Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1924. März (Jahrgang 51, nr. 15228-15252)

1924-03-28 / nr. 15250

1) Wka & III TNe DRESCHGARNITUREN I Schriftleitung und Verwaltung: Hermannstadt, Königin Mariastraße Ar. 23.— Kernsprecher: Stiftleitung Ar. 11; Verwaltung Ar. 431 — Bezugspreis: für Hermannstadt: ohne Zustellung monatlich Lei 45 °—; mit Zuftellung monatlich Lei 48 °—; mit Postversendung für das Inland: monatlich Lei 48 °—; für das Ausland: monatlich Lei ’— — Einzelne N­ummer Lei 2­­ ® Nr. 15250 Hermannstadt, Freitag, den 28. März 1924 51. Jahrgang er Südafrika und die Indier. Ron Dr. Marc. R. Breyne, Dozent am Orient. Sem. der Universität lin. Auch in der Reichskonferenz ist man in dieser Frage zu seinem Resultat gekommen. Wie starf auf der Prud war, den man auf Smu­ts, den­­­ertreter Süddafrikas, auszuüben versuchte. Der indische Vertreter Sir Tej Baha­­dur Sapru richtete fi ganz besonders an General Smuts und berief sich auf ihn in dreierlei Hinsichten: 1. in seiner Eigenschaft als Menschenfreund, 2. als imperialistischen Staatsmann und 3. als Premierminister der südafrikani­­schen Union. Er betonte starf, was, in der ganzen Ange­­legenheit eine wirkliche Bedrohung nir nur für Süd­­afrika und Indien, sondern für das britische Weltreich füge. Smuts antwortete: „Das Band, das die verschiede­­nen Seile des Reiches zusammenk­üpft, ist nur das ge­­meinschaftliche Anerkennen eines einzelnen s­uperänen Hauptes, daraus geht nicht hervor, daß, die Einwohner des einen Teiles politische Rechte in dem anderen Zeile­­r Reiches besigen“. Er deutete weiter darauf hin, daß­­ hier nicht um humanitäre Fragen, sondern um eine Lebenssahe für Südafrift zu tun wäre, nicht eine Frage der Hautfarbe. Südafrika wäre dazu gezwungen, weil Die Europäer in Afrika die Feine Minderheit in dem großen schwarzen Weltteil ausmachen und daraus die große Ge­­fahr entsteht, auch auf öfendmilhem Gebiet einfac; ver­­­ ‚Illingen zu werden; denn es ist eine Unmöglichkeit, den "Indiern ein Recht zu gewähren, das den Eingeborenen, den Schwarzen "vorbehalten wird. “ „Niemand“,­­ führte Guwti. weile ‚on „Berkt -i. Gübapl. Schi dee 0 pier im Bergleich um Europäer minder fann e8 Biefer seinen Gruppe, die den Pionieren der europäischen Kultur in Sü­dafrika und Zentralafrika nicht übel nehmen, daß­ sie mit Hand und Fuß die Kultur ver­­teidigen, die sie dorthin brachten. Wir sind nicht datt, um die indische Zivilikation zu befördern, sondern ledig­­lich um die abendländische Kultur Hochguthalten und betrac­h­­ten deswegen alles, was ihre Stellung­ bedroht, als eine sehr ernste Frage, wenn man dabei vo; in Betracht ziehen will, daß Südafrika nach sehr viele und andere große Schm­ierigkeiten in sich trägt. Was die Stellung Südafrikas anbelangt, muß man folgendes in Betracht ziehen: In der Union mahnt eine Eingeborenenbepölferung von ungefähr 6 Millionen Gee­­ten, daneben eine weiße von ungefähr­ anderthalb Mil­­lionen und eine indische von 160.000 “Köpfen, die haupt­­sächlich in einer einzigen Provinz, Natal, konzentriert sind. Denali gibt­s in dieser Provinz­ eine Mehrheit der Indier und eine Minderheit der britischen Kofonisten. Wenn n­un die Indier das Wahlrecht bekämen, dann müßten sie auch alles haben was dem Weißen zusteht; sie würden sicher seinen Unterschied erlauben und mit Recht. Und. das Resultat würde sein, wenigstens für Natal, unmittelbar eine indische M Wählermehrheit. Das sind aber. nicht Die größten Schwierigkeiten, Südafrika, wie oben schon ange­­führt, bat noch nebenbei, das Eingeborenenproblem zu töten, das Problem von Schwarz und Weiß. Wenn nur ein gleichberechtigtes Rupfwahlrecht existierte, dann würde das sicher eine unbermeidliche Uebersch­emmung der Weihen dur­ die Schwarzen bedeuten, denn man könnte gewiß feinen Unterschied machen zwischen Indiern und afrikanischen Gingebiszenen, h­auptsächlich nachdem sie in dem großen Weltkriege für die Gatente gegen Deutschland gekämpft haben. Die Macht der Logifa würde selbstver­­ständlich dazu zwingen und das Gnöresultat würde sein, da­ die Weißen durch die Indier in Natal nicht nur gueichgetrieben würden, sondern auch, daß, Die Weißen in ganz Südafrika durch die Schwarzen überrumpelt würden und die Stellung, wofür sie nun 200 Jahre lang ge­­kämpft haben, aufgegeben werden müßte. Es ist sicher, daß, seine Regierung in Südafrika nur einen Augenblick daran zi­eifein kann, sei es auch, um dem indischen Stand­­pun­kt ein Entgegenkommen zu zeigen-Sumts,friese zum­ Schluß noch darauf hin, daß nach seiner Meinung die Indier in Südafrika seinen Grund haben, sich zu befra­­gen und das; das Geieg seinen Unterschied macht als nur auf dem Gebiete der politischen Rechte. Er schloß­ mit den Worten: „Wir stehen hier abermals vor einem stei­­nernen Wall, worüber wir nicht hinweg können“. Seit­­dem ist die Spannung zweischen Güdafrifa und Indien stark getrachten. In indischen narismafistischen Kreisen hat man bereits angefangen, die Einfuhr südafrikanischer Pro­­dukte zu boykottieren; die Südafrikanische Steinfohre Haupt­­­­sächsich solte mit geofen­einfuhrtöilen Belastet werden. « Wenn das britische Wertreich auch bis fest nach nicht erschlittert ist, so kann man doch auf­grund dieser Bar­­fälle­ ein­ Brachen in seinen Lagen wahrnehmen. Südafrika bleibt vorläufig mehr mod, das Land der umgelöster Probleme und der großen Schm­ierig­­keiten. Neben den schon älteren sch­wierigen Fragen der südafrikanischen Politis wie die Eingeborenenfrage, das Sprachenproblem und das Verhältnis zwischen Brit und Bur sind rechr noch das Indierproblem und das der „arten Blanfen“ hinzugetreten. Die Indierfrage it gewiß eine der aktuellsten und der brennendsten in der südafrikanischen Politik. Sie ist nicht nur für Südafrika von allergrößter­­ Bedeutung, sondern anch für das ge­ Tanzte britische Weltreich. Die Frage­ ist folgende: „Welche Haltung muß den Britische Indiern gegenüber einge­­nommen werden?‘ . » Ueberall wo die Indierfischs fest geankert haben in Kenya,Transvaal und hauptsäch­lich in Natal drängen sie die weiße Bevölkerung insofern zurück,als sie die Entwicklung und das Aufblühen der Weißen so s gut wie unmötglich ma­chen,denn es ist eine Tatsa­che,die sß mit britischen ssndiem keine Konkurrenz möglich ist.V­on der Lösung dieser Frage hälg süch die Zukunft der weißen Rasse in Südafrika und au in anderen Gebieten sehr viel ab.Sie ist det­n auch mit­ der britisch­en Reichs­­konferenz in Keyna undiszatalehxakut gew­orden Vor vieletr Jah­ren sind dienchter als Sklaven und billiger Arbeiter in Südafrika importiert wurden Jan ganzen gibt es 165.731 Indiey wovon füthal allein 141.649 zu berck­nen­ sind.T­rotz Indiens­een - Südafrika Teit DL Me a zurädge « · W,"·sete-W jpi.de» "s im Laufe­ der Jahre haben s die Indiek sich­ aus­ zwecks Arbeitsvekkyälstseke losgelöst und sich anfangs deszinhacc­elsz haupt­­sä­chlich zu Fisch­e und Gemüse bemächtigt Durch den Ankauf vom Geschwäften und Eigentüm­ern sind sie mit der Zeit ansässigs geworden und spielen jetzt wie zum Beispiel in Natal im öffentlichen Leben eine sehr große Roll­e. Man kann sagen,daß für diese Provinz d­as indisch­e Element durchgveg überwisg und ist Es genüge,als­ Bei­­spiel anzucht viem daß­ allein in Tmrban-die Indier üb­er zwölf Millisomen Eigentümer besitzem und dauernd ist die erahst noch im W­achsen begriffen Auf Grund dieser Tatsachen,sind die Indsier so weit gekommen für sich iin Südafrika wie im Biereiche des gesamten­ britischen West­­—reichtes eine vollkomm­e­ne Gleichberechtigung­ a fordern.Einer ihren W­ortführer äußerte in einer·RiE«­­fenversammlung in Pieter Marigburg: „‚Hier it unser Land, ir werden 8 nach unserer eigenen Art und Weise regieren.­ Am Grund dieser Forderung, die, neben­­bei bemerkt, von der Arbeiterpartei in England sehr stark unterfragt wird, geben die Indier an, daß es ein Reichsbürgertum gibt, das säm­lichen Einwohnern dieses Reiches dieselben Rechte gewährt. Dagegen wehrt sich Südafrika mit Recht und Halt an seinem alten, lebens­­notwendigen Rassenstandp­unkt fest. Wenn man annähme, daß nach der Anschauung der Indier wirklich ein Reichs­­bürgertum­ vorhanden‘ wäre und die Indier als gleich­berechtigt zu betrachten wären, würde das als sichere Folge haben, daß bald sämtliche Diominien praktisch von Indien abhängig sein würden, denn bekanntlich it die indische Welt an und für si eben­so groß wie Die ge­­samten übrigen Teile des­ britischen Reiches zusammen. Südafrika sieht im der­ Indierfrage eine Lebentsfrage, die Indier betrach­ten sie als eine Herablegung ihrer Raffe und nicht als human. Mit großer Spannung hat man "damals dem Entschluß­ der­ britischen Regierung in Sachen Keriya erstgegengesehen ; "die Antwort war aber nicht bef­friedigend. Im britischen Parlament hat man sie als Flieimittel betrachtet und die Indier sind jeder unzuf­frieden. Sie heißt nämlich: Die Weißen­ behalten ein "V Vorrecht­ und die Rechte der Indier werden nach Mög­­­lichkeit "gesthont. « » .. i gutem Erfolg zu­­ Ende geführt werden mögen. Das Pıparanım der Konferenz wurde nicht erörtert. Heute, Mittwoch, wird die erste Ligung der Konferenz­ statt­­finden, in der die Delegierten ihre Beglaubigungen vor­­legen werden. Die feierliche Eröffnung wird am Donners­­tag durch den österreichischen Außenminister Grünberger erfolgen. Heute Vormittag­ erschienen die beiden Führer der Delegationen Krestinski und Rascanı beim Außen­­minister Grünberger und ersuchten ihn, die Konferenz zu eröffnen.­­ Optimismus in Bukarest. Bukarest, 26. März. Die heutigen Abendblätter bezeichnen die pessimististen Nachrichten der Tegten Tage über die Wiener Verhandlungen als unrichtig. Von einen Aufschub oder gar einen­ Abbruch sei Feine Nede. Die befsarabische Frage. Bukarest, 26. März. Nach einer Wiener Meldung des „‚Universul‘ wird Krestinski auf der Konferenz eine Denkschrift über die beffarabische Frage vorlegen und’ in dieser die Volfsabstimmung für Westarabien verlangen. Sleichzeitig toird die Sowjetvertretu­ng erklären, daß der Moskauer Goldichag nicht mehr em­ftieren ist. Man hat 3% Re­ia­r Br # Doincare hat seine Abdankung eingereicht. onsgeseh­ il­t in der Kammer beim . Pensi­s He­ ... Paris, 26. März... Bei der­ heutigen Abstimmung der Kammer, über das, Benjitionsgefet ist die «Re­­gierung mit 7 Stimmen in der Minderheit ge­­blieben. Boiicare hat si hierauf zu Millerand begeben und seine Abdankung reingereicht. Wie die Niederstiimmung geschah. Paris, 27.. März. Die Niederstimmung Poincarés erfolgte bei der Abstimmung über das Bension­sge­­feß in der Kammer. Die Regierung verlangte die Ber­­handlung dieses Gefegen­twurfes. Dagegen wurde von der DOpposition der­ Antrag gestellt, den Sefegentwurf an Die Sektionen zurückzugeben. Die Regierung stellte die Vertrauensfrage Die Abstimmung ergab 271­ Stimmen gegen die Regierung und 264 für die Regierung. Die Regierung blieb demnach um 7 Stimmen in der Minderheit. Poincare begab sich daraufhin ins Sinjee, wo er sofort von Millerand empfan­­gen wurde. Boincare überreichte dem Präsidenten der Republik seine Abdankung. E33 Die Tragweite dieser Meldungen läßt sie gegenwärtig noch nicht überbliden. Sie wird wesentlich dadurch be­­­stimmt werden,­­ob der Präsident der Republik die einge­­reichte Abdankung annimmt „der ob er Poincare neuerdings mit der Weiterführung der Bositis betraut. Eine M­ei­­nung darüber, welche Entscheidung Millerand treffen wird, läßt sich nicht aussprechen. Als Boincare seine Finanz­­vorlagen in Kammer und Senat durchbrachte, gewann man den Eindruck, daß seine Stellung nach längerem Schiwansen neuerlich stark befestigt sei. Doch scheint eben­dieser Er­­folg PBoincare zu einem Schritte veranlaßt zu haben, der ihn in Segentat zu dem P­räsidenten der Republik brachte. Gegen die Absichten Millerands und der Mehrheit der Minister feßte er es dar, da die Neuwahlen für den 11. Mai beschlossen­­ wu­rden. Dieser Beschluß scheint die Gegner Poincares zu einem unerwarteten Verstoß ge­­gen den Ministerpräsidenten veranlagt zu haben, für den die an sich wenig wichtige Vorlage über das P­ensions­­geiet zum Anlaß genommen wurde. « (Die Wiederbetrauung Poincarés müßte als sichersam genommen werden,wenn­ seine Wiederstimmung ohne Mit­­"­kwirkung d"ethllerand nahestehenden Kreise erfolgt isch Danber der eben gezeichnete Gegensatz zwischendem darf man ,der Lösung der unerwarteten Negierungsfrise, mit­­ Staatsoberhaupt und dem Regierungschef besteht, rt rer­a­ne ‚Die romänisch-russiscen Verhandlungen ' Spannung entgegengebent. in Wien. Erste Begegnung und Vorbesprechung. Wien, 26. März. Gestern Vormittag um 11 Uhr fand eine Begegnung der beiden Delegationsführer Kres­­tinsti a und‘ Rascamı statt. Die Besprechung­ blieb im allgemeinen Rahmen: Beide Delegierten haben ihren auf­­richtigen­ Wumfe geäußert, daß die Verhandlungen mit » Parlamentsberichte. Senatsfigung vom 26. März. Das Staatspolisichuggetes in den Sektionen. ‚Das neue Mieterschuggete wird mit den während der­­ Rammerverhandlung bereits gebilligten Zufaganträgen un-

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