Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Juli (Jahrgang 9, nr. 2594-2619)

1882-07-31 / nr. 2619

Redaktion und Administrationx Heltauergasse 23. Erscheint mit Ausnahme derzonnsnndzleiers tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 fl., vierteljährig 2 fl. 50 kr., Halbjährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. ohne Bustellung in’3 Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 fl, 8 fl., 12 fl. Abonnement mit Bostversendung: Für das Inland: , vierteljährig 3 1. 50 Fr Deal Ta, ganzjährig Für das Ausland, vierteljährig 9 RM. oder 12 Fred., Halbjährig 18 RM. oder 24 Dres, a 36 RM. oder tc3. Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurücgestellt.­­­ Ne 2619. Siebenbürgisch-Deutsches Sermannstadt, Montag, 31. Juli Pränumerations-Einladung „Siebenbürgisgh- Deutsche Tageblatt, Am 1. August 1882 beginnt ein neues Abonnement auf Das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt“. I-Pränumerationen und Inserats-Aufträge werden entgegen­­­enommem in Hermannstadt beim Hauptbureau,Heltauergasse 23,in der Buch­­­wandlung Franz Michaelis,sind Elisabethgasse Nr.­29 bei Gustav Gürtler, auswärts bei den am Kopfe des Blattes genannten Firmen. Der Verlag des,,Siebenbü­rgisch-Deutschen Tageblatts«. (Hermannstadt,Heltauergasse Nr.23.) Promumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbireau, Heltauergane Nr. 23; in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Heinrich Zeidner, Mediasch J, Hed­­­rich’s Erben, Schässburg Gebrüder Retzer, Buch- Handlung, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Kreos Paul Battoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Rotter & C., Pest A. V. Goldberger, Frankfurt a. M. G. I. Daube & Ö, Insertionspreis : Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile kostet beim einmaligen Einladen 7 je, das z­weitemal je 6 tr., das drittemal je 5 tr. d. W. exclusive der Stempelgebühr von je 30 Tr. H. Schalek, 1882. If Yentschextur gaben im Hildostemn i Das Donaugebiet mit Rücksicht auf seine Wasserstraßen nach den Hauptgesichtspunkten der wirthschaftlichen Geographie.Dargestellt von WGon Stuttgart 1882.Verlag von Karl Grüninger.­ II Es ist eine für Ungarn-Siebenbü­rgen hochbedeutsame Erscheinung, daß die Aufmerksamkeit Mittel-und­ Westeuropas insbesondere Deutschl­­­ands sich in erhöhtem Maße den südöstlichen Verkehrswegen zuwenden welche das Abendi­ mit dem Morgenland verbinden und zum Theil unser Vater­­­land durchschneiden."Einst waren es mächtige, belebende Schlagadern des Verkehrs ; dann verödeten sie nahezu vollständig in Folge der Zarfenein­­­fälle, der Entdeckung Amerikas und der dahin abströmenden Wienschen- und Gütermenge. Sehr beginnen sich die alten, Jahrhunderte lang fast gänz­­­licher Vergessenheit an dei maetaltenen Handelsstraßen­ nach dem Südosten wie­­­der zu beleben in Folge des gleichzeitig wirkenden Herfalles der Türken­­­macht und der wachsenden Ausfuhr Amerikas nach Europa. Was so vor wenigen Jahren wie ein Traum erschienen, it heute greifbare, im Aufbau begriffene Wirklichkeit. Das Balkangebiet, die Boningländer, Bersien, Kleinasien, die @eftade des Euphrat, Egypten werden in Mittel- und Westeuropa immer mehr als die Zielpunkte der Handelsthätigkeit und Auge gefaßt. Ungarn und Siebenbürgen sind die Durchzuggländer des wieder­­­erwachenden europäisch morgenländischen Verkehre. Werden Die Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen, denen in der vorw­rkischen Zeit de levan­­­tinischen Handels eine wichtige Vermittlerrolle zugefallen, auch Heute der großen Aufgabe gewachsen und im Stande sein, ihren Pla im Umgestal­­­tungsprozesse des südöstlichen Wirthschaftslebens zu behaupten, beziehungs­­­weise die­ alte Stellung wieder zu erobern? Der siebenbürgisch-deutsche Kaufmann, der die morgenländischen Handelsmärkte und die Messen in Kronau und Leipzig besuchte, war bis in das sechszehnte Jahrhundert ein Hauptträger der wirthschaftigen und geistigen Wortentwicklung in Sieben­­­bürgen ; in Jeiterer Hinsicht genügt es, auf die Thatsache hinzuweisen, das siebenbü­rgisc-deutsche Kaufleute die Ersten waren, in welche aus Deutschland die Kunde von Luthers Auftreten und die ersten Schriften des Reformators nach Siebenbürgen braten. Dann verschwand in den Wirren der Türken­­­und Bürgerkrieg der siebenbü­rgisch-deutsche Grohlaufmann; an seine Stelle trat 018 fimmerlicher Exclab der lange Zeit überwiegende gerechtige und und artenische Kräuter. Die wirtsschaftliche und soziale Gliederung des fächsichen t- Wortes in Siebenbürgen schrumpfte zusammen; der Bauernstand verm­öcherte lie­ber hergebrachtent,­­chon der Beit immer mehr überhoften Dreifelders und Brachwirtschaft, da Gewerbe in dem exelusiver und eng= herziger fisch gestaltenden Burstmeien, die geistig führenden Prositionen in­­mitten des sächsischen Volkes blieben, Dazu­ der aufrechtstehenden Municipal­­­und Kirchenord­nung, in den Händen der Beamten, Lehrer und Pfarrer. Wird seht, wo der­ Strom neuen Lebens naht, das sächsische Volk in seinem unter unhaltbar gewordenen Ngzi­ulturzuständen, mit der Aderzerbittelung und Verschuldung ringenden Bauerntaum, in seinem zum Theil dem Steuerbruch und der Macht des Grossapitals erliegenden Gewerbestand, in seiner geisti­­­gen Intelligenz sich die nöthige Kraft bewahrt haben, um fi und dem Lande dur­ Die Beiten seiner Söhne auf industriellem und kommerziellem Gebiete neue Lebensgebiete zu erschließen und den befruchtenden Strom der von West nach Ost beginnenden Handelsbewegung nugbar zu machen? Diese Gedanken liegen dem Siebenbürger Deutschen nahe, wenn er die den Tag zu Tag sich mehrenden Vorzeichen des beginnenden Umschwunges überblickt. Wir befinden uns gegenwärtig zweifellos in dem Vorbereitungs­­­stadium der die alten Verk­hräftraten im Südosten aufsuchenden Handels­­­thätigkeit des mittleren und westlichen Europa. Der in Berlin zentralisirte und bereits namhafte Erfolge auf­weisende „Verein für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen im Auslande“ läßt fi wohl seinem Programme gemäß überall, wo Deutsche wohnen, die Pflege Deutscher Handels- und Kulturinteressen angelegen sein, hat aber insbesondere durch seine warme Teilnahme für die­ Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen sein Interesse an den großen Aufgaben des deutschen Volkes im Südosten dargeb­en; der in Wien bestehende „Donau-Verein“ und der in Ulm gebildete „Verein für Donau- und Orientverkehr“ beschränken ihre Kraft auf die Pflege deutscher Handels- und Kulturinteressen in den Donaugebieten; in Berlin bildet er ein Verein, um die Schriften des Nationalökonomen Friederich List, der in den Vierziger Jahren dieses Jahrhunderts am eifrig­­­sten und nachhaltigsten Deutscher Kolonisation­ und Handelsthätigkeit im Südosten, auch in Ungarn das Wort redete, zu verbreiten. Ueber die Grenzen geistiger Anregung hinaus ist der­ ebenfalls in Berlin entstandene „Deutsche Handelsverein“­" gegangen, der die Vermittlung der Ausfuhr deutscher Yabritate gegen direkte Einfuhr von Produkten, das Sammeln und Prüfen von Projekten zu öffentlichen und privaten Bauten als: Kanäle, Drainagen, Trams, Eisenbahnen, Brüden, Mühlen, Wasser- und Gasleitungen, elektrische Beleuchtung, Dampf- und Schleppigriffe, Maschinen aller Art, Telegraphen, Telephone, die Vermittlung der einschlagenden technischen Arbeiten im­ Einvernehmen mit den betreffenden Landesregierungen, die Prüfung, Anbahnung und eventuelle Sicherstellung der erforderlichen Geldbeshhaftung und die Vermittlung von Staats- und Municipal-Anleihen sich zur Aufgabe regt und diese Aufgabe im europäischen Südosten und in der Levante zu erreichen sucht. Im Herbste 1881 veranstaltete dieser Verein unter der Leitung seines Gründers H. Koehnis eine Expedition nach den Haupthäfen der Levante an Bord des besonders dafü­r gecharterten öster­­­reichische ungarischen Lloyddampfers. Die von Triest aus angetretene Reise umfaßte während zwei Monaten folgende Orte: Pyranos, Athen, Skyra, Baros, Zinog, Salonig­i, Konstantinopel, Volianopel, Philippopel, Fomidi, Mubdania, Brufja, Suyrra, Larınia, Beyrut, Jaffa und Jerusalem; die Aufgabe der Expedition war die Orientirung über Hafenanlagen, Handberg- Ein- und Ausfuhr, Zahlungs- und Kreditverhältnisse bei An- und Verkauf von Waaren, Ein- und Ausfuhrzöllen, Lagermiethen, Frachten, Speien, Seihäftebetrieb im Allgemeinen, Erwerb von Grundeigent­um und Hypo­­­thesenwesen, Bodenverhältnisse in Bezug auf Aderbau, Viehzucht, Garten­­­kultur, Wald- und Bergbau, Preis von Srund- und Hauseigenthum in der Stadt, in der nächsten Umgebung, auf dem Lande, gewerbliche Indu­­­strien , bestehende oder lohnenswert­e technische Anlagen, V­esteuerung des beweglichen und unbeweglichen Eigenthurms, Arbeiterverhältnisse, Stellung des vorhandenen deutschen Clementes u. s. w. Die Ergebnisse dieser Forsgungsreife sind in dem unlängst erschienenen Buche: „Die wichtigsten Ergebnisse einer Informationsreise in die Levante an Bord des Dampfers Zuci­er“ (von H. Loehnis, Verlag von Otto Wigend, Leipzig 1882) nieder­­­gelegt. Wichtig erscheint und die Auffassung des Verfassers: „Das vor drei Jahren vollzogene politische Bündniß zwischen dem Deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn durch ein wirthschaftliches Uebereinkommen zu vervollständigen. Es gilt eine Vereinigung beider Reiche auf der Basis eines gemeinsamen Zollvereines herbeizuführen, denm Die Zukunft der deutschen Industrie Heirscht gebieterisch die Herstellung eines ausgedehnten, wohlarrondirten Territoriums, welches mit leistungsfähigen Seehäfen im Norden und Süden ausgestattet den heutigen Anforderungen des Welthandels in jeder Beziehung entspricht: ein zusammenhängendes zentraleuropäisches Handels- und Industrie­gebiet würde sofort den verschiedenartigen Leistungen seiner Bewohner möglich machen, ss naturgemäß zu ergänzen, statt wie bisher zu bekämpfen. Nur unter dieser Vorauslegung ist auch das gegen­­­wärtig bestehende Schußzollsystem zu rechtfertigen ı und zur erhalten. Dies wird immer deutlicher werden, je mehr sich die Konkurrenz der nordamerik­­­anischen Industrie auf dem­­­Weltmarkte fühlbar macht.“ Der auf das große Biel deutsiher Kulturarbeit im Südosten Hitts leitenden Thätigkeit der genannten Vereine steht die Literatur ermune­­ternd und vertiefend zur Seite. Als eine der bedeutendsten Erscheinungen der einschlägigen Literatur begrüßen wir das Buch des Professors an der Hächdtischen Handelssch­le in München, W. Göb: „Das Donaugebiet mit Rücksicht auf seine Wasserstraßen nach den Haupt­­­gesichtspunkten der wirthschaftligen Geografie“ (Stuttgart : 1882, Verlag von Karl Brüninger). Das Buch­ (Seitenzahl 480) behandelt­ in eingehender Weise die Bodengestalt, Bodenstoffe, Klima, die­ darauf beruhende wirthschaftliche Production, Waarenbewegung (Verkehr) der Donauländer, Wi­rtemberg-Baiern, Oesterreich- Ungarn (sammt Bosnien), Serbien, Rumänien und Bulgarien, insbesondere die Verwendung der Wasserkräfte des Donausystems. Der Verfasser beherrscht vollständig die Ergebnisse der Geologie und Geografie, Klimatologie, Productionslehre, Staaten- und Völkerfunde, soweit sie bezüglich dieses au­sgedehnten Gebietes festgestellt sind. Es würde zu weit führen, in die Einzelheiten diese ver­­­dienstvollen, von ausgedehnten Studium und gewisenhafter Genauigkeit zeugenden Buches einzugehen. Wer sich dafür interessirt, findet erschöpfende und genaue Angaben über die Bodengestaltung, Bodenzusammenlegung, Niederschläge, Temperatur, Tand- und forstwirtsschaftliche Production, Berge­­bau und Mineralausbeute, Wasserstraßen und Eisenbahnen der Donauländer. Zur Charakteristik Dieses Buches wollen wir nur einige Partien von allgemeinerem Interesse herausgreifen. *) ©. „Der deutsche Handelsverein in Berlin.” Programm. und Statuten, (Bonn 1881 bei Carl Georgi.) Politische Mebersicht. Hermannral, 30. Stil. Mit Spannung erwartete man in der politischen Welt den Ausgang der Debatte in der französischen Kammer über den zweiten ägyptischen Kredit, da dieselbe ü­ber das Schicsal des Ministers Freycomet ent­­­scheiden sollte. Die Wü­rfel sind gestern gefallen. Die Kammer hat mit großer Majorität den beanspruchten Kredit verweigert, was übrigens ans Gesichts der mächtigen Koalition, die sich gegen das Kabinet gebildet hatte, zu erwarten war, und als unabweizliche Zyolge der Verweigerung hat das Kabinet seine Demission eingereicht, die man der Präsident der Republik zweifellos auch annehmen wird. Damit wären allem Anscheine nach die Dinge in Frankreich in Fluß gerathen. Zwar nennt man als den Erben des Kabinets Freycinet ein Kabinet Sad, also ein Ministerium von aus­­geprägtem Typus der großen Banken und der Börse, dem an der GEts­­haltung des Friedens im Interesse des „Geschäftes" sehr viel gelegen sein wird; aber man wird dasselbe kaum ander ® als eine vorübergehende Wandlung anzuregen haben. Die Bemerkung des Präsidenten @revy, Frank­­­reich verschaffe jedem seiner Söhne Gelegenheit, reich zu werden, die gethan wurde, um die Franzosen vor der Luft an auswärtigen Motionen zurü­de­­zuhalten, dürfte ihre Wirkung verfehlen. Herr Bambetta versteht es besser, die F­ranzosen von der rechten Seite zer paden, in dem er ihnen, um sie in die gehörige Tem­peratur zu bringen, den deutschen Reichskanzler hinhält. Sein Organ, die Republique Sprangaise“ erblicht in dem Einlenken der Pforte die Hand des Fürsten Bismarc. Sie schreibt: „Die türkische In­­­tervention muß die französische zur Folge haben. Es muß rascy und thätig borgegangen werden, e& sollen nächte Woche 15.000 Mann debargquiren, um Arabi von rückwärts zu fassen. Damit würden alle Gefahren einer eilte, war der erstere Bereit Tuftig ‘wieder beim Worellenfinge, natürlich mit dem Erfolge, daß die Thiere ihm jedesmal entwischten, wenn er sie beinahe erfaßt hatte. Benilleton. "Das Hingen nach Hlük. Roman bon u Friedrich, Ein fröglicher Pfingsttag war es. Die­ schönen Berge und Thäler des Harzes waren durch Tausende den Fremden belebt,­­­welche die Eisen­­­bahnen von allen Seiten im Gebirge zugeführt hatten, meist Stadtbewohner, welche die Feiertage in der frischen Bergluft zubringen wollten. Auf allen Bergen Hang e8 und fang es. Und es war ein echter Beiertag. Die Luft war mild, der Himmel blau und an den Wegen blühten die Blumen überall. ·. In dem schönen Ilsethale hinauf zogen die Menschen in bunter Kan­­­ane und in den lustigsten Gruppirungen in einem der Abhänge in das duftige Gras hingestreckt,wü­rde ein Genremaler die prächtigsten Studien gemacht haben.­­­­­­ Dort zog eine Schaar junger Mädchen,von Herren begleitet, die Hüte mit frischem Grün und Farrenkräutern geschmüht, singend die Straße entlang. Die Walpluft, der Sonnenschein und das Plätfedern der Haren fe zur Seite, schienen sie so Luftig zu stimmen.­ Plöglich wurden sie durch ein lautes Halboh! auseinander getrieben. Bier Reiter auf Maufefeln ‚kamen die Straße entlang gesprengt, echte Sonntagsreiter, die sich unvorsich­­htiger Weise dem Rüden der jüdischen Thiere anvertraut hatten, ohne es in der Kunst des Reitens weiter als bis zu einigen Mebungen auf dem Carrouffel gebracht zu haben. Ob die Reiter sich auf den Eseln oder Tiese unter den­­­ Reitern ungemüthlicher fühlten, ließ sich sehwer entscheiden, ie Thiere hatten jedenfalls das Uebergewicht gewonnen, denn sie waren mit den hier jungen Herren durchgegangen und schienen in einen geeigneten Plot abwarten zu wollen, um die unbequeme Last abzuschütteln. Lautes Lachen folgte den willenlosen Reitern, die sie ängstlich an den Thieren festgeflammert hatten, und gemächlich hinten vrein­­sam der Führer und Besiger der Esel. Eine ältere Dame rief ihm besorgt zu, daß er den vorangesprengten sepneller folgen möge, „I hole sie bald ein,“ erwiderte er Lichelnd, „Weh­ kommen sie nicht, baten Liegen sie alle Vier unten, ich fenne meine Esel." Sein Hauptgewinn bestand ja darin, daß er seine Thiere zu einem Nitte bis zum Broden hinauf vermiethete, daß die Esel von Reiter schon in der ersten halben Stunde abwarfen und biese, meist zers­unden und­ übel zugerichtet, € 8 gewöhnlich vorzogen, zu Fuß den Berg zu besteigen und die bereits bezahlten Esel im Stiche zer­ Laffen. Der Führer trieb die Thiere dann nach Eifenburg zurück, gab ihnen zur Belohnung ein Stüd' VBrob und vermiethete sie auf's Neue. Gruppe m wechselte auf Gruppe. Dort kam ein langer hagerer Städter, mit seiner Gattin am Arme, zwei Regensch­rme in der Hand und bret Plaids über der Schulter, troß des warmen Sonnenrcheins. Nur mit großer Mühe zog er seine wohlbeleibte Gattin, die sehr für Naturschönheiten Schwärmte und noch mehr schwißte, mit sich fort, denn schon nach drei Schritten blieb sie wieder stehen und rief: „Nein Oscar, diese Natur!" während Oscar wünschte, er säße ruhig Daheim und künnte seine Cigarre zu einem Glase Bier rauchen. Hinter ihnen fehlitt, beide Hände in den Hosentaschen, den Hut Hinten auf dem Kopfe, ein Mann in seliger Stimmung. Er achtete nicht auf die Berge links und rechts, sein ganzes Bemühen war darauf gerichtet, die Mitte der breiten Chauffee inne zu halten und dies wurde ihm schwer. In aufgeregter Stimmung, mit gerötheten Wangen und aufgeldsten Hutbändern folgte ihm seine junge und hübssche Gattin. Sie hatte ihre Sorge zu theilen zwischen ihrem Gatten, dessen Gang immer unsicherer wurde und zwei Knaben von sechs und acht Jahren, welche sich einmal in den Kopf gefegt hatten, in der alfe Forellen zu fangen und bereits tüchtig durchnäßt waren. Vergebens rief die Arme die Knaben zu sich, vergebens bat sie ihren Gatten, seine Autorität als Vater geltend zu machen und den Forellenfang zu untersagen. „Ich mag feine Zische!” erwiderte der Glückliche mit Tallender unge. · · Die Frau eilt e in verzweiflungsvoller Stimmung wieder zum Flusse. Hatts sie den einen ihrer Jungen glücklich am Arme erfaßt,solagt der andere im Wasser und schrie,und während sie diesem besorgt zn hiilfe .­« Drei lustige Studenten aus senaschritten die Straße einlahm,die zum Brocken führt Sie hatten in der»Forelle«qulsenburg zu Mittag gegessen und der Wein hatte ihnen vortrefflich geschmeckt,dad verrieth ihre heitere Stimm­ung und das fröhliche Burschenlied,welches sie sang es.Es waren Alexander von Bolten,ein angehender Medizinerz Carl Thom­a8, ein angehender Pastor,und Fritz Merkel,der überhaupt nicht studirte,weil er erst im zweiten Semester stand und wie er zu sagen pflegte,die Ent­­­bean für einen Bestimmten Beruf einem gereifteren Lebensalter vorb­­nhielt. Sie hatten bereits mehrere Tage lang den Harz durchstreift und tr nächstes Ziel war nun der Broden. „Ob wir auf dem rechten Wege sind ?" fragte Thomas endlich. Bolten blieb lachend stehen. „Thomas, aus Dir spricht bereits der künftige Bafter, welcher glaubt, es führe nur ein Weg zum Ziele!“ rief er. „Sei nicht so engherzig, wir werden den Broden erreichen ; auf welchem Weg wir zu ihm gelangen, hat uns gleichgiltig sein. Der erste Mal ist vorüber, wie kommen mit den Hexen deshalb nicht in Berührung." „Du vergißt, daß wir das Brodenhaus noch vor Einbruch der Nacht erreichen müssen,” erwiderte Thomas. „Ich sehe diese Nothwentigkeit durchaus nicht ein," fuhr Bolten fort, „denn ein fester Wille kann auch den Durst beherrschen, und weiter haben wir nichts zu fürchten.“ „Hast Du vielleicht Luft, die Nacht im Freien zuzubringen ?" „Weshalb nit? Wir Iegen uns auf das­ Moos und träumen, Du von einer Pfarre und ich von einem interessanten Beinbruche, wen ich heile.“ „Deich gelüftet nicht nach einem solchen Vergnügen," bemerkte Thomas. „Die Nächte sind hier im Gebirge Kalt und wir haben nichts, um uns zu erwärmen.“ „Bastor, sei nicht für ein schredlicher Philister,“ fiel Merkel ein. „Wir Hüllen ung in unser Selbstbewußt sein, und wenn das Deinige nicht 3

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