Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Juli (Jahrgang 11, nr. 3205-3231)

1884-07-24 / nr. 3225

© 5 Kodarioa uud Adminifivafion: Heltauergafje 23, Erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Seiler» fage täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 kr., vierteljährlich 2 fl. 50 fl., Halbjährig 5 fl, ganzjährig 10 fl. ohne Zustellng in’3 Haus, mit Zustellung 1 fl. 3 fl., 6 fl., 12 9. Abonnement mit Bestversendung: Für das Inlands vierteljährig 3 fl. 50 ande TAN, ganzjährig Für das Ausland: vierteljährig 7 ARM. oder 10 5rc3., Halbjährig 4 RM. oder 20­%x48., ganzjährig 28 RD. oder 40 Frch. infrantiste Briefe werden nicht angenomm­en, Manu­kripte nicht auch egentei­t _ Hermannsadt, Donnerstag, 24. Juli + N 3225, Siebenbürgist Dentsches XI. Jahrgang. Pränumerationen und Inserate übernehmen außer dem Hauptbureau, Heltauergafir Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dreuz­­­wandt’s Nachfolger, Mediasch J. Hedrich’s Erben, Schässburg H. Zeidner’s Filiale, Bistritz Friedrich Wachsmann Nr. 187, Sächsisch-Regen Karl Fronius, Mühlbach Jos. Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Lehrer, Wien Otto Maas (Haasen­­­stein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Moriz Stern, Heinrich­ Schalek, J. Danne­­­berg, Pest A. W. Goldberger, Frankfurt a. M. ufertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile kostet beim einmaligen Einraden 7 kr., das zweitemal je 6 kr., das drittemal je 5 fr. G.W. exclusiv» ter Stemm­rinebühr von je 30 fr ., L. Daube & ©. in Ben . Gloffen. 111. Welchen Sinn kann er bei diesen offenfundigen magyarisierenden Be­­­strebungen seitens der Negierung und der ganzen magyarischen Gesellschaft noch haben, wenn Ivanka die Wähler von Theresiopel belobt, daß sie „mit unerschütterlicher Treue an Volk und Vaterland festhalten, obwohl ein großer Teil der Bevölkerung die Pflicht der Vaterlands­­­liebe nir in ungarischen Worten gelernt hat.“ Der Ausdruck „ungarisch“ steht selbstverständlich statt „magyarisch." Die Ver­­­wechselung des leßteren richtigen Ausdrucks, den Svanfa allein gebraucht haben kan, mit dem ersteren im Zusammenhang der Stelle jedenfalls un­­­richtigen, ist eine Maxime des „Better Lloyd“, die derselbe in eifriger Er­­­füllung des, wie er meint, ihm allein eb­enen Berufes, dem deutschen Neid­e die Kenntnis der ungarischen Zustände zu vermitteln, mit aller­­­­ähigkeit festhält, troßdem daß Franz v. Löher in seinem Buche „Die Magyaren und die anderen Ungarn“ seinen deutschen Reichsgenossen den Unterschied zwischen „ungarisch“ und „magyarisch“ schon längst in nichtvolliter Weise verständlich gemacht hat. Ungarische d. i. ungar­­­ländische Sprachen sind die Kai­­serkirche und deutsche nicht minder als die magyarische, und im jeder derselben wird nicht weniger als in dieser die Vaterlandgliebe rein und flammend — wir wollen nicht mit Ivanka sagen — gelernt, sondern bekannt; denn die Vaterlandgliebe ist wie die Liebe des Kindes zur Mutter eine natürliche Mitgift des Herzens und kann nicht gelernt, sondern nur behü­tet oder ersticht werden. Der deutsche Dr. |. w. Sohn Ungarns hat es in der opferwilligen Bethätigung der Diaterlands­­­liebe jedem magyarischen von jeher gleich gethan, in den Lebten Zeiten wohl viel selbstloser als dieser, da ihm unter den gegenwärtigen Verhältnissen im Namen des Vaterlandes gar oft statt des Brotes ein Stein gereicht wird. Soll aber schon die Vaterlandgliede des deutschen u. s. w. Bürgers gegenü­ber der des magyarischen mit einem besonderen Merkmal bezeichnet werden, so fan man sie nur die ob des verloren gegangenen Nationalitäten­­­friedens und der wankenden Staatswohlfahrt trauernde nennen; und wenn er schon, was tausendfach und über tausendfach bezeugt wird, eine zumal die große Mehrzahl der Landesbew­ohner erfüllende trauernde Baterlands­­­liebe giebt, so sollte das den Augen der senfenden Staatsmänner nicht entgehen und ihnen eine Mahnung sein zur Ausführung des Deufschen Natsschlages, den Landessühnen jeder Sprache die Verhältnisse Ungarns lieb zu machen. Doc statt­­dessen dulden sie es nicht nur, sondern begünstigen es, daß der Magyare in Berkehrung des Historischen und natürlichen echtes den Patriotismus als das ausschließliche P­rivilegium seiner Waffe in Anspruch nimmt, daß die vom eigenen Volfstum an das magyarische Abfallenden mit allen Ehrenzeichen des Patriotismus dekoriert, dagegen die in der Treue zu ihrem angestammten Volkstum Beharrenden mit dem Stigma der Staats­­­feindlichkeit gebrandmarkt werden. Auch Ivanka fährt auf dieser Höhe des Chauvinismus. ALS vor zwei Jahren in Sachen des deutschen Schulvereines unter den Deutschen Ungarns eine Art nationalen Glaubensbekenntnisses provoziert wide und die Sachen Mann fir Mann der Zumutung, ihr Stammesbewußtsein zu verleugnen, sich erwehrten und dieses laut vor aller Welt bekannten, fehlte seine Stimme nicht in dem Chore derer, welche den deutschen Schulverein zu einem mit mörderischen Waffen anrüh­enden äußern Feinde aufbauschten und die Sachen wegen ihres Verhaltens mit einer Flut von Verdächtigungen und Verunglimpfungen überschütteten. Kaum waren seine Worte, mit welchen er in der Hauptversammlung des Gustav- Adolf-Vereines seine Sympathien für das große deutsche Volk und seine dankbare ee vor der hohen Kultur desselben ausgedrück, ver­ Hungen, so ließ er bei Verhandlung des nunmehrigen Mittelschulgesetes (am 12. März 1883) den Sachsen, seinen protestantischen Glaubensgenossen, gegen Blasius Orbans Landesverweisung und gegen des Generalinspektors der ungarländischen Kutherischen Kirche, des Barons Desider Pronay, Bes­­drohung mit Feuer und Schwert, den zweifelhaften Schuß angedeihen, daß er ihre — der Sadisen — Abgeordnete verwarnte, weil sie „auch solche Behauptungen aufstellten, welche fast bis zum Verrat des Vaterlandes und der Nation gehen.“ In seinen Augen hatten diese Abgeordneten die Grenzen des Hochverrats dadurch berührt, Daß sie Die auf so vielen Landesgehegen, Staatsver­­­trägen und Friedensschlüssen beruhende Autonomie der evangelischen Kirche in Siebenbürgen und ihrer Schule gegen den vom Gejegentwurf geplanten Umsturz derselben mannhaft verteidigten und das Lebensrecht der deutschen und jeder anderen Nationalität gegenüber der, im Gegebentwurfe anstür­­­menden, Magyarisierung offenmiütig betonten. Hatte einmal wenige Tage vorher der Ministerpräsdent (am 7. März 1883) ausgesprochen, er habe im vorhinein gewußt, daß die sächsischen Abgeordneten „die Gelegenheit er­­­lafsen wü­rden, um ihrer unbegreiflichen, Faktisch vorhandenen Antipathie und ihrem Hoffe gegen alles, was ungarisch und ungarischer Staat ist, Ausdruck zu geben“, und daß es „nicht nur ein unbegreiflicher patriotischer Fehler, sondern eine unbegreifliche Kurzsichtigkeit ist, wenn sie an dem Staatsgebäude im Innern rütteln und Bundesgenossen rufen, die von außen rütteln sollen“; so mußte natürlich der Jünger Ivania diesem Ausspruch des Meisters die prägnantere Fassung des Beirates am Vaterlande geben. Und wie der Herr Ministerpräsident bei jenen Verhandlungen zugestanden : „die Vorlage will gerade von magyarisch-nationalem Gesichts­­­punkte innerhalb der richtigen Grenzen, aber jedenfalls mehr thun, als bisher im Sinne unserer Gefebe zu Net bestand“, so konnte auch Ivanka nicht mehr verhehlen, daß vom entstehenden Gewebe die konfessionelle Kirchen- und Schulautonomie an die Staatsomnipotenz überliefert werde, denn er sagte: „In meiner Legislatorischen Shätigkeit war ich noch in seinem größeren Kampf mit mir selbst, al bei Verhandlung des gegenwärtigen Gelegentwurfes, bei der die Erfüllung meiner Pflicht gegen das Neid­ und die Nation mit meiner religiö­sen Meberzeugung und der Treue gegen meine Glaubensge­­­nossen, wenn auch nicht in Widerspruch, jo doch in eine gewisse Funktion gerät.“ Aber die in seiner Brust reagierende protestantische Freiheit versank in Schlaf „im Vertrauen auf die Mehrheit des Hauses, die unsere Besorgnisse beachten wird in allem, was mit Rücksicht auf die Er­­­haltung der Intentionen des Gesetes nicht unumgänglich not­­­wendig ist, und so wird sie unseren Wünschen gegenüber Billigkeit üben.“ Ob im einem solchen Vertrauen nicht das oberste protestantische Prinzip, daß in Sachen der „religiösen Ueberzeugung“ seine Mehrheit die Minderheit binden kann, abgeschworen wird? Svanfa, vielen anderen Glaubensgenossen magyarischen Stammes voran, thut es unbedenklich zur „Erhaltung der Intentionen des Gewebes“ d. i. der Magyari­­­sierung in der Schule nicht nur, sondern auch im der Kirche, zu deren Betreibung der Rückhalt in der Mehrheit des Hauses und der Staats­­­gewalt notwendig ist. Denn da ist der Patriotismus nur in­­so weit eine geisterbefreiende und das Gewissen durch den Glauben befeligende Macht, in wie weit er ein magyarischer ist. Und dem Patriotismus im magya­­­rischen Gewande ist er nicht nur gestattet, sondern ein Recht, durch Die Minderheit die Mehrheit zu unterdrücken. Hiefin ist ein Beleg das offene Geständnis Ivanka’3, das er in der Situng des­­­ Reichstages am 12. März 1883 ablegte, als er, auf das vor 20 Jahren exflossene, die Verfassung der lutherischen Kirche Ungarns betreffende Patent refleftierend, sprach: „Damals war ich es, der sie (die in die reformierte Kirche übertreten wollten) auf die Gefahr aufmerksam machte, welche daraus entstünde, wenn die magyarische Minderheit aus dem Schoße der Lutherischen Kirche ausschiede, wovon die Folge wäre, daß die lutherische Kirche in Ungarn sicherlich nimmermehr magyarisch wäre." Und die Vorgänge in der ungarländischen Kutherischen Kirche seither, namentlich die Konventsbeschlüsse in den beiden Iegten Jahren, beweisen zur Genüge, daß die magyarische Minderheit mit einer unerhörten — wir wollen nur jagen — Rücsicht3­ fofigkeit, die selbst die Generalinquisitoren des Mittelalters aufwect,­­ent» schlossen ist, diese Kirche durch Unterdrückung der, einem anderen Bolfs­ ftamme angehörigen großen Mehrheit zu einer magyarischen umzumandeln. Wie im Staate, ist auch in dieser Kirche die Sprache der magyarischen Minderheit zur Amtssprache gemacht worden. Ein Widerspruch dagegen und die Pflege der eigenen Muttersprache gilt un untrügliches Merkmal der verpönten staatsfeindlichen sogenannten panflavistischen Propaganda. An welchem Kirchen­­­und Schuldiener oder Studenten dieses Merkmal entdeckt werden kann — und die die nach auslugenden Augen sind im Fanatismus befangen —, der soll wenigstens bezüglich der Nemter in Kirche, Schule und Staat für seine ganze Lebenszeit er­ommuniziert sein. Mehrere studierende Jünglinge der prote­­­stantischen höheren Lehranstalt zu Preßburg, die einem Litterarischen nationalen Vereic beigetreten waren, sind bereits, und zwar unter der Negide des Herrn Kultus- und Unterrichtsministers, mit dieser Acht belegt worden. So ist nan die Kirche eine magyarische und sie verfolgt, natürlich nur dem Patrio­­­tismus zu Ehren, die Nichtmagyaren, die als solche in der Kirche auch leben möchten. Ist da nicht der Bischof Firmian von Salzburg in dieser lutherischen Kirche Ungarns erstanden? Und sollte es nicht zu einem großen Zeile auf Rechnung dieser kirchlichen Bedrohung zu jegen sein, daß viele Novafische Familien den Wanderstab ergreifen und in Amerika eine neue freiere Heimat suchen? Und ist das der mit dem rechten heiligen Feuer glühende Patriotismus, der das ohnehin dü­nn bevölkerte Vaterland entvölkern Hilft? Doch die Kirche muß ihre Schuldigkeit thun! Es ist eine Genug­­­tyuung ohne Gleichen, an die Welt — Jvanfa in der Sigung am 12. März 1883 — die Frage richten zu können, nat denn die kirchliche Obrigkeit ihre Pflicht nicht gethan gegenüber den Schulen von Nagy-Recze und Turosz- Szent-Marton ?* Diese Schulen sind geschlossen worden, aber aus welchem Grunde? Es heißt wohl: vorgenommener panflavistischer Umtriebe wegen, doch ob man es in dieser Beziehung auch mit mehr als einem bloßen Scheingrunde zu thun habe, will vor der Welt durch die nicht ein-, sondern unzähligemal geforderte Veröffentlichung des Untersuchungsaktes noch immer nicht dargethen werden. Politische Hebersicht, Hermannstadt, 23. Juli. ‚ Gestern ist nach einer längeren Ruhepause die ägyptische Konferenz zu einer Sagung zusammengetreten, um die Elaborate der Finanzkommission entgegenzunehmen. Es heißt, Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Rußland enthalten seien«geneigt,jeden Beschluß zu beseitigen,welcher fü­r die finanzielle Organisierung Egyptens in endgültiger Weise bindend wäre. Die genannten Mächte wären vielmehr der Ansicht, daß die Konferenz sich darauf beschränken solle, die Emission eines Ansehens zu gestatten, und ein einjähriges Budget fü­r Ägypten aufstellen. Damit wäre vorläufig allerdings der Streit um die Reduktion der Briten beigelegt, aber auch die ägyptische Konferenz, gleich der Donaukonferenz, im­ besten Zuge, zu­­­ versumpfen. Die entgegengelegten Standpunkte zwischen Frankreich und England werden eben nicht ausgeglichen. Die französische Kammer hat die vom Senate modifizierte Vorz­­rage des Ehescheidungs­­gefegentwurfes angenommen, und somit würde die Ehescheidung in Frankreich wieder geieglich eingeführt werden. Eine längere Rede hielt in der Kammer nur der Bischof Freppel, welcher vor der Ehescheidung warnte, einem Institut, das nur die Wünsche leicht­­­sinniger ‚Frauen, unsittlicher Romanschriftsteller und der „Semiten“ er­­­füllen könne. Ein anderer Bischof befürchtete von der Ehescheidung die Entvölkerung Frankreichs ! ‚ Am 21. d. M. hat in London im Hhdepark­­­ die große Demon­­­sration für die Wahlreformbill und gegen deren Ablehnung durch das Oberhaus stattgefunden. Von den Veranstaltern war dafür gesorgt worden, daß viel Volk an diesen Kundgebungen teil­­nahm, «… fehlten auch nicht Fahnen,Emblemen, Musikbänden u.s.w.,aber trotzdem verlief die ganze———·« Kundgebung sehr frostig.Sieben Meetings fanden im Hydepark unter Jeuilletoia Briefe aus der neuen Welt. Von einem siebenbürgischen Gewerbegehilfen an seine Eltern in Hermannstadt. Mit deren Erlaubnis veröffentlicht von 9.8. (Schuß.) Achter Brief. San Francisco, den 25. Oktober 1883, Liebe Eltern! She werdet staunen, aus Kalifornien einen Brief von mir zu erhalten. Euer Schreiben vom 19.9. wi­rde mir von Gt. Louis nachgefchict, und habe ich dasselbe richtig erhalten. Als ich den besten Brief aus St. Louis an Euch schrieb, war ich noch nicht fest entschlossen, nach Kalifornien zu reisen. Den 15. September hatte ich mich dazu entschlossen und den 18. Sep­­­tember reiste ich von St. Louis ab. So kam den 25. September glücklich und gefund in St. Francisco an. So hielt es für besser, Euch erst nach der Ankunft in San Francisco zu schreiben. Seht, Liebe Eltern und Geschwister, er ging mir in St. Yonn ganz gut, Hatte auch andauernde Arbeit; ich hörte aber immer von dem­ wernder- Schönen Kalifornien sprechen, da dachte ich mir, weshalb sol ich in St. Louis bleiben, wenn doch Kalifornien ein solch” Schönes und gesundes Land ist, was auch wirklich der Fall ist. San Francisco ist bedeutend sauberer und schöner, al St. Louis, kurz gejagt, eine sehr schöne Stadt. Ringgum ist San Francisco ganz mit Wasser umgeben, auf welchem zahlreiche Dampf und Segelschiffe herumfahren. Das Wasser kommt aus dem Pacific-Ocean, die schmalste Stelle ist zwischen San Francisco und Oak-Land, da braucht der Dampfer 20 Minuten zur Meberfahrt. Winter giebt es in San Francisco seinen. Eisspuren bekommt man hier selten zu sehen, und niemals verweilt das Duedsilber 24 Stunden auf dem Gefrierpunkt. Seit 25 Jahren ist hier sein Schnee gefallen, (mit Ausnahme weniger Flocken), die Nächte sind Hier sehr kühl, Die Tage Hingegen ungemein heiß. Die Regenzeit beginnt hier ungefähr Mitte November und währt bis April oder Mai.*) Die übrige Jahreszeit giebt es hier gar feinen Regen. Dann giebt es wohl auch Gegenden in Kalifornien, wo es eben so gut Winter ist, als anderstwo. Kalifornien ist ein Land, worin alles mögliche wächst. Seitdem ich aus Siebenbürgen abgereift bin, habe ich nicht so viel Weintrauben gegessen, als hier in dieser kurzen Zeit. Der Wein ist auch billiger und besser, als im Osten der Vereinigten Staaten. Die Lebensmittel aber sind bedentend teurer, als in St. Louis, dafü­r aber sind auch die Löhne Höher, Kleider, Stiefel, Schuh e­­tc. sind hier billiger, weil dies alles von Chinesen verfertigt wird. Der Chinese begnügt sich mit Y­, Lohn und arbeitet ü­berhaupt alles billiger als der Weiße. Seit einigen Jahren ist den Chinesen von der nordamerikanischen Bundes­­­regierung das Einwandern nach Amerika ftrenge verboten, und zwar deshalb, weil sie den Handel und das Gewerbe schädigen. Ein gutes Leben kennt der Chinese gar nicht, er Lebt meist ens von Neis; in einem Wirtshau­fe wird man nie einen Chinesen treffen. Wenn diese Kerle eine Summe Geld beisammen haben, dann bringen sie nach China, führen also jährlich viele Tausende Dollars aus Amerika aus. Unter den 300.000 Einwohnern San Francisco’s gi­bt es nahezu 40,000 Chinesen. Von San Francisco nach New­ York sind zirka 4000 englische Meilen, also fast so viel als von Ne­w-York nach Hermannstadt. Die Uhr differiert zwischen Hermannstadt und Sa­­ Francisco ungefähr 11 Stunden, folglich liegt San Francisco beinahe auf der halben Erdkugel. Wir sind durch folgende Staaten gereift: Missouni, Illinios, Canfaz, Koforada, Owgoming, Utah, Nevada und Kalifornien. Die bedeutendsten Städte waren folgende: Jeferson, Cairns, Denver, Cheyenne, Ogden und Sacramento. Durch Colorada, Owgoming, Utah und Nevada war die meiste Gegend unfruchtbar, der Boden sehr steinig und salsig. In den loterwähnten Staaten sahen wir viele Indianer, die Frauen trugen ihre Kinder in langen Körben auf den Rüden, und das Gesicht hatten dieselben verdeckt. Gab man ihnen ein reines Geschens, so zeigten sie das Gesicht der Kinder und zeigten dabei lachend ihre wunderschönen, weißen Zähne. Die Gesichter der Indianer sind mit roter Farbe bemalt, im übrigen sind es kräftige, schöngewachsene Gestalten. In den Staaten Colorada, Utah und Nevada stießen wir stundenlang auf sein Dorf und seine Stadt. Wenn wir bei einer größeren Stadt anlangten, so sahen wir enttäuscht, daß dieselbe aus einigen Hundert Bretterbuden bestand.­­­ Natürlich giebt es auch einige hübschere und ansehnlichere Orte. Als wir uns aber dem­ wunderschönen Kalifornien näherten,da lachte jedes Emigrantenherz. Wie prachtvoll,herrlich und romantisch waren die Siera-Nevada Gebirge! Wir fuhren eines Nachm­ittags mit drei der größten Lokomotiven auf die Berge hinauf.Die Bahn steigt unter verschiedenen Windungen eine derartige Höhe hinauf,daß es einemnschwin­delt,in die Tiefe hinabzusehen. Dann sehen die kalifornischen Gebirge so hochrom­antisch aus,daß man sich während der Fahrt durch dieselben blos mit Besoundern der großen Naturschönheiten und Reize beschäftigen kann- San Franzisko ist augenblicklich mit Arbeitskräften überfällt.Als ich hierankam,erhielt ich in einem Maschinenhause Arbeit zu­r Aushülfe;dies dauerte einige Wochen,ich wurde aber sehr gut bezahlt. Bis jetzt habe ich noch keinen stabilen Posten,versprochen wurde mir aber Arbeit von mehreren Seiten,ich muß eseben abwarten . « *) Dies ist jedoch nicht so zu verstehen, als ob es dann fortwährend regnete, sondern es regnet gerade so periodisch wie bei ung im Frühjahre, » « «

Next