Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1922. September (Jahrgang 49, nr. 14775-14800)

1922-09-27 / nr. 14797

k. « 1 Ye­ue Schriftleitung Ar. 11. Verwaltung Nr. 431. Bezugspreis für Hermannstadt: ohne Zustellung ii us a Pi et vierteljährlich... „ 60— mit Zustellung monatlich . . . . Lei 2350 vierteljährlich . 1, 70’— it Bostversendung A i­ dr Zuland: vierteljährlich . . Lei 70— halbjährlich ... m 10 _ Einzelne nimmer: Leu­­ ° " Siebenbürgisch-Deutsches mannfadt, Mittwoch 27. September 0 oe: a ran or ui map een anna urn wre arm aansumemn — 93 X Beiun­bWes und Anzeigen übernimmt außer der Hauptstelle Heltauergasse Nr. 28 eder Zeitungspersähleiß und De envermittliun­en des In- und Auslandes FK­ Alt Rumänien,Bessarabien Bobrudika u. Bulowina bei Friedrich S. Bendek, Bukarest, Str. Gen. Berthelot 19 Anzeigenpreis: Der Raum einer einspaltigen Petitzeile foltet beim jedede­m­aligen Einladen bei 3 °— Bei größeren Aufträgen größ u ——­n Na Erfeint täglich mit Ausnahme > der Sonn- und Feiertage, 49. Jahrgang . . v Tue rn are ee: Eine aaa ... Z - - Kriegsgefahr an den Dardanellen (.. ..) Herr Lloyd George sucht gerne gefühlhalte, ja religiöse Motive für reim prattiiche Taten. Vor wenigen­­ M­onaten sagte er den Methodisten, die reli­­giöse Lehre vom „Schub für den Schaden‘ sei Der eigentliche Grund zum Eintritt Englands in den­ Welt­krieg gewesen. Für das Verbleiben und, Verbluten eng­­siler und “england-verbündeter Truppen auf Galli­­polis gibt­s auch einen ähnlichen Grund; 20.009 engs file und­­ australische Tote ruhen auf der Halbinsel, die England und seine Freunde acht Monate zu erobern beachteten­. Das Motiv ist rührend, aber es überzeugt nur einen Moment. Mehr als 20.000 türkische Kries­ger ruhen im­ selben Boden und diese haben noch das Argument für sie, dass sie als Verteidiger der Hei­­mat gefallen sind. Und d­as wollte England? Seinem zufsischen Verbündeten Munition zuführen, damit auch dieser Feind. fi daran beteilige, die Türken von ihrem Grund und Boden zu vertreiben. Ein böser Boden, diese Meerengenufer samt der Stadt Byzanz! Was ist da nicht schon Blut getroffen und um welche Gründe! Die Freiheit der Meerengen! Eines der "Haupt" motive für Englands Rolle im Weltkriege. Sind denn die Meerengen nicht frei? Im Frieden Fonnie‘ jedes Handelsi­iff ruh­­ren, etwa so wie bei Dibralı und­ ruhiger effenert, also.bei Port Said- Dutz...y­ringS­ie; ve­­rhindert werden konnte ra­­dialgewalt. : Geradeso wie eine Handelssperre, nur der Bracialgewalt möglic­­h war., Wer Die beiden­ Ufer. be­­fegen Tronnte und genügend Kanonen befahl, der sperrte die Durchfahrt. Um die Durchfahrt zu ergiwingen, gel­­algte seine Flottenmacht der Welt. Man mußte die Befestigungen von der Landseite angreifen und diesem edlen See sind die 20.000 Engländer und Australier geopfert worden. Es war geradezu ein Treppenmwiel der Weltgeschichte, da e­­ine Türkei im Weltkrieg die eigentl­ich nur teilweise zum Schaden­ Englands - und- Rufe fands erfundene Sperre nun gegen diese­ beiden Mächte gleichzeitig­ verwenden konnte. Tenn hatte die Sperre die rufsischen Küsten vor England geshllt, so Hatte sie die ruffische Schwarze M­eer-Flotte nie im Käfig gefangen gehalten. Nur die Anlehnung der Türkei an Deutschland brachte es zustande, das Die Türken sich der Dardanellen gegen ihre beiden großen Feinde be­dienen konnte. ‚ Diese deutsche Anlehnung leuchtete der Hohen Pforte bad ein, denn sie­ wußte aus vielen Strie­­gen, wie sehr, die Zaren und Zarinnen­­ sich selbst nach dem Bosporus sehnten. Hätte Rußland am Ententekrieg­­ festgehalten und­ hätte 8 am Siege teilhaben künnen, so wäre <3 interessant gewesen, wie­ ich die beiden Konkurrenten in die „Freiheit der Meerengen‘ geteilt hätten! Tie Entente hätte die Türkei in­ seinem Falle geben. Lassen­ können, denn England speziell hatte zu diese Versprechungen seinen Bundesgenossen und Basal- Ten gemacht, die nur aus dem Körper der Türkei häte­n temn befriedigt werden­­­önnen. Und das politische Verz­ichtwinden der Türkei wäre von den Siegern, besonders von England, et­wa ebenso befragt worden, als Frank­reich, das Verschwinden DesterreichAu­ngarns befragt, aber ‚nie ungeschehen machen kann. Zu viele Versprechungen hatte­n den Keinen, Bundesgenossen gemacht, die nur auf Kosten des Habsburger Staates befriedigt werden­onnten. » . .England kämpft um­ die Ffreiheits der Meerengen. Gegen wenP Wer bedaht diese Freiheit in Angoraverg spricht,­die M­eerengen freizulassen,wi«ill sichs der Kontrolle des V­itlkerbundes unterstellen,h­at sichs mit den Uferstaaten(ausgenom­men Romasnien,­­und Burga­­riens geeint ist sie ganz im Zeichen v­on Genf.Und dennoch will England beide eh­er behalten, Laßt seine Truppen allein in Tichanas stehen und produziert fer den Augenbild einen neuen Weltkrieg. Stolz ruft­­ Frankreidich zu, der französische Stolz werde sich mit der Tat­ade abfinden müssen, dass England allein aufrecht bleibe und die französische Politik werde die Folgen zu tragen hab . Wozu braucht England beide Ufer? Im Befige des " asiatischen "Ufers wäre Angora in der Lage, die Dam­ Sanellen sofort zu sperren­­ und Dasselbe vermochte England im Besite­ des europäischen Ufers. Aber um Be Doardanckien öffnen zu können, braucht es beider Ufer und das nächste Albton Nikht benützem allein besitz senns in­ England.­.. Logische-gisch«sichtlichse-wirtschaftliche-ethizgraphis­­che,moralischie Argumente fliegen hin und her aufallen «.»d«enK­onferenz»en,die sich s nun in Piaris absp­ielen Wie bald k­önnen schwere Gesch­osse und F­liegerbomben an ihre Stelle treten!«Poincare gebraucht sko gar militärisch­e­sexotive für das Zurückziehen seiner Trupspem daer sie nicht mit dem Rücken gegen das Meer stehsentalg senmill.Wienain erscheint er,der nicht wiissen wilh daßs England bseichferbrauch­t!Aber«Herr P­oincare,z dervkoll Gerisngschsätzsungwth"die»,,­Knochsen eines sid­­" lu«für englisches Prestisigei opfern wiilh vergißst,daß Englandeb-ctisosst giarsam mit,,,«mmys KnockJien«um-­ gehen­ w«ird",ks wenns es sich um die franzö­sisch senqu dan»e«l’len,­um den Rhein,handeln w wird Fast die ganze französische Presse stimmt ihm zwansgen­ommen dassbedeutendse»Journals des TebatsZ,welches v­on einer Stimmu­ngw sie zur Zeit Arabis spricht und wels schses darauf nerwie ist,daß einst Frankreichs den StuezH «skanat nicht verteidigen wollte und 203a"h«re-mtt Eng,­. land deswegen zust,reiten’h«atte.Wie skange wü­rde sschs Frankreich mit den Türken verstehen?Sjch sond­est man in der tür­kischsen Pr­esse:»Wir­ sind dieT Sieger und wirch­achen das letzste Wort Wir hängen nich­t mehr ab"v­on den Ereignissen,sondern wi­r d­irigieren sie!« Täe Türken w­ollen keinen grßsmnächstigen Beschhttzsen Nicht Frankreichsnizchst Russland,nicht EnglandAußer für di­e freien Dsardanellen mollen sieK­onstanti.nppse »w­eitss.xein»1na­l.ihrezlsjst so spischses»f­«noststadth»Es-Hi» er "Swih Liegt Diese 3 ER iöre velinische Heuptstadt it. ©: v ganz an Der Hauptstadt unbequem, » Beweis-keine eigentlich­en türkischen Gebiet­e Tandser Pheripherte desse Slam. Aber die Stadt wurde ja nicht ihrer­­ Lage wegen des Islams Hauptstadt, sondern Deshalb, weil sie das östlische Nom war, v woeil sie Byzanz war. Die einzige christliche Hauptstadt für den Orient, der an Nom d vergessen hatte. In Byzanz , fass der östliche Bapst und dorthin verlgte der aufstrebende miohamenes danische Glaube, der ji, als den richtigen christlichen Glauben betrachtet, auch­ sein Bapittum. Der Türken­­stoig will nun seinen Papst nicht in partibus infidelium haben, wie etwa der Sathofit im „‚Eich­enräuberischen‘‘ Nom den fernen hat. Also muß Stambul den Türken gehören. Nicht bfofs die Tiefen wollen 8. Die Araber, die 70 Mik fionen i­slamitischen Inder wollen «8. Und die duns­­tern Maffen in Mittelasien. Zu Stambul gehört nun einmal mindestens Thrazien 68 zur Marika, also bis zur­ bulgarischen Grenze. Und Bulgarien war doch jhn einmal Deutschlandg Bundesgenosse und geht­ heute noch) im gleichen Ver­acht. D­ieffeid­t findet e 3 wieder zu und nach Berlin und Icon steht die Linie Berlin B­agdad wieder da. Böse Gespenster gehen um. Ob nicht „‚ Tommy‘ wird wieder marschieren müssen? Wahrz icheinlich­ nicht. Die Partie it zu ungleich. Was hat England zur Verfügung? Die reguläre Armee zählt 240.080 Mann, die Neserve 90.000, die Territorialarmee 135.000 Mann, die Wehrpflicht ist abgeschafft. Also rund 500.000 Mann. Sr vier sind mindestens nötig, um in Anatolien zu kämpfen, in der europäischen Türkei, Balfistina, Mesopotamien, Aegyp­­ten, Indien den Krieg­ zu deben. Dann blieben nicht 400.000 für­­ den­ Krieg selbst, denn 75.000 sind in Indien gebunden, 10.000 in Irland, 5000 im der­ eur­oäischen Türkei, 10.000 in Aegypten, Sudan. Und im Mutterland bliebe nichts... Australien und­ Neuseeland haben zugesagt, Südafrika fickt Freiwillige. Unruhe gibts in Quebec und Montreal. Aber die Kosten? Die ‚Entfernungen? Stark ist England um opfern willig in Gut und Blut Jeine Bevölkerung. Aber­­ genügt das alles? Die Sowjets haben auf ihre Militärkonvention mit Angora ver­wiesen, sie haben einen Jahrgang mobilisiert. Enver­ hat mit den Sowjets­ einen Waffenstillstand geschlossen und die Eröffnungen des Herrn Awalomw, , mossauischen Botschafters in An­­gora, wurden mit rasenden Jubee angehört, Rußland wirft mit Neden und Nubel dahin, dass­ die Türkei ungeduldig werde und dass der exste Engländer falle. Die englischen Manöver sind abgesagt. Lloyd George geht nicht mac Genf. Zum Glüc it das, Washing­­toner lottenabkommen noch nicht, durchgeführt, „&3 braucht ‚desiuegen, ja nicht, zum­ Kriege zu kommen... Reichlich satt sind die Zeitgenossen des Krie­­ges, selbst des Sieges, der wirklich. Feine „gute Kopie Aber auch wenn der Friede not­ talsanlage” Darstellt, dürftig geflich erhalten bleiben sollte, eines kann man fon sehen. E&$ brauchte nicht des Ddeutschen Milittr­en­krieg mög­­lich zu machen. Sapienti­­at­­­rismus und Imperialismus, um einen ..­­.,­­ ‘ Die Krise im­ nahen Orient Das französisch­ geschriebene Bukarester Regierungs­­­blatt beschäftigt sich heute an leitender Stexlek m­it Rus­s­land und kommt zur Ueberzeugung, daß die unehrliche Proritif der Sowjetleute unverändert geblieben ist. Doch wird der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß angesichts der vom Regierungsblatte in V Paris vermuteten franfo-­ englischen Annäherung der russische Aufmarsch im Kaus­­fajus zivedios geblieben sein wird und dann rechnet die Regierung besonders mit dem tüchtigen Bolizifer, der im General Kemal­ stehe und der seinen Verbündeten werde nicht die­ Gelegenheit geben wollen, den Mest europäischer Yipifikation zu vernichten. Aus Athen wird dem­ Regierungsblatt gemeldet, daß dort viel patriotische Begeisterung berriche. Der Eifer, für die Verwundeten und F­lüchtlinge zu spen­­den, sei groß. Ein französisches Haus liefere 3000 Son­­nen argentinischen Getreideg, die Hälfte erst nach wei­n Jahren zahlbar. Die Beiruten von 1923 wurden einbe­­rufen. Die Handelskammer von Adrianopel protestiert bei den Gatentegesandtich Athen gegen al­amkeiten­don Gmyria und verspricht, daß Die Shragier ich selbst ver­meiden. Ah­nische Proteste gingen ‚Regenten, KU ge ‚ den Bapit­, Die sie­ den sikxies ksixcits««ii."«"ax.·««s«lbeszfsoss der2s"fetten-Des-­­DL gr . Kbmitees det,,Un3e"rlösten.kGrieche­nsch... i energiseh seinen Standpunkt, Sichanas müßte von allen Alliierten verteidigt werden. Da dieser Bunft besonders wichtig ist, müßte nach eng- Yisher- Ansicht seine D Bejagung verstärkt und nicht ver­­mindert werden. England bliebe auf alle Fälle in Ticha­­nas. Auch allein. General Harrington erinnert in einer P­roflamation, dad die Proflamation vom 13. Mai 1921 noch in Kraft­ stehe und die Verantwortung auf Die Neutralitätsperseger fallen werde. Lord Grey schreibt in der „Limes“, es wäre verhängnisvoll, wenn England allein in Tichanas bliebe. Das indische Kirchenober­­haupt Aga Khan (Islamit), momentan in London, hofft auf Frieden zwischen England und der Türkei. Die Türken seien mit den ihnen von Lloyd George 1918 an­­getwiesenen Grenzen zufrieden. v­ «" .Romänien­ ist mit den Alliierten einig und hofft auf eine Mensch-Lösung« D Bufarest, 25. September. In diplomatischen Krei­­sen wird erklärt, daß Rumänien in der Adm­entfrage mit der Politis der Alliierten solidarisch sei und an allen Schritten, welche die Sofidalität verlangt, teilnehme, Man’ glaubt, daß die Orientfrage auf dem Wege der friedlichen Lösung fe. TER Die Mobilisierungsgeräuchte behaupten sie. DBufarest, 25. September, Die Berichte über die ‚Ereignisse im Orient, die von den Blättern in Sonder­­ausgaben verbreitet werden, werden im allgemeinen Ieb- Eh kommentiert. Die Mobilizierungsgerüchte behaupten Der erste kemalistische Boritoh­­ auf neutrales Gebiet, London, 25. September, „Reuter“ meldet, daß türkische Kavallerie bei Tihanaf auf neutrales Gebiet‘ vordrang. Es fanden Verhandlungen zwischen dem eng­­lischen Kommandanten und kemafistischen Abgesandten statt. Man glaubt an eine Zurückziehung der Kemafisten und eine friedliche Ginnigung. Der Bormarsch der Kema­­fisten ist eingestellt.. « ! Stemal soll­ den französischen Bewoll­­‚mächtigten abwarten. Paris, 25. September. Die französische Regierung richtete ein Radiogramm am­ Kemal, in dem sie ihn auffordert, seine Aktion zu unternehmen, bevor der französische Sonderbevollmächtigte in Smyrna eintrifft,­­der Paris am 22. d. M. verlassen hat. England bleibt auf seinem Standpunkt. London, 25. September. Ueber den englischen Standpunkt in der Merrengenfrage verlautet, England England verteidigt «s«-s:«,-.. . Pr

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