und in der Mitte: Und die Kartelle?) Jene Schichte, der Landwirtschaft, an die ich mich gewendet habe, l * * grausam in seine Träume schneidet. Er hat ihr Blumen gesandt mit einem Brief, sie möge bestim­men, wann er sie allein sprechen kann. Die. Blumen wies man nicht zurück, aber der Besuch wurde ab­gelehnt. Abends ist er wieder in der Loge. Aber diesmal grüßt ihn kein Blick der schönen Tänzerin. Fr läßt neuerlich Blumen in die Garderobe senden, ér kritzelt einige Zeilen hin, die alle Erinn tuiir in tausend Bildern hervörzaubern, die in stürmischen Worten von seiner fieberhaften Liebe sprechen — Louise schweigt. Kaum seiner Sinne mächtig, wagt der sonder­bare Schwärmer einen, tollkühnen Besuch. Er klimmt in dunkler Herbstnacht zu den Feilstem der Angebeteten empor, er findet über einen Balkon den Weg in den Salon. Es ist drei Uhr morgens, tiefe Stille. Da er den Schalter sucht, um Licht zu machen, stößt er mit dem Fuße einen Stuhl um. Polternd lallt dieser zu Boden. Die Schlafzimniertür öffnet sich, gelbes Licht strömt durch die Spalte, ein erschrecktös: Ist jemand da? und dann steht er endlich ihr gegenüber, ihr, Louise Lucy Vemon. Ein rotes Pyjama und ein süßer ' blonder Kopf, zwei flehend ausgestrcc.kte weiße Arme und große, maus­graue fragende Augen. Henri fällt auf die Knie. „Louise, ich bin es," stammelt er. „meine angebetete Louise, ich Henri aus Nancy, dem du damals in jener Nacht unter der riesenhaften Eiche ewige Liebe geschworen. Endlich habe ich .dich gefunden. Ich bin gekommen, um nie wieder zu gehen. Ich bin da. um dich zu nehmen und zu halten und alles zu vergessen, was bisher zwischen uns war. Oh, Louise, wie glücklich ich bin und wie glücklich wir zusammen sein werden!'4 Die Tänzerin, im Lichte der elektrischen Lampe, gewinnt Fassung. Ihre Miene wird kokett, ihr Lä­cheln gnädig, die Huldigung in dunkler Nacht schmeichelt. Man halte sich vor einem Einbrecher gefürchtet und nun war es ein netter, verliebter, schüchtern und stürmisch begehrender Jüngling. Aber Henri.Und Nancy ...? Sie kann sich beim besten Willen nicht erinnern. Nancy ist weit, sie war noch nie dort, sie ist in Paris aufgewachsen und Henri heißen viele, die ihrem Herzen nahe waren. Sie setzt sich, läßt ihn Platz nehmen, hört ihm gütig wie eine große Dame zu und erklärt ihm dann alles. Es muß ein Irrtum sein, sicherlich, sic hat auch nie Louise geheißen, eine Ähnlichkeit muß ihn täuschen. Louise und Lucy, ja es mag sein, daß manche, die einmal Louise hieß, sich dann beim Theater Lucy nannte und auch Vernon, nein, das ist nicht ihr wahrer Name, aber sie hat niemals den Namen Armorit geführt und ihr Vater war ein klei­ner Komödiant, wenn auch in der Comédie Fran­chise. Ja, ja, mein Herr, in der Comédie Fran­­caise . Henri schüttelt ungläubig den Kopf. Er glaubt alles zu durchschauen, alles. Sie schämt sich ihrer Vergangenheit, sie meint, kein Recht mehr auf ihn zu haben nach allen), was hinter ihr liegt, deshalb leugnet sic kühn, leugnet Herkunft und Name, Er­innerung und Liebe. Ja, sie liebt- ihn und gerade dieses Leugnen beweist,' wie sehr sie ihn liebt. Aber will sie denn nicht verstehen? Er kennt nur Louise, seine Louise und wenn sie in der Zeit des Wartens ein anderes Leben geführt hat, einen anderen Na­men trug, ihn kümmert doch das nichts. Das sagt er ihr und wartet auf die Enthüllung. Aber die schöne Tänzerin ist längst ungeduldig geworden. Sie ist des langen Gespräches müde, sie will schlafen gehen. Sie fordert ihn also ganz kühl auf, zu gehen. Der Schwärmer greift sich an die Schläfen. Wie ist das möglich, denkt er, ich habe doch zwölf Jahre, gewartet! Aus dumpfem Staunen wird er be­sinnungslos und rasend. „Louise, du mußt mich hören,“. ruft er, „es kann nicht sein, daß du dieses Spiel weiter treibst. Willst du mich zerstören und alle meine Hoffnungen, mein Leben, das nur Ge­danke an dich war?“ Er will sich auf sie stürzen. Will sie umarmen. Sie wehrt brüsk ab. Schlägt dem Tobenden angst­schreiend ins Gesicht. Er taumelt. Wie kann das sein! Zwölf Jahre habe ich gewartet! Er zieht einen Browning aus der Tasche und schießt sich eine Kugel durch den Kopf. Dann liegt er da, sein Blut sickert durch den grünen, dicken Teppich und die Rechte krampft sich um den rauchenden Revolver. -Seine Stirne ist blaß, seine Augen, sind selmsüchtig geöffnet, sein Mund zuckt hoch in der Qual der unausgesprochenen Liebesworte. O Gott! Lucy, aus müder Verzweiflung durch den jähen Knall aufgesohréckt, wendet sich um, sieht ... tosende Musik stürzt durch den Raum, schwarze Schleier fallen, dann kreisen rote und grüne Lichter, es wird dunkel und dann wieder hell . . . sie öffnet die Augen . . . fassungslos wirft sie. sich über den noch warmen Körper! Mein Henri! Der junge Schwärmer ist tot und auch keine irre Geliebte kann ihn erwecken. Auch keine Lucy, die in seltsamer Umnachtung wähnt, einmal Louise gewesen zu sein. So wird Henri begraben und hinter seinem Sarg gehen einige Freunde, die alte Mutter und sein Bruder Pierre. Er ist dem Toten ganz ähnlich, nur ein wenig kleiner vielleicht und sein Haar ist auch kastanienbraun, nicht dunkelblond. Pierre ist gekommen, um mit tier kleinen Louise, der großen Kokotte Lucy, zu sprechen. Er muß ihr gegenübertreten, er muß ihr die furchtbare Anklage­­ins Gesicht schleudern. Sie hat seinen Bruder' auf dem Gewissen. Soll diese fürchterliche Tat keine Sühne finden? Oh, er schüttelt die Fäuste, dér junge Schwärmer, noch überhitzteren Gemütes als sein Bruder, er droht, er stampft mit den Füßen, man braucht Zeit ihn zur Ruhe zu bringen. Die Mutter fleht, Henris Freünde stellen sich ihm in den Weg. So kehrt er denn endlich, aber noch immer flammend, nach Nancy in seine kleine Apotheke zurück. Er kann ja Louise nicht sprechen, sie liegt, von einem Nervenfieber ergriffen, zu Bett. Die Ärzte machen besorgte Gesichter, und einmal kommt der Tag, da er nach Paris zürückkehrt und abrechnen wird.; ‘ 4 - ‘

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