Pester Lloyd - esti kiadás, 1933. szeptember (80. évfolyam, 198-222. szám)
1933-09-01 / 198. szám
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Harsányi, Haasenstein & Vogler, Corn« Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdetőiroda, flösse Rudolf A.-G., Julius Tenzer. Uray. Generalvertretung des Pester Lloyd tür Oesterreich: M. Dukes Nachf. A.-GL Wien, Wollzeile 16. Einzelnummer tür Budapest und ffif die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt 10 Heller. — Für Oesterreioh: Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u.Adm.: V., MáriaValória-uooaISS« Telephon der Administration: 849-09. SO. Jahrgang. Budapest, Freitag, 1. September 1933. Nr. 198 Auslandschau — 1. September. — Die polnisch-ungarische Báthori-Feier. In Krakau und Warschau wird gegenwärtig unter feierlichen Äußerlichkeiten die vierhundertste Jahreswende der Geburt des großen polnischen Königs und siebenbürgischen Fürsten Stefan Báthori begangen. Eine ungarische Delegation, in der unter Führung des Ackerbauministers Nikolaus Kállay, der die ungarische Regierung vertritt und des Kardinal-Fürstprimas Dr. Justinian Serédi, die Spitzenorganisationen der ungarischen Gesellschaft und der ungarisch-polnischen Vereine vertreten sind, hat sich aus diesem Anlaß nach Polen begeben, um das Andenken des großen Königs der Polen und Ungarn zu ehren und damit auch die historische Tradition der polnisch-ungarischen Freundschaft zu dokumentieren. In dieser Freundschaft ist in der Tat ein jahrhundertealter Gefühlsschatz gemeinsamer historischen Berührungspunkte paralleler Aktionen gegen gemeinsame Gefahren und solidarischer gegenseitiger Hilfsmaßnahmen in der Stunde der Not auf gespeichert. Und das leuchtendste Symbol, die erhabendste Kristillisation dieser Tradition ist die geschichtliche Figur Stefan Báthoris, dieses starken und freimütigen Mannes, der die geistigen Grundlagen einer weltpolitischen Kooperation des Ungarntums und des Polentums niedergelegt hat. Stefan Báthori hatte nämlich die Konzeption, durch Familien- und Freundschaftsbande die polnische, siebenbürgische und ungarische Politik zu einem mächtigen Block zusammenzuschmieden, um solcherart ein großes, selbständiges Kraftzentrum zu schaffen, das sowohl den türkischen wie den österreichischen Hegemoniebestrebungen die Stirn zu bieten hätte. Daß dieser Gedanke sich bis in die Gegenwart erhalten hat, bedarf in der Stunde neuer Hegemonieaspirationen im östlichen Raume Europas kaum einer besonderen Betonung. Die polnischen Báthori-Feier lassen in uns jedoch noch eine zweite Erinnerung aufsteigen, die dem Gedankengut dieses klassischen Vertreters Biebenbürgisch-ungarischer Politik eine besondere Aktualität verleihen. Das Jahr seiner Wahl zum Fürsten Siebenbürgens (1571) ist das Jahr des Reichstags von Torda, dessen Beschlüsse als leuchtende Beispiele der nationalen und religiösen Toleranz sich mit unaustilgbaren Lettern in das Buch der ungarischen, ja der europäischen Geschichte eingeprägt haben. Siebenbürgen hat damals durch die Gleichstellung von drei Nationen und vier Konfessionen eine bahnbrechende Funktion in der europäischen Entwicklung errungen und in dieser Gegenwart der nationalen Unduldsamkeit und des Rassenhasses sollten die Ideen Báthoris als Born des unvergänglichen Gedankenguts der ganzen ungarischen Nation gelten. Dabei war er, wie der Nationalheld des neuerstandenen Polens, Marschall Pilsudski, ein Mann der starken Hand, dessen Kriegserfolge Polen zu einer außerordentlichen Machtstellung, zur Sicherung der polnischen Küste geführt haben. Auf dem Bäthori-Portät Hosszus, das heilte in Warschau feierlich dem Marschall Pilsudski überreicht werden wird, befinden sich zwei Rahmenbilder, die Báthori bei Pskow und Pilsudski hei Wilna darstellen. Diese Gegenüberstellung ist von symbolischer Kraft, wie die gesamten Báthori-Feierlichkeiten: in ihnen kommt der gemeinsame Rhythmus der polnischen und der ungarischen Geschichte zum Ausdruck. Die deutsch-österreichischen Beziehungen. Die Ereignisse der letzten Tage brachten eine merkliche Verdüsterung der politischen Atmosphäre in der deutsch-österreichischen Frage mit sich. Die gewaltsame Entführung des Gauleiters Hofer aus dem Innsbrucker Gefängnis und die zahlreichen Verhaftungen und umfassenden Sicherheitsmaßnahmen, die von österreichischer Seite nach der Tat durchgeführt worden sind, leiten im Kampfe der österreichischen Regierung gegen den Nationalsozialismus eine neue Phase ein. Die von Vaugoin und von Starhemberg angekündigte Schaffung eines milizäihnlichen Hilfskörpers der Landesverteidigung fand in Deutschland eine üble Aufnahme. In den bereits ohnehin gespannten Beziehungen zwischen Deutschland umd Österreich ist infolge der jüngsten Ereignisse noch eine merkliche Verschlimmerung eingetreten. Die terroristische Art und Weise der Befreiung Hofers, und ferner auch der . auf tschechischem Boden an Professor Lessing verübte politische Mord haben natürlich dazu beigetragen, in Österreich eine Unruhestimmung zu erzeugen. In dieser in jeder Hinsicht unerquicklichen Lage kommt Italien eine immer wichtigere Rolle zu. Die bisherige Entwicklung der deutsch-österreichischen Spannung hat gezeigt, daß Italien, eine mit beiden Staaten befreundete Macht, zu einer Vermittlertätigkeit am geeignetsten ist. In Italien knüpft man auch an die Mission Dr. Rintelens, des neuen österreichischen Gesandten in Rom, die Hoffnung, daß es mit Hilfe dieses auch in Deutschland angesehenen Politikers gelingen werde, nach und nach wieder normale Zustände im deutsch-österreichischen Verhältnis herbeizuführen. Durch ein äußeres Ereignis, die Flucht des Gauleiters Hofer und seiner Genossen nach Italien, wird die Vermittlerstellung Italiens aufs neue betont und auch kompliziert. Die italienische Politik hat keinen Zweifel übriggelassen, daß Italien an der Aufrechlerhaltung der Unabhängigkeit Österreichs interessiert ist. Die Besprechungen von Riccione und der Besuch des Fürsten Starhemherg, der als Gast der FaszAstischen Partei in Rom weilt, sind in dieser Hinsicht beredte Symptome. Nun steht Italien durch die Tatsache, daß Nationalsozialisten, die sich in Österreich schwerer Terrorhandlungen schuldig gemacht haben, auf italienischem Boden befinden, einem schwierigen Problem gegenüber. Es ist zu erwarten, daß von österreichischer Seite an die italienische Regierung in Sachen Hofer und Genossen ein Auslieferungsantrag gestellt werden wird. Rom hat sich noch nicht entschieden, ob es einem solchen Antrag Folge leisten, oder ihn ablehnen würde. Eines steht aber bereits fest: Italien hat die Flucht der unerwünschten Gäste nicht erleichtert, eine Weiterreise nach Deutschland nicht ermöglicht. Unter italienischer Polizeikontrolle müssen Hofer und Genossen die Entscheidung über ihr weiteres Schicksal ahv. ari 1. Hiedurch hat Italien immerhin seinen Standpunkt bekundet, daß es die gegen die in Österreich bestehende Ordnung gerichteten terroristischen Angriffe verurteilt. Die nächste Zukunft wird zeigen, wie Italien die heikle Frage der dorthin geflüchteten nationalsozialistischen Terroristen zu lösen gedenkt: eine Aufgabe, die die Erreichung der langfristigen Ziele der italienischen Politik, die auf eine Vermittlung zwischen beiden deutschstämmigen Staaten gerichtet sind, sicher nicht erleichtert. Friedensbemühungen im englischjapanischen Baumwollkrieg. Seit Jahrzehnten unterhält England zu Japan freundschaftliche Beziehungen. Das Bündnisverhältnis ist zwar nach der Flottenkonferenz von Washington im Jahre 1922 gelöst worden, aber trotzdem hat England auch in allen folgenden Jahren sich bemüht, mit dem Reich der aufgehenden Sonne auf gutem Fuße zu stehen. Hätte England nicht mit äußerster Vorsicht die Fragen des Fernen Ostens behandelt, so wäre Japan sein militärisches Abenteuer in China nicht geglückt, das die praktische Duldung der Westmäohte zur Voraussetzung hatte. Wenn es England bisher gelungen ist, trotz der imperäalistisehen Politik Japans die Verschärfung bestehender politischer Gegensätze zu vermeiden, so ist seit einem Jahr ein neuer Konflikt entstanden, der die Stimmung in den beiden Ländern füreinander ernstlich getrübt hat. Diesmal handelt e6 sich allerdings nicht um militärische Aktionen und Gebietserwerbungen, der Streitgegenstand ist Baumwolle. Die japanische Industrie hat seit einem Jahrzehnt ihre Leistungsfähigkeit bedeutend verstärkt, die technische Begabung und die kaufmännische Geschicklichkeit der Japaner vermochten die Fabriken ausgezeichnet zu rationalisieren und für die gestiegene Erzeugung gute Absatzmärkte zu schaffen. Schon vor der Krise war der japanische Import nicht nur in China, wo die japanische Industrie ausgedehnte Niederlassungen unterhält, sondern auch in Indien, in Ägvpten, in Holländisch-Indien und in Afrika zu spüren. Diese Konkurrenz begann aber seit zwei Jahren unaufhaltsame Fortschritte zu machen, eine wahre Überschwemmung mit japanischen Waren setzte auf den Märkten des Nahen Ostens ein. Diesmal lag der Grund der japanischen Erfolge weder in technischen noch in kaufmännischen Fortschritten, sondern in der Entwertung des Jen um 60 Prozent, die bewußt mit der Absicht der Exportsteigerung betrieben wurde. Die Löhne im Inlande wurden gleichzeitig auf dem alten niedrigen Niveau gehalten, so daß die Konkurrenz nicht ganz mit Unrecht vom japanischen Valuta- und Lohndumping zu sprechen begann. Betroffen waren von ihm nicht nur die Erzeuger in Lancashire, in noch stärkerem Maße hatten die indischen Baumwollfabriken zu leiden. Indien und England ergriffen Gegenmaßnahmen, ein Prohibitivzoll auf japanische Waren wurde in Indien eingeführt. Der Zoll hat zwar die japanische Einfuhr gehemmt, aber er -hat in Japan zu einer bedrohlichen Welle politischer Angriffe gegen England und seine Kolonie Indien geführt. Der Ton der japanischen Presse gegen England hat einen Grad erreicht, wie er nur in Kriegszeiten üblich ist. Offenbar will England eine weitere Verschärfung des Zustandes vermeiden, wahrscheinlich empfindet es einen Handelskrieg zwischen Indien und Japan weder politisch noch wirtschaftlich auf die Dauer tragbar. Nachdem die englische Politik den Japanern die Faust gezeigt hat, sucht man jetzt friedliche Verständigung auf kaufmännischer Basis. Eine Delegation englischer Baiunwollindustriellen ist unterwegs nach Indien, um dort gemeinsam mit ihren indischen Kollegen in wirtschaftlichen Verhandlungen eine Lösung des Konfliktes zu suchen. Daß es sich nicht um eine einfache Unterhaltung der Konkurrenten mit dem Ziele der Marktregelung handelt, sondern um den Versuch der Beilegung eines politisch gewordenen Wirtschaftskampfes, erkennt man aus der Haltung der englischen Öffentlichkeit. Der Handelsminister Runciman hat in einem Schreiben an den Führer der Delegation die Wichtigkeit seiner Aufgabe unterstrichen und ihm in einem Rundfunkvortrag vor seiner Abreise die nationale Bedeutung der Angelegenheit unterstreichen lassen. Moderne Waffen. Täglich neue Kriegserfindungen. (Bl.) Aus der Feder des Amerikaners Eric S. Milton, eines in Fachkreisen sehr anerkannten Konstrukteurs militärischer Geräte und Waffen, ist soeben ein Buch erschienen, in dem er einen genauem Überblick gibrti über all jene neuen Erfindungen, die seit dem großen Weltbrand in den Dienst des Kriegshandwerks gestellt wurden, oder zumindest in einem . zukünftigen Krieg gestellt werden würden. Das Vorwort seines Werkes, aus dem wir einige interessante Details herausgrei-fen wollen, schließt der Verfasser mit der durchaus nicht tröstlichen Feststellung: „Jeden Tag wird eine neue Kriegs, maschine erfunden.“ Es gibt bereits Pulver, das wasserfest ist und durch Feuchtigkeit nicht zerstört werden kann; ferner Schießpulver, dessen Explosion und Verbrennung ganz unsichtbar ist. Feuernde Schwarmlinien und Batterien können also vom Feind nicht mehr durch ihr Mündungsfeuer 'festgestellt werden und Einschläge der Artilleriegeschosse sind nicht mehr wahrnehmbar an ihrer Stichflamme. Man erzeugt Flugzeugbomben i-m Gewicht bis zu zwei Tonnen —gefüllt mit einem Sprengstoff, der das Ekrasit weit übertrifft —, die ganze Stadtteile vernichten können; Granaten, die beim Aufschlagen auf Wasser schon explodieren und als Waffe gegen Unterseeboote verwendet werden; Gase, die Lebewesen auf der Stelle töten und gegen die es bisher noch keine wirksamen Gasmasken gibt. Englische Militärtfaahblätter haben kürzlich die Nachricht gebracht, daß Frankreich die größte Kanone der. Welt konstruiert hat. Das Kaliber beträgt 52 Zentimeter, ihr Geiwicht 45 Tonnen und die Länge des Rohres 8.5 Meter. Die 15.4 Meterzentner schweren Geschosse können auf 18 Kilometer Entfernung hinansgescho&sen werden. Die neue Riesenkanone ist auf einem Lory von 265 Tonnen Gewicht aufm on tie rt und soll in den Alpen der Miittelmeergegend zur Aufstellung gelangen können. Die Vereinigten Staaten haben Marinegeschütze, die nach einer dortigen Heereszeitschrift „über die Schulter der Erde schießen“, das heißt Geschosse von einer Tonne Gewiaht 40 Kilometer weit über die Krümmung der Erdoberfläche schleudern. Trotzdem die „Krähennester“ de« Artilleriebeobachter etwa in 50 Meter Höhe sich befinden, können die feindlichen Schiffe nicht einmal die Mastspitzen voneinander sehen, aber ihre Geschosse erreichen doch den Gegner, gelenkt von Flugzeugen, die, selbst mit dem Fernglas schwer bemerkbar, das Feuer der Artillerie auf drahtlos telephonischem Wege leiten, weshalb die amerikanische Flotte selbst mittelgroße Fahrzeuge mit Katapults tartanlagen und Hangars für Wasserflugzeuge ausrüstet. Die Fliegerabwehrbatterien werden mit Apparaten versehen, die alte Geschütze elektrisch einstellen -und das Feuer automatisch leiten und korrigieren. Zu seiner Bedienung gehört bloß ein einziger Mann, der nur einen Entfernungsmesser auf das feindliche Fh^zeug ewszu-