Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1880. Mai (Jahrgang 7, nr. 1935-1958)

1880-05-05 / nr. 1938

­­­ ­ Jnemeinuuon weiten kann Heltanergasse 23. Ersgeint mit Ausnahme der Sonn- und Leiertage täglich). Abonnement für Hermannstadt: TE­­NER in 1 fl. 3 e 6 k. 12 fl. . Abonnement mit Polversendung : für das Inland: viertelj. 3 fl. 50 kr., halbj. TfL., ganzj. 14 fl. Für das Ausland: viertelj. 9 RM., 12 Srcs., halj. IS RM, 24 Srce., ganzi. 36 Kin 2 Fre. Unfranfirte Briefe mi icht “en, Wannfeißte akt pehdgefehn OR) Nr. 1938, dermannstadt, Mittwoch 5. Mai Pröm­merattonen und Inserate Übernehmen außer dem Hauptbureau, Hel­­­tauergasse 23, in Kronstadt Fr. Wilhelm Frank sowie Heinrich Dresswandt, Me­­­diasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg Erler’s Buchhandlung, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Perdin, San­­­der, Broos Paul Batzony, Lehrer, in Wien Haasenstein , Vogler, Rudolf Mosse, A. @Belik, Rotter , C., H. Schalek, Frank­­­furt a. M. A. L. Danke & 0. Insertionspreis: Outmombzeile 5, 6 und 7 %r­­­egelürthe Inferate ash Mn 1880. DEE Die nächste Nummer erscheint des h. Feiertags wegen Freitag den 7. Mai. Koruths Anschläge gegen die österreichische Monarchie. 108 Zwischen die erste und zweite Unterredung Koffuths mit Kaiser Napoleon III fällt die Agitation des erstern in England. Koffuth veranstaltete vier Meetings: in London, Manchester, Bradford und Glasgow. Die Neben, welche er bei dieser Gelegenheit hielt, produziten überall Kundgebungen der öffentlichen Meinung in dem Sinne, daß England auch in dem Falle nicht zu Gunsten Oesterreichs unterwend­en dürfe, wenn der Schauplan des Krieges um die Ufer der Donau und der Theiß verlegt würde. Die zweite Unterredung mit dem verflossenen Franzosen­­­falter fand in Valeggio auf italienischem Borden am 3. Juli 1859 nach den Tagen von Magenta und Solferino statt. Ludwig Kossuth erzählt über Kieselbe: Ich war um 8 Uhr Morgens beim Kaiser. Er empfing mich nicht nur sofort, sondern behielt mich auch länger als eine Stunde bei fi, so daß sogar der König von Sardinien eine Halbe Stunde warten mußte. Pietri war bei der Un­­­terredung zugegen. Vorerst gab ich Rechenschaft über das Mesultat meines Vorgehens in England. Ein Majestät können sehen — sagte ich — daß ich in dem, was ich unternahm, nicht nur getreulich vorgegangen bin, sondern auch einen größeren Erfolg, als ich versprach, erzielte; nun fühle ich mich berufen, zu fragen, nachdem dies Hinderniß beseitigt ist, welchen Entschluß haben Ew. Majestät mit Bezug auf Ungarn gefaßt? Er: Es ist wo ein Hinderniß vorhanden: Preußen. Bon Lord Sohn Ruffel erhielt ich zwar in Folge Ihrer Hieberreife (denn die europäische Diplomatie mißt ihren Bewegungen große Wichtigkeit bei) eine Depesche, in welcher er die Versierung der Neutralität Englands — ih Taun fagen — offiziell — bestärkt, aber der Ansicht Ausbruch ver­­­leiht, daß ich im Falle der Aufnahme der ungarischen Sache Deutschland provozire. 3%: Da die Neutralität Englands gesichert ist, halte ich dies nicht für wahrsceinlich. Aber selbst wenn Deutsch­­­land faktisch provozirt würde, erlauben Sie, Sire! die Frage: Sind Ew. Meajestät geneigt, einen Frieden anzunehmen, der die italienische Frage nicht Löst? Er: Ich nehme einen solchen Frieden nicht an, es wäre denn, daß ich besiegt werde oder daß eine europäische „Mediation armee“ mich dazu zwingt. 8. Keine von diesen Alternativen wird geschehen; ohne England ist eine bewaffnete europäische Mediation un­­möglich. — Eine bewaffnete Deploiation ist eine bedingungs­­­weise Kriegserklärung und England wird und kann dies nicht thun, hefsen möge der Kaiser versichert sein. Ich sage daher Ew. Deojestät Folgendes: „Ohne uns kann man die Frage nicht Lösen. Geruhen Ew. Majestät an die Geschichte Ihres eigenen Vaterlandes zurück zu denten, In biesem Defter­­­rei steht eine sehr glückliche Vitalität. Wie oft hat der große Vorfahre Em. Miajestät «8 zertrümmert, erniedrigt, zur Erde geworfen, aber dann schloß er Frieden und ließ er eine Macht fein. — «8 erhob sich wieder aus dem Staube (s’est relevé) und wurde dem Hause Napoleon gefährlicher als früher. Er: C'est vrai, parfaitement vrai, (Er ist wahr, vollkommen wahr.) 3d: Eh bien, si vous ne l’&craserez pas, Sire­­­ a present, da Sie sein Schiefal in der Hand haben, sage ich: „Elle se rel&vera plus dangereuse que jamais“ und man wird nach einigen Jahren nicht nur den italienischen Krieg unter ungünstigeren Verhältnissen beginnen müssen, sondern Ö­sterreich wird auch nicht ruhen, bis er nicht gegen Ew. Majestät eine europäische Koalition zu Stande bringt. Al! ich habe die Lombardei bereist und die Schlachtfelder von Magenta und Solferino gesehen: wer solche Länder, solche Schlachten verliert, aus weijen Herzen ist die Rache unausrottbar. Er wäre ein schredlicher Fehler, würde man einem solchen Feinde nicht Die Mittel wegnehmen, durch die er Schaden zufügen könnte. Unshäßlich kann aber Oesterreich nur dadurch gemacht werden, dass Ungarn unabhängig wird. Anderen Falles wird es nicht nur nach Italien zurückkommen, sondern auch gegen Em. Majestät eine europäische Koalition zu Stande bringen. Er: Alles, was Sie sagen, ist Wort für Wort bes gründet und wahr, ich flimme Ihnen zu und bin von Allem überzeugt. Ich: Wenn dies der Fall ist, so frage ich­­­w. Majestät, glauben Sie, daß, wenn Sie ein reales Resultat wünschen, es möglich wäre, selbst wenn Ungarn gar nicht in Betracht füme, Deutschland nicht zum Kriege zu produziren? Meiner Ansicht nach ist Dies nicht möglich. Nehmen wir an, Ew. Minjestät treiben die Defterreicher aus Verona; dem Lokali­­­sirungsprinzipe gemäß können Ew. Denjeftät sie nicht verfol­­­gen, die Defterreicher gehen über den Sfonzo auf deutschen Boden, wo Sie Ihnen nichts anhaben können. Einem feindl lien Kriegstheile in seinem eigenen Territorium Neutralität zuzugestehen, ist eine Absurbität, für welche ich seine Worte finde. Der Kaiser: Ce n'est que trop vrai, — c'est absurde, absurde on n’en pourrait jamais firir — c'est absurde. Ic: Jawohl, „on n’en pourrait finir“, daher werden Sie, Sire! die besiegte Armee jenseits des Sfonzo auf deutschem Gebiete verfolgen und die Provokation ist fertig. Ich sage also, daß, wenn Ew. Med­estät Seine Armee nach Ungarn ent­­­senden wollen, Sie deutsches Gebiet zu entaminiren gez­wungen sein werden und ein Zusammenstoß wäre demnach gewiß; wenn Sie aber nach Ungarn gehen, vernichten Sie die Oester­­­reicher und dann wäre die Möglichkeit eines deutschen Krieges zwar auch nicht ausgeschlossen, aber keineswegs unbedingt vorhanden , denn Ungarn ist durchaus kein deutsches Territorium und wahrlich, wenn Ew. Majestät sich das Bündnis einer Nation sichern, welche 200.000 Krieger beistellen kann, wie wie Löwen kämpfen, dan werden es sich die Preußen sehr überlegen, bevor sie das Schwert ziehen, wenn sie der Herzog Malaloff mit 180,000 Deann von der Rheinseite angreift und hinter ihrem Rüden 30—40,000 Franzosen mit 200,000 Ungern stehen. Er: C’est pourtant vrai, Aussi je vous dis­­fran­­­chement royalement, daß ich frst entschlossen bin, Ungarn unabhängig zu machen, wenn sein unvorhergesehenes Hindernis dazwischen tritt. Ich erlerne mein Interesse, ohne das würde ich in Italien seinen Zweck erreichen und die Zukunft einer gefahrvollen Ungewißheit ausfegen. Also betrachten Ste dies als vollendete Thatsaire. Ich will es thun, vous dis­­se — besprechen wir die Art und Zeit comment faire? Sind Sie no immer entschlossen, ohne die Entsendung einer , ihre Nation nicht zur Schwertergreifung aufzu­­­rufen 3G: Fester, als je Ich will die Ursache darlegen. De deux choses une, entweder der Aufstand in Ungarn wäre (aus Mangel an einer Organisation) nicht start genug, die Oesterreicher auf’s Haupt zu schlagen, bevor Em. Majestät Hilfe fieen würden, wenn Sie auch wollten, und wann rührt si Ungarn auf 50 Jahre hindurch nicht, mögen wieviel Branzofen immer kommen; aber der Nufstand w­ürde berartige Dimensionen annehmen, welche die Defterreicher erschrecken und dann würden sie Verona und Italien verlassen, um jeden Preis Frieden schließen, si mit ihrer ganzen Kraft auf uns werfen und im Notbfalle auch die Hilfe Preußens anrufen, welches sicher zu Hilfe gehen könnte, da es nur mit uns zu thun hätte und micht auch mit Ew. Majestät. — Es sind große Interessen im Spiele, Live! Das Leben einer Nation. Da meine Verantwortung groß ist, muß ich offen sprechen, nachdem die französische Fahne in diesem Falle auf ungarischem Territorium nicht engagirt wäre und Oesterreich bezüglich Italiens einen Frieden anböte, wie ihn Ew. Majestät nur wünschen, würden Ew. Majestät diesen annehmen und mein armes Baterland wäre das Opfer. Er: Ich will Ihre loyale Aufrichtigkeit mit Aufrichtige feit erwidern, jawohl, ich würde ihn annehmen. Auch Sie t­äten es in meiner Lage. T « Ich:Möglich,aber eben deßhalb wich ichj mein Baiers­­land nicht opfern. Er: Nun gut, Sie handeln, wie ein guter Patriot handeln muß. Ich nehme die Basis an: entweder ich ent­ fende eine Armee nach Ungarn oder ich fordere nicht, daß fs Ungarn erhebe. — Und ich werde eine Armee entsenden, wenn er nu nicht gänzlich außer dem Bereiche der Mög­­­lichkeit liegt. Doch ist es möthig, daß ich vorher einige Operationen ausführe; nur wenn ich bieses und jenes glück­­lich beendet habe, kann ich ein Heer entsenden. (Ich getraue mich nicht, diese Details dem Briefe anzuvertrauen.) Wenn mich mittlerweile Europa (etwa durch eine bewaffnete Inter­­­mediation) zu einem Frieden zwingen sollte, den ich annehmen fan, dann unterbleibt die ungarische Expedition, anderen Falles nicht, und Im ersteren Falle haben Sie Ungarn vor einer Kompromittirung bewahrt. En attendant bestreben Sie sich, in Ungarn eine Armee zu formiren; ich gebe Geld und alle Fazilität, es Liegt in Ihrem eigenen Interesse, daß Sie, wenn wir nach Ungarn gehen, neben der französischen Armee auch ein Heer haben. j 3: Zweifelsohne, aber neben der französischen Armee — da8 ist eine conditio sine qua non. Als Mensch genügt mir das Wort Ew. Majestät, aber als Patriot muß ich Garantien haben und diese finde ich darin, daß die französliche Fahne in meinem Vaterlande engagier fe; wenn nicht: dann nicht. Er: C’est entendu, wenn nicht: dann nicht, Sodann las ich den Proflamations-Entwurf vor. Ald Sh­­an ven Schluß um, wo es heißt: „Datirt im Tatjerlich französischen Hauptquartiere" Tadte der Schaffer und sagte, daß dies etwas zu früh wäre, es sei besser, die Proflametion don anderwärts zu datiren. ' . Seuiffeton. Die Meuterer von der „Bounty“. (Erzählung von Jules Berne.) (Schluß aus Nro. 1936.) — Wurden Eire Eltern durch einen Schiffbruch auf biese Insel verschlagen?“ Christian machte dem Kapitän auf biefe drage ein erschütterndes Geständniß, das in­­­ der Hauptsache wie folgt lautete: Als er von Zahitt unter Zurüchaffung von einunds zwanzig seiner Karmeraden wegsegelte, steuerte Ch­ristian, der einen Bericht der Reise Carteret’s auf der „Bounty“ fand, brieft nach der Insel Pitcairn, deren Lage ihm für seine Bwede besonders geeignet schien. Achtundzwanzig Personen befanden fi damals auf der „Bounty. Es waren das Christian, der Aspirant Young nebst sieben Matrosen, sechs von Tahiti mitgenommene Eingeborne, davon drei mit ihren Frauen und einem zehnmonatlichen Kinde und endlich drei Männer und sechs Frauen aus Rubuni. Sobald sie die Insel Pitcairn betreten, war es Christian’s und seiner Gefährten erste Sorge, die „Bounty“ zu zerstören, um nut doch das Schiff verrangen zu werden. Freilich beraubten sie ss damit jeder Möglicheit, die Insel je wieder verlassen zu können, doch erheu­chte die Sorge für ihre Sicher­­­heit diese Maßregel, zu der sie sich immerhin nur ungern entschlossen. Die Ansiedelung der reinen Kolonie verursachte jedoch manche Schwierigkeiten, da es sich um Leute handelte, welche meist nur die Gemeinsamkeit eines Verbrechens an­­einander rettete. Zwischen Z­ahitiern und Engländern kam­ es bald zu blutiger Sehe. Im Jahre 1794 sehen Tebten nur noch vier von den Meenterern. Christien fiel unter dem Meester eines Eingebornen, den er halb gewaltsam mit hierhergebracht hatte. Dafür büßten wieder alle Tahitier mit dem Zope, Einer der Engländer, dem er geglüht war, aus der Wurzel einer einheimischen Pflanze ein spirituöses Getränk herzustellen, ergab sich einer maßlosen Trinkfugt und stürzte si zulegt, während eines Anfalles von Delirium tremens, von einem Uferfelsen ins Meer. Ein Anderer wurde wahnsinnig und padte einst Young und einen Matrosen. Namens John Adams, die jenen töbten mußten, um sich feiner zu erwehren. Im Jahre 1800 starb Young in Folge eines schweren Asthma-Anfalles. Jet war John Adams allein no von den Re­­­bellen übrig. In seiner Betroffenheit mit mehreren Frauen und zwanzig, aus der Ehe seiner Kameraden mit Tabitierinnen stammenden Kindern, hatte Sohn Adame’ Charakter eine tief­­­gehende Umänderung erfahren. Er zählte jet exft jed­s­­­unddreißig Sabre; seit langer Zeit aber hatte er so viele gewaltthätige und blutige Auftritte gesehen und die mensc­­­­l­e Natur in so verderbtem Zustande beobachtet, daß er in sich ging und ein ganz anderer Mensch wurde. In der auf der Insel erhaltenen Bibliothek der „Bounty“ befanden si eine Bibel und verschiedene Andachtsbücher. Sohn Adams las diese häufig, belehrte sich, erzog die junge Generation der Insel, als deren Vater er sich betrachtete, nach den besten Grundlagen, und wurde — eine natürliche Folge der Verhältnisse — der Geieggeber, Oberpriester und sozusagen der König von Pitcairn. Bis zum heutigen Tage verließ ihm aber eine gewisse Unruhe nicht. Als sich ein Schiff im Jahre 1795 Pitcairn näherte, verbargen sich die vier Weiterlebenden der „Bounty“ in unzugänglichen Wäldern und wagten sich erst nach dem Verschwinden jenes Fahrzeuges wieder an das Tageslicht. Ebenso geschah es 1808 bei der Landung eines amerikanischen Kapitäns an unserer Insel, der einen Chronometer und eine Douffole­­nit wegnahm, die er der englischen Admiralität aus­­­tellte, welche diesen Ueberresten der „Bounty“ indeß keine sonderliche Beachtung schenkte. Freilich hatte diese zu jener Zeit in Europa wichtigere und Höchst ernsthafte Aufgaben. So lautete der Bericht der beiden Eingebornen, von Baterfeite zwei Engländer, denn der eine war Christian’s, der andere Nonny’s eigener Sohn, an den Kapitän Staines;; als Legierer aber auch John Adams zu sehen wünschte, weigerte er dieser, an Bord zu kommen, bevor er nicht wüßte, was mit ihm geschehen werde.­­­ haben der Kommandant den beiden jungen Leuten versichert, daß John Adams, da seit der Meeuterei auf der „B­ounty“" fünfundzwanzig Jahre verfloffen, schon dur Bere jährung des Verbrechens gefrügt sei, ging er selbst ans Land und sah sein Boot daselbst von einer aus sechsundvierzig Ers­­­achsenen und einer großen Deenge Kinder bestehenden Bes­­tölkerung empfangen. Alle erschienen groß und kräftig, von ausgesprochenem englischen Typus; die jungen Mädchen blendeten durch ihre außerordentliche Schönheit, und ihr bes­­cheidenes Auftreten verlieh ihnen noch besonderen Net. Die auf der Insel geltenden Gefege waren sehr ein­­­facher Art. Ein Register enthielt das Verzeichniß über die von jedem Einzelnen geleistete Arbeit. Geld faunte man nicht; alle Geräfte wurden duch Tauschhandel erledigt, body betrieb man, wegen Mangels der nothwendigen Rohprodukte, seinerlei Industrie. Als Kleidung trugen die Einwohner große Hüte und weite Gewänder aus einer Art Bart. Fischfang und Aderbau bildeten die Hauptbeschäftigungen. Ehen durften nur unter Adams’ Einwilligung und auch nur dann ges­­chlossen werden, wenn der Mann ein hinreichendes Stüd Land kultiviert und bepflanzt hatte, das seiner zukünftigen­­­­­­­­­ Er­­de

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