Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1882. Oktober (Jahrgang 9, nr. 2673-2698)

1882-10-26 / nr. 2694

. Redaction und Administration: Heltauergasse 23. Örigeint mit Ausnahme der Sonn- und Keler­­­tage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 a ne ai, Dir run Ba, De­­ng­­i 2 f, o Due Abonnement mit Postversendung: Für das Inland: vierteljährig 3 fl. 50 BEN TL., ganzjährig für das Ausland: vierteljährig 9 RM. oder 12 red., halbjährig 18 RM. oder 24 a ansjährig 36 RM. oder ch. Unfranlirte Briefe werden nicht angenommen­­er Manuskripte nicht zurückgestellt. NU­MDEL « . Sieiinvåxgiscyszleutstyu Hermannsiathonnes lag 26.Oktober Mamerationen und Ink­rate übernehmen außerdem hauptbureau,Heltauorgane Nr. 23, in Kronstadt die Buchhandlungen Heinrich Dresswandt, Heinrich Zeidner, Mediasch J. Hed­­­rich’s Erben, $ohassburg Heinrich Zeidner’s Filiale, Bistricz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch - Regen Adolf Dengyel, Mühlbach Jozef Wagner, Kaufmann, Brees Paul Battoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein & Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, Botter & C.,, H. Schalek Pest A. V, Goldberger, Frankfurt 8.9. @ I Daube & ©; Der Raum einer einspaltigen Garmonbzeile Fortet beim einmaligen Einraden 7 te., das zweitemal je 6 fr., das drittemal je 5 fr. 5. W. exclusive der Stempelgebüßr von je 30 Er, 1882. m mn Es Magyarifde en im Banat. „Wir haben in unserem ersten Artikel behauptet, die Bevölkerung dieses reichen und gesegneten Landes sei arm. Damit sol nicht gesagt sein, daß dieselbe unter normalen Verhältnissen Mangel leide; zu effen gibt es hier genug, die Landbewohner haben Brod, Milch, Pflanzenkost und etwas oft, die Schlachten im Winter sogar Schweine und versalzen und räuchern das Fleisch und die Würste derart, daß sie (freilich nur fiel) wo im Sommer davon offen können. An Sonn- und Feiertagen schwingt man sich sogar in den meisten Häusern zu einem halben Kilo Rindfleish (das, weil es nicht mehr als 10 Kreuzer kosten soll, zumeist von einer alten Kuh herrührt) oder einem Kilo Schaffleish (das Hier 15 Kreuzer Toftet) auf; findet si das Hiezu nöthige Baargeld gerade nicht vor, so hat man vielleicht ein Huhn oder eine Ente, die geschlachtet werden kann. Im Herbst gibt es an Getränken etwas „NRaky" (ein aus Pflaumen gebrannter Schnaps) und Wein. Man erfieht Hieraus, daß den bescheidenen Ansprüchen der hiesigen deutschen Bauern voll­ommen gemügt it; gleichwohl müssen wir ein Voll­­arm nennen, das troß seiner schweren Arbeiten und seiner staunens­­­werthen Leitungen, troß seines unermüdlichen Fleißes seine anderen An­­­sprüche an das Leben stellen darf — weil er Dieselben nicht befriedigen könnte. Der Mann, der Tag für Tag den Plug führt oder vom frühesten Morgen bis nach Sonnenuntergang in seinem Weingarten schafft und zum Frühftück Brod, Käse und Zwiebel, zum Mittagsmagl Zwiebel, Käse und Brod hat und des Abends „Kartoffeln ımd Knödeln" ißt, sie dann todt­­­müde niederlegt, um am anderen Morgen um 3 Uhr abermals in den oft zwei, drei Wegstunden entfernten Weingarten gehen und den Reigen von vorn beginnen zu können — dieser Mann zählt zu den Vermften der Armen. Sein Glück ist, daß er es nicht weiß; er ahnt nur dumtel, daß es bessere Existenzen geben müsse als die seine. Doch so lebt nicht blos der Mann; auch Frau und Kinder theilen diesed Loos, und Die legteren werden meist von ihrem achten Jahre ab schon zur tyeldarbeit gedrillt. Jedes Stüc Brod, da hier gegessen wird, muß eben jauer verdient werden. · Selbstverständlich hat unter solchen­ Verhältnissen das Geld einen ungeheuren Werth.Man kann sich dasselbe nur dadurch verschaffen,daß man den Ertrag feiner Felder und Weingärten zu Geld·weacht.Und wie wird das Alles hier ver auftlJst der Ertragem geringer,und gilt die Waare etwas,so hat der große Bauerioenig,der kleine weniger und der Kleinhändler nichts zu verkaufen;war dies krateguh wie heueromtAuss­­nahme der Weinernte),so geltern die Früchte nichts.Ein Meterzentner Weizen wird hier mit 8fl.,das Korn mit 6·fl.50fr.,der Kukuruz1nit 4fl.,die Kartoffeln mit 1 fl.verlauft·. Für ein Pfund Butter zahlt man der Bäuerin, wenn sie dasselbe nach Lippa oder Temesvar bringt, 30, im besten Falle 40, für ein Huhn gar nur 20 —30 fr.; Eier muß sie oft 7—8 Stüdk um 10 fr. Eingeben. ·· · Diese Bem­erlungen waren nothwendig;sie sollen dem Leser einen Begriff davongeben,was es hier heißtz Geld zu erwerben der Staat aber perlantheld,nur Geld!· ·· · · Nun erstrommen wir zum eigentlichen Thema dieses Artikels,zum Weinzchmizzyd zur Robot,die man hier längst aufgehoben glaubt. Der Weinzehent ist dieß ach thatsächlich, nur wurde dieß in einer Weise unter­­­nommen, daß die Weingartenbesiger im Vanat daran zu Orumde gehen müssen. Doch davon später. Anders ist er mit der Robot. Durch den &.-%. IX vom Jahre 1878 wurde er zugleich mit dem Behent auch die den Grundherren zu leistende Robot aufgehoben, d. h. durch Grund­­­entlastungs-Obligationen eingelöst; aber die Robot, welche die Bevölkerung des Bartals den Gemeinden und dem Gomitat zu leisten verpflichtet war, wurde Durch Dieses Geieg nicht beseitigt — nur Der Name der letreren wurde beshönigend in „Yandedarbeiten“ abgeändert. Wie vor dem „Jahre 1848, so muß die Landbevölkerung Ungarns auch jet mod zur Erbauung «­Siehe»Sieh­deutsch-Tageblatt«Nr.2693. und Erhaltung der Wege,zur Erbaung öffentlicher Gebäude 2c.Frohn­­­dienste leisten. Durch einen Ministerialerlaß vom Jahre 1867(Zahl 8709)wurden die zu leistenden Robotdienste näher bestimmt und in der folgenden,einer gründlichen Revision sehr bedürftigen Weise endgültig festgesetzt Die Robot ist zweierlei:Zugrobot und Handrobot;erstere wird durch Zugthiere(Pferde und Ochsen),leiere durch Handarbeit abgetragen.Die Besitzer von Ingthieren sind zuugrobot oder Fuhren,die Uebrigen zu a verpflichtet. Von dieser Verpflichtung ausgeschlossen sind die rauen und­­­ alle Standespersonen, d. h. Beamte, Soldaten, Priester, Lehrer u.­­­. w., auch wenn dieselben Grundbesig Haben gleich dem Bauer oder Kleinhäusler. Nach S 6 dieses Gelekes muß der­­­Bauer für jedes Haugtbier, das er befigt, jährlich zwei Tage BZugrobot leisten. Bezüglich der Handrobote gilt Folgendes: Jeder B­efiger eines Hauses auf dem Lande ist verpflichtet, für seine Person jährlich sechs Tage auf Robot zu gehen. Hiebei wird Feine Rücksicht darauf genommen, ob man ein oder mehrere Häuser besitz, Arm und eich sind vor diesem Robotgehege gleich. Von den Inwohnern (d. h. Miethpartheien) ist da Familienhaupt ver­­­pflichtet, drei Tage auf Robot zu arbeiten. Die männlichen Familienglieder (Kinder) sowohl der Hausbesiter als auch der Inwohner, sind überdies einzeln verpflichtet, je drei Tage Robot zu leisten. Diese Verpflichtung erstrect sich 6lo8 vom 16. bis zum 60. Jahre , ist aber ein Anecht im Hause, der für Kinder oder altersschwache Greife die Robot leisten kann, so muß gerobotet werden! Man ersieht schon Hieraus, wie mangelhaft dieses Gefeß ist, welche Schlupfwinter der Willkür und der Spibfindigkeit der ausü­benden Organe überall offen gelassen wurden. N­un aber kommt erst der Kern dieses fa­­­mosen Gejees, das Unfaßbare desselben, das geradezu als eine gegen die Landbevölkerung gerichtete Erpressung bezeichnet werden muß. Zuerst heißt es, die Roboten müssen, da sie Realverpflichtungen sind, thatsächlich auch geleistet werden. Später jedoch seien wir in einer für das Wolf berechneten Interpretation: Nachdem aber das Land der ungeheuren A­rbeitsleistungen, welche die korrekte Durchführung dieses Gejeges im ganzen Lande hervor­­­bringen würde, nicht bedarf, so künnen b dieselben (die Arbeitsleistungen !) auch abgelöst werden! Die Höhe der Ablösungssumme alljährlich oder a­­n mehrere Jahre festzulegen, bleibt den einzelnen Komitatsbehörden erlassen. &3 erkftirt also Bier ein Gefäß, welches Jedermann alljährlich an so und so vielen Tagen seiner persönlichen Freiheit beraubt, ihn zu Dienst­­­leistungen zwingt; aber man kann es nicht ganz vergessen, daß man im europäischen Concerto gern die Rolle eines Kulturstaates spielen möchte, und das stimmt die Gefeßgeber milde — sie erlasfen dem Wolfe um baares Geld einen Theil der Arbeitsleistung, die sie nicht brauchen, sie stellen es jedem frei, sich Loszulaufen. Die Durchführung der näheren Ablösungs-Bestimmungen reift hier natürlich dieselben Früchte wie die Durchführung aller übrigen Gelege und Erlässe — Willkür und gemissenlose Ausbeutung der Bevölkerung. Wir wollen an dieser Stelle blos auf die seit dem 7. S­ebruar I. 3. (Zahl 34) im Z­emesvarer Komitat in Kraft stehenden Ablösungs-Bestimmungen ein- Kan In der Komitats-V­ersammlung vom obengenannten Datum wurde ir­­gendes festgelegt: Die Ablösung der im Gefege vorgeschriebenen „Landes­­­arbeiten" wird in zwei Wasjen eingetheilt, in eine freiwillige und in eine Zwangsablösung. Freiwillig ist die Ablöisung bei den Zugsroboten, das heißt, es steht jedem zu Fuhren Verpflicteten frei, einen Theil seiner Ver­­­pflichtungen abzulösen. S Festgelegt wurde für ein Pferd 3 fl., für einen Ochsen 2 fl. 30 fl. Da der Bauer für jedes einzelne P­ierd 2 Tage Robot zu leisten Hat, so würde ihn also die Waldfung eines einzigen Pferdes 6 fl. jährlich offen! Man wird daher begreifen, daß man wenige Bauern si zu dieser Ablösung entschließen. Anders verhält es sich mit der Handrobot, die von seinen Kindern, von allen Inwohnern und Stein­­­häu­slern gefordert wird — von dieser Robot müssen zwei Drittel abgelöst werden, und zwar um den Bier üblichen Sat für Taglöhner um 40 fr. pro Tag. Da ein jeder Hausbefiger zu 6 Tagen Handrobot für seine Person verpflichtet ist, so muß er also 2 Tage Robot leisten und 4 Tage zu 1 fl. 60 fr. ablösen. Hat derselbe 3. 8. 3 Söhne, so muß jeder der­­­selben (da Kinder zu 3 Tagen Robot verpflichtet sind) einen Tag roboten und 2 ablösen, das macht 2 fl. 40 fl. Ein solches Haus müßte also 5 Tage Frohnarbeiten leisten und noch außerdem 4 fl. für nicht geleistete, weil nicht geforderte, Robot bezahlen ! Doch auch in diesen Bestimmungen giebt es noch allerlei Winterzüge und­ Hinterpförtchen, die den einfachen Mann verwirren und ihm eine Ver­­t­eidigung gegenüber Alten der Willkür zur Unmöglichkeit machen. Aber die Krone Dieser Bestimmungen und des ganzen Gewebes ist, daß es zum Schluffe ausdrücklich heißt: Auch das­­­ eßte Drittel der zu leistenden Robot kann abgelöst werden. Das heißt also, es steht jedem, der Geld hat, frei, sich von den auferlegten Verpflichtungen gänzlich loszulaufen! Der Preis dieses Testen Drittels ist aber ein höherer — der Tag kostet 50 bis 60 fr. Man traut seinen Augen kaum, wenn man so etwas lieft. Der ungarische Staat verpflichtet seine Bevölkerung zu einer Robot, die er nicht braucht, und da er dies einsieht, so wird diese Robot­­flugs in eine Steuer umgewandelt. In unserem Orte (etwa 800 Häuser, 4500 Einwohner, über 3000 Pferde) würde, wenn diese Robot (Bug- und Handrobot) blos dem efet entsprechend, abgelöst werden müßte, die Ablösungssumme fast die Höhe von 15.000 fl. jährlich erreichen ! Ich schließe diese Bemerkungen unter dem Trommelwirbel des Gerichts­­­dieners, der alle jene, die ihre „Komitats-N­obot-Ablösung“ Heute nicht bezahlen — morgen mit Pfändung bedroht.“ Politische Hebersicht. Sei­ älteren Das Ringen nag Hlük. Roman von %. Sriedrid. (63, Fortfegung.) Hätte Thomas den Mund des Rechtsanwalts für immer schließen können, er würde es gern gethan haben; der ©ebante, ihn durch Bitten zu bewegen, war ihm unerträglich und peinlich, und war nicht mit ziemlicher Gewißheit zu erwarten, daß der gerade Sinn des Rechtsanwaltes­ diese Bitte zurüdweifen werde ?­­ar ·. Dennoch blieb dies der einzige Ausweg fü­r ihm so sehr er auch nach­­­sam­,um einen anderen zu finden;allerdings wollte er Darren nur sagen, daß er sich vielleicht geirrt oder die Verhältnisse falsch aufgefaßt habe Vielleicht wü­rde er sich doch zu diesem Schritte noch nicht entschlossen haben,wenn er nicht einen Brief von dem Abte des Klosters empfangen hätte, in welchem ihm derselbe mit ziemlich Baren Worten andeutete, daß er auf eine Belohnung wohl seinen Anspruch machen könne, da Leupold’s Frau ohne seine Einwirkung mit dem Finde geflohen sei. Das dem Kloster be­­­stimmte Vermögen werde demselben allerdings zufallen, trogdem bedauere er den Tod des Kindes schmerzlich. Er habe eine andere Entscheidung ge­­­wünscht, denn gar zu leicht könne nun auf ihn und das Kloster der Verdacht fallen, als sei er bei der Flucht der jungen Frau oder dem Tode des Kindes in irgend­­einer Weise betheiligt. Wenn ihn auch sein Gewissen von jeder Schuld frei spreche, so wisse er doc recht wohl, wie Leicht ein solcher Ver­­­dacht Glauben finde und wie schwer es sei, denselben wieder zu vernichten, wenn er einmal Wurzel geschlagen habe.­­­­­­ Erbittert zerriß er den Briefzeswarfan als ob sich das Geschick gegen ihn verschworen habe,um ihm eine Hoffnung nachher armeran rauben.Auf die Erkenntlichkeit des Abtes hatte er festgerechnet,unp jetzt gab derselbe sich den Schein,als ob ihm diese Entwickelung der Verhältnisse unangenehm sei,als ob er den Tod des Kindes wirklich bedauere. Er hätte über­ diese Bastellnslachen mögen wenn sein eigenes­ Ins Und er besaß nicht einmal die Macht, dereffe nicht gar zu empfindlich dadurch betroffen wäre. Der Abt Hatte seine Dienste bewußt, nun sein Ziel erreicht war, schob er ihn rücksichtslos zur Seite, weil er ihn unbequem war, seine Ansprüche geltend zu machen, weil er befürchten mußte, sein Briefwechsel mit dem Abte Tönne bekannt werden. Er verlieh seine Wohnung, um sich zu Darren zu begeben. Auf einem Umimege, den ex machte, legte er sich Alles, was er sagen wollte, in Gedanken zurecht, zugleich errang er sich die Ruhe, die er zu diesem ihm so schweren Gange durchaus nöthig hatte. Er mußte erwarten, daß der Rechts­­­anwalt ihm nicht freundlich empfangen werde und er mußte hierauf gefaßt sein, er durfte selbst doch harte Worte, welche ihm gesagt würden, sich nicht verleiten lassen, die Maste der Demuth abzuwerfen. Scheiterte dieser Versung, dann war für ihn Alles verloren, denn dann hatte er sich durch ihn eine Blöße gegeben. Sein Herz pochte schneller, als er die Treppe zu Darren’s Wohnung empor fchritt, und ehe er die Thüre öffnete, zögerte er einen flüchtigen Augen­­­blick, um alle Kräfte zusammen zu raffen. Er traf den Rechtsanwalt in seinem­­­ Bureau, in welchen mehrere Schreiber arbeiteten. Derselbe schien über den Besuch überrascht zu sein, denn mit den halb Falten und Halb spöttischen Worten : „Ah, Herr Candidat Thomas!" empfing er ihn. Thomas’ Blut ran heiß duch die Adern. Da er diesem Meanne, den er hatte, Auge im Auge gegenüberstand, fühlte er, daß seine Kräfte kaum ausreichen würden. Er bereute fast den Schritt, der ihn hierher ge­­­führt — jetz war es zu spät. „Darf ich Sie für wenige Minuten in Anspruch nehmen ?" fragte er. "Gewiß," versicherte Darren, „Dies ist meine Sprechsttunde — bitte, nehmen Sie Plat." “ Der Candidat zögerte,d­as er mitzutheilen hatte konnte er umnöglich in Gegenwart der Schreiber sagen. »Kann ich Sie allein sprechen?«warf er ein. „Auch das — bitte, treten Sie in dies Zimmer,” entgegnete Darren und öffnete die Thür seines Arbeitsgemaches. — „So, nun nehmen Sie gefähigst Platz“ Hermannfadt, 25. Oktober. Besonders viel Harmonie war während der ganzen Sef­tenzdauer des böhmischen Landtages in der Landstube in Prag nicht zu finden, mit einer fehrilen Dissonanz hat derselbe am 23. d. gar seinen Abschluß gefunden, denn ander wird man es doch nicht bezeichnen können, wenn der Oberst-Landmarschall Fü­rst Carlos Auersperg Sigung und Session so rajch schließt, daß seine der hergebrachten Förmlichkeiten, wie die Abschieds­­­und Danfreden an den Statthalter und Oberst-Landmarschall gehalten werden konnten, wenn ferner der Oberst-Landmarschall den auf ihn Zite gehenden Statthalter, der ihm die Hand reichen will, nicht sehen will und eilends den Saal verläßt. In der legten Sigung sollte eine Kreditforderung wie das deutsche Sommertheater zur Verhandlung kommen, dieselbe war aus bis noch unbekannten Gründen von der Tagesordnung zurückgezogen worden und diese scheint die deutsche Partei so tief verstimmt zu haben. Ein Telegramm der „Narodni Listig“ meldete: „Graf Heinrich Clam-Martinig weilt seit Samstag in Wien, er Ton­­­fererte mit dem Grafen Taaffe, angeblich um den Bau des deutschen Theaters zu verhindern." “ Die Schlußsitzung nahm nun nach den Blättern folgenden Verlauf. Der Oberst-Landmarschall gab bekannt,daß der Statthalter ihm eine8u­­­schrift übergeben habe,wonach der Landtag im allerhöchsten Auftrage heute geschlossen wird.Der Statthalterist­ antwortete hierauf eine Interpellation Riegers Und Genossen in folgender Weise:»Aber­ Sitzung des hohen Landtages vom 17.Ok­ober haben die Herren Ageordneten Dr.Rieger und Genossen an die Regierung eine Interpellation gerichtet und zwei Fragen gestellt, ob die er­ beabsichtigt, dem Landtage Anträge vorzulegen, damit die Landtagswahlordnung mit der reformirten Neicharathswahlordnung in Einklang gebracht werde, und ob und wann die Regierung die geeigneten und verfassungsmäßigen Mittel zu ergreifen beabsichtigt, damit auch die andern angedeuteten Mängel der Landtagswahlordnung nach Maßgabe der Forderungen der Freiheit und G­leichberechtigung der Bürger beider Nationalitäten im Lande berichtigt werden. In Namen der Regierung Er selbst blieb stehen und lehnte sich mit dem Rüden an seinen Screibtisch. „Herr Rechtsanwalt, er hat mich zu Ihnen getrieben, weil ich heute Ihnen in einem eigenthümlichen Lichte erschienen bin," sprach Thomas mit ruhiger Stimme. „Ich Bin mißverstanden und will auch nicht in Abrede stellen, waß ich selbst mißverstanden habe.“ „Herr Candidat, Ihre Worte sind mir noch nicht recht Mar und die Klarheit Liebe ich in allen Dingen,” entgegnete Darren. „Lauffen Sie uns Spritt für Schritt gehen, das führt am sichersten zum Ziele, und ein Ziel oder einen Zweck Hat Ihr Besuch doch jedenfalls. Sie sagten, Sie seien mißverstanden — von wen ?“ „Die Generalin hat meine Worte schroffer aufgefaßt, a­ 8 ich sie gesagt habe," bemerkte Thomas. Darren schüttelte langsam, zweifelnd mit dem Kopfe. „Die alte Dame hat troß ihres gebrechlichen Körpers ein sehr gutes Gedächtniß, sie hat Ihre Worte wiederholt." Thomas erkannte immer mehr, daß er diesem Manne, der si nicht durch Redensarten gefangen nehmen Ließ, "nicht gewachsen war. „Ich meine nicht die Worte, sondern das, was ich mit denselben gemeint habe," sprach er etwas verlegen. "Herr Candidat, damit kommen Sie nicht buch," unterbrach ihn der Rechtsanwalt. „Wenn Sie mir sagen, der Gegenstand ist schnwarz, so ver­­­muthe ich nicht, daß Sie meinen, er sei weiß, und wenn Sie mir mittheilen, der oder der sei ein schlechter Mensch, so nehme ich nicht an, Sie hätten jagen wollen er sei ein ganz ehrlicher und gutmüthiger Kerl. Ich halte micht stets an das, was Jemand wirklich gesagt hat und ich glaube auch, daß dies das Nichtige ist !" „ewig, gewiß“, versicherte Thomas. „Ich wollte auch nur sagen, daß meine Worte v­ielleicht zu schroff gewesen sind." „Das ist wieder ein ganz anderer Standpunkt!" fuhr Darren fort. „Darnach trifft also die Generalin sein Vorwurf, sondern die Schuld je auf An allein zurück. Weshalb sagten Sie dies der alten Dame nicht offen ?" „Um sie nicht zu erregen.“

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