Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1897. Oktober (Jahrgang 24, nr. 7234-7260)

1897-10-14 / nr. 7245

Seite 1076 «« Hermannstadt, Donnerstag Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt.­ geschwindigkeit von 22 Knoten zu bauen. Dieses Uebeteinkommen soll der Volksvertretung gleich zu Beginn der nächsten Tagung unterbreitet werden. Am 10. d. M. vormittags hat in Rom ein Meeting der dortigen Kaufleute zur Beratung der Haltung gegenüber der Erhöhung der Einkommen­­steuer-Bemessung stattgefunden. E38 wurde die Veranstaltung einer Demone­stration beschlossen und dieselbe auch ausgeführt. Ein Zug geleitete die Delegierten der Kaufleute, an deren Sorge sich der Prosyndifus von Rom und der Präsident der Handelskammer befanden, vom Kapitol nach dem Ministerium des Innern. Marquis di Audini empfing die Delegierten und gab ihnen beruhigende Zusicherungen. Während des Zuges hatte sich eine große Menschenmenge in der Nähe des Ministeriums des Innern angesammelt, und eine Gruppe Unruhestifter versuchte es, doch Aufreißen des Straßen­­pflasters Unordnungen hervorzurufen. Die Polizei mußte einschreiten, und im Handgemenge gab es einen Toten und eine Anzahl Verwundeter. Eine belgische Bank­gruppe bietet Griechenland ein Ansehen von 125 Millionen gegen Verpfändung des Salzes, des Petroleums, der Spieltarten, des Zigarrettenpapiers und der Zündhölzchen, welche 30 Millionen abwersen. Hievon sollen 22 Millionen für die alten, 8 Millionen für die neuen Gläubiger verwendet werden. 14. Oktober 1897. Nr. 7245 und den im Vorschlag gebrachten Ausfguß einfegen, damit die Beruhigung wieder eintrete. Dipauli sagte sodann: Die Regierung Babenis hat seinen Schritt gethan, das Vertrauen der katholischen Volkspartei zu erwerben, «8 sei daher auch nicht die Aufgabe der Partei, dieser Regierung Vertrauen entgegenzubringen. Die heutige Regierung habe eine ungeshh­te Hand, da es ihr nicht einmal gelungen ist, geordnete Zustände im Parlament herzustellen, daß die Katholische Volfspartei unter solchen Umständen seine Luft hat, Re­­gierungspartei zu werben, bedarf seiner weiteren Erklärung. Bezüglich­ des Ausgleiches mit Ungarn betont Rebner, daß seine Partei alles aufwenden werde, damit der Mahlverkehr schon am 1. Januar 1898 ein Ende finde. Bei dem Ausgleich darf nicht vergessen werden, daß es nicht an Oesterreich allein ist, Opfer zu bringen und daß Ungarn nicht allen Forderungen ein starres Nein entgegenfeßt. Zum Schluffe erwähnte der Redner des Duells Badeni-Wolf und sagte: Die katholische Volkspartei verurteilt das Duell, da dürfe man nicht katholischer sein als der Papst. Nachdem der Papst die Abso­­lution gegeben, sei die Sache abgethan. Unter dem Titel „Einmischung“ schreiben die „Leipziger Neuesten Nach­­richten” : „Den lebhaften Sympathiefundgebungen, die allerorts im Deutschen Reiche unseren bedrängten, vergewaltigten Wollögen offen in Oesterreich gespendet werden, steht die deutsche Negierung „Bühl bis an’s Herz Hinan“ gegenüber. Charakterlose Zeitungen, aber auch solche, von denen man eine derartige Stellungnahme wahrlich­ nicht erwarten sollte, erheben gegen die Teilnehmer an solchen Kundgebungen, wie gegen diejenigen Preßorgane, welche energisch für sie Deutschen in Oesterreich Partei ergreifen, den Vorwurf, man unter­fange sich einer unberechtigten Einmischung in innerösterreichische Verhältnisse, man mache sich einer großen Ungebühr schuldig, wenn man, innerhalb der Reichsgrenzen gegen die Badenischen Sprachenverordnungen und die Miß­­handlung unserer Volksgenossen protestiere.” Nach Wiedergabe eines Artikels der „Alldeutschen Blätter”, in dem der Beweis erbracht wird, daß sogar der Reichstag in Deutschland im Jahre 1871, als ebenso wie heute der „Ausgleich mit den Tschechen” zum Vorschein gekommen sei, es nicht für eine Ungebühr gehalten habe, sich der deutschen Brüder im Auslande, und namentlich in Oesterreich anzunehmen, führen die „Leipziger Neuesten Nachrichten” dann weiter aus. Heute sollen wir nicht ein armes Wörtchen finden dürfen, um im derselben Weise, wie es seinerzeit der Reichstag that, unseren Teidenden Brüdern jenseits der Neichsgrenzen unser Mitgefühl auszusprechen? Was damals als patriotische Pflicht von den beru­­fenen Vertretern des Volkes erklärt und ausgeübt wurde, das sol für uns heute eine Ungebühr sein? Die „Westminster Gazette” behauptet, zwischen der Königin Viktoria und dem Kaiser Wilhelm Habe wieder eine Annäherung stattgefunden und ihre Beziehungen seien Dank den Bemühungen der Barin und der Groß­­fürstin Elisabeth wieder innig. Der Kaiser habe nach der Rückkehr von Bietersburg einen herzlichen Brief an die Königin geschrieben, worauf Ddiese, erfreut, ihm ein prächtige Album mit Photographien von den Jubiläumg­­reffen und der P­ortamouther Slottenrenue schickte. Der Kaiser wolle nun im November der Königin einen kurzen, streng privaten Besuch in Balmoral ab­­statten; er würde auf seiner Yacht von Kiel nach Aberdeen fahren und zwei Nächte auf Schloß Balmoral bleiben. Andererseits habe der Kaiser die Königin für das Frühjahr nach Potsdam eingeladen. Gutem Bernehmen nach wurde nunmehr festgestellt, daß der­ Reichstag in der verlegten Novemberwoche zusammentritt. Die Regierung wird auch die Vorlage, betreffend die Postdampfersubvention, wiederholen. Die Nachricht, daß das preußische Staatsministerium sig mit der Slottenfrage beschäftigt habe, daß die Tirpig’schen Vorschläge dem Bundes­­rate zugegangen sein sollen und die Einzelheiten, welche über diese neue Marinevorlage in die Oeffentlichkeit gedrungen sind, Haben der reichsdeutschen Presse wieder reichlichen Stoff zu Erörterungen gegeben. Die Mehrzahl der Sournale verhält sich vollkommen ablehnend gegen das sogenannte Marine­­septennat und erklärt, daß es sich hier um einen Eingriff in das Budgetrecht des Reichstages, um eine schwere Belastung der Steuerträger und um einen Luxus der Macht handle. Der glänzende Erfolg, mit dem der neue Niefendampfer des Nord­­deutschen Lloyd, „Kaiser Wilhelm der Große”, seine erste Amerikafahrt zurück­­gelegt hat, ist in Pariser Marinetreifen mit lebhafter Aufmerksamkeit ver­­folgt worden. Man muß in Paris abermals mit Bedauern zugeben, daß die französischen SBajetboote weniger denn je in der Lage sind, in den Wettbewerb mit deutschen­ oder englischen Schiffen einzutreten. Wie man verlautet, hat sich die „Compagnie Transatlantique”, die bed­eutendste Schifffahrtsgesellscchaft Frankreichs, veranlaßt gesehen, der Regierung gegenüber, insbesondere unter Hinweis auf die von den Bremer und Hamburger Unternehmungen erzielten großartigen Ergebnisse, unummunden die Befürchtung auszusprechen, daß sie in dem Kampfe mit der ausländischen Konkurrenz rettungslos unterliegen müsse, wenn ihr nicht von Seite des Staates ein entsprechender Beistand ge­­währt werde. Zwischen der Regierung und der „Kompagnie Transatlantique“ sollen auch bereits Verhandlungen über die Art dieser Staatshilfe eingeleitet worden sein. Die Kompagnie verlangt, daß ihr die Postsubvention für eine Reihe von Jahren zugesichert werde, da sie nur dann in der Lage sei, an die Herstellung neuer Schiffe zu schreiten, die den durch die Konkurrenz mit Deutschland und England gebotenen Anforderungen genügen könnten. &3 jet­ried namentlich im Hinblick auf die Weltausstellung von 1900 unerläßlich, da sonst zu besorgen wäre, daß die nordamerikaniigen Ausstellungsbesucher für ihre europäische Reife den englischen oder deutschen Dampfern den Vorzug geben würden. Die Regierung, so heißt es, habe auch schon mit der „Compagnie Trandatlantique* eine vorläufige Vereinbarung abgeschlossen, der zufolge die Ge­­sellschaft die Verpflichtung übernehme, mehrere Paletboote mit einer Fahrt „der magyarische Name“. Die Schamlose Art und Weise, mit der in der magyarischen Presse die Proselytenmacherei für die Namenmagyarisierung getrieben wird, Haben wir in diesem Blatte nur zu oft Gelegenheit gehabt zu brandmarfen. Nachgehend geben wir unsern Lesern ein neues Beispiel dieser Hunger nach fremdem Gut aus der „Efti Ujfag”, der Beziehungen zur Regierung nachgeredet werden. Der ritterliche Verfasser des unter dem 9. d. unter dem obigen Titel erschienenen Artikels nennt sich Simon Tel­es. „Der magyarische Name ist sozusagen das politische Glaubensbekenntnis des Ungarn. An das Ungarntum und die Echtheit seiner­ ungarischen Gefühle kann sich beim Träger des magyarischen Namens seine Zweifel wagen, denn sofern er nicht Magyare sein wollte, sind ihm ja die Mittel an die Hand ge­­geben, seinen Namen umzuändern. (!) Viele sagen: „Der Name ist nicht maßgebend, ich bin ein besserer Unger mit meinem fremden (!) Namen, als irgendwer!” Das sagt man eben in der Regel nur und wir müssen es glauben, weil e3 gesagt wird. Aber warum zeigen jene e3 nicht sichtbar, warum bemessen sie ed nicht auch doch die That? Warum berufen sie sich auf ihre Väter und Großväter, die ihren Namen mit Ehren getragen hatten. Das schließt doch nicht­ aus, daß sie Deutsche, Slowaken u. a. waren und somit ihr Name ihnen schönes Genügen bot. — Die neue Generation aber, die si stolz al magyarisch benennt (!), aber nicht­ destem weniger den Namen beibehält, mit dem der slowak­sche oder deutsche Vorfahre den Verdacht des Magyarentums ebenso stolz von sich ge­­treten — diese jüngere Generation mußte nach einer Höhe die Niveaus streben, wo die konservative Gewohnheit unbeachtet bleibt, wohin ihr das eng­­brüftige feudale Vorurteil nicht folgen und zu der mit ihr nur allein der nationale Genius sich erheben kann. Kurz, sie müßte mit der Ueberlieferung brechen, dürfte si nicht be­­kümmern um veraltete Vorurteile — und müßte mit sichtbaren Handlungen darthun, daß sie magyarisch ist. , Nicht nur die»Noblesse«,auch der Name»obligiert«.Wer einen magharischen Namen trägt,kannnie sein Magharentum verleugnen,nie seine Pflichten gegen Nation und Vaterland geringachten,kann nicht sagen,daß er nicht Magyare sei,denn der Name würde ihn ja Lügen strafen.(Wie banal und kurzsichtig ist doch diese Auffassungg...) Die Namenmagyarisierung ist ein Treueeid,ein patriotisches Gelübde(Pfui!s Wie unritterlich!Was würde der Verfasser dazu sagen,wenn sein Blutlandsmann in Oesterreich oder Rumänien solchen,,Treueeid«leistete.D.R.)Was die beiden Haupthindernisse der Namenmagyarisierung anbelangt,so ist das eine Gewöhnung.Sie kann leicht abgethan werden,denn der Bruch mit ihr hat so geringfügige Unannehml­­ichkeiten im Gefolge,daß dies bei einer so ernsten Sache nicht einmal recht in Betracht kommen kann. Gegen die Vorurteile ist der Kampf weit schwerer zu führen,als gegen die Bequemlichkeit der relativ nüchternen, bürgerlichen Gewohnheit. Die Vorurteile wurzeln der Regel nach in den reifen des Adels, der Konser­­vativen, auf ihren Namen eifersüchtigen Aristokratie. Manche ihrer Vertreter machen ihren Berger darüber, daß zufällig ein bürgerlicher Wiensch ganz nebelhafter Herkunft ihren erhabenen Namen sich zu­­zueignen erfähnt, von Zeit zu Zeit in heftigen Ausfällen Luft. Sie vergessen aber dabei, daß auch der bürgerliche Mann seinem Namen Ruf, Glanz und Ruhm erwerben kann und daß er es doch nicht zu verhindern vermag, wenn ein völlig obsfures Subjekt diesen Namen annimmt Wir im wollen damit nie­­manden anspornen, sich den Namen unter den berühmten’ zu wählen, nur halten wir die Sache eines solchen Wehegeschreies für zu wenig würdig. 8 giebt Herren, die um die Historischen Namen bei der Namen­­magyarisierung sehr besorgt sind, so sehr­ besorgt, daß sie espenster sehen. Einige schwören darauf, unter den polizeilichen Nachrichten gelesen zu haben: „Nikolaus Zringi wurde wegen Diebstahl in Szigetvar verhaftet.” Es dann war fein, daß die Blätter eine solche polizeiliche Mitteilung gebracht haben. Es ist aber auch möglich, daß sie ein ungereimter Scherz war. Aber troß ihm errichtet der König dem Helden von Szigetvar ein Denkmal, was doc av genug bezeugt, daß die polizeiliche Nachricht dem’ Andenten des behren Namens nichts anthun konnte, &o ist ichade über solche Steinigkeiten si­­o sehr aufzuhalten. In legterer Zeit konnten wir oft und oft Historische Namen (nicht magyarisierte) in der Gerichtsspalte seien, kehrten darüber aber sehr bald zur Tagesordnung über, denn die Träger historischer Namen sind doch auch nur Menschen. Diese falschen Gründe werden den freien Fluß der Namenmagyarisierung, die einen neuen Aufschwung genommen hat, nicht mehr zu Hemmen vermögen. In dieser Beziehung sind wir beruhigt. Wenn es wahr ist, daß die Familien­­namen zur Unterscheidung der Menschen von­einander dienen, so müssen wir auch als feststehend annehmen, daß wir nach den Namen auch die Nationalität der Menschen zu unterscheiden haben. Und gerade im dieser Hinsich werden wir Magyaren verkürzt, indem die Koryphäen unserer Litteratur oder Kunst, so wie sie einen Namen fremden langes tragen, vom Nuslande in den meisten Fällen gar nur als Magyaren betrachtet werden. Und doch bedeutet jeder solche Falk für den Ruf unserer Kultur im Auslande einen empfindlichen Verlust. Eben aus diesem Grunde erhält das Ausland von uns so langsam und ihm der Kenntnis. Noch vor wenigen Jahren wurde in der Presse und der öffentlichen Meinung die­dee der Namenmagyarisierung mit Freuden aufgenommen, be­­grüßt und gefordert, ohne daß sie nach Gründen geforscht oder sich um die Zukunft und die Folgen besorgt hätten. (!) (Das ist wohl die einzige richtige Bemerkung des Verfassers. D.R.) Heute, wo wir schon einer ausgebreiteteren Namenmagyarisierung begegnen, wo die Sache von einen größeren Aufschwung genommen hat, stehen die falschen Propheten auf, ringen die Hände und jammern: „Was wird hieraus werden? Was wird aus den Namen Brinyis, Hunyadis .... 2?” als ob diese Namen de Schultes bedürftig wären. Wir bauen auf den magyarischen nationalen Geist, den gerade in den jüngsten Tagen der cauvinistischste („legsov&nebb“) Fürst des Westens ge­­würdigt hat, wir vertrauen auf den Patriotismus, der die Zweifler und Klein­­mütigen überzeugen wird, daß die Namenmagyarisierung die innere Zusammens­­chweißung und die einheitliche, einförmige magyarische Gesellschaft an die Stelle des jegigen buntigedigen Ungartums fegen wird.“ Zolals und Taged-Chronif. Hermannstadt, 13. Oktober, (Der König in Budapest.) Se. Majestät, welcher, wie wir bereits mitgeteilt, vorgestern morgens in Buddapest angelangt ist, bleibt bis Ende dieses Monats daselbst; während dieser Zeit werden an mehreren Tagen auch Au­dienzen erteilt. (Ernennungen) Der Justizminister hat den Rechtsprastifanten beim Karlsburger Gerichtshof Dr. Franz Andri zum Pizenotär beim Hermannstädter Gerichtshof ernannt. — Der Finanzminister hat den Staufenburger Einwohner 3. Balint zum probisorischen Steueramtsatzefsiften ernannt. Namensänderungen.­ Der Innerminister hat mit Verordnung 3. 93.726/IV—b die Berennung der E. u. Landesirrenanstalt in Hermann­­stadt in „E. u. staatliche Geistesfrankenheilanstalt in Hermannstadt“ und der Kronstädter Landes-Augenheilanstalt in „E u. staatliche Augenheilanstalt in Kronstadt“ umgeändert. (Aus der Theaterkanzlei) Donnerstag den 14. Oktober gelangt das ausgezeichnete Lustspiel „Zwei glückliche Tage“ von Kadelburg zur Aufführung. Die männliche Hauptrolle des „Pepi Freisinger“ spielt Herr Karl Mauth. In den übrigen Hauptrollen sind die Damen Aufterlig, Renner, Zubrot, Weiser, sowie die Herren Del 3opp, Fischer, Prüller, Laube und Silger beschäftigt. (Unterschlagung.)Der bereits wegen Hehlerei und Teilnahmen an einem Einbruchsdiebstahle bekannte Tapezierers Lehrjunge Herm.Goldstein wurde,weil er einen von einer Partei einkassierten Geldbetrag,statt seinem Arbeitgeber abzuführen,für eigene Zwecke verwendete,demtgL Gerichtehose eingeliefert. (Diebstahl) Vor etwa zwei Monaten stahl die Sofia Fleps aus der Wohnung einer Bahnwächtersfrau Kleidungsflüde im Werte von 2 fl 90 kr. und im Monate März d.h. aus einer Wohnung in Neppendorf zwei Umhängtücher und eine Schürze im Werte von 10 fl. 60 fl. Dieselbe wurde über Ansuchen einer beschädigten Partei in dem Momente, als sie nach Ru­­mänien abfahren wollte, verhaftet und dem 1. Gerichtshofe eingeliefert. (Die Sektion „Kronstadt”) bed siebenbürgischen Karpathen­­vereind hielt am 9. d. Mts. ihre dritte statutenmäßige Versammlung ab. Sn bderselben wurde beschlossen, an Stelle der im August 1897 abgebrannten Schughütte im Maloiefter Thole am Bucheck im nächsten Jahre eine größere und solidere Schughütte zu erbauen; ebenso wurde beschlossen, daß der „Assecuracione generale“ in Briest für die prompte Auszahlung des ber­­eicherten Betrages von 270 fl. für die abgebrannte Schughütte der öffentliche Dank der Sektion ausgesprochen werden sol. Der Bericht des Obmanns über die Fertigstellung des auf den Gipfel des „Bukichoin“ (dritthöchste Spitne des Buchech, 2477 Meter) führenden neuen Weges, der um den Betrag von 200 fl. von den Rosenauer Führern Juan Stenilla sen. und jun, sehr solid hergestellt worden ist, wurde zur erfreulichen Kenntnis genommen und über Antrag des Ausschusses der neue Weg zu Ehren des vielverdienten Sekt­and­­mitgliedes Friedrich Deubel und in Anerkennung seiner Bemühungen als Pfadfinder im Burzenländer Gebirge „Friedrich Deubel-Weg“ getauft. Im Hinblick auf die im Jahre 1898 in Kronstadt stattfindende Hauptversammlung des siebenbürgischen Karpathenvereins wurde weiter­ beschlossen, im genannten Jahre eine „alpine Ausstellung” zu arrangieren und eine Festschrift heraus­­zugeben. Lebtere sol in einem Werkchen bestehen, welches in Wort und Bild und in monographischer Darstellung 30 der interessantesten Kinder der Burzen­­länder Flora vorführen sol. Den Text wird Obmann Römer verfassen, die­­­­ Kongreßbilder ! Bom Berlaffer der amerikanischen Skizzen. III, so fuhr ich denn also Hin zum zwölften, mir war’ der erste — dahin an der Seite des erfahrenen Genossen — der schon beim vorigen Kongresse in Rom, dem elften, ge­wesen war, und nicht müde wurde der leb­­hafte Mann in seiner geistvollen Weise davon zu erzählen, nicht milde wurde ichm zu lauschen und hatte Ergegen und Gewinn davon dur­ man den nuß­­baren Win? — was ich ihm alles herzlich danfe. Ich will den Leser nicht ermüden, indem ich ihn die Reise durch Ungarn und Galizien mitmachen lasse — auch ist ja je­mandem diese Tour aus eigener Erfahrung unwohlbekannt, und so beginne ich gleich bei unserer Ankunft an der drufsc­hen Grenzstation. „Sranicza". „Aussteigen ?” — Beileibe nit, „Granicza, figen bleiben !” hieß e3 Hier, obwohl völliger Zug- und Waggonwechsel stattfinden mußte — fon aus dem Grunde, weil die Spurweite der russischen Bahnen eine — wie ich ‚hörte um 3 Zoll — größere ist, als auf unseren Bahnen. Mit dem sofortigen Aussteigen hätte er wohl auch seinen Haken gehabt, denn vor jeder Waggonthür des eben angelangten Zuges steht — ein russischer Gendarm! „Votres passeportes, Messieurs !“ Wohlgezählte sechs Pässe glitten aus den Händen der sechs Snjassen unseren Koupees in die des Gendarms. Und nun durften wir aussteigen, um uns in das Stationsgebäude zu begeben, wo Die Gepäcsrevision stattzufinden hatte. Hier erfuhren wir nun zum ersten Male, welcher Unterschied z­wischen einem gewöhnlichen Reitenden und den Kongreßmitgliedern in Rußland — natürlich auf allerhöchsten Befehl — gemacht wurde, Während nämlich der erstere sein Gepäck einer äußert durch die Mitgliedpfarte als „Kongressisten“ legitimierten, nicht einmal das Oeffnen der Bagage verlangt — eh bien, Monsieur est membre de Congres — passe — platsch hatte unser Koffer, Reifetasche 2c, den blauen Bettel auf der Physiognomie — und — — — ir waren in Rußland! Nach ungefähr einer Stunde wurde mittelst Namensaufrufes die Eid­­gabe der unterdes kontrolierten Bäfse bewerkstelligt, während wir das schmude Bahnbuffet auf seine Dualität zu prüfen, das wahrhafte Vergnügen hatten, denn man gut und schmadhaft war, stand dort zu mäßigem Preise für die Passagiere bereit, eine Erfahrung, die wir in progressiver Linie auf unserer ganzen weiteren Reife stets fester zu bestätigen Ursache hatten. Was war also natürlicher, als daß Freund RK. und ich sofort mit Kaviar und Wolfa unsere Rufsifizierung begannen, mit echt ruffischem, herrlichem, aber brenn­­heißem Thee (Osai) befestigten und bei Lachsforelle und sonstigem Fischzeug bereits für durchgeführt erklärten. Die ersten „Rapeten“ unsered N Reifefhages entrollten unseren Fingern — die erste ruffische Zigarette hielten unsere Lippen — die erste ruffische Einladung den Zug zu besteigen ertüllte („perschalez‘‘) und wir sahen uns alsbald in einer Höchst komfortablen Weise und — was die nun fast auge­nchließlich aus „Kongressisten” bestehende Reisegesellschaft betrifft, — babylonischer Umgebung und Innere Rußlands dampfen. Bald Hat man in dem „Harmonija”-Zuge verschiedene Bekanntschaften gemacht und freut sich seine Sprachkenntnisse anwenden — und sein Diese bezügliches Licht leuchten lassen zu können, an Gelegenheit dazu fehlte es nicht. Ich glaube der Direktion der ungarischen Staatsbahnen ein Kompliment zu mach­en, mein ich sage: auf den rufsischen Bahnen fährt man ebenso gut, wie auf unseren Schnellzugslinien, ja in mancher Beziehung noch besser, indem jener Koupee I. Alafje und die meisten II. Mlafje II.,in 2 Minuten zu Schlaffoupeed umwandeln lassen — was bei den russischen Entfernungen Höchst wünscenswert, um nicht zu jagen, notwendig erscheint, genauen Untersuchung unterziehen Lassen mußte, wurde bei jenen,­­ die sich ! Die Gesellschaft in unserem Abteil ist bald in reger Unterhaltung. Der rufsische Edelmann auf der Roceise, von Paris, wo er „pour plaisir“ einige Monate geweilt hat, ist im liebenswürdiger Weise und fließendem französisch bemüht, uns über rufsische Verhältnisse aufzuklären. Wir lernen bereit einige der nötigsten Worte seiner Muttersprache und können bald Walser, Bier, Wein u. v. m. verlangen. Die übrigen Herren sind durchwegs Merzte, zwei Wiener, von denen der eine in­s Röntgenstrahlen macht — ein gemütlicher Stanfe aus Bayreut, dem diesmal selbst die Parcifal-Aufführungen nicht an die Heimat fesseln konnten; im Nachbarkoupee einige russische Militärärzte mit Urlaub zum Kongreß — und weiter vorne im Waggon Damen — vielleicht „Kolleginnen ? Möglich! Aber eine darunter, die rehäugige Salomea, gewiß feine. Nicht,an­­getränfelt von des Studiums wangenbleib­enden Fatiguen, — er plaudert si recht angenehm mit ihr, sem weil die Sorge für die leidende Mutter ihr Zeit gönnt; auch ihr verdanken wir etwas zuffischen Unterricht — sogar schriftlich — — und als sie einige Stationen vor Warschau den Zug verlassen mußte, empfanden wir beide Dr. 8. und ich — als hätten wir ein schönes Gedicht soeben zu Ende gelesen. — Fare­well, Salomea, auf Nimmerwiedersehn ! So unter heiteren und ernsten Gesprächen eilt die Zeit und mit ihr der Bug dahin, Giß die Nachmittagsschchüle des sonnigen Wugusttages sich drühend merkbar und Mund und Augen schließen hat; — es ist kaum Schabe, denn die Gegend ist schon steppenartig eintönig — weit dehnt si die Ebene — die Ernte ist größtenteils beendet — hin und wieder unterbricht ein Föhrene oder Buchenbestand die Einförmigkeit — da eine Windmühle — — seltener ein Dorf, ziemlich elend — mageres Steppenvieh — bie und da Yeld be­­stellende Bauern — endlich um 6 Uhr abends — Warschau! (Fortlegung folgt.)

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