Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1923. Dezember (Jahrgang 50, nr. 15154-15177)
1923-12-08 / nr. 15160
-Schnftleitin und Besinnung- Ost Königin Mariastrafe Nr. 23 Er Kernfprechen: " ‚Chriftleitung Nr. 115 EEE Nr. ws. » Bezugspreis: für Hermannstadt:'. ohne Zustellung ins Haus heen “ "Lei 45 mit Ne monatlich . mit lasse für das Inland: "un monetlich . ... Lei 8— für das Ausland: monetlich .... Lei U— Gräzelns Ruumer: lei 2 ° Ar. 15160 Me : _Bermannktadt Seren ö. ° Dezember 1923| _ Königsbefteiungen: Ab Anzeigen; Aberrimmet außer der ‚Königin Mariastraße Semi jeder Beitungöverfleiß u ‚Anzeigenvermittlungen enn = 4 In- und Auslandes Färilt Rumänien,Beffarabie Dobrudichau. SE E Friedrich S. Bukarest, Str. June „Ai, ei Serial toftet wenigen ‚nasigen Einrüden? El Bei’ gtö sun I: ‚Die Deutschen in Polen; Bon Dre .B, Polen ist altes germanisches Siedlungsland. Um das Jahr 100 n. Chr. wohnten, wie Tacitus berichtet, Die DBandisier (Bandalen) in der Weichselgegend und die Burgunden an der See. Im die Zeit der Völkerwanderung der oberen Gebiete rückten um das Stahr 600 Grapen, darunter Die Polen, ein. Im der polnischen Königszeit kamen Deutsche Adelsgeschlechter, die, so wie in Ungarn die an den Hos Königs Stefan und seiner ‚Nachfolger, gefongenen Ddeutschen Ritter und Speerführer sich masgnalisiert haben, nach Polen und polonisierten sich hier im Laufe der Zeit. So wurden Beispielsweise aus einem Sludau ein Doluchotwsti, aus einem Eltenau ein Giganolosfi, aus einem Damerau ein Dombromsfi, aus einem Dorpush ein Porpowsk usw. Deutsche Handwerker und Kaufleute in Polen unterhielten ihn im 10. Jahrhundert wegen Symbelsverfekt mit Regensburg. Die Städte Sandomir, Plozk, Lublin, Warschau, Krakau u. a. m. hatten deutsches Stadtrecht. Im Jahre 1223 war Krakau eine ganzedeutsche Stadt, und wo im 16. Jahrhundert lebten Der deutsche Künstler Hans Dürer, ein Bruder des berühmten Malers Albrecht Dürer, der Bildfehinger Bert Stoß und viele andere angesehene Deutsche Sie als Ratsherre Kra —ein-Prießen" Die "Grundbesiger das zur "Anlage eines. ne. Dorfes bestimmte Land einem Unternehmer (Zofator). Der gegen besondere Begünstigungen, darunter die Verleihung des erblichen Dorfschutzgenamtes, die Besiedelung, insbesondere die Zerlegung des Landgebietes in Hufen (Hof, Barten und Ader), in Weide und Wald, welche Gemeindefig des Dorfes waren, durchführten. „Auch nach der Polorisierung des Adels und der Städte dauerte Der Zuzug deutscher Bauern und Handwerker fort. Nach den Zeitungen Polens wurde die bdeutsche D Besiedlung, Nna(meinlich von Friedric) dem Großen, planmäßig ing. Merk gefest. Der damalige Aufwand des Landes wird folgendermaßen geschildert: „In der gemeinsamen Stube steht beständig ein Gap Kaputta (Sauertodf), das einen abscheulichen Geftank verbreitet. Dieser wird Dadurch noch vermeßrt, Dei alles Federpich des Nadyts auf Brettern über dem Steinofen fikt und Diefen stets bemiftet, meisten Einwohner entkleiden sich nie. Die Kinder gehen meistens nahend. Gewaschen und gesämt wird nie. Der gemeine Pole rennt seinen Kamm, daher er unbeschreiblich viel Abgeziefer ernährt“. Im den Bildern aus der deutschen Vergangenheit erzählt Ouflad Freytag von Der deutsche Kolonisation unter Friedrich dem Großen: „Wie dur ein Wunder wurden neue Kirchengemeinden geschaffen, 187 Schullehrer ins Land gebracht, Haufen von deutschen Standiwerfern geworben, vom Maschinenbauer bis zum Siegelstreicher herab. Ueberall begann ein Graben, Himmeln, Bauen. Die Städte wurden neu mit Meitfehen befett, Straße auf Straße erhob sich aus den Stürmterhaufen. Die Starosiinen wurden in Kron»güter umgewandelt, neue Kolonistendörfer ausgestellt, neue Agrikulturen befohlen. Schon im ersten Jahr nach der Befisnlahme wurde der große Kanal gegraben, der in einem Laufe von Drei Meilen die Weichsel durche Brabe und Net mit der Oder und Elbe verbindet. Durch die neue Wasserader wurden Streden Sand entsumpft und sofort auch deutsche Kolonisten befett.. ' Unablässig trieb der König; er Tobte und fehalt“.. Auch Heute stellen die deutschen Kolonien an der Weichsel einen ununterbrochenen Orten dar; die deutschen Bauernwirtschaften in der Niberung sind besser eingerichtet, als die auf den Anhöhen thronenden Seriensize‘ der polnischen Gherleute. ‚Kolonisten kamen nur bloß aus Deutschland, sondern an aus den alten Ansiedlungsgebieten, die ihren Depötierungsüberschuß zur Gründung von Tochterkolonien abgaben. Der in jeden Deutschen mächtige Wanderdrang äußerte sich oft auffällig bei Waldrodungen. Nachdem das Waldgebiet urbar gemacht worden, ziehen häufig Sänglinge und G reife nach dem östlichen und südlichen Ruhland, an die Wolga und in den Kaukasus, un sich dort eine neue Heimat zu gründen. . Nicht selten it es vorgenommen, dab Die deutschen Bauern, nachdem sie.in den Urwäldern freundliche Dörfer geschaffen Batten, den TAT ee und, non acer Alpemeueung. N ‘der Pachtverträge zum Abwandern gezwungen wurden“. "Im neunzehnten Jahrhundert kamen noch ununterbrochen Sintwandererzüge aus Württemberg, Baden, Elsaß, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Thüringen ins polnische Land. Inmitten der von Lodz nach Tomaschow hinziehenden Wälder siedelten sich Schwaben und Elsäffer in Königsbach und Grünberg an. „Die zuerst © e=fommenen waren genötigt, Gröbhotten zu errichten, die eine Bedachung aus Baumstämmen und Rasenstücen erhielten. Mit Druseln erzählen die Heutigen Königsbadyer non den DBesuchen, die die Wölfe den neuen Waldbewohnern machten. An Winterabenden sahen sie in die feinen Fenster der Gröhütten hinein und schleppten die Hunde davon.“ (Adolf Eichler: Das Deutschtum in Kongreßpolen, Stuttgart 1921). Wie wir diesem Buche entnehmen, ging Die deutsche bäuerliche Einwanderung, Die ihre Ursprünge schon lange mit mehr aus der alten Heimat hatte, sondern aus sich selbst entnahm und sich Durch Gründung von Bochterkolonien fortzeugte, immer öhter östlich. No in den achtziger und neunziger Jahren ‚das 19. Jahrhunderts wurden weite Wile der Cholm’schen Urwaldgebiete durch deutsche Waldbauern der Kultur er»igroffen. Schlimme Tage braten für die deutschen Bauer während des Weltkrieges an. "Der deutschfeindliche Oberkommandeut der russischen Armee, Großfürst Nikolaus van De Kitcom die Stifernung der deutschen Bauern © ‚biefen ‚Bin en 48 Ktun« = naar aulten augen Beträgt rund 140.000. Die bdeutsche und österrelepisch-ungarische Befetung Holens, das duch das Manifest der Kaiser Wilhelm I. und Franz Josef vom 5. November 1916 ins staatliche Dasein gerufen wurde — ein verhängnishafter Mißgriff Bethmann Stollwegs, der, wie der deutsche Beschichtstreiber Dietrich Schäfer ausführt, ebenso wie Wilhelm II. an Untergang des Bismarckschen Reiches unbemwuht gearbeitet und unsägliches Glund über das deutsche Dorf heraufbeschmworen hat — mar. von Furzer Dauer. Die Wunden, weile dem Peutichturm doch die Polsarisierung geschlagen worden waren, konnten nicht geheilt werden. Gladipfarrer Ott erzählt aus der Ossupationszeit 1916 aus der schwäbischen Kolonie Stara Sitichna (südwestlich von Warschau): „Es ging in toller Wagenfahrt vorbei an unendlich sihheinenden Kornfeldern zur Kirche, vor der sich die Kirchenältesten aufgestellt hatten, biedere ‚deutsche Männer mit heimatlich- singenden Narmen wie Martin, Haug, Bühler, Eisele u. a.“ An den Kreuzen und Grabsteinen des Friedhofes waren dir Namen der Toten zu lesen: Altnödler, Lug, Leibbrand usw., Nur die Schreibweise erinnert daran, daß wir in Polen sind, m wenn es da heißt: „Sanft Aube feiner age“ oder Beiwezener Landwürde. Die Industrialisierung Kongreßpolens ist Dis ausschließliche Verdienst der Deutschen. Die Stadt Lodz, heute an die 500.000 Einwohner zählend, ist der Hauptteil der Industrie, Die auch in den Städten Pabianien, Hgierz, Oportow, Tomaskow, Kalisch, Turef, Opatuwel, Beljatow u. a. m. verbreitet ist und hauptsächlich auf Tertil, Maschinen, Papier», Leder», Teramische und chemige Industrie sich ‚erstreck. ‘Im Jahr 1820 wohnten kaum 1000 Einwohner in Lodz in elenden Holzhütten. 1824 wanderten 50 Baumtoolweber, die‘ meisten aus Gachsen und Deutschböhmen, in Lodz ein. Louis Geher aus Zittau erbaute 1829 eine Daumwollspinnerei und Weberei mit 2800 Spindeln und 174 Webstühlen und beschäftigte 420 Arbeiter. Karl Scheibler, ein Rheinländer, später der „Daumwollfünig“. genannt, ‚rief sich 1854 in Cody nieder und begann seine industrielle Tätigkeit mit 18.000 Spindeln und 100 Webstühlen. „Die Industrie wurde durch den Adfazı im europäischen Rußland und auf dem asiatischen Marst begünstigt; ihre Ausbreitung begegnete auch dem Konkurrenzneid der Moskauer Industriellen, wurde aber trogrem von der uffischen Regierung gefördert. Die Mitglieder der zur Untersuchung entsendeten russischen Regierungskommission äußerten so 1885: „Der Lodzer Sabrilant wohnt in der Sabrifnähe, beaufsichtigt den gesamten Herstellungsgang und ist überall eingeweiht. Nicht wenige von ihnen haben ihre Laufbahn vom einfachen Arbeiter begonnen, als solche in fremden Fabriken gearbeitet; mit Gifer bei der Arbeit und unter Einschränkung der persönlichen Bedürfnisse bis aufs Aeußerste haben sie sich bei andauernder Verfolgung des einmal gejepten IQwedes zur, Suelt eines ‚Sahrilanten empors, geschwungen. Das Untereffätzte sie daßer ist, doff je heute, noch, troß der großen von ihnen erworbenen Kapitalien, bei ihren alten Gewohnheiten verbleiben und si der, Sabrisarbeit, während derselben, zwölf Stunden im Tage, widmen, indem sie als erste die Zabris betreten und sie als legte wieder verlassen. Sein Aeußern nach ist es manchmal schwer, sie von gewöhnlichen Arbeitern zu unterscheiden. Außer Scheibler sind unter den großem Lodzer Sabrikanten Heingel, Kuniger, Biedermann, Kindermann, Leonhardt, Schweiler, Richter und Gegerau) nennen. In die Arbeiterschaft drangen auch polnisch und jüdische Gelemente ein.Im Jahr 1911 hatte Lodge 510.000 Einwohner, darunter 121.000 Besuche. Polnische Betriebe waren 111, Darunter manche in den Händen von polarisierten Deutschen, mit einer Jahresproduktion; von 9 Millionen, 585 jüdische mit einer Produktion: von 95 Millionen Rubel, 832 deutsche mit einer Produktion von 150 Millionen Nubel Ber Krieg fügte auch der Snönstrie manche Verluste bei, aber schon 1922 waren: 120.000 Arbeiter in den Rabıffen tätig. Der Kern des innerruffligen und asiatischen Abjagmarftes infolge, der Unabhängigkeitserklärung Polens wurde durch das Aufsuchen neuer Abfahmärfte im Finnland, Rumänien, Griechenland, Türkei, Bulgarien, Südstalien sindausgeglichen. "Gut deutsch war Die Gesinnung der Schöpfer der Lodzer Großindustrie, während Die’ Snsel meisteng fi Heute dem ‚pohrischen: Affimige Ein beschämendes Bild bot fi Ende 1918 dar, als die, der. . por Goldatenraten geführten deitchen BEER fig Mit der Begründung der "Hoifen S Herrschaft bat die Unterdrückung der Deutschen Hegonnen. Den rach vierjähriger Verbannung zurückgekührten deutschen Kolonisten wurde das Vieh weggenommen. Evangelischen Lehrern" wurde verboten, in Deutscher Sprache zu unterrichten;; Türen deutscher Schulen wurden vernagelt. Deutsche Zeichungen verfolgt. "Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmen, Deutscher Bücher und Bilder waren an der Tagesord‘nung. Untergeordnete Beamte, der Wort oder Dorfschulge, handeln eigenmächtig. Die deutschen Dorfbewohner leben in steter Gurt, von ihren Befigungen vertrieben zu werden. In Lodz wurde der „Deutsche Verein“, der Sammelpunkt deutschen Lebens, aufgelöst. Die Bemühungen der Deutschen Führer, Die Deutschen im Kampfe um Die wölfische Selbsterfaltung zu sammeln, sind nicht erfolglos. „Auf Die fon PBolonisierten, Darunter Der größte Zeit der Pastoren, und die deutschen Kommunisten versagten die Gefolgschaft“. Allen Renegaten voran ist der evangelische Generalsuperintendent Burshe in Warschau bei! Der Hemmung deutschen Schule und Kirchenlebens. Im FIERTEBEDEN beträgt Die Zahl der Deutschen Heute rund 00.00 Die Frage, ob die Seutichen in Bolen nach eine Zukunft haben? wird von Iem bewährten Depen Eichler bejaht. Zu den Beutschen Kin Kongreßpolen Formilienund Die in den, dem preußischen Staat entrisfenen Proprinzen, und die in Galizien. Die Deutschen in den von Polen annektierten Provinzen Bojen, Bommarellen (Westpreußen) und Oberjalesien sind die strammsten in der Verteidigung ihrer Kulturgüter gegen die Polonisierung und werbenft von den niedrigerne Landesteilen ar auffangen Tafjen. In Kleinpolek (Selizien) sponnen rund 100.000 Deutsche, meistens auf, dem Land. Die deutschen Siedlungen sind vorwiegend auf Kaiser Josef II. zurückzusuführen. Ein leuchtendes Beispiel für die zähe Art, mit der Hier Deutsche Gesittung gepflegt wird, Liefert der, vortreffliche, evangelische Pfarrer Zöller in Granis«lau mit seinem vor 25 Jahren hier gegründeten Kinderheim. Dreimal mußten im Kriege Die Insassen der Anastalt mit den Kindern flüchten und weite Fußmärsche entlang den Karpathen — manchmal in der Feuerlinie — machen. Au nach Dem Weltkrieg kommen in Dem wilden nationalen Krieg, der zwischen Spolen und Krainermn (Ruthenen) entbrannt ist, Zöflers Anstalten mit den 287 Kindern , verwahrloste Waisen, Kinder von Eltern, die gestorben oder verschleppt sind, oder beim Heim haben, und uneheliche Kriegsfinder — nicht zur Ruhe. Neben dem Kinderheim in Stanislau besteht im Diakonissen- Mutterhaus, ein Giechen- und Altersheim, ein Heim für Die Schüler des nach der Repplatim in Stanisla „gegründeten Leutfehen „Realgymnasium“, „Qiese Anstalen Pie ai Saie gehaltsam vertriebenen detschen X polnischen Seifenjungen, Auszeichnun Herabreißen Tiefen. Aids - EREN ä . « \ ®