Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Januar (Jahrgang 8, nr. 2141-2165)

1881-01-15 / nr. 2152

Seite 46 enge Hermannstadt, Samstag­­ ordnung, und viele der Reale relation verfallene Gehöfte machen den Eindruck von Ruinen. Und was ist die Ursache dieser entgeßlichen Verhältnisse? Nicht der nationale Hader, welcher in­ Sü­pfteiermaif noch nicht so üppig ing Kraut’ geschaffen ist, wie im Nachbarlande Krain (w­er wohl es auch dort an slowenischen „Heklaplänen“ und deren Anhängern nicht mangelt), sondern­­­ die öster­­­reichische Steuerpolitit. Die enorme Erhöhung der indirekten Steuern, die riesige Zunahme der zahlreichen Aufschläge jeder Art, sowie der Landes, Be­­­zirks- und Gemeindeumlagen, müssen­ als die unmittelbaren Ursachen des Pauperismus­ angesehen werden, welcher aus dem steierischen Unterland ein Pendant zu den Hungerdistrikten des Karstbodens und des Erzgebirges ge­­­­macht hat.“ Von der ungarischen Steuerpolitik ist dasselbe zu jagen, und deshalb: gleiche Ursachen, gleiche Wirkungen. Ein beinahe rührender Eifer wird in der griechischen Frage vom französischen Ministerium des Auswärtigen entwickelt.Die telegrafischen Berichte aus Paris sind dabeiponl der frühesten Zuversicht auf die friedliche­­­ Beilegung.Kaum hat der französische Minister die Erfahrung gemacht,daß­­­ seine Note vom 24.December v.J.den«g«erwünschten Erfolg nicht gehabt hat«ebenso wenig die Pressionen­«seines Gesandten in Athen,als er gleich einen in Athen zu unternehmenden,,Kollektivschritt«der Mächte in Anre­­­gung bringt,um dadurch Griechenland zur Anrufung eines euwpäischen Schiedsgerichtes zu veranlassen.Bis­ zur Stunde liegt keine bestimmte Nach­­­­richt vor inwieweit die Mächte auf diesen neuen Vorschlag eingegangen sind. Die griechischen Journale melden jedoch,das Schiedsgericht sei von der griechischen Regierung verworfen worden,und billigen sämmt sich diese Ver­­­werfen­ Neben dem freundlichen Zureden an Griechenland,wird zugleich den­­­ Griechen die militärische Superiorität der Türken als Schreckbild vorgehalten. Zum Krieg führen gehören aber bekanntlich,und da nützt auch die größte sostige Tapferkeit nichts,vor Allem drei Dinge,nämlich Geld und wiederum Geld,und diese Dinge gehen nun den Türken gründlich ab.Die Finanznoth hat in Konstantinopel den höchsten Grad erreicht,in dem die türkische Regierung es nun auch mit dan anichers in Galata verdorbenl­ Gar erbauliche Dinge sind überhaupt diesbezüglich zu lesen.Said Pascha,welcher vor zwei Jahren nicht ohne eine gewisse Grandezza erklärt hatte,die Türkei braucht keinen Kredit,ist jetzt genöthigt,bei allen finanziellen Etablissements in Galata anzuklopfen.In den Provinzen hat man nicht nur die diesjährigen,sondern auch­ d­ie Steuern für das kommende Jahr auf die strengste Weise eingetrieben, zum Theil mit kläglichem Erfolg.Anatolien hat trotz der reichen Ernte nur wenig aufbringen können,weil die einzelnen Gemeinden durch die Ansiedlung von Flüchtlingem von Tscherkessen und Lazen,vollständig erschöpft sind und in Folge des Räuberunwesens der Binnenhandel nahezu aufgehört hat.Man hat sogar an einzelnen Orten den Bauern die kein Kupfergeschirr nach b­e­­­saßen,das irdene Kochgeräth konfiscirt. Ans Janina wird geschriebenz»Auf telegrafische Weisung aus Kon­­­stant­inopol ließ der Vali eine Offert-Ausschreibung fü­r die Lieferung von Lebensmitteln für vierzehn Infanterie-Bataillone verlautbaren,die von Kreisw­­­­assende zunächst hier eintreffen sollten.Die persönlich Aufgeforderten erklärten indes,daß sie sich nur dann zu diesem Lieferungsgeschäft h­erbeilassen könnten, wenn eines der europäischen Bank-Institute die Garantie für die Zahlung übernehme.Da die Pforte eine solche Vertrags-Verpflichtung nicht­ eingehen konnte,wurde vorläufig die Wiehersendung der vierzehn Bataillone ver­­­­oben.« Fünfhundert Rechts,die ihren rückständigen Sold und Kleidung ver­­­langten,sollten durch 300 tscherkessische Reiter zur Raison gebracht werden. Al die Rechts­­linie von Kenntniß erhielten, übergaben sie ihre Waffen den Offizieren und desertirten dann fammt und sonders.­­­ Die Eröffnung der französischen Kammer wurde von einem Mit­­­gliede der äußersten Linken, der seitens der monarchischen Rechten unterfragt wurde, zur Einbringung des Antrages bewußt, die sofortige Vornahme der Präsidentenwahl vorzunehmen, um Lambetta, dessen Anhänger in geringer Anzahl erschienen waren, zu stürzen. Nach­ einer turbulenten Sagung wurde indes die Vertagung bis zum 20. Januar angenommen. Der Minister des Innern theilte im Ministerrathe mit, daß die Meldungen der Präfekten über das Ergebniß der Municipalwahlen einstimmig sonstatirten, wie die republi­­­kanische Idee Fortschritte mache. E­­inheit. =, Der englische Staatssekretär für die Kolonnen empang dieser Tage eine Deputation der Mitglieder der Friedensgesellschaft,welche die Wider­­­herstellung der Unabhängigkeit des TranslvaalH Lyndks erbat. Der Staatssekretär antwortete unter Hinweis auf die Schwierigkeit der Lage, daß er seine Zusage machen künne; mein aber bie Boerd selbst den ferneren­­­ Widerstand gegen die britischen Truppen aufgäben, so wäre irgend­­ein­­er­­­Die Regierung habe sein Verlangen, Die Boerd zu ben sie würde sich glücklich schlagen, einen Weg zur Verföhnung zu Eine Deputation der „vorgeschrittenen Liberalen“ des Unterhauses war bei Gladstone, um ihm zu erklären, zur Befriedigung Irlands­­­ müsse seine Sandbill absolut einen vollständigen Plan zur Schaffung bäuerlicher Eigen­­­thümer enthalten. Der Premierminister verrieth der Deputation nicht, den Das über die agrarischen Verbrechen in Irland publi­­­eirte Blaubuch mweist 179 Verbrechen gegen die Person, 210 Brandlegungen und eine ungeheuere Anzahl kleinerer Verbrechen aus, sch s rangement möglich. kriegen; e . feinem Plane. en en enrrT S r e nenre ee Paare « bin.” fcherzend. „Aber du sollst dein Funftverständiges Urtheil abgeben, wenn ich fertig g­­edwine zögerte trotzdem,,Wenn Jeremy inzwischenkommt?« fragte sie ungewiß. — „Weiß er von dir —?“ warf der Fremde eilig ein. — „Net, er hat meiner Mutter vor ihrem Tode gelobt, mich nie zur befragen oder in ich zu bringen.“ — „Und er hegt seine Muthmaßung?” — „Keine“: Der Freunde fan einen Moment nahh, „Gut,“ sagte er, „halte ihn, wenn es fommi, nur ab, dieses Bimmter zu betreten, bis ich es verlassen habe. Bei ihm bleiben muß ich um jeden Preis; es gibt Feinen Sußtritt in London außerhalb dieses Hauses, der mich, vor Verrath sicherte, und dann —“ Er murmelte das Andere in sich hinein, daß sie er nicht verstand. Sie­ ‚hatte sich jeden seiner Winfe, in denen einer Gottheit gefügt und ‚feine Wiünsche vollzogen, fast eh’ die Thite, barttad­ ändere." er sie ausgesprochen. Nun ging sie und schloß „Boriche ihn aus, tenn er kommt, wie er über den Stand der Dinge denkt,” rief der Fremde ihr nach, „vielleicht, daß ich meine Plan Sie bejahte und schritt über den Borplatz in den hintern Raum des Hauses.Dort überzeugte sie sich,daß die Thür wieder verschlossen sei,dann kam sie zurück,that vorne dasselbe und trat in’s Wo­hnzimm­er.Eine nach­­­denkliche Entschlossenheit,die ihr sonst nicht eigen war,lag in jeder ihrer­­­ Bewegung.Sie ließ die Vorhänge herab,zündete die Lampe an und setzte sich an den Tisch,das Haupt in die Hand gestützt,und so saß sie,als Taylor von ihr ungesehen an das Fenster trat und hineinblickte. »Ja,die Sünden der Vät»er erben sich fort bis in’5 vierte Glied»,« hatte Taylor feierlich gesagt,»und es liegt in der ewigen Weltgerechtigkeit daß die Kin­der Und Enkel der Väter Schuld entgelten müssen.Ich kann sie beklagen,m­­e ich diesen irre geleiteten König beklage; aber wenn ich es wein möchte,ich würde nicht wagen,mein Gewissen damit zu belasten,den welt geltenden Arm der Vorsehung von seinem Haupte zurü­ckzuhaltens.Es ist dieseit der Sündfluth,und das Blut,das sie so oft vergonen,wird gegen sie beschworen,die Jahrhunderte alten düstern Flecken dieses Geschlechtes ab­­­zuwaschen.Wer das Schwert zieht,soll durch das Schwert umkommen, aber wehe Denen,die aus Habgier und Eigennutz die Hand wider den Gesalbten erheben!« (fortsehung fo­lgt.)- - —­­­ Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 15. Januar 1881. Neo. 2152 Ein Bild in Bauerntracht. Aus den Bekenntnissen und Zeugnissen eines lebenden Pfarrers. (Fortsetzung aus Nr.2151.) Ich ließ der Bruderschaft ihre Artikel bald nach meinem Amtstritte vorlesen und gab zu verstehen,daß ich über Einhaltung aller darin aufge­­­zeichneten Gebote wachen und eine Uebertretung derselben niemals unbestraft lassen werde.Der Wirthshausbesuch und Wirthshaustanz,wie auch alles Kartenspiel wurde eindringlich verboten.Auffallend war mir ein neuer Ar­­­tikel im Bruderschaftsstatut,wodurch von der Adventszeit bis zu Ende der zweiten Epiphaniaswoche selbst in einem Privathause jeder öffentliche Tanz der konfirmirten Jugend verboten wurde.Ich erfuhr,daß unter dem Pfarr­­­amte des unvergeßlichen Pfarrers Bergleiter diese Bestimmung aufgenommen sei,weil in dieser Zeit die Verlobungen stattfänden und es sich oft ereignet habe,daß die Bräute bei dem öffentlichen Tanze mehr die besten Tänzer als den eigenen Bräutigam bevorzugt hätten,weil zu Eifersuchtsscenen,Balgereien und Messerstichen geführt hätte.Gegen diesen Artikel wurde jedoch gar gerne gesündigt und die Jugend wußte sich auch ohne die vorgeschriebene knecht­­­väterlichelieberwachung im Verborgenen ihre Tanzbelustigungen zu ermög­­­lichen.Am 2.Christfesttage des Jahres 1863 kam ich eben um die abend­­­liche Betglockenstunde von einem Hausbesuche heim und merkte,daß mehrere konfirmirte Mädchen meiner Begegnung auswichen,statt wie bisher mit zu­­­traulichem Gruße heranzukommen und den hier noch ü­blichen Handkuß zu geben-Die Sache erregte Verdacht in mir und ich rief eine ebenfalls zum Ausweichen sich anschickende,holde Maid zu mir heran,wurde durch ihre feuerrothen,über Gebühr erglühenden Wangen überrascht und fragte,in welcher Arbeit man sich an solchen winterlichen Feiertagen so sehr erhitzen könne?Nicht gar schwer kam es zum Geständniß,daß Bruder-und Schmester­­­schaft i 111 Hauchr.zu einer Tanzbelustigung versammelt seien.Ich lenkte meine Schritter dem bezeichneten Hanse und fand die lustige Gesell­­­schaft noch ziemlich nuzerstreut beieinander­ und fragte,ob sie die Artikel des Bruderschaftsstatuts also respektirte?Darauf schickle ich sie mit ernster Rüge nach Hause und warnte sie ernstlich vor der Fortsetzung des in dieser Zeit verbotenen Vergnisgetts. Als ich spätnachlol ihr Nachts Inidianette gelegt hatte,stieg plötzlich in mird diedanke auf:Sollte nicht die tanzlustige Jugend das verbotene Vergnügen fortzusetzen sich erkühnt haben in der Meinung,daß nunmehr der Herr Vater schlafen gegangen sei?Dieser Gedanke gab mir keine Ruhe,bis ich umit Uhr mich aus dem Bette erhob,schnell in die Kleider steckte und auf da weg zum Tanzhaufe begab,aus welchem mir schon von Weitem her die schrillen Töne der Zigeunervioline,der­ backen­­­blähenden Clarinette und der heiseren Trompete entgegenklangen.Unvermerkt trat ich unter die bei meinem Anblick erschrockenen Tänzer ein,gebotden Musikanten Schweigen und rief,in donnerndem Tone:,,So folgt ihreuern Vorgesetzten?«Und mit dem Befehl:»Fort von hier im Augenblick!«hob ic­ mein spanisches Rohr und die schuldige Rotte stürzte in eiligstem Ge­­­drä­nge zur Thüre hinaus,sodaß der Hausherr jammertet»Sie drücken mir den Ofen ein und die Thüre aus den Angeln!«»Mögen sie nicht nur den Ofen,sondern auch die Wände eines Hauses auseinandertreiben,dessen Haus­­­vater die Jugend zu verbotenen Dingen lockt,um ihr dabei seinen Wein auszuschänken und dadurch zugleich gegen die Weinpachtordnung der­ Gemeinde zu verstoßen.«Tags darauf wurden die Knechtväter aufgefordert,Am­t zu handeln und dem Gesetze Achtung zu verschaffen. Auch von der winterlichen Spinnstube der Jugend hatte mir mein Kirchenvater gesagt,daß es darin nicht immer ganz anständig zugehe,indem manche Hausväter,in deren Häusern der Reihe nach die jugendlichen Spin­­­nerinnen beisammensäßen,sich zu entfernen pflegten und die Aufsicht den Hausmüttern überließen,was zur Folge hätte,daß von manchem frechen Buben sodann die Kerze gelöscht werde,um dem Sprichwort Geltung zu verschaffen:»Jm­ Dunkeln ist gut munkeln!« · Ich ordnete an,daß mir an­ jedem Sonntage im Voraus­ gemeldet werden müßte,in welchen Häusern die kommende Woche hindurch die Spinn­­­stube gehalten werden würde,damit ich an jedem Abend in der Lage sei, die Zusammenkünfte zu besuchen und über anständiges Benehmen in denselben zu waschen.Es geschah.Doch hielt die ungläubige Jugend keine in Aus­­­sicht gestellten Besuche für bloßes Schreckpulver,wodurch sie sich wenig ein­­­schüchtern ließ.Sie machten sich einen Spaß damit,klopften an,verkleideten sich gar in schwarze Tracht,um sodann ihrem tollen Gelächter freien Lauf zulassen.Eines Abends aber geschah es anders;ich kam ziemlich spät und unbemerkt in eine Spinnstubenthür,hörte,wie sie drinnen sagten 2,,Er möge nur kommen,er hat hier nichts zu suchen«,als ich plötzlich eintrat mit den Worten:,,Doch!doch!ihr Lieben.Er hat hier etwas zu suchen—den feinen Anstand und ein geziemendeg­enehmen der Jugend in Worten und Thater denn ei isteuer Wächter,der da Rechenschaft geben soll!«Tiefes Stillschweigen herrschte alsbald im Kreise,manchem Mädchen war die Spindel zum Fußboden gefallen,ohne daß es dieselbe aufhob,einige Burschen,die­ vergessen hatten,bei ihrem Eintritte die Kappe vom Haupte zu nehmen,rissen­­­sie nun plötzlich herunter,andere hüllten sich in ihre mitgebrachten Schaf­­­pelze,um nicht erkannt zu werden.Ich befahl,die grobe Hülle abzulegen, offenes Antlitz zu zeigen und in Zukunft die Starihexe zu Hause zu lassen, da er warm genug in der Spinnstube sei auch ohne dieselben, und ließ sie darauf ein Lied anstimmen. Der anwesenden Hausfrau trug ich auf, ihrem Eheheren zu sagen, daß er seine Pflicht ge­wesen wäre, dieten Abend in seinem Hause die Stelle aller übrigen Familienbäter zu vertreten, deren Kinder in seinem Hause versammelt feiern. Das jet theures Gut — theures Gut bedü­rfe sorgfältiger Obhut. Bald darauf vermochte ich das Presbyterium zum Beischluffe zu bewegen, daß über die Anwesenheit der Hausväter während der Spinnversammlung der Jugend eine Bestimmung in das Nachbarschafts­­­statut aufgenommen werde. Ebenso ward beschlossen, daß die Spinnstuben nach 10 Uhr zu schließen seien, und die Mädchen unbegleitet von den Burschen nach Hause zu eilen hätten, ehe ihre Eltern zu Bette gegangen feiern. Denn­­­ eigentlich dürfte sein Vater zu Bette gehen, ehe er sein Kind zu Hause miffe. Ich hatte nämlich in einer mondh­ellen Winternacht spät aus Hermannstadt heimtfehrend und um 12 Uhr Nachts dur, die Gaffen fahrend mehrere jugendliche Baare in Gaffenthüren und Winkeln einsam stehend wahrgenommen, was mir nicht nur bedenklich, sondern mit guter Zucht und Sitte uner­­­­einbar schien. Dein braver Kirchenvater, der­ überhaupt etwas von den alten Cen­­­soren in Mom­­ar sich zu tragen schien, hatte den $ 33 unserer Kirchenver­­­fassung, wonach die Kirchenältesten für ge­wisterhafte Kinderzucht und frommen Lebenswandel der Gemeindeglieder zu sorgen haben, bei sich in Fleisch und­­­ Blut übergehen haffen und unterfragte mich in der Seelssorge mit allen Kräften. Er teilte mir mit, wo im den Häusern von undanfbaren oder rohen Kindern, Söhnen und Töchtern das vierte Gebot mißachtet und insonderheit schwache Greife und­ verwittwete Mütter vernachlässigt oder gar arger Miß­­­handlung ausgefeßt wären. Auf feinen Fingerzeig machte ich bei einem 70- jährigen reife einen Krankenbesuch und fand denselben in sehr schmuczigen, lange nicht gereinigten Bettzeug Tiegen, hörte aus seinem Munde die bittere Klage, daß seine Teibhaftige, im Hause wohnende Tochter ihm seine Speise zubereite und­ ihn ohne alle Liebende Pflege sich selber überlasfe. Tiefergriffen von solcher Herzlosigkeit einer Tochter, rief ich Dieselbe vor mich, redete ihr in’s Gewilsen, mahnte sie an Gottes Gebot und sprach die zuversichtliche Erwartung aus, daß ich bei meinem nächsten Besuch beisere Einbrücke nach Hause nehmen werde. Das Gerücht von diesen meinen D Be­­­suche ging wie ein Lauffeuer durch die Gemeinde und bewirkte, daß ich später selten bei einem Stanmfenbesuch etwas zu rügen fand. Noch entschiedener trat ich gegen zwei rohe Söhne vermwitweter Mütter auf, die sich erfrecht hatten, Hand am bie een zu legen, deren Brust sie gesängt, berem Mm sie ges­­­­­tragen, deren Hände sie zärtlich gestreichelt, die getreulich für sie gesorgt, ge­­­betet, sie in Krankheit gepflegt, ja diese ihre Mütter zu mißhandeln fi er­­­dreiftet hatten. Einen derselben rief ich vor und fragte ihn, was er wohl meine, tag sein eigener Vater gethan haben mwirde, wenn er gelebt und die Klage seiner Mutter vernommen? Wenn ich solche ruchlose That noch einmal von ihm höre, so wü­rde ich Vaterstelle an ihm vertreten und mich nicht scienen, mein spanisches Rohr auf feinem Rüden in tausend Splitter zu iragen. Die heilige Schrift sage, daß einem Kind, das die Mutter verspotte, die Naben am Bade die Augen aushaden sollen, und doch sei Spott nur ein Vergehen in Worten, nicht in thätlicher Mißhandlung. Daß ein Sohn seine Mutter schlagen künne, daran habe die heilige Schrift und ihre Ver­­­fasser nicht einmal gedacht, oder sie hätte für solche Frevelthat seine Strafe als groß genug bezeichnen künnen. Ich wüßte nur einen passenden biblischen Ausspruch über solche Frevel, der also lautet: „Bindet ihn an Händen und Füßen und werft ihn hinaus in die äußerste Finsterniß, wo sein wird Heulen und Zahnklappen !* Der andere Schandbube, vor welchem seine Mutter sie Nachts Hatte in den Keller flüchten müssen, entging meiner Strafpredigt und meinem Ge­­­richt, indem dessen Mutter mich bat, denselben für diesmal nicht vorzurufen, da er sie fußfällig und mit dem ernstesten Versprechen der Bellerung um Verzeihung gebeten habe, worauf te ihm wirklich verziehen und das Ver­­­sprechen gegeben Habe, auf dem Pfarrhofe Feine Anzeige zu machen. Ach sprach ihr offen meine Besorgniß aus, daß solche Nachsicht ihr vielleicht noch böse Früchte tragen werde, jedoch mit dem aufrichtigsten Wunsche, daß meine Prophezeiung nicht in Erfüllung gehe. (Sortregung folgt.) « Stimmen aus dem Publikum, Erklärung. Es ist mir von verschiedenen Seiten mitgetheilt worden, daß man mich mit dem im „Sieb.-Deutschen Tageblatt” Nr. 2147 erschienenen Artikel in einen Höchst unbeliebsamen Zusammenhang bringt. Dies veranlagt mich öffentlich zu erklären, daß ich fern von jedem wie immer gearteten Parteigeiste­­r mir Humanitätszweckk im Auge habe, und im Dienste der Wohlt­ätigkeit mein einziges und größtes Vergnügen finde. Darin liegt die Bürgschaft für meine Gesinmung, mit welcher ich schon im Autoxesse meiner Intention seiner Partei ergeben sein kann. Ich muß mir daher alle Kombinationen verbitten, welche in mir die Urheberin jenes peinlichen Artikels suchen, dem ich erachte Dies gerade zur als eine Ehrenbeleidigung. Gabriele Neugebauer. Anmerkung der Redaktion: Zur Orientirung unserer Leser bemerken wir, daß sich diese Erklärung auf die im „Pester Lloyd“ erschienene Demuniziation, welche sich gegen den Regimentk­ommandanten Heren Oberst. Gecz richtete (Vgl. „S.-D. Tagebl.“ Nr. 2147), bezieht. Danksagung. Allen Freunden und Bekannten, welche die leßte Ehre beim Begräbnis meines unvergeßlichen Gatten beziehungsweise Vaters eriwiesen haben, unseren innigsten Dan. [8059] Die trauernde Familie Theiß. Lofal: und Zages:Chronis. (Ernennungen.) Der f. u. Finanzminister hat den Finanzkoncipisten 1. Kaffe Josef Bergay zum Finanzsekretär 2. Klasse und zum Leiter des Kr­onstädter f. u. Gebührenbemessungsamtes ernannt. Dom fgl. ung. Justizminister wurde Josef Szilagyi, Kanzlist beim Großfoffer Komitatsamt zum Kanzlisten beim Nepfer Königl. Bezirksgericht ernannt. (Transferirungen.) Der k. u. Justizm­inister hat den Grundbuchs­­­führer des Mühlbacher f. Bezirksgerichts Friedrich Roos zum Hermannstädter f. Gerichtshof, und den Grundbuchsführer - Adjunkten des Hermannstädter fgl. Gerichtshofs Bela Krapnay zum Miühlbächer königl. Bezirksgericht tranzferirt. (Frauen-Vereins- Ball) Den 5. Februar 1. 3. findet im Saale „zum röm. Kater“ der F­rauen-Vereins-Ball zur Unterftügung der evang. Mädchenschule in Hermannstadt statt. Wir Hoffen, daß auch dieses Jahr der Ball,sich der gewohnten Theilnahme erfreuen werde. Vormerfungen zu Logen werden bei der Unterzeichneten entgegengenommen. (Große Loge 4 fl., kleine Loge 3 fl.) Sosefine Bielz, Vereing-Vorsteheri­n. (Bereinsnachricht.) Die romanische Akademie der Wissenschaften hat die Zusendung des I. Bandes der „Quellen zur Geschichte Siebenbürgens“, welchen der Verein für siebenbürgische L­a­ndesfunde bekanntlich mit Mitteln der sächsischen Universität herausgegeben hat und unter andern auch ihr über­­­sandte, in dankenswertheiter Art damit beantwortet, daß sie dem Verein alle ihre bisherigen Publikationen zugerchtet und das Anerbieten gestellt hat, es möge für die Zukunft der Austausch der gegenseitigen Publikationen einge­­­leitet werden.­­­ (Predigten in den evangelischen Kirchen A. B.) Sonntag am 16. d. M. predigen: in der Pfarrkirche um 7 Uhr Stadtprediger Capesius, um 9­­ Uhr Stadtpfarrer Miller, in der Spitalskirche um 11 Uhr Stadt­­­prediger Ris­­ch. (In Kronstadt) wurde die in Folge der Vlattern über die höhere Mädchenschule verhängte Schulsperre aufgehoben. Die oberen Klasfen werden am 17. d. M. eröffnet, die unteren bleiben vorläufig noch geschlossen. (Zur Wolfsbe­wegung in der ev. Gemeinde zu Mühlbach.) Man j­reibt uns: Im Jahre 1880 wurden geboren 42 Knaben, 42 Mädchen, zusammen also 84 Kinder, um 7 mehr als im Vorjahre. Gestorben sind 34 Personen männlichen und 22 weiblichen Geschlechts, zusammen 56 B Personen, um eine mehr als im Vorjahre. Getraut wurden 13 Paare, um 6 weniger als 1879. Die Zahl der schulpflichtigen Kinder beträgt 322. Die Zahl der Schulbesuchenden übersteigt die der Schulpflichtigen um andert Halbhundert. Die Gemeinde zählt 987 Personen männlichen Geschlechtes und 1094 weiblichen Geschlechts, also zusammen 2081 Personen, Hat demnach um­ 23 Seelen mehr als im Vorjahre. (Die Rollezählung in Klausenburg) hat, someit fs bisher beurt­eilen läßt, eine Vermehrung der Einwohnerschaft ergeben. Diese wird — die Klausenburger Blätter behaupten — um beiläufig 3000 Seelen mehr betragen als bei der vorigen Vollszählung und jonach im Ganzen 30.000 Seelen aufweisen. Bei der Konstriktion haben sich blos 2 Individuen als konfessionslos bekannt., Daniel Jranyi, welcher damals gerade hier weilte, schrieb auf die Frage des Zählblättchens „welcher Religion“ als Antwort: „Gottesgläubig“. (Advofaten-Brüfungs- Kommission.) Zu Mitgliedern der ‚Advofaten-P­rüfungs-Kommiss­ion bei der Maroschvafarbeiter E. Gerichtstafel sind seitend des Justizministers der­­­ Oberanwalt Michael Sebestyen, die Richter der F. Gerichtstafel Karl Ferencz, Dr. Gabriel Endes, Wolfgang Deeft, Julius Bömches, Karl Flyes und Dr. Nikolaus Doja, dann die Kriagrichter Gabriel Fefete und Andreas Frink, schließlich der Gerichtspräsi­­­dent Dr. Ludwig Binder ernannt, seitens des Advokaten-Standes die Advo­­­katen Stefan Bias, Simon Cafutin, Achatius Darts, Zosef Blumenfeld, Adam Lazar, Dr. Johann Nagy, Mathäus Gri­i Bapp, Albert Ruti, Stefan Droßlau und Andreas Cozma gewählt worden. (Aus Hashag) wird und geschrieben. Die fährlichen Gemeindebürger von Haag schenkten im vergangenen Jahr zu Gunsten ihres Eichlichen Schulbaufonds die Summe von 243 fl. 34 fl. ö. B. und zwar 60 fl. in baarem Gelde, 183 fl. 34 fl. in verbind­­­lichen Kapitalien. Diese Schenkung ist um­­so werthvoller, weil sie das Era

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