Siebenbürger Bote, Januar-Juni 1852 (Jahrgang 62, nr. 1-103)

1852-03-31 / nr. 52

254 in der Lage sei,ohne diesen künstlichen Schutz der PatriotiSniü­r die Konkurrenz mit der auswärtigen bestehen­ zu können.Der Handel ist der ihm inwohnenden Natu­ri­iich durchaus nicht patriotisch,sondern vielmehr spekulativ,den Gewinn suchend und annehm­­end,worin vner er sich ihm­ darbietet.Die ehrsam­e Zu­n­ft hätte also in­ der sichern­ Vor­­aussicht,daß jene patriotische Begeisteru­ng nicht immer anhalten­­ würde, dieselbe ben­utzen sollen,sich ihren­ Absatz zu­nächst im Lande selbst und wvom­öglich au­ch weiter zusichern,und es verm­öge der Quvilität ihrer Fabrikate dahinzu­bringen­,daß sie die auswärtige Konku­rren­z nicht mehr zuffürchten­ habe Selbstanchan­gen­om­m­en,daß gerade ein Vor­­u­rtheil gegen das einheim­ische Fabrikat bestände,wie es in allen Städten der Mon­archie un­d in Wien selbst der Fa­li ist,­so kön­nte di in der Zü­nft ganz gleichgültigs sein­,wenn nu­r ihre Fabrikiste so beschaffen wäre, daß sie den ausiwärtigen durchaus n­icht nachständen,der Kau­fman­n würde sie dann seinen und der Erzeuger Vortheil su­chend,altausländi­­sche verlau­sen,wie er ja noch in­ Wien­ jetzt m­it an­dern inländischen­ Erzeu­gnissen­ geschieht.Wir predigen hier zwar offen­en­ Betru­g,within­ an uns einwersen­,aber es ist nun ein­ in­ also nic niicht anders:miiiibus vult decipi, ergo decipiatur — d. i. die Welt will getäuscht sein, also mag sie getäuscht werden, wenn sie nur seinen Schaden Dabei hat, wie es hier der Fall ist, nämlich immer vorausgefegt, daß der Kaufmann im Stande wäre, zu täuschen, d. h. Daß das einheimische Fabritat eben so gut wäre, als das ausländisch.­­ Wir sprechen­ hier imm­­er so,als sei der Kaufmann­ der Verm­ittler des Absatzes fü­r die Hin Tuchm­acher,und dies führt b­is zu dem­ an­­­dern­ Punkt in­ dieser An­gelegenheit,n­ämlich den Verschleiß der Gewerbs­­artikel durch die Kaufleute,ein­ Them­a,welches wir n­äm­lich erst im­ Kronstädter Si­teiliten Niu 22 iiii 023 besprochen­ gefunden haben.Es en­tsteht hier die Frage nämlich:haben­ denn­ die Hrn.Tuchmacher auch dahhingegethan­,um­ sich den erforderlichen­ Ansatz zu sichern?Als Antwort auf diese Frage lassen wir die Zuschrift der Kron­städter Handels- und Getrerbeiam­mer vom 3.März an die hiesige Tuchmacherzunft folgen,aus der sich ergibt,ob die Herm­an­nstädter Tuchm­acher auchs dabhingegethan haben,und welche Aussichten sich ihnen noch im­m­er bieten,u­m­­ die feine Spinn­­erei in Gourarou und somit auch den Z­weig der Feintuchm­acherei,zur Ehre und zum­ From­m­en der ein­heim­ischen In­­dustrie,aufrechtzuerhalten « »Aus denchrichte der ehrsam­­en Tu­chm­acherzu­nst vom 23.Febr. d.J­ ersgibt sich,daß Mangel an­ Absa­tz dasileben ist,w­elches die dasige Feintuchm­acherei mit dem­ Erlöschen bedroht,und die Ka­mmer hat nichti­n­terlassen,nach den Fin­ger zeigeroie der Bericht enthält, die Trage zu erwägen, wie hier zu helfen sei? Die Kam­merglieder vom­ Handelsstande haben hierbei gleich von vorn­eherein­,die Bein­erkinig gem­acht,daß schon hier in Kron­stadt nie eintjierm­annstädter Tuch in den­ Kauståden zur Ansicht oder zum Ver­­kauf ausgesegen sei,önnde die Frage aufgeworfen,ob­ die Herren Tu­chmn­acher­ inösperm­an­nstadt seit dem­ löblichen Iilusschiwung der Fein­­tiichm­acherei daselbstivothiist ist an die Kanfleute im­ Lande ausge­­sendet­ und die gewwöhn­lichen Schritte gethan haben­,um­ sich auch außer­­halb ihrer Stadt einen Riss zu begrün­den?Ist von Seite der Nieder­­lage,welche"die Herren Tachm­acher für ihre feineren Erzeu­gnisse in­ Herm­­an­n­stadt errichten­,alles dasjenige geschehe iyn­ in der Waare so­wohl ,aili Orte als auch auswärts einen­ Markt zu verschaffen Leider gibt die Zu­schrift der ehrsamen so­nst hier über wenig Aus­­schluß,und es lä­ßt sich nu­r aus der in­ Siebenb­ürgen bei den Ge­­werbsleuten bestehenden Sitte schließen,daß auch die dasigen Herren Tuchmacherm­eister die Vermittlung eines größeren Absatzes nicht im­ kaufm­ännischen Wege gesucht haben.Diese Handels-un­d Geiverbe­­kamm­er mu­ß es aber als ihre,durch den Erfolg bewährte diesfällige Ansicht aussprechen daß überall in­ dein­ Verkehr und in den meisten­ Gegenständen­ nur dadurch ein­ schmwun­ghafter Absa­tzsteh habe erreichen lassen,wenn dieser im Großen­ und im­­ Kleinen in den Händen­ des dafür eingerichteten u­nd in großen Verbindun­gen stehenden Kaufm­an­ns ruht.In Wien­ z.B.wartet der Fabrikant in der Vorstadt nicht,der ,Kl­auser solle sich zu ihm­ hm­ausbem­­n­den­,sondern er sucht sein­en Ab­­satz hauptsächlich du­rch den Kaufman­n­ zu verm­itteln­,der oft nu­r einige hundert Schritte weit in der Innenstadt den von aller Welt besuchten Laden mit dortigen Erzeu­gnissen offenhält. Hieraus ergibt sich, daß auch die Hermannstädter Tuchmacher, um ihre Ab­sicht, nämlich den gewünschten Ablag zu erreichen, sich in Ver­­bindungen mit den Kaufleuten einlasfen müssen. Sie werden zwar das bei die Breite so stellen müssen, daß auch der Kaufmann seinen Nagen habe; aber die Größe des Ablages wird sie entschädigen. Die Kammer weiß sonft seine Abhilfe gegen den mangelnden Ab- Sag als­ kaufmännische Vermittlung. Ja sie muß sich­ gegen die An­­sicht erklären, daß mit den fünftlichen Mitteln der patriotischen Varliebe für einheimische E­rzeugnisse, auf welche die dortigen Herren Tuchma­­cher gebaut zu haben scheinen, etwas auf die Länge zu erzwehen sei. Im Handelsverkehr Herrschen nur Bedürfung und Geschmah des Bus blitums einerseits und andererseits Die gute und geschmahvolle Waare und die Thätigkeit des Kaufmannes, welcher auch im entgegengefegten Halle, wenn nämlich statt der gehofften patriotischen Vorliebe für eitt« heimische Erzeugnisse sogar ein Vorurtheil gegen Dieselben bestehen sollte, allein abhelfen kann. — Darum ann die Kammer im vorliegenden Fall, mit dem innigsten Wunsch, daß nicht duch Versäumung ein so wichtiger Zweig der vaterländischen Industrie zu Grunde gehen möge, wiederholt nur darauf Hinweisen und die Herren Tuchmacher in Her­­mannstadt dringend aufmerksam machen, daß sie, so wie auch die hiesigen Fronstädter­ Tuhe und Rashmacher großen Theild­es thun, einen erweiterten Abjag für ihre Erzeugnisse durch die­ Kaufleute in den Städten des Landes und wenn möglich auch noch im weitern Umfeeife ruhen und zu Diesem Zwed an dieselben Muster und P­reisfourante aussenden mögen. Zu Diesem Zweck theilt Die Kammer ein V­erzeichniß der vorzüglichern Schnittwaarenhändler in Siebenbürgen zum Ges­brauche mit.“ ‚€ muß schließlich noch bemerkt werden, daß Alles dieses, was hier von der Tuchmacherei handelt, auch auf die übrigen sogenannten Kommerzialgewerbe anzuwenden ist. Unser Gewerbsmann muß sich entschliegen Für den Handel, und nicht für den eigenen beschränkten Verschleiß zu arbeiten. Er wird duch den Handel zu Grunde gerich­­tet werden, wenn er mit ihm nicht Hand in Hand gehen will. Hermannstadt. Wie wir vernehmen, hat das Oberkonsistorium der evang. lutherishen Kirche in Siebenbürgen beschlossen, die Super­­intendentur von der Pfarre in Birthelm zu trennen, dem ev. lutherischen Superintendenten seinen Sig in Hermannstadt anzu­weifen und für eine seiner Stellung entsprechende Dotation zu sorgen. Inland., « . Wien,23.März.Wie sich die­»Allgemeine Zeitung«aus Wien schreiben läßt,sollen­ die russischen Großfü­rsten unserem Kaiser die Ein­­ladung ihres erlauchten Vaters überbracht haben­,bei den im Monat Juni­u.d.J.in Moskau stattfindenden großen Festlichkeiten daskais. Hosinger daselbst m­­it einem­ Besu­che zu­ beehrenLSc.Maj.der Ka­iser soll die Einladung angenom­­men haben­­——·Die un­seren zugekomm­ene n­eueste Nummer des»New-York En­qinirer«vom 28.Februar enthält unter dem Titel:»Seezug nach dem Osten,­«ein­en Artikel über die Expedition n­ach Japan.Es heißt darin :­ Der Zweck dieser Expedition is­t ein Fliegerischer; es handelt sich nicht um offensive Operationen gegen das Kaisertum Japan, sondern um jenes Reic­ auf möglichst friedfertige­r Weise zum Handelsverkehr mit allen Nationen zu nöthigen. Die Expedition ist aber imponirend genug um Reipert einzuflögen, und hinreichend stark, um die Gewährung billiger Forderungen nöthigenfalls zu erzwingen. Trog seiner günstigen Lage verweigert Japan nicht blos jeden Han­­delsverfehr mit dem übrigen Theil der Welt, sondern ed geht noch wei­­ter, e3 verschließt fremden Schiffen, die sich in Noth befinden, feine Häfen, e3 öffnet sogar feine Batterien auf sie, wenn sie auf Sanonen­­schuß weite feinen Küsten zu nahe kommen, ja wenn sie doch Stürme an seine Ufer geworfen werden, bemächtigt er sich der Bemannung Dies­­er unglücklichen Schiffe, wirft sie in’s Gefängniß, stellt se­in Käftgen aus und ermordet sie. Nun bestreiten wir jeder Nation, die eine solche geographische Lage hat, daß sie irgend einen Theil der M­eereslüfte der Welt einnimmt, Dis Decht, ich von allem Hamdelöverfehe mit den übrigen Staaten auszus­ließen. Ein solches Verfahren mag von zivilisieten Nationen geduldet werden, so lange es nicht Die Interessen ihres Handels und die Wohlfahrt des menschlichen Geschlechtes beeinträchtigt; aber wir behaupten, daß die zivilisieten und christlichen Nationen das Recht ha­ben, sollte Barbaren zur Unterwürfigkeit unter das­ allgemeine Völker­recht und zu einem gewissen Maß von Derkehe zu zwingen; vor Allem aber­­ ist es ein Recht aller Nationen der Welt, in Zeiten der Noth und Gefahr freien Zutritt zu haben zu jedem Hafen und jedem Theil der Küste, der ganzen Welt und von den Bewohnern solcher Küsten Schuß, Hilfe und Gastfreundschaft zu begehren. Dies ist das Recht aller Na­­tionen in allen Häfen, an allen Küsten der Welt, und wenn dieses Recht in Abrede gezogen und vorenthalten wird, ist es die Pflicht ei­­nes Handelswolfes, dem Uebelstand abzuhelfen und seinem Handel jenen Schuß zu siltern, zu welchem er mit so gutem Grunde berechtigt ist. Wien, 24 Mär. D­as neue Strafgefegbuch für die gesammte österr. Monarchie scheint nun vollendet, denn Hr. Ministerialrath Hye, welchem die Verfassung des Ent­wurfes aufgetragen und welcher den Sektionsberathungen im Neichsrathe zugezogen­­ worden war, hat in seinen Vorlesungen über Kriminalrecht dasselbe bereits für Die nächte Moe in Aussicht gestellt. — Die Christen Bosniens und der Herzegowina, bestürzt über Die von der türkischen Regierung gegen sie ergriffenen Maßregeln suchen zahlreich Zuflucht auf öfterr. Gebiete. Besonders sind im Diftek­te von Knin viele Flüchtlinge angenommen. Eine Anzahl von fast 100 Indi­­viduen erschienen in der Nacht vom 12. auf den 13. an der dalma­­tischen Grenze und baten um Zuflucht. «

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