Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1892. Dezember (Jahrgang 19, nr. 5770-5795)

1892-12-04 / nr. 5773

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Wachsmann, Sächsisch-Regen Carl Fronius, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos Paul Batzoni, Zehrer, Wien Otto Maas (Haasenstein - Vogler), Rudolf Mosse, A. Opelik, M. Dukes, Heinrich Schalek, J. Dannen­­berg, Budapest A. V. Goldberger, B. Eckstein, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co., Hamburg Adolf Steiner, Karoly­­n Liebmann. Der Raum einer einspaltigen Garmonbzeile foftet beim einmaligen Einrücken 7 fr., da zweites mal je 6 fr., das dritte mal je 5 fr. d. W. ex­­­clusive der Stempelgebühr von je 30 fr. 1892, Pränumerationen und Inserate Infertionspreis: Die Katholische Kirche und die Zivilehe. Melde Stimmung in den­­­ maßgebenden­­­­atholischen Kreisen herrscht, darüber läßt „Magyar Allam“ seinen Zweifel. So schrieb vor einigen Tagen das genannte Blatt: „Aller Wahrscheinlichkeit nach wird in den nächsten Tagen, wenn fi die Regierung in ihrem amtlichen Programm über die Zivilehe und Religions­­­freiheit geäußert haben wird, eine Bischofskonferenz stattfinden. Nach unseren Informationen halten es mehrere hochangesehene Mitglieder des Episropates für notwendig, daß nicht nur ein gemeinschaftlicher Hirtenbrief erlassen, sondern auch eine Provinzialsynode abgehalten werde, in­­­ welchen die katholische Kirche ihren Standpuntt und ihre Forderungen in den vom Staate aufgeworfenen Fragen genau präzisieren sollte. &8 ist zu hoffen, daß dieser Plan mit allge­­meiner Freude aufgenommen werden wird, und das umso mehr, als mehrere Oberhirten beschlossen haben, daß sie, wenn durch eventuelle politische Autri­­­quen das Projekt einer Provinzialsynode zu Fall gebracht werden sollte, Dich­­tesansynoden Halten werden. Diese Initiative wird von einem Eindruck sein, welchem sich mit Rücksicht auf die Stimmung des unteren Klerus und auf die Wiederherstellung des erschütterten bischöflichen Ansehens niemand wird ent­­­ziehen können. 3 ist im Plane, gleichzeitig mit dieser Synode auch die her­­­vorragenderen weltlichen Katholiken zu einer Beratung in Angelegenheit der Katholikenautonomie einzuberufen, welche nach der P­roklamierung der Reli­­­gionsfreiheit au) von feite des Staates nicht verhindert werden kan. Zugleich wird eine Agitation zu dem Briede beginnen, daß die katholischen Fundationen den Katholiken ausgefolgt werden sollen. Wir brauchen nicht erst zu sagen, daß wir diese Nachrichten mit der größten Freude registrieren.“ — In einem anderen Artikel erteilt „Magyar Alam” den katholischen Bischöfen die folgenden Rat­ Schläge: Sobald der Staat gegen die Gemwilfen der Katholiken offensiv auftritt, die katholische Kirche in ihren Sakramenten, Dogmen und kanonischen Gehegen angreift, hört natürlich in demselben Momente die Berechtigung jeder Streben auf, welches das friedliche Beisammenleben und den status quo ante bellum wiederherstellen will. Am Kampfe der Prinzipien kann man nur siegen oder fallen, aber nie darf man transigieren. Wir erwarten, daß unsere Bischöfe, die bis an die äußersten Grenzen der Geduld und patriotischen Selbstaufopferung gegangen sind, si, da der Staat ihre friedfertigen Bemühungen nicht würdigt, ihres apostolischen Amtes würdig erweisen werden, von welchem die selbst bis zum­ Martyrium gehende Bereitwilligkeit in der Selbstaufopferung nicht getrennt werden kann. Als erste Aufgabe ist natürlich die Bischofskonferenz, der Kollektiv­­­protest beim Monarchen und der Negierung, das Erlassen eines gemeinschaft­­lichen Hirtenbriefes, die Vorbereitung der Provinzialsynode zu betrachten. Die Bischofskonferenz ist nur mehr eine Frage einiger Tage. Das Erlassen eines gemeinschaftlichen Hirtenbriefes kann seine Streitfrage mehr sein. Denn wenn man die Regierung auch jeßt noch schonen, auf die leeren Versprechungen, die schon seit fast drei Jahren durch die Ereignisse Tag um Tag Lügen gestraft werden, Hoffnungen bauen wollte, so bliebe nichts anderes übrig, als vom heiligen Vater neue Bischöfe zu bitten, damit sich die E­rbitterung nicht etwa in einer mit der hierarchhischen Ordnung unserer Kirche unvereinbaren Weise äußere. Der Hirtenbrief muß eine die Zivilehe verdammende Erklärung der Kirche und die Organisierung der Gegenaktion enthalten. Zu diesem Zweckk em­­­pfehlen wir der Aufmerksamkeit unserer gütigen Oberhirten folgendes: 1. An allen vier Adventsonntagen muß in allen Kirchen gegen die Zivil­­­ehe gepredigt und ausgeführt werden, daß die Zivilehe nur ein Konfubinat ist, daß die in der Zivilehe Lebenden zu den heiligen Sakramenten nicht zugelassen, bei der Beichte nicht absolviert, nach dem Tode nicht begraben werden können, weil sie sich selbst doch ihre That­­er kommuniziert haben. Es muß ausgeführt werden, daß die aus solchen Ehen entsproffenen Kinder illegitim sind, sein Kirchenamt erhalten, nicht Geistliche, nicht Nonnen werden können, endlich daß die katholische Gesellschaft die in Zivilehe Lebenden, weil sie die Kirche be­­­schimpften, nicht aufnehmen kann, so lange sie nicht durch die Thränen der Reue ihre Schande abgewaschen und nicht Buße gethan haben. 2. &3 müssen V­olfsmillionen organisiert werden. Die tüchtigsten Prediger der Diözesen sollen, unterstüßt von eifrigen Ordensgeistlichen, alle Pfarreien im Lande besuchen, durch zwei oder drei Tage über die wahre Lehre der Kirche predigen, die Gläubigen aneifern und in Eid nehmen, daß sie semwohl auf ge­­­sellschaftlichem, als auch auf politischen Wege alles, was der katholische Glaube gestattet, aufbieten werden, damit die Zurückziehung der schädlichen Gelegent­­­würfe erfolge. hat 3. Bu­­ch demselben Bwede sind Nach jedem Gottesdienste Gebete zu alten. 4. MPolitische Kommissionen sind aus solchen Weltlichen zu bilden, die auf das Volk wirken künnen und die an den auf die Kirchliche Mission fol­­­genden Tagen in öffentlichen Bolfsversammlungen die Protestbewegung leiten sollen ; von da aus sind gegen die für den katholischen Glauben gravaminösen Gelegentwürfe Zuschriften an das Abgeordnetenhaus, an den Abgeordneten des Bezirkes und an das Magnatenhaus zu richten; bei den Abgeordneten ist besonder zu betonen, daß sie, wenn sie sich dem Wunsche der Wähler nicht Da wollen, es für ihre Ehrenpflicht halten sollen, das Mandat nieder­­­zulegen. 5. Die Mitglieder religiöser Vereine und die Jugend sollen nach dem Beispiel der Maria-Kongregation in Kalocsa das Gelübde ablegen, daß sie in ihrem ganzen Leben gegen die Zivilehe und gegen die geheimen Gesellschaften kämpfen und die geiegliche Abschaffung derselben fordern werden. Zur Ablegung dieses Gelübdes sind feierliche Gelegenheiten, die erste Kommunion, die Schuld feierlichkeiten, besonders geeignet. Besonders die Schülerinnen der katholischen Mädchenerziehungsanstalten, die künftigen Mütter, sind zu begeistern, damit die nachte Generation in der Liebe zur Kirche und im Haß gegen die liberalen, antikatholischen Einrichtungen aufwachse. 6. Aus Katholischen Frauen sind Vereine zu bilden, welche mit sozialen Mitteln für die Aufrechterhaltung der religiösen Ehe und für die Abschaffung der Zivilehe thätig sein sollen. 7. Durch geeignete Volksschriften sind die Wähler über die mit neuen Lasten verbundenen liberalen Pläne aufzuklären, damit die politische Aktion umso wirksamer sei. Wenn wir durch die Anwendung dieser Mittel das katholische Bewußtsein zu Kundgebungen veranlassen, gehört die Zukunft, gehört der Sieg uns. Ver­­­zaget daher nicht, ihr Katholiken des marianischen Reiches. Die Selbstverteidigung muß von der Kanzel, vom Altar ausgehen, denn das neue Liberale Regierungs­­­programm will die Grundsteine des Altars aus den Angeln heben. Der päpstliche Nuntius Galimberti hat am 23. v. M. in Wien einen Mitarbeiter des „M. Hirlap“ empfangen und sich über die firchtenpoli­­­tischen Fragen folgendermaßen geäußert : „Der Primas von Ungarn verhandelt direkt mit Nom über die jet schwebenden kirchenpolitischen Uungelegenheiten. Schon der verstorbene Kardinal Simor erhielt hiezu die Ermächtigung, und dieses Privilegium ist auch auf seinen Nachfolger übergegangen. Primas Bakary war im Frühjahre in Rom, erstattete dort sehr eingehende Vorschläge und empfing die S­nstruktionen des heiligen Stuhles. Er bedarf daher jegt gar seiner neuen Instruktionen. Der heilige Stuhl pflegt seine Ansichten nicht von Heute auf morgen zu ändern, und die in Ungarn zu lösenden Fragen sind uns keineswegs neu. Der Stand­­­punkt der Kirche gegenüber der Zivilehe war in allen Ländern und zu allen Beiten stets derselbe. Die Ehe wurde durch das Tridentiner Konzil zum Sa­­­kramente erhoben. Von diesem Standpunkte können wir niemanden zuliebe und unter seinen Umständen abgehen. Die Frage ist für die Katholiken eine dogmatische, und über ein Dogma giebt es seine Diskussion. Rom verschließt sich jedoch nicht Hermetisch gegen die Anforderungen der Zeit. Wir wissen, daß ss die Zeiten ändern. Heute stehen wir nicht mehr allein, wie im Mittel­­alter, heute giebt es nicht nur Katholiken auf der Welt, sondern auch andere Konfessionen, denen gegenüber wir bereit sind, bis zu einer gewissen Grenze entgegenzukommen. Sie fragen, wo diese Grenze liegt? Sehen Sie, die Bivil­­­stands-Register erschreden und nicht. Wir sehen ein, daß der Staat aus ge­­wissen Rücsichten den Bivilstand seiner Untert­anen kennen muß. Wir leugnen an nicht, daß die Eheschließung gewisse Konsequenzen hat, über welche die Behörde zu urteilen hat, wie beispielsweise das Erbrecht, die Mitgift der Frau u. |. w. Im Bezug auf die materielle Seite kann der Staat die Ehe als einen bürgerlichen Vertrag ansehen und darüber urteilen. Was aber die katho­­­lie Ehe betrifft, so hat der Staat nichts darein zu reden. Das ist ein Sakrament, welches ausschließlich unter­ die Jurisdiktion der Kirche gehört. Rom hat die vor den Zivilbehörden geschlossenen Ehen niemals anerkannt und wird sie auch niemals als giftig anerkennen. In­ dieser Beziehung ist alles Bemühen umsonst. In Frankreich ist die obligatorische Zivilehe seit länger als Hundert Jahren eingeführt und dennoch werden 97 Prozent der Ehen in der Kirche geschlossen. Der Umstand, daß die Eheleute vorher zu einem „Vertrage“ von der staatlichen Behörde genötigt werden, alteriert, wie Sie sehen, die religiösen Gefühle des Volkes gar nicht. Die Kirche hat aber auch diesen Zustand niemals akzeptiert, ebenso wenig wie jenen in Belgien und in Deutsch­­­land. Die Kirche kann nur eine solche Zivilehe akzeptieren, wie sie in Spanien, England und Amerika besteht. Die Verhandlungen mit Spanien habe ich in Rom geleitet, deshalb kann ich darüber eingehender sprechen. Der Zustand in Spanien ist der folgende: Das Geseh erkennt die in der katholischen Kirche geschlossene Ehe als eine gejegliche an. Ein Vertreter der Staatsbehörde ist bei der Trauung anwesend und registriert das Ehepaar dort in der Fire in sein Bivilstands-Register. Auf diese Weise wird jedem genügt, der Kirche sowohl wie dem Staate. Warum sollten Sie in Ungarn nicht das gleiche Verfahren ak­­zeptieren ? Ich habe begründete Ursache, zu glauben, daß man auch in Ungarn nicht weiter gehen kann und werde. Uebrigens findet in der Staat gesammelt — alle Katholiken, Geistliche wie Laien, niederen Klerus und Episkopat, Rom und Krone. Er giebt seinen Unterschied und seine Abweichung in dieser Frage. Das ist eine heilige Angelegenheit des katholischen Universums.­ Schließlich kam der Nuntius auch auf die Programmrede des Ministerpräsidenten Dr. Weferle und die darin mitgeteilte Autorisation seitens der Krone zu sprechen und sagte: „Da ist alles klar. die Bivilehe hängt davon ab, wie die Einzel­­­heiten der Gelegentwürfe ausfallen werden. Die Grenzlinie ist gezogen; diesen Graben kann niemand überspringen. Wer ihn überspringen will, wird in seiner ganzen Länge platt zu Boden fallen.” Deutschland und die Ballonhalbinsel. Ein amerikanischer Tourist, Herr Poultney Bigelow, hat im vorigen Sommer, was beiläufig vor nur Beniffeton. Konrad Ferdinand Meyer. Ron Albert Schiel. (1. Fortlegung.) Da erscheint Bayard, der Ritter ohne Zucht und Tadel, und dann Erasmus, der den Zürichern feige und heuchlerisch rät, dem Franken Dichter die Ufenauer Zufluchtsstätte zu verbieten; Arnoft und Ulrich Heiwingli, Paracelsus und der wilde Herzog Ulrich von Württemberg und die Föstlich persiflierten Dunkelmänner, die aber noch immer fi ihres Lebens freuen, tafeln und bechern, obwohl sie aristophanischer Unsterblichkeit geweiht sind; die unheimliche Gestalt des Agnaz von Loyola, dessen wilde Glaubenswut dem Toleranzen die Geweißheit giebt, daß die bisherigen Kämpfe nur Vorgefechte gewesen seien, und ihn bereuen läßt, daß er den Fanatiker nicht umgebracht habe. Tiefer ist das Wesen Luthers wohl nie ergriffen worden al in den Luther betitelten Strophen : Se Luther. Se schwerer fi ein Exrdensohn befreit, So mächt’ger rührt er uns’re Menschlichkeit. Der selber ich der Zelle früh entsprang, Mir graut, twie lang der Luther drinnen wang. Er trug den Kampf in breiter Brust verhält, Der jegt der Erde halben Kreis erfüllt. Er brachy in Todesangst den Klosterbann — Das Große thut nur „wer nicht anders kann“, Er fühlt der Zeiten ungeheuren Bruch Und fest umflammert er sein Bibelbuch. Iu seiner Seele sümpft was wird und war, Ein’ Feuchend hart verschlungen Ringerpaar, Sein Geist ist zweier Zeiten Schlac­htgebiet — Mich wundert’s nicht, daß er Dämonen sieht. Und wie fein schildert er sich selbst mit all’ seinen Gegensäßen in den Strophen, die „homo sum“ überschrieben sind: Homo sum. Ich Halte Leib” und Geist in strenger Zucht Und werde doch vom Teufel stark versucht. Ich suche meiner Seele Seligkeit Und bin mit Petri Schlüsfelamt im Streit. « Am Zi der Fugger speist ich dort und hie Und schimpfte weidlich „Bfaffenjäde“ sie, Den Städterhohmut Haßt’ ich allezeit Und hätte gern ein städtisch Kind gefreit. Auf ehrenhafte Sitten geb’ ich viel Und fröhne dem verdrammten Wiürfelspiel, So bin des Kaisers treu’fter Unterthan Und riet dem Sidingen Empörung an, Das rohe Recht der Faust ist mir verhaßt Und selber hab’ ich wohl am Weg gepaßt. Ich bete täglich, daß es Friede sei, Und mich ergegen Krieg und Kriegsgeschrei. Der Heiland weidet alle Völker glei — Nur meinen Deutschen gönn’ ich Ruhm und Reich! Das heißt: Ich bin fein ausgeflügelt Buch, SH bin ein Mensch mit feinem Widerspruch. Wie prächtig leuchtet der fröhliche Kampfesübermut aus dem Gedichte „Das Dreifteste“ hervor: Das Dreifteste. Heut’ übermachte mich — seit langer Zeit Zum ersten Mal — ein Sturm von Luftigkeit. So lag im Gras. Da birgt’ mir durch den Sinn, Wie mit dem P­apst ich umgesprungen bin, Unbändig lacht’ ich in der grünen Saat Und rief: Das war des Huttens frechste That ! In einer Widmung und SPraefatio, Schrieb ich an uns’ren Heil’gen Vater so: „Die dir im Amt vorangegangen sind, Die taugen nichts, Das weiß ein jedes Kind. Sie Toger und sie tragen voller Lift, Du aber, Leo, du bist ein saub’rer Christ. Sie fälschten, stahlen, raubten allezeit, Ein bess’rer Mensch ist deine Heiligkeit, Sie waren Schelme. Meinst du nicht? Verglich’ Ich dich mit jenen, er betrübte dich ! Auf meinem Standpunkt stehst du, weiß ich schon, Doc gieb es, bitt’ ich, schriftlich deinem Sohn! Verkünde du’s der Christenheit, und gieb Ein Breve: Hutten ist und wert und Tieb.“ Die ganze Widmung war in diesem­ Ton — Die reine Parodie, der Helle Hohn ! Mir selbst befenn’ ic’8 Tädelnd dann und wann: Ich bin nicht völlig ungerecht im Bann. Aber der Uebermut dauert nicht an; der Kranke fühlt sein Ende nahen, er legt sich selbst Beichte ab: Die Beichte. Hier schreit’ ich über meinem Grabe nun — Hei, Hutten, willst du deine Beichte thun ? © ist Chriftenbrauch. Ich schlage mir die Brust: Wer ist ein Mensch und ist nicht s­­chuldbewußt? Mich reut, daß mir zu früh das Herz geflammt, Bevor ich recht erkannt mein irdisch Amt. Mich reut mein ungestüm verschmendet Blut, Nicht war’s mein eigen, es war deutsches Gut! Da gegen Rom ich dann in Fehde trat, Mich reut, daß nicht ich’s unerschroden that! Man glaubt mic je, da mich der Papst gebannt, Mich reut, daß oft ich Menschenfurcht gekannt ! Mich reut die Stunde, die nicht Harnisch­ trug! Mich reut der Tag, der seine Wunde schlug! Mich reut, ich beichte es mit zerm­irichtem Sinn : Daß ich nicht dreifach Fühn gewesen bin! Dann segnet der Sterbende seine Heimat Hutten, Liebe, Heimat, aus der ich, hart vernehmt, entwich, Der Ulrich Hutten stirbt und f­egnet Dich. Dur meine Liebe, mein germanisch Land, Ich segne dich mit ausgestrebter Hand! So segne dich, du Schroffe deutiche Stirn, Die du des Lichts bedarfst, wie dort die Firn ! Ich segne deutsche Waffen allezeit In Not, in Blut, in Ruhm, in Herrlichkeit ! Ihr Dörfer, Burgen, Städte, Wälder, Au’n, Du Stromeswandel, du Gebirgesblau’n, Euch­ segnet, schon den Wanderstab erfaßt, Der Heinen grünen Zür­cherinsel Gaft, und mit den Worten „Mein Vater, wer du meine Fehler weißt, In deine Hände geb’ ich meinen Geist“ tritt er die Abfahrt ins dunkle Jenseits an, (Fortlegung folgt.)

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