Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. Oktober (Jahrgang 8, nr. 2368-2393)

1881-10-14 / nr. 2379

.­­­­­­ « Seite 954 Hermannstadt, Freitag denn er hat beinahe den Anschein als ob jedes halbwegs größere Blatt in Oesterreich-Ungarn seinen aparten Minister des Auswärtigen Haben müßen. Wenn man einer­ Mittheilung der „N. fr. Presse" Glauben sdhenten kann, so wäre übrigens die Entscheidung über den Nachfolger des Baron Haymerle­­y in der aller­­nächsten­ Zeit zu­­­ gewärtigen. Die Verhandlungen in­­­­ieser Richtung sollen bereit im Fluße sein, und stünde auch die schleunige Rüc­­­kehr Sr. Majestät mit der Ordnung dieser Angelegenheit im Zusammen­­­hange. Von der Persönlichkeit, auf­ welche die Wahl falle, schreibt das er­­­wähnte Blatt weiter, und insbesondere davon, ob­ diese Persönlichkeit eine parlamentarisch geschulte sei oder nicht, werde es abhängen, ob die Delega­­­tionen an dem für Ende Oktober festgelegten Termine zusammentreten oder ob die Sefion derselben auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werde. . An Rettungsstimmen über das Hinscheiden Baron Haymerle’s führen wir no an, was die „Norddeutsche Allg. Big“ in Nachstehendem sagt: „Der Den Tod Ha­ymerle’z ist ein Ereigniß, welches nicht verfehlen wird, die aufrichtigste Theilnahme aller Kreise zu erwecken, mit denen er in Ver­eht gestanden. Die intime Freundschaft, welche Deutschland mit Oesterreich-Ungarn verbindet, deren sorgsame Pflege eine der vornehmsten Aufgaben des Dahingeschiedenen bildete, läßt uns seinen Hintritt als einen Berlust empfinden, der Deutschland kaum weniger schmerzlich berührt, als den benachbarten Bundesgenossen selber !“ Der Reichstag in Beit, in welchen am 12. d. die Adreßdebatte begonnen hat, ist im Refise auch­ eines vierten Adres-Entwurfes, den die „Vereinigte Opposition“ eingebracht und der B. Grünwald zum Berfasser hat. Wir nehmen, wenn auch nur auszugsweise, Art von derselben. Die Adresse spricht die aufrichtigste Anhänglichkeit aus und fügt bei: „Aber je größer unser in Die BL und in die Weisheit Curer Majestät gelegtes DBertrauen i­, mit um so größerer Aufrichtigkeit und Offenheit müssen wir unsere Ansichten über die Lage des Vaterlandes aussprechen.“ Die Friedensversicherung in der Thronrede nimmt die gemäßigte Op­­­atis mit größter Freude zur Kenntniß. Bei dieser Gelegenheit berührt­­­e Adresse die Verhältnisse der Armee und sagt: „Mit Bereitwilligkeit hat das Land die schweren Opfer zur Organisirung und Erhaltung der Armee , mit Freude und Anerkennung begrüßte es alle Symptome ihrer Zwiclung. Damit sie aber ihrem Berufe entsprechen künne, halten­ wir es für nothwendig, daß die Armee als einer der integrirenden Theile des Staats-Organismus von der Achtung der konstitutionelen Institutionen des Landes durchdrungen sei; denn nur so kann Harmonie zwischen der Nation und der Armee erreicht werden, welche eine Bedingung der erfolgreichen Vertheidigung von Thron und Vaterland bildet. Einzelne in jüngster Zeit­­­ vorgekommene Vorfälle gefährden die Harmonie, darum erachten wir eine Verfügung für nothwendig , welche in den Kreisen der Armee die Achtung vor der Verfassung sichert.“ Die Angelegenheit betrefft Fiumes wird mit Befriedigung zur Kennt­­­niß genommen und die Reorganisirung des Oberhauses als sinnbedingt noth­­­wendig eingestellt. Die Versprechungen der Thronrede betreff3 der Rechts­­­pflege, der Finanzverwaltung, der Volkswirthschaft und Administration werden als Allgemeinheiten, welche jedes bestimmten Inhaltes entbehren, oder als fragmentarische Verfügungen eingestellt, welche seinerlei Gewähr für die Interessen des Staates bieten können. Die Finanzverhältnisse findet die Adresse Höchst betrübend und nicht so beruhigend, wie die Thronrede sie darstellt. Die gemäßigte Opposition weist auf das fortwährend mach­­­tende Defizit hin und mahnt zur Sparsamkeit in den Ausgaben. Ferner wünscht die Adresse die Inangriffnahme der Wasser-Schugbauten in Nieder­­­ungarn, Verhinderung der Auswanderungen durch ein zweckmäßiges Kolonisationssyften, Organisirung­ des Kreditsyftens, Maßnahmen gegen den Wu­cher, Ge­werbeorganisation, Hebung der Arbeitskraft in allen Zweigen der Produktion und Verbesserung der Kommunikation, besonders der Wasser­­­wege. Außerdem fordert die gemäßigte Opposition Revision und Verbesse­­­rung des Holltarifes, Regelung des strafrechtlichen Verfahrens und Hebung des Schulwesens. In der Verwaltung fordert die Opposition eine gründ­­­lie Reorganisation. Von seiner Reise in Deuts­­cland ist Gambetta,wie eine Pariser Meldung lautet,am 10.d.Abens nach Pariss zurückgekehrt.Um diese Reise hat sich schnell ein förmlicher Sagenkreis gebildet,und ob Gambetta mit dem Fürsten Bismarck eine Zusammenkunft gehabt habe oder nicht, ist Gegenstand der lebhaftesten Kontroverse in der Presse.Der National- Zeitung«zufolge wird mit Nachdruck behauptet,"daß Gambetta in Varzin gewesen sei.Es fehle nicht an Personen,welche Gambetta auch in Berlin gesehen haben wollen.Die»Vossische Zeitung«enthielt ein Telegram­m aus Hamburg,wonach zufolge der Mittheilung des Wirthes des dortigen »Hotel Petersbour­g«Gambetta vom 22.bis 26.September in­ dies­em Hotel gewohnt hätte und am 26.in der Richtung nach Lübeck(also vielleicht arzin)weitergefahren wäre.Er sei inkognito mit dem Advokaten Massabie und dessen Schwester gereist.Der Redakteur der»Desdener Nachrichten« will Gambetta in Dresden gesprochen haben.Er theilt mit,daß Gambetta in Kaarzin gewesen sei,und als Gambetta darin verlassen,habe er gewußt, daß Bismarck seinem Regiment kein Hinderni in den Weg lege,Deutsch­­­land sich nicht in die inneren Verhältnisse Frankreichs mische,vielmehr an sie an eines unparteilichen aber aufmerksamen Beobachters sich beschrän­­­en würde. «­­­Berliner politische Persönlichkeiten erklärten übrigens­ eine Zusammen­­­kunft Gambetteks mit dem Fürsten Bismarck nicht für unmöglich.Dagegen deutschen Botschaft in Paris in Beziehung steht. Folgendes­­­ bemerkte die „französische Corres­­ondenz“,­­­ welche bekanntlich­­en der „Die in einigen auswärtigen Blättern lpufenden Gerüchte von dem Projekte einer persönlichen Begegnung zwischen dem Fürsten Bismard und Herrn Gam­­­betta entbehren, wie wir ein- für­ allemal erklären können, jedes thatsächlichen ‚Inhaltes. Weder in Paris noch in Berlin ist von berufener Seite jemals auch nur die entfernteste Anregung zu einer solchen Entrevue gegeben worden. Man hat in der legten Zeit schon manche Zusammenkunft hoher Personen erfunden, aber wohl kaum eine zweck­sere, als diese nach Lage der Dinge wäre." Die in Mailand entdeckte Bombenverschwörung sol ein folosfaler Humbug sein. Der verhaftete Antonio Rensi war wirklich Gari­­­baldi’sscher Offizier; er ist aus P­illafranca bei Verona gebürtig, war eine Zeit lang Mitarbeiter der in Florenz eingegangenen Zeitung "Italia Nuova" und arbeite zuleßt al Corrector in der Druderei von Golfo und Roffi in Mailand, welche ihn wegen Unfähigkeit entließ, wodurch er total mittellos wurde. Es scheint, daß das Elend Nenft veranlaßte, der Polizei vorzuspiegeln, er habe die Fäden einer Verschwörung in den Händen, um so von der Polizei Geld zu erpressen. Gleichzeitig fabrizirte er, wahr­­­scheinlich mit Hilfe Anderer, eiserne primitive Hülfen mit Zündapparat, welche er während des Königs Aufenthalt nach Venedig fchiden wollte, indem er mittlerweile selbst die Polizei von dem bevorstehenden Attentate unterrichtete. Die Polizei scheint in die Schlinge gefallen zu sein und die Sache für Ernst genommen zu­ haben. Der Sultan zeigt England und Frankreich einen nicht erwarteten Muth. In Folge der Nachricht, daß Frankreich und England je ein Panzerschiff nach Eg­ypten entsenden, wurden die Herren Zongeville und Sandiffon, Dragomans der französischen und der englischen Botschaft, in das kaiserliche Palais entboten. Der Sultan ließ ihnen sagen, daß, nachdem die ‚Ordnung und der Status quo in Egypten wieder hergestellt sind, diese Demonstration unnüß sei, und verlangte von den Botschaftern Z­iffot und Lord Dufferin, daß sie die Entsendung der Panzerschiffe suspen­­­diren sollen. In England will man das Verhalten der Pforte in der ägyptischen Frage auf deutsche Einflüsse zurücführen. W­­­­­IX. Zwei Mädchen gingen in der Dämmerstunde eines regnerischen Tages in einem ziemlich dunklen Corrivor des Pensionates von St. Katharine auf und ab. Die Bäume auf dem Spielplage bogen und neigten ihre Zweige und stöhnten im Winde, als ob in jedem eine wohrsagende Dryade einge­ fohloffen wäre. Die beiden Mädchen hielten sich im Gehen, nach der Weife ihres Geschlechtes und Alters, mit den Armen umschlungen und sahen recht betrübt aus. Die Jüngere war in einem Weifeanzuge und hielt ihren Hut in der Hand. Ihrem ganzen Aussehen nach schien sie Demanden zu em­partett. Kor­­­st das ein Wagen, Sibyl?" rief sie jegt und rief zu einem Renster am Ende des Corridore. „Wie der Wind heute Abend, braust! man hört nichts, als das Rauschen der Zweige und das Stöhnen der Refte Warum fommt mein V­ormund nicht?“ „Es fehlt noch eine Halbe Sünde von sechs," erwiderte die Andere, Be Sibhl" genannt worden war, ein Mäpchen mit großen, duntlen Augen umb einem Teint wie Sammet. „Du scheinst Dich sehr fortzufehnen, Paulette. Du wirst mich bei diesem V­ormund und in seiner schönen Heimat in March­­­land in einer Woche vergessen. Ich hoffe, Du wirst ihn nicht gar heirathen, wie es so viele Heldinen in den Romanen thun!“ · Die Gefragte starrte durch das Fenster — Paulette Bale — General Buik­es Mündel, — zwei Jahre älter, als damals, als wir sie zuerst saben, größer, nun volle achtzehn Jahre alt. Die Gestalt war noch klein, aber in der ganzen Erscheinung voll der wunderbaren Anmuth, welche einst in dem Schauspielgaufe zu Boston das Publikum bezauberte. Sie hatte auch das blühend weiße und rosige Gesichtchen, die Schmachtenden Schwarzen Augen von einst und das goldig schimmernde Haar. Aber ihre Schönheit war doch etwas verändert,­­­ es war nicht länger die eines Kindes, sondern wie einer freigen, selbstbewußten, glänzenden jungen Dame. „Voruund heirathen!" rief sie mit einem fröhlichen Laden. „Ma­­chere, er ist siebenzig Jahre alt — ein Patriarch — aber, o, groß und zufällig warst Du stets abwesend, aufrecht und starr wie ein alter Löwe, wenn er bieher kam, mich zu besuchen.“ (F­ortfegung folgt.) Siebenbürgisch-Deutschs Tageblatt. 14. Oktober 1881.­­­ Neo. 2379 S Korrespondenzen. Kronstadt, 10. Oktober. (Original-Korrespondenz des „Sieben­­­bürgisch-Deutschen Tageblattes".) [Musikalisches aus Kronstadt.] Soeben erhalten wir den gedruckten, sauber ausgestatteten Jahresbericht unseres zwei und zwanzigjährigen Gesangvereines über das Vereinsjahr vom 1. Juli 1880 bis 30. Juni 1881. Das gibt nun Gelegenheit, aus der glaubwürdigsten Duelle über Gedeihen und Fortentwickklung dieses Haupt­­­vertreters der Vokalmusik in unserer Vaterstadt Einiges mitzutheilen. Am 19. September 1880 veranstalteten die Sänger eine Fußparthie nach Rossenau, woselbst der Kronstädter und Zeidner Gesangsverein ab­­­wechselnd Lieder vortrugen. Lepterer besigt einen sehr tü­chtigen gemischten Chor, den Chormeister Wil organisirt hat. Nach­ dem Meittagessen wurde ie Burg besucht und besungen, und Abends bei gemiüchlicher Unterhaltung, die in einen muntern Tanz verlief, abermals ein Wettsingen angestellt. Am 10. Oktober 1880 fand die erste statutenmäßige Produktion statt. Bald darauf begann die Einübung der „Lustigen Weiber von Windsor“ von Nicolai, deren Aufführung für Anfang Mai 1881 festgelegt war. Fast Alles war vorbereitet, die Theaterproben hatten schon begonnen, als der Magistrat die zur Vorstellung in Aussicht genommene Bühne im Redouten­­­gebäude als feuer- und lebensgefährlich sperren ließ und so dem Publikum einen schönen Genuß vorenthielt, dem Verein aber beträchtlichen Schaden an ‚Zeit und Geld zufügte.­­­­ · Ebenso konnte die für,den­,13.November vorbereitete»musikalische Abendunterhaltung»nicht stattfinden,obwohl der Saal belegt und die Programme ausgeschickt warem weil der Vicegespan plötzlich der Blattern wegen nicht nur alle Schulen sperrte,sondern auch alle öffentlichen U­nters­­haltungen von Amts wegen einstellte Am 26.Dezember feierte der Verein,vorgreifend,im­ Engern seinen Sylvester mit deklamatorischen,sanglichen und bildlichen Leistungen,strah­­­lendem Christbaum und Christgeschenk.Diesmal wurden nicht die einzelnen Sänger,sondern der Verein als solcher,und zwar mit einem schönen Trinks horn beschenkt.—— Die im November»vergeckte«musikalische Abendunterhaltung mit Tanz fand am 1.Febuuar 1881 statt. Am 5.März gab der Verein seine zweite statutenmäßige Pros­­duktion.Am 5.Juni wurde zu Ehren des in Kronstadt tagenden Gauver­­­bandes der siebenbürgischen Feuerw­ehren einerren-Juxabend losgelassen. Die Vorbereitungen zu diesem Juxaben,sowie die zahlreichen und dann,wie oben erwähnt,doch vergeblichen Opernproben verhinderten den Verein,allen Verpflichtungen gegenüber­ den unterstützenden Mitgliedern nachzukommen So konnte er denn die dritte Produktion erst am 7.Juli, zwei Tage nach dem eigentlichen Schluße des Vereinsjahres,abwickeln, während die vierte erst vorgestellt am 8.Oktober,sosragenslmch geliefert werden mußte. Der durchschnittliche Besuch der fünf im Rahmen des Vereinsjahres stattgehabten Aufführungen bezifferte sich auf 342 Personen. Unter den 31­ (im Ganzen) vorgeführten Männerchören waren 7 neu einstudirte. Novitäten waren außerdem 2 Duette aus den „Luftigen Weiber von ein und ein von Chormeister Neubner komponirtes gemischtes Duartett: „Frühling". Soli, Duette und Duartette wurden 13 gesungen. Dazu kommen noch, außer den Humoristischen Vorträgen und komischen Szenen, 7 Orchester­­­nummern. Am Schluß des Vereinsjahres zählte der Verein 168 unterstoßende Mitglieder, 9 Ehrenmitglieder und 62 Augabende, und zwar: Tenor 14, II, Tenor 17, I. Baß 16 und II. Baß 15 Mann. Darunter sind 22 Ge­­­werbtreibende, 18 Lehrer, 11 Kaufleute, 8 Beamte,­ und je ein „Künstler, Apotheker und Hotelier.“ — Das Musikalienarchiv zählt 673 Nummern. Dies sind die Hauptdaten des sesenswerthen ahresberichtes. Das neue, 23. Vereinsjahr hat der Verein mit Abtragung einer fürs vorige Jahr aushaftenden Schuld begonnen, indem er am 8. d. M., im Hotel Nr. 1 seine vierte „statutenmäßige Produktion“ nachholte. Dieselbe begann, bei vollem Haufe, 8 Uhr Abends und schloß 11 Uhr. Das Programm war Folgendes: Erste Abtheilung: 1. „Der Liebe Luft und Leid“, Walzer iir Männerchor von Albert Tik­össky. — Wenn wir überhaupt und mit den gesungenen Tänzen niemals recht zu befreunden vermocht haben, so erscheint es und insbesondere unpassend, eine solche Produktion eines Männer­­­gesangvereines, die nicht als Jurabend bezeichnet ist, mit derlei musikali­­­schen Zappalien einzuleiten. Gegen Ende, wo an dem gedeckten Tischen eine et­was geräuschvollere Heiterkeit sich ent­wickelte, erscheint uns solcher Tanz­­­gesang passender. Man läßt sich dann solche leichte Waare, die naturgemäß gewöhnlich auch et­was wertiger Strenge eingeübt ist, leichter gefallen. Am Anfang sollte immer ein ernster, kräftiger Chor den stimmenden Grund­­­ton des Män­nergesangsabends angeben. Das Bublitum wü­rde ohne Zweifel die würdige Gabe in würdiger Weise entgegenzunehmen wissen. Und noch ein Zweites wollen wir unter Einem tadelnd bemerken. Unseres Wissend besigt der Gesangverein seit etwa einem Jahre einen Konzertflügel bester Qualität. Kann es nun nicht mit Necht, wie wir es auch aussprechen hörten, als eine kleine Mitachtung der unterfragenden Mitglieder ausgelegt werden, mein an einem Produktiongabend, mie eben am besprochenen, irgend ein altes Gackebrett, daß auf dem Tandelmarfte, mit Mühe abgelegt werden konnte, zum Affompagnement coram pub­iio mißbraucht wird? Derlei Klaviercimbelei sollte doch wohl Lieder der Einzelne als recht wirksame Luftübung und Selbstpeinigung im einsamen Kämmerlein etwa am Aichermittwoch, für sich allein vornehmen! — Derselbe­ ist recht hübsch gearbeitet, vielleicht darf man sagen: gemacht. Nach unserem Gefühle hätte sich ein frisches, armw­üchsiges Volkslied mehr Beifall erworben , jo einfach solche Volfzfieber sind, sie zünden mehr und paden das ganz anders. Ueberhaupt wäre der musikalischen Erziehung des Volkes, — die eine erste Hauptaufgabe eines M.-G.-Vereind! — mehr gedient, wenn man sich entschlösfe, ein gutes Drittel der Nummern an ähnlichen Abenden dem Wolfsliede zur weihen. ·Nro.·3.Sopran-Arie(Act­ 1.Sc.5)aus Otto Nicolai’s:»Die lustigen Weiber von Windsor.«Wie lange wird es wohldauern,·bis wir diese hübsche Oper·ganz zu hi­ren bekommen PT 4.»Prinzessmilse«.Dichtung von Eberhard von Lü­neburg;für Männerchor,Soli und Klavierbegleitung,komponirt von A Schulz ·Den Text liest man kopfschüttelnd.Germanische Elfen und Elfen­­­­prinzessinen in freundschaftlicher Geschäftsverbindung mit dem»alten Poseidon«! Und dann Neptun’s Roß in amtlicher Wirksamkeit mitten im Harz! Wenn’s no­ etwa 8 weiter lini3 herum „in der großen Seestadt Leipzig" wäre! Dazu der Schwedenhaus-schleifende Riesenfroich . . . . Doc, der Terz ist ja diesmal Nebensache. Darin zur Musik. Was nun Die betrifft, war es ohne Frage eine Glanznummer. Namentlich erzielte das Duett für Tenor und Bariton („Im Harz ist’s wieder Frühling“) eine prächtige Wirkung, ist die blühende, goldene Zeit“, von 3. Möhring, componirt für eine Frauenstimme und vierstimmigen Männerchor. Die „Frauenstimme“ in Dieser reizenden Piece, war gut bei Stimme­ und schwebte fröglich über dem Chor, unbeirrt von­ dessen zeitweiligem Schwanken. 6. Violinsolo (Ballade und Polonaise von Vieurtemps), vorgetragen vom Concertmeiter unserer Stadtkapelle, Herr 2. Löbel. Der Landamann Kants — 2. Löbel ist ein Königsberger — machte seine Sache vortrefflic. Wenn ich anmerke, daß die Kenner und geigenden Fachgenossen des Vor­­­tragenden entzügt waren, so ist dies Lob sein Loblein. Uebrigens zeigte an rauschender Beifall vom Verständniß in weitern Kreisen. 7. Zwei Silber’sche Chöre: „Das Klosterfräulein“ und „DO, wie herbe ist das Scheiden“. Zwei Lieder aus der vollen Volksseele heraus. Ob sie nicht mit noch liebevollerer Pedanterie hätten eingeü­bt werden müssen? — Doch auch so wollen wir dankbar sein und das Bublistum war es mit und. Noch mehr Solches. Den Schluß, al Nro. 8, bildete die immer gern gehörte Wieder­­­holung der Käßmayer’schen „Delegationen im Reiche des Badus“. Der Baritonsolist, der in diesem geistvoll durchgeführten Stüdk die Hauptrolle hat, unter €. H., erntete auch diesmal weichliche und wohlverdiente Lorbern. Wenn’s mal nächstens nach Bukarest geht, muß er den Freunden drüben auch zu Genuß gebracht werden. Und somit wären wir mit dem Gesangvereine fertig! Er hat aber so sehr den Löwenantheil in unserem Referate dahin, daß uns für sonstiges „Muftialisches“ wenig Raum bleibt. Er ist auch thatsächlich nicht mehr viel zu berichten, sind wohl für lange, lange Zeit zu Grabe getragen. Gestorben sind sie an Atrophie, zu deutlic, an schnöder Theilnahmlosigkeit des Publikums. Denn die ae „philharmonifchen Concerte* Und da mußten die Musiker dem­ forhanen Publitumes Geschmade eine Concession machen und hat man demzufolge Abonnements eröffnet auf 10 „Koncertsoireen“, zusammen für 2 fl. 6. ®. „Die werden sicherlich meist voll sein; da hat man ja zumeist die viel­­­geliebten Walzer und unwälschen Saläte und die unvergleichlichen Botpourri’8 nach dem Schema: „Feste Burg — D du lieber Augustin — Hazadnak rendületlenül — Wacht am Rhein — Ha! das Geld ist nur Chimäre — DO du mein Desterreich — Spune, spune Moldowan — Heil dir im ad! — Zwei lederne Strümpf’ und — bengalische Beleuchtung“. Wofür wir bestens baufend dem p. t. unermübdlichen Hörer mit­ wüns­chen „honor salus et argentum atque bonum appetitum“. Eine ganz andere Seite des musikalischen Lebens entwicelt sich viels versprechend in unserer evangelischen Kirche. Bekanntlich hat sich vor Kurzem ein Kirchengesangverein gebildet, der schon mehrmals mit seinen ge­­mischten Chören in unserer altehrwiürdigen Kirche schöne Proben seiner Lebend- und Leistungsfähigkeit gegeben hat, wie auch in der der Predigt am 9. Oktober vorausgegangenen, ergreifend schönen gesanglichen Einleitung. Es war­ dies eine Leistung, die uns Hinsichtlich der Zukunft Dieses evangelischen Kirchengesangvereines zu­ den schönsten Hoffnungen berechtigt. Mögen sie in Erfüllung gehen zur Freude und zum ‘Frommen der Gemeinde, deren Söhne und Töchter diesen Verein in schöner Begeisterung geschaffen haben. ‚­­­ 2. „Gut Nacht! fahr wohl.“ Chor von %. Küden. Zweite Abtheilung. 5. Noquettes „Noch —­­­: er} oliere Rofal: und Tages: Chronik, (Staatliche Begünstigungen für die heimische Industrie.) Der Handelsminister hat im Einvernehmen mit dem Inanzminister in Angelegenheit der der heimischen Industrie zu gewährenden staatlichen Be- Be an sämmtliche Munizipien und Handels- und Gewerbekammern­­olgende Verordnung erlassen: In Durchführung des ©.:U. XLIV.1881 von den der heimischen Industrie zu gewährenden staatlichen Begünstigungen verordne ich das Folgende: $. 1. Derjenige, welcher der in diesem Gesehe festgelegten, staatlichen Begünstigungen ein zu werben wünscht, hat darum mit einem­­­ gestempelten Gesuche einzuschreiten. zugleich hat bereits bestehenden Yabrifen in mit Jurisdiktionsrechten aus« in Städten der Stadthauptmann, in Städten mit geordnetem Mla­­­gistrat der W­ürgermeister, in anderen Gemeinden der Stabfeichter, mit authentischem Gertificate die Ausdehnung der Fabrik und ihre innere Ein­­­richtung auszuweisen, ferner auf Grund einer steuerfreien beglaubigten Kopie des Steuerbuche, die in den legten 3 Jahren, beziehungsweise, wenn die­­abrik so lange noch nicht bee, seit dem Bestande der­­­ Fabrik gezahften teuern zu beglaubigen. Bei erst zu errichtenden Fabriken ist der Umfang derselben sowie der Plan ihrer inneren Einrichtung detaillict ersichtlich zu machen. $. 2. Solermaßen instruirte Gesuche sind bei dem betreffenden Munizipium oder bei der zugehörigen Handels- und Gewerbekammer, oder aber unmittelbar bei dem königl. ungar. Handelsministerium einzureichen. $. 3. Die Munizipien und die Handelskammern mm die eingelangten Gesuche, mit ihren allfälligen Bemerkungen verstehen, ohne Verzug dem Ministerium zu übersenden. $. 4. Der Stadthauptmann, Bürgermeister bez. Stuhlrichter ist im Sinne de $. 1 verpflichtet, sich hinsichtlich der von ihm zu beglaubigenden Daten an Ort und Stelle persönlich die Ueberzeugung zu verschaffen. Das Ministerium behält sich das Recht vor, die Daten des Stadthauptmanns, Bürgermeisters oder Stuhlrichters durch einen be­­­sonderen Delegirten ergänzen bez. überprüfen zu lassen. $. 5. Die staat­­­lichen Begünstigungen werden, insofern sie nicht für das ganze Fabriks­­­unternehmen, sondern nur zur Anterstung gewisser Theile derselben erbeten werden, nur unter der Bedingung ertheilt, wenn fs der Unternehmer zur Führung besonderer Bücher, nach Anordnung der betreffenden Finanzorgane verpflichtet. S. 6. Wer der im Punkte 3. des S. 2 des Gesehes er­­­wähnten Begünstigung (Ueberlassung von Salz zu billigerem Breite) theil­­­haft zu werden w­ünscht, it, insofern das Ministerium die Begünstigung für ertheilbar findet, gehalten, darum mit einem besonderen Gesuche an das Finanzministerium einzuschreiten. (Militärmusik.) Das heutige Programm lautet: 1. Dupverture „Rakoczy“ von Keler Bela. 2, Matrosen Chor aus " Holländer" von AR, Wagner. 3. "Ballade", Bella-Mazur von Strauß.

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