Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1921. Januar (Jahrgang 48, nr. 14313-14332)

1921-01-28 / nr. 14330

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Und doch ist diese nicht eine der gewöhnlichen Art.­­ Mit ungeheurem Gefolge sind die einzelnen Ministerpräsi­­denten der Ententestaaten in der Seinestadt erschienen. Dies und die Bedeutung der zur Verhandlung stehenden Fragen geben der Konferenz den Charakter einer zweiten Frie­­denskonferenz. Daß diese schon so bald notwendig ge­­worden, richtet daß Wert der ersten Friedenskonferenz von selbst. Die erste stand anfangs und auch nachher wenigstens­­ äußerlich und scheinbar unter dem Zeichen der Wilsons­­chen Lehren. Diesmal fehlt Amerifa ganz. Vor z­­ei Wochen wurde der amerikanische Vertreter Wallace, wie es heißt, endgültig abberufen. Amerifa hat „die diplomatischen Be­­ziehungen zu der Friedenskonferenz abgebrochen”. Ob dies für Deutschland ein gutes Vorzeichen bedeutet? Wohl fehtwer­­lich. Das voraussichtliche Ergebnis der Konferenz? Dies wird man erst nach dem Preis der bei­den Beratungen und den damit Hand in Hand gehenden sonstigen Veranstaltungen noch zu verpuffenden Zigarrenmengen berechnen können. Doch sehen wir uns zunächst den Zi­ed der Konferenz an! Auf der Tagesordnung stehen die beiden Hauptfragen: Entwaffnung und Entschädigung. Schon die Vorsilde Ent­ in Wörtern zeigt an, daß Deutschland wieder Haare lassen soll. Wer diese Haare fordert, ist Frankreich. Des­­halb hat sich auch Frankreich für diese Konferenz mit­­ großer Umsicht und Sorgfalt vorbereitet. Die Form war ein Ne­­gierungswechsel von Leygues zu Briand. Heute­ läßt sich die Bedeutung dieses N­egierungs­wechsels noch nicht mit ee er weder. Bu EDER im die al­s her­­ 1 Ne » auf der andern! Allgemein ist Briand al ein hervor­­ragender Taktiker von bewunderungswürdiger Elastizität be­­kannt. Daß er ein Meister­ all der Finessen und Kniffe it, mit welchen bei solchen Gelegenheiten gefochten wird, verficht sich von, selbst. Weshalb er auch der nichtamtlichen englischen Meinung bedeutend weniger willkommen ist, als Leute vom Schlage Elemenceaus oder Millerandt, bei denen man von vornherein mwisje, mit wen mar &8 zu tun habe. Bei den fest fließenden Verhandlungen — darüber be­steht sein Bimeifel und gibt man sich auch in­ Deutschland seinen Selbsttäuschungen hin — wird Briand, wie jeder andere französische Ministerpräsident es tun würde, das für Frankreich größtmögliche Erreichbare zu erreichen versuchen. „Der Schuldner muß bezahlen!” In diesem Sache gipfelten die Ausführungen über die Wiedergutmachungen in seiner Programmrede. Der Ton: Meß an Deutlichkeit und Nach­­druck nicht ® zu s­ci­jchen übrig. Doch ist wohl anzunehmen, daß er bei der Verfolgung seiner Pläne weniger halsstarrig sein und nicht mit dem Kopf durch die Wand zu rennen ver­­suchen wird, wie sein Vorgänger. Ein Weniger konnte hier aber leicht ein Mehr in der Wirrung bedeuten. Denn was England selbst betrifft, so ist das Gerede über seine angeblich entgegenkommende Haltung Deutschland gegenüber nicht gerade sehr ernst zu nehmen. Deutschland ist für Großbritannien nicht mehr der gefürchtete Gegner auf dem Weltmeere, der es vor dem Kriege war und der «8 heute für Frankreich in Europa ımd vor allen Dingen am Rhein ist. Der englische Grundlag des balance of power­­ spricht dazu für die Schaffung und Aufrechterhaltung eines halbswegs vollwertigen Antagonisten gegenüber Frankreich. Er­­inneren wir uns doch, so schon am 3.­ August 1914, Nur Stunden nach der englischen ar­m k­ann­er herbeiführten. War­­ auf der einen Seite ganz offenbar der Scheoffe Gegenjag, in welchen Leygues, der nichts ander>s als ein vorgeschobener Strohmann des Präsi­­denten Mill­iand gewesen, in Fragen der internationalen Politik (besond. 3 Deutschland und den Orient betreffend) zur englischen %ffaffung geraten war, welcher sein Ver­­­bleiben unmöglich machte, so ist auf der anderen Seite nicht minder Far. da auch der kurz vorher wegen der Herablegung der Miltärdienstzeit zurückgetretene Kriegs­­minister Lefevre und in Kreis an dem Grab geschaufelt hat, in welches Leygues dann verfant. Die Willfährigkeit dem englischen Machtspruch gegenüber, dort ertremer Natio­­nalismus. In inwergen Farben wird Briand im Uhren­­saal des auswärtigen Amtes erscheinen? Man wird das rich­­tige treffen, wenn man auf eine Kombination der beiden set. War doch auch seine Programmrede eine eben­so starfe Betonung der Freundschaft zu England auf der einen Seite, als ein Unterstreichen der Forderungen an Deutschland, die im Namen der ‚allgemeinen Moralität” gestellt wurden, deutschen Botschafter in London Fürsten Lihnomsin sagte, Deutschland solle sich nach seiner Besiegung vertrauensvoll an England wenden! England hat ein Interesse daran, den deutsch-französischen Gegenzug zu schüren. Uebereinstim­­mend hiemit ist die Tatsache, daß­­, wenn er auch t wieder­­holt den Deutschen geneigter zu sein vorgab, schließlich doch in jeder strittigen Frage den weitergehenden französischen Standpunkt Honorierte. Heute treffen sich die englischen und deutschen Belange in Rußland. Wer soll Rußland aufbauen? Außer England kommen nur Deutschland und Amerika in Betracht. Mit Amerika wird die Auseinanderlegung auf einem andern Gebiete ausgetragen. Dem deutsc­hen Wettbewerber macht man — durch Frankreich — am Rhein zu tun, um ihm die Muße und Kraft zu rauben, seine Aufmerksamkeit dem Osten zuzuführen. Unter diesen Gesichtspunkten sind die Beratungen dieser Pariser Konferenz zu betrachten. In der Frage der Entwaff­­nung Deutschlands, die als erster Punkt auf der Tagesord­­nung steht, soll, wie ein L­yoner Fünfspruch meldet, zwischen Marschall Hoch und dem englischen General Wilson eine Einigung dahin erzielt worden sein, daß Deutschland eine Suiftverlängerung bis zum 1. Mai dieses Jahres erhält. Bestätigt sich diese Nachricht, so wäre damit für Deutsch­­land die drohendste Gefahr, die seit Monaten einem Ver­­hängnis gleich über ihm schwebt, die Bejegung des N­uhr­­gebietes, wenigstens für eine Beitrang beseitigt. Schwer­wiegen­­der ist eine andere aus Paris stammende, über Dieupert vermittelte Nachricht, wonach Briand entschlossen sei, die französischen Entschädigungsforderungen auf 50 Milliarden Goldmark herabzufegen, und sich ernstlich bemülte, mit Deutsch­­land zu einem Einvernehmen zu gelangen. Was den ersten Teil dieser Meldung betrifft, glauben wir alle Ursache zu haben, ihn mindestens als­ verfrüht zu betrachten, wenn­gleich er als Symptom zur Beurteilung der Absichten Briandzs nicht belanglos ist. Doch will ung scheinen, daß sich gerade ein Staatsmann vom Schlage des jenigen­­ französischen Ministerpräsidenten eine solche Herablizitierung der französischen­ Forderungen auf die­­ Hälfte nur nach schwerstem Ringen und­­ pestönbniffe auf anderem Gebiete wu­rde ee . Ober sollte 3 doc sol er daß die Berminft nun schließtl sich auch in die, a derartige Anscheine nach ganz feuer sicher gearbeitete Machthaber an der Seine eingezogen it? nun wirklich einzusehen anfangen, das­s das sich vom Boden nun bis auf die Knie s törichtem Hab die Kann je er uffiffe altem ge­der hat,nichts schneiden darß wenn es svill daß Deutschlich für es’ S Die friedliche Zusammenarbeit dieser beiden Staaten swie­ber „Vorwärts neulich schrieb, nicht nur für si en De den nn ganz ee ein wahrer­­ Andere 6 toeiche bie « ' is wird, und die tiefifche und die ver Ueber die ruffiiche soll, wie es in der amtlichen Neutermeldung vom 17. d..M., welche die zur Beratung stehenden Fragen an­­findigte und nicht ohne Absicht zwei Tage vor der franzö­­sischen Regierungserklärung verlautbart­­ wurde, hieß, nicht verhandelt werden. "Aber welcher angehende Kaffeehauste­­sucher Tann heute über die Entwaffnung Deutschlands, über die Erfolge der türkischen Nationalisten in Allein- und Vorder­­asien politisieren, ohne die Bolsb­ervifen zu erwähnen! Neben der Frage des Wiederaufbaues Europa, welche von der Behand­­lung der durch Deutschland zu zahlenden Entschädigungen wesentlich bestimmt wird, ist der russtische Bolscherwismus und was drum und dran ist, heute die Frage der europäischen Politik. Um diese wird Feiner der im Bariser Uhrensaal um den grünen Tisch Ligenden herumformen können. Die Nachrichten der die bevorstehenden Absichten der Moskauer Regierung, das Gefühl einer unheimlichen Beunruhigung, welches derzeit Europas Franken Körper durchschauert, er­ [ich Ben Keh Befadbenn ee Be Ferne: heraus- Be Pe­el­ er gnn BEE Bee ·« Elegie. Ja, das sind jegt die stillsten Stellen im Lande, die einst die berebtesten waren. Da donnerten und fausten vor Zeiten die Züge — am Tag wie große schwarze gefähr­­liche Schlangen und in der Nacht wie gespenstlsche tönende Lichtstreifen... wie lange ist das schon her! Heute wächst das hohe schwanfende Gras z­wischen den Geleiten, die längst von gelbbraunen Roststreifen bedeckt sind, der schöne rote Mohn, die weißen Mafk­ebehen sind ringsum der aus­ dem verwitterten Schotter hervorgekommen, und wenn der Wind weht, legen sie ihre schlanken Leiber anmutig über Die alten verrofteten Schienen und brauchen nicht zu fürchten, daß ein schweres eisernes Rad ihnen den Hals abschneiden könnte. Lini3 und rechts die­ obligaten Sumpfstreifen ent­­lang dem Bahndamm, die sind geblieben wie früher, aber die Ber­ohner der Schilfwaldungen führen recht ein unge­­störteres Leben wie einst, denn da oben hat es aufgehört zu pfeifen, zu rauchen und zu sü­nfen. Eine genauische Stille und Schwermut hat sich über das Ganze gesenft, und wenn der Wind durch die alten freilich schon vielfach zer­­rissenen Telegraphendrähte fährt, so ist es als summten sie den wettergebräunten Stangen in ihre aufgerichteten weißen Borzellanohren „Weinend möcht den Bli ich renfen, der die tiefste Seele geht wie ein süßes Dein gedenken, wie ein stilles Nachtgebet”. Und wenn wir die Strebe entlang gehen — überall die gleiche Verlassenheit. Einige Wächterhäuschen sind noch beiwohnt, und der Wächter führt, nachdem das unnötige und blöde Herauslaufen und Salutieren vor jedem belang­­losen Saftzug nun schon lange aufgehört hat, ein geruf­­sames Leben und widmet der Geflügelzucht sorwie dem Ader­­und Gartenbau den Rest seiner ihm vom Staatsdienst noch verbliebenen Kräfte In anderen Wächterhäuschen wohnen nur Spagen oder Schwalben. Höchstens scheuchen unsere Schritte einen ruppigen Bauerntöter weg, der in den offen­ stehenden Zimmern nach etwas eventuell noch Genießbarem gesucht hat. Stärker bevölfer ist das Eisenwerk der Brüden, das die Baumeister der Vogelwelt geradezu herausfordert, hier ihre Ideen zu verwirklichen. Und wie melancholisch wirft die Einsamkeit und Dede der Bahnhöfe auf uns! Denn wo das Leben am stärksten pochte, dort drückt uns die Last der Stille am schwersten. Da stehen die langen, trübselig schweigsamen Neihen der alten verwitterten Waggons — alle mit aufgebrochenen Türen, alse leer. Und wo es nicht­ mehr zum Stehlen gibt, da er stirbt das Leben von selbst. Im Sommer wohnen in den vielen, teilweise schon a la Semiramis be­wachsenen Waggons Finderreiche Familien und genießen die gute Luft hier draußen, wo sein Kohlenrauch mehr und sein Be­­triebsreglement zum Himmel fü­nft. Und mehr unendlich reiches Feld bietet sich hier den Kindern für ihre Ent­­defungsreisen: sie untersuchen die Wechsel, schlagen die s­chönen roten und grümmen Gläser heraus, wo sie sie finden, rutschen in die ruffigen Rauchfänge der Lokomotiven, spielen unter den Waggons Räuber und Gendarm, machen Hebjagden ü­ber die Dächer und pflüden die bunte Blumen ab, die dort üppig machen. Wie würde man erschrecen, wenn jecht plöglich der Pfiff einer Lokomotive ertönte! Aber da ist seine Deiohg: Verschlafen und friedlich liegt alles, da, wie die alte Seestadt, deren Hafen allmählich versandete — war es Ravenna oder Brügge? — so daß sie, von ihrem Lebenselement abgesc­hnitten, langsam an Entfrästung starb. Und der Fremde, der durch die stillen grasbetwachsenen Straßen wandert, staunt über die Pracht der alten träumenden PBa- Läfte, über die Majestät der hohen Kirchen und Denkmäler, die einst Hier­ errichtet wurden — vor Tanger Seit, da die Stadt noch reich war von den Gütern, die ihr das Meer brachte... Sa, das sind heute die stillsten Stellen im Land; die Stellen, wo die Schienenstränge laufen. Drüben aber, wo sie die Landstraße über den Berg zieht, her, dort geht's luftig zu! Da laufen die Autos aneinander vorbei, da donnern und stöhnen die riesigen Lastkraftwagen, da schleichen träge und stetig mächtige Pferdegespanne und gemächliche Dochsen- und Büffelwagen dahin, da fährt mit fröhlichem­ DBlafen die neu Tadierte Postkutsche, beladen mit einer ‚Fülle mehr oder weniger vergnügter Neisenden und einem Berg mannigfaltigen Gepäcs. „Wald und Flur in schnellem Zug faum gegrüßt — gemieden, und vorbei wie Traumez­­flug sehwand der Dörfer Frieden. “" a, so mochte es gewesen sein, als unsere Großmütter — Anfang der 50er Jahre — ihre Hochzeitsreise nach Wien machten. Selig der, der aus ihrer Zeit noch einen nicht ganz von den Motten aufge­­troffenen armwüchsigen Neifepelz, einen­ F­ußjad, eine barba­­tische Pelzmühe ererbt hat! — „Willen Sie, zu meiner Zeit”, erzählte mir ein älterer Herr, als ich mit ihm im Boftiwagen von Klausenburg nach Hermannstadt fuhr, „da war das Reifen noch eigent­­lich sehr umständlich. Wenn ich so dente, da drängte man sie Halbe Stunden lang vor einem Schalter herum, big man zu seiner Härte kam, irgend ein versoffener Träger; Be­ ­i Mr % TG

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