Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1884. Oktober (Jahrgang 11, nr. 3284-3310)

1884-10-14 / nr. 3295

Seite 1032 Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Hermannstadt,stienstag Yerxidrehentwurf. Im ungarischen Abgeordnetenhause wurde vom Ad­eßaucrschusse folgenn­­der Adreßentwurf eingereicht: Ew.kaiserliche und apostolisch königliche Majestät Allergnädigster Herrl Durchdrungen von jenen huldvollen Worten,welche Ew.Majestät bei der feierlichen Eröffnung des gegenwärtigen Reichstages an unszurichten geruhten,aber auch im Bewußtsein dessen,daß eine erfolgreiche Wirksamkeit des Reichstages nur im Einvernehmen und mit Unterstützung des gekrönten Königs denkbar ist,erachten es die reichstägigen Vertreter der Länder der heiligen ungarischen Krone am Beginne ihrer Thätigkeit für ihre erste und angenehmste Pflicht,vor dem erhabenen Thron eEw.Majestät Ausdruck zu geben jener tiefen Huldigung und treuen Anhänglichkeit,welche jeder Bürger dieses ungarischen Vaterlandes für Ew.k.und apost.k.Majestät hegt,an welcher keine Divergenz der Meinungen etwas zu ändern,welche kein noch so stürmischer politischer Kampf zu erschüttern jemals imstande war,noch jemals imstande sein wird. Das Gefühl dieser hingebungsvollen Treue wurzelt nicht nur in der Pietät für die,das Haupt Em Majestät schmückende heilige Krone,sondern auch in jener konstitutionellen Gesinnung,von welcher Ew.Majestät bei jeder Gele­­­genheit so glänzendes Zeugnis geben,in jener gnädigen Unterstützung,deren von Seite am Majestät alles dasjenige teilhaftig wird,was für die Ent­­­wicklung und Befestigung des konstitutionellen Lebens in Ungarn notwendig ist. Hieher gehört vor allem die Neugestaltung deszerhauses,welche bereits in das Arbeitsprogramm mehrerer Reichstage aufgenommen an aber noch immer eine ungelöste Frage bildet.Die Erkläru­­g.Majestät,daß die Lösung dieser Frage nicht weiter aufgeschoben werden kann,findet in unserer eigenen Ueberzeugung lebhaften Widerhall.Längst wurde die Notwendigkeit und Dringlichkeit dieser Reform von jedermann gefühlt und auch von der Magnatentafel selbst wiederholt anerkannt.Nicht ein Verlassen der historischen Grundlage dieses Hauses verlangt die überwiegende Mehrheit der Nation. Diese Nation ist viel zu stolz auf ihre eigene Geschichte,als daß sie jemals der Postulate der historischen Entwicklung,daß sie jener Pietät vergessen könnte, welche sie noch heute schuldet und für alle Zeiten schulden wird jenen Faktoren, welche Jahrhunderte hindurch die Blätter dieser Geschichte mit solchem Glanze umstrahlt haben.Allein unbeschadet dieses Gefühles der Pietät müssen in der Organisation des Oberhauses auch die Postulate der geänderten Zeit Ausdruck finden;neben den Verdiensten der Vergangenheit sollen in dieser Organisation auch die Interessen und die leitettdeaneen der Gegenwart vertreten sein und wenn die Regieru­ng­ Majestät in diesem Sinne die Neugestaltung des Oberhauses beantragt,wird sie von unserer Seite die bereitwilligste Unter­­­stützung finden. Auch auf anderen Gebieten des staatlichen Lebens haben im Majestät wichtige Vorschläge ihrer Regierung in Aussicht gestellt.Es sind darunter solche,mit denen sich auch schon der vorhergehende Reichstag hätte beschäftigen sollen.Dahin gehört die Regelung des strafrechtlichen Verfahrens und die Schaffung des bürgerlichen Gesetzbuches.Sehnlichst erwarten wir die Vorlage dieser Entwürfe von großer Tragweite,welche,wenn sie Gesetzeskraft erlangen, nicht nur zur Befestigung des Rechtsgefühles im Volke wesentlich beitragen, sondern auch wohlthätig zurückwirken werden auf die ohne gehörigen Rechts­­­schutz niemals vollständig zu sichernden materielle Interessen des Landes­. Eine gleichgünstige Wirkung erwarten wir von der Regelung der öffentlichen Arbeiten,von der Neugestaltung des Wasserrechtes,des Feldpolizei- Gesetzes und des Bergrechtes,während die gesamten Staatsbürger eine nicht geringe Garantie ihrer individuellen Rechte in dem Verwaltungsgerichte finden werden,wenn dasselbe,ohne durch seine Wirksamkeit die erfolgreiche Funktion der Verwaltung oder die Verantwortlichkeit der Verwaltungsorgane zu vermindern­ so zusammengesetzt wird,daß es einerseits durch die gründ­­­liche Fachkenntnis,andererseits«durch die Unparteilichkeit und Unabhängigkeit seiner Mitglieder das allgemeine Vertrauen zu erringen und zu rechtfertigen im Stande sein wird, Sowie wir jedoch mit Freuden jede Verfügung fördern werden, durch welche die Bürger des Staates gegen etwaige Willkür seitens der Organe der Staatsverwaltung gefehtigt werden, so werden wir auch, soweit dies die finan­­­ziellen Verhältnisse des Landes gestatten, zur Verbesserung der materiellen Lage der Staatsbeamten gern hilfreiche Hand bieten und unsere sympa­­­thische Unterfrügung jedem Streben der Regierung entgegenbringen, welches dahin zielt, daß der Beamte, der sich im Dienste des Staates verdient ge­­­macht hat, wenn er in den Ruhestand tritt, einer der Billigkeit mehr entsprechen­­­den Versorgung als bisher teilhaftig werde. Die allerhöchste Thronrede Ei.e Majestät berührt noch eine Frage, deren Tragweite über die Grenzen unseres Vaterlandes, ja unserer Monarchie weit hinausreicht: die Regulierung der oberen Donau und die Beseiti­­­gung der Schifffahrt hinderniss­e am Eisernen Thore. Wenn unser mächtiger vaterländischer Strom von den Fesseln befreit wird, so wird diese Befreiung ohne Zweifel auch jenen zugute­­kommen, die auch schon sehr unsere Kon­­­kurrenten auf dem Gebiete der Rohproduktion sind; allein e8 beruhigt ung das Bewußtsein, wie es nur von uns abhängen wird, daß durch Fuge Be­­­wußung der Umstände die Früchte einer Befreiung der Schifffahrt und einer ungehinderten Frequenz der wohlfeilen Wasserstraße in erster Reihe von uns gewosfen werden, und daß jener fremde Verkehr, welcher bisher andere Pfade eingeschlagen, in Zukunft durch Ungarn seinen Weg nehme. Bereitwillig anerkennen wir jene bedeutenden Resultate, welche die Re­­­gierung Em. Majestät mit ihrem Streben zur Herstellung des Gleichge­wichtes im Staatshaushalte auch schon bisher erzielt hat. Der in ganz Europa wahr­­­nehmbare Aufschwung des ungarischen Kredit bildet für ung eine so wertvolle und nicht sorgfältig genug zu bewahrende Errungenschaft, andererseits aber ist die Steuerkraft des Landes schon fest in solchem Maße in Anspruch ge­­­nommen, daß die Schonung unseres Kredits, wie unserer Kraft gleich gebie­­­terisch die größte Sparsamkeit erhelischen, worunter wir nicht die absolute Geringfügigkeit der Ausgabesummen verstehen, sondern daß durch die Ver­­­meidung jeder überflüssigen Ausgabe die Möglichkeit geboten werde, dort Aus­­­lagen zu machen, wo diese für den geistigen und materiellen Aufschwung des Landes notwendig und nüßlich erscheinen. Auch dasjenige werden wir niemals verweigern, was für die Sicherheit des Staates unumgänglich notwendig erscheint. A­ndererseits erwarten wir jedoch von der Regierung Ew. Majestät, daß die im Interesse der­ Sicherheit des Staates zu dringenden Opfer niemals über das Maß des unerläßlich Notwendigen hinausgehen werden. In dieser Beziehung schöpfen wir die erfreulichste Beruhigung aus der, in der allerhöchsten Thronrede zum Ausdruch gelangten Hoffnung Ew. Naje­­­stät, daß unsere friedliche T­ätigkeit durch auswärtige Sserwidlungen nicht ger­­stört werden wird und diese Beruhigung wird noch dadurch gesteigert, daß wir mit allen Staaten im besten Freundesverhältnisse stehen, daß aber haupt­­­sächlich unser Verhältnis zu Deutschland ein möglicht inniges ist, daß also dieses, den Charakter eines Bündnisses zu Zweien befikende Verhältnis — welches, so wie es ist, sechs Jahre Hindurch sich als eine so starfe Garantie des europäischen Friedens bewährt hat — weder in Bezug auf seinen äußeren Umfang, noch in Bezug auf seine innere Natur irgend­­eine Veränderung erfahren hat. 3 (Schluß folgt:) Landwirtschaftliche, gewerblig-industrielle Ausstellung in Fogarald) vom 3. bis 8. Oktober. (Original-Korrespondenz des „Siebenbürgisch-Deutschen Tageblattes“.) Fogarald­, 12. Oktober, (3. Sortlegung aus Nr. 3293 des „S.-D. Tageblatt3”.) 5. Gruppe: Hausindustrie. In dieser Gruppe betreten wir den ausschließlichen Boden der Frauen­­­welt. Was häuslicher Fleiß vieler, ja sehr vieler hoher und niederer Damen aus Stadt und Land an Weben, Spinnen und Nähen geschaffen, es lag hundertfältig vor dem staunenden Auge. Es war geradezu eine kleine Ueber- Schwemmung mannigfachiger weiblicher Handarbeiten. Sticerei, Spitenflöpplerei, Tapisserie, Hächelei, Stricherei, Webe- und Näharbeit war thätig ge­wesen, um für Lurus und fast ausschließlic für praftiichen Gebrauch alle jene Dinge zu schaffen, die ein Stolz der Mädchen und Frauen die Kästen und Truhen füllen, oder zum Aufpugen der Möbel mithelfen, oder zur Promenade, zur Gesellschaft, zum Balle schmieden, oder — was das beste von allem — im täglichen Gebrauche fleißiger Hausfrauen stehen. Da waren Tischdeden, Bett­­­decken, Wan­deden, Sophopoliter, Schürzen, Röde, Hemden, Servietten, Tisc­­­hücher, Handtücher, Dechtücher, Kopftücher, Taschentücher, Spigen und ähnliche Puß- und Nubartikel aller Art. Aus über 40 Landgemeinden waren aus Wolle, Haaren und Leinen in Delfins und Farben, wie die romänische Lokal- und Nationalsitte sie lieben, Arbeiten ausgestellt. Die Stadt hatte natürlich das feinste und moderne geleistet. Aus der Fülle des Ausgestellten kann ich Yeiver nur einiges hervorheben, weil der Raummangel es anders nicht gestattet, ich hoffe darum nicht in Ungnade zu fallen bei manchen Gnädigen der Stadt und des Landes. An Stidereien hatten vorzügliches geleistet insbesondere die Frau Obergespan dr. Horvath und deren Tochter Anna d. Horvath, dann Alide Tellmann, Valerie Alutan, Sanja N­ößler, Duilie Felmerer, Gisella Doroß, Paula PBischl, Wilhelmine Haupt. An seinen Spisen ragte hervor die Arbeit der Martha Nijadi, welche dieselben auf dem Spigenklöppelapparat zur Schau stellte. An Tapisjferie war außer von Friederike Czefelius aus Hermannstadt Schönes zu sehen von Hermine Gebauer, Hädelarbeiten, besonders reichlich vertreten, hatten geliefert: Louise v. Gramoin, da Boer, Sibalssy und Eifer. Stridereiarbeiten lagen vor von Fr. Karoline Glanz, welche auch die aus­­­gestellte Strichmaschine arbeitend vorführte. Eine schöne farbige Wollrede, Webearbeit, hatte Fr. Physitus Popp ausgestellt. An Eleichsamer, aromänisch­­­ländlicher N­ationaltracht war vieles und schönes zu sehen aus den Gemeinden Ober- und Unter-Borumbach, Uta, Arpas, Vift, Ofahı, Ujfalı, Kexesivare, Dejan, Bran, Törzburg, Herneft. vertreten waren auch die Fogarascher Staatsschule, die ev. Volksschule in Fogarasch, die Grenzerwolfsschulen in Voila, Neege und Unter-Bift. (Schluß folgt.) Nr. 3295 14. Oktober 1884, zu strömendem Regen das Frühsuiic, worauf die Jagd fünften Z Triebe brachen plöglich 2 mächtige Eber eine Kronprinz beide nach­­einander niederstrebte­­­ne die in Die in Aussicht genommene Jagd auf Fasane mußte unterbleiben, da 3 den Treibern troß aller Wenden unmöglich war, die Fasane aufzuscheuchen. Kronprinzessin Stefanie. Die ebenfalls beabsichtigt hatte, auf das Jagdrevier zu fahren, blieb infolge des schlechten Wetters und eines leichten Umwohlseins den ganzen Tag im Schlosse. Um 4 Uhr war die Jagd zu Ende; um 6 Uhr fand das Diner statt, zu welchem an Bizegespan Uffaluffy und Bischof Schlauch geladen waren. Abends 10 Uhr fand in der prächtigen Neu­schule des Schlosses in althergebrachter echt ungarischer Weise die sogenannte Strede statt ; alles erlegte Wild wurde in die Halle gebracht und auf Laub gebettet. Vierzig Sadelträger umstanden im Halbkreise die weiche Jagdbeute, die Zigeuner­­­kapelle Berfes spielte ungarische Weisen und die ganze Jagdgesellschaft wohnte längere Zeit in bester Laune dem waidmännischen Feste an. e (Bewerbung um die Komitatsfiskalstelle) In der am 27. d. M. abzuhaltenden ordentlichen Generalversammlung des Hermann- Komitatsausschusses ist die Stelle des Komitatsfiskals durch Wahl beseßen. Bewerber haben ihre im Sinne des I. ©.­W. ex 1883 instruierten Gesuche beim Präses des Kandidationsausschusses (Obergespan) zu über­­­reichen. Die Bedingungen, welche der Munizipalausschuß mit Beschluß vom 29. September d. 3. Zahl 153 für die Anstellung des Fiskals gestellt hat, sind folgende : £ 1.Der Komitatsfiskal welcher im Sinne des§8 des Organisierungs­­­statutes kmnd im Sinne ministerieller Entscheidung zur Ausübung der advokatorischen Privatpraxis nicht berechtigt ist,erhält als Beamter des KomttatesimGebäudedesKomitatshausesseinAmtslokaL 2. Dem Komitatzfisfal werden außer dem systemisierten Gehalt samt Quartiergeld für seine Mitbewaltung in den verschiedenen prozessuarischen Vertretungen alle aus den von ihm geführten Prozessen und Erolutionen behördlich zugesprochenen und von den Gegenparteien einfassierten Kosten überlassen. 3. Hingegen ist er verpflichtet, alle Ausgaben, ausgenommen für Be­­­feuchtung und Beheizung des Amtslokales und die gewöhnlichen Schreib­­­requisiten, wozu jedoch Druckkorten nicht gerechnet werden, aus eigenem zu bestreiten. 4. Der Komitatsfiskal ist ferner verpflichtet, die erforderlichen Nein­­­schriften und Expeditionen seiner sämtlichen Geschäftssachen selbst auf eigene Kosten zu besorgen, wozu ihm­ gestattet wird, in seinem Amtslokale das nötige Schreibpersonal auf eigene Kosten und Gefahr zu Halten und zu verwenden. 5. Sene baren Auslagen, welche von den gefragten Parteien nicht eingebracht werden können, werden ihm auf Grund einer vorzunehmenden behördlichen Liquidation aus dem betreffenden Fonde oder von der be­­­treffenden Partei, die er vertreten hat, erseßt. 6. Alle im Gehege, in Statuten oder Verordnungen über die Rechte und Pflichten des Amtsfissald enthaltenen Bestimmungen werden durch diese Sabungen nicht berührt. (Kundmachung der Hermannstädterf,ung. Postdirektion.­ In der Gemeinde Gyergyo-Belas des Gfiser Komitates tritt am 21. d. M. ein neues P­ostamt ins Leben, welches seine Verbindung mit dem Gyergyo-Tölgyejer Postamt durch den wöchentlich viermal verkehrenden Karios-Fahrpostkurs erhalten wird. Den Zustellungsbezirk bilden die Ge­­­meinden Domus, Gyergyo-Befas und Zjedanypatar. Dieses neue in ist zur Vermittlung von Brief- und Fahrpostsendungen, ferner von Postanweisungen, Nachnahmen und postalischen Aufnahmen bis zu 200 fl. ermächtigt. Yahr­­­ordnung: Abfahrt von GYy.­Befas Sonntag, Dienstag, Donnerstag und Samstag 1 Uhr nachmittags ; Ankunft in Gy.-Tölgyes an denselben Tagen 6 Uhr 20 Min. abends; Abfahrt von Gy.-Tölgyes Montag, Meittiwoch, Freitag und Sonntag 6 Uhr morgens; Ankunft in Gy.-Belag an den­­­selben Tagen um 11 Uhr 20 Min. vormittags, (Damen-Konzert) Der Violinlehrer Franz Czerny veranstaltet am 18. d. M. im Saale des Hotels „Zum römischen Kaiser“ unter ge­­­fälliger Mitwirkung mehrerer Damen, und zwar der Schülerinen des Herrn Szerny, einer Schülerin des Kapellmeisters Herrn 3. Schwertner, einiger Damen des hiesigen Musikvereines und mehrerer Damen des Hermann­­­städter Zither-Klubs ein Konzert. Das Nähere wird das Programm ent­­­halten. (Die Herbst-Generalversammlung der Bistung-Najsoder Komitats-Vertretung) ist auf den 23. Oktober vormittags 10 Uhr einberufen worden. (Einweihung des neuen Universitätsgebäudes in Wien.­ Am 11. d. M. vollzog sich das bedeutsame Fest der Schlußsteinlegung der neuen Wiener Universität. Im großen Vestibule standen, Spalter bildend, die Chargierten der verschiedenen Burschenschaften in voller Misch mit Schlägern an der Seite, während Tausende von Studenten auf dem großen Arkadenhof versammelt waren. An der rechten Seite dieser prächtigen Vor­­­halle hatte der akademische Senat Aufstellung genommen und erwartete Die Ankunft des Monarchen. Präzis um 2 Uhr ertönte die Fanfare und bald darauf erschien der Monarch, welcher am Hauptportal vom akademischen Senat empfangen und in den Festsaal geleitet wurde. Se. Majestät war gefolgt von den Erzherzogen Karl Ludwig, Albrecht, Wilhelm, Rainer, den Adjutanten und sämtlichen Meinistern, dem Obersthofmeister Hohenlohe und Oberst-Stallmeister Fürst Thurn-Taris. Voran schritten die Korps­­­studenten, die akademischen Würdenträger, Dekane, Fakultäten und Pedellen. Nachdem der Monarch im abgeschlossenen Raume, die Hand auf den Tisc­­­h gestüßt, Stellung genommen hatte, trat Rektor Zichoffe vor und hielt eine schwungvolle Ansprache an den Monarchen. Der Kaiser verlag nun mit ziemlich lauter Stimme folgende Rede: „Es freut Mich, diese schöne Heimstätte der ernsten Bildungs-Anstalt des Reic­es in so glänzender und künftreicher Weise vollendet zu sehen, indem der Jugend, welche hier die Quellen des Willens und die Elemente ihres Berufes und fünftigen Lebensglüces aufsucht, dieselben jederzeit in vollem Maße geboten werden und möge sie selbst, indem sie sich der großen, für die reiche Bildungsstätte aufgewendeten Opfer dankbar erinnert, erstarren in allen Zweigen der Exk­enntnis und in der Liebe zu ihrem gemeinsamen Vaterlande. Es wird Meinem Herzen wohlthun, im Fortschritte an echter Wissenschaft und Tugend die Bürgichaft einer glücklichen Zukunft zu er­­­fennen und gern versichere Ich in dieser Hoffnung die Lehrer und Schü­ler dieser Hochschule für alle Zeit Meiner besonderen Gnade und Vorsorge.“ Dann unterzeichnete der Kaiser über Bitte des Unterrichts-Meinisters die Bauurkunde. Dasselbe thaten die Erzherzöge. Mit Abfingung einer Festkantate, während welcher Se. Majestät sich die Bauleitung vorstellen ließ, schloß die erhebende Feier. — Nun machte der Kaiser einen Rundgang durch die weitläufigen Räume Auf dem Wege sprach der Monarch­ mit mehreren Studenten, erkundigte ei nach ihren Studien. Bei dieser Gelegen­­­heit redete der Kaiser auch den ehemaligen Minister Glaser an. „Ich war so glücklich“ — bemerkte dieser — „Eurer Majestät seinerzeit die ersten Pläne und Entwürfe für den Universitätsbau vorlegen zu künnen.“ — „Ich erinnere Mich lebhaft daran“ — entgegnete Se. Majestät. Als der Arkadenhof passiert wurde, bemerkte Se. Majestät: „Es freut Mich sehr, hier so viele Studenten versammelt und so freudig erregt zu sehen.“" Beim Abschiede sagte der Kaiser als Antwort auf die wiederholten Dankesworte des Rektors: „Es freut Mich, die Universität eröffnet zu haben!“ Unter lauten Hochrufen verließ nach fast zweistündigem Verweilen Se. Majestät das prachtvolle Gebäude, fortgefeßt wurde. Au « * - Stimmen aus dem Bublitum.­­­ Für die Herzlichen Beileidsbezeugungen und zahlreichen Kranzspenden bei dem Begräbnisse meines unvergeglichen Gatten Johann Manteich sagt allen Freunden und Bekannten, insbesondere den Herren Buchbrudern, ven tiefgefühltesten Danf die trauernde Gattin [13733] Josephine Manfreid, der Pfarrer wird durch die Vereinsamung des Pfarrhauses besonder drüdend. Da das Minimalgehalt IO0 Mark beträgt und nur wenige Stellen als höchstes Einkommen 3000 Mark abwerfen, ist auch der Verkehr z­wischen den Amtsgenossen nur selten zu ermöglichen, da ein Besuch an Fahrfosten allein eine Ausgabe von 8 Thalern verursacht. Infolge­­dessen sind die Pfarreien in der Posener Diaspora wenig gesucht und jegt 36 Parochien unbejeht. Dazu haben nur 24 Parochien ein auskrümmliches Pfarriysten, so daß der P­artor auch bei der Einhebung seines särglichen Gehaltes Schwierigkeiten zu überwinden hat. Da neben diesen Notständen auch noch der Kampf mit dem religiösen und politischen Antagonismus, der von der fanatischen polnischen Presse erweitert und gefehirt wird, die vorhandenen Kräfte bis zum äußerten anspannt, Liegt das kirchliche Parteiwesen — ein Lichter Vorzug — ganz dar­­­nieder, Schlicht und recht sucht jeder seine Schuldigkeit zu thun. Die evangelisch-deutiche Bevölkerung hält treu zusammen, trägt geduldig die zu den politischen Hinzuformenden großen kirchlichen Lasten und läßt trob Standes­­­amt taufen und sich kirchlich trauen. Nachdem noch Konsistorial-Präsident Piepen bringt (Straßburg) namens der elfährlichen Evangelisations-Gesellschaft, Pfarrer Deri (Lausanne) namens der Schweizer Hilfsvereine, endlich Pastor Meyhoffer (Brüffel) namens der Soeidte evangelique de Belge Segensgrüße überbracht hatte, schloß der V­erfißer die erste öffentliche V­ersammlung mit dem Baterunser und die Feit­­­genossen fangen zum Schluffe den Choral: „OD Heiliger Geist, laß ung dein Wort,” Nachmittagg um 3", vereinigte ein gemeinschaftliches Mahl die Fest­­­teilnehmer im großen Saale des Viktoria-Hotels. Der dekorativ reich aus­­­gestattete Saal war diesmal fast zu sein; dichtgedrängt lagen die Festgäste, darunter viele Frauen, an den endlos langen Tafelreihen. Bei der Duer­­­tafel am oberen Ende des Saales, an welcher die Mitglieder des Zentral­­­vorstandes ihren Pla genommen hatten, waren die Büsten Luthers und des Kaisers aufgestell. Das Tuschgebet sprach Hofprediger Rogge. Küche und Reiter hatten treffliches geleistet; der Preis 3 Marl 75 Pf. mit Einschluß einer halben Flasche guten NhHeinweinen, war nach dem Dar­­­gebotenen gering, und so nahm­ das Mahl den ungetrübtesten Verlauf. Der erste Toast, ausgebracht von Konsistorialrat Dr. Friede, galt dem deutschen Kaiser. Der schh­er erklärbare Begriff der Allgegenwart sei ihm erst an der Person des Kaisers Wilhelm Kar und begreiflich geworden. „Unser Kaiser ist allgegenwärtig in jedem deutschen Herzen und wie vor Beiten das Preußen­­­voll sich stets eins wußte mit feinem Könige, so fühlt sich fest Alldeutschland eins mit feinem Kaiser, dem ersten protestantischen Kaiser der Welt, denn ein Solcher allein — allen Widersachern zum Treu sei es gejagt — hat Deutschland einigen fünnen.” Ganz besonders aber sei der Kaiser in seinem lichen Wiesbaden allgegen­wärtig, das er jährlich zu seiner Erholung zu be­­­suchen pflege, und deshalb werde es ihm gewwiß Freude machen, aus der ihm lieben Stadt ehrfurchtsvollen Gruß zu empfangen und in diesem Sinne trinke er auf das Wohl Kaiser Wilhelms des Siegreichen. Mit stürmischen Hoch­­­rufen nahm die Versammlung den mit edler Wärme vorgetragenen Trink­­­spruch auf und die erregten Wogen der Begeisterung sänftigten sich exit, als durch Anstimmen der Nationalhymne: „Heit dir im G Siegesfranz“ Gelegen­­­heit gegeben war, die patriotischen Gefühle ausklingen zu lassen. Den zweiten Toast brachte Superintendent D. Großmann (Leipzig) auf die Feststadt aus, das freundliche Wiesbaden, wobei er zum Ausgangspunkte nah an den schönen Wahlspruch eines edlen siebenbürgisch-sächsischen Geschlechtes: Genus fidem­­­que servabo.” Nun folgten noch Trinfsprüche in langer Reihe, bis ein von P­rofessor Dr. Freie gesprochenes Dankgebet das Festmahl beendete. Diesem Schönen, gehaltvollen Tage sollte auch der passende Abschluß nicht fehlen. Am Abende bereitete die Stadt Wiesbaden den Fetteinnehmern ein großes Gartenfest, das bei Konzert, elektrischer und bengalischer Beleuchtung des Aurparfes, auf dessen Unterhaltung, nebenbei gejagt, die städtische K­ur­­­faffe jährlich 30.000 Mark aufwendet, und einem brillanten Feuermwerfe eine Art Feenmärchen vor die Sinne zauberte. (Sortießung folgt.) Rolal: und Tages: Ehronil. (Das Kronprinzenpaar in Nagy-Karoly.) Auf der am 1.9. M. im Merser Wildparfe stattgehabten, durch das starke Dieficht und das Regenwetter sehr erschwerten Jagd wurden 17 Ruchen, 7 alte Wild­­­schweine und außerdem 29 Rebe, 4 Husen und 4 Füchse erlegt. Der Kron­­­prinz selbst schoß 5 Wildschweine, 2 prächtige Eber, 7 Rehe und 1 Fuchs. Im ganzen wurden acht Triebe genommen, von welchen nur der erste und legte leer blieben. Um 2 Uhr nahm die Jagdgesellschaft im­­­ Freien bei

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