Siebenbürger Bote, Juli-Dezember 1850 (Jahrgang 60, nr. 108-206)

1850-10-14 / nr. 163

s-.«-..«vs-«—-.-.--s- 236 Theodor Steinhaussen. Schnellpressendruck des Th. Steinhaussen, die Zünfte Reichstagsbeschlüsse aus den Jahren 1231 und 1233 deren beschlossene Aufhebung·«siii·ht«­zur Ausführung zu bringen vermochtett,"vielmehr blüh­­ten in den Im Sachsenlande sind folgenden Jahrhunderten Inland, mächtiger als zuvor. Erst während und nach dem 30jährigen Kriege verloren die Zünfte in Deutschland ihre politische Bedeutung und kriegerische Einrichtung, die Zünfte zwar nie als eine selbstständige Macht, in den Vordergrund getreten, allein Das Zunftwesen war seit jeher mit dem Nationalleben so innige verwebt, daß Die­ Zunfte stets in einer Wech­­selwirkung mit demselben blieben... Der fächliche Nationsgraf war seit jeher zugleich oberster ZunftsInspektor, bei der Nationg-Universität und den Commuunalbehörden hatten die Zünfte stets eine vor­wiegende Re­­präsentation, ihr­e Gedeihen und Macht war zugleich auch jenes der säch­­slichen Nation selbst. Wie sehr das sächstiche Zunftwesen mit dem Na­tionalleben zusammenhängt deuten die Worte des unvergeßlichen Noth in jener Seussehrift für die­ Zünfte vom 3. 1341 inhaltsschwer an: „Wer hier Landes die Zünfte sprengen will, jest der füchst jeben Natio­­nalität das Messer an die Kehle. Wenn wir aber Dieser Meinung auch nicht beipflichten, s0 vermögen wir Doch nicht den Ernst der Frage über den Kortbestand der Zünfte zu verrennen. Das drühende Gefühl welches aus diesem Anlasse fach allgemein findgibt, die Wahrnehmung wie jeder NegierungssEhlaß vinsichtlich, der­ gewerblichen Verhältnisse von dem füchlichen Körperschaften mit Meißterien und Bangigkeit auf­genommen wird, spricht in vieler Beziehung der obigen Behauptung das Wort. Und doch liegt der Grund des gänzlichen Schwindens der Bedeutung des Zunft- Instituts durchaus nicht in den Staatsformen welche alle Völker nach und nach Durchzugehen bestimm­t sind, als viel­­mehr in den unaufhaltig­en Fortschreiten der gewerblichen Thätigkeit selbst. Regierungsbeschlüsse vermochten, wie die Geschichte zeigt, nichts gegen die Z­ünfte, so lange diese eine zeitgemäße Einrichtung­ hatten, selbst dann nicht, als die Macht der Zünfte dem State gefährlich ge­genüber stand. Gegenwärtig ist die politische­­ Bedeutung der Zünfte nirgends mehr vorhanden, der Staat hat also auch seine Veranlassung aus dieser Rücksicht einzuschreiten. Die Zeit hat Diese­ Macht gebildet, die­ Zeit hat sie zu­nichte­­ gemacht. In der Zeit ist sein­ Stillstand möglich.­­ (Wikdfortgesedt.) Wien,d. Oct. Graf Salvandy, welcher schon am 1. Sept. bei dem Grafen von Chambord zu Wiesbaden eine längere geheime Auz dien­ gehabt hat, befindet sich jegt in Stohsdorf, um die Erwiederung auf die von ihm in Namen der Orlean’schen Familie gemachten Aus­­söhnungs-B Vorschläge der beiden Familien in Empfang zu nehmen. Wie wir Hören arbeitet die Negierung an einem Endwurfe, m eine Gleichförmigkeit der Mage und Gewichte, in so weit dies möglich ist, im Reiche zu erzielen. Die bisherige Ungleichheit der Troren- und Flüßigkeitsmaße it befanntlich ein Weberstand, deren Befestigung jc­hon Längst als noth­wendig anerkannt wurde. b ” — Den hiesigen Sicherheitsbehörden gelang es gänzlich, ein In­­dividuum einzubringen und dem Landesgerichte zu ü­bergeben, welches einen bedeutenden­ Diebstahl von circa 17.000 fl. EM. verübt hatte. — Nach dem Vorbilde Sachsens beabsichtiget Das Handelsmini­­sterium im Erzgebirge Klöppelschulen, in denen auch Feinstickerei gelehrt wurde, zu errichten, wodurch die Erzeugung schöner und sorgsam ges­arbeiteter Spisen m­eglich, dieser Industriezweig wieder belebt und Die Bevölkerung Des Erzgebirges vor gänzlicher Beratung geseiligt wu­rde. — Wie man hört, sollen den Nedaftionen fir Einhebung und Ab­­fuhr der Annoneinstener Die gefeglichen Umhebungspersente bewilligt werden. — Ein neuer Verein seltener rt­it in Königsberg in Preußen entstanden, ein Filial des in Stettin bestehenden­­ „Heiratskollegiums.” Jede eintretende P­erson zahlt 3 Thaler zum Fond. Heiratet jemand aus der Gesellschaft, so zahlt­ jedes Mitglied 1 Thaler und wird ein Kapital von 500 bis 4000 Thaler, dann 4 Wochen nach der Verheira­­tung ausgezahlt. Die, ausgesteuerte Berson muß zuvor, aber ein neues Mitglied schaffen., verheiraten sich zwei Personen aus_diesem Vereine, so fällt­ ihnen auf Diese Weise eine ganz gute Ausstattung zu. — Das, vielbesprochene, Umsturz der _bestehenden­ V­erhältnisse pre­­digende Bamphlet, hat eine zweite Auflage erlebt. Unter Dem Schleier des größten Geheimnisses nahm man Diesmal die Lithographische Tinte in Anspruch und eine hochgestellte Berson Überi­achte den Druck bis 30 Sremplare abgezogen und die Steine abgeschliffen waren. — Wegen Eröffnung eines V­erbindungsweges zwischen­ Galizien und Danzig zu Wasser sind Verhandlungen eingeleitet worden, und es sol zu diesem Ende auf der Weichsel und dem Fluß San eine Schiff­­fahrt mit kleinen Dampfschiffen eröffnet­­­erden. — Das Organisations-Statut Galiziens befindet sich bereits im Verantwortlicher Verleger: Drude, und­ es wird nun auch in diesem Kronlande die Neid­everfas­­sung und die dort ausgesprochene Verbesserung der sozialen Zustände zur Wahrheit werden. Salzburg, 1. Oktober. In unterm Gemeinderathe wurde eine neue Sektion für Stadtverschönerung gebildet, welcher unstreitig ein weites­ Feld­ für dankbare Thätigkeit Nicht ermangelt. — Gestern hielt ein Komite des Gemeinderathes mit, Zuziehung des Professors der­­ Veterinärfunde Herrn Dr. Schumacher eine" Berathung über die hier einzuführende „Hundesteuer. “­­Budapest,2.0h­.Die unerwartete Abreise des Herrn Civil­­kom­m­iss·ärs,Baron von­ Gel­linger,nicht viel von sich sprechen.«Seine Umgebung behauptet, daß sie nur auf ein paar Tage sich erstreden werde, und zur Vollendung des Landesstatuts nöthig sei; politische Zeichendeuter aber sehen darin ein längeres, vielleicht beständiges Sich­­zurücziehen des Herrn Ministerialkommissärs von seinem hiesigen hohen und wichtigen Boten. Baron Gehringer hat mit dem besten Willen und Sifer, mit Steig und Selbstaufopferung nicht vermocht eine Partei um sich zu behaaren. „Seine Umgebung it zum Theile Feine ungarische, daher nicht vertraut mit dem Lande und­ Volke, das sie zu organisiren berufen war . Daher auch­ die Stellung des Baron Gehringer seine dop­­pelt schwierige wurde, und er sich in Folge dessen wiederholt veranlaßt sah, um seine Abberufung zu bitten. « »Sollte Barnt Gehringer Ungar­n verlassen­,sofsrä­gt es sich,d­er ihn ersetzen solle Nikolaus Vay,der unstreitbar die meisten Fähigkeiten untern­ den Kandidaten h­ätte,hat bereits,wie wir hören,abgelehnt. Verzweite zur Kandidatur ist Ladislaus Szögenyi,ein­ Mann der­ alle Stufen der ungarischen Beamtenleiters bistum­ Bicekimzler durchmachte.Szögenyi ist alte konservativ,doch heint er derjenigen-die starr an dem­ Vergangenen sie-festhalten­,und er wäre geteiß geneigter als viele andere Altkonservative, eine Mittelstraffe zum Wohle des Wolfes und der Regierung einzuschlagen,,dabei ist er sehr gebildet,­­Teuffelig und mit den Institutionen des Landes vollkommen vertraut. Der Dritte endlich von dem­­ die Lage geht,daß er Chancens fü­r sich h­ätte,wäre Graf Franz Zichy der jüngere. Ausland. Biberach, 30. September. Bei den seit dem 2% d. M.­dahier stattgehabten Affären im zweiten Gerichtssprengel des Donaukreises kamen acht Straffälle zur Verhandlung, und zwar zwei Fälle von Tödtingen, eine­­ Brandstiftung ,­ ferner Unterschlagung anvertrauter Gelder. „und mittelst: Sälferung verübter Betrug, Verführung zur Unzucht, versuchte Nothzucht, Bestregung mit Rechnungsfälschung und das Berbrechen der Fallschwingerei.­­ Lesterer Fall zeichnete sich durch ‚die Zahl der Angeklagten, Deren es«zwölf waren, aund die Menge. der zu vernehmen­­den Zeugen aus, Dier zum Theil aus weiter Ferne, hielter, beschieden worden waren. Die Verhandlung Dieser Anklagesache nahm das Schwurgericht allein beinahe zwei Wochen in Anspruch, endigte aber bezüglich sünstlicher­ Angeklagten, welche alle, zum Theil mit außer­­ordentlicher Frechheit läugneten — mit einem Schuldig, worauf denselben die im Gejeg bestimmten Zuchthaus und Arbeitshausstrafen zuerkannt wurden.s ES zeigte sich auch bei diesem Fall der hohe Werth­ des s­chwurgerichtlichen Verfahrens, indem troß' Lügens amt­räugnens Die Verbrecher Der verdienten Strafe nicht entgingen. ı Auch­ bei unseren übrigen Schwurgerichtshöfen in Württemberg erprobt sich. Das neue Institut, und während anderwärts jedes sogenannte politische Verbrechen durch ein „Nichtschuldig, von den Geschworenen amnestirt wird, läßt die Judy umseres Landes sich von politischen Parteiansichten, nicht leiten, sondern gibt dem Bild der Themis — mit verbundenen Augen — ent­­sprechend, umbeirrt von den Bewegungen­ der­ Zeit, ihre M Wahlsprüche, wie ‚dieß bei den jüngsthin zu Ludwigsburg, Tübingen und Elingen verhandelten politischen P­rocessen der Tat war, Stansfurt, 2. Dez. Ein uner­wartetes Ereigniß regt heute un­­sere politische Welt in­ Bewegung. " Gestern traf­­ auf telegraphischen Weg eine Depesche aus Wien hier­ ein, durch welche die­ beiden­ öster­­reichischen Bundescommissäre v. Kübel und v. Schönhals in der­ Form eines auf unbestimmte Zeit lautenden­­ Urlaubs von­ hier nach Wien ab­­berufen werden. In Der heutigen Sagung der Bundescommission­ theil­­ten die Österreichischen GCommissäre die ihnen von ihrer Regierung ge­­wordene Weisung mit. Als Substitute derselben zu dem hauptsächlichen Zweck der Verwaltung des­ Bundeseigenthums werden Hr. Nell ». Nellenburg, seitheriger Vorstand des Finanzdepartements, und Hr. v.­­ Gröring fungiren. Oesterreich erklärt Die * Departements: von seiner Seite ald aufgelöst und die Beamten "als entrafen. Düsseldorf, 30. September. (E16. 3.) Der hiesige­ Affifenhof hat in seiner heutigen Lisung den Advokat-Anwalt, Hugo Wesendorf, gegen welche die Anklage auf Umsturz der bestehenden Verfassung lautete, in contumaciam zum­ Tode verurtheilt.‘­­­­ „ RE Wegen eingetretenen Hindernisse man heute nur ein Viertelbogen erscheinen. s« De. =

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