Siebenbürger Wochenblatt, 1847 (Jahrgang 11, nr. 1-104)

1847-04-08 / nr. 28

187 gen Landtagsmiteheilungen den Posttag zu Posttag fol­­ten zu können, so würde der Reiz der Neuheit einige Leser noch im Athem erhalten. Das zersplitterte Detail der Vorgänge von vor 5—6 Wochen aber interessirt Niemanden. Das Gemisch bald von vorläufigen Nach­­richten über Ereignisse aus den legten Tagen und von langen Reden aus älteren Siktingen auf deren Bera­­thungsgegenstand der Leser fi nicht mehr entsinnen kann, verwirrt ihn, und macht ihm die Landtagsnachrich­­ten ungenießbar. Er überschlägt sie‘, und "entschädigt sich in der gesprächhsmweisen Berührung mit den wenigen seiner Bekannten, die die ungarischen Blätter seien und über das Neueste Furz Nachricht zu geben wife Er­­lauben Sie mir im Angesicht­ der deutschen­ Zeitungsle­­sewelt die laute Frage: Ob ihr gedrängte Landtagsnach­­richten­ nicht willkommener­ wären, wie die Detailmicthei­­lungen mit allen Abschweifungen, Wiederholungen, klei­­nen Bemerkungen u.­­f..m.? — Wenn ich hiemit soviel erreicht hätte, daß Ihnen von­ mehreren Seiten offen erklärt würde, meine Ansicht sei die der meisten Xeser, und Sie daraus entschiedene Veranlassung nehmen könnten, Ihre Landtagsnachrichten in gedrängterer Fas­­sung zu geben, so würde ich zufrieden sein, die Feder eingetaucht zu haben. Und Sie könnten zufrieden sein, diesen Ansichten den Raum in Ihrem Blatt gestattet zu haben. Unter beider Zufriedenheit aber würde bei Landtagsnachrichten, die allein die Hauptmeinungen und die Beschlüsse geben, diejenige der Leser folgen. Ich wende mich nun zu den Ortsangelegenheiten dieser Stadt. Die Finanzfragen der evangelischen Kirche beschäftigen die Geister. Der bekannte Aufrat in ihren Blättern für Geist, G. und B. hat neue An­­regung und Brennstoff gebracht. Auch ohne denselben hätte man der Sache zwar nicht vergessen können. Nicht weil die vom DOrtskonsistorium ausgesendete Kommilssion zur Einreichung ihres Elaborats die Abhaltung einer Konfistorialfigung herbeigeführt habe, auf die aller Aus­sen gerichtet sind. Nein, da wird nichts übereilt. Aber weil während der mehr"wöchentlichen "Untersuchung des Thurmes durch unsern neuernannten­­ Stadtingenieur häufig die Glocen, und auch die lang nicht gehörte große, geläutet und so die Hermannstädter nach erhal­­ten wurden, daß sie der Hülfe, die sie ihrer Kirche in ihrem Aeußern und Innern und im ihrer Bestellung schuldig sind, nicht vergeffen möchten! — Bereits hat in der hiesigen Transsilvania Herr Adolph Bergleiter eine Entgegnung auf den berührten Aufrat zu veröffent­­lichen angefangen. Ob er die Ansicht wird umstoßen fünnen, daß die evang. Gemeinde Hermannstadts ges­genwärtig aus seiner andern Ursache so wenig Luft zeige zu Geldopfern für ihre Kirche und deren Diener, als weil sie sein Vertrauen zur Verwaltung des Kirchenvers­mögens habe —?­ch zweifle. Ich überzeuge mich in jedem Gespräch mit meinen­ Mitbürgern von der trau­­rigen Wahrheit jener Ansicht. Was jener Aufrag als schlechte Rechnungspflege, Nachläßigkeit der Kirchenbes­hörde gerügt, geht hier — ob nun gar nicht oder nur zum Theil begründet, weiß ich nicht — seit Monaten von Mund zu Mind. Etwas muß an der Sache doch sein. Ach, wie wahr ists daher, was wir in jenem Aufrat gelesen haben, dnd wenn das Vertrauen in der Bür­­gerschaft vorhanden wäre, man bei den gewiß fließen­­den reichlichen freiwilligen Beiträgen nicht bemüßigt wäre, abentheuerliche Pläne zu Aufschlägen auf die evang. Einwohnerschaft zu machen. Ach wie wahr iste auch, daß Deffentlichfeit die Mutter dieses Vertrauens ist.. Ga Deffentlichfeit, nämlich Gestattung des Zuhö­­rens bei den Ortöfonsistorialiitungen, in­ denen doch Ffeir­llenfalls Gegenstände verhandelt werden, betreff deren die Gegner der Deffentlichkeit den Einwurf machen müss­sen, daß die Gemeinde sein Recht habe, Alles willen zu wollen, oder daß es ein politischer Fehler sei, seine Pläne durch Deffentlichkeit zu verrathen, indem die Ges­meinde doch von alle dem Willen haben muß, was sie angeht und wozu man­ ihr Geld braucht, und indem hier nun leider seine großen strategischen Pläne zu mas­chen und zu verrathen sind‘, in denen wir — so starf sind. — Ich bin der Ansicht, daß die Oeffentlichkeit in der Verwaltung unserer Kirchens und zum Theil auch der Schulfaden von ausgezeichnet guter Wirkung sein und uns für die Zukunft vor der niederschlagenden Er­­fahrung, die wir fest im Verhältniß der Gemeinde zu den Vorstehern machen, von moralischem und öfonomis­chem Sinnen bewahren müßte. Ich Schreibe Ihnen nächtens Einiges über die Wirk­­sam seit hiesiger Vereine. Ueber: den Turnverein, der mit sich im Kampfe liegt, wie er si zur Uebernahme der vom Sparkasfeverein geschenkten 2000 fl. anstellen sol, da diese Schenkung den Anspruch auf ein späteres Eigenthumsrecht der Schenker auf das T­urngebäude ausspricht, während Died Gebäude formelles Eigenthum des Turnlehrers Bademwig ist u. f. mw. Ueber den Spar­ fosgeverein, dessen Mitglieder so rasch und flint weg für jene Schenkung si entschieden haben, wie der circum­­specte Sadhfe­ed nur vermag, und nun selbst­ nicht wis­­sen, wie sie es eigentlich mit jenen 2000 fl. gemeint haben. Ueber andere Vereine mehr, deren hier genug sind, und dur einen Frauenverein zur­­ Verschönerung und N Reinhaltung der evang. Stadtpfarrkirche, dann einer Dilletanten-Theatergesellschaft, der Vorstellungen zu Gunsten eines zu begründenden allgemeinen Krans­­enhauses gibt, neuen Zumachs erhalten haben. Oesterreich Ueber die legte­n Versammlung der Stände Nieder­­österreichs bringt die Allgemeine Zeitung unterm 10. März einen Brief aus Wien den wir hier im Auszuge wieder geben wollen. Den Ständen Niederösterreichs steht das Rede zu sich aufer den gewöhnlichen Postu­­latenlandtagen so oft zu versammeln als der Landmars­tall es für zweckdienlich findet und die Angelegenheiten der Provinz eh nöthig machen. Am 1. März traten die Stände zu einer Berathung zusam­men, wobei der Lands

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