Siebenbürger Bote, Januar-Juni 1851 (Jahrgang 61, nr. 1-103)

1851-05-16 / nr. 78

« ..l—»·. Ne 374­ ­·? - Hermannstadt,14.Mai. Die österreichischen Finanzen. (Schluß.)­ ­Wir haben gezeigt,wie die von vielen Journalen angeprieserten Projekte zur Reglung der Geldverhältnisse in Oksterxetch Fhed­s praktisch unausführbar, theild für die Regierung höchst gefährlich wären. Welchen Weg hat nun bisher unser Finanzministerium eingeschlagen, um aus dieser Klemme zu kommen, welche Bahn wird es nun bei den verän­­derten politischen Verhältnissen betreten ? Baron Philipp Krauß suchte bisher die unheilvole Finanzstörung durch die in den pro­­duktiven Landesvermögens, durch die Erhöhung der eigenen Steuerkraft, und durch weite Einschränkung im Staatshaushalte zu heilen. Den G­rundfag einer Hugen Sparsamkeit führte er konsequent bei seinem Mi­­­isterium durch. Arm ‚zeigte er nicht gleiche Energie bei der Erz­weiterung und Vergrößerung der andern Ministerien ? Der Status eines en­gen Ministeriums dürfte beim wirklichen­­ Bedarf bedeutend über: Nom. &3 ist bekannt, daß enorme Sum für Eisenbahnbauten präliminiet und verausgabt wurden, bei welchen Bauten sich noch ein bescheidener Zweifel des möglichen Nugens, gewiß aber der Nothwen­­digkeit auftreifen läßt. Bezüglich der Erhöhung der Steuern und ihrer Ausdehnung auf Das ganze Staatsgebiet(­ ist wenig zu sagen, wir glauben, daß sie einen ergiebigen Ertrag liefern werden. Daß aber auch die Saiten in dieser Kin schon sehr gespannt sind, und nicht leicht eine weitere Ausdehnung zulassen u­nd vor Allem nen ehr Beschränkung der P­apieremission erfolgen. Die Finanzverwaltung muß erklären, daß sie für Die Zukunft seine Ver­­mehrung der Banknoten vornehme, dann Dürfte eine Reglung der Na­­tionalbank­redits in der Art angeordnet werden, Daß die Nationalbank den Verkauf der Neserve-Bankaktien gegen Silber a 700­0 fl. per Stüd ausspricht,­­endlich kommt alles auf eine befriedigende Bilanz zwischen den Einnahmen und Ausgaben des Kaiserstaates an. Der septere Punkt ist der wichtigste. Die festern Nachweisungen des Finanzmini­­teriums geben in dieser Beziehung das befriedigend­e Resultat. Seit Oktober 1850, dem Anfange des gegenwärtigen Verwaltungsjahres, sind die Einnahmen fortwährend im Steigen begriffen, und selbst jegt, wo noch manche Besteuerungsarten nicht in Wirksamkeit stehen, andere noch nicht so genau und strenge durchgeführt werden konnten, geht das Einkommen schon gleichen Schritt mit den Auslagen. Wer erwägt, welchen Srnehung in­ den fünfzigen Monaten die bedeutenden Zuflüße an Verzehrungssteuer, Stempel K­. aus Ungarn und Siebenbürgen in dieser Magsschale geben, wird die vom Finanzministerium im Budget für A351 angegebene Gesammteinnahme von 240 Millionen, welche um einige Millionen die Ausgaben übertrifft, gerechtfertigt finden. Freilich ihren sie annehmen und hoffen, daß seine ungewöhnlichen­­ Weltereig­­nisse­ eine Störung in dieser Berechnung hervorbringen. Soviel ist aber gewiß, das österreichische Staiferreich ist noch immer ein festes,­­gutes Haus, welches seine Verpflichtungen richtig und bar bei Heller und Pfennig tilgen kann und will, und daß jene nichts wagen, welche seiner augenblicklichen Verlegenheit abhelfen, deshalb mögen alle Vertrauen schöpfen. Leider geht­­ hier in Finanzsachen so, wie in der politischen Stellung. Mit Bedauern muß der Baterlands­­frei ud erkennen, toie weniig unsere Staatsbürger ein österreichisches Berwußtsein haben, der Böhme, der Ungar, der Italiener fühlt sich in einer Nationalität; ebenso­ haben wir in der leytern Zeit den traurigen erweis gesehen, daß die österreichischen Staatspapiere mitunter im Aus­­wander einen höhern Kurs hatten, als im Inlande. Wir erwarten zwar nicht, daß die großen Vertreter des flüßigen Befiges ihre Silberbarren den müßigen Prägfteden zur­ Ausmünzung übergeben, ‘wir erw­irten nicht, daß sie ihre milde Hand öffnen, um der bedrängten Finanzlage abzuhelfen, wir serwarten saber, Daß diese Geldmänner durch den be­­sonnenen­ Finanzminister zur Meberzeugung geführt werden, mag sie etwas Entscheidendes zur Hebung unserer Greditd durch ihr eigenes Vertrauen beitragen, wir erwarten, daß­ die Börsemänner in ihren Spekulationen, wodurch besonders die Probinjen oft allatmirt werden, einen Damm gi­ft finden werden, "wir "erwarten, daß Die Geldleute­­ überhaupt zur Ansicht gelangen, daß die Hebung des Staatesrechts die Grundlage ihres weigerten Wohlstandes bilde, und daß sie dadurch am besten für sich­­ selbst folgen,. Aß im vorigen Jahrhunderte Die englische Bank duch französischen Einfluß dem Verderben nahe­kam, wußte, der Lon­­doner ‚Handel stand sie dur eine, einfache Erklärung :zu­ retten, und ig ‚dabei iit seinem eigenen‘ Interesse. Disselbe geschah in den­ahren 1840 und 1842 in den Niederlanden. Freilich wohl ist es für den reichen Mann ein­e uniderstehliche Versuchung drei Millionen über Nacht sin hier zu vertwandeln und sich liegende Gründe dafür anzu­­harten. Ein weiser Hausvater sieht­­ aber vor, Durch Auge Ent­­sagung im Augenblick die unsichere Zukunft zu befestigen. Deshalb wiederholen wir es: Vertrauen der­­er Beer de­r Mengeraft und zum MWillen der Staatsverh­altung ist der wicht­i­e Hebel zur Wiederherstellung der gestörten«s Geldverhält­nisse. Inland. ‚Wien, 9. Mai. Inmitten der Erfolge, welche das in Oesterreich seit den legten Jahren eingeführte Studiensystem mit seinen Staats­prüfungen und seiner Lernfreiheit bi­legt gehabt hat, und der abges­­chmahhten Vertheidigungen jenes Systems, die auch einer besseren Sache in der öffentlichen Meinung unmiederbringlichen Schaden bereitet haben würden, ist es erfreulich, einer Arbeit zu begegnen, welche den Gegen­­stand mit Eraft und Sachsenntung, mit Liebe zugleich und Mäßigung behandelt. Wir bezeichnen damit eine Heine Schrift: „Die theoretischen Staatsprüfungen in Oesterreich“, die vor einigen Tagen in die Oeffent­­lichkeit gelangt ist. Der Verfasser nennt sich einen emeritisrten Präses der juridischen Fakultät, und beweist­ dadurch auch Äußerlich sein Recht, in dieser Angelegenheit mitzusprechen, daß ihm der innere Beruf nicht fehle, dafür gibt seine Broschüre vollständige Belege. « Der Verfasser zeigt vorerst die Haltlosigkeit der Argumente,welche man für die Lernfreiheit im­ Sinne unseres neuen Studiensystems anzu bringen pfiegt.Er stellt den Widerspruch ins Licht,d­aß man Seme­­stral-und Jahresprüfungen aus Gründen verwirft,welche sich mit glei­­chem oder noch größerem Rechte gegen die Staatsprüfungen anführen lassen. Er weist nach, wie die Abschaffung der Jahresprüfungen, vorz­eigleich bei den juridischen Fakulitäten Oettereichs, mit unseren akademis­chen Sitten und Traditionen wie mit­ den Verhältnissen, der österreichi­­schen Hochschüler und ihrer Familien unverträglic­hst. «« Er stimmt also,da das neue Sy­stem durchaus unhaltbar erscheint, Und plötzliche Veränderungen im Studienwesen bedenklich sind,für Jahresprüfungen welche ich als der schicklichste Uebergang von'd«ett Staatsprüfungen zum­ Semestralexamen darstellen.Einersei­ts würden sie die Zahl der Staatsprüfungen nicht bedeutend überschreiten an der juridischen Fakultät z.B.kämen vier Jahresprüfun­gen an die Stelle der drei theoretischen Staatsprüfungen­, anderseits erlaubten sie, in das Detail der Disciplinen, welche Gegenstand der Prüfung bilden, näher einzugehen. Der gegenwärtige Studienplan hat ein Flches Eingehen in das Detail verboten, vermut­lich weil seine Urheber die Ueberzeu­­gung hatten, daß es Unrecht sei, Kenntnisse zu fordern, "deren Erwer­­bung bei den jenigen Einrichtungen mehr als problematisch ist. Wenn wir dem Vorschlage des Berfaffers, in Beziehung auf die Eins­richtung von Jahresprüfungen, auch nicht unbedingt zustimmen, möchten, so müssen wir Darum doch den von ihm verfochtenen Grundfäden uns fern­vollen Beifall zu erkennen. Es freut uns, einen achtbaren Genos­­sen der Meinungen gefunden zu haben, deren­­ Vertheidigung wir Diss her geführt haben. Verdächtigungen, wie sie auch und nicht erspart worden sind, können wir ruhig folgende Worte­ entgegen stellen, mit welchen die Schrift des Verfassers schließt: Wir vertheidigen die Lernfreiheit, welche den mit ausgezeichneten Fähigkeiten und Fleige begabten und als solcgen erprobten akademischen Süngling, der großen Mehrzahl gewöhnlicher Talente gegenüber. Durch die vergleichungsweise mindere Zahl der von ihm durchzulebenden Uni­­versitätsjahre begünstigt. Wir plädigen eine Lernfreiheit, die dem Stu­­dierenden gestattet, mit Beachtung der Lehren über den Zusammenhang der Wissenschaften, so­wie über den Entwicklungsgang derselben und des menschlichen Geistes, eine seinen­­ Verhältnissen und Wünschen ent­­sprechende Wahl in der Reihenfolge der Vorträge der P­rofessoren zu treffen, um in Folge Dieser getroffenen Wahl am Schlusse des Jahres gen­aus den, im Laufe bdesselben erlernten Gegenständen ablegen zu können. .. Wir nehmen aber keine Lernfreiheit in Schutz,die den hilfsbe­­dürftigen­ Jüngling durch Mangel an rationeller Leitungskeontrolle seiner akademischen Geistesthätigkeit den Gefahren eine Krekld­rohenheit oder Verwilderun­g Preisgibt,die den T Kopfs m­itstilen Träumen,v­on Menschenglüc ausfült, und das Herz zur Pflanzschule des­ Menffig­­ganges, Eigendünfeld und anderen verderblichen Unfrauten­­ umstaltet. — 40. Mai. Aus Olmüg wird und gem­eldet: ‚daß­­ in­ der ‚dorfi­­gen Umgegend gegen Ende Mai mehrere Kavallerie-Regimenter ‚zusam­­mengezogen werden sollen, ‚welche vor Sr. Majestät dem Kaiser und einem hohen Gaste die­­ NRevue­­ pafsiren werden. - -—Man will w’essen,daß in Ungarn mit Beauf-d'd­e Tabak­­-monopol Reformen eingeführt werden sollen.Die-·üxtxliche Akis»e--d,os -Herrn Schaumgartner-nach je«nem­.Kronlande,so·ll mitzbikser MaTßn gel in Verbindung stehen.»«­­» —Zwischen­ mehrenvam..Re'kchSra-kh über die finanziellenskngele­­genheiten berufenen Vertrauensmännern haben lebhaftes Erörterungen über das Verhältniß der Industrie zum Geldhandel stattgefunden. —Jsm Fi’nanzministerium ist einem Komm­ ission­"zusammengetreten, um die Qualität der Cigarren in Untersuchung zu ziehen Es set­­len in der Fabrikation große Manipulationsveränderungen vorgenom­men werden. « «. — Das t. f. Finanzministerium bewilligt jedem Tabakpflanzer­in an Sch­ar darum anfucht, Geldvorschüsse auf. Rechnung für­ die nächste abafernte. — 41. Mai. Ihre E. Hoheit die Frau Erzherzogin ,Sophie und

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