Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1893. Oktober (Jahrgang 20, nr. 6023-6048)

1893-10-28 / nr. 6046

Redaktion und A­dministration Heltauergasse 28, Erscheint mit Ausnahme des auf Sonn- und Feiertage folgenden Wochentages täglich. Abonnement für Hermannstadt: monatlich 85 kr., vierteljährlich 2 fl. 50 fl., halb­ jährig 5 fl., ganzjährig 10 fl. ohne Zustellung in’s Haus, mit Zustellung 1 fl., 3 fl., 6 fl. 12 fl. Abonnement mit Postversendung: Hür das Inland: bierteljährig 3 fl. 50 fr., Jedbjäpeig TfL., ganze jährig 14 fl. | K für das Ausland: bierteljährig 7 RM. oder 10 Fred., halbjährig 14 RM. oder ae ganzjährig 23 RM. oder­­ 8. Eine einzelne Nummer poftet 5 kr. 5. W. Unfraniirte Briefe werden nicht angenommen, Manuskripte nicht zurückgestellt. Siebenbürgisch-Deutsches Sageblatt. Dermannstadt, Samstag 2. Oktober Neo: 6046. XX. Jahlgang mit Stöm­merssionen und Anferale konnt­en außer dem Hauptbureau, Heltauer­­gajjse Nr. 23, in Kronstadt Heinrich Zeidner, H. Dresswandt’s Nachfolger, Mediasch Johann Hedrich’s Erben, Schässburg Carl Herrmann, Bistritz @. 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Mit der Verhängung des Ausnahmezustandes in Prag hat er den Tichechen statt des ihnen so lange Zeit hindurch gebotenen Zuderbrotes plöglich die Veitsche gezeigt und ihnen zu bedenken gegeben, daß sie politisch von Krone und Adel abhängig sind. Und bald darauf regte Graf Tanffe die Welt damit in Staunen, daß er­ plöglich das allgemeine Wahlrecht verkündigte. Diese beiden Thatsachen sind schon seit Wochen der Mittelpunkt des politischen Zagedinteressen und ihre N Rackwirkungen auf das Parteileben in Oesterreich haben die politische Lage derart verwidert, daß beide, Regierung und Parteien, aus einem circulus vitiosus nicht mehr herausstammen künnen. Das bisherige Wahlverfahren in Oesterreich ist bekanntlich ein äußert kompliziertes. Das Abgeordnetenhaus besteht aus 353 Mitgliedern, die auf die verschiedenen Länder Desterreichs verhältnismäßig sich verteilen und von vier Wählerkategorien (Kurien) gewählt werden. Ess wählen nämlic: der Großgrundbefig (von 50 bis 250 fl. jährlicher Steuern) 85 Abgeordnete, die großen Städte, Märkte und Inndustriezentren 97, die Handels und Industrie­­kammern 21 und die Landgemeinden, die leiteren in indirekter Wahl, 150 Ab­­geordnete. Für die ländlichen Wähler hat das Geset vom 4. Oktober 1882 den Benjus von 10 fl. direkter Steuern auf 5 fl. herabgelegt. Die Vorlage des Grafen Taaffe läßt nun die bisherigen Wählerkategorien bestehen, erweitert aber innerhalb derselben das Wahlrecht, indem der Benjus bis zur Zahlung eines sehr geringen Betrages erniedrigt und das Wahlrecht nur an den Schulbesuch und die Erfüllung der Wehrpflicht geknüpft wird. Die österreichische Regierung hat in ihrem Wahlreformgelegentwurf eine Art demokratischen Feudalismus vorgeschlagen, indem sie vorerst die Sucie des Großgrundbefiges für Jafrosankt erklärt; ebenso bleibt das Wahlrecht der Handelskammern unberührt; andererseits aber begünstigt sie das Hereinfluten des demokratischen Elementes auf K­äften des seßhaften Bürger- und Bauerntums. Die Absicht des Gejeges ist, die nationalen Parteien durch die so­­zialen zu ersehen. Die Rechnung Taaffes ging offenbar dahin, daß sich im Abgeordnetenhause eine Z­weidrittel-Majorität finden werde, um die Kurie des Großgrundbefiges, 85 unter 353 Stimmen, aus dem Hause zu entfernen. Dagegen ist für die Herab­­legung oder Aufhebung des Steuerzensus Lediglich eine einfache Majorität not­­wendig, und diese wäre durch das geschlossene Vorgehen der Regierung zu ers­zwingen gewesen. Wäre der Reichsrat aufgelöst, würden die Neuwahlen durch die Stimmen des Großgrundbesiges und durch die Abgeordneten aus Galizien, sowie aus den Eler­fal gesinnten Alpenländern eine gewaltige Mehrheit ergeben, mit der die erstarkte Monarchie ein scharfes Regiment über die unbotmäßigen frei»­sinnigen Parteien führen wird, gleichviel, ob diese deutsch oder tschechisch sind. In den drei großen Parteien des Reichsrates und der Presse hat indessen die vom Finanzminister Steinbach ausgedachte Wahlreform energischen Wider­­stand gefunden. Die deutschliberalen Organe erkennen die im Wahlreformentwurfe dem Deutschtum drohende Gefahr und protestieren dagegen. Die Vereinigte deutsche Linke sprach ihre Entrüstung aus über das Vorgehen der Regierung, die vor Monaten das Bersprechen gegeben, „Veränderungen am nationalen Resikstand hintanzuhalten“, und erklärt die Wahlreform für eine schwere Bedrohung des Bürger- und Bauernstandes im allgemeinen und des deutschen Volkes ins­­besondere; sie ist bereit, den Arbeitern zunächst eine sofortige Vertretung zu schaffen, sowie sie gerne an einer Erweiterung des Wahlrechtes mitwirken will, die zugleich entsprechende Vermehrung der Zahl der Abgeordneten und den berech­­tigten Interessen des städtischen und ländlichen Mittelstandes ausreichende Bürgschaften bietet. Der Klub der Konservativen, der die Wahrung seiner autonomen Prin­­zipien bei der Versicherung betont, daß er zu einer gerechten Ausbildung des aktiven Wahlrechtes die Hand zu bieten bereit ist, erklärte die Wahlreform der Regierung in ihrer gegenwärtigen Fassung im Interesse des Reiches und der Länder als unannehmbar. Der Polenklub erklärte, ohne sich einer Erweiterung des Wahlrechtes zu verschließen, wenn sie den autonomistischen Anschauungen des Mlubs entspricht, daß er mit Rücksicht auf die Staats- und politischen Interessen sowie auf die autonomistischen Grundlage, mit dem­nhalte der Regierungsvorlage betreffend die Wahlreform nicht einverstanden sei. Die Erklärungen der drei großen Mlub3 traf den Ministerpräsidenten Grafen Taaffe in Budapest, wo er mit dem Grafen Katholy Sr. Majestät über die politische Lage Bericht erstatten und sich die Erlaubnis holen sollte, im alle er die Mehrheit für die Verhängung des Ausnahmezustandes in Prag nicht erreichen sollte, den Reichsrat sofort aufzulösen. Das Mißtrauen zwischen dem Grafen Taaffe und den großen Parteien des Reichsrates hatte durch die Einbringung der Wahlreformvorlage einen hohen Grad erreicht. Den Gipfelpunkt hat diese Spannung in der seit Montag fließenden Debatte, über die Wahlreformvorlage erreicht und dürfte ihre Lösung nur in einer Krise finden. In der Situng des Reichsrates vom 23. d. M. ließ Graf Taaffe die vielverheißenen und mit allgemeiner Spannung erwarteten „Erklärungen“ vers nehmen. Enttäuschung auf beiden Seiten sind die Wirkungen der Mitteilungen des Ministerpräsidenten. Das Haus hatte etwas ganz anderes erwartet und beantwortete die Ausführungen Taaffes mit eisigem Stillschweigen, was natürlich auf diesen einen unerwarteten Eindruck machte. Graf­­ Taaffe bewegte sich in oberflächlichen, widerspruchsvollen Mit­­teilungen. Er blieb die Erklärung schuldig, warum die Regierung, die die Wahlreform so­ange Zeit dilatorisch behandelt hat, dieser nun plöglich den Charakter der Dringlichkeit gegeben hat. Taaffe wiederholte, was Graf Schönborn bereits in der Erwiderung auf die bekannte Erklärung des Abgeordneten Heilsberg gesagt hatte, in allgemeiner Form... Aus der Genesis der Vorlage sol nämlich hervorgehen, daß ebenso wie der Regierung eine feindselige Tendenz gegen irgend eine Bevölkerungs- Hafte oder politische Partei ferngelegen sei, es auch nicht angehe, die Ein­­bringung dieses Gefegentwurfes als eine Maßregel zur bezeichnen, zu der sich die Regierung etwa unter dem Druck äußerer Faktoren entschlossen hätte. Aber gleich darauf sagte die Erklärung, daß nur durch den Grundgedanken des Entwurfes, die möglichste Erweiterung des Wahlrechtes, jene großen Ge­­fahren abgewendet werden können, die der bürgerlichen Gesellschaft und damit auch der gesamten staatlichen Ordnung von feite bisher politisch rechtloser Volkse­­lemente drohen. Die „Volkselemente" — doch nur die Sozialdemokraten — sind doc zu den äußeren Faktoren zu zählen, die durch ihre Versammlungen genügenden Druck auf die Regierung ausgeübt haben ! Das Hauptgewicht der Erklärungen Taaffes Liegt im Schluffe, wo der Ministerpräsident sagt, daß troß des Widerspruches der drei großen Mabg, die Regierung am leitenden Grundgedanken der Vorlage festhalte: allen jenen, die ihre staatsbürgerlichen Pflichten in der gejeglich vorgeschriebenen Weise er­­füllen, die Teilnahme am politischen Leben zur Ausübung des Wahlrechtes einzuräumen; aber gleichzeitig wird die Ueberzeugung ausgesprochen, daß es selbst bei Schonung bestehender politischer Befigverhältnisse unter Mitwirkung des Hauses gelingen werde, den Weg zu dem von der Regierung gestehten Biele zu finden. Die Regierung fegt dabei eine prinzipielle Einigung über die beantragte Erweiterung des Wahlrechtes voraus, nicht die Zustimmung zu dem Gelegent wurfe, wie er vorliegt. Was in jener Sibung des österreichischen Reicherates Dr. dr. Plener, der Führer der Deutschliberalen, sagte, war eine scharfe Verurteilung Taaffes und seines Regierungssystens. Plener verurteilt die Wahlreformvorlage, weil sie das eigenartige, durch Geschichte und Staatskunst mühsam zusammengefügte Oesterreich zu zerstören geeignet ist. Plener und seine Partei sind zwar grunds­­äglich für eine Erweiterung des Wahlrechtes fast bis zur Grenze, die die Regierungsvorlage gezogen hat, sobald nur die drohende Weberflutung der bisler Wahlberechtigten durch die neuen Wähler beseitigt wird. Dagegen protestiert er gegen die Regierungsvorlage als ein gefährliches, antiösterreichisches Experiment, das eine U­­wälzung der politischen Verhältnisse im Sinne eines demokratischen Föderalismus mit flavisch-radikal-agrarischen Tendenzen wolle. Vor allem ver­­urteilte Plener die Art, wie der Ministerpräsident das Haus mit der Vorlage überrumpelt habe, t wo doch bei Beginn des Jahres die Wahlreform wiederholt auch von der liberalen Partei angeregt und besprochen worden sei. Dagegen sei der Vorschlag, auch den Arbeitern das Stimmrecht zu geben, von der Regierung zurücgewiesen worden. Wahrhaftig diese Schwerthiebe sind geeignet, das Vorgehen der Regierung zu kompromittieren und jeden weiteren Versuch zur Verständigung in unabsehbare Ferne zu rüden. Der autonomistische Inhalt der Rede Jamorskys bietet zwar einige Berührungspunkte mit den Regierungsprinzipien Taaffes, andererseits schließt sie jede Einigung auf dem Boden der Wahlreform aus. Auch die in vornehmen staatsmännischem Tone gehaltene Rede des Führers des Konservativen Klubs, des Grafen Hohenwart, kennzeichnet der Ton des Mißtraend, der aus ihr der Negierung gegenüber Herausklingt. Graf Hohenmart weist die Regierungsvorlage ab, weil sie das Prinzip der Interessens­vertretung, auf das sich die österreichische Wahlordnung aufbaut, zerstört, und schildert die verheerenden Folgen, die mit der Durchführung der vorliegenden Wahlreform für den Mittelstand in Stadt und Land verbunden sein werden. Am Schluffe seiner Rede, die auch schon die Umriffe eines Gegenprogrammes verrät, heißt es folgendermaßen : „Wir werden nach dem Beischluffe, den wir am 19. d. M. gefaßt haben, unter Wahrung unserer Prinzipien vorgehen, wir­ werden aber nicht zugeben, daß das politische Schwergewicht von den besigenden Klaffen auf die Besitlosen überwälzt und so ein Zustand geschaffen werde, den jeder Staatsmann als Höchst bedenklich bezeichnen müßte und vor welchem wir, soweit eben unsere Kräfte reichen, unser W­ater­­land bewahren wollen­­” Hohenwarts Rede hat überall einen tiefen Eindruck gemacht. Der erste Bericch Taaffes, von seinem üblichen Regierungssysten abzu­­weichen, ist daher als gescheitert und eine Einigung mit den großen Parteien des Neid­grates auf Grundlage des vorliegenden Wahlreform-Gefeßentwurfes als unmöglich anzusehen. ae ee Benilleton. Ein Barurteil. Roman von Doris Freiin vd. Spättgen. (50. Fortlegung.) Einen Moment stubte der Schöne Mann und blicte dem Freunde durch­­dringend in die Augen; allein unbewegt und ruhig erwiderte er: „Sa, gewiß; ich war soeben im Spielzimmer. Ich kam von der oberen Etage herab und wollte mir zum Billard einen „Dritten“ suchen.” Beinahe schroff stieß Clifford das ihm freundlich gebotene Queue mit den Worten zurück: „Nein, ich Spiele nicht, danke. Deswegen kam ich nicht Hierher. Meine Absicht ist, dich nach beendeter Partie zu einer kurzen Unterredung auf mein immer zu bitten, da ich einige unaufschiebbare Worte mit dir zu sprechen habe.” „Du mit mir?” Der Lord Aroundell Hares Organ drang zum ersten­­mal ein spöttischer, Halb gereizter Tonfal. „Wie sonderbar!­ch­elbst Hatte nämlich die Absicht, dich später aufzusuchen, um mich über eine Sache mit dir zu verständigen, die mir sehr am Herzen liegt.” Seitwärts, über das Billard gebeugt, stand Mr. Dr. Sullivan und übte sich mittlerweile in tadellosen Stößen; er schien von dem halblaut geführten Gespräch der Freunde nicht die geringste Notiz zu nehmen. Doc­hlöglich war es so seltsam still geworden, daß der alte Herr sich verwundert umschaute und höflich fragte: „Run, mein lieber Lord, i­ls Ihnen gefällig ?“ beugte sich stumm und die Partie begann. Mit untergeschlagenen Armen und finsterer Miene schaute Clifford diesem, alle Regeln der Kunstfertigkeit verratenden Wettstreit eine Weile zu. Aufs neue bewunderte er die seelische Ruhe und unerschütterliche Sicherheit Aroundels. Wie war es möglich, daß nach dem soeben Vorgefallenen dieser Mann mit solcher Vollendung zu spielen vermochte? Er mußte seines Sieges wohl sicher sein, dieser vom Soldtal verhäu­chelte schöne Mann. Der Ungeredete vor­­Bald darauf verließ Clifford, von den Spielern unbemerkt, das Billard­­zimmer. „Lord Aroundell” meldete der Diener eine Stunde später dem jungen Haudheren, indem er mit Oetentation die Flügelthir von seines Gebieterg Wohngemach aufriß, um den vornehmen Gast eintreten zu lassen. Eine der Eigentümlichkeiten James Cliffords war es an, daß ohne vorangegangene Ankündigung niemand bei ihm erscheinen durfte. Höflich, doch gemeistermaßen steif, wobei es ihm nur schlecht gelang. Seine innere Erregung­ zu verbergen, ging er dem Freunde mehrere Schritte entgegen. Wieder frappierte ihm die auffallende Ruhe und der fast schmerzliche Grat in dessen Zügen. „Nach deinen, im Billardzimmer gethanen Weußerungen entspricht eine offene Verständigung unseren beiderseitigen Wünschen, James“, begann der Lord, indem er Clifford die Nechte hinreichte.­­­­­­ Allein der Angeredete schien diese Bewegung völlig zu ignorieren und sagte kurz: „Run, ich meine, daß du in Anbetracht deiner Wünsche durchaus nicht hinter dem Berge gehalten hast, Ralph.” „Iic — wie so?" Deutliche Zeichen von Unnwillen und Ueberraschung traten auf des schönen Mannes Stirn: „Wenn du wirklich die Absicht Haft, ein offenes Wort mit mir zu sprechen, so weiß ich in der That nicht, warum du das fest in Abrede stellen twillt”, entfuhr er ziemlich heftig und erbittert Cliffords Lippen. Die Herren waren nun weiter ins Zimmer hinein geschritten und nahmen Blaß. „James, sei nicht närrisch! Miso dahin zielen deine sonderbaren An­­spielungen ?*” Yachte jet Aroundel in etwas spöttischer Weise auf. „Deine sonst sehr liebenswürdigen Gäste, und vor allem Miß Larvford mit ihren Luchsaugen, haben wohl den Argmnwohn in Dir erwect, daß mein ganz besonders langes Verweilen auf Clifford House seinen triftigen Grund Habe? Wie? Hierin finde ich nun eine Erklärung für deine, mir bereits öfter­ bewiesene Kälte, wie der geheimnisvollen Art, in der du mich bieher zu kommen erjuchtest, James. Aber wahrlich, ich Habe dich für zu Eug und — vertrauend gehalten, um solchem Altweiber gesich wäg — torüber ich lache — das Ohr zu leihen. Sind meine brüderlichen Gesinnungen für dich nicht maßgebend genug, jeden unmb­ürdigen Verdacht im Keime zu erfü­den ?* Mehrere Sekunden starrte mit fast blödem Ausbruch der Gefragte­­n des Freundes Gesicht. Auch nicht der kleinste Zug von Falschheit oder Heuchelei sprang ihm daraus entgegen. Und dennoch wußte er Clifford nur zu genau, daß der Mann mit den „brüderlichen Gesinnungen“ eine scheinheilige Maske trug, d. h, er­wähnte er. Daher wallte er zornig in ihm auf und schroff verlegte er: „Bitte, em­pare dir doch dergleichen völlig überflüssige Flüsteln, Ralph; sie verfehlen auf mich jeden Eindruck. Ich kenne deine Gesinnungen und Ab­­sichten zu genau, um noch im mindesten Zweifel darüber zu sein.“ „So, wirk ich? Nun, dann wird das Peinliche und Schwierige meines Vorhabens um ein Wesentliches erleichtert”, gab Lord Aroundel, vertwundert das Haupt schüttelnd, zurück. „Ich habe nämlich vor, über einen Punkt mit dir zu reden, welcher die Verhältnisse deines Ehelebens schonungslos berühren muß. Da deine Gemahlin mich dazu bevolmächtigt hat, so wirst du Hoffentlich seine Umdiskretion meinerseits hierin erblichen.“ „Wahrhaftig, Ralph, du nimmst gegen mich einen Ton an, der mich böclichst verwundert und jede Rücksicht außer Acht fegen läßt!” rief Clifford, heftig aufspringend. „Wohlan denn, heraus mit der Sprache. Ich bin äußerst gespannt, in welcher Weise du dich dieses Auftrages entledigen wirst.“ „Der Vorrang des Wortes gebührt dir, mein lieber James, erinnere dich gefälligst daran, daß du zuerst den Wunsch betreffs einer Unterredung äußertest”, entgegnete der Gast Schnell, wobei er die Spiten seines langen Schnurrbartes wohlgefällig drehte. „Gut, wie du willst. Nein, es ist mir sogar weit lieber, zuerst reden zu dürfen, weil Ungeduld, Schmerz, ja Empörung mir das Herz fast zu sprengen drohen. Gerade die Erwähnung unseres Freundschaftsbundes macht es mir uns­möglich, länger gegen dich zu schweigen, Ralph. Unter diesen Verhältnissen vermag ich e3 nicht mehr, dir mit gleichgiltigem Angesicht Tag für Tag zu begegnen, als wäre alles noch wie einst. Seht muß e8 Klar werden zin­chen und, und deine Ehre als Gentleman erheicht e3, daß du mir ohne Ausflüchte Nede und Antwort stehst.“ | .

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