Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Juli (Jahrgang 11, nr. 3205-3231)

1884-07-31 / nr. 3231

Hermannstadt, Donnerstag "Der Ausschuß der „Gesellschaft für deutsche Kolonisation“ hat an die „Freunde und Förderer des Kolonisationsgedankens“ Folgendes Anschreiben gerichtet : „Auf Anregung des Ausschusses der Gesellschaft fü­r deutsche Koloni­­­sation ist eine Anzahl von Herren zusammengetreten, welche entschlossen ist, in­ engster Verbindung mit der genannten Gesellschaft gegen Mitte des September d. h. in Südafrika größere Länderstrecken anzulaufen und auf diese Weise mit der Anlegung einer deutschen Acerbau- und Handels-S­olonie vorzugehen. Diejenigen, welche geneigt sind, sich für sich oder ihre Alnge­­­hörigen oder für sonstige Zwecke an dem ersten Zündanlauf mit einem Betrage von mindestens 5000 Mark zu beteiligen, werden aufgefordert, sich zu einer auf den 19. August in Berlin anberaumten Zusammenkunft ein­­­zufinden und sich zu­­­ diesem Ziweck mit dem Ausschuß der Gesellschaft für deutsche Kolonisation baldigst in Verbindung zu jeßen. Es wirde ihnen hier Gelegenheit geboten werden, über das vom Ausschuß nach reiflicher Er­­­wägung zur Durchführung ausersehene Projekt, sowie über alle in Betracht kommenden Einzelfragen Auskunft zu erhalten. Schon vorher aber wü­rde der Ausschuß der Gesellschaft auf Verlangen bereit sein, Interessenten die Namen derjenigen mitzuteilen, welche bereits feßt fest gewillt sind, aus eigenen Mitteln das patriotische Unternehmen zur Ausführung zu bringen.“ Seite 760 Singen und Turnen geht gut, die weiblichen Handarbeiten werden seit Jahren gelehrt. Zur Erhaltung der Schule giebt jeder Wirt 2 Biertel Korn und 2 Brot, ein Schulfond ist vorhanden; die Winterzusammenk­ünfte­­­ vereinigen alljährlich viele zu gemeinsamer Anregung. Der Pfarrhof soll demnacht gründlich repariert werden. Hof und Garten daran sind gar Schön und freundlich. Auch diese kleine Gemeinde zeigt geradezu riesige Arbeiten der V­er­­­gangenheit. Die schöne­­n Verteidigungsfläche — ein verkleinertes Bild der Reischer — 1524 durch den Schäßburger Stefan Ungar vollendet, mit sehr schönem Gewölbe, hat noch in ihrer Mitte den Brunnen, der den Verteidigern diente, wenn der Feind draußen lag; zahlreiche Einzelheiten interessantester Art haben sich erhalten: ein Sakramentshäuschen von 1521, daran das Gemeindezeichen Klosdorfs: die Wage, einige prächtige Meßgewänder, die in der katholischen Zeit die Festtage verherrlichen halfen, ein Kelch aus dem 14. Jahrhundert. Den Wein gießen sie aus einer Kanne, welche Johann Sutoris aus Hermannstadt 1711 gespendet, da er in Klosdorf zuerst das heilige Abendmahl erhalten hatte. Die alte Glocke aus dem 12. Jahrhundert — die Älteste in sächsischen Kirchen — hat umgegossen werden müssen. Doch it die zum Teil noch rätselhafte Inschrift der alten Glocke herüber ge­­­nommen worden, Niesig sind die Pechicharten, welche die Kirche umgeben , wie das Leid in jenen Jahrhunderten unser Volk, so umschließen die hohen Bogen auf den Strebepfeilern die Kirche, die aus jenen Kriegszeiten auch noch Harnische, Streitart und ähnliche Waffen erhalten hat. Im Familien­­­bejig hat zahlreicher funstvollster Gold- und Silberschmuch aus jenen Zeiten sich erhalten, treu bewahrt, wie die alte Sitte. Die Prozeßsucht, welche früher der Gemeinde nachgesagt wurde — da Sprüc­hwort hieß: der Rlos­­­dorfer gehe nicht ohne die Statuten aus — ist im Abnehmen und die Gemeinde ist sich der Ziele bewußt, nach denen sie zu ringen hat. Abends grüßte uns beim Ständchen die „Wacht am N­hein“ ; im Lause des waheren Mannes, der und Herberge gab — der Kleine Pfarrhof Hatte nicht Raum für alle — zierte die Wand das Bild Luther’s und Konrad Schmidt’ — vom Turm herab aber lang die Glocke feierlich herunter; sie trägt die Inschrift : verbum domini manet in aeternum — das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. Politische Uebensicht. Hermannstadt, 30. Juli. Die Londoner Konferenz fördert, ohne daß man in Deutsch­­­land die Absicht hat oder gehabt hat, aus derselben irgendwie Weltmachts­­­kapital zu schlagen, in ungeahnter Weise die ausschlaggebende Stellung des deutschen Reiches. Von England und Frankreich wird er emsig ummworben. „Sigaro“ erzählt seinen französischen Landsleuten, wie Deutschland Frank­­­reich überall unterftüge, in Tunis, China, Madagaskar, Egypten und auf der Londoner Konferenz, wo Herr dr. Derenthall mit Heren dr. Blingnieres, Graf Münster mit­ Herrn Waddington Schulter an Schulter stünden, und der Londoner „Observer“ will toiflen, England habe Deutschland ange­­­angen, seinen Einfluß aufzubieten, um die feindliche Haltung der franzö­­­sen Vertreter auf der Konferenz gegen die Zinsreduktion der ägyptischen Schuld zur modifizieren. Deutschland habe ablehnend geantwortet, weil eine Einmischung als ein Pressions-Versuch anzusehen sei und verlegen könne, während Deutschland, da er sein spezielles Interesse an der Frage habe, seinen Grund zu Schritten habe, die Frankreich irritieren konnten. Zwischen dem auswärtigen Amte in Berlin und Varzin, wo der­­­ Reichskanzler Bismard gegenwärtig weilt, herrscht man, wie Berliner Blätter melden, aus Anlaß der re ein lebhafter Depeschen- und Schriftenverkehr. Die legte Sigung der Konferenz fand am 28. d. M. statt. Nach einer dreistündigen Dauer vertagte sie sie auf den nächsten Tag­­­s Kaisers von Warschau stattfinden.Zur Reise des Zars nach Von neuem tauchen die Nachrichten einer Zusammenkunft der drei Kaiser auf.Dieselbe würde gelegentlich des Besuches des Ju­­ni­­g­­en­­arschau wird der „N. fr. Preffe“ folgendes geschrieben : „Nach der Entdeung des in Wars­chau geplanten Attentats gegen den Zar haben die Gegner des damals von Warschau abwesenden General­­­ouverneurs Gurko einen Bericht nach Petersburg abgeschickt, der in den Metaftzeiten Farben die nihilistischen Wühlereien in ganz Kongreß-P­olen darstellte, dieselben der Kurzsichtigkeit und dem „energielosen“ Vorgehen des Generals Gurko zuschrieb und die Gefahr hervorhob, der sich der Zar durch eine Reise nach Warschau ausjegen würde. In diesem Berichte wurde auch­ darauf aufmerksam gemacht, daß vermutlich im Hinblickk auf den flat, den die Entdeckung des Attentats in Europa hervorrief, sein fremder First nach Warschau kommen würde. Da aber in Petersburg die zwischen Gurko und seinen Antagonisten in Warschau herrschende Ziwietracht bekannt ist, so wurde auf Befehl des Zars der Generalgouverneur Gurko aufgefordert, sofort erschöpfende Aufklärungen über das entdeckte Attentat und die nihi­­­listischen Umtriebe in Kongreß-Polen nach Petersburg einzusenden, wobei ihm gleichzeitig eine Abschrift des erwähnten Berichtes übermittelt wurde. Gurko sol nun unverzüglich berichtet haben, daß die Sache übertrieben dargestellt wurde, daß er mit seinem Leben für die Verson des Kaisers garantiere, wenn dieser nach Warschau kommen sollte,­­nd daß dessen Reise nach Warschau jegt sogar ein Gebot der Politik sei, weil ein Unterbleiben derselben allgemein an Schwäche erscheinen und dem Nihilismus neue Nahrung geben würde. Die Folge war, daß der Zar die bereits aufgegebene Fee, nach Warschau zu reisen, wieder aufnahm. Da gleichzeitig in den kaiserlichen Palästen Lazienfi und Belvedere in Warschau und im Schlosse von Skierniewice Empfangs-Vorbereitungen getroffen werden, so weiß man nicht, in welcher dieser drei Residenzen der Zar wohnen wird.“ · Siebe­nbürgisch-Deutsches Tageblatt. Stimmen aus dem Bublikum, Historischer Festzug in Hermannstadt. Die in die Gruppe der „Bäger“ eingeteilten Herren und Damen werden ersucht, Freitag den 1. August mittags 12 Uhr zu einer Besprechung im Mädchenschulgebäude (Brufenthal’sches Palais) und zwar im Klassenzimmer zu ebener Erde (links) sich einfinden zu wollen. Die Kostümprobe und Gruppenübung findet Samstag den 2. August nachmittags 6 Uhr ebendaselbst statt. Da die Kostüme nur gegen Barzahlung ausgefolgt werden, so werden alle der Gruppe der „Säger” zugeteilten Herren und Damen aufgefordert, vorher den Restbetrag für das Kostürm in der Handlung des Herrn Kauf­­­manns v. Weindel erlegen zu wollen. Das Festzugs-Komite, 31. Juli 1884. Az. 3231 2ofal: und Tages: Ehronif, (Erzherzog Wilhelm.) Trog des strömenden Negens verweilte © e. f. Hoheit gestern bis gegen Mittag bei dem Artillerie-Schießen. Um 3 Uhr fand ein Diner zu 20 Gededen im Hotel Neurihrer statt, zu dem, wie wir gestern bereit bemerkt, Die Spuben der verschiedenen Behörden zugezogen waren. Abends beehrte Se. f. Hoheit das Theater mit feinem Besuche, verweilte dortselbst bis 9 Uhr und sprach Heren Direktor Hettler seine Zufriedenheit aus. Heute frü­h­­­­­ 7 Uhr begab sie Se. E. Hoheit der Herr Erzherzog abermals zum Schießen auf die Roßlarer Haide. Das kriegs­­­mäßige Schießen findet heute auf fete, morgen hingegen auf bewegliche Ziele statt. Auch dem morgigen Schießen wird Se. f. Hoheit noch beimohnen. (Der diesjährige Jagdausflug des Kronprinzen Rudolf) nach Görgeny-Szt.­Imre wird für anfangs Oktober in Aussicht genommen. An den Forsten zeigen sich laut Bericht der Waldhüter viele Bären; außer zahlreichem Schwarzwild ist auch der Rehbestand ein befriedigender ; im Sht­czo- Revier sind sogar einige Hirschhöde vorhanden, welche die Quellen im Tyivo­­­und Doßforste oft aufsuchen. Die Behörden haben die Verfolgung des Wild­­­standes untersagt. Erfahrene Bärenjäger erwarten in diesem Jahre ein bedeut­­­sames­ Jagdresultat. (Dr. Moriz Kiss), Professor an der Hermannstädter K. u. Rechts­­­akademie, ist, wie wir dem „Magyar, Polgar” entnehmen, unter Belastung seines gegenwärtigen Ranges an die Universität Mlaufenburg beordert worden. (Statut, betreffend die ev. Elementarschule A. B. in Hermannstadt.) In der Samstag den 2. August 1884 nachmittags 5 Uhr im Kommunitätsfigungssaal abzuhaltenden Situng des Presbyteriums und der größeren Gemeindevertretung A. B. kommt die nachstehende Pres­­­byterialvorlage zur Verhandlung . Statut, betreffend die evangelische Elementarschule A. B.­­­ in Herm­annstadt. 1.Die ev.Elementarschule in Hermannstadt hat den Zweck,für den Eintritt in die­ Klasse des Gymnasiums und der Realschule vorzubereiten, umfaßt vier Klassen mit je zwei Parallelabteilungen und steht unter der Direk­­­tion des ev.Gymnasiums. Die wöchentliche Stundenzahl beträgt in der 1.und 2.Klasse je 20, in der 3.und 4.Klasse je 24. Die Lehrgegenstände sind:Religion,Muttersprache,Rechnen,Heimat­­­kände (einschließlich der Geographie von Oesterreich-Ungarn),Gesang und­­eichnen. 2.Der Lehrplan bleibt vorläufig derselbe,wie jener der vier ersten Klassen der aufgehobenen Bürgerschule gewesen,jedoch mit der Abänderung, daß Zeichnen in der 3. Masse zwei Stunden und Geschichte in der 4. Klafse mit zwei Stunden entfällt und in der 4. Klasse statt drei blos z­­ei Stunden Zeichnen angejeßt wird. Die so gewonnenen Stunden werden der Mutter­­­zugelegt, so daß diese in der 3. und 4. Klafse je zwölf Stunden umfaßt. Der definitive Lehrplan wird im Sinne der bezüglichen Bestimmungen der IX. Landeskirchenversammlung II. 8 im Laufe des Schuljahres 1884/5 festgestellt werden. 3. An der Elementarschule werden sieben ordentliche Lehrerstelen syste­­­nisiert und zwar: drei mit je 600 Gulden, zwei mit je 700 Gulden, z­­ei mit je 800 Gulden Jahresgehalt, zahlbar in inticipativen Monatsraten aus dem evang. Elementarschulfonde. Bezüglich der Neummerationen für Supplierungen an dieser Schule bleiben die Bestimmungen vom 21. Mai 1878 in Kraft. 4. Alle Lehrer sind zu wöchentlich 30 Unterrichtsstunden verflichtet und müssen bezüglich ihrer Qualifikation dem § 37 der „Schulordnung“ antprechen, falls sie nicht geprüfte Lehramts- Kandidaten sind, welche im Sinne der obigen Bestimmungen der IX. Landeskirchenversammlung II, 8 „wenn sie um eine Elementarlehrerstelle konkurrieren, an eine weitere Prüfung nicht gebunden sind”. Auch sind alle Elementarlehrer verpflichtet, innerhalb des obigen Stunden­­ausmaßes an der Schule des Lutherhauses (Zoselstädter Schule) wöchentlich zusammen bi zu höchstens acht Stunden regelmäßig sich verwenden zu lassen, so­­wie dort und an der ev. Mädchenhauptvolfsschule in außerordentlichen Fällen (Erkrankungen ordentlicher Lehrer und dgl.) über Veranlassung des Schulinspektors zu supplieren, soweit ihre Dienste nicht etwa gleichzeitig an der Elementarschule selbst in Anspruch genommen werden. 5. Die gegenwärtig an der Bürgerschule dienenden Lehrer werden an die Elementars­äule übernommen ı und behalten dabei alle jene Rechte und Pflichten, welche sie gegenwärtig gegenüber der hiesigen ev. Kirchengemeinde U. B. befiben. 6. Die vorstehenden Bestimmungen treten mit 1. September I. $. in Wirksamt­eit. (Baumpflanzung auf dem großen Ring.) Seit drei Wochen ist auf dem großen Ring vor dem Hamrodh’schen Geschäft ein Linden­­­bäumchen seiner Umzäunung beraubt und der Gnade oder Ungnade der Fragerpferde preisgegeben. Sollten demselben nicht innerhalb der nächsten drei Wochen neue Pfähle gegeben werden künnen ? Bom Blit erschlagen.) Gestern vormittags ging ein junger Teppendörfer Bursche in den Wald, um sein Vieh heimzutreiben. Bei herannahendem Gewitter flüchtete er unvorsichtiger Weise zum Schub negen den Negen unter eine hohe Eiche und wurde hier von Eis, ee­­in­­en Eiche fuhr, erschlagen. (Brand im Badeort Zaizon.) Ein furchtbares Feuer, dem gegen 60 Wohn- und Wirtschaftsgebäude zum Opfer gefallen sind, ver­­­nichtete vielen der dortigen Bewohner Hab und Gut. Der Brand nahm­ vorgestern, am 29. Juli, nachmittags­­­­, 3 Uhr, einige Häuser oberhalb des großen Gasthauses, seinen Anfang und konnte erst 6 Uhr abends totalisiert werden. Ein großer Teil der Badegäste schaffte seine Zimmer­­­einrichtungen und Stleidhungsstüce an den Zaizenbach und wartete neben seinem Eigentum figend und stehend das Ende des Feuers ab. („Kr. Ztg.") (Aus Kronstadt) wird und mitgeteilt, daß die vom „Bukarester Tageblatt” gebrachte Nachricht, wornach Herr 3. W. Filtfch am­ 1. August d. h. die Redaktion der „Kronstädter Zeitung“ übernehmen werde, auf einem Sertum beruht. Neber den Brand in Dees­, über den wir bereits kurz be­­­richteten, wird uns unterm 27. d. We. aus Dees geschrieben : Gestern Abend 9­­. Uhr wurden die hiesigen Einwohner durch Feuer­­­rufe alarmiert. Die ärarischen Stallungen des Hengstendepots standen in Slammen, und ist es mit dem plößlich herniederrauschenden Plagregen zu danken, daß das Feuer die benachbarten Häuser verschonte, denn die hiesigen Löschvorrichtungen und Löschmannschaft erwiesen sich als unzureichend zur Bewältigung dieses Brandes. Das Brandobjekt ist über 100 Meter lang. Der Dachstuhl samt den darunter befindlichen Futtervorräten sind verbrannt, in den gewölbten Stallungen geschah sein Schaden. Einen seltsamen Anblick bot die Freilassung der in den Stallungen befindlichen 82 Hengste. Wild brachen diese aus den geöffneten großen Thoren hervor und rannten unter wilden Springen im weiten Hofe herum, bis sie nach vieler Mühe in die mit hohem und starfen Geländer eingefaßte Neitschule getrieben werden konnten. Hier entspannen sich nun kaum zu beschreibende Szenen. Die edlen, mutigen­­­md starren Tiere, auf diesem beschränkten Naume zusam­­­mengedrängt, schlugen und bisjen sich untereinander unter fürch­terlichem Gebrüll und Gewieher; ähnliche Töne hört man nicht einmal in einer Menagerie zur Zeit der Fütterung. Zu verwundern ist, daß diese wild geiwordenen Tiere in verhältnismäßig kurzer Zeit durch die wackere Manns­­­chaft und einige mutige Bürger insoweit gebändigt werden konnten, daß sie von der Mannschaft an den Zäumen gehalten werden konnten, was jedoch nicht verhinderte, daß sie unter fortwährendem Gebrüll aufschlugen und herumbissen. Drei Hengste waren ausgebrochen, wurden aber noch in dieser Nacht eingebracht. Ein schöner Hengst wurde derart verleßt, da er niedergestochen werden mußte; zwei andere sind wohl schwer verleßt, werden jedoch erhalten werden; die anderen sind fast alle durch Hufschläge und Risse, jedoch unerheblich, beschädigt. Von der Mannschaft ist zum Glüce niemand verlegt worden. Die Entstehungsursache des Brandes ist keinesfan­, der Bliß, wie von Einigen behauptet wird, da zur Zeit des Ausbruches des Feuers noch­ sein Gewitter herrschte, sondern unbedingt irgend­­eine Unvorsichtigkeit, die sie­ irgend ein Handlanger beim Abladen des Heues wohl hat zu Schulden kommen lassen. (Alpine Ausstellung in Wien) Die vom ae Kunstvereine* in Wien veranstaltete und seit dem 19. d. M. eröffnete alpine Austellung, welche nicht nur Gemälde, nämlich Alpen-Landschaften und Bilder aus dem Wolfgleben in den Alpen, sondern auch plastische und dekorative Objekte, Ausstattungs- und Ausrüstungs-Gegenstände, Panoramen und Spezialkarten aus dem Refige der Alpen- und Touristen-Vereice, sowie Modelle der im Laufe der Texten Dezennien durch das so ersprießliche Wirken der Alpen- und Touristen-Vereine entstandenen Schußhütten und Hochwarten enthält, hat den Zweck, das noch nicht hinlänglich gewürdigte Alpen-K­unstfach durch Vorführung gediegener Kunstwerte zu repräsentieren und das Interesse für alpines Leben, welches seiner Entwicklung und allge­­­meinen Würdigung immer mehr entgegenschreitet, in den weitesten Kreisen zu verbreiten. Die Rerle der Ausstellung, das berühmte Meisterwork Kalame’s: „Der Alpensturm“, verdankt die Ausstellung der so kunstfreundlichen Bereit­­­willigkeit des Stadtrates von Leipzig, welcher über Verwendung des Herrn Bürgermeisters von Wien und des 1. und f. Österreichisch-ungarischen General- Konsjuls in Leipzig, Herrn Hofrates Nitter von Scherzer, diesen Schab des Leipziger Stadtmuseums anher dirigierte und in einem an das Ausstellungs- Komite gerichteten Schreiben erklärte, daß er bereitwilligst auch das zweite berühmte Gemälde von Kalame: „Das Alpenglüh’n" zur alpinen Aus­­­stellung gesendet hätte, wenn nicht dasselbe laut des Gutachtens einer fach­­­männischen Kommission erhebliche Bedenken wegen des drohenden Abbrödelng der Farbe (während des Transportes) verursachen würde. Die achtzehn Gletscher-Delgemälde des Herrn Gabriel Loppe in Paris wurden über Ansuchen des Oesterreichischen Alpen-Klubs , dessen Mitglied Herr Zoppe ist — seitens des Künstlers in bereitwilligster Weise nach Wien gesandt, alswo dessen Werfe bisher noch nicht zur öffentlichen Anschauung gelangten. Der Ausstellungskatalog führt u. A. folgende Nummern auf: 211. Bublikationen des siebenbürgischen Karpathen-Vereines. (4 Bände.) Eigentum der Sektion „Wien“ des siebenbürgischen Karpathen-Vereines. 212. Bublikationen des Deutschen und Desterreichischen Alpenvereines und des ehemaligen Desterreichischen Alpenvereines. (38 Bände.) Eigentum des Deutschen und Desterreichischen Alpenvereines. (Aberglauben.) In Buchum wurde der Leichnam einer Frau, welche im Nuf einer Here gestanden war, ausgegraben. Die abergläu­­­bischen Menschen, welche später verhaftet wurden, hatten das Herz der Leiche mit einer Nadel durchbohrt und derselben ein Hufeisen, Korn und Räucher­­­werk in den Mund gelegt, damit sie nicht wieder rückkehre. (Selbstmordversuch.) In Klausenburg nahm vorgestern abends der 30-jährige Schneidergehilfe Anton Bajna eine Sch­wefelauflösung zu sich, wurde aber noch lebend ins Spital überführt. Der Grund zum Selbst­­­mordversuch ist der, daß er seine erste gelegmäßige Gattin verlassen und das illegitime Verhältnis zu einer zweiten Person ihn in Schulden gestürzt hatte. (Ein Waldmensch in den Karpathen) Aus Schemnik wird geschrieben: von vollkommen vertrauensw­ürdiger Seite, den Wald­­­hegern der herzoglich Koburg’schen Herrschaft wird die Nachricht von der Existenz eines Waldmenschen in den Wäldern der Umgebung Szittnya’s bei Schemniß allen Ernstes folportiert. Die Heger stießen auf ihren Streif­­­zügen im Gebirge auf ein menschenähnliches Geschöpf, welches von dichten, schwarzem Haarwuchs bedeckt war und dem Bellen der Hunde ähnliche Töne von sich gab. Die Waldheger riefen der seltsamen Erscheinung zu, diese ergriff jedoch eiligst die Flucht. Mean schoß ihm nach, die Kugel ver­­­fehlte jedoch ihr Ziel. Der Waldmensch verschtwand in einer Felsspalte und konnte, trogdem die Waldheger zwei Stunden lang nach ihm suchten, nicht entdeckt werden. Auch das Landvolf hatte bereits des öftern Gele­­­genheit, mit dem Waldmenschen zusammenzutreffen. Wie dem „Felvideki Hirado“ in Schemnit geschrieben wird, Flamen dieser Tage mehrere Leute entreßt in die Stadt gerannt und erzählten, daß sie in der Umgebung des Paradiesberges dem Waldmenschen begegneten. Uebereinstimmenden Be­­­richten zufolge läßt sich daselbst ein unbefleideter und behaarter Mann von hoher Statur und schwarzem Tangem Barte auf einem Felsvorsprunge figend häufig sehen; er bricht bald in helles Lachen, bald aber in Weh­­­lagen aus und flieht beim Anblick eines Menschen. Man nimmt an, daß der Waldmensch irrsinnig sei und in seiner Scheu vor den Menschen Zuflucht im Walde gesucht habe. Im Wolfe ist der Glaube verbreitet, daß Der Berggeist von Szittnya nun auch am hellen Tage umgehe. urplöglich stand der Entschluß in festen Umrisfen vor ihm. Sie sollte fühlen, daß ihr aristokratischer Hochmut zu weit gegangen sei. — Er verbeugte sie mit kalter Förmlichkeit. „Ich bitte um Verzeilung, Komtesse. Meine Vormittage sind dem erlauchten Haufe derer von Erchingen verfauft worden. Das vergesfe ich im Augenblic. Befehlen Sie eine Unterrichtsstunde, oder soll der Katalog — Ihre und seine Blicke begegneten sich, nicht flüchtig, nicht wider Willen, sondern wie erprobte Kämpfer einander messen, beide entschlossen, alles an alles zu fegen, beide gleich tapfer und mit offenem Biffr. Die Komtesse Hob leicht ihre Hand. „Ein lateinisches Buch”, Herr Doktor ? Sie sagte es mit voller Fertigkeit ihrer schönen, klangreichen Altstimme. Sie nahm Yangsam Pla in dem jammunen Divan, welcher für diesen Rived hierhergebracht worden, und dann berührte der Fächer die Rofe, so daß sie zur Erde fiel. Ein vergnügtes Lachen von draußen tönte durch die peinliche Stille, eine ganze Hand voll Rofen flog über den Tisch dahin und Gidonie viel: Also Heute Abend im Mondschein, Herr Doktor. . . . It mir auch­ viel lieber — da wird auf der Insel unter den Eichen die Robinsonade noch­ weit interessanter werden. Die Heine Bosheit dieser Worte ging indessen total verloren. Weder der Doktor, wo die Komtesse waren ruhig genug, um zu hören, was die Spötterin jagte. In dem Herzen der jungen Dame regte er eine fast dämonische Freude. Warum war auch dieser Mann ohne Rang und Namen, dieser arme, bürgerliche Gelehrte, so vermessen, ihr Troß bieten zu wollen? Warum trug er den Namen angebeugt, wo alle Andern das Joch al ihr füßestes Glück bezeichneten ? Seine Hand suchte in dem Nepositorium das befohlene Buch. Sie wußte es, er grollte, er war nicht bei der Sache, darum ließ sich das Heft nicht finden. Endlich aber legte er es auf den Tisch. So ganz blaß war er noch nie — die Lippen erschienen sogar farblos. (F­ortlegung folgt.)

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