Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1921. November (Jahrgang 48, nr. 14527-14549)

1921-11-26 / nr. 14546

rn ——­ne den Be 14546 Permannstadt. Sonnabend gentwärtig mit herb­erragenden deutschen gelehrten Un­­terhandlungen zweck ihrer Berufung an argentinische Universitäten. Dr. Raimundo Bosc, der im Auftrag der medizinischen Fakultät Rosario in Argentinien Deutschland bereiste, rühmte die Organisation und Sic­cerheit des Deutschen unwissenschaftlichen Betriebes. Die Provinz Iujuy im Norden Argentiniens hat ein großes Museum für Mineralogie und Geologie gegründet und als dessen Sit die Provinzialhauptstadt Iujuy gewählt. Mit dieser Gründung ist der Name eines deutschen Mi­­neralogen und Geologen eng verknüpft, denn das Mu­­seum wurde nach dem bedeutendsten M­ineralogen und Geologen Südamerikas, Dr. Wilhelm Bodenben­­der, „Bodenbender-Museum“ genannt. Der Gelehrte Hat neben seiner Lehrtätigkeit an der Univer­­sität Sorkoba in Argentinien zahlreiche wissenschaftliche Expeditionen in die verschiedensten Teile Argentiniens unternommen, von denen er reiche Schäge an Minera­­lien, Versteinerungen und Pflanzen nach Sordoba mit­­brachte, um sie den dortigen Museen einzuverleiben.­­Stezgals gedrängter Lebenslauf.) Ende November erschien im Verlage von Ernst Romwohrt in Berlin ein von Leo Stezaf verfaßtes Buch, betitelt: ‚Meine sämtlichen Werke.“ Der Künstler hat dem Buche einen luftigen Anhang „Gedrängter Lebenslauf für das Konversationslerifon“ beigefügt, dem wir nachstehend ver­­öffentlichen: Ich bin am 18. August geboren. Das Jahr sage ich nicht, weil man es mir ja doch nicht glaubt und mir in der Annahme, daß ich nicht die Wahrheit sage, noch­ wenigstens drei bis vier Jahre mehr zulegt. Ich bin ein Slaschenkind. Damals ging das noch, weil genügend Milk) da war. Ich besuchte den Kindergarten, die Volks­­schule und vier Klassen Realschule. Den größten Erfolg hatte ich im Kindergarten. Das war alles in Brünn. — Dort lernte ich die Schleiferei, war am Abend Statist im Stadttheater und erregte durch mein besonders lebhaftes Anteilnehmen an den Vorgängen der betreffenden Srüde beim Publikum Anstoß. Langjährige Weonnenten mieden das Lied­er Mein geliebter Lehrer Nobinson entdecke mich und bildete mich zum Sänger aus. — Der bin ich nun schon seit — Teider — einigen Jahren. Meine Be­­scheidenheit verbietet mir zu sagen, daß ich phänomenal bin und ein Gestirn am Kiünstlerhimmel. Ich bin fünfmaliger Kammersänger und Ehrenmitglied des Gebirgs- und Be­­­­­trachtenvereins „VHirichbergler” in Egern und Tegernsee. — Al bin ich beitragendes Mitglied der freiwilligen Feuerwehr dasselbst und jammte Briefmarken. Das Sam­­meln von österreichischen Tausendfronen-Scheinen habe ich aufgegeben, weil sie nichts wert sind. Seit einigen Jahren bin ich verheiratet und lieb­te einen Sohn und eine Tochter.­­— Die ganze Familie nörgelt an mir herum und ich­ werde strenge bewacht, damit ich nicht viel esse, weil ich "Tonft zu die werde und als Liebessänger unmöglich. Ich bin ein weißer Sklave. Indem ich der bestimmtesten Hoffnung Anspruch gebe, meinen Lebenslauf zwar kurz, aber den­­ich geliebten S Konversationslerifen zu Süßen "gelege zu haben,” . . stets bereit vnd—zeichne­­ mich aus dem lieben Konversations­­lexikon herzlich ergebener Leo Slezak,Dich­ter und Sänger. (Stüdische Spekulation während der Untersuchungshaft) Aus Djenpest wird gemel­­det: Der Umntersuchungsrichter hat die Freilassung des seinerzeit verhafteten Direktors der Merkurbant Mar­­co Bid veranlast. Bekanntlich hat Bit seinerzeit eine Berrechnung über fremde Baluten in der Kühe von 50 Millionen Kronen nicht leisten können und ist deshalb in Untersuchungshaft gebracht worden. Bid rechtfertigte sich damals, daß er wegen Beschlagnahme einer Sendung, seinen­ Verpflichtungen nicht hat und­­‚ noch erschöpfend, dem kommen können. Aber wenn ihm auch diese Entschuldi­­gung zugestanden wurde, so fehlten trotzdem noch immer etwa 40 Millionen Kronen zur vollen Deckung. Nun Hat aber Pi während seiner Untersuchungshaft die Be auf der Börse aufmerksam­ verfolgt und ewann in dieser Zeit, also während der Unteruchungs-­haft, durch Dollarläufe ungefähr 70 Millionen öster­­reichisc­he Kronen, womit er seine Gläubiger vollstän­­dig ae fonnte. Troß seiner Freilassung wird jedoch die Staatsanwaltschaft eine Klage, gegen ihn einbringen. (Eine Straßenbahnfahrt — 30 Kronen.) Aus Wien wird berichtet: Im der ersten Dezemberhälfte wird eine neuerliche Erhöhung der Straßenbahntarife vorgenommen werden. Es wird sich darnach eine Fahrt auf der Straßenbahn auf etwa 30 Kronen steh­en. Zu­­­gleich soll an der Preis für Gas und elektrischen Strom in den K Haushaftungen um etwa 80—100%­­ erhöht werden. (Ein neuer Urmenschenfund) Ueber Die Enttiefung eines neuen Urmenschenschädels, der viel älter ist als der des Neandertalmenschen und im Bri­­tish Museum Ausstellung finden soll, wird in Londoner Blättern berichtet. So wurde in einer Höhle der Brofen-Hill-Mine in Rhodesia (Mittelafrika) gemacht. E83 war der einzige menschliche Weberrest, der in dieser 50 Fuß unter der Erde gelegenen Höhle gemacht wurde. „3 waren da“, berichtet der Finder W. Harris, „Hunderte von Hentnern versteinerter Tierknochen an­­gehäuft, darunter solche von Bann­löwen ufm., zahllose Knochen von Heinen Vögeln. Der einzige große Knochen in der Nähe der Ueberreste dieses frühen Men­­schenvorfahren war der zerschmetterte Schädel eines Lö­­wen, und ein runder Stein lag dabei. Ein Kampf auf Leben und Tod zwischen dem Urmenschen und der Bestie mag hier in jenen Zeiten der Plivcänperiode stattgefun­­den haben”. Der bekannte Prähistoriker Elliot Smith, behauptet, daß er sich bei diesem Schädel um einen bisher ganz unbekannten­ Typus des Urmenschen handle, der sehr viel älter sei als der Neandertalmensch, aber nicht ganz so alt wie der seinerzeit auf Java gefun­­dene Bithecantrophus, ,,ch glaube‘, erklärt Kelliot Smith, „daß dieser Broden-Hill-Mensch einen­ primi­­tiven Verfahren der Neandertalmenschen darstellt, der wahrscheinlich von Afrika über Gibraltar nach Europa gekommen ist. Die Entdefung gibt einen Anhaltspunkt für die Theorie, daß Afrika die Urheimat der Menschen war”, ®­en um in mann 26 November AR: Beite­r Rochmald zum neuen Mietgefeß.­­ » Auf Die langatmige, meinen bereits früher einge­­­nommenen Standpunkt größtenteils bestätigende Exrmide­­rung des Saugsbefigervereines, begnüge ich mich, einige­­ Fl­ugstellungen zu machen. I Kerr­anal, Dr. Aldric Zuberhnrch Ei mit der unstichhaltigen Behauptung, ich hätte von durch mich jeldbit angeführten Verfügungen des­­ Zentralmietamtes Nr. 51126 und 51263 seine Kenntnis gehabt. Dr. Albrich die Deffentlichkeit nur einseitig und nie vollständig informiert baute, finden er aus vielen zwei­­Berfügungen nur die den Lausbesitern anscheinend gün­­stigen a r­ dagegen die auf das Recht und den Schuß der Mietnehmer bezughabenden Stellen einfach­ verschwiegen­­ hatte. Ich sehe mich Daher veranlaßt, diese, für­ die Mietnehmer sprechenden Stellen anzu­­führen. "dem Artifek­ 3EH die Wohnung dem Verfügung Nr. 51126 führt unter anderem aus, ‚„waß der Mietnehmer beim Mietamt um dieselbe in­nung, die er bisher bewohnt hat, umsucht un­ch das Mietamt Durch die Beratungskommission entsprechend reichen Mieter wieder zuspricht.” Die Verfügung Nr. 51262 ist nach kategorischer und besagt nd, ‚„waß der Artifek 385 der a­ls­en Mietnehmer bes­rechtigt, weiterhin in der hung zu bleiben und die Lausbesißer somit ‘die Mieter ohne gerichtliches Ur­­teil nicht evakuieren können. Die Mietämter sind verpflichtet, das Necht des in einem sol­­chen Verhältnisse in der Wohnung befin­dichen Mieters zu bestätigen und die Bei­träge zu vidieren.“ «­­Es entspricht somit vollständig der Wahtheth ichaufschnede den Hausbetr dem damit nicht mehr bestanden wird,als die einache Neubestätigung de setsvertrages und die Darstellung der Miete.Die bereits veröfentlichten Mitteilungen des Hermannstädter Mietamtes Inden die nur ee­s 2. 3 erübrigt sich, auf das Wort „Kündigen“ noch FE Baia 2 3. Bezüglich Stellungnahme der Kal. Tafel in Klaus» mache ich aufmerksam, dass im romanischen Ori­­ginaltert des Artikels 64 nicht bloß von Verordnungen uso., sondern aus von allen Gejegen (‚‚toate regile‘‘ gehe­n wird und demnach die Entscheidung der­laufenburger Tafel, die übrigens nicht isoliert ist, vollständig begründet war. 4. Nachdem Herr Dr. Albrich selbst zugibt,; Da. die Tafel berechtigt sei, für das ihr unterstellte Ge­­biet grundlägliche Beschlüsse zu fassen. Eann auch eine Kündigung des Mietsvertrages,­­ wie sie irrtümlicher­­weise von den Sausbefigern gedacht war, praktisc­he nicht durchgeführt werden, umso weniger, aß die Sermannstädter Gerichte sie der Entscheidung Alay- Baus fügen werden. (Eine Ausnahme bilden ja auch d­ie gewesenen Kündigungen wegen Nichte zahlung usm. , 5. Die Trage, ob eine durchführende Behörde ein Gefäß bezw. die Absicht des Gefeßgebers ändern kann, ist im übrigen schon lange entschieden und diese Ents­cheidung Gemeingut sämtlicher Rechtsinformierter ges ‘worden. E83 ist zurwedlos, darüber noch Worte­­ zu verlieren. « 6.Herr Rechtsanwalt Dr.Albrich hatte dwvwbaß das Mietgesetz noch vor dem Gesetz zur Förderung der Neubauten(das Reglement dieses Gesetz ist auch nur seit kurzer Zeit in Kraft getrete Othenataw genommen wurde,somit das Mietgesetz älteren Daq­tums im­ keine Kenntnis sonso hätte er sicherlich in seiner Erwiderung davon überhaupt seine Erwähnung getan. Mit diesen Richtigstellungen betrachte ich unsere Auseinanderlegung meinerseits als erledigt, und ich stelle nur noch einmal fest, da der Mieterfhub auchg Den Hausbesitern, deren Kündigungsrecht somit nur ein sehr beschränktes ist, wie auch einzelnen. Mietneh­­mern rate ich jedoch, nach Möglichkeit Die eventuell entstehenden Differenzen auf friedlichen Wege zu er­digen, da aus ihrem G Streite hauptsächlich der­ baug­­riefiger Schaden ziehen könnte, indem sehr leicht einem Dritten Vorteile daraus entgehen künnen. Sermannstadt, den 24. November 1921. Adolf Zu, B Dazu muß ich‘ bemerken, daß Serr­ rn 08 andere Id Soman von Hermann Wolfgang Babo. Hambrich veriuier. (16 Fortlegung ) Der Lord erwachte aus einem erquidenden Schlum­­mer, als es bereits zu dämmern begann. Er kleidete sich rasch an und ging zur Table d’hote, nachdem er sich zuvor beim Portier erkundigt hatte, ob Mister Blase bereits zurückgekührt sei, was der Portier ver­­neinte. Lord Elaridge empfand es überaus angenehm,­­das an einzelnen Heinen Zischen serpiert wurde. Auf jedem Tischen stand eine elektrische­­­ampe. Durch­ einen violetten Schirm fiel das Licht gedämpft auf die aparten Gedede. Der Lord nahm mit piel’ De» Hagen die auserlesene Mahlzeit ein. Nach dem Essen ließ er sich an dem Kaminfeuer im Lofer des Hotels nieder, bestellte sich eine Slaihe Rheinwein, stellte sich eine Henry Clay in Brand. und blätterte in einer deutschen Zeitung. Ein mehliges Behagen durchrieferte seinen Körper, seit langer Zeit war er nicht so ruhig gewesen. Pröslich nahmen seine Augen einen starren Aus­­druch an und blieben an einer Zeitungsnotiz haften. Die Buchstaben tanzten vor seinen Augen, das Blatt entfiel seiner Hand. Da betrat gerade Thomas Blake­ das Gehyer und schritt geraden Weges auf den Lord zu. „Milord, was fehlt Ihnen?“ begann der Detektiv.­­ „Seten Sie sich zu mir, Mister DBlafe! Ich seie ,soeben in der Zeitung, daß mein bester Freund, eines Mordes verdächtig, in einer Heinen Deutschen Stadt in interfubergschaft fist,“ begann der Lord nach Furzer Baufe. „Vor einigen Tagen wollte ich ihn no in Zürich treffen, da kam Danbys Telegramm und veran­­laßte mich, Direkt nach London zu reisen.“ Der Lord stürzte hastig sein Glas hinunter, und seine Rechte zitterte, als er das Glas zum Munde führte. „Conderbar,“ entgegnete der Vetektid, „ein Freund von Mylord ein. Mörder?“ Der Lord antwortete nicht; er starrte in das ver­­glinmende Feuer; in seinen Augen spiegelte ich Die sterbende Flut wider. Thomas D­lafe beobachtete auf­merk­­am. sein gegenüber: „Mister Clafe, wenn Sie gestatten, werde ich Ihnen eine Seihichte erzählen. Dann werden Sie alles ver­­stehen.“ Und der Lord begann: « ,.Von dreieinhalb Jahren weilte ich in Angptem als mich plötzlichJeine seltsame Luft befiel,Indien,das Märchenland,kennenzulernen.Ich will es Ihnen nicht verschweigen,daß auch ein vager Hoffnungsschimmer­ in mir lebte,dort zu finden,wonach ich bis dahin vergeb­­­ich suchte.Man wird leicht zum Phantasten,Mister Blakeg auf der Jagd nach einem toten Glück.« Der Detektiv war fast unsichtbar geworden hinter einer dichten blaugrünen Rauchwolke,die er aus feiner Zigarette blies.Der­ Lord fuhr weitert in seiner Erzäh­­lung­ fort: „Das Blüd War mir günstig. Ich brauchte in Alexandria nur ein­ paar Sage zu Marten, da regte ein Dampfer im Hafen an, der auf einer Bergnügungs­­fahrt nach Indien begriffen war. Ich war sehr erfreut, einen deutschen Dampfer bewugen zu können, dem ein solch guter Ruf vorausging, wie der stattlichen „Bis­­toria Quij“. In einer herrlichen F­rühsommernacht verließ unser SHi­f den Hafen. Die silbernen Wellen brachen sich müde an den Platken des Schiffskörpers. Am Himmel witterten vier tausend Sterne. Stundenlang stand ich an die Brüstung gelehnt und träumte hinaus in Die schwei­­gende Nacht. Wenn ich jener Tage gedenke, kann ich die Stunden nicht unerwähnt lassen, die in ihrer harmonischen Größe men Herz wieder ruhiger schlagen ließen und mich für Augenblicke mit einer ©lüdseligkeit erfüllten, die mich mein Leid vergessen machte, um dessentwillen ich hinausgezogen war in die weite Welt. Am nächsten Tage hatte ich Gelegenheit, mir die Reisegesellsshhaft näher anzusehen. Das Hauptkontin­­gent stellte‘ Amerika, das durch eine Rotte Barrenüs mit den bekannten brutalen Gesichtern und schlechten Manieren vertreten war. Dann waren viele Deutsche da­ ,­ber ein Mann war an Bord, der bald meine ganze Aufmerksamkeit erweckte. Er war der Maharad» iha von Durbunga, der von einem Besuch der euro­­päischen Hauptstädte in seine Heimat zurückkehrte. Man ‚„raf ihn stets auf dem Promenadenlied, in ein Buch vertieft. Ein grauer Rollbart umrahmte das braune Gesicht, in dem zwei Dunkle Augen glänzten. Eines Tages hatte ich Gelegenheit, den Fürsten von Durbunga Hersünlich kennen zu lernen. Ich war erstaunt über Die vielseitige Bildung dieses Mannes, der alle einzelnen Länder des Abendlandes und ihre Kulturen nannte. Wenn er sprach, kam ein unerktürdiges Leben in seine Züge; seine Stimme Hang­ig entfernte Mufil. Eines Morgens traf ich den Fürsten nicht auf Ded. Er kam den ganzen Tag nit zum Borfhein. So oft ich an an seinem Liegestuhl vorbeikam, sein Plak blieb leer. Am nächsten Tage padte mich eine gemeiffe ilh­­rube, ich forschte nach dem Verbleib des Fürsten. Da erfuhr ich denn, daß er frank in seiner Kabine darnieders lag. Der Schilfsarzt, ein liebenswürdiger junger Mann, hielt die Krankheit des Fürsten für nis unbedenklich; dennoch gestattete er mir, den Kranken zu besuchen. Der Maharadicha freute sich ungemein, als ich seine Kabine betrat. Er brüdte mir freundschaftlich die Hand, seine Rechte hob sich zitternd und umfaßte kraftlos die meine. Der Stanz war aus feinen leuchtenden Augen gemichen. Seine Stimme sang merkwürdig matt und tonrlos. Der Fürst machte ganz den Eindruck eines Schmerfranfen. (ortjebung folgt.) :

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