Siebenbürger Bote, Januar-Juni 1852 (Jahrgang 62, nr. 1-103)

1852-01-28 / nr. 16

76 Beschlüsse gefaßt werden sollen, weil wichtige Theile Deutschlands nicht vertreten sind. Die in Wien getroffenen Berabredungen werden aber gewiß­er finden bei jener Berathung, welche mit Anfang des Fünfzigen Monat zu Berlin aus Anlaß der Erneuerung des deutschen Zollsereind gepflogen werden wird. Wir wollen demnach die von österrei­­chischer Seite beabsichtigten Verträge einer weitern Besprechung unters­tehen. = — Im­ Großfürstentrume Siebenbürgen ist an Urbarias Entschädigungsvorschüffen bis Ende Dezember v. 3. der Betrag von 867,220 fl. 23 Fr. angewiesen und flüssig gemacht worden. « (Oesterr.Korr.) Kronstad­t.Ein­ Kinderfreund hat dem­ Schulfond der hiesigen Obervorstädter evangelischen Volksschule,ein Geschenk von 20 fl.CM. unter dem Titel eines»Neujahrs-Geschenkes«zur Anschaffung von Schulrequisiten für arme Kinder zukommen lassen (A.d.Sch.u.K.Ztg.) .Marpod,10.Jänner.Die Mädchenlehrer-Stelle an Unserer evangelischen Volksschule,­w­elche durch Verufung des Herrn Johann David zum Schulm­eister nach Thalheim­,in Erledigung gekommen war,ist m­it dem Herrn Paul Kaufmann besetzt worden. — (A.d.Sch.u.K.Ztg.) Brooö.Die erledigte Rektorstelle an der hiesigen Stadtschule ist dem­ Herrn Karl Unverricht verliehen­ worden.­­ « WA.Wien,19.Jän­ner. .,Stille herrscht im Kunstgebiete— Regungslos die Bühnenwelt — Traurig sieht der Kritisafter Rings ein unfruchtbares Feld. — Gar Fein Stoff — von feiner Seite — Repertoire — fürchterlich — Und von allen fünf Theatern Regel regt, Fein Einz’ges sich! — Der unsterbliche Dichterfürst möge vergeben, wenn ed ein arm­seliger Korrespondent wagt seine bange Empfindung bei anhaltender Windstile am artistischen Ocean, mit jenen Gefühlen zu vergleichen, die ihn erfüllen mochten, da er sein herrliches Lied anstimmte: „Liefe Stille Herrscht im Meere­tc. 20.” — Aber ich Hoffe, daß gerade Ihre verehrten Leser, welche ich so oft seufzen Hörte, wenn Ihe Sheater fi vermaß: 2 Reprisen Eines Stüdes in Einer Saison zu bringen — mich am leichtesten entschuldigen werden, sobald ich Sie versichere, daß wie in einem halben Monate seine einzige Novität von Belang an allen fünf Theatern zu schauen bekommen ! — Abgesehen von den eigen­­thümlichen Verhältnissen eines Nesidenztheaters, liegt wohl die Hau­pt­­schuld Dieser Sterilität, an der faktischen Unfruchtbarkeit der deutschen Dramatiker, Wie ganz anders, in quantitativer Hinsicht wenigsteng, probueiren Die Franzosen! — Ohne Ueberfeger wären wir in der That bedautungswürdig. Zum Grunde gibt es noch solche Wohlthäter, — so geht z.B. in den nächsten Tagen „das Fräulein von Seigliere” übertragen durch Dr. Laube am Hofburgtheater in die Scene. — Der­­selbe Vorwurf trifft unser Wolfetheater, denn auch hier greift man [an nach feänfishhen Stoffen! Es ist s­chon lange, daß sich Feine sogenannte Lofal-Bosse eines entschiedenen Erfolges zu erfreuen hatte. Nun er­wartet man nächstend Elmars neuestes Produkt „Ein Blid in die Zus­­unft.“ Ob Dieter „Blid“ KISS, muß die Zukunft lehren! — Ueberhaupt verspricht man sich mehrere Novitäten. — So geht Dieser Tage das Ballett „Manon Lescault“ und bald Nikolais legte Oper „die schlimmen Weiber von Windsor” am DOperntheater und am Wiednertheater des­ vaterländischen Levitschnigge „T­annhäuser“ in prachtvoller Ausstattung in Die Scene! —­­ Am Hofburgtheater fanden in legter Zeit wieder einige ältere Bauerndfeld’sche Stücke wie z. B. seine „Helene“ den alten Beifall! Am Operntheater gastirte der Tenor Hr. Ellinger von Graz ohne der fonderen Suchen. *) Das SKarltheater bringt laute de mieux alte Stücke Nestroys! „Zu ebener Erde und im erften Stock trug an 6 Abenden 6000 fl. EM. ein. — Am Wiedner-Theater ernten die Necrobatischen Kinder des Prof. Rafimi stürmischen Beifall. Solche Künstler pflegen die ganze Welt zu durchwandern. Sprechen sie bei ihnen ein, sollen sie lebhaft empfohlen sein. Im Josephstädter Theater, das nebenbei gesagt mit jeder halbwegs Honetten ‘Provinzbühne wett­eifern kann, sahen wir jüngst das quondam­au in Hermannstadt ge­wesene Frl. Diarmont! — Biel, bewegter läßt sich der FKalhing an. — Jeder Tag, oder besser jede Nacht bringt ein Ballfest für alle Stände. Am alerh. Hof fanden bereits 2 Kammerbälle statt. Auf einem derselben erschien Se. Majestät in Husarenuniform; auf beiden hatte der englische Gesandte die Ehre an den aller. Souper: Tish gezogen zu werden. Gesterft i war der erste diesjährige Hofball im E. E. Ritter­ Saale. Die Bracht der Uniformen und der Staat der Damen soll einen feenartigen Anblik gewährt haben! — Der ganze allerh. Hof war ers­chienen! Es wurden viel fremde Uniformen bemerkt. — *) Trogdem wurde derselbe bereits mit 6500 fl. engagiert. Einen hervorragenden Play unter allen Zeiten nehmen immer die sogenannten adeligen Damen Picqueniques ein, deren erster bereits Statt fand. Auch ein „Juristen- Bau“ findet heuer wieder statt! — Bei der Mädchenwelt fanden wir überall nur sehe einfache Toiletten, worin sich der wahre Kanton manifestier­ Ganz im Vertrauen, und so leife ald möglich, damit der ernste „Bote“ über solche Frivolität nicht zu erreichen braucht, will ich meinen schönen Leserinnen sogar mite­rheilen, daß sich in dem Schnitte ihrer Toiletten keine sonderliche Diffe­­renz ergeben habe, und deren ganzer Liebreiz in den sogenanten „Aufs­aug“ gelegt wird, wobei namentlich wieder kostbare Spigengarnituren auf zahlreichen „VVolants,“ und bei lieblichen Coquetten schöne Band» fipfeifen mit flatternden Faden auf beiden Achselseiten, und auf den Bolants-Aufzügen Hervortreten! — Mitunter sahen wir auch Blumen: bouquets,­­uirlanden, ja Prätiosen,Agrafen am legteren Plage brils lien. Die Epiffuren liegen meistentheild weit zurück, und Blätterkränze mit herabhängenden Blüthen zu beiden Seiten behaupten auch heuer­nde Recht! Von den sogenannten Bloomer’schen Damen-Leibchen muß ich selbst für Konzerte u. dgl. abrathen! Sie werben feine Dame von Stand, diese Yankee-Mode nach offen sehen. Um nicht parteilich zu scheinen, will ich auch ihren Tänzern vers­tathen, daß die aristokratische weiße Krawate wieder Sieger geblieben, und der Lurus mit Gilee-Senöpfchen aus Gold und Steinen alle Gränzen übersteigt, und damit nichts zum Ganzen fehle, nenne ich ihnen auch Strauß’­ neueste Tanzmusik! Es sind die „Idylen-Flänge,, Gams brinus- Tänze und Frauen- KäferIn- Walzer, die Herrmann­ und Albion- Polka! Strauß Sohn wird nun ebenfalls, wie sein Vater bei den Ballfesten des allerh. Hofes abwechselnd mit „Fahrbach“ dirigiren. Konzerte haben wir Gott sei Dank wenige, und auch das Wenige ist nicht erwähnungswürdig. Das bekannte Wunderfind Frl. Geiger spielte zur Abwechslung wieder einmal — Theater! Der öfterr. Kunstverein, dem auch Se. Majestät als Mitglied bei­­getreten ist, hat in seiner Jännererposition abermals einen reichen Schat trefflicher Gemälde geboten. Delaroches „Napoleon“ ist noch immer erpank­t. Die niederländische Schule ist stark vertreten! Eines Dieser Gemälde Fortet 5000 Hollind. Gulden. Lefling’d­e Shagen, einen Baß vertheidigend, wird vielbewundert, auch von einem jungen Türken findet sich ein Gemälde. Im Gebiete der Literatur 309g unsere Aufmerksamkeit eine Ehrettomathie von Ignaz Habh „die Ddeutschen Dichter der Neuzeit, von Rüdert bis auf die neuesten Tage,” erschienen bei Palm in München 1852 mit biographisch-lite­­rarischen Einleitungen — auf sich, die wir für Schule und Haus bes­atend empfehlen können. Auch der Almanach der Kaiserl. Akademie für 185% ist erschienen. Schließlich erfahre ich, daß der nuch Ihnen bekannte Komiker Treumann von Döftern 1852 an, in das Karl-Theater übersiedeln, und der Tenor Ander mit einem monatlichen Honorar von 4000 fl. EM. für die Lons d­oner-Opern-Saison gewonnen­ sein soll. Snland. Wien, 19. Jänner. Die „2. 3. &.“ meldet: Der Reiter gemischte Zug welcher um %­,6 Uhr Früh hier eintreffen solte, war Mittags noch nicht angekommen. Man spricht von einem Zusammenstoßen zweier Züge bei der Station Galantha auf der südöstlichen Staatsbahn. Bestimmtere Nachrichten fehlen noch. — Ueber den Unglücksfall auf der Glogginger Bah­r bei Leobers­­dorf erfährt die „2. 3. &.”, daß die Lokomotive ungeachtet fortwähren­­der Anstrengung von 2 Tagen nicht in die Höhe gebracht werden kann. Der verunglückte Lokomotivführer Pfeifer, so­­wie der Heizer Hagen konnten bis fest über die Veranlassung der Katastrophe noch nicht ver­­nommen werden, indem sich Beide im bewußtlosen Zustande befinden. Nachträglich hört man noch, daß auch ein Gondufteur im E. E. Boft­­wagen durch Gepädstunde, jedoch nur unbedeutend verlegt wurde. Wien. Se­­if apostolische Majestät gerußten mit allerhöchster Entschliefung vom 13. Jänner 1852 dem Gemeinen Anton Haufe, des Inf. Reg. Sreihere von Turszty Nr. 62 für die mit ungewöhnlicher Entschlossenheit und Verachtung der Gefahr für sein eigenes Leben ber­wirkte Rettung Awarischen Gutes bei einer am 26. Juli v. 3. zu Zom­­bor ausgebrochenen Feuerdbrunft, das silberne Verdienstkreuz Huldreichst zu verleihen. — Se. Maj. der Kaiser hat den E. £. Minister für Kultus und Unterricht ermächtigt, dem n. 8. E.­­ Schulrathe Moriz Becher, welcher die Fibel, und dem Lehrer an der Realschule im Schottenfelde, Theodor Vernaleken, welcher das erste Sprach- und Lesebuch entworfen hat, das a. 5. Wohlgelahen zu erkennen zu geben. — Die­ verheerenden Waldbrände, die in früheren Jahren so häufig waren und gegenwärtig bei den hohen Holzpreisen mehr denn vorher dem Staate und dem Nationaleigent­um den empfindlichsten Schaden verursachen, haben das f. f. Ministerium bewogen, diesen Elementarereignissen die größte Aufmerksamkeit zu schenken, und neben

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