Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. Januar (Jahrgang 24, nr. 7009-7033)

1897-01-15 / nr. 7019

· Nr. 7019 Hermannstadt, Freitag Billroth war es auch, der die erste gelungene Magenresektion, d. h. die Abtragung eines Teiles des Magens, meist des Pförtners, w­egen fressiger Entartung, und weiter diejenige so genial erfundene Operation ge­­macht hat, welche zur Beseitigung von Hindernissen z­wischen Magen und Gedärmen den Magen mit dem Darm verbindet (Gastroheterostomie) und wodurch er zahllosen Ungläckichen eine qualvolle, unerträgliche Existenz erleichtert und ihnen das sonst verloren gewwesene Leben erhalten hat. Dadurch wurde Billroth der Schöpfer der Magen und Darmchirurgie und hat dadurch bleibend das Gebiet der operativen Chirurgie erweitert. Und diese Bereicherungen sind auch das dritte (neben seiner allgemeinen Chirurgie und seinen Ferchungen über das Wundfieber), was seinen Namen unvergessen machen wird. Im diesen neuen Operationen wird auch wahrscheinlich später die Geschichte den Schwerpunkt von Billrotds Wirksamkeit suchen und wird es begreifen, wie ihm die Gegenwart und seine Zeitgenossen so hohe Anerkennung gezollt haben. Spätere Generationen werden uns aber beneiden, die wir uns rühmen können, Billroth noch selbst operieren gesehen zu haben! Billroth besah ein hervorragendes organisatorisches Talent; dadurch machte er seine Klinik zu einer Mutteranstalt; er bekümmerte sich um alles folglich, was mit dem Heile seiner Kranken zusammenhing, für die Heinsten Deteild der Krankenpflege nicht minder Interesse zeigend wie für eine wichtige Operation. Er war ein Sanatifer der Reinlichk­eit und deshalb führte er auch auf seiner m­it Listers mene Wundbehandlung ein, weil er den Haupterfolg derselben der äußerst peinlichen Reinlichkeit und Sauberkeit Listers zuschrieb. Freilich zögerte er lange mit der Annahme der antie­septifgen Wundbehandlung, selbst als sie schon von vielen deutschen und mehreren österreichischen Chirurgen akzeptiert und propagiert war. Er war eben sein Freund dieses Haftens und Sagend nach neuen Methoden, neuen Mitteln, die für unsere raschlebige Zeit charakteristisch sind. Bei einem Besuche der Klinik des ihm innig befreundeten Professor Bol­t­­mann in Halle überzeugt er si aber sofort, daß die Lister’sche Erfindung wohl die größte aller Leistungen sei, die in der Chirurgie je gemacht worden sind und daß nun unsere Kunst in ganz neue Entwiclungsbahnen gelangt sei. Die neue Aera scheint auch in Billroths chirurgischem Wirken der Wendepunkt geworden zu sein. (Fortlegung folgt.) G Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. Seite 47 Rofale und Tages-Chronik. Hermannstadt, 14. Sanitar. Aus dem V­erordnungsblatt für das I und E. Heer.) Berordnungen des SE und E Reichs-Kriegs-Ministeriums: In die Reserve wird überlegt mit 30. Dezember 1896 der Lieutenant Emil Schemmel des 31. Infanterie-Regiments, beim Uebertritt in den Zivil Staatsdienst. Mit Wartegebühr wird beurlaubt mit 1. Februar 1897 der Lieutenant Otto Bollas des 63. Infanterie-Regiments, auf ein Jahr. (Berlegung.) Der Kultus- und Unterrichtsminister hat den Schul­­inspektor des Kleinkoffer Komitates Dr. Gabriel Pinter in den Schulbezirk des Komitates Hermannstadt verlebt.­­ (Die evangelische Synode A.B.)ist heute zusammengetreten Die Sitzungen dürften zwei Tage in Anspruch nehmen. (Pfarrerwahl·)Heute wurde zum Pfarrer in Michelsberg der hiesige Elementarlehrer Professor Friedrich Rheindt gewählt. (Volkstüche.)An Geschenken für die Volksküche liesen ein von Baron Konradöheim aus Wien und Bischof Dr.Friedrich Müllersab­attin je 10"fl.,Alfred Mü­ller samt Gattin und Frau Fannh Schreiber je 5 fl., Frau Wilhelmine Teutsch 3 fl.,Fräuleinheghesi2fl.,Frau Julie Kast und Frau Mayerhoferjelfl. (Gastspiel Tewele.)Der berühmte Wiener Komiker Franz Tewele wird,mit einem Lustspielensemble aus einer größern Tournee b­e­griffen,auch hier und in­­ Kronstadt einige Male gastieren.Zur Aufführung sollen gelangen:»Daszweite«Gesicht«,»Prim­a Ballerina« und,,Wettrennen«.Das Gastspiel wird in der ersten Hälfte Februar stattfinden. (Blutige Raushbänder und Kleinere Unfälle.) Michael Theil, Landmann aus Kastenholz, geriet mit seinem Sch­wiegersohn Johann KRLöK wegen Familienzuwistigkeiten am 11. d. M. in Streit und fie­ber­arbeiteten sich gegenseitig mit eisernen Mistgabeln, wobei Michael Theil durch einen wuchtigen Hieb einen Bruch der Schädelhede erlitt. Der lebensgefährlich Berlegte wurde in das hierortige Krankenhaus überführt und ist Hoffnung vorhanden, denselben am Leben zu erhalten. — Der Bahnarbeiter Francesco Devalerio, aus Laftelvaro in Italien, bekam am 12. d. M. im Wirtz­­hause zu Boleza mit seinem Kameraden Felicetti Händel, welcher ihn auf die Straße verfolgte und ihm einen Dolchstich in den Unterleib verlegte. Er wurde ebenfalls dem Krankenhaus zur Pflege übergeben. — Georg Deutsch- Länder, Landmann aus Hahnbach, erhielt gestern im Walde dur das Scheuwerden eines Pferdegespanns einen Hufschlag in das Gesicht, woduch ihm die Oberlippe gespalten wurde. Ed wurde ihm im Hospital die erste Hilfe geleistet. · (Zum Proteste Dr.Ratius.)In ihrer Nummer vom 13.d.M. nimmt nun auch die­»Tribuna«zu der von den hauptstädtischen Blättern ver­­breiteten Nachricht von dem Protest des Dr.Ratiu Stellung und fü­hrt dies­selbe aus ein aus der Sektion der politischen Polizei der Regierung hervors gegangenes Kommuniquee zurück.m weiteren Verlaufe sagt das Blatt: „Der Bwed der ganzen journalistischen Kampagne, die von der Regierung in Szene gefeßt ist, ist einfeuchtend: sie soll im voraus jede Aktion in nationals romänischem Sinne dißfreditieren und speziell die Lanzierung eines Protestes gegen die ungarischen Willürlichkeiten vereiteln, eines Protestes, dessen Not­­wendigkeit man empfindet. Die wahren Romanen, welche der Meinung sind, daß so viele Gewaltthätigkeiten nicht ohne eine Antwort von unserer Seite bleiben künnen, werden die Bedeutung dieser von Jebenkfy ins Werk gelegten Machinationen erkennen und werden willen, die sie vorzugehen haben, um der magyarischen Regierung nicht in den Willen zu kommen. Nach unseren Ir­formationen wird in konkreter Form auf diese Machinationen geantwortet werden, und wir glauben, nicht so, wie es ihre Urheber wünschen. Sapienti sat.“ — Demselben Thema ist auch der Artikel derselben Nummer gewidmet unter dem Titel: „Wir protestieren!" Nachdem in ihmwunghafter Weise gesagt worden, Was den Romanen neuerdings vorgeworfen werde, daß sie nämlich protestieren wollten gegen das politische System, unter dessen barbarischem Joch das ganze Land feufte, Heißt es weiter: „Und was würde das bedeuten? Was wäre das, wenn dieser P­rotest erhoben würde aus tausenden von romänischen Herzen, die entschlossen sind, nicht einen Schritt vor den Gemaltthätigkeiten einer Regierung zu weichen? Wäre das nicht die allernatürlichste Sache ?” Und nach einer Aufzählung aller Kränkungen, die den Romanen angeb­ar worden seien, schließt der Artikel mit den Worten: „Gestreut Habt ihr den Samen des Unkrautes unter uns, gearbeitet Habt ihr mit aller Falschheit und allen Intriguen in unseren Reihen, heute aber weiß von euch jeder Romane, daß ihr und nach dem Leben trachtet, und darum werdet ihr und alle geeinigt finden in Gedanken und Empfindung, einslimmig und eines Sinnes: „Wir sind Romänen und wollen ewig Romänen bleiben!” (Was muß ein Polizeilonzipist verstehen?) Bei einem Peter Polizeilonzipisten, dem Dienstbotenangelegenheiten zugemieden sind, er­­schien eine junge Frau, welche im sichtlicher Aufregung ihr Anliegen vortrug. «Ich habe meine Köchin ohne Kündigung entlassen, denken Sie si, die freche P­erson läßt sich als Köchin aufnehmen und weiß nicht einmal, einen Strudelteig zu machen. Ich stellte sie zur Rede und sie wurde noch grob und drohte mir, Uebrigens urteilen Sie selbst.” Hiemit legte die Frau auf den Tii des Beamten eine sorgsam in Papier gehülte Teigmasfe nieder. Der Beamte mußte gestehen, daß er von den Eigenschaften eines guten Strudels­teiges nichts verstehe. „Was?“ rief die Frau voller Entrüstung. „Sie sind Polizei konzipist und mwissen nicht einmal einen Strudelteig zu beurteilen. Sind Sie denn nicht verheiratet?” Auch die septere Frage mußte der Beamte zu seinem Bedauern verneinen. Nun kam die Frau ganz aus dem Häuschen. „Sa, wie konnte man Sie denn zu einem Konzipisten ernennen, menn Sie nicht einmal eine Frau haben? Dann kann ich bei der Polizei mein Recht nicht finden.” Mit diesen Worten entfernte sie die Frau, nachdem sie noch einen entrüsteten Blick auf den Beamten geworfen hatte. (Sonnenfled.) Seit dem 5. d. M. zeigt sich auf der Sonnenober­­fläche ein Fled von gewaltiger Ausdehnung, wie er seit dem riesigen Sonnen­­fled vom Februar 1892 nicht wieder beobachtet worden ist. Seine Fortbe­­wegung auf der leuchtenden Sonnenscheibe ist gut zu verfolgen. Er tauchte am 2. Januar am östlichen (Linken) Sonnenrande auf und bewegt sich, wie überhaupt jeder Sonnenfled, nach dem Westrande hin, wo er infolge der Ums­drehung des Sonnenballes nach reichlich zwölftägigem Laufe verschwinden wird, um, wenn er fs nicht früher aufgelöst haben sollte, nach derselben Zeit am entgegengelegten Sonnenrande wieder zum Vorschein zu kommen. Gegenwärtig erscheint der Fled von unregelmäßiger Gestalt in dunkler, nicht tiefschwarzer Färbung, von einem mattgrün leuchtenden Hof, dem sogenannten Halbschatten, umgeben. Sein Gesamtdurchmesser mag etwa 7000 Meilen betragen, ist also reichlich viermal länger als der Durchmesser der Erde. Ein Objekt von dieser Größe auf der Sonnenoberfläche ist aber schon mit bloßem Auge zu erkennen, wenn man b dieselbe durch ein Blendglas betrachtet, oder wenn die Helligkeit derselben duch Wolken oder durch die Nähe des Horizonts so stark vermindert ist, daß man sie ohne Anmendung eines Blendglases betrachten kann. (Bier Verse.) Kollegienbruchstäbe von Anton Renz. ( Thema : „Ich ging im Walde so für mich Hin, und nichts zu suchen, das war mein Sinn.“ Goethe.) N­enferfo Dr. Schtler (Philosoph, Stirnerianer): „Hieraus ersehen Sie, meine Herren, welch überzeugter Schmenich Goethe war. Kühn fielt er seine gebietende Persönlichkeit an den Anfang der Reise: „Ich ging...“ Die Außenwelt berührt ihn kaum, „für si“ geht er Hin. Das Wichtige ist ihm „mein Sinn”, das gewaltige Pochen auf das Recht der Persönlichkeit dröhnt aus jedem Dorfe, ver­eiligste Subjektivismus der herrschenden Art.” Professor Dr. dr. Lasty (Psychologe): „Und wohl nichts giebt so sehr die Ruhe des Mannes wieder, der selbstzufrieden, ohne einen subjktiven Wunsch hinausgeht, als diese vier Verse. Die ganze Behaglichkeit der Br“ trachung, der file Sieg des lautersten Objektivismus sprit aus biefen" hier Verfen.“ Professior Dr. Maniakaleles (Psychiater, Lambroist): „Die Ruhe glauben Sie? Nein und abermals nein! Genie und Irrsinn ist’d, was aus diesen Verfen tobt. Ja — sogar der gesellige Goethe fühlte das dämonische Pochen an den Schläfen, und er stiehlt sich freg aus dem umregenden glänzenden Weimarer Kreise und geht ganz zwecklos in die Einsamkeit, er flieht vor sich selbst in die Natur, er weiß ja nicht, warum, so daß er selbst das charakteristische Geständnis ablegen muß, „und nichts zu suchen . . . .“ Das Nähere finden Sie in meinem einschlägigen Werk „Wie große Männer spazieren gingen“, Abteilung Neuzeit, Band 5.“ Hofrat Professor Dr. dr. Bucenheim (Litterarhistoriker): „Die obigen Bere bieten eine Menge h­öchst wichtiger Fragen und Aufgaben für den Litterarhistoriker: 1. Wann ging Goethe spazieren? Jahr, Jahres- und Tages»­zeit. Witterung? 2. In welchem Walde ging Goethe spazieren? Laub» oder Nadelmad? 3. Warum ging Goethe spazieren? Weußerliche und seelische Motive, 4 Warum ging er allein spazieren? 5. Wie lange blieb er aus? 6. Was war vorgefallen, daß Goethe in so ruhiger Stimmung war? 7. Machte er das Gedicht während des Spaziergang? 8. Am Kopf oder schrieb er e8 gleich auf? (Hatte er einen Bleistift bei fi?) 9. Oder machte er e3 hernach, aus der Erinnerung, resonstraftiv? Meine Herren, die Lösung dieser Fragen wird uns dieses Semester besräftigen.“ („Jugend.“) (Frauenlift.) Zwei Polizisten brachten in Paris einen sehr elegant gekleideten Herrn auf die Polizeimachstube in der Rue d’Abonkir. Ihnen folgte eine ebenfalls sehr elegant gekleidete Dame, auf deren Veranlassung die Poli­­zisten den Herren in der Straße festgenommen hatten. Auf die Frage, was denn geschehen sei, antwortete die Dame dem dienstgebenden Kommissär: „Dieser Herr da ist Bankier. Ich Habe ihm vor längerer Zeit mehrere Werte­papiere zum Verkaufe übergeben, ohne daß ich bis heute hätte zu meinem Gelde kommen können.” — „Das ist doc unerhört,” er­wiederte der angebl­iche Bankier, „diese Dame ist meine Frau. Sie muß entschieden wahnsinnig ge­worden sein, denn anders kann ich mir die Sache nicht erklären.” — „Nicht im­ mindesten !“ rief Frau BP... .. „Im Uebrigen, der Herr dürfte in der Aue Etienne Marcel, in welcher ich ihn verhaften ließ, wohnen, es wäre also gut, sich dort zu erkundigen, um Aufklärung zu schaffen.“ — Und in der That, als die Hausbesorgerin des von Frau PB... . bezeichneten Hauses kam, härte sie alles auf. „Ah,“ rief die Hausbesorgerin, als sie die Wachstube betrat, „das ist ja Herr Julien. Ja, was machen denn Sie da?“ — Und troß der verzweifelten Winke des Verhafteten erzählte sie mit großem Wortschwall, daß sie den Herrn unter dem Namen Julien kenne, und daß er sehr oft eine in ihrem Hause mahnende Chantantsängerin besuchte. Das Fräul­­ein würde schon mehr missen. Der Kommissär ließ nun Fräulein B.. holen, welche die Angaben der Hauptbesorgerin bestätigte. Das hatte Frau B.... .. nur hören wollen. „Ich wollte seinen Skandal provozieren“, rief sie ihrem Gatten zu, „und habe mich dieser List bedient, um Beweise für die Nederreichung der Ehescheidungsfrage in Händen zu haben.” Der Polizei­­kommissär nahm alles zu Protokoll und entließ sodann die ganze Gesellschaft. Herr B war somit seiner Frau auf die naivste Art in die Falle gegangen. Er verließ bisher jeden Samstag seine Wohnung mit der Angabe, er gehe auf die Jagd, und brachte auch thatsächlich jeden Montag Früh einige Hasen und Fasane mit. Kürzlich erzählte nun eine „gute Freundin“ der rau Pi... ‚ sie habe deren Gatten schon einigemale in den Hallen Wild einkaufen gesehen. Das war genug. Fran P begann sofort Berdaght zu­ schöpfen, ihre „gute Freundin“ war ihr bei den Nachforschungen behilflich und­­ der Reiz ist bekannt. (Zum äußerlichen Gebrauch.) Gliederschmerzen, gichtische und rheumatische Leiden und Entzündungen jeder Art werden durch „Mol“ Franz. branntwein" mit sicherem Erfolge behoben. 7 Täglicher Ber­andt gegen Post­­nachnahme durch Apotheker U. Mol, Eu. £. Hoflieferant, Wien, Tuchlauben 9. In den Apothesen und Materialwarenhandlungen der Provinz verlange man ausdrüclich Mols Präparat mit dessen Schugmarfe und Unterschrift. oe... .Der 00. Mal dramatischen Schilderung des Bauern lebend in Leid und Freud erinnert „3 Nullerl” in vieler Beziehung, und das Hat sein Glück gemacht, Uns Sachsen Liegt freilich der Dialekt und manches andere von den Sitten und Gebräuchen der Alpenländler so ferne, daß mir jenen Genuß kaum begreifen können, den der Oesterreicher an diesen lebensvollen Bildern aus dem steirischen Landleben empfindet. Allein auch hier ist des allgemein Menschlichen recht viel zu finden. Denn so wie die menschlichen Leidenschaften verschiedener Länder, Kulturen und Reitalter sich in ihrem Iegten Ende auf ein paar allgemeine Instinkte zu und führen Lassen, die nur graduell und nicht prinzipiell je nach Bildung, Temperament und Verhältnissen tausendfältiger Wandlung fähig sind, so wird es um so leichter sein, M­ehnlichkeiten in den Bauerncharakteren, die doch einfacher und ausdauernder sind, als die der Kulturmenschen, nachzu=­eweisen, mögen sie nun in den Karpathen oder im Alpenland, in den Apenninen oder in Norwegen zum Ausbruch gelangen. Die Dummpfiffigkeit, das Miß­­trauen, der Eigensinn, die Zähigkeit, der Feine Horizont und wie die lieben Eigenschaften alle heißen mögen, die jeden Städter fon zur Verzweiflung gebracht haben,­­sie finden sich ebenso überall dort, wo der Bauer feine Egge führt, wie nicht minder feine guten Eigenschaften: die Treue, das pietätvolle Beithalten an ehrunwürdigen Gebräuchen, religiöser Sinn, Fleiß und Anspruchs­­losigkeit. Gute österreichische Bauernfunde liegen darum au­f einemweg, so abseits von unserem Unteressenkreis, als man annimmt, und es wäre, sehr erfreulich, wenn das tief eingewurzelte Mißtrauen gegen solche Komödien , hie und da überwunden und auch ihnen ei zahlreicherer Besuch zu­teil würde, als dies thatsächlich der Fall ist. Selbst die Beliebtheit des Heren Alfred Fischer konnte er gestern nicht zu wege bringen, daß mit dem „Nullerl” ein volbetetes Haus erzielt worden wäre — die Logen blieben zumeist unbefeit, woran freilich ‚ein­ gleich­­zeitig stattfindendes Offizierstangfrängchen ebenfalls Teil gehabt haben wird. Mit dem Nul­lnerl“ bot Herr Fischer eine ausgezeichnete Leistung und der viele Beifall, der ihm den ganzen Abend über gespendet wurde, kam ebenso ‚vom Herzen, wie seine wirklich rührende Darstellung zum Herzen drang. Dabei war die Durchführung der großen und ihmwierigen Rose so einheitlich und harmonisch, in Maske, Haltung, Geste und Sprache so durchaus abgeein» stimmend, der leichte, humoristische Einschlag dem tief ergreifenden Grundton so natürlich und lebenswahr beigefügt, daß man an diesem „Nullerl“ seine helle Freude haben mußte. Im erster Reihe standen so die Damen Groß (Gabi), Makesh (Breil), Aufterlig (Mgerl) und Hohened (Nugla), Die Herren Dieffenbacher (Rupert), Elaar (Kronwild), Teller (Stoff), Renner (Duarzhien), dann die naturalistischen Bagabunden der Herren Leichter und Plant, Theater, Hermannstadt, 14. Januar. In dem steirischen Volksstnd „3 Nullerl” Hat Karl Morre bes­panntlich das Elend der alten, besiglosen Bauern mit ergreifenden Zügen geschildert. Allein so sehr auch die warme Verteidigung dieser armen Menschen- Hoffe seinerzeit in den beteiligten Kreisen Aufsehen erregt und die Aufmerksam­­keit maßgebender Persönlichkeiten auf diesen Notstand gelenzt hat, so Hat doch dieser Umstand wohl den geringsten Teil daran, daß das Ltück nicht nur seinem Autor einen singenden Namen gemacht hat, sondern auch selbst seinen geraden und langen Weg auf alle deutschen Bühnen gefunden hat. Eine moralische Tendenz allein, so löblich und nüglic sie auch sein mag, hat noch nie einem Drama auf die Beine geholfen, eher, daß sie ihm noch geschadet hat. Zum Glück ist aber dem Dichter mit dieser Bauernkomödie überhaupt ein guter Wurf gelungen, indem er es, wie in seinem seiner weiteren Werte mehr, verstanden hat. Lebendige Szenen und dramatische Figuren zu schaffen, die jened Gemisch von Scherz und Ernst in organischer Weise zu verschmelzen willen, das das Wesen eines tüchtigen Wolfsftüdes ausmacht und das­ Anzen­­genber so ausgezeichnet getroffen hat. An diesen unerreichbaren Meister der­ ­ 15. Januar 1897. Stadttheater in Hermannstadt. Direktion: Leo Bauer. Samstag den 16. Januar 1897. VI. Abonnement. Vorstellung Nr. 2. Benefize der Schauspielerin Luise Balberg. Arria und Mesfalina. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Adolf Wilbrandt. Kafsaeröffnung 6 Uhr.­­­ Anfang 7 Uhr abends. - Witterungsberit. Hermannstadt, 14. Januar 1897. 8 Gremienliste vom 14 Januar. , . Hotel,,Ro­ssi-ischsekKais-r«.Dr.Fuchg,sAr­;s.sSi­äti-«J"neuieukquz Budapest anMihu, Advokat aus Broosz Draser, Hotelzier auzs re . Siedrich, Sr­jeur, Kohn, Altenburg, Neifende aus Wien; Dießy, Kaufmann aus Großwarbdein; Sigmann, Kaufmann aus Berlin; Kramer, Kaufmann aus Bittrng; Folberth, Pfarrer aus Birk; Kinn, Pfarrer aus Zepling; Türk, Pfarrer aus geiden; Schuster, Pfarrer aus Geiden; Sabini, Pfarrer aus Pretai; Werner, Pfarrer aus Großkopith; Heiß, Stadtpfarrer aus Mühlbach; Bel, Pfarrer aus Rode; Teutsch, Stadtpfarrer aus Schähburg; Herfurth, Pfarrer aus Neustadt; Wagner, Pfarrer aus Kleinschent; Ziegler, Pfarrer aus Arkeden; Csalmner, Pfarrer aus Wallendorf.­­·Hotel,,N·eurtbrer«. ·Vincze,Privatier aus Langenthal;Eger,Dörfler, Reisende aus Wiem Werner,Reisender aus Linz;·Neuschloß,Reisender aus Karlsburg z­uguss im Ingenieur aus Birthalszteiner, Frau Watt,Grundbesitzerin aus Kopjon; U Schön, Privatier aus Temetchvar; Kirch, Kaufmann aus Privatier aus Stronstadt ; Mediarch. Hotel „Habermann.” Furtner, Tapezierer aus Wien; aus Reichenau­ en 2 A Nazcera, Tapezierer Gerader Tag. Zuftdrud in Milim, | Fem- Tem­peratur­­a­ge |(Monatsmitel 1278). era Dormum | Windes | pa -88- ifferenz nach und Minimum | g. dom Borta; Beobachter | „vom | Geisius | seit dem Mortag | 771770 Lie Millimeter Morgens | 7218 | —ı2 | +22 |4s8 4221 so | 18 $Lotto-Biehung vom 13. Januar. Brünn: 62 9 23 83 52 »° Telegramme des Korrespondenz-Bureau­s, Budapest, 14. Januar. [Abgeordnetenhaus.] Pader (Boll­­partei) und Levay (liberal) akzeptierten die Vorlage. ·». Wien,14.Januar.Graf Josef Zichy,der ehemalige Obersthofer Maximilians,ist gestorben. Wink­e Bordeaug, 14. Januar, . Auf dem österreichischen Schiffe „Elena“, das u­l. 4500 Luffern Petroleum beladen war, brach Feuer aus. Die Be­­mannung..moben zwei verlegt wurden, ist gerettet. Athen, 14. Januar. Die Ruhe auf Kreta ist Hergestell.. Bombay, 14. Januar, Professor Hafftine erteilte der Regierung den Nat, Bombay doch einen Kordon zu isolieren, da sonst die Bert­­i­ über ganz Indien ausbreiten würde. « Wienet mich Pester telegraphischersetsens und Effektenkurs. ,vom 1.Januar. nun Dantjagung. [36387] Die und aus Anlaß des Hinscheidens des F. und E. Hauptmanns Franz Kißling erwiesene erhebende Teilnahme seitens aller Freunde und Bekannten, namentlich ded geehrten Offizierskorps, verpflichtet uns allen gegenüber zu innigstem Dante, der hiemit abgestattet wird, Hermannstadt, am 13. Januar 1897, Die tieftrauernden Hinterbliebenen. H

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