Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. September (Jahrgang 9, nr. 2647-2672)

1882-09-26 / nr. 2668

- N 2668. -— Zn ern Siebenbürgist)-Deutsches lall. Hermannstadt, Dienstag, 26. September Redaktion und Administration: Heltauergasse 23. Erfeint mit Ausnahme der Sonn- und Freier­­­tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 kr., vierteljährig 2 fl. 50 kr., Halbjährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Bustellung in’3 Haus, mit Zustellung 1 fl., 3­­1, 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Boftversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 Re­­häbeig­­es, ganzjährig Für das Ausland: vierteljährig 9 RM. oder 12 rc3., halbjährig 18 RM. oder 24 Breh, gampasee 36 RM. oder Ted. Unfrantirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt, vorher, so hoffen wir, daß das Band zwischen der Dynastie und der Nation, welches ohnehin schon so innig ist, noch­ mehr erstarken und auch jene äußere Form finden werde, welche noch fehlt, damit das Magyarentyum in den ‚sürften des Habsburgischen Hauses seine wahren nationalen Könige sehen, verehren und lieben könne. „Sollte es denn demjenigen, dem dieses schöne Land und diese tapfere Nation gehört, so fehwer sein, Magyare zu werden ?“ Eine magyarische Sym­me. Das "Belti Naplo" (No. 259 vom 20. September) schreibt: „Mit Freuden begrüßen wir den König, so oft er in sein Vaterland kommt, sein treues Volk zu regieren. Huldigend empfangen wir die Kö­­­nigin zu Hause, wenn sie unter ihren Magyaren erscheint. Mit Hochac­h­­­tungsvoller Hoffnung sehen wir dem Besuch des Thronerbenpaares entgegen, auf daß e8­ unser Land und unsere Nation lieben werde. „Möchten doch immer unter uns wohnen die gefrönten Mitglieder der ungarischen Fürsten- Familie und ihre Erben des Purpurs. „Das können sie nicht thun, — wir willen es — daß sie ihre Wiener Residenz verlassen und gänzlich nach Ofen übersiedeln; die Kaiser von Oester­­­reich haben auch gegen ihre Erbländer Verpflichtungen, so gut wie Ungarn gegenüber. Wir Hegen nur den Wunsch, es möge der Grundjach der Pa­­­rität auch in der Hofhaltung zur Geltung kommen. Dieser unser loyaler Wunsch ist keine eitle Phantastie und nicht eine übertriebene Forderung, denn sie ist politische Raison. Heute ist sie dies mehr als je; sie ist gleicher­­­maßen ein nationales, internationales, dynastisches Interesse, nicht blos ein Reichen glühender Liebe ii­ Ungarn, sondern eine Gewähr des Bestandes der Monarchie. „In Europa ist die Krone des heiligen Stefan die älteste. Die Kaiser­­­krone Karla des Großen und die langobardissche Krone sind zwar älter, aber­ sie haben ihre staatsrechtliche Bedeutung verloren. Unter den Kronen des Habsburgischen Hauses bei, Jonach die ungarische Scrone Die Br und unter seinen Ländern ist in der That Ungarn dad namhafteste (legyelesebb), ob wir die Größe seiner Grenzen oder die Zahl seines Volkes, oder Die Kraft seiner Einrichtungen, oder die politischen und militärischen Eigen­­­schaften des magyarischen Volkes in Betracht ziehen. Schon aus diesen Gründen wü­rde es motivirt sein, daß die legitimen Erben der ungarischen Krone nach Maßgabe des Staatsrechts und der nationalen Traditionen in Ungarn Hof halten. ne „Schmerzlich entbehren wir in dem Hause unseres Königs die un­­garischen Hofwürden und enter, und peinlich berührt­­e8 ums zu sehen, daß, so oft sie mit ihrer Gegenwart das Land beglüden, immer ein Theil der Wiener österreichischen Hofhaltung als Gefolge nach Ofen übersiedelt, ‚wo die königliche Hofburg leer und verlassen it, f­obald ihre Majestäten nach Wien zurückgegangen sind. Ein magyarisches Wort kann man am ungarischen Königshofe nur vom König und der Königin Hören, die Um­­­gebung ist meist deutlich. Dies schmerzt den Magyaren tief, aber seine Royalität erlaubt ihm nicht zu reden; er hofft, dies werde zukünftig bald ander werden, und sein Dank gegen den Fürsten, der magyarischer und konstitutioneller als alle seine Vorgänger ist, ist so grenzenlos, daß er sie genk­t, mit seiner Bitte unbequem zu werden. Il y a des choses, qui se font, mais ne se disent pas: „Da ein politisches Tageblatt aber dur­ die Hof-Etiquette nicht ge­­­bunden ist, wenn e8 sagen kann, was das Herz der Nation drüht, so kann e8 die politischen Gründe ausführen, welche dafür sprechen, daß unser er­­­habener Herr ala das Haupt der Habsburgischen Dynastie den Schwer­­­punkt der Monarchie nach Ungarn verlege und dem­­entsprechend mit der Einrichtung seines ungarischen Hofgastes in Dien äußeren Ausbruch gebe jener inneren Beziehung, welche ihn mit der Nation verbindet und darin besteht, daß Ungarn durch die der Dynastie Habsburg entstammten nationalen Könige regiert wird und daß die magyarische Nation selbst auf­­­opfernde Anhänglichkeit um diese feine Könige legt. — „Die echte Wahrheit kann heutzutage auch den Königen und Erzher­­­zogen nicht verborgen bleiben. Gegen die Gefahren, welche die Throne umgeben, bilden auch die dynastischen Verbindungen keine sichere Garantie; ne die innere Harmonie der Staaten und ihre Kraft und die Treue und der Schuß der Völker sind sichere Grundlagen für die Throne. Aber die Agitationen der Nationalitäten-politis, vereint mit der Ausdehnungssucht der Nachbarstaaten, haben in dem polyglotten und exponirten Desterreich auch die Treue der Völker vergiftet. „Seitdem die Korndblume — dieser spröde und geruchlose Liebling der Hohenzollern — au­ in Desterreich in den Knopflöchern der Deutschen billngt und Herbst und Schönerer und die ganze Linke reine Stammespolitik treiben, nicht aber Landes und Prinzipienpolitik, und so weit gehen, daß sie lüche schleudern, wie auf den Baron Waltergfirchen, welcher nicht mit ihnen hält, sondern eine österreichische Politit befolgen und sich mit den übrigen historischen Nationen, welche in Oesterreich wohnen, vertragen will. Seither sind die Deutschen der Erbländer nicht geeignet, die Hauptftüge der Dynastie zu bilden, weil man den einen ihrer Theile — die deutsche Srredenta — nicht gewinnen; den andern Theil aber, die Herbst-Bartei, nicht befriedigen man. Die Herrschaft dieser Partei wäre eine Schegger- Härung an alle Nichtdeutschen in der ganzen Monarchie. „Aber kann man Oesterreich auf die Tschechen baffren? Kann die Politik der Tschechen in den inneren und äußeren Verhältnissen der Mo­­­narchie maßgebend sein? Auf keinen Fall; die Kraft der Z Tichechen ist für eine solche Aufgabe zu schwach, und auch sie haben den Fehler, daß sie Stammespolitik treiben und leicht zu panflavistischen Tendenzen geneigt sind, da sie ihre Erhaltung nicht nur in Oesterreich, sondern auch in der Unter­­­frügung Rußlands suchen. „Auch die Polen nehmen eine Sonderstellung schon zufolge ihrer geografischen Lage ein; aber die galiziischen Ruthenen Halten geradezu ganz offen zu Rußland. „Ihre Majestäten, welche jegt nach Briest Hinabgegangen, waren ge­­­zwungen, auch Die Unzuverlässigkeit der Italiener und die Tollkühn­heit einer sträflichen Agitation zu erfahren. „Wir zweifeln nicht an der Treue der überwiegenden Mehrheit der Bölfer Oesterreich; e3 wäre eine Ungerechtigkeit, wenn wir dies thäten;­ aber zahlreiche Zeichen der Divergenz, der Umnverträglichkeit, der Entfremdung gegen die österreichische Staatseinheit und der politischen Unreife zeigen sich in den Erbländern, und gleichzeitig verbreitet si auch die ausländische Agitation. Derartige Verhältnisse und Thatsachen können das Herz des Fürsten mit lebhafter Besorgniß erfüllen und die Staatsmäner mit Necht veranlassen, darüber nachzudenken, wie die Dynastie den aus Dieser Lage entspringenden Gefahren mit Erfolg begegnen könne ? „Und indem wir Dieses Problem aufwerfen, ist es unmöglich, daß nicht jedermanns Auge auf Ungarn falle. „Hier, in der Tree und Kraft der magyarischen Nation ist das Mittel dazu gegeben, wie die Habsburgische Dynastie ihren alten Ruhm erhalten und wie sie alle ererbten Provinzen zusammenhalten kann. „Sie muß den Schwerpunkt der Monarchie nach Ungarn verlegen. Denn dieses ist der natü­rliche Schwerpunkt. Auch der orien­­­talische Beruf der Monarchie verlangt die: der Weiten ist verloren, der Orient kann so gewonnen werden. Die Erbländer, mit einem starken Ungarn im Hintergrund, können sich nicht losreißen; jeden Treulosigkeitversuch oder ausländischen Angriff vereitelt und schlägt die ungarische Politik und Waffengewalt zurück. Die pragmatische Sanction ist Die einzige Sicherheit. Wie zur Zeit Maria Th­eresia’s, so ist auch in unseren Tagen die ungarische Nation bereit für ihren König zu sterben, „weshalb stehen die Interesen der Habsburgischen Dynastie in dem engsten Zusammenhang mit den Interessen Ungarns, sowie nur die Habs­­­burgische Dynastie Ungarn jene De Stellung in Mitteleuropa und den Einfluß in der Diplomatie gewähren kann, welchen wir brauchen. „Da wir so aufeinander angewiesen sind, mehr als irgendjemals­­­ Pränumerationen xD Inserate übernehmen außer dem a Heltanergene Nr. 23: in Kronstadt die Buchhe­­­inrich Dresswandt, Heinrich Zeidner, KT at­­­rich’s Erben, Schässburg Heinrs Zeidner’s Siliale, Bistritz Friedrich Wachsma, Nr. 187, Sächsisch - Regen Adolf Dengyel, Mühll\, Josef Wagner, Kaufmann, Broes Paul Battoni, Rehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Exgolt Mosse, A. Opelik, Rotter & C.,­ H. Schals, Past A. V. Goldberger, Frankfurt 2.0. G. L. Daube & C, Infertionspreis : Der Haum einer einspaltigen Garmondzeile Toftet beim einmaligen Einraden 7 Ir, da3 zweitemal je 6­­­r., da3 drittemal je 5 kr. d. W. exclusive bey Stempelgebühr von je 30 kr. 1882. Politische Nebensicht. Hermannstadt, 25. September. Die gemeinsamen und österreichischen Minister sind in Dienpest ein­­­getroffen, um im Vereine mit den ungarischen Ministern und unter dem D­orfige des Monarchen das Programm für die Delegationen festzu­­­stellen, welche am 20. Oktober ihre Sigungen in Dfenpest beginnen sollen. In den nächsten Tagen wird auch die Ergänzung des ungarischen Kabinetes erwartet, in welches bekanntlich duch den Tod des Honvedministers Szende und den Rücktritt des Kommunikationsministers Drdody, Lüden gerissen worden sind. Graf Gedeon Raday ist zum Honvedminister ausersehen ; er wurde am 23. d. M. vom Kaiser in einer Halbstündigen Audienz empfangen. Das Verbleiben des Staatssekretärs dieses Nefsorts, des Ge­­­nerals Geza ejervardh, ist gesichert. Graf Raday war ehemals Offizier der gemeinsamen Armee; in der Delegation gehörte er wiederholt dem Heeresausschusse an; im Abgeordnetenhause fungirte er als Referent für die Wehrgeieg-Novele. Dagegen bereitet die Belegung des Kommunikations­­­ministeriums der Regierung Verlegenheiten, nachdem der hiezu außersehene Bipser Obergespan Graf Albin Cjaky die Uebernahme des Kommunikations- Portefeuilles definitiv abgelehnt hat. Graf Crary machte persönliche und sachliche Motive für seine Ablehnung geltend; ausschlaggebend für die Ab­­­lehnung war in erster Linie seine Erklärung, daß er unmöglich ein P­or­­­tefeuille annehmen und mit Erfolg leiten könne, für welches ihm jede fachliche Vorbildung mangle. Die Verlegenheit der Regierung wird Ben gesteigert, daß Otantzsefretär Hieronymi auf seiner­ Demission.­­eharıt. Die Österreichisch-ungarische Politik ist gegenwärtig sehr mit den Beziehungen zu den flavischen Nachbarstaaten beschäftigt, an er nien ist der Organisations-Entwurf für die Kreisämter und Bezirksbehörden bereits in das Stadium der Durchführung getreten. Damit entfallen alle Kombinationen, welche seitens einiger Blätter an die irrige Annahme geknüpft wurden, daß die in Rede stehende, von Minister Kallay entworfene Verwaltungs-Reform erst regt von dem gemeinsamen M­inisterrath in Pest geprüft und genehmigt werden sol. Die Grundzüge der neuen Verwal­­­tungs-Reform waren vom Ministerrathe genehmigt, bevor der Reichsfinanz­­­minister überhaupt die Reise nach Serajewo angetreten hat. Außerdem so Die ‚gemeinsame Negierung darauf bedacht sein, je eher Dem jenigen, Die Verwaltung und die wirthschaftliche Entwickung der beiden Provinzen vielfach hemmenden internationalen Verhältnisse ein Ende zu bereiten und ein Definitivum zu scaffen. Auch sind nach Meldungen, die ss auf zuverlässige Quellen berufen, concrete Anhaltspunkte dafür vorhanden, daß binnen Jahr und Tag die Parlamente in Wien und Belt in die Bage kommen werden, den Staatvertrag über den Anschluß Bosniens und der Herzegowina an das Neid zu behandeln. „„“Veram­tlich ist eine internationale Kommission mit der Grenzregulirung zwischen Desterreich-Ungarn und Rumänien betraut worden. Wie nun aus Bukarest gemeldet wird, hat Oesterreich den rumänischen Vorschlag, die Grenzregulirung an der Suczamia und die Berathungen der mit der Grenzregulirung am Pruth beauftragten Kommission einzubeziehen, abgelehnt. Heni­leton. Das Ringen nach Glük. Roman von F. Friedrich. (42, ortregung.) „Die Weisen und Philosophen sind nie Männer der That gebwesen", entgegnete Merkel. „Oder glaubst Di, daß Verity si­­­e zu Dir geflüchtet haben würde, wenn sie eine Weise wäre? Die Gefahr, in welche sie Dich gebracht, würde sie zurückgehalten haben." „Welche Gefahr ?” fragte Bolten: „Die, daß Dein ruhiger Kopf die Herrschaft an das Herz wird ab» geben möüssen, denn dasselbe schlägt so aufgeregt, daß es schwerlich irgend einer Stimme geboren wird. Ein Herz, welches liebt, gehorcht überhaupt nicht mehr !“ „Du irrst, mein Herz ist ganz ruhig”, bemerkte Bolten. Merkel sprang unmilig auf. „Alexander," sprach er, „wenn Du mir sagst, daß es mich nicht im Geringsten fümmere, wie Dein Herz schlage, so bist Du in Deinem Rechte und ich werde dies Recht zu achten wissen, denn man läßt eben nicht einen Seven in sein Inneres schauen ; die Empfindungen und die Hühneraugen sind ja schließlich das Einzige, was der Mensch sein Eigen nennen darf. Wenn Du mir aber entgegnest, daß ich irre, so ist das eine schroffe Zurück­­­weisung, denn es giebt Fälle, in denen ein gesundes Auge nicht irren kann. Ehe ich nicht erblindet bin, werde ich immer Licht und Finsterniß von einander unterscheiden können und mit derselben Gewißheit kann ich erkennen, was in Dir vorgeht, weil ich zu lange mit Dir bekannt bin. Ich bilde mir ein, Dich besser zu fennen als mich selbst, vielleicht deshalb, weil ich an Deinem Gesc­iete ein regeres Interesse nehme al an meinem eigenen. It Dir bies unbequem, so sage es offen, Du weißt, ich kann selbst ein gutes Stüc Grobheit vertragen, wenn sie nur aufrichtig ist.“ Bolten hatte den Freund ruhig angehört — er schien mit sich zu kämpfen, dann trat er rasch auf ihn zu und erfaßte seine Hand. „Ich wollte Dir nicht wehe thun!“ rief er. „Ich suchte Dir den Blick in mein Inneres nicht aus Mangel am Vertrauen zu verschließen, sondern weil ich mir selöst noch nicht Mar bin. Ich nehme an dem Mädchen ein lebhaftes Interesse, es hat mich gefesselt, als ich es zum ersten Meale erblickte, allein ich weiß nicht, ob dies Liebe ist.“ „Natürlich 1" fiel Merkel ein: „Jede Liebe fängt mit einem gewissen Interesse an. Ich kann Dir die Versicherung geben, daß Du Sennh wirklich Krebst und ich kann­­e8 Dir nicht verargen, sie ist Hübsch und die Leidenschaft ihres Blutes zeigt, daß sie auch Charakter besitz." Bolten antwortete auf diese Worte nicht, seine Gedanken schienen schon wieder sich einem andern Gegenstande zuzumenden. „Ich befürchte, daß Leopold ihre Zufluchtsstätte bald entdeten und Alles aufbieten wird, um sie wieder in seine Gewalt zu Bringen.“ „Er Hat kein echt dazu, denn sie ist weder sein Kind noch seine Gattin," bemerkte Merkel. „Ich bin kein Jurist und doch weiß ich, daß das Recht auf eine Schwägerin ein sehr zweifelhaftes ist. Ich will Dir den Rath eines Freundes geben, komm ihm zuvor und verlobe Dich mit dem Mädchen. So sie Deine Braut, dann hast Du sogar die Pflicht, sie zu fügen, Du kannst ihn dann mit einer Entschiedenheit zurückweisen daß er es nicht wagt, sich ihr wieder zu nähen.“ Bolten schüttelte ablehnend mit dem Schopfe: „Ich weiß nicht, ob dies zu meinem Glücke führen würde, und noch weniger weiß ich, ob Yenny’s Herz im Stande wäre, mich zu Lieben.“ „Freund, der Doktor Alexander v. Bolten wird für ein jeden Mädchen begehrenswerth sein,“ rief Merkel. „Vorausgefegt, daß mich alle mit so günstigen Augen ansehen wie Du!“ warf der junge Arzt lächeln ein. „Ich glaube jedoch schwerlich, daß dies der Fall ist, denn Du siehst bei Deinen Freunden eigentlich nur die Vorzüge." Ehe Merkel antworten konnte, wurde an die Thür gepocht und auf Bolten’ Ruf trat Leupold in das Zimmer. Die Züge des Clannes schienen entstellt zu sein, sein Gesicht war bleicher als gewöhnlich, die Augen lagen tief und eine unruhige, verzehrende Gluth Leuchtete aus denselben. Bolten und Merkel waren in gleicher Weise überrascht, doch faßte Ersterer sich schnell und stellte seinen Freund dem Besiger der Graben­­­burg vor. Leupold warf nur einen flüchtigen und durchaus nicht freundlichen Blick auf Merkel, dann wandte er si mit dem Zeichen einer fieberhaften Unruhe an Bolten. „Herr Doctor“, sprach er, und seine Stimme zitierte vor Erregung. „Wenn ich nicht jede irre, Habe ich Sie vor kurzer Zeit in einem Wagen an der Seite meiner Schwägerin gesehen.“­­­ Bolten zögerte mit der Antwort,er vermied vielleicht einen unange­­­nehmen Auftritt,wenn er es nicht verneinte,und doch widerstrebte es ihm, die Unwahrheit zu fügen. „Sie haben nicht geirrt,“ entgegnete er kurz. „Wohin sind Sie mit meiner Schwägerin gefahren ?“ „Da sie selbst wünscht, daß dies Geheimniß bleibt, so habe ich kein Recht, es mitzutheilen.“ Leupolds Augen hatten durchdringend auf Bolten grüßt, als ob er aus besten Zügen lesen wollte Die Adern auf feiner Stirn schwollen an. „Ich verlange es zu willen!" vief er befehlen“, „Von mir?" fragte Bolten ruhig: „Gewiß !" »Herr Leupold,Sie vergessen,daß Sie kein Recht haben,mit­ zu befehlen,und mit Gewalt werde ich mir am wenigsten­ ein Geständniß abtrotzen lassen.Die Dame hat sich meinem Schutze anvertraut und ich werde sie beschüten.“ Der Befiger der Grabenburg schwieg, er preßte die Lippen fest auf­­­einander und seine Hände zuchten nervds. Da fiel sein Eid auf Senny'g Bild und vafh trat er an dafjelbe heran. „Wie kommen Sie zu diesem Bilde?“ fragte er, und in seinem Deside, den er auf Bolzen richtete, lag etwas Drohendes. Der junge Arzt ließ sich nicht einschüchtern,obschon es,«­jhm unan­ I genehm war,daß Leupold das Bild entdeckt hatte. »Mein Freund,der Maler Kolbe,hat es mir geschenkt,« entgegnete er...ich halte es für eine seiner besten Arbeiten und es hat als Kunsts wert Werth für mich.” „Er Hat sein Recht auf dies Bild,“ fuhr Leupold fort, der seine Erregung nicht länger beherrschen konnte. „Ich habe es bei ihm bestellt und ihm sogar das Geld dafür gesandt; er hat mir das Gelbe aus tnd­­­richter Laune zurückgeschiert, dadurch ist er indessen noch nicht sein Eigent­um geworden |" (Sortfegung folgt.) « »­­­

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