Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1934. október (81. évfolyam, 222-246. szám)

1934-10-02 / 222. szám

PESTER LLOYD • 4* Dienstag, 2, Oktober 1984’ beitslosenunterstützung, durch die die Arbeit destru­­jiert wird. Indes, Arbeit geben und Arbeitsgelegen­heiten schaffen kann — selbstverständlich immer nur innerhalb der Zweckmäßigkeit und der Grenzen der Realität —, nur das Wirtschaftsleben selbst, und | darum kann nur jene Sozialpolitik ihr -Ziel erreichen, die die Wirtschaftspolitik durch Verbesserung der Wirtschaftslage zu untermauern weiß. Ich wiederhole: Dies war das Alpha und Omega j jeder wirtschaftlichen Zielsetzung der Regierung. '.Und daß unsere hierauf gerichtete Tätigkeit nicht /erfolglos war, das will ich-mit einigen augenfälligen .Ziffern illustrieren. Budget- und Währungspolitik. / ' Die Situation im Staatshaushalte hat die Stei­­j gerung der Einnahmen und die Kürzung der Aus­■ gaben notwendig gemacht. Als Ergebnis unserer ! Bestrebungen- zur Wiederherstellung des Gleich­­igewichts im Staatshaushalte sank das Defizit von \ 108 Millionen Pengő im Budgetjahr 1932/33 auf 62.5 Millionen Pengő im Jahre 1933134, — es betrug also um 40 Millionen Pengő weniger als vor einem und um 87 Millionen Pengő weniger als vor zwei ■ Jahren. In unserer auf die Steigerung der Einnah­­imen abzielenden Steuerpolitik nahmen wir selbst­­j verständlich Rücksicht auf die Forderungen der sozia­len und gerechten Besteuerung. Der Abbau der Aus­gaben legte den Staatsbeamten und sämtlichen {Staatsangestellten Selbstverleugnung und Opfer auf, und sie erbrachten diese Opfer ohne ein Wort der Klage. Zur weiteren Besserung unserer staatsfinan­­ziellen Lage haben wir die besten Hoffnungen. Es wäre aber unrichtig, hieraus darauf zu schließen — wozu man auf gewissen Seiten nur allzu geneigt ist —, daß man Hals über Kopf kostspielige jInvestitionen in Angriff nehmen und die Regel außer acht lassen kann, daß unter schwierigen Ver­hältnissen nur unbedingt rentable Investitionen ris­kiert werden dürfen. Diese Elementarregel der Vor­aussicht und der Vorsicht, ist aber nicht nur für das Gemeinwesen, sondern auch für die Investitio­nen der Privatwirtschaft maßgebend. Das Leitprinzip unserer Finanzpolitik ist der Schutz des Pengöwerts. Als Ergebnis der zielbewuß­­ten Devisenpolitik der ungarischen Nationalbank ist es uns gelungen, die Kaufkraft des Pengő nicht nur zu wahren, sondern noch zu steigern, wobei wir auch die sogenannte Deflationspolitik und ihre {wirtschaftlichen Nachteile vermeiden konnten. Exportförderung. Auslande verwerten sollen, befreit haben. Das ist nur dadurch möglich geworden, weil sich sowohl der Duce, als auch weiland Dr. Dollfuß über die Not­wendigkeit des Durchbruchs der autarkischen Wirt­schaftspolitik und der großen Bedeutung der Koope­ration von größeren Wirtschaftsgebieten im klaren waren. Durch die beiden römischen Verträge konnten wir für unseren Weizen einen Exportpreis erreichen, der weit über der Weltparität liegt, und dies machte es uns möglich, iili Inlande Richtpeise festzusetzen, die die Weltmarktnotierungen wesentlich übersteigen. Jeder anderen Einstellung und jeglicher tendenziösen politischen Kritik gegenüber behaupte ich mit aller Entschiedenheit, daß die kraftvolle Besserung der ungarischen Weizenpreise infolge der römischen Ver­träge eingetreten ist, und heute halten wir dort, daß sich die Notierungen der Budapester Produktenbörse für alle Getreidearten weit über den Weltmarktnotie­rungen bewegen. Mitte September war Terminweizen in Budapest um 90, Oktoberroggen um 44, Altmais um 47 Prozent teuerer als in Rotterdam, zum klaren Beweis dessen, daß die Preisbesserung in Ungarn nicht eine Folge der Preiserhöhung auf dem Welt­märkte ist, sondern in kausalem Zusammenhang mit den preisbessernden Bestimmungen der römsichen Verträge steht. Unsere Außenhandelsaktivität, zu deren Haupt­faktoren nebst des Vertragsnetzes die einheitliche Organisierung des ungarischen Außenhandels im Außenhandelsamt gehört, resultierte die erfreuliche Besserung unserer Außenhandelsbilanz. Ende 1932 betrug das Aktívum unserer Außenhandelsbilanz nur 6 Millionen Pengő, die Bilanz für 1933 aber schloß schon mit einem Ausfuhrüberschuß von 80 Millionen Pengő. Auch in den ersten acht Monaten des laufen­den Jahres war unsere Handelsbilanz aktiv, und zwar mit 22.1 Millionen Pengő, was wohl ein um 6 Millionen geringeres Ausfuhrplus bedeutet, als in der gleichen Periode des verflossenen Jahres, doch ist dieser Umstand darauf zurückzuführen, daß wir, um die Exportmenge steigern zu können — und darauf liegt eben das Gewicht unserer Außenhandels­politik — auch unsere Einfuhr gesteigert haben und auf diese Weise unseren ganzen Außenhandels­verkehr erhöhten. Dieses unser Streben war von Er­folg gekrönt, indem sich unser gesamter Außen­handelsverkehr von 420 Millionen in den ersten acht Monaten des Vorjahres auf 473 Millionen in diesem Jahre erhöhte. In dieser Periode erreichte unsere Ausfuhr gegenüber dem gleichen Zeitabschnitt im Vorjahre eine Erhöhung von 23.5 Millionen. Die ge­steigerte'Ausfuhr ist nur dadurch möglich geworden, daß wir dem Import, namentlich an Rohmateralien, größeren Raum ließen, was' übrigens eme natürliche' Folge des Anwachsens unserer Industrieproduktion war. Einen Anteil an-der Steigerung der Einfuhr hatte dabei auch der Umstand, daß unsere Handels­verträge zwecks Verbilligung der Inlandpreise der Industriewaren die industrielle Einfuhr erleichterten. Die Entwicklung berechtigt uns indes zur Hoffnung, daß sich der Ausfuhrsaldo unserer Handelsbilanz im letzten Quartal des laufenden Jahres kräftig steigern wird, so daß wir auch in diesem Jahre auf ein be­deutendes Aktívum in unserer Außenhandelsbilanz rechnen können. Landwirtschaft und Industrie; Kreditwesen. Die fühlbare Besserung der Lage in der Land­wirtschaft ist jetzt auf die Preissteigerung der Agrar­produkte sowie auf die Regelung der Agrarschulden zurückzuführen. Die Schuldenlast der Landwirte ist nämlich durch die bedeutende Zinsermäßigung wesentlich verringert Worden, was ziffermäßig in der Tatsache in Erscheinung tritt, daß die landwirtschaft­liche Zinsenlast, die sieh noch 1932 auf 225 Millio­nen Pengő belief, im laufenden Jahre unter 90 Mil­lionen sank, also gegen die noch vor zwei Jahren be­standene Zinsenlast um etwa 60 Prozent zurückging. Durch diese Regelung der Agrarschulden vermochten wir für die geschützten Agrarschuldner eine weitere Schonzeit zu sichern. Da aber die Wirtschaftspolitik meiner Regierung auf der Harmonie aller Wirtschaftszweige beruht und da ich mir klar bin über die große wirtschaft­liche und soziale Bedeutung der Industrie, die durch die gottlob wachsende Volksdichte des Landes nur noch gesteigert wird, halte ich auch die gesunde In­dustrieförderung für unumgänglich notwendig. Das bezieht sich in erster Reihe auf die Industriezweige, deren Rohmaterial im Inlande erzeugt wird, und auf solche, die auf heimischem Boden ihre normale Lebensbedingung haben. Die Prosperität der Indu­strie liegt aber auch im höchsten Interesse der Land­wirtschaft, weil sie die Steigerung des inneren Ver­brauchs mit sich bringt. Selbstverständlich müssen wir dabei auch auf die Unterstützung und Förderung des Handwerks Gewicht legen, da die Hundert­tausende von Handwerkern eine wertvolle und zu­verlässige Schicht der Bevölkerung bilden. Von der anderen Seite her erwarten wir von der Industrie, wie ich es schon wiederholt gesagt habe, daß sie den Konsum mit guten Waren und zu angemessen billi­gen Preisen versorge, sich also mit ihrer Preispolitik in den Dienst der übergreifenden nationalen Sache stellt. Auch hier gilt der Satz, daß das Industrie­kapital sich nicht als Selbstzweck betrachten, son­dern am öffentlichen Interesse und am Gemeinwohl schaffen soll. Dieser Gedanke schwebte meiner Re­gierung vor, als sie die Kartell- und die Preisanaly­­sierungskommission walten ließ. Angesichts der auch zifTermäßig bedeutsamen Besserung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse kam. wenn auch nur allmählich, auch der eingefrorene Kredit in Schwung. Die Einlagen sind in mäßigem Anwachsen begriffen und die Kreditorganisation in der Provinz beginnt wieder Kredite flüssig zu machen. Wir werden dafür Sorge tragen, daß die in einzelnen Relationen der ungarischen Kreditorgani­sation zutage getretene Überdimensioniertheit durch entsprechende organisatorische Reformen korrigiert werde, wodurch für die Kreditzirkulation noch wei­tere Erleichterungen erreicht werden können. Im Rahmen der Investitionspolitik verwendeten wir auf Grund der auf 40 Millionen lautenden Ermächtigung bisher 24 Millionen Pengő. Die Lage des Staatshaus­haltes setzt der Investitionstätigkeit selbstverständ­lich Schranken. Aus diesem Grunde sind wir ge­zwungen, uns auf Investitionen zu beschränken, die entweder die Leistungsfähigkeit der Staatsbetriebe steigern oder aber zürn größten Teil aus Arbeitslohn bestehen, wie dies z. B. bei Straßenbau- und Wasser­regulierungsarbeiten, der Fall ist. Reform ar beit. Dieses Bild der Regierungstätigkeit wäre nicht vollständig, wenn ich nicht mit einigen Worten auch der eifrigen und weitverzweigten Reformarbeit gedachte, die im Schoße der verschiedenen Ressorts unaufhörlich geleistet wird. Um die wirtschaftliche Wiederaufrichtung des Landes entfalten das Finanz­ressort, das Ackerbauministerium und das Handels­portefeuille unaufhörliche, Tag und Nacht umfas­sende Arbeit. Die zeitgemäße Umbildung der Ver­waltung ist bereits im Gange, — der Löwenanteil an dieser schwierigen Aufgabe der Rationalisierung liegt in den Händen des Ministeriums des Innern. Kraftvolle Tätigkeit entfalten das Justizressort, um die Vereinfachung, Beschleunigung und Verbilligung der Justiz und die heilsamen Ergebnisse seines Wir­kens werden im praktischen Leben binnen kurzem in Erscheinung treten. Ein gesunder, frischer, schöpferischer Geist gab sich auch im Kreise des Kultusportefeuilles kund; eine der wertvollsten Früchte dieser Arbeit ist die Mittelschulreform und parallel damit ist auch der moderne Ausbau des unteren und höheren Unterrichts im Gange, über­dies wird in den einzelnen Fachministerien kraft­volle Arbeit zur Vorbereitung der Reformen ver­richtet, die bestimmt sind, verschiedene wirtschaft­liche und soziale Ansprüche des Landes zu befriedi­gen und deren Richtlinien in den in Pannonhalma und im Bakony abgehaltenen Sitzungen des Mini­sterrates festgelegt worden sind. An der Spitze die­ser Reformen steht die Lösung des Siedlungspro­blems, beziehungsweise die Inangriffnahme der hier­auf gerichteten Regierungstätigkeit, die im Verein mit der zeitgemäßen Reform des Fideikommißwesens bestimmt sein wird, breite Schichten des unga­rischen Landvolkes an die Scholle zu binden, und auf diese Weise die Fundamente des ungarischen Staates durch neue unabhängige Existenzen zu kräf­tigen. Zur Lösung dieser großen Frage sind bereits alle Vorbereitungen getroffen und wir werden die öffentliche Meinung schon in kurzem über unser konkretes Konzept, beziehungsweise über unsere endgültigen Pläne informieren können. Auf Grund der in Pannonhalma, beziehungs­weise im Bakony gefaßten Beschlüsse des Minister­rates wird in den zuständigen Ministerien an der Regelung, beziehungsweise Förderung des Gesund­heitswesens besonders in der Provinz, am weiteren organischen Ausbau des Straßennetzes und über­haupt an der organischen und harmonischen Lösung des ungarischen Straßenbauwesens, ferner an der Regelung der noch obschwebenden Probleme des Schuldnerschutzes, an wichtigen produktionspoliti­schen Reformen, beispielshalber am Forstgesetz, am Weinbau- und Weinwirtschaftsgesetz, an der Reform der Energiewirtschaft, an der Regelung ver­schiedener agrarsozialer Fragen, an der Reform des Preßgesetzes, sowie an mehreren anderen Reformen justizpolitischer Natur gearbeitet. Es geht wieder aufwärts. Ich will durchaus nicht behaupten, daß wir durch diese jetzt skizzierte, beziehungsweise vor­bereitete Tätigkeit entscheidende Erfolge erzielt haben und daß sich für uns nunmehr in kurzem der gerade glatte Weg wirtschaftlicher Blüte und Wohl­fahrt öffnet. Wir haben uns noch über große Schwierigikéiten durchzuringen, wir müssen noch viel arbeiten und uns viel plagen. Aber ich wage es ruhigen Gewissens zu sagen, daß wir die Funda­mente zur weiteren produktiven wirtschaftlichen: Arbeit gelegt haben und daß wir wirtschaftliche ertc zu konservieren vermochten, die bereits verloren­zugehen schienen. Wir gleiten nicht mehr abwärts auf der schiefen Ebene, wir gehen mit ent­schlossenen Schritten bergauf. Das erhebende Gefühl! dieses Strebens nach oben, das Bewußtsein, daß wir* alle Not und alles Leid überwinden werden, schufen in der öffentlichen Meinung jene Atmosphäre des! Vertrauens und der Beruhigung, die die seelische Voraussetzung jeglicher Arbeit, jeglicher Initiative und jeglicher Unternehmung, mit einem Worte des Aufschwungs des Wirtschaftslebens ist. Und der Beruhigung der Seelen ist auch die erfreuliche Tat­sache zuzuschreiben, daß im Parlament die leiden­schaftlichen Parteikämpfe verebbt sind, daß persön­liche Auseinandersetzungen seltener geworden sind und daß im Hause der ungarischen Gesetzgebung wieder der gehobene Geist der auf hohem Niveau stehenden sachlichen Parlamentsdebatte vorherrscht Großes Gewicht hat meine Regierung auf die Förderung unseres Außenhandels gelegt, weil wir uns dessen bewußt sind; daß die gesteigerte Ausfuhr unserer Erzeugnisse, und in erster Reihe der land­wirtschaftlichen Produkte eine Grundbedingung. der {wirtschaftlichen Entwirrung ist. Ein Großteil unserer außenpolitischen Anstrengungen war diesem großen Ziele gewidmet und der Reihe nach schlossen wir JAußenhandelsverträge und Abkommen mit Deutsch­land, Frankreich, der Schweiz, Großbritannien, Finn­land, Rumänien, Jugoslawien, Bulgarien und der Türkei ab. Die Krönung dieser Verträge und Abkom­men bestand im Abschluß des römischen Dreier­­paktes. Im Rahmen dieses Dreierpaktes gelang es uns, einerseits mit Italien, andererseits mit Österreich ‘^Verträge unter Dach und Fach zu bringen, die uns von der Sorge, oder wenigstens vom größeren Teil der Sorge, wie wir unsere Weizenüberschüsse im „Nichts ... nichts mehr ... der da hat die [Wolfsgrube geöffnet, den Wolf... den Wolf... los­­gelassen ... hat mir gesagt, daß ich.. t daß ich ... nicht mehr... “ Zwei dicke Tränen rannen unter seinen Lidern hervor. Der Arzt wurde ^veiß vor Wut und knirschte den Ambulanten an: „He, Sie! Haben Sie dem da etwas gesagt?“ Dem Ambulanten wollte das Bekenntnis vom Munde schlüpfen, er wußte aber nur zu gut, daß man ihn, beherrschte er sicht jetzt nicht, am näch­sten Morgen aus dem Hospital werfen und so auch aus dem Leben drängen würde, — von den zwei Monaten bliebe ihm dann bloß einer... Er antwor­tete also mit falscher Strammheit: „Der Arme, er agonisiert.“ Das Mißtrauen des Arztes ließ nach. Er zog die Brauen hoch, setzte das Stethoskop an die Rippen des Schusters, horchte ein paar Sekunden lang aufmerk­sam hin, und sagte dann: „Schwester, Sie können den Dienern sagen, daß jsie den Korb holen. Doch warten Sie zwei Uhr ab.“ Doktor und Schwester verließen den Kranken- Saal. Von der Schwelle her grüßte der Arzt noch Zurück: „Gut’nacht.“ Es trat Schweigen ein, tiefe Stille. Der Ambulante trat an das schmutzige Bett und faßte nach der erstarrenden Hand des Schusters, während er durchs Fenster nach dem gestirnten Him­mel emporblickte. Seine Finger tasteten die reglosen Finger des Mannes in dem Bett sachte prüfend ab. Dann wandte er den Kopf von dem Fenster weg und richtete ihn auf die Finger des Schusters, die sich auf der Bettdecke leise, kaum merklich regten. Eisige Kälte schmerzte ihn im Brustkorb. So stand er lange ■da, dann wischte er mit dem Hemdärmel zwei ver­­: siegende Tränentropfen von dem erloschenen Augen­­oaar ab.

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