Pester Lloyd - esti kiadás, 1943. szeptember (90. évfolyam, 197-221. szám)
1943-09-01 / 197. szám
Press 16 Fillér Budapest, Mittwoch, 1. September 1943___________ABENDBLATT |||||'. AUSLANDSCHAU 1. SEPTEMBER -■ Churchill wieder am Mikrophon Die Dienstag abend gehaltene Rundfunkrede Churchills sollte bereits Sonntag stattfinden. Ihre Verschiebung wurde allgemein damit erklärt, daß noch wichtige Mitteilungen erAvartet würden, die er dann in seiner Rede berücksichtigen könnte. Wenn das zutrifft, so konnte es sich dabei nur um die Frage der Dreierkonferenz handeln, über die man Samstag vielleicht noch nicht genug gewußt hat. Inzwi sehen wurde eine Außenministerberatng beschlossen — wie das aus Churchills Erklärung hervorgeht —, die eine Konferenz der leitenden Staatsmänner bzw. Oberhäupter der drei Staaten vorzubereiten hat. Damit ist zwar die seit Monaten fällige Begegnung zwischen Roosevelt, Churchill und Stalin noch nicht zur Tatsache geworden, ja nicht einmal endgültig beschlossen, immerhin scheint man doch einen ernsten Schritt in dieser Richtung vorwärtsgekommen zu sein. Für Churchill war es sicherlich recht peinlich, daß er nach so viel Hin und Her noch immer nur von einer geplanten Dreierkonferenz sprechen konnte. Er bemühte sich nun, diesen unangenehmen Eindruck dadurch zu verwischen, daß er wieder recht begeisterte Worte über Marschall Stalin sprach und dessen auffallende politische Zurückhaltung damit begründete, er sei nach wie vor an der kämpfenden Front unabkömmlich. Und um nun diese Behauptung unter Beweis zu stellen, führte er an, Stalin habe seine Zeit gewiß nicht vergeudet, wie dies auch die neuesten Meldungen von der rassischen Front beweisen. Churchill ver sicherte auch seine Zuhörerschaft, daß keinerlei Grund vorliege, um der Sowjetunion nicht alles mit dem größten Vertrauen mitzuteilen. Selbst das russische Drängen nach der zweiten Front wußte Churchill zu entschuldigen, wobei er sich allerdings soviel doch herausnahm, daß er erklärte, die zweite Front würde lediglich auf Grand militärischer und keineswegs politischer Erwägungen errichtet. Der vertrauensvolle Ton, der von Churchill gegenüber den Russen angeschlagen wurde, wird keineswegs von der gesamten britischen öffentlichen Meinung geteilt. Seit der Konferenz von Quebec liegt eine Reihe von Berichten aus London vor, die zeigen, wie unzufrieden man mit dem gegenwärtigen Stand der angelsächsischsowjetrussischen Beziehungen ist. Obzwar die Abwesenheit der Russen von Quebec dadurch einigermaßen verständlich wird, daß die Konferenz sich sehr ausführlich mit Japan befaßt hat, ist man in London darüber vielfach dennoch enttäuscht. Bisher hatte man den Eindruck und dies wurde auch von schweizerischen Beobachtern bestätigt, daß die militärische Koordination zwischen den Verbündeten nichts zu wünschen übrig lasse. Demgegenüber glaubt ein so wichtiges Organ der britischen Öffentlichkeit, wie die Wochenschrift Spectator, das Fehlen einer koordinierten Strategie feststellen zu müssen. New Statesman hält die Zurückberufung Litwinows und Maiskis für ein Zeichen der wachsenden Zurückhaltung Moskaus. Die Times befiiehten. daß die für den Kontinent bestimmten Gestaltungsprinzipien der Westmächte sich mit denen der Russen zum gegebenen Zeitpunkt nur schwer würden vereinbaren lassen. Economist gehl sogar noch weiter und spricht von „unsicheren Al-dem Schlußabsatz des betreffenden Artikels, wo es u. a. heißt: „Es können wohl gegen Sowjetrußland gerichtete Pläne einer osteuropäischen Föderation gemacht werden. Diese ist aber nur unter Ablehnung der z.wischen den Sowjets und den Alliierten bestehenden Freundschaft und Zusammenarbeit und unter Ablehnung des englisch-sowjetischen Paktes möglich.“ Churchill bemüht sich zwischen den beiden angelsächsischen Hauptsädtsn und Moskau schönes Wetter hervorzuzaubern, die Tatsachen, die man in London und in Moskau vermerken muß, sprechen allerdings eine andere Sprache. Ministerpräsident Filow niter Krankheit und Teil König Boris’ ill. Kein Testament aufgefunden — Wnitere Besprechungen mit früheren Ministerpräsidenten Die Beisetzung des Königs findet im Riia-Kioster statt Sofia, 1. September (TP) Ministerpräsident Filow gab Dienstag nachmittag Erklärungen an die bulgarischen Pressevertreter ab, in denen er zusammengefaßt folgendes sagte: 1. Die Krankheit des verstorbenen Königs ist einwandfrei festgestellt. 2. Über jede Stunde der Kankheit des Königs wurde Protokoll geführt, in dem auch die verabreichten Medikamente eingetragen sind, und das von sämtlichen behandelnden Ärzten unterzeichnet ist. 3. Ein Testament ist nicht aufgefunden worden. Der König hat darüber auch mit seinen nächsten Familienangehörigen nicht gesprochen. 4. Der König sprach während seiner Krankheit den Wunsch aus, im Rila- Kloster beigesetzt zu werden, wo das königliche Erbbegräbnis errichtet werden wird. Der Heilige Sgnod faßte den Beschluß, den Leichnam des Königs an der rechten Seite des Grabes des Heiligen Iwan Rilski beizusetzen, der von König Boris besonders verehrt wurde. Im Zusammenhang mit der Klärung der Regentschaftsfrage wird Ministerpräsident Filow in den nächsten Tagen eine Reihe von Besprechungen mit wichtigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens führen. Die erste Besprechung dieser Art hat Dienstag mittag mit den früheren Ministerpräsidenten Zanknw, Muschanow, General Slatew und Kimon Georgiern stattgefunden. Sofia, 1. September (TP) Uber die Krankheitsgeschichte König Boris III. gab Ministerpräsident Prof. Filow Mittwoch folgende Erklärungen an die bulgarische Presse ab: Eine Woche vor seiner Erkrankung war der König in dem Kurort Tschnmkoria (Rilagebirge). Er traf dort am 17. August ein und machte am folgenden Tage einen Ausflug auf den Gipfel Mussala. Der Aufstieg wurde teils zu Fuß, teils zu Pferd unternommen. Der Abstieg erfolgte gänzlich zu Fuß. An diesem Tag war der König außerordentlich fröhlich. Unterwegs und in der Berghütte unterhielt er sich mit Touristen. Donnerstag bis Samstag blieb er in Tsehamkoria. Donnerstag machte er einen lianzen“, von der Gefahr eines „wachsenden Mißtrauens zwischen den Angelsachsen und Rußland“, von einer Tendenz Moskaus zur Isolierung. Daraus wird dann der Schluß gezogen, daß sich die Russen zwar nicht vom Kriege, wohl aber von der gemeinsamen Nachkriegspolitik eines Tages zurückziehen könnten. Sehen wir uns nun die Kehrseite der Medaille an: die Einstellung der Sowjetrussen gegenüber ihren Verbündeten. Die bisherige publizistische Zurückhaltung Moskaus ist in der letzten Zeit einer ziemlich lebhaften Diskussion über die eigenen Beziehungen zu den Angelsachsen gewichen. Die oftgenannte russische Zeitschrift in London: Der Krieg und die Arbeiterklasse hat sich in ihrer Nummer 4 in einem langen und recht geharnischten Artikel mit den zwischeneuropäischen Konföderationsplänen befaßt. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Sowjetregierung solchen Plänen ablehnend gegenübersteht, schon weil sie darin ein Werkzeug erblickt, das man gegebenenfalls gegen sie verwenden könnte. Diesmal wird aber tüchtig gegen diese Pläne losgelegt, und zwar in einem Ton, der angelsächsische Empfindlichkeit nicht unberührt lassen kann. Mit welchem Aufwand man gegen diese Pläne loszieht, ergibt sich aus Spaziergang in d'e Umgebung. Freitag unternahm er einen kleinen Ausflug nach Sokolez, wobei er dem französischen Geschäftsträger Roux, sowie dem argentinischen Gesandten und auch anderen Personen begegnete. Am selben Tage empfing er in Tsehamkoria den bulgarischen Gesandten Sagorow. Samstag früh begab sich der König auf die Rehjagd und kehrte nachmittags ins Schloß zurück, wo er die Mitglieder der königlichen Familie empfing. Sonntag vormittag blieb er in Tsehamkoria und empfing den Kriegsminister, mit dem er eine Unterredung von beinahe zwei Stunden hatte. Montag, den 23. August, traf der König in Sofia ein. Er arbeitete bis 9.30 Uhr und Unterzeichnete die letzten Dekrete. Die ersten Krankheitsanzeichen traten nach 10.SO Uhr auf. Schon zu Beginn des Leidens wurde die linke Herzader verstopft, was physischer Übermüdung und einer Überspannung der Nerven zuzuschreiben war. Noch am gleichen Abend wurde der deutsche Arzt Prof. Sritz, der den König schon früher behandelt hatte, aus Deutschland berufen. Professor Scitz traf mit einem Sonderflugzeug aus Rerlin Dienstag früh in Sofia ein. Wegen des ernsten Zustandes wurde auch Prof. Bppnger berufen, der bereits mehrere Staatsoberhäupter behandelt hat. Später wurde der Spezialist für Nervenkrankheiten Dr. de Crinis hinzugezogen, da Anzeichen Vorlagen, daß auch die Nerven angegriffen waren. Die bulgarischen Ärzte, Dr. Kirkowitsch, Dr. Sontschew, Dr. Rasolnikow, der Hofarzt Dr. Daskalöw, Dr. AUxandrour und Dr. Balanow waren gleichzeitig zur Behandlung des Königs berufen worden. Bezüglich der Diagnose bestand sofort Einstimmigkeit unter den Ärzten. Die Verstopfung der linken Herzader verursachte eine Verstopfung der ganzen linken Herzkammer, so daß nur die rechte Herzkammer arbeiten konnte. Freitag trat eine kleine Besserung ein, doch noch am Abend traten Komplikationen hinzu, die zum Tode führten, und zwar eine doppelseitige Lungenentzündung und Schwellungen in der Lunge und im Gehirn. Die Natur konnte trotz der Bemühungen der Ärzte nicht mehr helfen. Der König war beinahe die ganze Zeit hei Besinnung, doch in Wieviel Wege führen nach Tokio? Die Konferenz von Quebec hat sich nach den Worten des englischen Premierministers in erster Linie mit den Fragen des Krieges gegen Japan beschäftigt und das einzige von außen sichtbare Ergebnis dieser Konferenz in militärischer Hinsicht war die Ernennung des Vizeadmirals, Generals und Luflmarschalls Mountbatten zum Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Ostasien und dem Pazifik. Wieweit die militärischen Beschlüsse, die auf der Konferenz von Quebec gefaßt wurden, als Sofortprogramm oder, nach den Worten Roosevelts, als Ausgangspunkt eines „langen Krieges gegen Japan“ aufzüfassen sind, kann natürlich nicht vorgesehen werden, sicherlich ist aber die Wahrscheinlichkeit einer gleichzeitigen großen Kriegsansfrengung der Alliierten gegen Europa und gegen Japan sehr gering. Es muß in Betracht gezogen werden, daß zu den Aktionen gegen Japan und gegen Europa die Seestreitkräfte der Alliierten vordringlich herangezogen werden müssen, weil es sich in beiden Fällen um Landungsaktionen größten Maßstabes handelt, die, um wirklich kriegsenlscheidendeErgehnisse zu zeitigen, mit erheblichem Einsatz von Kriegsschiffen durchgeführt werden müssen. Dies geht besonders daraus hervor, daß Indien für die Alliierten als Festlandstützpunkt für die Befreiung Tschungking-Chinas nicht genügt und in den Kriegsplänen der Alliierten bei einem Feldzug gegen Japan die Eroberung der Philippinen, die als Bindeglied der japanischen Machtposition eine hervorragende Rolle spielen, als eine der vordringlichsten Bedingungen genannt wird. Außer der mittleren Route, die für den Angriff auf Japan den Anmarschweg über Hawaii und Guam Vorsicht, werden noch in militärischen Betrachtungen folgende Pläne zur Durchfüh* einem Zustand schwacher Betäubung. Kon Zeit zu Zeit sprach er. Die Leichenfeier, erklärte der Ministerpräsident, wird am 5. September um 9.30 Uhr in der Kathedrale Alexander Newski stattfinden. Der Trauerzug wird sich durch die Hauptstraßen Sofas durch den Schloßpark, sodann zum Bahnhof «geben. Vom Sofioter Bahnhof wird der Leichnam mit dem Zug nach Rilakloster überführt. Samstag, den 4. September, wird nicht gearbeitet, da Trauertag gehalten wird. Die Vorbereitungen zur Begräbnisfeier Sofia, 1. September (TP) Der Ministerrat hielt Dienstag eine Sitzung ab, in der F ragen im Zusammenhang mit den Begräbnisfeierlichkeiten für König Boris besprochen wurden. Die Metropoliten Paisi von ■ Wraza und Kgrill von Plowdin Uí ben mit Vertretern des königlichen Hofes Dienstag das Rilakloster lres-ucht, uni die Vorbereitungen zur Begräbnisfeier für König Boris zu treffen. Wie bereits gemeldet, wird König Bons an der Seite des bulgarischen Heiligen Iwan Rilski beigesetzt werden. König Boris verehrte den Heiligen und besuchte vor wichtigen Entscheidungen oft das Kloster, um am Grabe des Heiligen zu beten. Im Ausland bediente er sich häufig im Inkognito des Namens Rilski. Bio Landestrauer Sófia, 1. September (TP) Das Innenministerium bst angeordnet, daß aus Anlaß der Landestrauer alle höheren Staats- und Gemeindebeamten durch 40 Tage Trauerflor zu tragen hsben. Die Bilder des toten Königs werden mit schwarzem Flor umrahmt und die öffentlichen Gebäude werden in der Zeit der Landestrauer Trauerfahnen und Nationalflaggen hissen. Während der Landestrauer soll guch die Zivilbevölkerung Trauerabzeichen und dunkle Kleidung tragen. Weitere Treue- und Trauerkundgebungen Sofia, 1. September (TP) In einem Aufruf an seine Mitglieder bebt der Verband der bulgarischen Reservisten die Verdienste des verstorbenen Königs Boris 111. hervor und fordert die Angehörigen des Verbandes auf, dem jungen Körig Simeon II. in Treue zu dienen. Das Zentralkomitee des Verbandes der Bulgarischen Kaufleute hielt eine Träuersifzung und beschloß zum Zeichen der Trauer, sämtliche Kaufläden an einem Tage geschlossen zu halten.