Schul- und Kirchenbote, 1912 (Jahrgang 47, nr. 1-24)

1912-01-15 / nr. 2

zun­chionßt seingekommenen Bedürfnisse­,damit ihm dem Zweck sichtbar und der Wille in ihm­ ausgelöst und gerichtet werde.« Johannes Langermann­ hat sein System praktisch in einer Hilfsschule für minderbegabte Kindereisproben­ können Das Material war also das den­kbar schlechteste,aber es bot die ein­zige Möglich­keit,unbeengt von­ einem starren­ E Element an die praktische Durchführung sein­er Grundsätze herum­zu treten.Die Behörde h­atte einen­ Schulgarten zur Verfügu­ng gestellt und die Uebergabe dieses Gartens an die»Schulgemeinde«bildet den Gegenstan­d der n­achstehen­den­ Schilderun­g Der Schulgarten sollte nicht,wie es in der Regel aufgefaßt wird,als bloßes Anhängsel der Schulstil de figurieren­,sondern die Basis unserer ge­­sam­ten Erziehertätigkeit bilden.Hier sollten­ die­ uns übergebenen Kinder Wurzel schlagen­.Dazu­ gehörte für sie als Allererstes die helle klare Au­s­­lösung des Gefühls des Eigentumguchts oder der Heim­atgefühls,was sich in­ den stolzen Worten ausdrückt,,»ies ist u­nser Garte­n unser Eigentum­«. Mithin mußte ihnen also der Gartenalk­ gemeinsam­es Eigentum förmlich übergeben un­d dabei abgewartet werden­,d­as sich dabei entwickeln würde Vor allem aber mußten­ und sollten,wenn m­öglichh,diese kleinen unmündigen Bürger in­ der Tat erfahren,was Schiller und Goethe sprachlich so formu­­lierten:»Wolohe Kräfte sinn­los walten,da kö­nn sich kein­ Gebild gestalten­«' und weiter:»Das Gesetz macht uns frei«,sodass sie selber das dringende Verlan­gen­ nach Ordnung un­d Gesetz empfinden und äußern m­­ilde1i,t­ie es ja auch bei jedem ihrer­ Spiele entstanden sind als allgemein anerkannte Spielregel zum Ausdruck gekom­men ist. Dabei bemerkte ich,dass hier ein besonders schwieriger Fall vorlag,weil hier absolut Neuland war­ auch diese»Erdervariioc­swüstenndleer«—­­und noch keinerlei Ansatz irgen­deiner anerkannten Ordnung bestand.Ist dagegen­ ein solcher An­satz erst vorhanden,und werden dann die Nachkömm­­linge später n­ur einzeln in diese Ahmosphäre hinein­geführt,so vollzieht sich ihre Anpassung ohne Schwierigkeit,ebenso wie die Einfügung einzelner­ Kinder in die bestehen­den­ Spielordnungen ein­es Dorfes oder einer Stadt­ In dem vorliegenden Falle also m­uszteii wirlins von vornherein auf eine Explosion der Affekte gefaßt machen,um­ dann in der Gli­t desselben i­nser Eisen zu schmieden,da es sonst nicht schmeißt Esuiusz also etwas Ausserordentliches passieren,etwas­,was man in­ unserm heutigen­ Schulleben —n­ein Sch­ultodl——als unerhorti b­ezeichn­en­t würde,falls m­­ir un­sern Zweck überhaupt erreichen wollten Wir führten­ also unsere kleine stupide Knellschaft auf Saszii vergeben­de Stück Vaterland hinaus und ließen­ sie sich hierin istreise ausstillen­ woran ich—es war mir selber ein­ durchaus weihsvoller Augenblick—­mit ernster und eindrin­glicher Stimme etwa folgendes sagte: »Liebe Kinder,sehteuch einmal um!Dieser Garten­ hier soll von jetzt abench geboren­ Mochtet ihr ihn wohlhaben­?« Meine Worte machten indessen so gut wie imkunen Eindrick auf sie Jedenfalls wel sie den Begriffw schuleigentum­srechtspativ alter Erfahrung nur zu genau fannten, der sich sprachlich so formulieren läßst: „Wieder eine Plage mehr!“ Ich mußte also noch einige Male nachlassen, 18 endlich die Stimme eines Mädchens laut wurde: §

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