Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1919. Oktober (Jahrgang 46, nr. 13969-13991)

1919-10-14 / nr. 13980

Siebenbürgisch-Deutsches N “ Hermannstadt, Dienstag 14. Oktober 1919 Die Kreisansichüste der beiden jähriichen Wahlkreise « in Hermann Halten am Montag, den 18. DI as 5 Uhr, im Raihanzsaal eine gemeinsame Sagung ab, Tagesordnung: 1. Bericht über die poli­­tische Lage. 2. Kandidierung des Abgeordneten für den Hermannstädter städtischen Wahlkreis. Jober b. L Be Rogr­ u Hinter den Kulissen. (Dr.H G­t.) Dem BViererrat fehlt das ubtige ewicht; er verhandelt und beschlieht, doch seine Beschlässe werden mit Vorbehalt aufgenommen, und die Betroffenen übergeehen sie willkürlich vom Gesichtepunkte ihrer Sonderinteress. So fehlt daher eine allgemeine Richtung in der beabsichtigten Beufchaffung der Etanten- und Weltordnung. Rach viereinhalb­jährigem Kriege, nach revolutionären Bewegungen, und,nach de­m­ solchen Beiten ge­machten an­­ dieser Zustand wohl zu ewärtigen, doch hätte angeng werden können, „der Sieger” im Stande das zerrissene und Durcheinander eh­e­r wieder auf feste Grundlage zu stellen. Gerade das Gegenteil ist ein «Ird«desSelb www-gesesse- Tebentsonfereuzuichtin Ilseudemmße gemäedighnnd die dmusers wachsenden segesisse treten immer destlicher in die Erscheinung, die Reibung? werben immer er, die Konflikte häufen sich, und niemand ist wie da, der das aufbrechende Geschwür heilen nie, denn der Tschechenäkonferenz fehlt die Kraft, den on­dern fehlt der Glaube an si. Der Glaube an sie und an ihre Arbeit. Denn während einen Seite das Selbstbestimmungsrecht in über­­triebenster Weise gewährleistet wird, wird es auf der andern Seite mit Füßen getreten, und selbst eine V­ollsabstimmung gilt heute nicht mehr. So brobelt e8 in dem Hegenkefsel weiter oder aufs Neue, die Bolgen sind mnabsehbar. Die be­­siegten Staaten leiden unter dem ihnen im ersten Siegesrausch auferlegten Friedenzbedingungen, ein gefährlicher Nährboden für die aufgezwungene Rache­­nncht. Vergewaltigte Böller waren nie eine Gewähr für den Frieden auf Erben! Yu­intentelreifen tauchen bis noc­h vereinzelte Propheten auf, die zur Umkehr, zur Vorfit mahnen, doch sind­es nur die erfen Schwalber, die bekanntlich keinen Sommer machen. Die ansehnliche Bewegung, die sich in Amerika bemerkbar machte, konnte leider nicht auf Erfolg rennen, trug dem diese Bewegung nicht der Sympathie den Deutschen gegenüber entsprungen war, sondern handelspolitischen Hintergrund hatte, der auch in weiterer Zukunft nicht unberücksichtigt bleiben wird. In Gegenteil, das von Tag zu Tag immer mehr erklarrende Deutichland wird heute­­ Hüchtern und zanhaft, doc in ernstem Wollen um­­worden ; doch nicht das einslige mächtige Dentich­land, denn das ist zertrümmert, fordern das imer­­­dende Denticland! Dentichland wird die Rolle, die ihm eingeslandenermaßen oder nicht eingeslan­­denermaßen zusteht und die ihm ohne allen Zweifel auch zufallen wird, zu spielen willen. Sie wird schwer sein, außerordentlich jeei, denn der alte Behand war erheblich ersch­­ttert, doch niemals lebensgefährlich. Großzügig war die beutische Krieg­­führung, großzügig die revolutionäre Bewegung, bo bemnwunderungswürdig der zielsichere Wieder­­aufbau. Wer Augen hat zu sehen, ber Ichel Die Annäherung einiger Ententefauten ist Hente schon deutlich zu erlennen, sie tonnte auch nit and Ilen­eyd mein feiedloser Gestades-Deutschland ist sente noch quieopanuersetzlich. Diecrnüchterung ist eingetreten und zieht unsergrößerekreise und diesäden spinnen­ sich notmotsendis und dagegen­ Miyau be­­senden Zeitsejutngngenvistetester zwischen den Staaten, die aufeinander angewiesen sind. Da ist ein Tom schweren Kaliber vernehmlich, Welt­­wirtschaftspolitif, der gegenüber der Ge­fühlspolitifee ohnmächtig und im Notfalle von einem leidenschaftlichsten Znhänger verlassen ha­­­t. Die Geschichte entwickelt fi noch immer nach den alten, ehernen Naturgelegen, unabänderlich und bestimmt, und jedes Künftein an der Natur war von jeher ein unfruc)­bares Beginnen. Die Natur gerade gehen ihren Weg weiter. Derjenige, der sie zwingen will, wird ame Enttäuschungen erleben,­­­­,­­I aufde es Degngebekeltingen nd Unzeigem _ übernimmt außer bei’ Weinen Bu­­ äverschlet­­ Se und "Auslandes 2. Unzeigenbreis: ‚Der Naum einer eins -spaltigen Petit, bein Zenmatigen“ 5 € » |Sinrädhn 1KS05h bei größeren Aufe­­ trägen BE a Du Be­ spaltung in der französischen­­ Sozialdemokratie. ES Seit Wochen vereinigt sich das gesamte In­teresse der französischen Zeitungen auf die Vorgänge, die sich in den sozialistischen Parteien Frankreichs Der österreichische Friedensvertrag, die Sozialisten,mindestens mit denen von der Rich­­tung Thomas.Auf dem jüngsten Parteitag der Sozialisten nun ging eine Motion Bracke durch, die danenossen jegliche Wahlallianz mit­ den »Bourgeois«,seiensiemmradikalodetreaktio­­ när,verbietet.Der Professor für Griechisch,Bracke,­­gehört weder zu der Gruppe Longuet, noch zu der Gruppe Thomas, aber er dürfte der zweiten noch näher stehen als der ersten. Beide Gruppen stimm­­ten für die Motion, die der Hauptpreis der Eini­­gung gewesen zu sein scheint. Der sozialistische Beschluß hat einige Verwir­­rung in die Kreise der Linksradifalen getragen. Sie kam auf dem Pariser Parteikongreß deutlich zum Ausdruck. Um die Gefühle der Linksradifa­­len zu verstehen, muß man sich erinnern, daß sie sich sozialistische Radikale nennen, ungefähr dasselbe soziale Programm haben wie die Sozialsten, in­­den­en nicht internationalistisch und auch nicht Haffen­­kämpferisch sind. Diese Radikalen wollen feine „Bourgeois” sein, und sie protestieren dagegen, daß sie die Sozialisten mit den Bourgeois in einen Topf werfen. Aber die Absage der Sozialisten von der „geeinigten Partei” war formell, und den Lüs­­­­­­­­­­­­­­­tereffe ablenken von der Frage, die von all teien Branfreichd als gleich brennend empfunden zu­­ werden scheint: welchen Weg wird die künftige Entwickklung der sozialistischen Parteien Frankreichs nehmen? Ende September haben nun die Konre­ferenzen der sozialistischen Parteien stattgefunden. Ueber ihr Ergebnis schreibt der‘ Berichterstatter des Berner „Bund”: ‚Im Zeitraum weniger Tage find sich die Ver­­tretertagungen der sozialistischen und der radikalen Partei gefolgt. Man sah ihnen im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen mit mehr Interesse ent­­gegen als gewöhnlich. Bei den Sozialisten handelte es sich für den bürgerlichen Zuschauer darum, zu wissen, ob sich die gemäßigten Elemente von den „bolibherisierenden‘‘ Ioslöfen mirben, was zu der schon oft angekündigten Spaltung in der Partei geführt hätte. Die sozialistischen Führer leiteten sie wohl, die Kampfkraft der Partei unmittelbar vor den Wahlen zu schwächen, und es" gelang den sozialistischen Wortfünftlern, dach Aufstellung einer Einigungstagesordnung Leute wie Longuet und Thomas unter einen Hut zu bringen. 3 ist dar­­über gestritten worden, wer von beiden Zeilen mehr nachgegeben habe. Die Wahlen werden e3 zeigen. Vorläufig kann man mit Sicherheit nur feststellen, daß die Einigung zwischen Longuet und Thomas auf Kosten der Kientaler zustande kam, die den Bruch wollten, um Frankreich für die Revolution reif zu machen. “ Longuet scheint großes Gewicht auf die parlamentarische Aktion zu legen, was zeigt, daß er entweder nicht so sehr Bolschewis ist, die man geglaubt hat, oder daß er vom Bolschewis­­mus wieder abgekommen ist. Vielleicht ist er auch, wie Merrheim vom Allgemeinen Arbeitsbund, der Ansicht, daß der französische Arbeiter gegenwärtig nicht für die Revolution tauge, weil er zu mate­­rialistisch sei und lediglich viel Geld verdienen wolle. Wie dem sei, die sozialistischen Deputierten aller Richtungen legen sehr viel Gewicht darauf, wieder gewählt zu werden. Auf dem radikalen Parteitag, der vor drei Monaten stattfand, hatte man den Sozialisten zahl­­reiche Avancen gemacht. Der ganze Tiete Flügel der radikalen Partei wünschte eine Allianz mit den Bar­­t « au be­nd den radikalen didaten strenge vorzuschreiben, sich auf feiner eintragen zu lassen, auf der ein Sozialist figu­­riert, er sei denn, Dieser habe jede Beziehung zur geeinigten sozialistischen Partei "gebrochen. Hatte der Iinie Flügel der Radikalen Fühlung­­ mit den gemäßigten Gogialisten getwünscht, so wünschte der rechte Flügel der Partei Fühlung mit allen andern bürgerlichen Parteien, mit Ausschluß der Royalisten. Hier fehlte es mun allerdings nicht an Avancen von der andern Seite. Aber den Linksradikalen wollten diese Allianzen rechter Hand nicht gefallen. Sie waren mit einer engen Fühlung mit den sogenannten unabhängigen Sozialisten (Biviani, Deillerand, Painleve, Augagneur) und mit der demokratischen Allianz, zu der auch ein Teil der Progressisten gehört, einverstanden, regten aber die Beschränkung doch, daß die eventuellen Verbündeten für den Wahlkampf die Unverleglich­­keit der Errungenschaften der republikanischen Ge feßgebung gegenüber der Kirche anerkennen müssen. Indes wird der Entscheid über die Annehmbarkeit der Kandidaten auf den radikalen Listen den De­partementsorganisationen überlassen, was natürlich zur Folge haben wird, daß die Vorsschriften der Zentralorganisation mehr oder weniger genau be­­folgt werden.­­ . . Die Frage ist,wie sich die Wählerschaft ver­­halten wird.Der Bruch zwischen den Radikalen und den Sozialisten wird mist zur Folge habe, daß sich die Wahlen vielerorts für oder gegen den Sozialismus abspielen werden.Die Zeiten des alten Fortschrittsblocks sind vorüber-Viele Fort­­schrittsmänner werden es bedauern.Aber die Ver­­­antwortung dafür kommt nicht den Radikalen,son­­dern­ den Sozialisten zu,die sich auf ein klassen­kämpferisches Ausschlußprogramm geeinigt haben. Dies hat die Rechtsorientierung der radikalen Partei veranlaßt,was»leicht eine Rechtsorientierung in ganz Frankreich zur Folge haben kön­ntr.Es ist den Sozialisten oft gesagt worden,daß ihre neueste Politik der Reaktion rufe Vieles deutet darauf hin,daß die Prophezeiung schon bei den nächste Wahlen in Erfüllung gehen könnte. . [abspielen. tijche Liste ee 8 * F 228 ” 4

Next