Pester Lloyd - esti kiadás, 1935. május (82. évfolyam, 98-123. szám)

1935-05-01 / 98. szám

brächten, die wir dem zurüakgefcretenen Präsidenten des Hauses entgegeribringen. (Zustimmung auf allen Seiten des Hauses.) Baron Julius Wlassies nahm in keineswegs normaler Lage die Würde an, die er mustergültig aus­­gefüllt hat. Nach der riesigen Umwälzung, die nicht bloß im Gesamtleben der Nation, sondern auch in unserer eigenen Seele vor sich ging, übernahm Se. Exzellenz Ba­ron Julius Wiassics die Präsidenten würde des Oberhau­ses und er mußte Mittel und Wege suchen, um unter den veränderten Verhältnissen stets würdevoll und mit ungebrochener ungarischer Seele seine hohen Funktio­nen au erfüllen. Die Qualifikation zu dieser großen Auf­gal» erhielt er in einer hohen Schule, in der Schule, die die Möglichkeiten einer Großmacht boten. Hier eignete er sich jene höhere Lebensanschauung an, die den Men­schen zur Lösung heikler Aufgaben besonders qualifi­ziert. Es gelang ihm, die großen und aken Traditionen in unsere ärmlichen, elenden Verhältnisse herüiberizuret­­ten, und in der Art und Weise, wie er seine Funktionen ausübte, bot er die Lehre, daß diese Nation wohl von einer geschichtlichen Heimsuchung betroffen wurde, daß es aber unmöglich ist, aus dem Gedächtnis dieser Nation ihre heiligen Überlieferungen auszulöschen. Aus der Tä­tigkeit des Barons Julius Wiassics im Präsidemtenstuhle des Oberhauses, halte ich diese tröstende Tatsache für das Aüerwiohtigste. Überdies verstand er die Präsidenten­­würde in der Weise auszuüben, daß man. weder aus welt­anschaulichem, noch aus parteipolitischem Standpunkte gegen ihn eine Klage erheben konnte. Wenn nun Se. Exzellenz es für gut befunden hat, unter den heutigen schwierigen Verhältnissen und in sei­nem Alter die Würde des Präsidenten nicht mehr zu übernehmen, so müssen wir uns derein fügen. Ich denke aber, daß wir es nicht verweigern können, ihm, da er nun die Präsidentenwürde niedergelegt, die Freuden des .Altera, die im Bewußtsein der gut geleisteten Arbeit wur­zeln, noch für längere Zeit wünschen. Ich beantrage fer­ner, die Achtung, die wir dem zurüoktretenden Präsiden­ten entgegenbringen, protokollarisch auszudrücken und ihm hiemit einen Beweis dafür zu liefern, daß dieses Haus die Verdienste anerkennt und stets anerkennen wird. (!Langamhaltende Éljenrufe.) Nach der Rede des Bischofs Glattfelder wurden die Wahlen fortgesetzt: Es wunden gewählt: zum Quästor Andreas Bakovszky, zu Schriftführern Graf Pani Bethlen, Stefan Bezerédj, Ladislans Görgey, Graf Karl Kbuen-Héderváry, Ernst Kiss, Emanuel Péchy, Eugen Szontágh und Gnaif Friedrich Wüczek. Der Präsident widmete sodann einen •warmen Nach­ruf den verstorbenen Mitgliedern Graf Friedrich Szapdry, Senatspräsddent Ludwig Zelenka, Professor der Tech­nischen Hochschule Kornél Zelovits, dem Vertreter des Komitats Zala Géza Bosnyák, and in einer längeren Rede gedachte er der großen geschichtlichen Verdienste des verstorbenen Präsidenten der Nationalibank, des Wirk­lichen Geheimen Rates Alexander Po ponies, dessen Name unauslösdhlich in das Buch der ungarischen Fioamzgeschächte geschrieben ist. Auf Antrag des Präsidenten beschloß dlas Haus, das Andenken der verstorbenen Mitglieder protokollarisch zu verewigen. Die nächste Sitzung des Oberhauses findet morgen vormittags 11 Uhr statt. Auf der Tagesordnung steht die Wahl dier Mitglieder der einzelnen Ausschüsse. Auslandschau. — 1. Mai. — Hemmungen der französischen Außenpolitik. Die französisch-russischen Paktverhandlungen befinden sich noch immer im Zustande der Stagna­tion, wenn auch die Hoffnung beiderseits nicht auf­gegeben wird, noch in dieser Woche zu einem Ab­schluß zu gelangen. Für die neueste Verzögerung der Paraphierung gibt es zwei Erklärungen, Nach der einen handelt es sich bloß um Differenzen der französischen und der russischen Formulierung der gegenseitigen Hiltfeverpflichtung. Nach Journal habe man französischerseits folgenden Wortlaut ge­wünscht: „Die beiden Regierungen werden in der Weise handeln, wie es der Völkerbundrat empfiehlt.“ Demgegenüber sollen die Russen die Formel vorgeschlagen haben: „Die beiden Regierun­gen werden sich den Empfehlungen des Völkerbund­­rats anpassen.“ Eine andere Version ist viel interessanter und würde, falls sie sich bewahrheiten sollte, in der Tat die neuen Hemmungen der französischen Außen­politik erklären. Der nationalistische Jour verzeichnet Gerüchte, die am Dienstag in politischen Kreisen umliefen, wo­nach im französischen Ministerrat von einer An­leihe in Höhe von 4 Milliarden Francs, die die französische Regierung der Sowjetregierung ver­sprochen habe, die Rede gewesen sei. Einige Mi­nister hätten sich entschieden gegen diese Anleihe ausgesprochen. Die Anleihe würde dem Ausbau des Eisenbahnnetzes in Sowjetrußland gewidmet sein. Das Blatt stellt fest, daß tatsächlich bereits eine ge­wisse Anzahl französischer Ingenieure im Hinblick auf diese Arbeiten nach Moskau abgereist seien. Man muß diese Gerüchte mit Vorbehalt auf­nehmen, wenn sie auch manche Wahrscheinlichkeit für sich haben. Die Gewährung einer französischen Anleihe an Rußland zur Reorganisierung des russi­schen Eisenbahnnetzes würde sowohl vom politi­schen und militärischen, ab auch vom russisch­nationalwirtschaftlichen und weltwirtschaftlichen Gesichtspunkt außerordentliche Bedeutung besitzen. Die Rückständigkeit des russischen Verkehrswesens war der wundeste Punkt sowohl im ersten wie im zweiten Fünfjahrplan. Für die Durchführung einer technischen Aufgabe von diesem Maßstab fehlte es der russischen Wirtschaft an Kapital, nachdem sie ihre gesamte Zwangsakkumulation in den Dienst der forcierten Industrialisierung und Elektrifizie­rung gestellt hatte. Andererseits kann angenommen werden, daß die Idee der russischen Anleihe in der französischen öffentlichen Meinung auf scharfe Widerstände stoßen würde, da die französischen Spanier sich noch leb­haft der Miilliardenverluste erinnern können, die sie durch die Nichtanerkennung der französischen Militäranleihen an das zaristische Rußland erlitten haben. Aus diesen Widerständen könnte man auch die inneren Reibungen im Schoße des französischen Kabinetts erklären und diese begründeten die Hem­mungen der französischen Außenpolitik in den letz­ten Wochen. Vom militärischen Gesichtspunkte allerdings wäre es auch verständlich, wenn sich die französi­schen Armeekreise für die Gewährung einer Anleihe an Rußland einsetzten. Mißt man nämlich in einem eventuellen Zukunftskriege außer dem Luftkrieg auch den Kämpfen zu Lande und den Landarmeen eine wichtige Rolle zu, dann muß der verwahrloste Zustand der russischen Eisenbahnen als ein außer­ordentlicher Schwächepunkt der russischen Militär­kraft angesehen werden. Der größte Einwand, den gewisse französische Kreise bisher gegen ein französiseh-irussdsches Mili­tärbündnis vorbrachten, ist, daß das russische Heer genau so wie in 1914 infolge der großen Ausdeh­nung des Gebietes und des schlechten Zustandes des Schienennetzes nicht schnell genug befördert werden könne. Falb die Gerüchte zutreffen, will man also anscheinend in Paris selbst dazu beitragen, diesen „Schönheitsfehler“ in dem französbehen Militär­bündnis zu beseitigen. Außenminister Laval hat am Dienstag abend den polnischen Botschafter Graf Chlapowsky emp­fangen. Die Unterredung drehte sich in erster Linie um die aus den französisch-russischen Paktverhand­lungen sich ergebenden Fragen und um das Pro­gramm für den Aufenthalt Lavals in Warschau an­läßlich seiner Moskauer Reise. Ein endgültiger Zeit­punkt konnte noch nicht festgesetzt werden, da der Tag der Abreise des französbehen Außenministers nach Moskau noch nicht bekannt ist und von der Paraphierung des Paktes abhängt. Kriegsnervosität in Amerika. Die m eisturns trittenen Probleme Europas, die hier den Horizont des Friedens verdunkeln, gehen Amerika unmittelbar wenig an. Trotzdem wäre es verfehlt, zu glauben, daß die Amerikaner sich „weit vom Schuß“ in relativer Sicherheit fühlen. Man könnte gerade das Gegenteil behaupten. Während in Europa trotz der unmittelbaren schweren Gegen­sätze doch kn Grunde niemand an die Möglichkeit eines umnittlbar bevorstehenden Krieges glaubt, beginnt in Amerika eine regelrechte Kriegsstimmung zu herrschen, eine vage Furcht, von der nicht einmal die .führenden und eingeweihten Persönlichkeiten der Politik frei sind. Es ist kein Zufall, daß das Staatsdepartement sich gerade jetzt ernsthaft mit dem Problem einer Neuprüfung der amerikanischen Formel von der Freiheit der Meere befaßt. Allgemein hat man die Empfindung, daß in einem künftigen Kriege diese Formel noch radikaler versagen würde, als es im Weltkriege der Fall war. Schon damab hatte sich das Prinzip der unbedingten Freiheit der Meere als ein circulus vitiosus entpuppt: um ihr Recht auf Neutralität zu wahren, mußten die Vereinigten Staaten schließlich selbst in den Krieg eintreten. ln einem künftigen Kriege würden sie noch rascher zu einer Entscheidung in diesem Sinne gedrängt wer­den. Da gilt es also vor allem, die allgemeinen Grundsätze der amerikanischen Politik der neuen Lage anzupassen. Die Schwierigkeiten dieser Arbeit liegen auf der Hand. Der moderne Krieg, der immer mehr zum „totalen“ Kriege wird, läßt den Begriff der Neutralität in immer geringerem Maße zu. Wenn man Neutralität als die Freiheit der Seeverkehrs­wege auffaßt, so muß man vor allem die materielle Macht haben, um die Seewege beherrschen, abo „neutral“ bleiben zu können. Im Kriegsfälle bedeutet das natürlich aktive Zusammenarbeit mit der einen kriegführenden Partei. Dabei muß Amerika seine eigene Neutralitätspolitik auf die unter seinem Ein­fluß stehenden mittelamerikanischen Republiken ausdehnen, die allein nicht genügend stark sind, um ihre Neutralität wahren zu können. Man kann also behaupten, daß es für Amerika keine Neutralität gelben kann, sobald ein Krieg zwischen anderen See­mächten ausforicht. Dies war übrigens der Grund­gedanke der vielbeachteten Rede, die der ehemalige Staatssekretär Stimson vor kurzem gehalten hat. Er formulierte ganz radikal die These, daß Amerika all seine Machtmittel aufbieten muß, um jeden Krieg überhaupt zu verhindern, denn kommt es einmal zum Kriege, dann müssen die Vereinigten Staaten wohl oder übel Partei ergreifen. Stimsons Grundgedanke ist, daß die Vereinigten Staaten sich aktiv an einer Front der friedenssichemden Staaten beteiligen müssen, die stark genug sein müsse, um jede Kriegsabsicht Außenstehender einzuschüchtern. Gibt es aber eine solche, unbedingt wirksame Friedenssicherung? Die militärischen und Marine­kreise Amerikas glauben nicht daran. Erst vor we-nigen Tagen fand ein Pressegeplänkel zwischen Amerika und Japan statt: die japanische Presse hatte Amerika beschuldigt, im nördlichen Pazifik „offensive“ Flottenmanöver abzuhalten; die ame­rikanischen Blätter wiesen leicht nach, daß der ganze Manöverplan einzig auf die Verteidigung Alaskas angelegt sei. Aber diese Manöver zeigen, doch, daß man ernst mit der Möglichkeit eines amerikanisch-japanischen Konflikts rechnet. Gibt es jedoch einmal Krieg, dann ist der Krieg ein „totaler“, und Amerika muß sich nach allen Seiten vorsehen. Rein technisch betrachtet, gibt es dann an allen Grenzen mögliche Feinde. Dies erklärt die nur militärisch-technisch begreiflichen, politisch aber höchst abstrus erscheinenden Gutachten, die von hochstehenden Militärs vor dem Kriegsausschuß des Washingtoner Senats abgegeben worden sind, und die auch unangenehme politische Weiterungen nach sich zogen. So hat General Kilbourne erklärt, die Vereinigten Staaten müßten in der Nähe der kanadischen Grenze aviatische Stützpunkte bauen, Die Sache wurde publik, und die kanadische Regier rung verlangte Einsicht in den authentischen Text der Rede Kilbournes, die freilich arg gegen das seit hundert Jahren befolgte Prinzip der „unbeschützten Grenze“ zwischen U. S. A. und Kanada verstößt. Ein anderer General unterbreitete Pläne über die Be­setzung der englischen und französischen Inseln im Karibischen Meer. Um die üblen außenpoliti­schen Auswirkungen solcher Auslassungen zu ver* hüten, ließ nun Präsident Roosevelt dem Kriegsaus* schuß des Senats mitteilen, daß man mit der Publi­kation von Akten, die von fremden Staaten als un­freundliche Gesten interpretiert werden könnten, so­fort aufhören müsse. Widi-igenfalls werde der Prä­sident in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber des Heeres und der Flotte verfügen, daß die von militärischen Personen stammenden Gutachten nicht ohne seine Bewilligung vor den Ausschuß ge­langen dürfen. Dieser charakteristische Zwischen­fall zeigt jedenfalls den Ernst der Stimmung, die in Amerika herrscht. • B« Mittwoch, t Mai 1935 PESTER LLOYD TARJÁN BÁR nyitása ma, május elsején! FELLÉPNEK: LÉDA RÄY JENNE LEE HALMAY IMRE VAJDA KÁROLY ZENE: Jávor Sándor (hegedű) Adler Tibor (zongora) Horváth István (cimbalom) Goldmann Jenő (dob) A fedett étteremben vacsora! Az uj nyári TARJÁN ÉTTEREM . , , * nyitása május 7-en! „Neuheidentum“ in Deutschland. (Von unserem Korrespondenten.) Berlin, Ende April. (E. L.)' Die religiöse Situation im Dritten Reichl erhält ihr Gepräge neuerdings durch das offen­sichtliche Erstarken der „neuheidnischen“ Be­wegung. Sie ist eine Realität geworden, mit der in Deutschland gerechnet werden muß. Schon in den letzten Monaten gab es Anzeichen genug dafür, daß diese „Glaubensbewegung“ der Anhänger einer nordisch-germanischen Religionsideologie bedeu­tende Fortschritte machte und vornehmlich in der Jugend an Anziehungskraft gewinnen konnte. Und die Kundgebung jetzt im größten Versammlungs­raum der Reichshauptstadt, im Berliner Sportpalast, war ein Ereignis, dessen Bedeutung für die religiöse und geistige Entwicklung des deutschen Volkes nicht unterschätzt werden darf: Neben die beiden großen christlichen Kirchen ist damit neuerdings in Deutschland eine dritte religiöse Bewegung ge­treten — die „Deutsche Glaubensbewegung“, Sie ist zwar programmatisch eindeutig gegen das Christentum gerichtet, sonst aber in ihrem geistigen Inhalt noch reichlich verworren und un­

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