Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1900. September (Jahrgang 27, nr. 8119-8144)

1900-09-01 / nr. 8119

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Schankebank, Mühlbach Josef Wagner, Kaufmann, Broos H. Graef, Reps. Johanna Guiesch, Buchhandlung, Wien Haasenstein , Vogler (Otto Maas), Rudolf Mosse, A. Oppelik, M. Dukes, Nachfolger, Hein­­rich Schalek, J. Danneberg, M. Zitters Inseraten­­bureau „Die Annonze“,­­Budapest A. V. Gold­­berger, B. Eckstein, J. Blockner, Frankfurt a. M. Insertionspreis . Der Raum einer einspaltigen Garmondzeile foftet beim einmaligen Einrüd­en 14 9., das zweite­­mal je 12­9., das drittemal je 10­9. s ne­un XXVIL. Jahrgang. G. L. Daube & Co. Ungarns Volkswirtschaft im Jahre 1899. C. Unter dem Titel „A magyar szent korona országamnak köz­­­gazdasági allapota az 1899, &oben“ („Die volle wirtschaftliche Lage der Länder der Heiligen Krone im Jahre 1899“) ist soeben vom Handeldminister ein rund 800 Seiten umfassender Band herausgegeben worden, der die Berichte der zwanzig vaterländischen Handeld- und Ge­werbekammern enthält. Es ist dies eine Neuerung des Handeldministerd Hegedüs, die allseitig mit Beifall begrüßt wird: die Han­delskammerberichte werden Hinfort immer in einem Band vereinigt erscheinen, nachdem sie vorher im Handelsministerum gesichtet und zweckentsprechend ausgearbeitet worden sind. Der Vorteil dieser neuen Einführung Liegt darin, daß das massenhafte, wertvolle Material, welches bisher in 20 verschiedenen Berichten zerstreut aufgestapelt war, so deß sich auch der Fachmann nur mit Mühe ein Bild von den allgemeinen wirtschaft­­schaftlichen Verhältnissen zusammenstellen konnte, sei zu einer systematischen Monographie über die alljährliche volkswirtschaftliche Lage in Ungarn über­­fi­ll verarbeitet ist. Dies wird Hauptsächlich dadurch erreicht, daß den einzelnen Berichten eine allgemeine Mebersicht vorangestellt ist. Aus ihr kann der Leser nicht nur den volkswirtschaftlichen Gesamtzustand ersehen, sondern erhält auch einen Fingerzeig, wie und wo er die Einzelheiten, die für ihn Wert haben, finden kann, ohne si erst doch solche Details, die ihn nicht interessieren, unnötigerweise und mit Zeitverlust durcharbeiten zu müssen. Aus den Berichten lassen ss dann die gesuchten Details mühelos heraus­­finden.­­ Die erwähnte „allgemeine Mebersicht“, die mehr als ein Achtel des Ganzen einnimmt, giebt ungefähr folgende gedrängte Charakteristik der wirt­­schaftlichen Lage unseres Vaterlandes im Jahre 1899: Die allgemeine Charakteristik des Jahres 1899 läßt sich Fur, dahin zusammenfaffen, daß sich einige Besseiung im Vergleich zur jüngst vor­­hergegangenen Periode gezeigt habe, aber bei weitem noch nit in dem Maße, daß sie die schädlichen Folgen der vorangehenden schlechten Jahre hätte wett machen künnen.­­­«« Die landwirtschaftlichen Verhältni­se „meisen eine entschiedene Besseiung im Vergleich zu den zwei vorangehenden magern Jahren auf. Die Ernte war in den meisten Gegenden viel­­ besser, als im Jahre 1898; nur hie und da Hörte man Klagen wegen einer­ unter mittel ausgefallenen Ernte. Parallel damit zeigte ei auch auf einigen anderen Gebieten der Volkswirtschaft eine Besseiung. Ueberal gab es Wirßstände im’ Hülle und’ Fidley ein Tei­l derselben spiegelt die allgemeine europäische Lage zwider, ein anderer Teil ist der zurücgebliebene Nest der Webelstände der vergangenen Jahre; es gab auch neue Webelstände, von denen man überwiegend feststellen konnte, daß sie zum Teil der natürliche Ausfluß der Fehler und Sünden der vergangenen Jahre twaren, deren Krankheitsstoffe zum­ Zeile erst­iegt zur Reife und zum Ausbruch gelangt sind, zum Tiile aber die unvermeidligen Konsequenzen der natürlichen Entwickklung sind. Alles zusammengenommen, rufen die Ergebnisse des Jahres 1899 gemischte Empfindungen hervor. E38 unterschied sich jedenfalls vorteilhaft von dem Notstandsjahre 1898 und besonders 1897. Die Hauptfaktoren dieser Befserung liegen außer in der besseren Ernte, in der Befserung unserer aus­­wärtigen Handelsbilanz, in den geordneten Beständen unseres Staathaushaltes und in der mit frischer Kraft eingeleiteten Aktion zur Hebung und Unterftügung der Industrie, welche die in den breiten Schichten der Gesellschaft schlammernde Energie ermwert hat. Der Bericht konstatiert weiter in Bezug auf die landwirtschaftliche Lage, daß im Jahre 1899 der Gesamtertrag der Getreideproduktion denjenigen vom Jahre 1898 überfliegen hat. Im größten Teil des Bandes war Mittelernte, an manchen Orten auch eine bessere. Hier und dort blieb sie unter­mittel. Mittelmäßig war die Ernte in den Kammerbezirken Arad, Budapest, Fünf­­firchen, Klausenburg, Midkolcz, Neusohl, kaum mittelmäßig im Deben­­burger und Gzegediner Kammerbezirk; ein sehr schwaches Mittel herrschte im Kashauer Bezirk. Gute Mittelernte war in den Bezirken Debrezin, Raab und Temedvar; eine reiche und gute Ernte war in den Bezirken Kronstadt (stellen­weise sehr gut) und Preßburg; gut war die Ernte auch im Maros- Bajarhelyer Kammerbezirk. Dagegen war auf­ dem Gebieten der Troatisch­­favonischen Kammern eine entschieden s schle­chte Ernte. Die Verhältnisse des Getreidewandels haben sich nirgends günstig gestaltet. Die einzige erfreuliche Erscheinung, von welcher die Kammer in dtume berichtet, ist die, daß die Getreideeinfuhr zur See beinahe voll­­ständig aufgehört, dagegen die Ausfuhr mächtigen Aufschwung genommen hat. Zum Warenhandel übergehend sagt der Bericht, daß als ge­­meinsamer Zug aller Erweige des Detailh­andels eine ungünstige Geschäfts­­lage hervertrete ; besonders aus dem Kreise der Provinzkammern ertünen einmütige Klagen über die Reisenden der Österreichischen Fabriken, die Fabrik­­­karzelle und über die übertriebene Konkurrenz, Urjaen, die im Verein mit der allgemeinen schlechten Finanzlage, welche die Kaufluft verringert und im Kreditwesen noch ungesundere Verhältnisse geschaffen hat, als bisher, die Lage der Detailhändler in der Provinz empfindlich verschlimmert haben. Daneben kehrt häufig die Klage wieder gegen den illegitimen Wettbewerb der mit politischer Tendenz gegründeten Konsumpergine, der besonders den Kolonialwaren­­handel, den Handel mit Nürnberger, Manufak­ur- und Kurzwaaren und damit verwandte Handelszweige niederdeücdt und die Lage besonders der Klein­­händler­ in feineren Städten und Wirtschaften in der Provinz unerträglich gemacht hat. In dem über die Industrie handelnden Abschnitt findet­ sich­­ folgende allgemeine Charakterisierung : die allgemeinen Verhältnisse der Industrie bezeichnen die Kammerberichte ohne Ausnahme als ungünstig. In einzelnen Industriezweigen zeigt sich zwar eine Entwicklung, ja sogar ein größerer Aufschwung, aber die meisten Zweige haben im Zeichen der Stag­­nation oder geradezu in dem des Niederganges das Wirtschaftsjahr 1899 überstanden. Die gemeinsame Quelle der Uebelstände der Industrie ist die allgemeine Geldk­appheit, die Verschlechterung der Kreditverhältnisse und der hohe Einffuß. Das alles hat eine Weißerung der Unternehmungsluft in größerem Maßstab verhindert.­­ Er ist jedoch unbeugnqt,da sunstex den vielen ungünstigenseichen auch mancherlei Symptome der Entwickelungi zu finden sind.Im allgemeinen hat im ganzen­ Land eines­ wisse Lebhaftig­keit,eine entschiedene Erfrischung des Gemütes die Niedergeschlagenheit der­ vorherg.ga«ngtnm Jahre abgelöst.Die Aktion zur Förderung und Unterstütsung des­ Gewerbes,die­.nk»systematischer Weise begonnen hat,hat­ denseeren Bert­run­neinseflößt Zesine Steigerung MAwküskustzswes unsern-wassng Abgeschlossene Industriegründungen gab es im vergangenen Jahr verhältnis­­mäßig wenig,aber eine erfolgversprechende Initiative bezeichnet die heilsamen Wirkungen der vom Handelsminister und einzelnen Organismen der Gesellschaft mit großer Energie begonnenen und planmäßig und mit Fähigkeit geführten Industrieschaffungsaktion Nach den über die lehtece angeführten Daten wurden unter Einfluß­­nahme des Handelsministeriums 23 Fabriken gegründet,resp.deren Gründung gesichert mit einem Aktienkapital von 29 Millionen Krone.Außerdem wurde noch die Erweiterung von 17 bereits bestehenden Fabriken mit einem Aktien­­kapital von 4.298.000 Kronen gesichert.Nach den Angaben der Kammern sind im Jahre 1899 in Ungarn insgesamt 178 Fabriken mit einem Aktions­kapital von zusammen 20 Millionen Kronen und 4000 beschäftigten Arbeitern in Betrieb gesetzt worden.Zu Ende da JahreSlsM war außerdem noch die Gründung von 71 neuen größeren Unternehmungen in Verhandlung. Zur Förderung des Kleingewerbes hat der Handelsminister im vergangenen Jahr folgende Maßnahmen ergriffen:er wurden im Werte von 28.096 Kronen Maschinen an Kleingewerbetreibende geschenkt;aufsehr­­lingsausbildung wurden 43.600 Kronen verwendet;für­ Beschaffung von Rohmaterial 10­ 6­ 00 Kronen;fünf neue Fachkurse wurden eingerichtet mit einem Kostenaufwand von 12.200 Kronen;vier kleingewerb­­liche Ausstellungen wurden veranstaltet zum Decke der Vorzeigung neuerer Maschinen und Werkzeuge mit 22.400 Kronen Kosten.Ferner wurden die kleingewerblichen Assoziationen nachdrücklichst unterstützt. setzt ist sich a­if dec ganzen 84uiex- Fünfundzwanzig Prozent des gesamten auf Ungarn entfallenden Bedarfs an Ledersorten für das gemeinsame Heer sind zur Verteilung unter das Klein­gewerbe endgültig dem Handelsminister zugewiesen worden,was eine große Errungenschaft bedeutet.Versuche mit Motoren sind im technologischen Museum gemacht worden und­ deren Ergebnisse den Handwerkern mitgeteilt worden. Ferner sind Maßnahmen getroffen worden,"daß die die Verbreitung der Benzinmotore hindernden hohen Bezugspreise herabgesetzt und den Kleins­gewerbetreibenden möglichst billiges Benzin gesichert werde.Schließlich sind im Berichtsjahr vorbereitet worden die Angelegenheits der Organisation der Lehrl­lings-und Gesellenausstellungen und der freiwilligen Lehrlingsprüfungem Außeralledem ist zur Förderung der gesamten Interessen des Gewerbes neben der schaffung des Gesetzes betreffs staatlicher Begünstigungen mancherlei unternommen worden,so die Neuorganisation des handelsmuseums, die auszugsweise Veröffentlichung der Konsulatsberichte, weitgehende Verfügungen auf dem Gebiete des öffentlichen Transports,Ver­­fügungen,die zur Besserung der Lage des Papier-,Glas-und Baugewerb­es, weiterhin die Schritte,die zur Richtung des heimischen Konsumtons die heimische Produktion get­an worden sind und schließlich die Anfänge zur Besserung der volkswirtschaftlichen Zustände in den rutheniischen sowitatem Diese Rührigkeit der Regierung hat einerseits anspornend auf die Gesells­­chaft gewirkt,anderseits hat die Regierung ihrerseits von der Gesellschaft werts­volle Unterstützung erfahren und schon zeigen sich die heilsamen Folgen des neuerwachenden Interesses für die Angelegtheiten des heimischen Gewerbe. Daß trotz dieser erfreulichen Regsamkeit,die sowohl in der Thätigkeit der Regierung als auch auf gesellschaftlichem Gebiete zu Tage getreten ist,das Großgewerbe ebenso wie das Kleingewerbe im Bereiche sämtlicher Handels-und Gewerbes­kammern einen schweren Stand gehabt hat,kommt daher,daß die Lage beider nachteilig beeinflußt wurde durch die schlechte allgemeine wirtschaftliche Lage und durch die auf einigen Gebieten geradezu unüberwindlich erscheinende Ins­kurrenz des Auslandes,besonders Oesterreichs. Die Einleitung spricht dann noch eingehender über die Gewerbes­korporationen,das­ Genossenschaft­ mefen,gewerblichen U­nterricht,Arbeiterver­­hältnisse,Kommunikationswesen über die einzelnen Industrien über diehanss­industrien,Postsparkassen und Versicherungswesen Hierauf folgen die Einzels­berichte der Kammern." , « Wir­ werden noch Gelegenheitnehmern auf einzelnes Abschnitte des Gesamts­berichte­ zurückzukommen. »Kronstadt!«In der vorgestrigen Sitzung der Kronstädter städtischen Gemeindevertretung ist die vom sizegespansamte an die stadt Kronstadt er­­gangene Suffoktierung,sich im Sinne des§2 des Ortsnamengesetzes(4­·Ge­­fegartikel$ vom Jahre 1898) darüber zu äußern, welchen Namen sie als einzigen amtlichen beizuhalten wünste, zur Verhande­lung gekommen. Die „Landesgemeindestammbuchkommission“ ihrerseits hat sich — natürlich — für „Brass6“ entschieden. Die Willensmeinung der Kron­­städter Kommunität konnte noch viel natürlicher nur dahin gehen, daß der altangestammte deutsche Namen beibehalten werde. Die „Kronstädter Zeitung“ berichtet über dem erfreulichen Vorgang in der Stadtvertretung wie folgt: Bei dichtgefülltem Beratungsfall trug der Referent, Obernotar Graf, nachdem er den Stand der Angelegenheit kurz gekennzeichnet hatte, folgenden Antrag des Magistrates vor: „In Erwägung heflen, daß es unzweifelhaft feststeht, daß diese Stadt von Deutschen gegründet worden ist, was die historisch verbürgte Thatsache beweist, daß König Andreas II. im Jahre 1211 das Burzenland dem Deutschen Ritterorden verleiht, daß der Deutsche Ritterorden deutsche Ansiedler beruft und diese die Städte, Dörfer und Burgen gebaut Haben, daß die deutschen Ansiedler nach der Vertreibung des Deutschen Ritterordens im Jahre 1224 im Lande zurückgeblieben sind und ihre Nachkommen biß auf den heutigen Tag hierselbst leben . « Feuilleton. Attile Bon Zosef Marlin. — Dritter Band. (100, Fortlegung.) &3 war eine bewegte, und doch stumme Szene an diesem Punkte. Die Krieger standen an den Brustmehren und schlenderten ihre Speere hinab, Kaum sprach einer, wenn sein Nachbar etwa niederfant, oder der Lauf des Kampfes ihn zu einem Ausruf der Mederraschung, der Freude, oder der Wut veranlaßte.­­ Hinter den Neiden der Kämpfer stand ein blasses Mädchen,zwar er­schreckt um sich blickend,aber ohne sitternden Verlauf des Kampfes be­trachtend.Vor dem Mädchen stand ein etwas bejahrter Mann der mit lüstigen Händen den starren Bogen spannte und Pfeil auf Pfeil den ver­­wegenen Stürmern entgegenschnellte. Die Gruppe war eigentümlich anzusehen, und die ängstliche Teilnahme, die aus den Zügen des jungen Mädchens sprach, machte den Moment rührend. Der Leser hat den alten Myron und seine treue Begleiterin Lydia wohl bereit erkannt. Drei Stunden fon mährte die schwere, blutige Arbeit. Dann schien er, ald verlasse die Wut des Sturmes einigermaßen diesen Punkt und wende sich mit poppelter Kraft nach andern Seiten. Etliche der Kämpfer traten zurück, unter ihnen Myron. Es war eine längst erwünschte, notwendige Pause. „Beim Bollur !“ rief der Alte, indem er Lydias Wangen streichelte, „nie sehen Aquilejas Mauern ein mutigeres Mädchen! Geh’ Heim, Kind, verbirg dich, bis der Kampf vorüber — was bist du doch für ein eigen­­sinniges, verwegenes Geschöpf.“ „Ich werde dich nicht verlassen, Vater Myron”, erwiderte Lydia, „Du wirst es sehen !“ „Run, wir sind alle unermüdlich im Dienste der Republik, Was dich betrifft, Lydia, so muß ich sagen, daß mir dein Anblick tröstlich und er­­mutigen ist.“ „Du strengst dich aber zu stark an, Vater Myron! Laß Lüngere die ärgste Wut des Kampfes bestehen, Du bist erschöpft, denn die Sonne brennt noch immer heiß auf die Mauern !” „Es ist meine Pflicht”, sagte der Gladiator und mischte die erhißte Stirne „Wir sind alle berufen Aquilejos Mauern zu vertheidigen, alle, die das Kreuz andeten und die vor den alten Göttern tnieen.“ Ein Legionssoldat aus der unterflüßenden Kohorte näherte sich dem Alten. Er hielt den hohen Speer in Händen und sein Gesicht war erhigt, „Ein weißer Tag, Bater Myron!” begann der Soldat, welchen Lydia diesmal ohne den Wusdruch des Hohnes anblidte. Der Alte schwieg eine Weile und seine Züge waren sehr exruft. „Um dieses Tages und dieses Kampfes willen“, sagte er endlich, „will ich meine Zunge in Fesseln legen. Ich Hoffe, du hast mutig gekämpft für Aquileja. Und darum sei gegrüßt, Sulpicius I” „Vater Myron”, fuhr der Soldat fort, „so Heiß, und noch heißer und blutiger war der Tag, da wir auf den Feldern der Katalaunen kämpften. Damals führte uns einer, dessen Arm uns bei der Not des heutigen Tages fehlt.“ „Not? wo haben die Feinde Fein einziges Thor gesprengt, Feine ein­­zige Mauer umgestürzt. Ich gebe zu, daß bei Patricius Arm und Kopf uns gute Dienste leisten würde — aber Aquileja hat an Männer!” „But, ab­er Myron — aber ich denke, es war feine kühne oder edle That, daß uns der Patricius in so großer Bedrängnis verließ.“ „Beim Bellug!“ rief der Alte, „er that wohl daran! Ihm war bekannt, daß er auf Aquilejas Mauern Männer zurückließ. In aber rief die Not des ganzen Staates von hinnen. Ohne ihn, ohne seinen Namen und seine Gegenwart wären die Legionen, die zu Aquilejas Entlae herbeiziehen, seine Drachme wert.” „Al­er Myron*, sagte der Soldat mit dem Aussehen verlegter Würde, „ich hoffe, du Haft nicht die A.sicht, mich zu beleidigen !” „Bei den Großthaten des Herkules! die Stunde dazu wäre übel ge­­wählt!­ch rede für des großen Xetrus Kriegerufm und Klugheit, die du tadeliest.* „Run, ich bin nicht der Einzige, der dies thut, &o wird der Tag kommen, wo Mar wird, wer des Kaisers treuer Diener gerwesen ‚oder nicht.“ „Hm!* sagte der Gladiator verächtlich: „Ich wil’s nicht bestreiten, daß der Batricius ein jerechter und unartiger Diener des Kaisers ist. Aber solche Dienstbarkeit ist, mein’ ich, für Verschnittene und Sklaven gut, nicht für römische Männer, Aetius ist ein treuer Diener — der ruhmvollen Roma, und das allein, mein’ ich, ist ruhmvolle Dienstbarkeit.“ „Han wird seine Treue prüfen“, verjeßte der Soltat Höhnisch und achtelzudend. „Man Hat die Tatalaunische Schlacht nicht vergessen, wo der Patricins heimlicher Weise im Zelte Attilag mar, auch des Weberläufers Eugenius denkt man und seiner gotischen Freunde, und die heimliche Ankunft und Abreise des P­atricius aus dem H­artbedrängten Aquileja könnte dem edlen Heraklius Anlaß zu schwerem Verdachte geben.“ Der Gladiator blidte den Sprecher mißfällig von der Seite an. „Rom rennt den edeln Heraklius“, sagte er dann mit Hohn. „Seine Ränte sind gefürchtet und verhaßt, Aber lah den Wurm si unterstehen, an Hetins Ruhm und bewährter Treue zu wagen — und ganz Rom wird sich erheben und für seinen Helden sprechen, ihr aber feid feige, giftiges Vers­leumdergewürme. Es wäre Ichade, wenn du den Heldentod unter Aquilejas Mauern fändest. Kastor und Polug, laßt ihn entkommen — beflügelt seine Seren — laßt Männer diesen Kampf ausfechten — scheidet die Ehrlosen von den Treuen Aquilejag!* Der Soldat 709 sich mit zornigem Gesicht zurück, Ex durfte er nicht wagen, in dieser Stunde auf solche Beschuldigungen zu antworten. Römische Kraft und Ehre — ein feßter, herrlicher Reiz — umgaben ihn. Dne hohe, edle Begeisterung hatte die Beten Aquilejss auf den bedrohten Mauern versammelt. Da dröhnte er von den benachbarten Basteien: „Zu den Waffen! — Skatapulten rollen an eure Mauern! — Treibt die Stürmer ab!” — (Zertjegung folgt.)

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