Schul- und Kirchenbote, 1913 (Jahrgang 48, nr. 1-24)

1913-01-15 / nr. 2

18 der Unterhaltung gewidmet, es sind zu sche solche Darbietungen in den Bor­­dergrunnd getreten, die nicht von dem Missen und Können zeugen, Das die­­ Kinder sich in der Schule erworben haben. S­lavier- und Violinvorträge gehören auf das Prüfungsprogramm eine Musiklehrerg, der seine Schüler den Eltern vorführen will, die Schule darf sich ihrer nicht zu eignen Ner flamziveden — im guten Sinne des Wortes zu verstehen — bedienen. Das wäre auch Unehrlichkeit. Ich will solche­ Dinge hiemit natürlich nicht ganz aus Schulaufführungen ausschließen, aber darauf hin­weisen, daß sie auch hier nur Nebenbeschäftigung sein künnen. Ich darf hier vielleicht auf einen Ber­­uch aufmerksam machen, den ich selbst begonnen habe und der den Beweis­ erbringen will, daß der oben angeführte Gedanke sich auch rein und selbst an höhern Volksschulen durchführen läßt. Ich habe mit den Schülern und Schülerinnen der zwei höchsten Abteilungen unserer Volksschule V­ortrags­­nachmittage zu veranstalten begonnen, an denen die besten Vertreter der deutschen Literatur behandelt werden sollen. Bei der Zusammenstellung des Lehrplanes hatte ich darauf geachtet, daß im jedem Monat nach Möglichkeit ein abgerundetes Gebiet zur Besprechung käme, so daß nun am Ende jedes Monates von den Kindern über ihre Willen Rechenschaft abgelegt werden kann. Dieses Rechenschaftablegen soll nicht in P­rüfungsform geschehen, sondern der Lehrer soll nach Möglichkeit sowohl bei V­erfasren der berzu­­tragenden Arbeit, als auch bei den Vorträgen selbst im Hintergrunde bleiben, so daß den Sü­ndern auf diesem Wege der Uebergang von der Schul­­arbeit zur selbständigen Arbeit erleichtert werde. Der Schularbeit wird nämlich immer, und bis zu einem gewissen Grade soll er auch so sein, ein Zwang anzumerken sein, sei dieser Zwang nun der Art, daß der Schüler gezwungen wird, eine bestimmte Arbeit zu leisten, oder daß ihm fremde Ge­danken mitgeteilt werden, die er vielleicht nur später sich so erwerben kann, daß er sie in der Tat besigt. Der erste fote Nachmittag, den wir Hinter­ung haben, hat die Möglichkeit solcher Veranstaltungen gezeigt und in vieler Beziehung auch ihre Notwendigkeit. Wir hatten die Anfänge und das Mittel­­alter der deutschen Literatur behandelt (Nibelungen, Gudrunried, Walther von der Vogelweide und Hans Sachs) und zwar in der Weise, daß Schüler selbst­­verfertigte Arbeiten — ich hatte ihnen Literatur zur Verfügung gestellt, die sie nicht ohne Mühe werden durchgearbeitet haben — vorlasen, und andere durch Vortragen von Gedichten zugleich die Erläuterung des Textes gaben. Ein endgültiges Urteil über diesen Bersuch fan natürlich noch nicht gefällt werden, erwähnen möchte ich aber, daß sich meine Kinder schon auf den näc­hssten Vortragsnachmittag, der die Fortlegung der Literaturvorträge bringen soll, freuen. Weshalb sollen sich solche V­eranstaltungen nicht auch auf unsern Dorfscchulen durchführen Lassen? Es wäre hier vielleicht weder möglich­och notwendig, ein so abgeschlossenes Gebiet zur Behandlung zu bringen. € 3 müßten hier andere Gesichtspunkte als Nichtsc­hnur benügt werden. Wir ge­­denken zum Beispiel jeßt, an unserer Nepter Anstalt eine gemeinsame Weih­­nachtsfeier zu veranstalten. Die Sache ist so gedacht, daß aus der 2. Strasse ein Kind ein Weihnachtsmärchen erzählen wird. Höhere Klassen sind durch V­ortragen von Weihnachtsgedichten und Erzählen des Weihnachtsevangeliums vertreten. Das Bindeglied sollen gemeinsam gesungene Lieder und eine Vor­­sprache von Seite des Nestors bieten. Zum Schluß fallen Kinder, Eltern und Lehrer vereint sich unter dem brennenden Christbaum an Obst und Back­werk erfreuen. Wie ich weiß, lebt in vielen Orten noch die schöne Sitte

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