Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1923. Oktober (Jahrgang 50, nr. 15102-15127)

1923-10-14 / nr. 15113

»­­ Ist-I Wissens-tat Siebenbürgis - Deutsches Wageblatt l sieBerschwornua in Bukarest dysllentetslose elhelim faszislissen ulteesselchehenT Bukarest IZ Oktober Im Zusammenhang mit dem gestern gemeldeten Attentat auf den Journalisten Rosenthal hat die Polizei bei zahlreichen Mitglie­­dern des Faszismus Hausdurchsuchungen abgehalten. Eine Anzahl Personen wurde verhaftet. Aus den beschlagnahm­­ten Papieren geht hervor, daß das Attentat auf Rosen­­thal im Auftrage der Faszistenfeitung erfolgte. Es wurde ein Befehl vorgefunden, demzufolge­ Rosenthal innerhalb eines Monates außer Tätigkeit zu fegen war, da er anti- nationale und antidynastische Pläne verfolge. Der Ad­­posat D Bacaloglu ist Faszist und trägt die Nummer 14 — 73. Dieses Ereignis hat mit der Studentenver­­schwö­hung nichts zu tun. Auslosung des Attentäters Bacaloglu durch das faszistiiche Zentralbüro. DBufarest, 12. Oktober. „Biitorul“ meldet, nach dem Attentate auf Rosenthal habe die Polizei im Zentralbüro des Laizismus neue Untersuchungen abgehalten und fest­­gestellt, daß das Attentat für den­­ 3. Oktober geplant war. Advolat Bacaloglu sei als Attentäter ausgelost worden, Rosenthal mußte in einem Monat beseitigt werden. Der­­ Zustand des Verlegten ist unverändert. Die verschworenen Studenten vor dem Gerichtshof: Betätigung der Salzbefehle. Dujarest, 12. Oktober. Die gestrige Verhandlung beim­ hiesigen Strafgericht, in der die Haftbefehle gegen die 7 Studenten bestätigt wurden, gestaltete si­­edhaft in­­teressant. Sämtliche Beschuldigte gaben die ihnen zur Last gelegten Pläne offen zu. Sie behaupten jedoch, das Atten­­tat nur als äu­ßerstes Mittel in Aussicht genommen zu haben, wenn sämtliche anderen Pläne, der Studenten­­schaft zum Siege zu verhelfen, nichts wüten sollten. Ins­­besondere Sodreanu erklärte, daß er aus Trauer über den Zusammenbruch der Studentenbewegung mit einigen Gesinnungsgenosssen den Gnt­hfuß gefaßt habe, den Kampf mit allen Mitteln und Aufopferung der eigenen Bersen durchaufegen und auf diese Weise der Studenten­­schaft und Rumänien zum Triumph zu verhelfen. Es wäre geplant gewesen, Diejenigen polizifer, Journalisten, Finanzmänner beiseite zu schaffen, deren Tätigkeit ihnen als das größte Hindernis zur Erreichung ihrer Ziele er­­schien. Hinzu gehören die Bankdirektoren Morit und Ari­­stides Blans, Herr Bercopici, der nach Ansicht der Studenten als Hauptaktionär der Nationalbank die Liberale Partei finanziere, die Direktoren der „Lupta“, „Ade­­verul“ und „Diminensa“, dann die Minister Constan­­tinescu, Marsescu, Florescu und Banu,. Der verhaftete Mo&a, Präsident der Studentenschaft von Klausenburg, gab Erklärungen im­­ gleichen Sinne ab. Er hatte gehofft, Durch eine „schöne Tat“, welche i ÄhreMi.... « Sie u 2. ae Räumung der Ruhr. Kampfe gegen die Feinde des Landes erlahmt sei, einen | ms _ & tober,­ „sie Lassiguntieretien Bet neuen Impuls zu geben. Aus diesem runde habe mart Arbeiter protesti in einer Entreliefung gegen Die beschlossen, doch eine „große" Sat“ den Weg zum Er­­folge wieder zu eröffnen, im Falle des Mißlingens aber den Kampf wenigstens mit einer „schönen Sat“ zu voll­­enden. Auf die Frage des V­orfigenden, was er eigentlich unter einer schönen Sat verstehe, ant­wortete Moba: „Die Hinwegschaffung der Feinde des Vaterlandes mit dem Revolver“. Auf die Frage, welche B Personen er als Seinde betrachte, gab er Die gleiche Antwort wie sein Kollege. Die Studenten hatten sich durch Side zur Ausführung ihrer Pläne verpflichtet. Die­­­erteidiger leg­­ten in ihren Ausführungen dar, daß es sich um seine ver­­brecherischen Taten handle, weil nicht einmal ein DVer­­such geschehen sei. Sie erklären die Handlungsweise der Studenten als den Ausfluß eines jugendlichen­­ Idealis­­mus, dem die Tragweite, den Behörden und Breise ihm beilegen, auch nicht entfernt zusomme. Der Gerichtshof bestätigte nach anderthalbstündigen Beratungen die Haft­­befehle. Nach einem anderen Bericht soll die von Godreanu aufgezählte „Schwarze Liste“ die Minister Banu, Constan­­tinesch, Florescu und Marijescu, die Bankiers Brüder Diani, die Journalisten Rosenthal, Softaforu und Mille sowie den Präsidenten des Verbandes rumänischer Juden Silbermann enthalten. Dazu hätten Die Waffen u. Erprofipftoffe dienen sollen. Der Klausenbur­­ger Studentenführer Mota erklärte, auch sein Leben zur Durchführung der studentischen Zwecke opfern zu wollen. Er nannte die Minister Constantinescu und Florescu, so­­wie die Journalisten Honigmann und Mille, dann die DBanfiers Brüder Blank und Bercopici. Zur Ermor­­dung der DBanfiers Blank sollen die Studenten Breaju aus Klaussenburg und Bandoc aus Safia bestimmt ge­­wesen sein. Auch sie haben gestanden. Sie versichern alle, was der Laizismus den Dingen ferne stehe. Die Be­­hörde soll trogdem Berichte haben, welche auf einen Zu­­sammendrang mit der „Nationalliga“ hindeuten. Die Staatsanwaltschaft stellte beim Universitätsprofessor Pau­­lescu Nachforschungen an, Schwerste Strafe zu erwarten. D Bufarest, 12. Oktober. „Biitorul“ betont, da Die Sch­were des von den Studenten beabsichtigten Verbrechens außer Zweifel ist und versichert die öffentliche Meinung, dab alle Schuldigen, die Urheber inbegriffen, strengstens bestraft werden sollen. Der Ministerrat säst ein Communiquee verlassen. D­ufarest, 12. Oktober. Der Ministerrat bevoll­­mächtigte den Justizminister, über die bekannten Bot­falle ein Communiquee auszugeben . 14 Dfiober 1925 Re. 15115 Die Lage in Bentschland. Das Ultimatum der Großindustrie, Stellungnahme der Sozialdemokratie, Berlin, 8. Oktober. Der „Sozialdemokratische Par­­lamentsdienst“ schreibt: Die rheinischen Großindustriellen haben fest auch der Reichsregierung ihre Forderungen unterbreitet, die unter anderem verlangen: Grfat der seit der Ruhrbewegung beschlagnahmten Kohle, Grfat der seit dieser Zeit zwangsweise erhobenen Kohlensteuer, Be­­seitigung der Kohlensteuer für das Ruhrgebiet, Garantie der DBergütung für Fünfzig zu liefernde Reparations­­fohle, Aufhebung des Kohlenkommissariats und der staat­­lichen DBerteilungsorgane der Kohlen im besetzen Ge­­biete, Ermäctigung der Kommission der Industriellen, die­­­erhandlungen weiterzuführen, Ermächtigung der Kom­­mission, mit den Bejagungsmächten laufende Fragen zu regeln, Verlängerung der Arbeitszeit auf acht­einhalb Stunden und Aufhebung sämtlicher Demobilmachungsver­­prönungen. Die rheinischen Industriellen verlangen ferner von der Regierung Auskunft, wie js die Reichsregie­­rung zu der Schaffung einer G Eisenbahnbetriebsgesells­­chhaft im belegten Gebiete stellt, an der das Rhein­­land, Frankreich und die Industriellen beteiligt wären. — Der „Sozialdemokratische Parlamentsdienst“ schreibt hiezu: Wir unterbreiten diesen Plan deshalb der Weffentlich­­keit, in der sicheren Einwartung, daß damit allen jenen die Augen geöffnet werden, die G Stinnes bisher noch­ nicht als das erkannt hatten, was er wirklich ist, nämlich der schärfste Feind des deutschen D­orfes. Der „Sozialdemokratische Parlamentsdienst“ meldet ferner: Bei den Verhandlungen, die zwischen den rheini­­schen Grofindustriellen und dem französischen Oberbefehls­­haber Degoutte in Düsseldorf geführt worden sind, hat Stinnes an eine Entscheidung gegen den Achtstunden­­tag herbeizuführen gesucht. Die Reichsregierung muß ihre Stellung zu Diesen Dingen der Deffentlichkeit schleu­­nigst bekanntgeben. Sngliide Stellungnahme zur Verhandlung in Düsseldorf,­­Augst um den englischen Landel. London, 12. Oktober. „Daily News“ schreiben über­­ die Verhandlungen der deutschen Großindustrie mit den Starzöfen: England darf nicht ruhig zusehen, wie ein ungeheuerer Mechanismus zur Vertrümmerung des eng­­lischen Handels geschaffen wird. Poincaré warnte seiner­­zeit England vor der drohenden Konkurrenz des deutschen Handels im Falle eines Wiederauflebens Deutschlands. Das Blatt fragt: Bedeutet es nicht eine Gefahr für England, wenn zwei Drittel der deutschen Großindustrie­­aktien in französische Hände übergehen? Die Besongnisie gi franzöfiigen Arbeiter. » unter militärischer Bededung stattfindenden V­erhandlun­­gen zwischen den Großindustriellen Deutschlands und den französischen Behörden. Sie sehen in dem V­organge eine neue Unterdrückung der Arbeiterschaft. Sie verlangen Die sofortige Aufhebung der Ruhrbewegung und den Beginn von Verhandlungen von Staat zu Staat. Die demokratische Breffe gegen die Großindustrie Berlin, 12. Oktober. Die demokratische Breffe be­­schuldigt die Großindustrie, an dem legten Fall der Mark schuldig zu sein. Die dritte Lesung des Ermächtigungs­­gesetes. Starke Mehrheit, Berlin, 12. Oktober. Die dritte Lesung des Gr­­mächtigungsgeleges begann Donnerstag mittags. Der erste Paragraph ist mit 253:57 Stimmen angenommen worden. Die Verhandlung des Grmächtigungsgeleges anf Sonnabend verlauf, Berlin, 12. Oktober. Der Reichstag nahm den zweiten Paragraphen des Grmächtigungsgefeges am. Die Deutschnationalen verließen den Saal. Aus diesem Grunde wurde die weitere Abstimmung über das Grmächtigungs­­gefeg auf Sonnabend vertagt. Die Rechte beschließt technische Obstruktion wie will Stresemann Nützen, Berlin, 12. Oktober. Die Rechtsparteien beschlossen die technische Obstruktion und die Sabotage des P­arla­­mentes, um Die Regierung Stresemann zu stürzen. GS$ scheint, daß Stresemann das Parlament auflösen und die bekannten Maßnahmen diktatorisch in Kraft legen will. Bevorsiehende Auflösung des Reichstags? Berlin, 12. Oktober. Gelegentlich der Donnerstag­­figung des Reichstages verbreitete sich das Gerücht, daß der Reichskanzler die V­ollmacht vom Reichspräsidenten erbeten und erhalten habe, das Parlament aufzulösen. Bei der Auflösung des Reichstages. Berlin, 13. Oktober. Stresemann empfing die Presse­­vertreter und machte ihnen folgende Erklärungen: Bei Be­­endigung der gestrigen Reichstagsfigurig habe ich Die Ver­­bindung mit dem Reichspräsidenten aufgenommen. Der Präsident wird den Reichstag auflösen, wenn bis Sonn­­abend das Ermächtigungsgeset in fetter Lesung nicht ange­­nommen sein wird. Wenn dieses Sejet angenommen werden wird, kommt das Arbeitszeitgeset zur Verhandlung. Wenn das Ermächtigungsgeset abgelehnt werden sollte, erhält der Reichstangler freie Hand, nach der Sachlage vorzugehen. Einstellung der „Deutschen Zeitung“. Berlin, 12. Oktober. Die „Deutsche Zeitung“ wurde eingestellt. Diese Maßnahme wurde damit begründet, das Blatt habe mit unwahren Meldungen die Öffentliche Mei­­nung aufgezeigt. Die ogBelBNID pn iRLICHE Regierung n Sachsen. Dresden, 12. ae Die Sozialistisch-Kommunistische Regierung w­urde gestern gebildet. Ministerpräsident in Dr. geigner (©. ©.) geblieben. Innerminister wurde Liebmann, Luftigminister Neu, Arbeitsminister Graupe. Die Kommuni­­sten Boscher und Steiffer übernahmen das Fcnanz- und Unteriitsministerium.­­ Sauß für den sächsischen Bandtag. Berlin, 12. Oktober. Zum Schuß des sächsischen Landtages wurden besondere Maßnahmen getroffen, Da mit Arsschlägen gegen Regierung und Landtag­ gerechnet wird.­ ­ „Malin“ hobt Hitler mit 30.000 Mann gegen Sachsen-Thüringen marschieren. Baris, 12. Oktober. Dem „Matin“ zufolge sol Hit­­ler in allernächster Zeit mit 30.000 gut ausgerüsteten Leuten gegen Sachsen und Thüringen abmarschieren. Der Anlaß liegt in den dort vorgefallenen politischen Ereignissen. Frankreich will zuerst mit Industriellen und Arbeitern verhandeln. Dann erst von G­iant zu Giant. Berlin, 12. Oktober. „Wolf­“ meldet, daß pen Frankreich und Belgien noch seine Antwort auf die Deut­­schen V­orschläge eingetroffen­ei. Dageger erschien der Berliner Vertreter Frankreichs beim Reichsrange, und teilte ihm mit, Poincaré wünsche, daß früher die ‚ranzösischen To­­talbehörden mit den ‚Sroßindustriellen verhandeln sollen, ebenso auch mit den Arbeitern. Nach vollendeter Einstel­­lung der Resistenz könnten die Verhandlungen beginnen. Diese französishe Antwort wurde im deutschen Ministerrat besprochen. Frankreich verzögert die Verhandlungen. Paris, 12. Oktober. Der belgishe Außenminister Caspar teilte dem deutschen Geschäftsträger mit, Daß Die belgische Regierung den Standpunkt Poincases Hinsichtlich der Einregung der vom Deutschland gewünschten jurisi­­schen Kommission nach nicht erhalten habe. Boincare wünsche mit der deutschen Regierung zu verhandeln, deren Mit­­wirkung in vielen politischen Buniten ure­läßlich ist. Wie die Boriylage Poincares dustand solle­« « Oktooer Nachdem­ Pariser Kar­teip­­a­­gondon, denten der ab Mai!“ steht bereits fest, daß Poincaré es ablehnt, neue Vorschläge zu machen. Die weitere Ent­­wicklung der Dinge müsse sich nach folgenden Gesichts­­punkten vollziehen: 1. Deutschland tritt an die Reparatensformion heran, um­ über die gesamte Reparationsfrage einfließlich der deutschen Finanzreform zu verhandeln. 2. Deutschland fall die Neuordnung ab­ der Ruhr durch Stanfrei, und­ Belgien anerkennen. Die dadurch hervorge­­rufenen Zustände werden einen Seil der allgemeinen Repa­­rationnregelungen bieten, bis die Begegnung eine unchtbare geworden it. 3. Deutschland teilt der Reparationskommission mit, für welche Sich­t 8 ein Moratorium wünscht und welche Jahresleistungen es nach Ablauf des Moratoriums vors­chlägt. Was Degonn­e von den deutlichen Grobindustriellen verlangt. Berlin, 13. Oktober. Degoutte verlangt als Grund­­lage der­­­eutsch-französischen V­erhandlungen zuerst die Bezahlung der schuldigen Kohlensteuer. Deren Höhe be­­simmt die französisshe Minenkommission. Die beschlag­­nahmten Kohlen bleiben im Besit der Franzosen. Für die weiteren Kohlenlieferungen haben nach dem von den Stanzosen aufgestellten­ Berteiler die deutschen MWerfe selbst zu sorgen. Die Beschlagnahmungen der MWerfe usf. werden aufhören, wenn Deutschland die­se forten bezahlt haben wird. Steine Eisenbahnerausweitungen mehr: Berlin, 12. Oktober. Aus dem Hauptquartier in Staffeldorf wurde der­ Befehl nach Dortmund übersendet, die deutschen Eisenbahner vorläufig wit auszu­werfen. Die amerikanische Anleihe gesichert? . . Berlin, 12.­­Oktober. Der deutsche Botschafter in Dashington Wiedfeld tritt am 16. Oktober die Rückkreise nach Amerika an. In gut unterrichteten Kreisen glaubt man, daß seine Abreise mit dem Zustandekommen der im den legten Berichten geggssen amerikanischen Anleihe zusam­­menbhängt. Die Merkuolierung in gürig eingestellt. Zürich, 12. Oktober. An der Börse wurde heute die Mars mit 0.0000002 angeschrieben. Bei Schluß der Börse ist sie nicht mehr rotiert worden. Schwierigste Lage der hauptstädtischen Betriebe, Berlin, 13. Oktober. Die Hauptstadt verlangte von der Reichsbank 100 Billismen, da sie sonst die Hauptstädti­­schen Betriebe einstellen müßte. . . . er

Next