Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1937. augusztus (84. évfolyam, 173-197. szám)

1937-08-01 / 173. szám

Sonntag, 1. August 1937 Strömung. Er stellt fest, daß sich auch die äußerst demokratisch gerichtete Politik mit dem Wandel zu­friedengeben kann, der in der sozialen Zusammen­setzung der Uniiversitätshörer vor sich ging. Die kleinbürgerliche Klasse, ja die Arbeiterschaft dringt von Jahr zu Jahr zahlreicher in die Hochschulen ein. Wenn nur diese Masse von der Verehrung der , Wissenschaften, von dem inneren Bedürfnis, höherer Einsicht, vom Wissensdurst zu den Universitäts­studien herangelockt würde! Die Wahrheit ist, daß die Erwerbung des D:ploms ohne innere Bereiche­rung, ohne das Ethos der Berufung das Haupt-, ja das einzige Motiv dieser Uberfüllung ist. In unheim­licher Weise hat sich die Hörerzahl seit dem Zu­sammensturz vervielfacht. Fast möchten wir uns zu der Kulturphilosophie von Rousseau und Tolstoj bekehren: je mehr Kultur, um so weniger Glück­seligkeit. Komis ist aber eine viel zu gesunde, leben­­bejahende Natur, um sich einem düsteren Kultur­pessimismus zu ergeben. Er sieht die Übel, aber auch die Heilmittel. Als Kulturpolitiker, als umsich­tiger Staatsmann steckt er dem Hochschulunterricht die höchsten, idealsten Ziele. • Unter den günstigen Auspizien dieser drei gedankenreichen, anregenden und Richtung vor­schreibenden Eröffnungen ging nun der Kongreß an sein Werk. Wie vielgestaltig die Arbeit, wie über­wältigend das Material des Kongresses war, erhellt erst jetzt aus den drei umfangreichen Bänden, die , über den Verlauf der Beratungen ausführlichen Be­richt erstatten.*) Es ist eine Staunens- und rühmens­werte Leistung des Sektionsrats Dr. Mártonffy, daß er schon ein halbes Jahr nach dem Kongreß die drei großen Bände in mustergültiger Weise redigiert und publiziert hat. Aus der Lektüre des Berichtes geht klar hervor, was das Leitmotiv dieses polyphonen Werkes war, sozusagen der kontrapunktische Kern­punkt der vielsätzigen Sinfonie: der ewige Gegen­satz zwischen Theorie und Praxis, zwischen den zwei Hauptaufgaben der Universität, Wissenschaft­ler zu züchten und für praktische Lebensberufe vor­zubereiten. Die erste Aufgabe bezieht sich unbedingt auf eine verschwindende Minorität der Hörer; die wenigsten von ihnen streben die selbstlose, auf­opfernde Pflege einer Disziplin an; die meisten wollen ein Diplom, ein Stück Brot oder doch die Berechtigung zu diesem Stück Brot in der Hand haben. Das sind an und für sich gerechte Forderun­gen, denen Rechnung getragen werden muß. Aber auch der Minderheit darf nicht vergessen werden. Auch für die Fortentwicklung der Wissenschaften muß gesorgt werden. Aus dieser Zwiespältigkeit er­geben sich Dissonanzen, manchmal sogar schwere Krisen, die für die Adepten der reinen Wissenschaft verhängnisvoll werden können. Es soll hier vorweggenommen werden, daß sich der ewige Gegensatz zwischen Theorie und Praxis in der medizinischen Fakultät am wenigsten zu­spitzt; wie wir denn überhaupt auf das hohe Niveau unserer ärztlichen Hochschule mit berechtigtem Stolz emporblicken dürfen. Hier .scheiuen sich die zwei Faktoren harmonisch zu ergänzen. Hier haben die langjährige Erfahrung, die ein- und umsichtige *) „Magyar Felsőoktatás" („Ungarischer Hochschulunter­richt“). Die Arbeiten des Kongresses. Herausgegeben von Valentin Hómon; redigiert von Karl Mártonffy. ich, daß ich es glauben kann... Und er dachte: Herrgott, wie schön mußt du doch einmal gewesen sein! In Stimme, Tonfall und Blick schlich sich seine Anerkennung. — Woher wissen Sie, daß es sauber ist? Und sie lächelte, wie der herbstliche Sonnenschein, mit unbewußter, feiner kleiner Koketterie, wie man sie bei älteren Damen beobachten kann, die sich ein wenig vor sich selbst schämen, daß es ihnen gut tut, sich im Wohlgefallen der Männer zu sonnen. Statt der Antwort senkte er den Kopf, gleich­sam um fühlen zu lassen, daß er nicht auf Ge­schmacklosigkeiten verfalle, daß es nicht in seiner Absicht lag, mit einem Kompliment eine flüchtige Sympathie ihr gegenüber wachzurufen. Die Dame lachte auf. — Also dann antworte ich vielleicht auch mit „ich versichere dem gnädigen Herrn . •.“ Mit Beruhigung fühlte er, daß sich zwischen ihm und der Frau dieses gewisse Etwas anspann, das Dusi, das Dummerchen, nicht auszudrücken vermochte, aber ohne das man nicht einem jeden Dahergelaufenen das Zimmer vermietet. Dieses ge­wisse Etwas war Vertrauen, 'Sympathie, Glaube an die Gentleman-Ader des Untermieters, daß er keine Überschwemmungen im Badezimmer machte, daß er den freien Gebrauch des elektrischen Liohtes nicht ausnützte, nicht beanstandete, wenn sehr selten Gäste im Eßzimmer Lärm machten, mit einem Wort, sich diesen ungeschriebenen Gesetzen anpaßte, ohne deren Einhaltung Kulturmenschen das Zusammen­leben als unerträglich empfinden. In dieses Sich- Drein-Schicken mischte sich dann aber auch eine quälende, unnennbare Beklommenheit, als wenn es keine bloße Erfindung gewesen sei, was er von die­sen warmen, weichen Möbeln gesagt hatte, indem er sich so schön ausgedrückt hatte mit der „Umarmung dieser Möbel“ und über die Bilder der Großeltern. Sie kamen auch über den Preis des Zimmers über­ein, das ganze Abvermieten verlief so, wie wenn ein vorschriftsmäßiger Untermieter gesetzmäßig ein Zimmer mietet. Jetzt sprach er nach Dusis Weisung das Zauberwort aus. Doch was wird sein, wenn es {keim Wirkung hat? Seat gestern abend hat er nichts gegessen und obgleich er sich jetzt wohler fühlt, würde es ihn doch zur Verzweiflung bringen, wenn er seinen Hunger nicht stillen könnte. — Also, dann würde ich die gnädige Frau bitten, mir den Koffer hereinbringen zu lassen. — ... Wie heißt doch die Kleine? •— Anna. -— Also mit Anna. Ich gehe dann vielleicht hinunter in ein Gasthaus, aber nach dem Abendbrot komme ich sofort nach Hause. — Deswegen brauchen Sie nicht hinunterzu­gehen. Halten Sie mit uns, wenn es Ihnen genügt, was wir haben. Also doch. Er sträubte sich ein wenig, bevor er die Einladung annahm. Anna brachte den Koffer herein. Er lächelte verstohlen, als er die Kraft­anstrengung des schwächlichen Mädchens sah, denn ihm selbst war der Koffer auch zu schwer gewesen. Das wußte niemand, der es nicht schon ausprobiert hatte, was für eine schwere Aufgabe es ist, in einer Großstadt Steine zu finden. In der Nacht war er an einer Baustelle vorbeigegaflgen und hatte sich beeilt, damit man ihn nicht erwische, als er ein paar Ziegel in seinen Koffer packte. In seiner Hast hatte er zu viel hineingetan. Freilich, wieder etwas herauszu­nehmen, wäre eine genau so mühselige Angelegen­heit gewesen. Dann war er auf den Bahnhof hinaus­gegangen und war während der Nacht im Wartesaal zweiter Klasse eingenickt. Dusika, die aus Liebe ihre gute Stelle verlies, konnte ihn nicht empfangen, denn die neue Gnädige duldete die Liebhaber der Mädchen nicht in ihrer Wohnung. Drei Stunden hatte er sich gestern abend vor dem Tor herumgedrückt, bis schließlich Dusi mit dem Koffer und zwei belegten Butterbroten heruntersteigen konnte. Geld konnte sie nicht geben, denn das hatte sie selbst nicht. Das dumme Ding hatte nicht daran gedacht, daß man mit einem leeren Koffer sich nirgend einstellen kann. Deswegen schnaufte Anna jetzt und auf ihren bloßen Kinderarmen erschienen die Adern, während sie den Koffer in die Ecke stellte... Wie dumm doch die Welt ist. Ohne Koffer und gutes Benehmen vermietet man niemandem ein Zimmer. Dies zeigt den anstän­digen Menschen. Sie können nicht klagen, sie haben alles beides bekommen. Ihre sanfte Arglosigkeit war wirklich rührend. Sie fallen hin, wiederkäuend und schläfrig, wie Kühe im Stall, die ihr Schicksal nicht kennen. Höchstens wenn der Blitz in ihr Haus ein­schlägt, werden sie wach. Doch dann ist es schon zu spät, denn sie haben aus der Erfahrung nie Ge­brauch machen können. Die Situation war nicht einfach. Beim Anblick des im Rollstuhl sitzenden alten Herrn mußte man Interesse zeigen und seine Überraschung taktvoll mit wendigem Plaudern bemänteln. Während man den Tisch deckte, saß er mit unverhohlenem Zwang auf seinem Platz und einem Benehmen, daß jedem eigen ist, der zum ersten Male irgendwo erscheint. Aber jetzt schauspielerte er nicht. Vergeblich be­mühte er sich, den Strom seiner Gefühle einzu­dämmen, nichts weiter als bloße Sentimentalität waren, er empfand, wie er in diesem gefährlichen Schlamm untergehe und in seiner Handlungsfähig­keit gelähmt werde. Das Spiel der Empfindungen ist eine überflüssige Begleiterscheinung im ernsten Alltagsleben, genau wie die abendlichen Theater­vorstellungen, die dui'ch das Leben der Menschheit führen, ohne Ln das wahre Lebensgeschehen einzu­greifen. Ruhe! Versuchen wir diese überflüssigen Begleiterscheinungen auszuschalten. Er saß in dem großen, viereckigen Eßzimmer. Da waren die zierlich geschnitzten Möbel, der Mode vor dreißig Jahren entsprechend, das verschlissene Sofa mit dem Plüschüberzug und der Rückenlehne. Es war auch grünlich, wie einst das zu Hause. Die verschnörkelte, riesige Kredenz war wie ein verstei­nertes Glaubensbekenntnis: Auf dem Altar dieser ehelichen Kirche, zwischen Schüsseln, Platten und Vasen machte sich jetzt die Frau zu schaffen, als wenn sie vor der Liturgik des Abendmahls eine seltsame Messe feiere. Und während er mit dem Hausherrn redete — einem Manne mit glatzköpfi­gem, rundknochigen Schädel, gelblich-blassen, kraft­losen Händen, gestutztem, grauen Schnurrbart, an einen pensionierten englischen Major aus der India-Service erinnernd, wobei er in seinen gesun­den Jahren Arzt in Budapest gewesen war —, ging • 3 • PESTER LLOYD M.G.M, Klugheit der Lehrer, ihr warmes Interesse für die Wohlfahrt und das Vorwärtskommen der Jugend einen Studienplan festgelegt und ein Rigorosum­­statut ausgearbeitet, die es den Hörern ermöglichen, sich die theoretischen Grundlagen auszubauen und Diagnose und Therapeutik der verschiedenen Krank­heiten an den Kranken unvermittelt zu erlernen. Natürlich wurden auch von seiten der Ärzte im Kon­greß Wünsche und Beschwerden verlautbart. An den Vorschlag des Prof. Julius Darányi in betrefT der ärztlichen Fortbildung knüpfte Prof. Emil Grósz die Feststellung, daß die Bedeutung dieses Problems weder dem Staat, noch den Munizipien oder der Ge­sellschaft genügend einleuchtet. Wenn auf diesem Gebiete Resultate erzielt wurden, so daß seit 1910 an den Fortbildungskursen 10.000 Ärzte teilgenom­men haben, so ist das allein der Selbstlosigkeit der Professoren, Dozenten und Primarii zu verdanken. Prof. Hainiss forderte entweder die Erhöhung der Studienzeit auf sechs Jahre oder einen Studienplan, der der praktischen Ausbildung mehr Zeit einräumt. Prof. Scipiades verwies auf die Anomalie, daß die an den Kliniken arbeitenden Ärzte unentgeltlich die schwerste und verantwortungsvollste Arbeit verrich­

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