Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Juli (Jahrgang 8, nr. 2289-2314)

1881-07-15 / nr. 2301

BE Sichenhacgsfich- Deufftpes Hermannstadt, Freitag 15. Iufi Redaction und Adminisration: Heltauergasse 23. Srfheint mit Ausnahme der Horn- und Leier­­­tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 kr., Halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung ins Haus, mit Bustellung 1 fl.,­3 fl, 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Bostversendung: Kür das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 fr, ER 7 fl., ganzjährig für das Ausland: vierteljährig 1_ RM. oder 12 Yes, Halbjährig 18 RR. oder 24 or ganzjährig 36 RM. oder Stea. Instantirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. N 2301. Nr. 23: in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Fr. Wilhelm Frank, Heinrich Zeidner,­­­ Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg C. F. Erler’s Buchhandlung, Bistritz Friedrich Wachs­­­mann Nr. 187, Sächsisch- Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter , C., H. Schalck, Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M Pränumerationen und Inserate übernehmen außer­­dem Hauptbureau, Heltauergasse 4. L. Daube , C. 1881. vK deuilleton. ie Entführung. Novelle 9 aan­­en (11. Zortfegung.) Erst am späten Abende, als die vielen Fremden sich entfernt hatten und die i­ndere Helgoländer Familie traulich bei­­einander saß, stellten sich die neuen Hausgenossen ihr vor. Sie wurden mit seiner einzigen zubring­­­lichen Frage belästigt, schienen es selbst aber doch für passend zu Halten einige Aufklärung über ihre Verhältnisse zu geben. Danach waren sie ein jungverheirathetes Ehepaar, das sich aus uner­­­wähnt bleibenden Gründen entschlossen Hatte, die Heimat zu verlassen und sich in Amerika eine Existenz zu gründen; vorher wollten sie aber noch­ einige Zeit auf Helgoland zubringen. Man sagte ihnen, sie könnten ihre Weiterreise, wenn sie es für gut befänden, in der Weise fortfegen, daß sie sich dur ein Helgoländer Fischerboot an Bord des vorübergehenden englischen Dampfers bringen ließen, und damit schienen sie auch sehr zu­­­frieden zu sein. « = Ga Herr Bergmann erkundigte sich lebhaft nach allen diesen Verhältnissen, wandte sich aber immer bald wieder seiner trauernden und leidenden Gattin zu, die sie sichtlich alle Mühe gab, ihre Saftung zu behaupten, und sprach ihr auf die liebevollste Weise zu; er sagte, sie sei körperlich leidend, aber die Helgoländer besaßen doch einen zu scharfen Eid, um sich dadurch täuschen zu lassen. · BT AL das Pärchen sich zur Ruhe begab, Marie und die übrigen Kinder des Hauses si entfernt hatten, äußerte der verständige, schon bejahrte Wirth zu seiner Wirthin, einer stilen, sanften Frau, die Fremden hätten doch wohl nicht ganz die Wahrheit gesprochen, aber er halte sie für solide, doch unglückiche Leute, denen man wohl Theilnahme schuldig sei. Kurz, mit ihren Wirthsleuten stellten sich die Fremden ganz gut, was allerdings nicht schwer war, und gewannen noch in deren Achtung dadurch, daß sie sich so still und zurückgezogen verhielten; es war augenscheinlich, daß sie nur für sich leben und alle Berührung mit anderen Premben vor- „Bei Gott, Laura," unterbrach sie der junge Mann hier ziemlich heftig, „der Priester, der den Segen über ein, wie ihm wohl bekannt sein mußte, so unnatürliches Bündniß aussprach, hat den frevelhaftesten Spott - Snfertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmonbzeile kostet beim einmaligen Einladen 7 tr, das z­weitemal je 6 Er., das drittemal je 5 kr. d. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 fr. Adolf Zay’s Programmırede. Gehalten in der Wählerversammlung zu Kronstadt am 19. Juni 1881. *) Geehrte Herrn Wahlbürger der Stadt Kronstadt! Sie haben soeben mit einhelligem Beischluffe an mich, den bereit ge­­­fürten Candidaten und bisherigen Vertreter des Oberländer Wahlfreifez, den ehrenvollen Ruf ergehen Lassen, während der kommenden drei Jahre die Stadt im ungarischen Neichstag zu vertreten. Bevor ich mich über Ihre Aufforderung erkläre, Lassen Sie uns ver­­­suchen, und darüber rar zu werden, was Sie von Ihrem Fünftigen Reichs­­­tagsabgeordneten fordern, und wie ich mir diesen Beruf vorstelle. Wenn wir die Aufgabe normiren wollen, die der Fünftige Abge­­ordnete der Stadt zu erfüllen Hat, so müssen wir einen Blick werfen auf die Lage des Staates, an dessen Erhaltung und Gestaltung auch wir mitzuwirken berufen sind. “ Als im Südosten Europc­s die drohenden Gewitterwolken,die seit lange schon den politischen Horizont um­lagert,zu theilweiser Entladung gelangten, da war auch an die alte Monarchie der Habsburger die Pflicht herangetreten, Stellung zu nehmen im Kampfe der Völker.Dies ist geschehen zum Theil ohne Wissen und Willen der verfassungsmäßigen Vertretungen,zum Theil unter planmäßiger Irreführung derselben,zum Theil endlich gegen deren aus­­­drücklichen Protest.Die bosnische Politik hat mehr Blut und mehr Geld gekostet,als ihre ehrgeizigen und skrupellosqurheber wohlgeahnt und gewollt. Dies,eine auf oktroyirte,verhängnisschwere Kriegsaktion,und die durch die völlige Gefährdung des in früheren Jahren mit anerkennenswerther Pflichttreue an­­­gestrebten und auch wirklich angebahnten Gleichgewichts im Staatshaushalte, ist der Schlüssel zu der heutigen,traurigen Lage in Ungarn.Denn um,eine solche Politik durchzuführen,mußte man von oben her eine Regierung auch weiterstützen,deren konstitutioneller Sinn und deren volkswirthschaftliches Gewissen über alle Skrupel erhaben und mit solcher Politik vereinbarlich waren— mochte sie dann auch im Innern des Staates die allerbedenklichste Mißwirthschaft treiben.(Lebhafte Zustimmung­)Die Regierung selbst aber hat nur eine Aufgabe gehabt,die Orientpolitik möglich zu machen und für dieselbe Geld zu beschaffen. Hiezu aber mußte sie sich um jeden Preis am Ruder erhalten — dies war ihr einziges Programm. Der Staat mit allen seinen Intitutionen , die Geregelung mit all’ ihren Berathungen und Beischlüffen, die Verwaltung mit all ihren Verfügungen und Amtshandlungen, war und ist unserer Ne­­­gierung nur ein Mittel zu diesem Bwed, zum Bed der Fortfristung ihres persönlichen Regimentes. So ist denn die Geießgebung der abgelaufenen Reichstagsperiode, ohne ideale staatliche Ziele, ohne ernstes Arbeitsprogramm, dazu verbannt gewesen, den momentanen Bedürfnissen, und Bweden einer solchen Regierung zu dienen, für den Bedarf des Ministeriums Si­earbeit zu machen, und durch einige Gelegenheits- und Berlegenheits­­­gesee­­n wenigstens den Schein zu wahren, als ob in Ungarn das Parlament nicht nur auf Ordre Steuern votirt und Ansehen bewilligt, nicht nur dem Ministerium immer neue Machtmittel schafft, sondern auch den Aufgaben des Staates durch organische Gehege Rechnung zu tragen versuche. (Lebhafter Beifall, u während die Regierung so, ohne Beruf und ohne Gewissen für den Staat aus dem offiziellen Ungarn ein einziges großes skrupelloses Kortessch- Yager gemacht, hat sie, um das Bolfsbemußtsein des leitenden Stammes zu täuschen und zu trösten über diese Leere und Sterilität, den unersätt­­­fichsten rücsichtslosesten Racenegoismus großgezogen, sie hat dem tief unzufriedenen und über solch’ pflichtvergessenes Regiment sittlich empörten Stamme der Magyaren zur Beschwichtigung den giftigen Taumel­­­feid des Chauvinismus dargeboten, — dies ist die ernsteste Gefahr, die das jenige Regime über den Staat und über den Stamm der Magyaren selbst heraufbescht woren, denn würde dieser wirflich — movor ihn sein guter Genius in Gnaden bewahren möge, den Gifttrank des Chauvinismus, der Hand­werfs­­­mäßigen Magyarisirung, des börsenmäßigen Seelenshadhers hinabstürzen . *) Vogl. Nr. 2284 des „Siebenb.-Deutschen Tagebt." die unvermeidliche trostlose Folge davon wäre das nationale delirium tremens. Denn je mehr man, um den Mangel an innerer Redenzkraft zu erregen von Außen — Alkohol zuführt, desto tiefer tinft der Organismus, je mehr man fremde, und nicht eben die besten Volkselemente sich unorganisch einverleibt, desto mehr wird der Stamm sich selbst entfremd­­et, je mehr man Renegaten anwirbt, desto mehr entartet die Nation — um das wäre ein tief zu betrauerndes Unglück nicht nur für die Magyaren, sondern für ganz Ungarn, und für die ganze Zukunft dieses Landes in den kommenden Jahrhunderten. (Lebhafte anhaltende Zustimmung.) So ist heute der ungarische Staat auf Fernwegen, gelähmt in seiner besten Kraft und tranf in seiner innern Entwiclung — wäre c8 dieser Lage gegenüber der Stadt Kronstadt und ihres Abgeordneten würdig zu sagen: seine Aufgabe ei, im Reichstag die Kronstädter 2­­ozialinteressen zu vertreten wäre e3 unserer würdig zu sagen: wir wollen nur hier eine blühende Dase der Kultur, der Verwaltung, der Wirthschaft gestalten, — da draußen im Staate mag die Wüste sein?! Nein, und dreimal nein! Die Stadt, die coronae ist, ein membrum sanctae die Stadt, die König Mathias einst eine Säule des Reiches genannt, die Stadt, die an der Grenze ziss­chen Abendland und Morgenland mit tausend lebensvollen Banden an den abendländischen Staat geknüpft und der äußerste Vorposten der westeuropäischen Kultur ist, dicht an der Grenze asiatischer Barbarei — die Stadt kann nicht engherzige Kirchthurmpositif treiben, sie muß sich fühlen als membrum coronae, sie muß mit Antheil nehmen und mit zu arbeiten trachten am Leben und am Beruf des Staates. Der Kronstädter Abgeordnete sol Staatsbürgerpolitif treiben, mit ihr wird er am Beten und am sichersten auch die Interessen und Bedürfnisse seiner eigenen Stadt und seines eigenen Stammes fördern und befriedigen. Denn die Interesssen dieser Stadt und unseres Stammes ind identisch mit den unwohlverstandenen Interessen des Staates — wollen wir ja da nichts anderes, als in einem gesunden, blühenden, unwohlverwalteten Staate Luft und Licht, Schirm und Förderung zu finden für unsere bürgerliche Arbeit und für unseren deutschen Stamm. (Allgem. Bustimmung.) Staatsbürgerpolitik und nicht Nationalitätenpolitik ist es denn auch, wenn wir fordern und fördern, daß der Staat ss selber wie­­­derfinde, daß er sich vor Allem wieder seiner Art und seines Berufes bewußt werde, daß er nicht zum Racenstaate entarte, sondern getreu dem Vermächtnisse seines großen Gründer, Stephan des Weisen, allen seinen Bölferstämmen ein gemeinsames Vaterland sei, und das Recht und die Frei­­­heit aller seiner Söhne zur Entfaltung ihrer nationalen Kultur als Bürger dieses Staates anerkenne und scirme. Staatsbürgerpolitik ist es, wenn wir fordern, daß der Staat auch seinen verfassungsmäßigen Sinn wieder finde, daß nichts über die Köpfe der verfassungsmäßigen Vertretungs­­­körper hinaus geschehe; daß die Vertretungskörper ein unverfälschtes Spiegelbild der Anschauungen und Bedürfnisse der Bevölkerung werden; daß die Wahlen nicht weiter durch Versprechungen und Drohungen, der Miß­­­brauch, der Machtfülle der Staatsgewalt beeinflußt werden; daß man die Verdienste der Obergespane und aller Verwaltungsbeamten künftighin nicht nach der Anzahl der von ihnen ergatterten Wahlbezirke, sondern nach ihrer Fähigkeit und Züchtigkeit zur Erfassung und Erfüllung des echten Berufs der Verwaltung abshäge; daß der schmähliche Servilismus und die Liebedienerei, die in so vielen Schichten nicht nur der Beamtenwelt um sich greifen, wieder weichen dem pflichttreuen Amtsbewußtsein und dem männlich freien Bürgerbewußtsein; daß der öffentlichen Moral insbesondere in den den Machthabern zunächst stehenden Kreisen nicht weiter oder doch wenigstens nicht ungestraft ins Gesicht geschlagen werde — mit einem Wort, daß der Staat durch seine innere Natur und durch seine äußeren Ge­­­säße bestimmt werde, nicht aber durch die egoistischen Ziwerke, durch die Launen und Leidenschaften der Regierung. (Lebhafte Bestimmung.) Im Interesse des Staates müssen wir auch die Reform der Inner­­­verwaltung fordern, dem« nicht nur der schlechte Geist, der sie jebt erfüllt» meiden wollten; sie waren weder Frankheits- noch vergnügungshalber auf die Insel genommen, — eine bittere Nothwendigkeit mußte sie dahin geführt haben, und die biedern Insulaner betrachteten sie verhaln mit ganz anderen Augen, wie die großen Schaaren der sogenannten Badegäste; die Neugierde der Lebteren betreffs des seltsamen Paares wurde inbeffen von Seiten der Wirthsleute gewiß nicht befriedigt. Sehen wir am Tage nach dem Eintreffen ver­­meiden in eines der Zimmer, das sie bewohnten. Eine gewisse Beruhigung der Gemüther s­­cien schon eingetreten zu sein; die junge Frau vergoß wenigstens nicht mehr so viel Thränen, und der Mann zeigte in seinem ganzen Wesen eine Entschlossenheit, die zuweilen allerdings etwas Düsteres an sich hatte, indessen blieb er gleich zuvor­­­kommend und liebevoll gegen sie. Beide saßen auf dem Sopha, und sie hatte ihren schönen Armn um seinen Hals gelegt, mit unverkennbar tiefer Liebe und Hingebung blickte sie ihm in die Augen und schien damit alles Schmerzliche und Bittere fort­­nehmen zu wollen, was ihre Unterhaltung berühren mußte, „Sa, es waren entgeßliche Tage, die ich damals durchlebte!" fuhr sie mit gedämpfter Stimme, und von manchem schweren Seufzer unterbrochen, fort. „Jener sehredliche Mann warf die Masse, die er während einer kurzen Zeit angenommen hatte, gänzlich und in voliefter Weise ab, sobald er die Ueberzeugung gewonnen, daß sie mich nicht täuschen und er sich damit meine Liebe nicht gewinnen konnte. Noch in der Stunde boi unserer Trauung hatte ich ihm zum fetten Male auf den Knieen beschworen, nicht unwiderruflich ein Band zu knüpfen, wessen heilige Bedeutung hier auf ie gotteslästerlichste Weise entweiht werden sollte.. Er antwortete mir darauf mit heuchlerischer Herstellung, er liebe mich zu sehr, um mich aufgeben zu können, und ich würde ihn Lieben lernen, und unmittelbar darauf hielt er mir vor, daß der tiefste Schimpf meinen armen Diater treffen müßte, wenn ich mich vor Anderer Augen nur einen Moment lang schwach und unent­­­schlossen zeigen sollte.” auch die überlebte, ihren organischen Funktionen nicht entsprechende Form ist­­­, was unnsere Innerverwaltung heutigen Tages so beispiellos schlecht und unfähig macht. (Bestimmung.) Wenn der Staat einmal wieder seinem rein staatlichen Beruf zurücgegeben ist, dann können wir beruhigt zugeben, ja dann müüssen wir fordern, daß der Verwaltungsbeamte nicht mehr ein Geschöpf von heute auf morgen sei, sondern daß ihm sein Amt zum Lebensberuf und zum dauernden sicheren Vebengernwerb werde. Fachqualifikation, Stabilisirung des Amtes, eine fiberale Dienstpragmatik, die Pflichten und Rechte des Be­­­amten war und einsichtig normirt, eine Disziplinarordnung, die ihn vor der Willfir und den Launen der Vorgeregten fchtigt — das sind die Mittel, um mit der technisch foriesten Form auch einen besseren Geist in die­­­ Ver­­­waltung zu bringen und das Ansehen der Verwaltungsbeamten, das Vertrauen in deren Fähigkeit, Unabhängigkeit und Loyalität bei der Bevölkerung wesentlich zu steigern. Würde dann noch auch Verwaltungsgerichte dafür gesorgt, daß Kollisionen zwischen der Vollzugsgewalt und den Staatsbürgern vor einem unabhängigen richterlichen Serum unparteilsch geschlichtet würden — so steht zu hoffen, daß sich unsere Verwaltung aus ihrem jebigen „asiatischen” Zus­­­tand emporarbeiten und fünfzigh in ihrem Beruf, somit auch unseren Ver­­­waltungsinteressen Genüge Leisten werde. (Allgemeine Zustimmung.) Auch für das kulturelle Leben des Staates muß Fünfzighin mehr und einsichtiger gesorgt werden. Derselbe Staat, dem man die Aufgabe auf­­­oftroyirt hat, die Bosniaken mit dem ABE der gefitteten Europa’3 — und nebenbei auch ein wenig mit Kamm und Geife vertraut zu machen, derselbe Staat läßt in seinem eigenen Innern an kulturellem Wirken und Schaffen noch unendlich viel zu wünschen übrig. (So ist e&.) 3 ist insbesondere im Vergleich zum Militärbudget oder gar zur jährlichen Staats- Schulden-Binsenquote ohnehin ganz kläglich wenig, zwar der Staat aus Staats­­­mitteln zu Kulturzwecken verwendet,­­­ wie er­ verwendet, ist leider noch weit Häglicher. Denn da ist wieder der Racenegoismus und Kleinliche Racew­­­eifersucht ein Hemm miß kultureller Entwiclung. Erprobte Kräfte wurden, weil sie nicht dem Herrschenden Stamme angehören, und nicht Renegaten werden wollen, beseitigt und durch die allerproblematischesten Größen erfeßt, deren „Patriotismus” dann freilich, menn auch nicht immer ganz echt — in der Wolle gefärbt ist — auf Wissenschaftlichkeit kommt es dabei nur in rechter Linie an. — Was der Staat für kulturelle Umwede thun kann, muß er in geeigneterer Weise thun; insbesondere darf er nicht vergessen, daß er nicht nach modernen Theorien von irgend einem Dektrinär aus dem Nichts hervor­­­gezaubert, sondern in der Entwicklung von Jahrhunderten so geworden ist, wie er ist. Der Staat darf die Faktoren nicht zur Seite fchieben, die seit Jahrhunderten die Träger des geistigen und sittlichen Lebens gewesen, die Konfessionen, die diesen Beruf jederzeit treu und opferwillig erfüllt haben. Der Staat muß die Konfessionen auch fernerhin ungeschmälert lassen in ihrem Historischen Rechts- und Wirkungsfreife, ja er muß sie fördern und unterfragen in ihrer kulturellen Mission, und muß ihren Schulanstalten aus seinen eigenen Mitteln Das zuwenden, was noch erforderlich ist, damit sie den erhöhten Anforderungen der Neuzeit gewachsen seien. Das müßte der Staat aber nach dem Prinzipe der vollen Gleichberechtigung der K­onfessionen und mit voller Achtung der Nationalität der betreffenden Anstalt thun — eingevent defsen, daß er ihm ein Staatsgrundgesett zur Pflicht gemacht hat, dafü­r zu sorgen, daß jede Nationalität dort, wo sie in größerer Zahl zusammen­wohnt, in ihrer Muttersprache den Unterricht 618 zur Hochschule genieße. (Lebhafte allgemeine Zustimmung.) Staatsbürgerliche Politik ist es auch zu fordern, daß das wirth­­­schaftliche Leben Ungarn’s weniger vom nahren Fisfalismus und mehr von wirthschaftlichen Grundlagen geleitet werde. Es darf nicht weiter geduldet werden, daß die Steuergier der Regierung nicht nur die gesammten Früchte der schweren Arbeit des Volkes, sondern das nationale Arbeitskapital selbst angreife, daß ein ferupelloser Fisfalismus nehme, was er findet und two exil findet. Auch der Staat darf nicht ungestraft Naubbau treiben, auch der Staat muß sich nach der Dede streben. (Allgemeiner stürmischer Beifall.) Doch damit mit dem Heiligsten getrieben, und das Wort eines solchen Meenschen sollte Di für Deine ganze Lebenszeit gebunden haben?" „OD, mein theurer Harry, sprechen wir nicht über das echt, das Gott einem jeden Menschen in die Brust geschrieben hat; Der Schwur an heiliger Stelle, der einmal über meine Lippen gegangen war, mußte mich für die Eiwigkeit binden. Ich weiß, daß ich eine große Sünderin bin, daß ich des Himmels Gnade und die Achtung der Menschen eingebüßt habe, aber die heilige Liebe zu Dir, die nie einen Augenblick lang matter in meinem Rusen lodern konnte, Hat mir gebieterisch den Weg vorgezeichnet, den ich jekt ein« schlug, und wie ich dereinst um ihretwillen verzeihendes Erbarmen von Gott hoffe, der sie mir in mein Herz gelegt hat, so soll sie mich auch hier schon allen Anfeindungen und Gefahren gegenüber starr machen.“ „Und möge der Gott, zu dem Du dieses fromme Vertrauen hegft, theure Laura," fette er, sie zärtlich an seine Brust preffend, Hinzu, „alle Verantwortung für Selbsthilfe, die wir ung­­erlaubt haben, auf mich über­­­tragen, weiß er doch, daß nur die grausamsten Qualen auch noch fernerhin, geduldig sterbend, ertragen Haben wirbeft, wenn meine Leberregung Dich nit bewogen hätte, bieten schweren Weg einer unmatürlichen Pflicht zu verlassen !” „" nein, nein, Harry!" rief sie mit lebhafter Nengstlichkeit. — „ich trage feine geringere, wohl noch eine schwerere Schuld als Du, und ich will auch meinen Theil der Strafe dafür auf mich nehmen!" „Du hast schon genug gelitten, auımes Kind! — Ich freilich auch! — Hoffen wir, daß uns eine glückichere Zukunft entschädige, und sie wird uns, wenn auch nur unter den bescheidensten äußeren Verhältnissen, erblühen, wenn erst das weite Meer zwischen ihr und der entseglichen Vergangenheit liegt, die wir für immer darin begraben müssen. Wir lassen nichts Liebes und Werthes in der alten Welt zurück, wir nehmen nichts aus ihr mit als unsere Liebe, unsere Hoffnung und die jugendliche Kraft, die nicht an der Gründung einer neuen Existenz verzweifelt. Arm und dennoch unendlich weich in uns selbst, werden wir den Boden Amerifa’s betreten, und mein liebes, gutes Weib, ich will drüben so fleißig und unermüdlich für Dich arbeiten, gleichviel in welcher Weise, daß Niemand den leichtsinnigen Lieutenant von Preiß in mir mwiederkennen soll.“ ?! _

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