Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1900. Juli (Jahrgang 27, nr. 8067-8092)

1900-07-01 / nr. 8067

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Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Laufmann, Broos H. Graef, Reps Johanna Griesch, Buchhandlung, Wien Haasenstein , Vogler (Otto Maas), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Nachfolger, Hein­­rich­ Schalek, J. Danneberg, M. Zitters Inseraten­­bureau „Die Annonze“, Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, J. Blockner, Frankfurt a. M. G. L. Daube & Co. . Insertionspreis: Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile fortet beim einmaligen Einraden 14 9., das z­weite­­mal je 12 9., das drittemal je 10 9. AXVII. Jahrgang. Die Gefahr vom Ofen. Budapest, 27. Juni. Während die Blicke der ganzen Welt auf den heldenmäßigen Verteidi­­gungskampf gegen britissche Eroberungssucht gerichtet waren, entmwidelten sich im äußersten Osten von ofien Dinge, welche nunmehr die allgemeine Auf­­merksamkeit auf fi ziehen und wachsende Besorgnisse hervorrufen. Der Krieg in Sü­dafrika geht seinem traurigen Ende zu, dort im fernen Osten aber droht ein Weltbramd fi zu entzüi­den, der auch das gebeugte tapfere Buren­­volk an seinem übermächtigen Unterbrüder rächen dürfte. Das „himmlische Neid­ der Mitte“, China, war bis vor wenigen Jahren ein Koloß, über dessen Kräfte und Leistungsfähigkeit die übrige Welt nur sehr unvollkommen unterrichtet war. Da brach der Krieg de Nieren­­reiches mit Japan [08 und da wurde es offenbar, daß China militärisch und finanziell ohne Macht und Widerstandsfähigkeit sei, das weit Heinere Japan warf den unbeholfenen und kraftlosen Riesen derart zu Boden, daß es ihn jede leicht völlig unterworfen hätte, wenn nicht die geeinigten europäischen Großmächte dem schmählich geschlagenen China „zu Hilfe“ gekommen wäre. Dieser „Intervention“ der Europäer verdankt China, daß er mit ver­­hältnismäßig seinen Opfern den Frieden erlaufen konnte. Japan mußte auf den besten Teil der Beute verzichten und sich mit Brofamen begnügen. Die Folgen dieser „feundschaftlichen Vermittelung“ der europäischen Großmächte blieben nicht lange aus. Das siegreiche, aber an seinen Erfolgen geschmälerte Japan ist seitdem vor Groll gegen die fremden Eindringlinge, namentlich gegen Rußland, mit dem er ohnehin in Korea einen fortgelegten Rivalitäts­­kampf führt und wird nicht unterlassen, früher oder später Nevandhe zu­­ nehmen für die unerbetene europäische „Vermittelung”. No Schlimmer erging es dem niedergeworfenen China, das die jo des zeitwillig angebotene Hilfe der Europäer teuer bezahlen mußte. Man hatte die unglaubliche Schwäche des Riesen erkannt und war nicht säumig, daran die­ möglichsten Vorteile zu ziehen. 3 stellten sich die „Freunde“ nicht nur mit guten Ratschlägen zur Reorganisierung des verwahrlosten Reiches ein, sondern­ sie boten auch Geldmittel, geistige Hilfskräfte und sonstige Unter­stüßungen zur Einführung moderner Reformen und Einrichtungen, zur Un­­ee neuer Waffen und Kriegsschiffe, zur Anlegung von Eisenbahnen uf. mw Aber freilich! UM diese Schönen Lachen waren nicht ohn­entgelt zu baden. Man trat an die Regierung Chinas heran und verlangte von den weiten Küsten Anfielungspläne, Kohlenstationen und große Landstreifen „zur Pachtung“ und „Verwaltung“. Die „Souveränetät” des chinesischen Kaisers sollte dabei „gewahrt“ bleiben und nach 90 Jahren das „gepachtete” Gebiet wieder in die unmittelbare Verwaltung des Reiches übergehen, selbstverständlich gegen entsprechende Ablösung der inzwischen hergestellten Investitionen und aller sonstigen Öffentlichen Anlagen und Einrichtungen. Es ist dieselbe Methode, wie sie die europäischen Mächte seit Dezennien im „nähern Orient” der Türkei gegenüber zur Anwendung bringen. Unter Garantie der Intearität des türkischen Reiches wurde eine Provinz nach der anderen erfilih „autonom“ gemacht und dann vom Reic­e völlig losgelöst. Das gleiche Schicsal steht dem ostasiatischen Koloß bevor. Nur ist die Ber­­egungs- und Aufteilungsarbeit hier eine ungleich schwierigere und in ihren Erfolgen weit fragb­er als in der Türkei. China und seine Bevölkerung sind troß der vorhandenen zahlreichen Litteratur nur im großen und ganzen bekannt; im einzelnen bilden die ungeheuren Provinzen des Riesenreiches auch heute noch unbekannte Größen. Man kennt das Reich an seinen Küstenstrichen, wohl auch, an den Ufern seiner großen Flüsse, aber das eigentliche Innere des Reiches ist nach wie vor ein verschlossenes Buch geblieben. Natur und Menschenleben harren Hier noch gründlicher Untersuhgung und Erforfgung; denn auch die überraschende Schwäche, welche China im Kriege gegen Japan bekundet, ist noch sein Beweis von der Todeskrankheit,uder dieses uralte Reich angeblich leiden sol. Sie beweist eigentlich nur die elende Regierung und nichteinzige Verwaltung, der dieses­­ Reich im Laufe der Jahrhunderte verfallen is. De& in der Lolofjalen Masse einer Bevölkerung von über 400 Millionen Seelen nit aller Sinn für Vaterland, Freiheit und Unabhängigkeit abgestorben ist, bezeugen die periodischen Anufstände und Revolutionen, welche zumeist auf die Abschüttelung des Herk­haft der fremden Mandschu- Dynastie gerichtet waren. Das Ch­inesentum, das kulturell weit höher stand und steht, als seine nordischen Eroberer aus der Mandschurei, wollte sich dieser drohenden Fremdherrschaft entledigen und wieder die einheimische Dynastie auf den Thron geben. In der Gegenwart ist jedoch auch in dieser Beziehung anscheinend eine bedeutsame Wendung eingetreten. Wieder erhob sie ein Aufstand im Innern des­ Hinesischen N­eres, der „Aufstand der Borer“, über dessen Entstegung, Wesen, Bedeutung und Endziel man nuc mangelhaft unterrichtet is. Den neuesten Nachrichten zufolge hat diese Beilegung schon bisher einen bedeutenden Umfang genommen und breitet ss unaufhaltsam weiter aus. Der Aufstand ist vor allem gegen die Fremden, gegen die Europäer und gegen die ein­­heimischen Christen, gerichtet. Ch­ristliche Missionäre, Kaufleute, Ingenieure, Reisende beiderlei Geschlechts wurden überfallen und getötet. Die von der Regierung an­gesendete Polizei- und Militärgewalt war nicht im­stande, Die Ruhe wieder herzufielen. Denn abgesehen davon, daß der Kinesische Soldat im allgemeinen weder verläßlich noch tapfer ist, kommt auch der wichtige Umstand in Betracht, daß die Aufständischen bei der Regierung, insbesondere den Hofe in Peking sich unz­weifelhafter Sympathien und Unterfrügung erfreuen. E83 wird behauptet, die Saiferin-Negentin selber protegi­ve die Ber­­egung, an deren Sorge zwei Prinzen stehen und dies erkläre auf die Haltung der Regierung gegenüber den fremden Mächten, denen man nicht gestatte, daß sie zum Schuge ihrer Gesandtschaften und sonstigen Angehörigen größere Truppenkörper und Land fegen und nach Beling entsenden. Hof, Re­­gierung und Aufständische sind diesmal auch ein gemeinsames Gefühl ver­­bunden, doch den Fremdenhaß und haben das gemeinsame Bestreben, China von dem Einflusse der Fremden zu befreien und die alte Absperrung des Reiches wieder ins Werk zu fegen. Es ist also die friedliche Re­gion des Alt-Ch­inesentums gegen die „blinden Barbaren“ , der angeborene Widerstreit der „gelben Rasse“ gegen die „Weißen“. Und gerade in der Armwüchsigkeit dieses Hoffes dient das Gefährliche der “Bewegung, welche die Interessen Europas und Nordamerikas in China ernstlich bedroht, wenn der Aufstand nicht bald unterdrückt werden kann. Die Aussichten hiefür sind Leider sehr gering, es steht vielmehr zu be­­fürchten, daß die in China engagierten Mächte, zu denen auch Oesterreich- Ungarn gehört, in diesem ausgebrochenen Konflikt noch schwere Opfer werden bringen müssen, Meber das Schicksal der von den Aufständischen und den mit ihnen gemeinsame Sache machenden­­­egierungstruppen arg bedrohten Europäer in Peking und Tientsin Herrscht andauernd große Ungemeißheit. Es handelt es dabei um das Leben und Eigentum von tausenden von Europäern. Der Entlaß hat bei der ungemeinen Entfernung und angesichts der offenbaren Perfidie der chinesischen Regierung und ihrer Organe mit außerordentlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, so daß die Möglichkeit­ empfindlicher Verluste hier sehr nahe liegt. Aber selbst nach der Befreiung der Europäer, nach der Vertreibung der „Boxer“ aus der chinesischen Hauptstadt und deren Begehung durch die Europäer, selbst nach der eventuellen Beseitigung der fremdenfeindlichen Kaiserin. Regentin ist die „chinesische Frage” wo Tange nicht gelöst. Die H­ritellung der äußerlichen Ruhe an den Ostküsten bedeutet Teinestwegd zugleich die Sicherung der Ruhe und DOrdnung im Innern des Kolosses. Hier kann der Aufstand forttoben, um so mehr, je schwächer die Zentralregierung geworden ist. Das ist aber nicht alles. Heute stehen die nichtchinesischen Mächte in „Herr,“ verfehte der Diener zaghaft, „die Neugier ist eine Schwäche meiner Familie.” — „Liebst du das Gold, Pompilius ?* „Mächtiger Herafling" — „Was dein Horcen betrifft, Pompilius, so würde es mir ein Leichtes sein, dir deinen schurkischen Kopf abschlagen zu lassen; — was die Schwäche deiner Familie betrifft, so sieh zu, daß du b dieselbe ablegst; — was endlich deine Liebe zum Golde betrifft, so nimm diese Heine Summe, und führe diesen guten Mann unbemerkt zum Thore hinaus.“ „Nach deinem Befehl, großmütiger Heraklius,“ rief der Diener ehr demütig und mit einer tiefen Verbeugung. Gleich darauf war er samt dem Legionssoldaten versuwunden. Und nun erst verfügte sich der Minister Noms zu Bette, " „geeinter" Aktion den Aufständischen und ihren Protestoren gegenüber, wird diese Einigkeit von Dauer sein? Daran ist Schwer zu glauben. Schon ver­­lautet von Mißtrauen, von Rivalitäten und Eifersüchteleien einzelner Mächte, namentlich so England ein machtendes Mißtrauen gegen Rußland und dessen Absichten in China legen. Die Engländer suchen deshalb eine Annäherung und Verständigung mit den Japanern, die ja, wie schon angedeutet, mit Rußland ohnehin schon allerlei Differenzen auszutragen haben. Eine Ver­­bindung Englands mit Japan könnte jedoch nicht bloß für Rußland gefährliche Komplikationen erzeugen, sondern auch bei den übrigen Mächten die „Eintracht“ gar sehr in Frage bringen. Sür Japan wäre der Moment der Revanche gekommen und es liegt nit außer dem Bereiche der Möglichkeit, daß das stammverwandte Japan mit seiner eur­opäischen Kultur- und Machtent­wickkrung si) des gealterten „Reiches der Mitte” bemäctigt, um dann in Ostasien die Alleinherrschaft an s­ich zu reißen. Eine folge U­mwälzung müßte naturgemäß auch auf die Stellung und Haltung der europäischen Mächte und Nordamerikas so­wohl Japan und China gegenüber wie auch untereinander von bestimmendem Einfluß sein. In jedem Fall sehen wir in Ostasien eines der größten Probleme in der Weltgeschichte vor und, dessen Lösung Heute noch kein Mensch herauszusehen vermag. So viel scheint jedoch schon jeit sicher zu sein, daß etwaige Konflikte der Mächte dort im fernen Osten ihre endgültige Erledigung nur hier in Europa finden würden. Der ostasiatische Streit unter den Mächten hätte unvermeidlich den großen Krieg in Europa zur Folge. Darin Liegt für und die Gefahr in tieten asiatischen Verwirrungen. Die Erklärung des Thronfolgers. Die feierliche Erklärung, die der Thronfolger Erzherzog Jan­ Verdinand aus Anlaß seiner bevor­­stehenden Vermählung Donnerstag abgegeben hat, hat folgenden Wortlaut: „Wir Erzherzog Jan­ Ferdinand Karl Ludwig Sofef Maria von Oesterreich d’Este 2c. erklären es als Unseren festen und unwohlerwogenen Ent­­schluß, Uns mit der Hochgeborenen Gräfin Sofia Maria Sofefina Albina Ch­otet von Chod­oma und Wognin, Dame bed hochadeligen Sternkreuzordens und Tochter des verstorbenen geheimen Rates, Kämmerer und Oberststabel­­meister. Seiner E. u. apostolisch E, Majestät, Bohuslam Grafen Chotek von Chod­owa und Wognin und bdessen gleichfalls in Gott ruhenden Gemahlin Gräfin Wilhelmine geborene Gräfin Kinskiy v. Viching und Tettau, Stern­­kreuzordens- und Palastdame, ehelich zu verbinden. Zu dieser ehelichen Ver­­bindung haben Wir in Beobachtung der seit altersher in dem durdlauchtigsten Erzhause bestehenden Observanz und der Bestimmungen der Uns bindenden Hausordnung die Einwilligung Sr. f. u. apostolisch f. Majestät, des glor«­reich regierenden Kaisers und Königs Franz Sofer I. Unseres erhabenen Oheims, als bed ducc­lauchtigsten obersten Hauptes des genannten Erzhauses erbeten und eingeholt und hat­te. Majestät geruht, Uns dieselbe als einen neuen Beweis Allerhöchst Ihrer Gnade und mohlmahlenden Gesinnungen Huld­­reich zu erteilen. Bevor Wir aber zur Schließung des ehelichen Bundes streifen, fühlen Wir Uns veranlaßt, unter Berufung auf die über­mähnten Hausgejebe des durchlauchtigsten Erzhaus­es, deren Bestimmungen Wir noch ganz besonders im Hinblickk auf die gegenwärtig von Uns einzugehende Ehe vollinhaltlich anerkennen und als bindend erklären, festzustellen, daß Unsere Ehe mit Gäfin Sofie Chotet nicht eine ebenbürtige, s sondern eine morgana­­tische Ehe und als solche für jegt und für alle Zeiten anzusehen ist demzu­­folge, weder Unserer rau Gemahlin, noch den mit Gottes Segen aus dieser Unserer Ehe zu erhoffenden Kindern und deren Nachkommen jene Mechte, Ehren, Titel, Wappen, Vorzüge ac, 2c. zustehen und von denselben beansprucht werden können und sollen, die den ebenbürtigen Gemahlinnen und den aus ebenbürtigen­­ Ehen stammenden Nachkommen der Herren Erzherzoge zu­­sommen. Insbesondere erkennen und erklären Wir aber noch ansprüchlich, daß Unsere aus oberwähnter Ehe sammenden Kinder und deren Nachkommen, Saulleton. Attila. Bon Josef Marlin. — Zweiter Band. (50. Wortregung.) „Ich will es thun, mächtiger Herafling.“ „Denke fleißig daran, daß keine Dienste, von un welcher Beschaffenheit sie immer sein mögen, dem gefährdeten Staate gelten, und die mit gutem Golde bezahlt werden.“ »Ich will mich für das Heil der ruhmreichen Roma opfern,«sagte der Legionssoldat Der Eunuch lächelte seltsam »Großherziger Sulpicius,die ruhmreiche Noma wird erkenntlich sein­ Du wirstein sehen,mein Lieber,daß in so bösen Zeiten die Treue der Staatss­cienereifrig überwacht werden muß.­Der Patricius ist mir und dem Kaiser verdächtig geworden.Darum müssen wir seine geheimsten Gedanken und Handlungen belauschem damit seine hoch-verräterischen Absichten unseinst nicht unvermutet über den Halblommem Also,wackerer Sulpicius,bedenke dir dieses und manches andere,und thue nach bester Einsicht.« »Ich will alles thun,«beteuerte der Legionssoldar. »Und nun,«fuhr der Eunuch fort,»will ich dich nicht länger von dem notwendigen Schlummer abhalten,denn ich weiß,daß du morgen einen langen Pfad zu gehen hast.“­­ Der Eunuch öffnete rasch die Thüre,von welcher der draufenste­hender Diener erschrocken zurückfuhr.Der Eunuch ergriff ihn jedoch mit gnädigem Lächeln an der Toga und zog ihn herein,während der Legionssold at wartend an der Thüre stehenblieb. . »Sehr ehrlicher Pompilius,«sagte der Eunuch sanft zu dem außer Fassung gebrachten Diener,»was hast du gehört?« »Nichts——«stammelte der Diener. »Das weiß ich ohnedies—aber,wackerer Pompi­ius,warum hast du hören wollen?« Neunzehntes Kapitel: Der Spruch der Nonne. Die Nat, die sie auf Aquilejas Mauern niedergelassen hatte, war ihrem Ende nahe. Noch immer zogen die Wolfen an dem Himmel durcheinander, und sein einziger Stern sandte sein Licht hernieder. Die Flamme des Leuchtturmes war ihrem Erlöschen nahe. Die Dunkelheit der Nacht wurde schwärzer und schwärzer, je näher die Morgendämmerung war. Am Hafendamm standen drei einsame Menschengestalten und sprachen leise untereinander. Eine unheimliche schwere Stille lagerte über der ganzen Umgebung, Dean hörte die murmelnden Stimmen der drei einsamen Menschen, die irgend ein geheimer Zweck an den Hafen versammelt hatte. Der Sturm, der den weiten Bufen des adriatischen Meeres aufgewühlt hatte, z0g ermattet und mit schwerem Fittich über die almählig sich beruhigenden Wellen. Dunkle, mühsam gehobene Wogen rollten beim Eingang des Hafens herein, und nachdem sie ihre Kraft an den schaufelnden Schiffen ermüdet hatten, schlugen sie eintönig Hatschend an die Dämme. Die geankerten Fahr­­zeuge, warnend und nach allen Richtungen bewegt, ragten gespensterartig in die dunkle Nacht empor. Hie und da glänzte eine trübe Laterne an den Masten derselben. Die drei Menschen, die an dem Hafendamme standen, waren eine Frau und zwei Männer, alle von hohem, ausgezeichnetem Wuchse. Die Sprache, deren sie sich bedienten, war die gotische. Die Frau, in einen flatternden langen Mantel gehüllt, stand vor den beiden Männern, welche aufmerksam den Reden forchten, welche sie mit lauter begeisterter Stimme ausstieß. „In dieser Nacht,” sprach die Frau, indem sie auf einen langen Stab lehnte, „ist Odind Geist über mich gekommen. In meine Seele ist sein Befehl gedrungen, euch, den Helden­ seines Volkes, das Schicjal der Welt vorauszu­ fagen. Die feigen und sorglosen Kinder Roms schlafen, und wissen nicht von dem Geschiche, das über sie verhängt wurde. Euch aber merde die Kunde befien unter dem Braufen dieses Sturmes und dem Tönen dieses stummen Meeres.” „Deine Worte künden Odins Entscheidung.“ Sprach der graue Waffen«­meister Andag. Der andere Gote aber stand abgewendet, als Hocc­e er dem Rollen der brandenden Wogen, »Amalas Heldensohnl«wandte sich die Norne an diesen,»dein Ohr hört meine Rede;doch du glaubst nicht an sie.Wendedich,König meineö Volke­,dir vor allem gilt Oding große Entscheidungl« »Du sagst Recht,«versetzte Wala mit der Vertriebene.»Mein Ohr ver­­­nimmt deine Rede,doch mein Geist glaubt nicht an deine menschliche Weisheit. Denn es ist einey der alle Götter besiegt,derbie Wilder von Stein und Holz zerschlagen hat,und der in Ewigkeit herrschen wird.Du hörst feine Stimme in dem Brausen jenes sturmes—­aber du weißt sie nicht zu deuten.« »Es ist­eine Stimmel«sagte die Nonne mit tiefer,trauriger Stimme.­­»Du hast dich von ihm gewendet und den Lehren der fremden Priester ges­chorcht.Noch ist der Blitz nicht aufgeworfender­,für so frevelndes Beginnen dich und dein Volk strafen wird.Kehre zurück Vestriebeney an die Altäre der Götterlkehre zurück,dahin,wo deine Väter anbetetenl—­Ichfehe um deine Stirne den königlichen Reif sichwinden—du wirst Nordlands Söhne zum Siege führen-aber Odinösor-I wird dich fressen im Frohlocken des Sieg-gl« (Fortsetzung folgt.) - «

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