Schul- und Kirchen-Bote, 1889 (Jahrgang 24, nr. 1-24)

1889-01-15 / nr. 2

19 an die Erfüllung der göttlichen Gebote geht, wie der Erzvater, der ohne Klage selbst sein Fleisch und Blut Gott zum Opfer darbringt, wenn er es fordert. Denn fon am andern Morgen, als er den Befehl von Gott erhalten, macht er sich an die Ausführung desselben. Er sartelt seinen Esel und nimm­t mit fid) zwei seiner Knechte und jenen Sohn Jaak, spalter Holz zum Brand­­opfer, macht sic) auf und geht an den Ort, den ihm Gott genannt. Welch’ ein Marterweg muß das für Abraham ge­wesen sein! „Und wie ein Herz­­pochen wird er da gehabt haben, daß er seinen einzigen Sohn hat sollen opfern.“ (Luther) Sie wanderten durch das schöne­­ Kanaan, dessen minder­­prächtige Natur in schönsten Sonnenschein strahlte. Der heranmwachsende Franz wird fröhlich und freudig auf seinem Esel an der Seite des Vaters geritten sein, denn es war seine erste größere Neffe, die er machte. Und ihr wißt, wie gern die Knaben und Mädchen weifen. Die lachende Natur um sich, den heitern Knaben neben sich und im feinem Herzen unendlichen Schmerz, so ritt Abraham der Opferstätte entgegen. An 3. Tag waren sie angelangt, und er sprach zu den Knechten: „Bleibet ir hier mit dem Giel; ich und der Knabe wollen dorthin geben und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder zu euch formmen" So stieg Vater und Sohn mit dem Opfer­ Messer und Hol; beladen, allein zur Höhe des Berges. Und auf dem Wege dahin sprach der arglose Knabe zum Vater: „Siehe, hier ist Feuer und Holz, wo ist aber das Schaf zum Brandopfer?” Abraham wußte wohl, wen Gott sich zum Opfer ersegen hatte! Mit welch schmerzzerrissenem Herz wird er daher geantwortet haben: „Mein Sohn, Gott wird sich ein Schaf zum Brandopfer ersehen.” So gingen sie und kamen zur Stelle und Abraham baut den Altar und schichtet das Holz darauf. Und sicherlich half ihm der diensteifrige Jaat dabei: „Jeder Stein, den ihm der Knabe zum Bau des Altars reichte, wird ihn gewesen sein, wie ein Stein auf sein Vaterherz gelegt. Endlich ist der Opferaltar fertig. Da ergreift Abraham sein Kind, sein vielgeliebtes Kind, bindet es fest und züpft das Messer. Soll wirklich ein Vater sein eigen Kind töten? Soll wirklich des unschuldigen Fijaat Blut zum Himmel empor rauchen? Mein, der Engel des Herrn fällt dem­ opfernden Vater in den Arm und spricht: „Der ew’ge Gott it fromm und gut, Er will dein Herz und nicht dein Blut.“ CS ist Gott genug am Gehorsam. Gehorsam it ihm gefälliger als Opfer. Abraham hat sich besiegt. Seine Wünsche, seine liebsten Wünsche, hat er Gott zu Ehren aufgegeben. Das verlangt Gott auch von jedem unter uns. Ge­­­­­horsam ist des Christen Schmud. Und was Gott hier von Abraham verlangt, ist nicht etwas, was Gott nicht selbst erfüllt hätte. Denn ich fenne einen Vater, — und wer von euch sollte ihn nicht fennen! — so wein und gut, so Himmlisch mild, so mächtig wie nichts auf Erden. Und der hatte einen Sohn, der ihm gleich war an Liebe und Neinheit des Herzens. Und er hatte noch andere Kinder, die sie von der Sünde hatten bestrichen lassen. Und es gab seine Rettung für diese Armen, als wenn der Vater seinen einzigartig geliebten Sohn dem Herrn der Sünde, dem Tode, darbrachte. Da hat er sich nicht einen Augenblick bedacht. Da hat er unseren Herrn martern, verspotten und ans Kreuz schlagen lassen. Seht ihr, Gott hat ich nicht so­­ geschont wie den Abraham. Ben Abrahan­ hat er nicht so viel verlangt, als er selbst geleistet. Und er hat ihm­ seinen Gehorsam reich belohnt. Bon Berge stieg ein heiterer Greis, ein froher Knabe. „Er führt den Knaben an der Hand, gen Simmel ist sein Blick gewandt. Der Ausgang war so trüb und schwer, so Fröhlich it die Wiederkehr. Der Morgen grant in Sorg und Not, so selig glüht das

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