Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. April (Jahrgang 9, nr. 2520-2543)

1882-04-08 / nr. 2526

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Deutsche Rettungsstimmen über die Resolutionen gegen den „Deutschen Schulverein.‘“­­­ Die Demonstrationen, welche in Ungarn gegen den „Deutschen Schulverein” im Zuge sind, verfolgen augenscheinlich den Zweck, vor Allem in Deutschland Eindruck zu machen. „Inwieweit dieser Red erreicht und ob gerade der gewünschte Eindruck, daß dem Wollenden, nämlich dem der Magyarisirung sich selbst überliefernden Deutschen sein Unrecht geschehe, hervorgerufen worden, darüber liegen uns bisher Anhaltspunkte allerdings nur in einigen deutschen Zeitungsstimmen vor. Da wir in den vorausgegangenen Nummern die Ausführungen einiger magyarischer Blätter über die gegen den „Deutschen Schulverein“ gerichteten Revolutionen mit­­­getheilt haben, wurde es schon die Pflicht der Unparteilichkeit erfordern, unsere Leser mit den Urtheilen der deutschen P­resse, soweit sie uns vor­ liegen, bekannt zu machen. Das „Frankfurter Journal“ hat der von anderen deutschen Blättern angefochtenen Auffassung Raum gegeben, daß der „Deutsche Schulverein“ und mit ihm die ganze deutsche Nation­­al in den Deutschen Ungarns gründlich geirrt habe. „Uebrigens — bemerkt auch das „Frank­­­furter Journal" — machen Gott sei Dank wenigstend die Siebenbürger Sachsen eine rühmliche Ausnahme, und es ist am Ende ganz gut, daß die Erklärungen der Pseudo - Deutschen in Ungarn bei Zeiten verbüten, weiterhin Sympathien und materielle Opfer für sie zu bringen, welche nach der Sachlage ausschließlich den Deutschen in Siebenbürgen gebühren, die mannhaft für ihr gutes Necht und für ihre deutsche Art und Sitte kämpfen“. In ähnlichem Sinne äußerte sich auch ein Artikel der „Kölnischen eitung.“ 3 Ton dem G­rundgebanken, daß gerade Die gegen das Deutschthum fI Lehrenden Resolutionen in Pancrova u. |. w. die stärkste Aufforderung an den „Deutschen Schulverein” enthalten, seine Wirksamkeit für die Deutschen auch in den Ländern der ungarischen Krone fortzulegen, sind die un vorliegenden Artikel der Berliner „Zribiine” und der „Breslauer Bettung” getragen. ie „zribiine" (Nr. 156 vom 25. März. I. $.) schreibt unter Under:­­­ „Man hat auch wiederholt versucht, durch inspirierte Artikel in Der auswärtigen Presse die deutsche Bewegung zu discreditiren, aber weil das nichts fruchtete, spielt man als fegten Trumpf die Deutschen­ gegen den Deutschen Schulverein aus. Wenn die­ Zweifler draußen im Reich die Magyaren mit denselben mißtrauischen Augen betrachten, wie Laocoon die Danaer, so werden sie wenigstens ihren eigenen Landsleuten glauben, cal­­­eulirren die Officieren und organisirten deutsche Entrüstungsmeetings gegen den Deutschen Schulverein. „Ein in deutscher Et erscheinendes, aber von der ungarischen Regierung unterstüßtes Blatt, die „Banater Bolt”, mußte die Initiative dafur ergreifen. Auf seine Anregung hat die Versammlung in Pancrova stattgefunden, und der Aufruf, Durch welchen er zu bderselben einlud, Hingt­­ten genug, so harmlos, daß sich selbst ein Watt wie die „Köln. Big.“ breit finden ließ, ihn weiter zu verbreiten. „Was geschieht denn eigentlich mit den Deutschen in Ungarn?“ fragte die „Banater Post“, und antwortet darauf: „Sie werden magyarisirt, d. h. es wird ihnen Gelegenheit geboten, Ungarisch zu lernen. Wer nicht will, braucht nicht. Der Deutsche aber will, und noch dazu mit tauzend Freuden. Darum sollen die Deutschen in Ungarn selbst das Wort nehmen, um jene aufzuklären, die im ihrem Namen und in dinem angeblichen Interesse die Bewegung eingeleitet haben. Eine derartige Massenkundgebung des gesam­mten deutschen Elements in Ungarn, die Sachsen ausgenommen, dürfte Die deutsche Nation aufklären und der ungarfeindlichen Bewegung in Deutschland ein Ende machen.“ „So fand denn die Versammlung in Bancsova statt, angeregt durch ein im Solde der Regierung stehendes Blatt, einberufen durch Municipalräthe und Beamte, also gleichfall von der Regierung mehr oder weniger ab­­­hängige P­ersonen. Alles war aufs beste vorbereitet, und so­­­ pielte sich die Komödie programmgemäß ab. „Principiis obsta! Heißt es auch hier. Wir würden diese ganze Angelegenheit einer eingehenden Erörterung nicht werth gehalten haben, wenn nicht die Versammlung in Pancrova nur der Ausgangspunkt für eine weitere Agitation gegen den Deutschen Schulverein wäre. Bereits meldet der „Pester Lloyd”, daß auch, in Temesvar die „patriotischen" Bürger deutscher Zunge eine Versammlung veranstalten wollen, um die Bestrebungen des Deutschen Schulvereins zurückumeisen. Da verföhnt «8 fi) wohl, im Voraus darauf hinzuweisen, daß das, was dort beschlossen . x die Welt telegraphirt wird, nicht› weiter ist, als bestellte­­rbeit. „Es ist eine abschüssige Bahn, auf welche die österreichische ungarische Monarchie duch die deutschfeindlichen Vorkämpfer des Nationalitätenprin­­­zips gedrängt worden ist. Im Deutschthum wurzelt ihre beste Kraft, am Deutschen Reiche hat sie ihren sichersten Nithalt gegen die Gefahren, die ihe vom Planflavismus drohen. It es politisch um, den Banflavismus zu bekämpfen, aber den Slavismus und das Magyarenthum groß zu ziehen? Ganz einverstanden mit dem Wahlspruche Tika’3: Ungarn den Ungarn! verstehen wir mit der offenen Antwort des Deutschen Schulvereins unter den Ungarn nicht blos den magyarischen Stamm und dünft­­ung das magyarische Staatsgefühl wohl vereinbar mit treuem Treithalten an deutscher Sprache und deutschem Volkzthum. „Sie mehr aber diese Wahr­­­heit auf magyarischer Seite verrannt wird, je schußloser der Deutsche in Ungarn und Siebenbürgen den Bedrängern seiner Sprache und Kultur preisgegeben ist, um so gerechteren Anspruch bat er auf Die werfthätige Sympathie des ganzen deutschen Volkes.” . Die "Breslauer Zeitung" (Nr. 232 vom 1. April) bemerkt in de „Ungarn und der Deutsche Schulverein" unter A­nderm­­olgendes: „Auf diesen Schachzug, die Einmischung des Deutschen Schulvereins nach dem Sprichworte abzuwehren ,dem Wollenden geschieht kein Unrecht“, hat derselbe gegenwärtig seine ganze Aufmerksamkeit zu richten. Mit offenem Bitte wagt man ihn nicht zu­ bekämpfen, so aber Tot er mundtodt, ja, schlimmer al das, zum Gespötte gemacht werden. Wo das Hinaus will, hat am deutlichsten der "Ellener" gesagt: „Die magyarische Race braucht nicht einmal den Finger zu heben, und der Stein, den die von den säch­­­sischen Unzufriedenen verleiteten deutschen Professoren und auf das Dach gescheudert, prallt auf die Angreifer zurück; die ons des Deutschen Sculvereins gestaltet sich zu einer Lächerlichen Niederlage. Die gelehrten Professoren wollten die Welt irreführen, die Beschichte fälschen. Wenn sie sehen, wie die anderthalb Millionen deutsch redender Ungarn gleich einem Manne sich erheben, um gegen die Ungeheuerlickeiten zu protestiren, dann werden sie begreifen, wie sehr die fächstichen Verräther sie geprellt haben und denselben künftighin einfach die Thür gmeifen. Die Deutsche Nation hat ohnehin diese politisirenden Gelehrten niemals ernst genommen; so mögen sie denn die Bielscheibe des allgemeinen Gelächters bilden im Vater­­­lande der großen deutschen Nation!" Gut gebrüllt, Löwe, umd ganz ge Schicht der „deutschen Nation“ um den Bart gegangen! „Wenn nun die Ungarn auf diese Weise Die Klagen über Unterdrückn des Deutschraums ad­ absurdum führen wollen, so kann­­er ung nntiteli nicht einfallen, Angesichts zahlloser unzweideutiger Thatsachen gegen solche Ehrmai­en zu polemistren. Das hieße gerade " viel, als hätte Käthchen Petruchio überzeugen, oder gar widerlegen wollen, da er am hellen Tage be­­hauptete, e8 sei der Dlond und nicht die Sonne, was am Himmel stehe! Aber „ist Dieb gleich Wahnsinn, hat es doch Methode": dem Ganzen liegt ein schlau ersonnener Feldzugsplatz zu Grunde, der scharf und Auge gefaßt werden muß und den ja auch „Ellendr“ ganz offenherzig aufheckt. „Das südungarische und das Bipfer­­en hat die Führung ; die Deutschen jenseits der Donau und zwischen Theiß und Donau werden folgen: die anderthalb Millionen Deutsche nehmen das Häuflein Sachssen in die Mitte, stopfen ihm den Stiebel in den Mund und­­­perren es ab von der großen deutschen Welt." Man sieht wie geschicht und umsichtig die Heße der Deutschen gegen da Deutschthum organisirt wird. In der Wojwodina und in Banate wo Serben und Walachen den „Schwaben“ das Leben unerträglich machen, so daß diese mit den Magyaren zusammenhalten müssen, beginnt die Propaganda. ‚Prancsova und Temesvar machten den Anfang : fest wälzt die Agitation fl­­­awinenartig fort. schon sind vierzehn Meetings zu dem Bwede der Annahme von Declarationen gegen den Deutschen Schulverein in den Comitaten von Temes und Zorontal angesagt. Das widerwärtige Gepolter richtet sich, selbst, es kann uns nicht einfallen, diese gegen die eigene Nationalität gerichteten, das eigene Recht beischnußenden Aenderungen auch nur zu analysiren. Wichtiger aber ist die Art, wie solche Resolutionen zu Stande kommen. Da finden wir in Bancjova z. B. an der Sorge der Bewegung einen neugeadelten Apotheker, einen Buch­­­händler und einen Advokaten, die aber sorgfältig ihre amtliche Stellung, der Eine als Polizeichef, der Andere als Stadtfiscal verschweigen. Wie Regierung und Commune ihre Beamten, so beorderten die magyarischen Maurer- und Zimmermeister ihre deutschen Gesellen in die Versammlung. Das sind Die großen ungarischen Patrioten, die als „deutschredende Bü­r­­­ger Ungarns" die Maßregeln des Deutschen Schulvereins zu­­gunsten ihrer Nationalität und Sprache verschimpft­en! Vom äußersten Süden soll der ‚ elektrische Funke der Agitation Hinüberspringen nach dem äußersten Norden, wo am Fuße der Sarpathen die Zipfel Sachen ebenfalls in äußerster Mühe und nur im engsten Anschlusse an die a, und sondern Längst zertrümmert sind.“ nur mit der Slo­­­rafen erwehren, die von Jahr zu Jahr­ gegen beide Nationen mehr Terrain gewinnen. Die Deutschungarn um Theiß und Donau folgen ganz von selber; ganz magyarisich, wie sie längst sind, warten sie eben nur das K­ommandowort ab, und vor den Thoren von­­­ Budapest hat man ja in Zeteny Die Heße der Deutschungarn gegen das Deutschthum schon mit einem use­­r. a­­um a Le Brilon fommt die Nied­­erwerfung der Sachsen daran, deren politische Privilegien ja Die „Breslauer Zeitung“ gibt der Ueberzeugung entschiedenen Aus­­­druck, daß der „Deutsche Schulverein“ bat Deutschthum bei der in Ungarn provoeirten Agitation „nicht im Stiche lassen darf, wenn er sich anders nicht dem gerechten Vorwurfe ausregen will, durch eine unbedachte Heraus­­­forderung das Uebel nur noch ärger gemacht zu haben“. BE fchon rammt Politische Nebelsicht, Henilleton. Die Kameradin, Erzählung von 8, Ungengruber, (11. Hortießung.) Der Range schwiegte sich behaglich an den bedauernswerthen Jungen, es sah fast wie eine Liebkosung aus,Fröhlich aber stieß er ihm das spitze Werkzeug in das Bein und lachte fröhlich auf,als der Lehrling schmerzhaft zusammenzuckte,aber nicht laut aufzuschreien wagtez er wollte dem Zurück­­­weichen den noch einmal an den Leibrückenhaber Brigitte,welche noch nicht den Rücken gekehrt hatte,schriezornroth von Unwillent»Wirst Du ihn in Ruh’lasset­,Dullnhold!« »Was giebt es denn?«fragte die Meisterim »Was es giebt?«fragte aufgeregt das Mädchen;»Eueanb’sticht den Lehrling mit der Ahle.«— »Mein Gott,er ist ja noch ein Kind«,sagte die Frau Tante.­— »Dann zieht ihr ihn schlecht und werdet einmal was Hübsches an ihm erleben«,wenn ihr erlaubt,daß er mit was ihm in die hand kommh über die Leute herfällt.« »Nun,nun,«brummte der Meister,»er ist auch nun der Lehrjung', so Einer muß sich schon was gefallen lassen.« „So? Könnt Ihr es vor Eurem Gewissen verantworten und vor den Leuten, denen der unge angehört, daß Ihr venselben, statt ihn ehrenhaft in Eurem Handwerk zu unterweisen, nicht besser in Eurem Hause haltet wie einen Hund, wen die Kinder plagen dürfen? Pfui, nicht einmal ein Thier Liege ich von meinem Rinde zum Zeitvertreibe fo schinden !" „So bentt halt Ihr Bauern," sagte grob der Meeister. Über die Meisterin ging hinaus, gab ihrem Sprößling ein paar Püffe und zerrte ihn etwas unsanft an der Hand nach sich hinter den Verschlag. Der Knabe sah trogig darein, er nahm die Behandlung nicht als Strafe auf, schien vielmehr erstaunt über diese neue Auffassung seines unschuldigen Vergnügens, er merkte wohl, wenn er diefe und die erhaltene Zurechtweisung berkaufte, und blechte die Zunge gegen Brigitte. Diese wandte sich ärgerlich ab und sagte in einem Zone, der ihre­­­ Voreingenommenheit gegen die Pläne der M­eisterin genügend erkennen ließ: „Daß ich euch frage, von was wir vorhin gesprochen haben. Was lerne ich denn eigentlich bei Euch ?“ „Alles, was Du braucht, um in einen Dienst eintreten zu können,“ sagte freundlich die Meeisterin. „Ich selbst war jahrelang als Köchin in einem großen Hause und habe auch von dort weggeheirathet." Der Meister nichte bestätigend und lachte die Nichte bedeutungs­­­voll an, als wollte er ihr zu verstehen geben, da sei mehr zu lernen als sie dächte. „Wie lange dauert’3 ?” fragte diese, „so nun, sie halt eben Gines fi dazu anstellt, je nachdem Cines begreift, fürzer ober Säriger.“ „Du lieber Himmel,” sagte lächelnd vie Mleisterin, „unter Verwandten nimmt man es body nicht so genau, wir werden seinen Nichter brauchen. Aber, was ich sagen wollte, Du wirst wohl auch schon hungrig sein, ich werde uns von dem Lehrjungen ein Nachtmahl Holen Lasfen, nur gebe ich ihm ungerne eine größere Banknote mit, er weiß nie, was er zurückbekommt und Kleingeld ist keines im Hause. Du würdest mir einen rechten Gefallen tun, wenn Du uns einen Gulden leihen möchtet.” Brigitte entsprach zwar dem Verlangen der Stadttante, die sein Kleingeld im Hause Hatte, aber sie vernied dabei die landläufige D Versi­­­cherung, daß es ihr Vergnügen mache auszuhelfen. Der Lehrjunge Hinkte mit Krug und Geschire von Kannen und kam mit Bier und Braten wieder. Das auffallende Behagen, mit dem sich die beiden Eheleute zu Zirche festen, und die eilfertige­­­ Rückhaltslosigkeit, mit der sie dem Gebotenen zusprachen, Ließ erkennen, daß es Heute nicht wie alle Tage war; der Meister wurde sehr zärtlich gegen seine Gattin und sehr menschenfreundlich gegen seine Umgebung, denn er schob sogar dem Lehrjungen ein Glas Bier zu, und als er schließlich mit Brigitte anstieß, da zweifelte diese nicht mehr, daß man eigentlich ihre Ankumft festlich beging und ihr die stille Genugtäuung ließ, die Kosten zu tragen. Der Tisch wurde abgeräumt, der Laden geschlossen, Meister Christian regte si vor der Holzwank mit dem Behrlinge auf einen Strokfad und Hermannstabdt, 7. April. Die österliche Stile macht si­­cm der Politik geltend ; zuerst haben die Parlamente allerorts ihre Ferien angetreten, und auch aus der Diplomaten­­­welt wird vollkommene Windstille signalisiet. Die M Wetterftationen in der europäischen Presse prognostieiren allesammt seine Trübung am politischen Himmel, namentlich in Wien hofft man auf die Erhaltung des Friedens. Unter diesen günstigen Aufpieien hat der österreichische Finanzminister wegen der Emission von 37 Millionen Papierrente die Offertverhandlungen eröffnet. An der Börse war dennn auch die Stimmung eine gehobene, biß ein Gerücht, wonach im Befinden des deutschen Kaisers eine beweifliche Ver­­schlimmerung eingetreten wäre, wieder eine Verstimmung hervorrief. Die Gestaltung der bosnisch-herzegomwinischen Einrichtungen nach dem Unterbrüden des Aufstandes beschäftigt darüber die deutsche Presse. Die "Auge. Allg. Zig." schreibt darüber: „Ein Gegenstand politischer Erwägung wieder wird es sein, ob den beiden Provinzen nicht ein gewisser Grad von Autonomie und konstitutioneller Freiheit gewährt werden könnte. Es macht gewiß einen schlechten Einpruch, daß nur den Bosniern vorenthalten wird, mas Bulgaren, Ort, Rumelioten, in dem Bette hinter dem Berfchlage sollte Brigitte mit der Frau Tante und den Beiden Kindern schlafen, da erbat sie sie doch Lieber auch einen Strohrad und schlief wie die Nacht zuvor. Die Gasflamme wurde abgedreht, diese hatte schon durch einige Stunden von der Luft gezehrt und was noch gutes in derselben war, das trank bald der Athem der fünf Personen auf, in dem sumpfigen Raume zwischen den feuchten Wänden verbrachte Brigitte eine unruhige Nacht, bleichwer brachte es auf die Brust des Landkindes, das an einen Ueberflur von seifher reiner Luft gewöhnt war, sie hätte gerne das Fenster auf­­­gerissen, hätte sie nur Kraft gehabt aufzustehen. Gegen Morgen erwachte sie, empfand heftiges Kopfweh und stand ermatteter auf, als sie sich nies bergelegt hatte. Da allen Bedarf zum Frühstäde wieder der Lehrling zusammen­­­holen mußte, dem bekanntlich seine größere Banknote anzuvertrauen war, so wurde Brigitte abermals um freundliche Aushülfe angesprochen. Früh Morgens lernte sie über einer Spiritusflamme Waffe r­­eiten, tagüber durfte sie manchmal das Heine Kind auf dem Arme tragen, oder das größere von dem Lehrjungen abwehren. Abends mit der Frau Meisterin buch ein paar benachbarte Waffen spazieren gehen und Nachts schlafen, so gut sie das vermochte. Da fast Niemand in dem Laden Meister Christiany einsprach, so bekam sie eine gar geringe Meinung von der Schuhtwaaren­­­fabrik ihres Herrn Oheims, aber dafür den größten Nespect vor der grö­­­ßeren Banknote der­ Frau Tante. Vier Tage hielt sie aus, am fünften aber erhob sie sie ohne Gruß von ihrer Siegerstatt, wu sich Gesicht und Hände und brachte ihre Haare in Ordnung. „Bitterl,“ sagte die Frau Tante, „das Zeugniß muß ich Dir geben, Du bist recht anstellig, zum Frühstüdtochen kann man Di nun fon allein zulaffen.“ Das Mädchen wurde roth vor Berger. „Nein" fuhr die Meisterin fort, „mein, jegt werde ich mich aber bald schämen müssen aber sicher Heute noch Laffe ich die Banknote wechseln, sei nur wo einmal so gut... . (Fortfegung folgt.) «

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