Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. Oktober (Jahrgang 20, nr. 6023-6048)

1893-10-14 / nr. 6034

SMIOZZ Hkkxkgznstedtksemstse Und nun gehe ich auf die gegen mich und meine Ministerkollegen erhobene eigentliche Anklage über,daß ich nämlich die Krone unrichtig inform­iere,der­­selben keine aufrichtigen,objektiven Ratschläge erteile,ja,Ju­lius Horvath be­­schuldigt mich,daß,wenn ich nur halb soviel Mü­he aufi­eiß ich mit­ Zver­­wendet hätte,wie auf die Diskreditieru­ng des Grafen Apponyi.ich weiß Gott was für Resultate erzielt hätte.Diese schwere Anklage hat man mir nichts bewiesen,ja,man hat sie zu betweisen nicht einmal versucht.Ich will dem geehrten Hause sagen,wie ich die Krone inform­i­ere.(Hört!)Vor allem­ be­­merke ich,daß,wenn ich die Krone oder wen immer informiere,ich den Ver­­­dächtigungen keinen Raum gönne,sondern ich behaupte etwas objektiv und liefere für meine Behauptung auch die Beweise.Zweitens bemerke ich,daß ich die von der Krone zum Herzen der Nation oder zu dem einzelner Mitglieder derselben, führenden Fäden niemals entzweitchneiden werde. (Lebhafte Zustimmung und Beifall rechts), denn ich bin ernstlich der Ansicht, daß es die Pflicht eines jeden Ungars im Interesse Ungarns ist, das Verhältnis zwischen Krone und Nation ungestört aufrecht zu halten und möglichst enge zu gestalten. (Lebhafte Elfenrufe rechts.) Gegen dieses Prinzip habe ich nie gesündigt, ja es hat Fälle gegeben, wichtige Fälle, two ich selbst hat und riet, es mögen auch andere an­­gehört werden, damit die Krone sich ihr Urteil mit voller Objektivität bilden und ihren Standpunkt einnehmen könne. (Lebhafte Zustimmung rechts.) Dies steht mit dem konstitutionellen Prinzip nicht im Widerspruch, denn ich muß Gewicht darauf legen, daß die Krone in jeder Hinsicht authentisch in­­formiert sei. (Zustimmung rechts.) Wenn aber die Herren Abgeordneten willen sollen, wie ich die Krone hinsichtlich der von gewisser Seite angeblich gehegten separatistischen Tendenzen informiere, wie wenn­gleich eine Reaktion, eine Lostrennung zu befürchten stünde, so heekt sich meine Ansicht mit derjenigen eines berühmten Vorgängers, des Grafen Iulius Andrasfy, welcher sagte, daß er diese separatistischen Be­­strebungen zwar mißbillige und verurteile . . .­­Großer Lärm und Bewegung auf der äußersten Linken. Rufe: Welche sind diese separatistischen Bestrebungen ?) Er sprach damals von der selbständigen Armee. Thaly: Die ist im 1848er Gefäße drinn! (Große Bewegung und Lärm auf der äußersten Linken. Rufe: Das ist seine separatistische Bestrebung !) Ministerpräsident Weierle: Wollen Sie mich ruhig anhören. Zu Argumentationen bin ich bereit, aber nicht dazu, um — mit Berlaub zu sagen — um die Wette zu treifchen (kurjongam­i). (Stürmische Zustimmung rechts, Bewegung und Lärm !int3.) Thaly: Das ist fein reichen! Ich habe das Geieg zitiert, Wählen Sie Ihre Ausdrücke! Ein Betrunkener pflegt zu kreilchen! (Großer Lärm.) (Schluß folgt.) Politische Mebersicht. Hermannstadt, 13. Oktober. Das „Amtsblatt” veröffentlicht das auf die Auszeichnung Koloman v. Szelle bezügliche allerhöchste Handschreiben; es hat folgenden Wortlaut: Auf Vorschlag meines ungarischen Ministers um Meine Person verleihe Sch dem­­wirklichen geheimen Rate und Reichstags-Abgeordneten Koloman vom­ Szell, in Anerkennung seiner Verdienste auf dem Gebiete der öffentlichen Angelegenheiten, das Großkreuz Meines Leopold-Ordens tarfrei. Mürzsteg, 7. Oktober 1893. Franz Josef m. p. Graf Ludwig Tißa m. p. E3 ist bemerkenswert, daß diese Auszeichnung Szelld nicht nur in der regierungsfreundlichen Bresse Anerkennung findet: „So schreibt das oppositionelle „Beiti Naplo“ folgendermaßen: Die Königliche Auszeichnung trifft einen Staatsmann, für den das öffentliche Leben im ganzen Lande aufrichtige Achtung und wahre Lymphatie hegt. Sein Rücktritt vom Schauplage der aktuellen Politik zur Zeit der bosnischen Ossupation geschah unter solchen Umständen, das ihm die wehrste und begründetste Popularität zuteil­t wurde. Und die Popularität hat sich seinen Augenblic verringert in der Zeit, welche der ausgezeichnete Staatsmann in stiter Burücgezogenheit verbrachte, und sie hat sich beträchtlich gesteigert, seitdem er wieder an unserem politischen Leben teilnimmt. Koloman Szell gehört zu jenen echt ungarischen Politikern, die die Selbständigkeit de Denkens und Frühlens um seinen Preis aufopfern und unter allen Umständen ernste und mutige Männer der Prinzipientreue und der Fertigkeit der Ueberzeugung sind. Er ist ein par excellence-Vertreter der ungarischen Politik, der Politik der Aufrichtigkeit, und als solcher steht er unter unseren Staatmännern in der­­ Reihe der Allerersten. Seine Auszeichnung wird allenthalben mit Freuden­­ begrüßt werden und die aufrichtigen Glück­liche gelten sowohl dem Verdienste selbst, als der Anerkennung des Verdienstes. Nach einer Bukarester Zuschrift der „Pol. Korr.” wurden die Er­­lärungen, welche der ungarische Minister des Innern, Herr d. Hieronymi, anläßlich der Interpellationsdebatte über die Ansprachen Sr. Majestät des Kaiser-Königs Franz Zosef I. in Borossebes in der ungarischen Volfsver­­tretung abgegeben hat, von allen ehrlichen Freunden eines guten Einvernehmens zwischen Domänen und der habsburgischen Monarchie mit umso größerer Genugthuung zur Kenntnis genommen, al sie eine jede Möglichkeit der Miß­­deutung ausschließende Ergänzung zu den Worten des Friedens und der Der: Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Sändigung enthalten, welche der erwähnte Monarch an die orthodoxe romanische Geistlichkeit in Borosfebes gerichtet hatte,­­ werde dadurch jenen Elementen in Rumänien das bisher betriebene gemeinschädliche Handwerk gelegt, welche unter dem­ Aushängeschild des National-Patriotismus Raffenhaß und unnatürliche Feindschaft zwischen der Bevölkerung zweier befreundeter Nachbarstaaten aus­­zustreuen bemüht seien. Denn offenbar fünne eine Regierung, welche den Ein­­fluß der romänischen Agitatoren durch die Unterfrügung junger Domänen und durch die Verbesserung der materiellen Lage der romanischen Geistlichkeit und­­ der romanischen Lehrerschaft zur beseitigen gedenke, unmöglich auch ferner als Gegnerin der romanischen Nationalität eingestellt werden. Ueber den Eindruck des Taaffe’schen Wahlreform-Gefäß­­entwurfes schreibt das bekanntlich in deutschfeindlichem Sinn geleitete „Agramer Tageblatt” : „Die Ueberraschung und das Staunen, mit welcher die Vorlage aufge­­nommen wurde, waren, wie erwähnt, ganz außerordentlich. Niemand, selbst die Intimsten nicht, scheinen von dem, was im Unzuge war, eine Ahnung gehabt zu haben. Geradezu niederschmetternd hat die Wahlreform- Vorlage auf die Partei Plener gewirkt, sie wird, wenn die Reform zur Durchführung ge­langt, total erschüttert, vielleicht sogar vernichtet. In Böhmen, Mähren und Schlesien wird sie zahlreiche Mandate an die Tscheschen, in Steiermark und Krain an die Slowenen verlieren, in Wien und anderen Städten dürften die Plenerianer von den Sozialdemokraten deposjediert werden und es ist geradezu ein Ironie, wenn ein Wiener Blatt jet fordert, die Deutsch-Liberalen mögen nunmehr alle Gegentone gegen den Grafen Taaffe die Forderung ausspielen, daß auch die Wahl-Kurien der Großgrundbesiger und der Handelskammern auf­­gehoben werden, wo die Deutsch - Liberalen in Zukunft doch einzig und allein eine Zufluchtsstätte finden werden. Jedenfalls wird durch die Wahlreform eine enorme Zahl neuer Wähler geschaffen und jenes fünftliche Machwerk der Deutschen, das bisher als Basis der österreicischen Verfassung galt, zerstört. Graf Taaffe hat mit diesem Schritte wieder außerordentlich geschh­h operiert. In dem Augenblick, als man ihn bereits am Ende seiner Staatskunst angelangt glaubte, hat er mit der Wahlreform - Vorlage gezeigt, das mit ihm noch durch geraume Zeit als Ministerpräsident in Oesterreich wird gerechnet werden müssen.“ 14. Oktober 1893, Karl Bros Kalender aller Deutschen. (Schluß.) &3 giebt man zwei Arten von Kunft: die realistische und die idealistische. Man muß den Unterschied zwischen beiden festzustellen suchen. Jeder von ung Hat 6i8 zu einem gemissen Grade im Gedächtnis das Bild eines Pferdes, und zwar hat er schon unterschieden zwischen einem schönen und einem häßlichen Pferde, d. H. gewisse Eigenschaften erschienen ihm als schön. Er hat darüber seine besonderen Ansichten. Wenn ein Kenner ihm englisches Vollblut mit Entrüden vorführt, jene Tiere mit dem Bogeltopf, langen Hals, geräumigen, wiegenden Schritt, so bestreitet er dem Senner, daß dies Pferd schön sei; ein zierlich vorbeitängelndes Halbblut ist ihm Lieber. Gründe für seine Wahl hat er nicht, fremde Gründe haben seinen Einfluß auf ihn — aus freier Wahl seines Geschmaches erklärt er ein Tier, eine Sache, eine Gegend für schön. Wenn er also ein Pferd zu zeichnen gedenkt, so wird er ihm alle jene Eigenfaften im Bilde beilegen, welche es schön machen. Das heißt: selbst wenn vor ihm ein Pferd steht, wird er, um ein erfreuendes Bild zu schaffen, die Eigenschaften dieses Tieres, welche seiner Vorstellung von Schönheit wider­­sprechen, beiseite Iaffen. Was hat es für ihn für einen Bwed, Häßliches noch­ einmal zu lesen, selbst wenn er sich in der Natur vorfindet? Dieser Mann ist ein Joealist. Der andere sah auch schon manches Pferd und bemahrte sich dessen Gestalt im Gedächtnis. Sobald er diese aber aus dem Gedächtnis zeichnerisch wieder herstellen wollte und sein Bild mit der Natur verglich, bemerkte er, daß Natur und Bild fi nicht decken. Er findet, er sei ein Fehler, sich ein Bild vom Pferde zu schaffen, weil er sehr verschiedene Tiere dieser Art giebt. Also lernte er zwischen Aderpferd und Nenner unterscheiden und schaf­ft ein ideales Bild jeder­ dieser Abarten. Und wenn ein Io­os fertig ist, steht ex, daß auch dieses Idealbild nicht der einzelnen Gestalt entspreche, sondern daß Hunderte von Unterarten jede für sich ihre besondere Schönheit haben. Endlich wird ihm Mar, daß die einzelne Gestalt in allen ihren besonderen Eigenschaften ihren selbständigen Kunstwert befige, und daß es das höchsite Biel der Kunst sei, die Natur nicht nur so im allgemeinen, sondern ein Stud­ent im besonderen zu schildern. S Dieser Mann ist ein Neatist. Wer hat nun weht? — Gewiß Haben «8 beide! Die Sache aber hat ihren Haten. Wie kommt es, daß der „Idealist bestimmte Eigenschaften ol ihön erkennt? Hören wir die Idealisten selbst: Sie berufen sich meist auf die Werte der größten Meister, welchen sie nach­treben. "Das Kind, welches zeichnen will, findet schwer die Methode des Zeichnens. Wie sol­l einen Körper auf die unkörperliche Fläche des Papiers bringen ? &3 lernt dies sehr viel leichter von fremder Zeichnung, als von der Natur. Der Zeichenlehrer unterfragt leider die Nachahmerei. Er stellt nur vor das Kind einen abzuzeichnenden Gegenstand, sondern eine „Vorlage“. Das Kind sieht sogar oft früher die Zeichnung eines Gegenstandes, als den Gegenstand selbst. Das Schulbuch fon führt uug einen Löwen vor. Später im 700lo­­gischen Garten sehen wir das Tier selbst. Wir prüfen also nicht das Bild nach der Erfahrung, die wir von der Natur sammelten, sondern die Natur nach der Bilderfahrung. Wir sagen nicht, dieses Gemälde ist so schön wie die Natur, sondern diese Natur ist so schön wie ein Gemälde; sie ist malerisch, pittorest, romantisch ! « Es geht somit fast allen Dingen.Man­ sehe sich ein Bild vom guten, alten­ Cranach an.Die Gestalten erscheinen­ unschäßlich,fast lächerlich,denn wir kennen­ Rafael,kenn­en­ die Antikem Cran­ach malte so schön als er konnte,u­n­d war ein großer Maler.Er aber tan­nte die An­tike nicht,er sah also auch nichtklassische Gestalten in der Natur.Wir aber haben unser Schönheitsgefühl auch nicht selbst gefunden.Wir entnahm­en es aus alter Kunst.Wir su­chen eben in der Welt nach Dingen­,die aussehen wie die Meisterwerke der Griechen en­thalten er.Erst die Natur­gefällt ung, die einem alten Bilde gleicht. Der Realismus hat eben Die Eigenschaft, daß er das Vorhandene in der Natur einem Vorhandenen in der Vorstellung unter­­ordnet. Er schafft nach eirtem Vorbild und sucht dieses in der Welt. Sein idealistisch gezeichnetes Pferd sieht immer aus wie das Pferd, welches andere schon vorher bildeten. Das ideale Bild ist das ältere im Hirn des Künstlers; erst später suchte er das Original dazu in der Welt auf! Der Realismus befreit si also von der Herrschaft des Vorbildes in der Kunst, um sie in den Dienst des Vorbildes in der Natur zu stellen. Wir aber fragen nach nationaler Kunst! Beide künnen national sein, wenn das Vorbild national it. Der Künstler ist es ja schon, ohne es zu wollen; denn, wenn ich nun einmal als Deutscher geboren bin, merde ich sein­e Franzose oder Slave, selbst wenn ich mir noch so viel Mühe gebe. Eine echt nationale Kunst ergiebt sich aber, wenn man mit Bewußtsein die nationale Seite pflegt. Die Vorbilder können deutsch sein. Sie waren es z. B. bei den Malern zu Anfang dieses Jahrhunderts: Cornelius, Oberried, Rethel, Schwind haben eines deutsche Kunst gehabt. Wenigstens in ihrer Jugend, während später die Italiener und Griechen ihnen einen bösen Streich spielten. Es waren deutsche Sänglinge, die von Dürer und seinen Wollegen offen lernten, deutsch zu sehen, deutsch zu empfinden,­­deutsch zu zeichnen. Sie schufen eine wunderbare, tief ergreifende Kunst, welche ganz Europa beeinflußte. Aber leider verfielen sie und mehr noch ihre Schüler fremden Seelen. Raulbach und seine Zeit gingen ganz zu den Griechen und Italienern über. Die Folge war, daß die deutsche Kunst verfiel. Man machte zwar gewaltige Anstrengungen, die Welt mit den Augen des Phidias oder des Nafael anzu=­ieden, aber man sah sie oberflächlich, man stand unter der harten Herrschaft angelernter Ideale. Was half es da, daß man patriotische Dinge zu malen anfing. Der Gegenstand macht den nationalen Wert nicht aus. Jene Maler der großen Heldenthaten von 1870/71 waren für alle in Panisiit‘ die Schule gegangen. Sie hatten dort nicht gelernt, die Natur zu jedemn spedes Gottes­­gebilde genau seinen Eigenschaften nach zu prüfen, sondern­ sie lernten französischen Idealismus in Zeichnung und Farbe, sie kamen heim als Deutsche mit undeutichen Vorbildern im Kopfe. . Ihr Idealismus der Form führte unilltürlich zu undeutischen Gestaltungen. Dieser Idealismus ist nur durch den Realismus zu bekämpfen. Das heißt: wenn ein Deutscher darauf ausgeht, den einzelnen Naturgegenstand slavisch treu nachzubilden, ohne die Absicht, ihn s hen erscheinen zu­ lassen, so ist er sicher, daß er nicht fremde Schönheit in sich aufnimmt: „waren wir nicht verbifdet. Hätten wir nicht Munft aller Bölfer und eiten,‚im, uns auf­genommen, wären ir, wie es einst Cranach­ oder Dürer waren,­so könnten wir vom ersten Tage an ideal zu schaffen versuchen. Jept müßten wir uns erst zurichten, um mit eigenen Augen zu sehen. Das ist das nationale Ziel des Realismus. Wenn ein deutscher Maler vor der Natur figt, malend — stundenlang, tagelang denselben Gegenstand malend, bis er endlich glaubt, ihn ganz und gar begriffen und erfaßt zu haben — so ist er sicher Schon nach deutscher Art und Träumen und Deuteln genommen. Wo sich ein ernster Realismus zeigt, da ist die Märchenstimmung nicht fern. Aus dem MWeben der Nebel blickt die Nirez, aus dem Bauch des Herdes schlüpfen die K­obolde; aus den Wellen des Meeres bilden sich unheimliche Gestalten. Es sind nicht Götter Griechen­­lands, die der Maler sieht, nicht Bilder von Wesen, über die er in Büchern las, sondern sie entstehen, wie die erregte Einbildungskraft des Kindes sich Gesichter aus den Linien des Tapetenmusters und Stimmen aus dem Rauschen des Windes bildet. So rückt der Idealismus, die urdeutliche Phantastik in den Realismus ein. Da ist dann die Natur Vorbild, wird die Sonderheit des Gegenstandes zum Seal statt des erlernten Vorbildes. Der Fern­aber des Schaffens liegt im Auge und Herzen des Künstlers. Sein Werk ist die reine Ausgestaltung feiner selbst, ihm die höchste Befriedigung, der Nation eine Verkündigung ihres Wesens, ein Wiedererzeugen ihrer selbst durch einen Gott begnadeten unter ihren Söhnen ! « . Und die Verbildeten stehen dann um­ das Wort.««·und»-««-ja«»nimern­:Der Mensch,der Baum,dae­ Tiek,sie alle sind doch nicht schöyd mu sie sehen ja nicht aus,wie ich die Ideale in den Schulbüchern der Ku­nst lernte.Er bedeutet ja n­­chts,denn er kommt in der ganzen griechischen­ Mythologie nicht vor. Leute auf alten Bildern haben. Er ist profan, denn er hat den Tod nicht an, welchen man den Heiligen im 16. Jahrhundert angedichtet hat. Oder: Diese spinatgrüne Landschaft ist scheußlich, denn sie hat das scharfe Grün, welches bekanntlich der vielbefungene Frühling in der Natur immer hat. Warum malt sie der Künstler nit so schön’braun, wie ein Staude Lorrain aussieht und wie wir es von alter K­unst getonpi­t sind ? Idealismus! Wer strebte ihm nicht zu. Be Aber nur in dem eigenen, nicht dem erborgten Idealismus im Streben nach einem Ziel. Aber jener Idealismus ist verderblich, der zu einem ver­­derblichen Ziel strebt. Verderbli­ aher ist die nationale Selbstverleugnung; wahres Ideal ist die nationale Selbstausgestaltung. Die deutsche Kunst soll vor allem deutsch sein, um wahrhaft sehen zu werden — feen menigsteng für uns Deutsche! Sie wird es nicht dadurch, daß sie deutsche Heldenthaten, deutsche Genre­­s jenen oder deutsche Gegenden darstellt, sondern dadurch, daß sie die Dinge­ der Welt deutlich darstellt, in jenem besonderen Eindruck, welchen ve Yale auf deutsche Gemüter ausübt. Sie wird es nur, wenn die Bl N An­ßelheit gerichtet ist, also durch das, was wir häßlic genug „Realismus” nennen, Albrecht Dürer, der deutsche Mann und deutschste Künstler, ‚hat ganz echt, wenn er sagt: II) „Wahrhaftig, die Kunst steckt in der Natur. Wer sie hekhnd Tann reißen, der hat sie. Je genauer dein Werk dem Leben gemäß ff in seiner Gestalt, je besser es erscheint. Daraus ist beschlossen, daß der Menn aus eignen Sinnen nimmermehr sein schön Bild fünne machen, es sei denn, daß er davon durch vieles Nachbilden sein Gemüt vollgefaßt habe; das ist dann nicht mehr Eigenes genannt, sondern übernommene und der Natur abgelernte Kunst geworden, die sich besamet, erwächst und ihres Geflecht­ Früchte bringt. Daraus wird der versammelte, heimliche Schag des Herzens offenbar durch das Werk und die neue Kreatur, die einer im seinem Herzen schafft in der Gestalt eines Dinges.“­­ Und Leonardo da Vinci beftätigt den herrlichen Ansipruh? Diterz : „Quella pittura e piu laudabile, la quale ha piu’ &önformita con la cosa mitata!“ Er ist nicht fromm, denn er macht nicht das Gesicht, welches fromme «« Deutsche Kunst ist also die Kunst,die ein Deutscher aus der Natur heraussahl , solchem Anblide sich in Mitleid regen müssen. Clifford und Holzendorf sprangen vorh hinzu und geleiteten die Bedauernswerte nach dem nächsten Siße. „Stil­l um Gottes willen still, Vera! Neizen Sie den Vater nur jegt nicht dar; Worte und Beteuerungen, die in den Wind gesprochen sind! Es wird und muß st alles aufklären!” flüsterte der Arzt kaum hörbar, aber doch beruhigend der Rousine ins Ohr, so daß bereits ein Hoffnungsschimmer über das schmerzentstellte Gesichtcehen glitt. Doch im Moment wurde die Aufmerksamkeit der jungen Männer nach einer anderen Richtung abgelenkt, indem, wohl auf Beras Aufschrei veranlaßt, der Amerikaner fi umge­wendet hatte und auf den Präsidenten zugeschritten kam. Den schönen Kopf in edler, doch stolzer Haltung emporgerichtet, so stand Thomas Gordon jet vor dem Manne, von welchem er wenige Monate früher in zorniger Leidenschaft und Erbitterung im Herzen geschieden war. Heute verriet das dunkle Auge nichts mehr von seiner zügelloften früheren Wildheit, die damals dem Präsidenten so beänftigend erschien. Obwohl düster, doc mit namenlos traurigem Ausdruch richteten sich seine Blide auf den vor äußerster Erregung bebenden alten Herrn. „Lewiß, Herr Präsident !” schmerzensreiche Klang, der heute seiner Stimme beigegeben war, b­at dem Wohllaute des schönen Organs durchaus seinen Abbruch. „Gerwiß, dieser hier ist auch bereit, die geforderte Rechenschaft abzulegen für eine Handlung, Die ns­teren Augen ohne Zweifel zu einem — einem Ehrvergessenen stempeln mit 2 begann er anfänglich Teife. Allein der Kein­e Wimper zuckte,als McGordon jedes dieser Worte klar und ruhig sprach und sogleich fortfuhr,ohne von Herrn v.Ran­dows Begleitern vorläufig noch irgend Notiz zu nehmen: „Aber vergessen Sie nicht, in Erwägung zu ziehen, Herr Präsident, wie Sie ein weiteres Wort der Beleidigung und Verachtung mir ins Gesicht schleudern — bedenken Sie, daß es in unserem Dasein Situationen giebt, wo der Schein trügt und der Unschuldige zu leiden Hat für den Schuldigen!“ (Fortlegung folgt.) Nr. 6034 BelehrungmidBeryiiktiiiigsniaßregeliitiezügkichUdek Shofera. T, Die Cholera ist eine in, ihren schweren Fällen r­asch ansteigende und rasch verlaufende Krankheit, deren Hauptsächliche Erscheinungen in massenhaften reiswasserähnlichen Ausleerungen, Exbrechen, Krämpfen, Verfall der Kräfte, Beisiegen der Harnabsonderung, Schwinden des Pulses, Kälte und bläuliche Berfärbung des Gesichtes und der Gliedmaßen bestehen. Die Cholera entsteht nur durch Anstehung, der Anstedungsstoff findet ih im Erbrochenen und den Entleerungen der Cholerakranten. 1. Erkrankt irgend jemand unter den oben geschilderten Erscheinungen, so müssen wir allsogleich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Bis zum Ein»­langen des Arztes Legen wir den Kranken zu Bett, bereden die Bauchbecken und feine Glieder mit gewärmten Tüchern und flößen demselben warmen Thee — Chamillonthee, zufliigen Thee — oder 1 bis 2 Kaffeelöffel Brantwein, Cognac, Kaffee 2c. ein­­st Erbrechen eingetreten, so verabreichen mit dem Kranken Heine Stückchen Eis, und wenn Ei in der Gemeinde nicht vorhanden, schludweise kaltes Wasser; zur Linderung der Gliederschmerzen und Behebung der Krämpfe reiben wir den Körper mit trockenen Tü­chern ab, beginnen dabei an den Füßen und schreiten gegen das Herz vor. 4.rohe Karbolsäure; 5.heißer Wasserdampf. III. Um der Verbreitung der Krankheit Einhalt zu thun, muß das Erbrochene und die Entleerungen und alle duch diese beschhtigten Gegenstände,disinfiziert, d. i. von den S Krankheitserregern befreit werden. mn­­il Die zur Anwendung kommenden Desinfektionsmittel sind folgendes:z. B. Schmierseifenlösung, melde durch Auflösen von 50 Gramm Schmierfeife in 10 Liter warmen Waffern zubereitet wird; ld 2. Kaltmilch, bestehend aus 1 Teil gelöschten Kalk und 4 Zeilen Waffer;; 3. zur Herstellung roher Karbolsäurelösung giebt man 5 Teile roher Karbol­­säure auf 100 Zeile heißen W­affers;; « Bettwäsche, Handtücher, welche von Cholerakranken verunreinigt­t wurden, sind in heißem Wasser auszufachen und hierauf 12 Stunden all imdach in Schimierseifenlösung einzulegen. Bettstroh, s­chlechte Kleider, Fegen, melche mit Ausscheidungen der Kranken herumreinigt werden, sind zu verbrennen, 10

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